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Studien über Ganzheit.
Wirklichkeit, also, wenn wir vom innerseelischen Ge¬
schehen absehen, der Natur: „weil“ dieser einzelne Vor¬
gang im Rahmen bestimmter Bedingungen sich abgespielt
hat, „deshalb“ spielt sich jetzt jener ab. Die Bedingun¬
gen gehören dazu, aber eben nur als „Umstände“, mögen
sie auch die Qualität des Ergebnisses mitbestimmen. Aber
das eigentlich Kausale geht darum doch stets das eine
bestimmte Einzelne in seiner Verknüpft heit mit einem
bestimmten späteren Einzelnen an.
Man sollte wirklich nur diese Art der Verknüpftheit
„Kausalität“ nennen, wobei es eine besondere Frage
bleibt, was man in jedem Falle als „einzelnen“ Vorgang
nehmen w ill — das kann der Fall eines Steines von seinem
Anfang bis zu seinem Ende, aber auch die Embryologie
eines Tieres sein. Im Rahmen manches „Einzelnen“ wird
sich Sondereinzelnes oder Einzelnes zweiter Stufe finden
lassen.
Auf alles hier kurz Erörterte bin ich an anderen Stellen1)
in breiterer Form eingegangen. Ich komme jetzt zu dem
eigentlichen Gegenstand dieses Abschnittes, der sich mit
der zweiten Gruppe der Kausalitätsgegner beschäftigen
soll.
2. Ganzheit „oder“ Kausalität.
Es handelt sich um das Verhältnis des Begriffs der
Kausalität zum Begriff der Ganzheit, und hier gilt es
nun eine Lehre zu bekämpfen, die sich kurz in die Worte
„Kausalität oder Ganzheit“ fassen läßt und deren be¬
deutendster Vertreter heute O. Spann ist; Hegel, ja
Platon1 2) sind seine Vorgänger.
1) Relativitätstheorie und Weltanschauung, 2. Aufl. 1930. S. 47 ff., 87ff.
2) Aber mit Ausnahme des „Timäus“, in dem die große, im Rahmen der
„klassischen“ Ideenlehre bestehende Lücke gesehen und ausgefüllt wird.