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1957 (0085)

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CC BY-NC-SA: Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International. You can find more information here.

Bibliographic data

fullscreen: 1957 (0085)

Periodical

Persistent identifier:
86316854X
Title:
Saarbrücker Bergmannskalender
ZDB-ID:
ZDB Icon2862115-3
Place of publication:
Saarbrücken
Publisher:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Document type:
Periodical
Collection:
Periodicals
Mining
Year of publication:
1873
1962
Copyright:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Language:
ger

Volume

Persistent identifier:
86316854X_0085
URN:
urn:nbn:de:bsz:291-sulbdigital-484062
Title:
1957
Volume count:
0085
Publisher:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Document type:
Volume
Collection:
Mining
Year of publication:
1957
Copyright:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Language:
ger
Digitised pages:
210

Chapter

Title:
Gemischte Beiträge
Document type:
Periodical
Structure type:
Chapter
Digitised pages:
195

Contents

Table of contents

  • Saarbrücker Bergmannskalender
  • 1957 (0085)
  • Cover
  • Title page
  • Imprint
  • Kalender
  • Gemischte Beiträge
  • Inserate
  • Contents

Full text

176 
C.E^3II1 (Ich TmfoiÄeidimg: 
Von Walter Vollmer 
Der Verfasser, der hier Selbsterlebtes schildert, war jahrelang selbst Bergmann im Ruhr 
gebiet, ehe er den Bohrhammer mit der Feder vertauschte. Er ist inzwischen ein bekannter 
Dichter geworden, der 1955 mit dem West fiilischen Dichterpreis der Regierung ausgezeichnet 
wurde. 
D ie Welt hat viele Gesichter! Wenn man jung 
ist und vor Daseinslust heute singen möchte, 
morgen eher sterben und ganz und gar ver 
gehen, weil die Schwermut der Jugend wie ein 
dahineilendes, schwarzes Segel die Tage und Ge 
danken überschattet, dann ist es verständlich, daß 
man griesgrämig werden kann, wenn die Stunde 
zur Abfahrt gekommen ist. 
An einem Sommerabend war es, als aus einem 
herrlichen Tag mit weichen süßen Winden ein 
zärtlich schöner Abend geworden war und ich mit 
Heinrich Brademann hoch am Geländer der Hänge 
bank saß. Alt und gelassen hockte Bradeinann 
neben mir. Ihn schien das Glitzern der Bahnhofs 
lichter, das Rauschen der fernen abendlichen Stadt 
und das Rufen der Männer auf der Bergehalde 
nicht zu rühren. Still, wie tot, saß er da, blickte 
mit erloschenem Altmännergesicht vor sich hin und 
wartete auf das Schachtsignal. Mir aber strömte 
aus der dröhnenden Welt der Gesang des Lebens 
zu, und ich war von tiefer Unruhe erfüllt. Sie gab 
mir große Worte ein vom Sinn dieser Unruhe in 
den brausenden Städten, und ich weiß heute, daß 
es Fragen waren nach Sinn und Ordnung in die 
ser vielgesichtigen, gefährlichen und schönen Welt. 
Heinrich Brademann dachte nicht daran, sie mir 
zu beantworten, und doch hat er es auf seine 
Weise noch in der gleichen Nacht getan, daß ich 
es his heute nicht vergessen habe. 
„Lärme nicht so groß“, sagte er schließlich. 
„Wenn du erst einmal sechs Kinder großgezogen 
hast und in Ehren alt geworden bist, ist alles 
anders. Auch Gott!“ 
„Wieso? Ein anderer?“ 
„Junge Leute schwätzen manchmal, wo sie 
schweigen sollten. Sie nehmen sich selber ernst, 
aber nicht so sehr, wonach sie fragen.“ 
„Sieh an: Du denkst wohl nur an deine kranke 
Ziege, was?“ 
„Auch das ist Christenpflicht, mein Junge.“ 
Ich begann zu singen und mit der Lampe auf 
der ßlechplatte zu trommeln; der Alte spürte 
meinen Trotz, lächelte und meinte, wobei er mit 
dem Daumen die Spitze seiner Hacke prüfte: 
„Aber frage nur, ich habe es auch getan.“ 
„Verspotten lasse ich mich nicht“, rief ich, und 
da donnerte ein Schnellzug unter der Eisenbahn 
brücke her, sein Dampfgewölk umschlang uns wie 
ein gewaltiger Berg warmer, fließender Seide, und 
das Schachtsignal jankte zur Einfahrt. 
Ach, wieviele Gesichter hat doch die Welt! 
dachte ich und wäre an diesem Airend lieber in 
einer großen, schönen Stadt gewesen als auf der 
Hängebank von Schacht I! Die Körbe rasselten int 
Schacht. Hoch über dem mächtigen Gerüst funkelte 
ein Stern im Gestänge. Mein Kamerad Brademann 
sah ihn gamicht. 
Wir arbeiteten im engen, heißen Ort. Drückende 
Hitze, Dunkelheit und der harte Stein unter Flöz 
„Sonnenschein“ hatten mich eine sommerliche 
Traumwelt längst vergessen lassen. Hier sprach 
der alte Berg, der sich uns nicht geben wollte, so 
daß ich ihm mit dem Bohrhammer zu Leibe ging. 
Das Gedröhn hallte unter der Firste wider. Wir 
brauchten nicht miteinander zu sprechen, nur her 
anhalten mußten wir uns, dem Berg zu Leibe 
rücken, schwitzen und bisweilen einander zunicken, 
damit alles seinen Fortgang nehme. Der Alte 
glich einem Berggeist, wie er als dunkler Schatten 
im engen Loch hin und herkroch, schwarz und 
schmächtig, ein zähes Grubengespenst, das mit 
dem Hauer Brademann von vorhin keine Ähnlich 
keit mehr hatte. Er war ein anderer geworden. 
Aber auch ich hatte die Welt vergessen und 
gab es dem schweren Hammer in meinen Fäusten, 
daß er federte und sein unablässiges Rollen und 
Rauschen wie donnernder Eisengesang die einsame 
Bergstille durchtobte, darin wir zwei verlassen 
hockten. 
Einmal, es mochte gegen drei Uhr sein, riß der 
Alte plötzlich an meinem Schweißhemd. Ich warf 
den Hahn herum, lauschte. Der Nachhall kam aus 
der bergtiefen, dunklen Stille des nahen Stapel 
schachtes zurück. 
„Nichts! Weiter!“ 
Sieht er Gespenster? dachte ich, lachte und 
wieder sprang die Preßluft im Eisenhammer, 
rüttelte und zwang das Bohrgestänge in den 
mahlenden Stein, während des Alten Lampe hin 
und wieder suchend wie ein wandernder, roter 
Stern auf- und niederglitt. 
Was treibt den alten Berggänger heute Nacht? 
lachte ich, ja, ich grinste ihn an und begegnete 
seinem schwarzen, fragenden Gesicht, das nicht 
wie sonst Antwort gab. War er auch manchmal 
ein störrischer Griesgram, ich mochte ihn doch, ja, 
ich liebte ihn fast, diesen Alten, der es haßte, von
	        

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1957. Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek, 1957. Print.
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