Die Möglichkeitserwägung seihst.
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Daß man die Gegenstandsgebiete „ursprünglich be¬
handeln“ müsse, ganz ebenso wie der Forscher, haben
wir schon gesagt.
Es gibt ein altes, sehr schlichtes und einfaches Buch
über Methodik, das jeder ohne weiteres versteht, das aber
auch von dem raffiniertesten Philosophen immer wieder
gelesen werden sollte; und das ist Descartes’ Discours
de la Methode. Hier knüpfen wir an, wobei wir aber auch
die Leistung Francis Bacon1 s nicht unterschätzen wollen,
der das große Verdienst hat, durch Wegräumen jahr-
hunderte alten Schuttes den Boden für die Errichtung
des Neuen vorbereitet zu haben, ganz abgesehen von
seinen Verdiensten um die Induktionslehre.
Die methodischen Vorschriften Descartes* lauten:
„Zergliedere jedes Problem.“ „Gehe vom Zusammen¬
gesetzten zum Einfachen.“ „Halte nichts für einfach, was
zusammengesetzt ist.“ „Halte keine Einsicht für end¬
gültig, welche du nicht so klar und deutlich erfaßt hast,
daß ein Zweifel völlig ausgeschlossen ist.“
Diese Vorschriften sind alle zutreffend. Einzig mit ge¬
wissen Bedenken behaftet ist vielleicht die letzte; davon
werden wir noch reden.
Soll ich nun meinerseits einzelne Vorschriften darüber
geben, wie man Möglichkeitserwägungen mit Aussicht
auf Erfolg durchzuführen oder wenigstens vorzubereiten
habe, so kann ich allen einzelnen Anweisungen den ganz
allgemeinen Satz vorausstellen: Gib dich deinem
Gegenstände hin. Durch die Zergliederung dieses einen
Satzes werden wir in der Tat alle unsere Einzelvorschrif¬
ten gewinnen. Diese Zergliederung aber führt der Reihe
nach zu folgendem:
Erstens: Frage dich, was das eigentlich ist, was du
als Gegenstand vor dir hast, also etwa der Fall der schwe¬