„Kausalität“ als bloß funktionelle Abhängigkeit.
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1. „Kausalität44 als bloß funktionale Abhängigkeit.
Zum ersten sind es die theoretischen Physiker, die
ihn, sei es in ausdrücklicher Form oder implizite, ab¬
schaffen zu können glauben. Auf die bekannte Äußerung
Kirchhoffs, daß alles wissenschaftliche Arbeiten nur ein
„Beschreiben“ sei, freilich „vollständig und auf die ein¬
fachste Weise“, und auf die erkenntniskritische Arbeit
Machs gehen ihre Angriffe letzthin zurück. Seltsam ist
dabei, daß die mathematischen Physiker die Worte
„Kausalität“ und „kausal“ fortwährend im Munde führen;
sie meinen mit ihnen aber stets nur lückenlose Deter¬
mination „funktionaler“ Art überhaupt, durch Differen¬
tialgleichungen ausgedrückt, und pflegen das auch zuzu¬
geben, wenn man sie sozusagen stellt.
Funktionale und kausale Abhängigkeit sind aber ver¬
schiedene Dinge. Man könnte sagen, die erste sei der all¬
gemeinere, die zweite der speziellere Begriff, so daß also
jedes Kausalverhältnis ein funktionales, aber nicht jedes
funktionale Abhängigkeitsverhältnis ein kausales ist.
Funktionsabhängigkeit sagt: „wenn dieses, dann jenes“,
wobei das „dieses“ und das „jenes“ vertauschbar sind.
Die Gleichung ist, wo es sich um Quantitatives handelt,
ihr Ausdrucksmittel. Eine Gleichung aber kann von links
nach rechts und von rechts nach links gelesen werden
und bleibt bei dieser Vertauschung richtig.
Das echte Kausalverhältnis ist aber ebensowenig „rezi¬
prok“, wie die Relation Vater-Sohn reziprok ist. Wenn A
die Ursache von B ist, so lassen sich A und B nicht ver¬
tauschen. Kausalität steht in der ebenfalls nicht rezi¬
proken Zeit relation, ist aber mehr als sie. Sie bezeichnet
das „weil“ im Strome des Geschehens; und sie geht stets
auf die einzelnen Vorgänge im Rahmen der empirischen