38 Die letzten Grundlagen der Möglichkeitserwägung.
Sicherlich, „Du’s“ sind apriori möglich; d. h. andere
Leiber, dem meinen ähnlich und im Benehmen wie mei¬
ner, sind möglich, denen ich, wenn es sie geben würde,
per analogiam ein Ich zuschreiben würde. Warum denn
nicht, wenn selbst Engel und Gespenster und Teufel, ja
selbst Wesen, die alle 24 Stunden vom Engel zum Teufel
Umschlägen und umgekehrt „möglich“ sind? Aber daß
es diese Du-Leiber gibt und wo sie vorliegen, das weiß
ich nur aus Erfahrung. Es muß sie nicht geben. Und das
angebliche „apriori“-Wissen um das Sosein von Duheit
überhaupt ist wirklich nur ein Wissen darum, daß
apriori unter gewissen Umständen ein gewisser Analogie¬
schluß — die alte Lehre war die allein richtige — möglich
sein würde. Das besagt herzlich wenig im Sinn des
„apriori“. Erst recht gilt die Lehre vom erfahrungshaften
Erworbensein, im Gegensatz zum Dogma vom spezi¬
fischen „Angeborensein“, natürlich in bezug auf die Deu¬
tung des Mienenspiels und überhaupt der sogenannten
Ausdrucksbewegungen des Anderen. Man weiß, wie¬
viel ich von den „parapsychischen“ abnormen Wegen
des Wissenserwerbs (Gedankenübertragung usw.) halte.
Ernste schwierige Forschungen haben das Dasein dieser
Dinge sichergestellt. Aber die erfahrungsfreie, sich als
richtig erweisende Deutung des Mienenspiels eines ande¬
ren ist in keinem Falle „sichergestellt“, und es gibt
hier überhaupt keine „ernsten schwierigen Forschun¬
gen“, sondern nur, oft, z. B. bei Scheler, recht an¬
mutig zu lesende, Behauptungen. Ich sage nicht, daß
es so etwas nicht geben „könne“ — das darf man nie
sagen. Aber es wäre sehr sorgfältig nachzuweisen und
dürfte nur allenfalls im Rahmen der, wie Watson ge¬
zeigt hat, sehr wenig zahlreichen angebotenen Reflexe
vielleicht einigermaßen wahrscheinlich sein. Daß man aber