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1960 (0088)

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CC BY-NC-SA: Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. You can find more information here.

Bibliographic data

fullscreen: 1960 (0088)

Periodical

Persistent identifier:
86316854X
Title:
Saarbrücker Bergmannskalender
ZDB-ID:
ZDB Icon2862115-3
Place of publication:
Saarbrücken
Publisher:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Document type:
Periodical
Collection:
Periodicals
Mining
Erscheinungsverlauf:
1873 - 1962
Copyright:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Language:
ger

Volume

Persistent identifier:
86316854X_0088
URN:
urn:nbn:de:bsz:291-sulbdigital-491023
Title:
1960
Volume count:
0088
Publisher:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Document type:
Volume
Collection:
Mining
Year of publication:
1960
Copyright:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Language:
ger
Digitised pages:
210

Chapter

Title:
Gemischte Beiträge
Document type:
Periodical
Structure type:
Chapter
Digitised pages:
198

Contents

Table of contents

  • Saarbrücker Bergmannskalender
  • 1960 (0088)
  • Cover
  • Title page
  • Imprint
  • Kalendarium
  • Gemischte Beiträge
  • Contents
  • Cover

Full text

135 
WEIHNACHTSERZÄHLUNG VON MAXRUDOLF HELFGEN 
s geschah vor Jahren, daß ein blutjunger Berg= 
mann, der eben erst den Schulranzen mit Hammer 
und Schlägel vertauscht hatte, zur Adventszeit das 
Elternhaus im Trotz verließ und lange Zeit nicht 
mehr gesehen wurde. Der Anlaß zu dieser unbe= 
dachten Flucht war ein Wortwechsel mit dem Vater. 
Da dem Alter aber oft entgeht, daß die Wege der 
jüngeren Generation zwar andere sind, als die 
seinen es waren, endlich aber doch dem gleichen, 
guten Ziel zustreben, entspann sich ein Streit, der 
in dem Jungen schließlich einen unbändigen Trotz 
aufflackern ließ. Anfangs versuchte er wohl mit 
ruhigen Worten, das Verständnis des Vaters zu 
erwecken, aber es blieb vergebliche Liebesmüh'. 
So schlug also der so gar nicht abenteuerlich ver= 
anlagte Paul an einem frostklirrenden Nachmittag 
die Türe des elterlichen Hauses hinter sich zu und 
nahm für lange Zeit den Frieden mit sich fort. 
Da er nicht mehr zurückkam, machte sich der Vater 
wohl heftige Vorwürfe über seine Unduldsamkeit, 
aber das brachte ihm sein Kind nicht mehr zurück. 
Die Mutter weinte, hoffte und flehte zum Himmel. 
Heute bat sie den Herrgott, er möge den Winter 
recht kalt werden lassen, damit die Kälte den Bub 
wieder in die Wärme des Elternhauses zurück* 
treibe, am anderen Tage betete sie darum, daß 
sich der Winter mild und freundlich zeigen möge, 
damit der Junge draußen nicht elend frieren müsse 
— wie es einem ratlosen und bangenden Mutter* 
herz eben gerade einfallen mag. 
Wochen vergingen, ohne daß man etwas von dem 
Flüchtigen gehört hätte. Der Winter wollte es der 
Mutter recht tun und zeigte sich einmal freundlich 
und einmal streng, aber weder das eine noch das 
andere schien den Trotz des Jungen brechen zu 
können um ihn dorthin zurückzuführen, wohin er 
eigentlich gehörte. Wohl kam hier und da ein 
Nachbar zu den verzweifelten Eltern und behaup* 
tete, der Gesuchte sei hier und dort bettelnd ge* 
sehen worden, aber keiner von ihnen wußte etwas 
Genaues, und so verlief jede Spur im Sande, ehe 
man sie noch recht gefunden hatte. Man vermutete 
den Flüchtling in weiter Ferne und kam keineswegs 
auf den Gedanken, daß ein Mensch, der von Natur 
aus gutherzig und aufrecht ist, sich nicht weit von 
dem, was ihm lieb und teuer ist, entfernt. 
Während der Vater immer stiller wurde und die 
Mutter von Tag zu Tag dringlicher zum Himmel 
flehte, lag der Junge in einem Heuschober und 
rang mit entsetzlicher Angst, die von einem bösen 
und friedlosen Menschen eifrig genährt wurde. Da 
der Junge nämlich das Elternhaus verlassen hatte, 
war er an einen verrufenen, rothaarigen Burschen 
geraten, den er von der Grube her kannte und der 
dort nicht sehr gut gelitten war. 
Dieser rothaarige Mensch nun hatte schon einige* 
male seinen Arbeitsplatz gewechselt, bevor er auf 
die Grube kam. Unstet und friedlos war er selber 
und hatte seine Freude daran, überall, wo er hin* 
kam, Unfrieden zu säen. Seine Kameraden sahen 
ihn deshalb nicht gerne, und seine Vorgesetzten 
lauerten auf eine Gelegenheit, ihn wieder los zu 
werden. 
Ein böser Zufall war es, der ihm Paul am Tage 
seiner Flucht in den Weg kommen ließ. Vielleicht 
wäre der Junge am späten Abend wieder zurück* 
gekehrt, aber er ließ sich dazu verleiten, dem an* 
deren seine Geschichte zu erzählen. Der heuchelte 
Mitleid und überredete Paul, in einem weitab vom 
Nachbardorf stehenden Heuschober seines Vaters 
zu übernachten. Am anderen Tage brachte er dem 
Jungen die Nachricht, seine Eltern hätten überall 
herum erzählt, sie wollten ihn in eine Erziehungs* 
anstalt stecken, wenn er wieder zurückkomme. 
So verbrachte denn Paul einige Wochen in der 
Scheune und wagte es nicht, nach Hause zu gehen. 
Er überließ sich ganz dem Willen des Verführers, 
der ihm seine kargen Mahlzeiten lieferte, die mei* 
stens nur aus trockenem Brot bestanden, und der 
ihm im übrigen Tag für Tag berichtete, daß sein 
Vater unversöhnlich sei und geschworen habe, ihn 
hinter Gitter zu bringen. 
An einem Abend, es war der Tag vor dem Heiligen 
Abend, brachte er Paul wieder ein verschimmeltes, 
altes Brot. Der Junge lag im Heu und seine erste 
Frage war, ob sich draußen noch immer nichts zu 
seinen Gunsten geändert habe. 
„Es wird immer schlechter für dich", sagte der an* 
dere und konnte seine Schadenfreude über die Not 
des Jungen kaum verbergen. „Dein Vater hat er* 
klärt, er hätte keinen Sohn mehr, und er würde
	        

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1960. Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek, 1960. Print.
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