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großem Maße vor. Die in den letzten Jahren dieserhalh geführten Prozesse
zeigten dieses recht deutlich, wenn sie auch noch keine volle Klarheit über den
Umfang der geübten Betrügereien brachten.
In den letzten Jahren paßte sich die Haltung der Bergverwaltung gegen
über den Arbeitern mehr wie früher den heutigen modernen Zeitströmungen
an. Es wurde den Saarbergleuten der Anschluß an eine auf nationalem Boden
stehende Organisation nicht mehr verboten. Allerdings konnte sich mancher Be
amte schlecht mit dieser Taktik befreunden und fand die Organisation deshalb
doch 7ioch manche Hindernisse. Die ganze Entwicklung der Saargruben, deren
angeblich mangelnde Rentabilität und der Wunsch nach einer besseren Ver
zinsung des im Staatsbergbau steckenden Kapitals hatten zur Folge, daß die
Höhe des Lohnes nicht mehr so ist, wie sie im Interesse der Arbeiter und. der
Allgemeinheit gewünscht werden muß.
¿Die (Entwicklung der ¿Bergarbeiterlöhne auf den staatlichen Qruben
im Saarrevier in den letzten Jahrzehnten.
Um ein sachlich ja nicht zu Gunsten der Arbeiter gefärbtes Bild zu zeichnen,
wollen wir mit einem Jahre mit schlechter Konjunktur und niedrigen Löhnen
beginnen. Die durchschnittlichen Nettolöhne sämtlicher Arbeiter auf den staat
lichen Gruben im Saarrevier betrugen:
Entwicklung der
Löhne aller
Saarhergleute
seit 1888.
Jahr
pro Schicht
Mark
pro Jahr
Mark
Jahr
pro Schicht
Mark
pro Jahr
Mark
1888
2,92
842
1899
3,46
1019
1889
3,24
933
1900
3,56
1044
1890
3,79
1114
1901
3,54
1042
1891
3,89
1137
1902
3,57
1053
1892
3,69
1042
1903
3,60
1068
1893
3,37
925
1904
3,71
1097
1894
3,24
921
1905
3,80
1114
1895
3,27
929
1906
3,88
1146
1896
3,28
966
1907
4,02
1185
1897
3,34
982
1908
4,04
1182
1898
3,40
1015
1909
3,96
1136
1910 im 1. Vierteljahr pro Schicht 3,94 Mark, pro Vierteljahr 274 Mark
„ „ „ „ 3,95 „ „ „ 272 „
„ 3. „ „ „ 3,97 „ „ „ 282 „
Die Entwicklung der Löhne in den letzten 20 Jahren kann, das zeigt
schon der erste Blick, als eine günstige nicht bezeichnet werden; die von der
Bergverwaltung nach der in den Jahren 1892/93 er folgten bedeutenden Herabsetzung
der Löhne beobachtete stetige Lohnpolitik war für die Arbeiter nicht sehr ein
träglich. Nachdem in den Jahren 1892 bis 1894 eine erhebliche Herabsetzung
der Löhne vorgenommen war, konnte ja sehr leicht eine stetige Lohnpolitik bei
behalten werden. Der Fiskus hatte den Hauptvorteil davon, denn der Lohn
war infolge dieser Politik stetig niedrig. 15 Jahre lang wurde der im Jahre 1891
durchschnittlich gezahlte Schichtlohn nicht wieder erreicht. Die Hochkonjunktur
zu Ende der 1890er Jahre brachte den Saarbergleuten nicht einmal annähernd
den Lohn, den sie in den Jahren 1890 und 1891 erhalten hatten. Erst bei der
Hochkonjunktur im Jahre 1906 wurde wiederum der Jahreslohn von 1891
erreicht. Er wurde aber nur für wenige Jahre beibehalten. Der Jahresdurch
schnittslohn von 1909 ist schon um 1 Mark niedriger wie der von 1891. Im Jahre