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Metaphysische Ratschläge und Warnungen.
führende Schau, welche vielmehr ein dem geborenen
Forscher oder Philosophen mitgegebenes Geschenk ist,
so ist das auf metaphysischem Boden erst recht der Fall.
Es gelten, es bleiben geltend, alle unsere Ratschläge
für Möglichkeitserwägungen und was damit zusammen-
hängt, es bleiben geltend alle unsere Warnungen. Hinzu¬
gefügt werden mag immerhin der allgemeine Ratschlag,
doch stets zu sagen, was man eigentlich mit dem Wort
„metaphysisch“ meint. Leider wird das heute von Vielen
nicht gesagt, wird vielmehr mit dem Worte „Metaphy¬
sik“, oft in schwärmerisch pathetischer Weise, gespielt.
Metaphysik sollte nur die Lehre vornan sich (also nicht
vom Für mich) genannt werden; denn der Ton des an sich
ist in der Tat das einzige, was metaphysische Lehren
von bloß logischen, was, in meiner Sprache, Wirklich¬
keitslehre von Ordnungslehre scheidet. Bloße teleologische
Betrachtung des Etwas, gehe sie auch auf einen Welten¬
plan, ist als solche noch nicht Metaphysik; also die
„Sinn“-lehre als solche ist es nicht. Warum sollte mein
Lebenstraum als Traum keinen „Sinn“ haben1) ?
Was das An sich ist, läßt sich nicht a priori sagen. Es
mag a priori eine Geisterwelt (Monadenlehre), eine be¬
wußtlose Welt (Materialismus), eine Mischung von Beidem
(Dualismus) sein. Es mag lediglich in einer Gesamtheit
allgemeingültiger Urteile bestehen. Das alles ist für den
Begriff der Metaphysik gleichgültig: aber der Begriff
des Ansich, welches „existiert“, auch wenn Ich es nicht
bewußt habe — der muß gesetzt sein, und zwar ganz
bewußt und ausdrücklich, wenn man ernsthaft von Meta¬
physik reden will.
Aber Neues an Methodik kann es hier eben deshalb
nicht geben, weil es, wenigstens im Rahmen der ernst-
J) Zum Worte „Sinn“ vgl. Seite 56.