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72.1944 (0072)

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Bibliographic data

fullscreen: 72.1944 (0072)

Periodical

Persistent identifier:
86316854X
Title:
Saarbrücker Bergmannskalender
Place of publication:
Saarbrücken
Publisher:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Document type:
Periodical
Collection:
Mining
Periodicals
Copyright:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek

Volume

Persistent identifier:
86316854X_0072
URN:
urn:nbn:de:bsz:291-sulbdigital-423427
Title:
72.1944
Volume count:
0072
Publisher:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Document type:
Volume
Collection:
Saarlandica
Copyright:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Language:
ger
Digitised pages:
259

Chapter

Title:
Gemischte Beiträge
Document type:
Periodical
Structure type:
Chapter
Digitised pages:
187

Contents

Table of contents

  • Saarbrücker Bergmannskalender
  • 72.1944 (0072)
  • Cover
  • Title page
  • Kalendarium
  • Gemischte Beiträge
  • Homepage
  • Inseratenverzeichnis
  • Inserate

Full text

Alt einen Mann im Felde 
Von Manfred Hausmann 
Die Nachricht, lieber Freund, daß du dich, 
als du letzthin auf Urlaub warst, mit deiner 
Frau nicht mehr verstanden hast, ja, daß du 
allen Ernstes an eine Trennung denkst, hat 
mich mehr bewegt, als ich dir sagen kann. 
Immerhin bin ich froh, daß du wenigstens 
die Kraft gefunden hast, dich mir anzuver¬ 
trauen. In einem solchen Fall ist es, glaube 
ich, besonders schlimm, wenn man niemanden 
weiß oder zu niemandem hinfindet, mit dem 
man über seine Zweifel und seine Ratlosig¬ 
keit sprechen kann. Je inniger das Verhält¬ 
nis zu der Frau ist oder war, um die es geht, 
desto schwerer fällt es einem ja, sich einem 
Dritten gegenüber zu öffnen. Im Glück mag 
es noch möglich sein, aber im Unglück 
schweigt man lieber und macht die Sache mit 
sich selbst ab. So bin ich mir denn durch¬ 
aus klar darüber, was es bedeutet, daß du 
mir dennoch geschrieben hast. Ich danke dir, 
du Lieber, für die hohe Meinung von unserer 
freundschaftlichen Verbundenheit, die dir ge¬ 
blieben ist. 
Vielleicht kann ich dir ein wenig helfen. 
Nicht als ob ich mit billigen Trostworten 
kommen oder euer Zerwürfnis als unbedeu¬ 
tend hinstellen wollte. Du wirst schon recht 
haben, wenn du schreibst, es handelte sich 
diesmal um etwas Tieferes und Schreck¬ 
licheres als um eine jener Katzbalgereien, die, 
wie in allen Ehen, so auch in eurer, hin und 
wieder vorgefallen wären. Ich nehme ohne 
weiteres an, daß die Entfremdung zwischen 
euch von ganz besonderer Art war. Du bist 
der Ansicht, sie sei durch nichts zu besei¬ 
tigen, sie sei endgültig. Wenn du das nicht 
meintest, hättest du mir wahrscheinlich gar 
nicht geschrieben. Und doch will mir’s so 
Vorkommen, als bekunde sich in der Tat¬ 
sache, daß du dich mir anvertraut hast, auch 
wieder eine kleine, dir womöglich nicht ein¬ 
mal bewußte, aber doch vorhandene Hoff¬ 
nung, ich könne noch irgendeinen rettenden 
Rat wissen. 
Es wird dich nicht eben aufrichten, wenn 
ich dir mitteile, daß dein Schicksal kein Ein¬ 
zelschicksal ist. Sehr viel mehr Ehen, als du 
denkst, zerbrechen in diesen Zeiten oder 
drohen zu zerbrechen. Ich schreibe dir das 
auch nicht zum Trost, sondern aus einem 
anderen Grunde. Wenn eine so große Anzahl 
von Ehen von der gleichen Krankheit befal¬ 
len wird, dann liegt doch die Frage nahe, ob 
nicht auch die Ursache die gleiche sei. Ge¬ 
wiß, jedes Ehepaar wird imstande sein, eine 
Reihe von Einzelvorfällen anzuführen, die an 
dem Sichnichtmehrverstehenkönnen schuld 
sind, und auch du deutest ja so etwas an. 
Aber all die Meinungsverschiedenheiten und 
unbegreiflichen und lieblosen Handlungen 
sind doch nur die Folgen von etwas anderem. 
Und dies Andere gilt es, zu erkennen. Wer es 
gefunden hat, vermag es vielleicht anzuwen¬ 
den und seine Ehe zu bewahren. Was ist es 
also? 
Sag einmal, warst du eigentlich, als du 
nach Hause kamst und deine Frau an dich 
zogst, noch derselbe wie damals, als du fort¬ 
gingst? Und war deine Frau, als sie dich be¬ 
grüßte, noch dieselbe wie damals, als sie dich 
lassen mußte? Du siehst mich verwundert an. 
Wie solltet ihr, deine Frau und du, denn 
anders geworden sein? Und doch verhält 
sich’s so. Und daß du dich wunderst und es 
nicht weißt, gerade das ist womöglich die Ur¬ 
sache deiner ehelichen Schwierigkeiten. Lie¬ 
ber Freund, denke doch einmal nach, was 
für ein Leben du führtest, ehe der Krieg aus¬ 
brach! Du hattest deine Frau und deine Kin¬ 
der, ihr kanntet euch, ihr hieltet zusammen, 
ihr liebtet euch. Du hattest deinen Hausstand, 
du hattest deinen Beruf, der dir Freude 
machte, du hattest deine Freundschaft, deinen 
Verein, deine Kameraden, du hattest deine 
Vergnügungen, du hattest deine Liebhabereien, 
du hattest deine Sicherheit und du hattest 
dein Glück. Wohl kamen hin und wieder auch 
unangenehme Dinge vor. Aufregungen, Sor¬ 
gen und Betrübnisse, das wohl, aber im gro¬ 
ßen und ganzen wohntest du doch in einer 
beruhigten und geordneten Welt und warst 
selbst beruhigt und geordnet wie sie. Und 
dann riß der Krieg dich sozusagen über Nacht 
hinweg. Er warf dich in die fremdesten Län¬ 
der. Du sahst den Süden, die Eigenart des 
griechischen Lebens, die Buntheit des Bal¬ 
kans, die wogende Weite des Schwarzen Mee¬ 
res, du sahst die grenzenlosen Steppen Ru߬ 
lands, die gewaltigen Ströme, die grauenvollen 
Wälder, die ungeheuren Einsamkeiten. Das 
war schon viel. Es wirkte erregend und er¬ 
schütternd auf deine Seele. Aber das andere 
war mehr. Du mußtest kämpfen, niederbren¬ 
nen, zerstören und töten. Du hast Schreie 
gehört und Blick$ gesehen, die du nie wieder 
vergessen wirst. Du weißt jetzt, bis zu wel¬ 
chem Opfermut der Mensch sich erheben und 
in welche furchtbaren Abgründe er versinken 
kann. Du kennst die Vernichtung in allen 
ihren Gestalten, du hast wieder und wieder 
dem Tod in die leeren Augen gestarrt, du 
bist von Mächten geschüttelt worden, von 
deren Dasein du bislang nicht einmal etwas 
ahntest, geschweige denn, daß du ihnen schon 
begegnet wärest. Du hast erschauernd gefühlt, 
was es bedeutet, dem Schicksal ausgeliefert 
zu sein. Du weißt wieder, was das ist: Schick¬ 
sal, unbegreifliches Walten des Jenseitigen, 
rätselhafte Herrschaft Gottes. Du hast er¬ 
fahren, wie winzig und verloren der Mensch 
in der Finsternis der Welt umherirren kann. 
Seit du den feldgrauen Rock trägst, bist du 
der nächsten Stunde nicht mehr sicher ge¬ 
wesen. Es gab kein Planen mehr und kein 
Rechnen in die Zukunft. Das Schwert der 
Ungewißheit hing beständig über dir bis auf 
den heutigen Tag. Du hast des Morgens nicht 
190
	        

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