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Studien über Ganzheit.
ganz; daß das Ganze wieder da sei, ist ihr „Ziel“, wobei
es ihr, wie gesagt, ganz vornehmlich auf das Funktions¬
ganze ankommt, das aber, zumal bei Tieren, eng, obschon
nicht absolut, an das Formganze gebunden ist.
Hier ist nun der Ort, auch der Frage nach Ganzheit und
Zweckmäßigkeit im Rahmen des Unbewußt-Psychi¬
schen, also kurz der Seele kurz zu gedenken. Alles liegt
logisch ganz ähnlich wie im Rahmen der Biologie, nur
daß es sich jetzt nicht um Natur, sondern um ein ganz
anderes Reich der empirischen Wirklichkeit handelt, ein
Reich, das, wenn man so sagen will (ganz einwandfrei ist
der Ausdruck nicht), einer ganz anderen „Einstellung“ in
seiner Existenz verdankt ist.
Ich habe oder erlebe nur, ich „mache“ nicht; weder im
sogenannten Innenleben, also etwa beim „Nachdenken“,
noch wenn ich, populär gesprochen, eine äußere Willens¬
handlung ausführe. Im zweiten Fall ist die richtige For¬
mel: „Ich habe ein Willenserlebnis, und dessen Inhalt
verwirklicht sich“, oder ganz kurz: „Ich will und es ge¬
schieht.“ Aber auch die Abfolge meiner Innenerlebnisse
„geschieht“ zunächst bloß. Wir wollen jedoch diese Ab¬
folge kausal verstehen und setzen daher Jemanden, der
sie „macht“. Das sind die dynamischen Agenzien des
Seelisch-Unbewußten. Und ganz ebenso, wie wir nun im
organischen Teil der Natur, also biologisch, Ganzmachen¬
des oder, analogienhaft gesprochen, Unmittelbar-Ziel-
mäßiges wirken ließen, weil Mechanik auf gegebener Struk¬
tur versagte, so muß auch hier Ganzmachendes, das heißt
hier: Sinnanreicherndes im Sinne eines Unmittelbar-Ziel-
mäßigen, angenommen werden, weil die bloße Assoziations¬
lehre versagt. Es „macht“, wollend und tätig, während
ich nur „statisch“ will. Die Seele als Wollender ist also
nicht Ich — ist, wenn man so will, ein Alter ego, aber