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64.1936 (0064)

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Copyright

Public Domain Mark 1.0. You can find more information here.

Bibliographic data

fullscreen: 64.1936 (0064)

Periodical

Persistent identifier:
86316854X
Title:
Saarbrücker Bergmannskalender
ZDB-ID:
ZDB Icon2862115-3
Place of publication:
Saarbrücken
Publisher:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Document type:
Periodical
Collection:
Periodicals
Mining
Year of publication:
1873
1962
Copyright:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Language:
ger

Volume

Persistent identifier:
86316854X_0064
URN:
urn:nbn:de:bsz:291-sulbdigital-411007
Title:
64.1936
Volume count:
0064
Publisher:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Document type:
Volume
Collection:
Mining
Year of publication:
1936
Copyright:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Language:
ger
Digitised pages:
310

Chapter

Title:
Gemischte Beiträge
Document type:
Periodical
Structure type:
Chapter
Digitised pages:
233

Contents

Table of contents

  • Saarbrücker Bergmannskalender
  • 64.1936 (0064)
  • Cover
  • Title page
  • Kalendarium
  • Gemischte Beiträge
  • Contents
  • Inseratenverzeichnis
  • Inserate

Full text

Heimat 
/'£■' in großer, hagerer Mann mit bekümmer- 
iy ten Zügen und tiefernsten Augen, im 
Aeußeren von schäbiger Eleganz, trat mit 
einem Handköfferchen ins kleine Dorf. 
„Lebt die alte Auguste Driemer noch?" fragte 
er bangen Herzens mit beherrschter Stimme den 
ersten besten Einheimischen, der ihm begegnete. 
„Ja freilich!" erwiderte der Bauer, und wie 
ein Alp sank es von der Brust des Fremden. 
„Danke schön!" schwang seine Stimme freudig 
erregt. „Sie wohnt doch noch in ihrem alten 
Häuschen?" 
Der Befragte nickte. 
„Ein alter Baum verpflanzt sich nicht leicht." 
„Da haben Sie allerdings recht," lächelte der 
' Hagere, und es zeigte sich bei diesem Aufhellen 
! seines Gesichtes, daß er jünger war, als er erst 
; schien. „Nur die Zeiten waren so bewegte, lieber 
Mann," fügte er aus ernster Erfahrung hinzu, 
„daß es manchmal auch Tiefwurzelndes erschüt¬ 
terte!" 
Eine Frage wollte sich jetzt von den Lippen 
! des Bauern lösen, aber der andere zog schon den 
Hut und wendete sich zum Gehen. Er schien es 
eilig zu haben. Ein langer, sinnender Blick flog 
ihm hinterdrein. 
Nach ein paar Minuten stand der Fremde 
vor der kleinen Tür eines niederen, gebückten 
Häuschens. Er fühlte sein Herz bis zum Halse 
schlagen und atmete tief. So ein paar Augen¬ 
blicke voll ernster Besinnlichkeit. Dann drückte 
er auf die Klinke und beugte unwillkürlich den 
hohen Wuchs. Bescheiden wie die Pforte, war 
es auch drinnen. Nah rückten hier die Wände, 
greifbar die Decke. Einmal hätte er darüber 
gelächelt, denn die Welt war ja weit und groß, 
nun er aber wußte, daß sie auch unbarmherzig 
und trügerisch war, da empfand er diese Enge 
wohltuend, warm umschließend und behütend. 
Er klopfte mit zitterndem Knöchel an einer 
Tür. Ein Brennen lief über sein Gesicht, und er 
schmiegte sein Ohr an das Holz. 
„Herein!" klang eine Stimme schwach und fein 
und überrieselte sein Herz mit seligen Schauern. 
Nun stand er auf der Schwelle, der große 
Mann. klein und demütig, einem Bettler gleich, 
Hut und Köfferchen sanken ihm aus der Hand, 
und er konnte die Tränen nicht halten. 
„Mutter, vergib!" lallte er und lag im näch¬ 
sten Augenblick vor der Greisin auf den Knien. 
Von Fritz Kaiser-Ilmenau 
Der Strickstrumpf war ihren nimmermüden 
Händen entglitten. Mit bebender Zärtlichkeit 
lagen sie jetzt an des Sohnes Wangen. 
„Sprich nicht von Schuld, mein Junge," 
schluchzte die dünne Stimme, „ich hab' mir's 
doch immer gesagt, dein Christian vergißt dich 
nicht! — Komm, steh auf und setz dich neben 
mich. Ich bin ja die glücklichste Mutter der 
Welt." 
Beschämt und erschüttert vernahm der Sohn 
dieses Evangelium der Güte und Glaubenskraft 
der schon ans Göttliche grenzenden Liebe, und 
reumütig riß er den Schleier von seiner Ver¬ 
gangenheit. 
„Mehr als zehn Jahre ging es mir gut. Der 
Undankbare dachte der.darbenden Mutter nicht. 
Darum wohl kam der Fluch des Schicksals über 
mich. Ich ward leicht, vertat mein Geld mit 
leichten Frauen, die harte Not der Zeit kam 
dazu, so wurde ich der Bettler, der ich heute 
bin." 
Fast röchelnd, stockend endeten die Worte. 
„Nicht doch, Christian, sprich das nicht. Ich 
habe das Häuschen gehalten, den Acker und die 
Wiese, und eine Kuh ist auch noch im Stall. Ich 
nähte, flickte und strickte für die Leute. So 
ging's ganz gut. Für wen tat ich's anders, als 
für dich, Christian! Wir brauchen beide nicht zu 
hungern. Gott sei Dank!" 
Die alten, zitternden Hände rafften den Hin¬ 
gesunkenen auf. 
„Freu dich doch, mein Junge!" ermunterte, 
streichelte und küßte ihn die Weißhaarige und 
suchte zärtlich seinen Blick. 
Mit heißen Augen und brennenden Wangen 
stand der Mann vor dieser kleinen, mageren 
Frauengestalt wie vor einer Heldin und Schick- 
salsbezwingerin. 
„Mutter, was wäre ich ohne dich!" brach es 
ihm aus tief innerer Bewegung von den Lippen. 
„Ein hoffnungsloser Schiffbrüchiger im wilden 
Ozean. Bei dir ist das rettende Eiland! So hat 
es der Himmel doch noch gut mit mir gemeint. 
Gottes Segen auf dich, Mutter!" 
Ein Schluchzen lag im Raum, und lange fiel 
kein Wort. 
Wann zuletzt hatte die schlichte Stube im ge¬ 
bückten Häuschen soviel Glück gesehen! »
	        

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64.1936. Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek, 1936. Print.
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