114 Metaphysische Ratschläge und Warnungen.
der Seele zur Komplexergänzung (Selz), wie sie sich
schon im Alleralltäglichsten zeigt, offenbart sich hier;
das ist alles.
Ganz anders freilich sind die Systeme von Aristoteles,
Leibniz, Schopenhauer und E. v. Hartmann, um
von Lebenden abzusehen, zu bewerten, kurz, alle nicht
oder wenigstens nicht nur emanatorischen Systeme, zu
denen übrigens auch das im platonischen „Timaios“ Dar¬
gebotene gehört. Das sind Gebäude von metaphysischen
Hypothesen; da gibt es Rechenschaft über eine
wirkliche Dynamik des Weltprozesses, die bei den streng
emanatorischen Systemen, die eben deshalb rein logische
Gebilde sind und nur „metaphysisch“ heißen, gänzlich
fehlt. Einen gewissen Wert behalten natürlich diese
Systeme trotzdem — aber eben nur einen logisch-
klassifikatorischen.
Wenn wir in den rein emanatorischen Systemen —
ganz besonders bei Spinoza und Hegel — das dynamische
Element vermissen, so soll das natürlich nicht heißen,
daß wir in einem metaphysischen Weltsystem in naiv
naturalistischer Weise eine zeitliche Dynamik zu sehen
wünschen. Zeitloses, besser Zeitunbezogenes muß sicher¬
lich eingeführt werden; aber das darf nicht zeitunbezogen
in dem Sinne sein, in dem Begriffe und mathematische
Formeln „zeitlos“ sind: An ein „Geschehen“, das
zwar kein zeithaftes Geschehen ist, ist zu denken, und
dieses hat sich abzuspielen in einem Geschehensrah¬
men, der spezifisches obschon durchaus unerkennbares
Sosein hat — falls man sich nicht entschließt, die
Zeit selbst auf das Wirkliche zu übertragen. Das bloße
sequitUT würde hier selbst dann nicht genügen, wenn
es Erfüllung fände, was, wie wir zeigten, nicht einmal
der Fall ist. —