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40.1912 (0040)

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Copyright

Public Domain Mark 1.0. You can find more information here.

Bibliographic data

fullscreen: 40.1912 (0040)

Periodical

Persistent identifier:
86316854X
Title:
Saarbrücker Bergmannskalender
ZDB-ID:
ZDB Icon2862115-3
Place of publication:
Saarbrücken
Publisher:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Document type:
Periodical
Collection:
Periodicals
Mining
Year of publication:
1873
1962
Copyright:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Language:
ger

Volume

Persistent identifier:
86316854X_0040
URN:
urn:nbn:de:bsz:291-sulbdigital-353465
Title:
40.1912
Volume count:
0040
Publisher:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Document type:
Volume
Collection:
Mining
Year of publication:
1912
Copyright:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Language:
ger
Digitised pages:
228

Chapter

Title:
Gemischte Beiträge
Document type:
Periodical
Structure type:
Chapter
Digitised pages:
112

Contents

Table of contents

  • Saarbrücker Bergmannskalender
  • 40.1912 (0040)
  • Title page
  • Contents
  • Kalendarium
  • Gemischte Beiträge
  • Inserate

Full text

87 
Verluste auf den Schlachtfeldern zu groß gewesen 
wären; er meint, daß sein Zündnadelgewehr die Durch¬ 
führung der Kämpfe mit geringeren Opfern hätte 
ermöglichen sollen. Und er erzählt darauf, daß er in 
seinem Leben nur ein einziges Schlachtfeld gesehen 
hätte: das von Jena — „lange, lange ist es her, aber 
auf diesem Schlachtfelde kam mir die erste Idee, daß 
die preußische Schußwaffe verbessert werden müßte, 
wenn Preußen überhaupt auf seine Militärmacht 
rechnen wollte." 
„Ich war ein reisender Handwerksbursche — 
Schlosser — und mit dem Ränzel auf dem Rücken 
durchwanderte ich Deutschland und suchte in der un¬ 
glücklichen Zeit nach Frankreich zu kommen, dem ein¬ 
zigen Lande, wo man damals in meinem Handwerk 
etwas lernen konnte. So kam ich am 15. Oktober 
1806 durch Jena und sah die langen Reihen Toter 
auf den Feldern und die abgeschnittenen Zöpfe da¬ 
neben ! Ich kann Ihnen nicht sagen, welch einen 
grausigen Eindruck meine Seele empfing. Ich nahm 
ein Gewehr auf und prüfte es; hören Sie — ich weiß 
nicht, ob der Witz: „um die Ecke schießen" schon da¬ 
mals existierte, aber er konnte sich nur auf die preußischen 
Gewehre beziehen. Nein, ich habe wirklich nie wieder 
so etwas gesehen, es war das schlechteste, was man 
sich denken konnte, ebenso wie dos französische Feuer¬ 
steingewehr nach dem Modell von 1779 die vollendetste 
Waffe war, die es damals gab." 
Als Handwerksbursche zog er nach Paris; ein 
Schlosser wie sein Vater, der im thüringischen Sömmer¬ 
da, wo Nikolaus Dreyse am 22. November 1787 ge¬ 
boren wurde, eine kleine Werkftätte betrieb. In der 
französischen Hauptstadt, über der damals die Sonne 
Napoleons leuchtete, fand er zuerst in einer Wagen¬ 
bauanstalt, dann in der Waffenfabrik des Schweizer 
Obersten Pauli Arbeit. Pauli lieferte einen Teil 
der französischen Armeegewehre und besaß das Ver¬ 
trauen des Kaisers, der ihm auch einmal, erzählte 
Dreyse, den Auftrag gab, ein Gewehr zu konstruieren, 
das „sich von hinten lade". Nun waren Hinterlader- 
gewehre keineswegs etwas Neues; die Waffensammlungen 
unserer Museen und Zeughäuser weisen unendlich viele 
solcher Gewehre aus ältester Zeit auf, ebenso wie unsere 
modernsten Maschinengewehre und Mehrlader zahl¬ 
reiche Vorläufer aus früheren Jahrhunderten haben. 
Aber sie sind sämtlich zu kompliziert, um kriegsbrauch¬ 
bar zu sein — und zu kompliziert war denn auch das 
Gewehr, das Pauli schließlich Napoleon vorlegte. 
Es wurde verworfen, die Idee schlug jedoch in Dreyses 
Seele tiefe Wurzeln. Er hat nie wieder von ihr 
gelassen. 
Aber die Leidensschicksale des Erfinders mußte er 
bis auf den Grund auskosten. In Paris versagte die 
Arbeit; in Havre zog er sich dann beim Abdrehen 
von Metallspiegeln für einen Leuchtturm eine gefähr¬ 
liche Augenkrankheit zu; der Hunger pochte an seine 
Tür. So ging er endlich, 1814, nach der Heimat 
zurück, trat in die Werkstätte seines Vaters ein und 
wußte dem Betrieb in bescheidenen Grenzen einen 
Aufschwung zu geben. Er schlug dabei neue Wege 
ein: Hilfsmaschinen der Schlosserei, die er im Auslande 
kennen gelernt hatte, wurden gebaut, und schließlich 
richtete er gemeinsam mit einem unternehmenden Kauf¬ 
mann eine kleine Fabrik ein, in der er, als erster in 
Deutschland, Knöpfe, Nägel und Fensterbeschläge durch 
Pressung, auf dem sogenannten kalten Wege, herstellte. 
Ein Jahrzehnt verging, ehe Dreyse wieder Gelegen¬ 
heit und Muße fand, sich der Gewehrfrage zu widmen. 
Auf einem Umwege zunächst; wie so ofl Umwege zum 
Ziel führen. Inzwischen war nämlich, 1818, in 
England das Zündhütchen erfunden worden, dessen 
Herstellung aber streng geheim gehalten wurde. Dreyse 
glückte es nach mannigfachen Versuchen, bei denen er 
in dem Apotheker Baudius zu Sömmerda einen guten 
Berater fand, hinter die Mysterien der chemischen und 
technischen Prozesse zu kommen; er erhielt 1824 ein 
Patent auf die Erzeugung von Zündhütchen, und sein 
Fabrikat führte sich überraschend schnell nicht nur in 
der Privatindustrie, sondern auch in fast allen deutscheil 
Heeren ein. Damit war der Grundstock zum Wohl¬ 
stand gelegt. 
Dann kam ihm die Idee, für die bisherigen Vorder¬ 
lader eine Einheitspatrone zu erfinden, in der Geschoß, 
Pulverladung und Zündpille vereinigt werden und 
die durch eine dünne Stahlnadel zur Entzündung ge¬ 
bracht werden sollte. Gegen 1828 war ihm die 
Konstruktion eines solchen Gewehres gelungen. Wohl¬ 
verstanden: also noch eines Gewehres, das von der 
Mündung, von vorn geladen wurde. Er legte es in 
Berlin und Wien vor, — und man lächelte oder zuckte 
die Achseln. Man lächelte erst recht, als Dreyse ein 
halbes Jahrzehnt später seinen ersten Hinterlader kon¬ 
struiert hatte; man bewies ihm haarscharf, daß dies 
Gewehr eine technische Ungeheuerlichkeit wäre. 
Nur der Prinz von Preußen, unser späterer großer 
Kaiser, hatte die Dreyseschen Erfindungen fast von 
Anbeginn an mit lebhaftestem Interesse verfolgt, hatte 
Dreyse persönlich zu sich befchieden und wenigstens 
die Einsetzung einer Kommission zu deren Prüfung 
verlangt. Dann waren es der damalige Hauptmann 
von Priem und General von Witzlechen, die die Vor¬ 
teile der neuen Waffe — die größere ^chießgeschwindig- 
keit und die bessere Möglichkeit der Ausnutzung des 
Geländes durch sie, da der Schütze es in jede r 
Stellung laden konnte, nicht nur wie bisher im 
Stehen — klar erkannten. Und endlich kam der Tag, 
an dem das Gewehr auf einem Schießstand der 
Berliner Hasenheide seine erste große Probe ablegen 
sollte. Dreyse gab dem Korrespondenten des Daheim 
davon eine Schilderung von geradezu dramatischer 
Lebendigkeit. 
„Ich hatte einhundert Patronen mitgebracht, die 
mit demselben Gewehr verschossen werden sollten. Die 
Kommissäre lächelten, als sie diese Menge von Munition 
sahen, denn sie hatten ja voraus gesagt, daß nicht 
mehr als zehn Schüsse fallen würden, ehe die Patrone 
von selber explodierte. Ich sehe den Prinzen August, 
(den Präses der Kommission), noch vor mir wie heute; 
er saß auf einem ausnahmsweise hohen Pferd und 
hatte einen jener hohen Hüte mit Federbusch, wie sie 
unsere Generäle früher trugen. Hüte, die unterm Kinn 
mit einem Bande befestigt werden mußten. Er war 
ein sehr wohlwollender Herr, und nach der Art und Weise, 
wie er mich ansah, schien es mir, als wenn er Mit¬ 
leid mit mir hätte. Und nun begann der dazu erwählte 
Schütze fein Schießen. Es dauerte eine ganze Zeit. 
ehe die Herren von der Kommission ihre ruhigen Gesichter 
verloren; als aber Schuß aus Schuß fiel, als die 
Munition sich mehr und mehr verminderte. —^und 
als das Gewehr ihnen durchaus nicht den Gefallen 
tun wollte, zu explodieren, da wurden die Gesichter 
länger und länger. Prinz August wurde sehr rot im 
Gesicht — er ritt im kurzen Trabe hin und her und 
warf ganz erstaunte Blicke auf den Haufen von 
Patronen, der immer kleiner wurde. Und'so ging das 
zehn Minuten hintereinander fort, bis endlich der
	        

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40.1912. Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek, 1912. Print.
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