86 Beispiele einzelner philosophischer Fehlgriffe und Gefahren.
Und diese objektive Folge gilt es ganz nüchtern auf
ihren Ordnungstypus hin zu untersuchen. Nur das ist
keine „Romantik111, sondern Philosophie: das reine Ich
erforscht die Ordnung der Objekte, zu der auch das
Subjekt des „eigenen“ Handelns mit seinem gesamten
„geistigen“ Besitz gehört.
Will man das „Naturalismus“ nennen — meinetwegen.
Dann sind eben Naturalismus und wissenschaftliche
Philosophie dasselbe. Dann ist Gegnerschaft gegen Natu¬
ralismus eine Absage an wissenschaftliche Philosophie.
Besser sagt man hier freilich, statt „Naturalismus“
ordnungshafte Erfassung oder, kurz, Ordnungslehre. Die
aber ist überall, in Chemie wie in Geisteslehre, nüchtern
und durchaus objektiv, und als Ordnungslehre1) durch¬
aus dem Postulat des Determinismus unterstellt, mag die¬
ses auch metaphysisch vielleicht für gewisse Geschehens¬
ausgänge im Universum nicht gehalten werden können.
Ob das der Fall ist, haben Sonderuntersuchungen aus¬
zumachen. Auf keinen Fall darf die „Freiheits“ frage hier
leicht genommen werden: sie ist eben nur objektiv durch
Sonderuntersuchungen zu erforschen und allerdings, wie
wir meinen, heute unlösbar. Mit Wünschen löst man sie
gewiß nicht, ebensowenig mit „Phänomenologie“. Und
„Freiheit“, ernst verstanden, darf eben nur „Indeter¬
minismus“ heißen, wenn anders mit diesem Wort über¬
haupt etwas Klares und Festes bezeichnet werden soll.
*) Litt sieht diese allgemeine Bedeutung der Ordnungslehre nicht.
Sein „Naturalismus“ orientiert sich überall an gewissen modernen
Ausprägungen der mathematischen Physik, die, rein objektiv, schon
biologisch nicht genügen. Einmal scheint Litt (S. 32) der bekannten
„Standpunktslehre“ das Wort zu reden, als ob sich alles Geschehen im
Raum, freilich nur von „einer Seite“ betrachtet, der mathematisch¬
physikalischen Formung fügen müsse. Er zitiert beifällig Plessners
Satz, daß sich Mechanismus und Vitalismus auf „verschiedenen
Denkebenen“ bewegten. Das ist objektiv falsch (s. S. 60f).