42 Die letzten Grundlagen der Möglichkeitserwägung.
mindstuff — ein etwas ungeschicktes Wort — bezeichnet
haben, und auch durchaus mit meiner eigenen Lehre, daß
das unmittelbar bewußt Gehabte der Ausgang von
allem Ordnungswissen sei. Aus ihm entsteht ja: erstens
die allgemeine Bedeutungslehre („formale“ Logik, Rela¬
tionstheorie, Mathematik, Geometrie, Farbenlehre, Har¬
monielehre und vielleicht noch mehr), sobald auf die bloße
Bedeutungsdurchtränktheit des Unmittelbaren als solche
geachtet wird, zweitens die Psychologie, sobald auf die
Abfolge der Erlebnisse als Erlebnisse in der Zeit also auf
jedes Erlebnis als auf ein Jetzt-Ich-So geachtet wird,
drittens die Naturlehre, im weitesten Sinne des Wortes,
sobald Ich gewisse, nicht alle, meiner Erlebtheiten, welche
in diesem Falle stets die Form Jetzt-Hier-So haben, deren
Inhalte also „räumlich“ sind, gleichsam selbständige
Gegenstände im Raum „meinen“ lasse.
Wichtig ist uns nun im besonderen Carnaps durchaus
zutreffende Lehre, daß auch das Fremd-Seelische stets
auf erfaßte Beziehungen von der Form Jetzt-Hier-So
rückbeziehbar sein müsse, da die Notwendigkeit solcher
Rückbeziehung ja für alles, was nicht als Bedeutung
schlechthin oder ausdrücklich als Erlebnis betrachtet
wird, gilt. Fremdes Seelische kann also nur „behavio-
ristisch“ erfaßt werden; oder, umgekehrt gesagt: von
Fremd-Seelischem reden heißt auf Grund einer Gesamt¬
heit unmittelbarer Data von der Form Jetzt-Hier-So
einen bestimmten Ordnungstypus der Verknüpftheit im
Sinne eines „Als ob“ setzen. Daß ganz dasselbe von allem
Kultur- oder Geisteswissenschaftlichen gilt, daß auch
hier der Ausgang der Forschung stets „behavioristisch“
sein muß, indem er an Jetzt-Hier-So-Data — (ein Merk¬
mal, ein Buch, eine Rede) — gebunden ist, sollte eigent¬
lich nicht gesagt zu werden brauchen.