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„Naturwissenschaft“ und „Geisteswissenschaft“.
ohne etwas „Sinn44-volles zu erleben. Aber die Abfolge
der Sinnerlebnisse steht doch eben zur Untersuchung.
Die aber verstehe ich aus sich selbst nicht, denn ich
„mache44 sie ja nicht; aber ich schaue in ihr als in einer
Abfolge gewisse kausale Gesetzesschemata — vielleicht
einen Entwicklungssinn.
3. Die Zweideutigkeit des Wortes „Sinn“.
Damit sind wir nun noch auf ein Letztes gekommen,
nämlich auf die Zweideutigkeit des Wortes „Sinn44.
Dieses Wort wird in der Tat in zwei ganz verschie¬
denen Bedeutungen gebraucht:
Erstens hat „Sinn44 jede durch ein Wort bezeichnete
gesetzte Bedeutung und jeder durch einen Wortsatz
bezeichnete Bedeutungszusammenhang. „Zahl44, „Drei¬
eck44, „Tugend44 haben in dieser Beziehung Sinn und eben¬
so der Inhalt des Pythagoras oder des kategorischen
Imperativs.
Zweitens sagt man, daß etwas „Sinn44 habe, wenn es
eine bestimmte Stelle in einem klar erkannten oder ver¬
muteten Plane oder einer deutlich nachgewiesenen oder
vermuteten Entwicklung hat. In dieser Hinsicht allein
hat die Frage nach dem „Sinn44 der Phylogcnie, der
Geschichte, aber auch des personalen Seelenlebens eines
Menschen in seiner Gesamtheit, eine klare Bedeutung.
Unter den „Sinnen44 überhaupt als den Bedeutungen
und Bedeutungszusammenhängen gibt es also besondere
„Sinn-bedeutungen44, d. h. Plan- oder Evolutions¬
bedeutungen.
Daß im Deutschen beide Male „Sinn44 gesagt wird,
schafft die große Zweideutigkeit.