20 Die letzten Grundlagen der Möglichkeitserwägung.
echte „Erinnerung114 definierte als ein Erlebnis, welches
auf einen früheren gleichen realen1) Erlebnisinhalt der
gleichen Person zurückweist. „Erinnerung weist zurück44
ist also ein analytisches, völlig leeres, Urteil.
b) Phänomenologie als unmetaphysische
Ontologie.
Ein zweiter Teil der Phänomenologie beschäftigt sich
mit dem Aufweis der unzerlegbaren bewußt erleb¬
ten Bedeutungen und ihrer aus ihnen selbst heraus,
also apriori, erfaßbaren Zusammenhänge, ist also das,
was ich Lehre von den UrOrdnungsbedeutungen und Ur-
ordnungssätzen nenne. Diesen Teil, zu dem die gesamte
Mathematik gehört, kann man auch, aber ohne metaphy¬
sischen Sinn, „Ontologie44 nennen oder Kategorienlehre,
freilich nicht ganz in dem Sinne, in welchem Kant das
Wort „Kategorie44 gebraucht. Hier ist die gewissenhafte
Prüfung, was denn nun wirklich „unzerlegbar44 sei, das
allererste, so oft übersehene Erfordernis. Man darf sagen,
daß man eine Urbedeutung als solche „schaue44; man
darf auch sagen, daß man hier das JEesen (= Sosein) von
Bedeutungen erfasse, aber eben nur von Bedeutungen.
Husserl hat ursprünglich wohl nur an diese Art von
Phänomenologie, die in der Tat eine „strenge Wissen¬
schaft44 ist, gedacht. Er ging dann freilich bald zur Schau
dessen über, was er „Aktarten44 nannte und was nach
unserer Auffassung verschiedene „Tönungen44 oder „Ak¬
zente44 am Gegenständlichen sind. Gewiß sind auch diese
Akzente, der Lust-Unlust-, Bichtigkeitston, Seinskreiston
usw„ von, in unserem Sinne, ontologischer Bedeutsam¬
keit, als Bedeutungen. Aber man muß hier sehr vorsich-
2) Bei der fausse reconnaissance fehlt diese, obwohl der Ton damals
erlebt wird. Sie ist also nicht „echte Erinnerung“.