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Für das Jahr 1906 betrugen die Ausgaben für diese Einrichtung auf
den westfälischen Staatswerken bereits 17 019 Mark, 1907 22 697 Mark und
1908 29 678 Mark.
Auch die auf den staatlichen Steinkohlengruben an der Saar beschäftigten
Bergleute wünschen dringend, die Einführung einer ähnlichen Einrichtung auf
den Saargruben. Dort läßt sich ja eine solche Einrichtung, auch ohne daß zu
große Schwierigkeiten zu überwinden sind, schaffen. Sie wird auch im Saarrevier
die besten Folgen für die Arbeiter und die Allgemeinheit zeitigen. Der Wunsch
der Saarbergleute geht nun dahin, daß die Einrichtung ebenso wie im Ruhr
gebiet mit den Gruben und nicht mit dem Knappschaftsverein verknüpft wird.
Auch wünschen sie die Einführung einer freien Ärztewahl innerhalb der Ärzte,
die bereit sind, zu den festzusetzenden Bedingungen die Behandlung zu über
nehmen, ivie sie ja auch in Westfalen besteht.
Die Mehrheit der Saarbergleute ist gern bereit, auch ihrerseits für diese
Einrichtung ein Opfer zu bringen und will auf das im Saarrevier alle zwei Jahre
stattfindende Bergfest verzichten, damit die sonst dafür aufzuwendende erhebliche
Summe für die Fürsorge für ihre erkrankten Familienangehörigen benutzt
werden kann. Durch die Aufgabe des Bergfestes würde eine recht erhebliche
Summe erspart. Da pro Belegschaftsmitglied bis 6 Mark dafür aufgewendet
werden dürfen, so ergibt das allein schon eine Summe von über 300 000 Mark.
Dazu kommt noch der Förder-Ausfall für eine Schicht und die sonst entstehenden
Kosten. Die Saarbergleute geben sich der angenehmen Hoffnung hin, daß der
Fiskus im Interesse der guten Sache gern bereit ist, die noch fehlende Summe
zuzuschießen, umsomehr, als er ja für seine noch einen großen Zuschuß erfor
dernden Werke in Westfalen bereits seit Jahren die jetzt auch im Saarrevier
gewünschte Einrichtung geschaffen hat. Noch angenehmer wäre allerdings den
Saarbergleuten, wenn für ihre erkrankten Familienangehörigen gesorgt würde,
ohne daß sie auf das Bergfest zu verzichten brauchen. Die Fürsorge für die
Familienangehörigen halten sie jedoch für da,s Notwendigste.
Auch im Saar
gebiet wünscht
man die Ein
richtung.
Aufbringung der
notwendigen
Mittel.
Schlußwort.
Unser für die Volkswirtschaft, die Staatsfinanzen und weite Volkskreise
so bedeutungsvolle Staatsbergbau im Saarrevier hat, wie wir gezeigt haben, keine
ganz befriedigenden Arbeiterverhältnisse. Die Entwicklung der Löhne und deren
jetzige Höhe muß als unbefriedigend bezeichnet werden. War doch das Durch
schnittseinkommen aller Arbeiter in den Jahren 1909/10 nicht höher wie vor
2 Jahrzehnten in den Jahren 1890/91. Ein Vergleich der Entwicklung der
Löhne in den verschiedenen Steinkohlenbergbaurevieren des Westens ergibt auch
ein für unseren staatlichen Steinkohlenbergbau an der Saar sehr ungünstiges
Bild. Der Jähr es-Durchschnittslohn sämtlicher Bergarbeiter war im Jahre 1909
gegenüber 1889 höher: im Oberbergamtsbezirk Dortmund um 409 Mk. oder
43,46 Prozent, bei Aachen um 527 Mk. oder 64,50 Prozent, im Saarrevier jedoch
nur um 203 Mk. oder 21,75 Prozent.
Zu berücksichtigen ist hierbei, daß auch im Saarrevier in den letzten Jahr
zehnten eine erhebliche Verteuerung der Lebenshaltung zu verzeichnen war. Die
Begründungen zu den Besoldungsordnungen in Reich, Staat und Kommune
sowie die mitgeteilten statistischen Nachweise beweisen das.
Nicht außer Acht gelassen werden darf die Tatsache, daß die Saarbergleute
jetzt auch noch für eine größere Zahl von Kindern zu sorgen haben wie früher.