„Phänomenologie“, ein Wort für drei verschiedene Dinge. 19
worbenen Kenntnisse gezwungen bin, ein Erleben
im psycbopbysiscbem Sinne „Wahrnehmung“ zu nennen,
und nicht etwa „bloße Vorstellung“, „Phantasiegebilde“
usw., das ist bezüglich seiner Einzelheiten ziemlich
gleichgültig, und wird erst bei nachfolgender, eben auf die
schon erworbenen Wissenszusammenhänge gegründeter
Analyse bedeutsam.
Es ist ja doch ein bekannter Satz der Psychologie, daß
ich einem bildhaften Erlebnis als solchem — (das Wort
„bildhaft“ sehr allgemein, also gleich „sinnlich“ ver¬
standen) — nicht ansehe, ob es Wahrnehmung im
psychophysischem Sinne ist oder nicht. Die Entschei¬
dung darüber gibt erst die Reflexion über die Einreihung
des in Frage stehenden Erlebnisses in die Gesamtheit
des Erlebten. Bloße Beschreibung eines Erlebnisses, das
vielleicht Wahrnehmung sein könnte, leistet also sicher¬
lich nur Vorarbeit; und auch wenn ich der Beschreibung
beifüge, was ich eigentlich unmittelbar erlebe, wenn ich
das in Frage Stehende nun in der Tat als echte psycho¬
physische Wahrnehmung erfasse, also als ein von einem
„Dinge“ herstammendes Erlebnis, so bleibt doch dieser
Zusatz zur Deskription an Bedeutung weit zurück hinter
dem eigentlich gesetzten Begriff. Der eine erlebt das in
Rede Stehende so, der andere anders: nur der Begriff
und das durch ihn „Gemeinte“ ist für alle (im empirischen
Sinne) dasselbe; und nur das ist wichtig. In diesem Sinne
„gibt es“ empirisch echte Wahrnehmung, echte Erinne¬
rung usw. Aber das ist alles andere als „apriori“; und es
„folgt“ auch aus den so fest gelegten Begriffen gar nichts
als das, was man in sie bei der Definition hineinlegte.
Man hat gesagt, der Begriff „Erinnerung“ fordere wesens¬
mäßig die Beziehung auf ein früheres Erlebnis der glei¬
chen Person. Gewiß tut er das — aber nur weil man
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