9.1931 (0009)

Bibliographic data

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Description

Persistent identifier:
1671265963
Title:
Der Saarkalender
Sub title:
ein Volksbuch für heimatliche Geschichtsforschung, Kunst, Naturwissenschaft, für saarländische Literatur, Statistik und Volkshumor
Place of publication:
Saarbrücken
Publisher:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Structure type:
Periodical
Collection:
Saarlandica
Copyright:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek

Description

Persistent identifier:
1671265963_0009
URN:
urn:nbn:de:bsz:291-sulbdigital-516544
Title:
9.1931
Volume count:
0009
Place of publication:
Saarbrücken
Publisher:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Structure type:
Volume
Collection:
Saarlandica
Copyright:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Language:
ger
Digitised pages:
191

Description

Title:
Gemischte Beiträge
Structure type:
Chapter
Collection:
Saarlandica
Digitised pages:
145

Table of contents

Table of contents

  • Der Saarkalender
  • 9.1931 (0009)
  • Cover
  • Title page
  • Zum Geleit
  • Preface
  • Kalendarium
  • Gemischte Beiträge
  • Start page
  • Inserate

Full text

Die Spatzenfeindin. An einer beſonders geſchüßzten und ſonnigen Stelle unſeres Städtc<hens 
pflegen die Anwohner mit Vorliebe Frühgemüſe zu pflanzen. An einem lauen Maienabend 
[ſpazierten dort vor den Gärten einige junge Mädchen auf und ab, ſich kichernd und lachend Ge- 
heimniſſe erzählend, die ſie alle ſchön längſt kannten. In der Dämmerung bemerkten ſie 
plößlich eine unheimliche - Geſtalt mit ſonderbaren Gebärden. Bald ſtand ſie aufrecht, 
vald kniete ſie nieder, oder ſie ging hin und her und ſchüttelte die Fäuſte in die Luft, 
als ob ſie einen Feind bedrohe. Vom Gruſeln, aber auch von Neugierde getrieben, ſchlichen 
ſich die Mäd<en näher und erkannten in idem befürchteten Geſpenſt eine greiſe Nach- 
barin. „Ei, Bas Appel (Apollonia), was mache Jhr dann noh do?“ „Pſc<t, pſ<ht, ehr 
Märe,“ flüſterte geheimnisvoll die Alte, „nit ſ<hwäße, daß die Spaße nix höre, dort 
drüwe hucke ſe unnern Dach. Das Lumpevieh hat mer ſchon dreimal die Erbſe eraus 
gereß, jekt nf ich im Dunkle nohlege, damit ſe's nit merke!“ Und richtig, die frechen 
Spaten ließen 'das Beet nunmehr ohne Beſuch. Ganze „Gehre“ voll konnte Bas Appel, 
ſo erzählt man mir, damals an Erbſen ernten. Es war ihr zu gönnen, denn ſie aß zeit- 
[ebens mit Vorliebe Franzoſenſu pe mit friſchen, zukerſüßen Erbſen und jungen Gelb- 
rüben. Darin konnte ſie behag im „muffeln“ ohne Sorge darüber, daß das Gehege ihrer 
Zähne nicht mehr ſtandhaft war. Heute iſt ſie auch dieſer angenehmen Beſchäftigung 
iverh0pen, ſelbſt der letzte, ihr treu gebliebene Beißer verurſacht ihr keine Schmerzen 
mehr. 
Das Schlachtefeſi. An einem Novemberabend v. Js. erzählte an einem Stammtiſch, an dem 
lauter Spezi, d. h. ehrſame Bürger aus allen Schichten verkehren, ein Mitglied mit ganz beſon- 
derem Behagen, daß er amVormittag ein fettes Schwein geſchlachtet habe und „morgen wir? 
gewurſtelt“. Da meldet ſich auch der Wirt: „Jh han bereits am Montag ſchlachten wollen, 
awwer . . .“ „Donner H . . ., warum haſchde nit geſchla<ht bei dem ſchönen Zroſcht: 
wetter?“ fällt ihm die Tafelrunde ins Wort. Gelaſſen entgegnet der Wirt: „Laſſe mich 
doch ausrede, ich wollte gäre ſchlachten, awwer ich han nure ke Sau gehatt!“ 
Unmögliches Verlangen. Ende April 1930 erſchien in Saarbrücken der Weltzirkus 
Sarraſani und erregte mit ſeinem Tierpark berechtigtes Aufſehen. Eine reiche Dame 
ſteht bei der Beſichtigung vor einem Elefanten, der aus irgendeinem Grunde übler Laune 
iſt. Der rieſige, ungeſchlachte Dickhäuter trampelt und poſaunt. Die Dame ängſtlich: 
„Das Tier kann ja in ſeiner Wildheit Unheil anrichten.“ Der Wärter, ein waſchechter 
Berliner: „Na nu ne. Madameken, den da, den können Sie um den Finger wickeln!“ 
Die Deutſchen, das muſikliebende Volk der Welt. Ein Freund des Saarkalenders 
ſchreibt mir: Jh ſtehe auf dem Beethovenplat, als ein Auto vor mir hält und der fugend- 
liche Chauffeur mich anruft: „Könne i mir nit ſahn, wo doh die Mozauerſtrooß is?“ 
„Nein,“ ſage ich, „die Mozauerſtraße kenne ich nicht, aber Sie meinen wohl die nahe- 
liegende Mozartſtraße?“ Nach einigem Hin und Her ſage ich etwas vorwurfsvoll: „Na, 
kennen Sie denn Mozart nicht, wiſſen Sie nicht, wer er war?“ „IJ, woher,“ entgegnet der 
Chauffeur, „im bin jo nit vun hie. ih bin vunn Dudweiler!“ 
Scherzfrage eines Saarbrücker Lehrers. Wer ſind die genügſamſten Menſchen? Wir 
Schulmeiſter, denn wir ſind mit „Nichts“ zufrieden! 
Die mahnende Buche. Die meiſten Saarbrücker kennen die vielhundertjährige dicke 
Buche an der Grülingſtraße. Für Unkundige ſei geſagt, daß ſie über den Sittersweg, 
am St. Johanner alias Malſtatter Rodenhof vorbei oberhalb der Sehmerſchen Villa zu 
erreichen iſt. Troß ihrer 300 Jahre iſt der alte Baum immer noch ein Symbol von Kraft 
und Schönheit. Er hat im Wandel der Zeiten Freude und Leid erlebt, er iſt Zeuge manch 
geſchichtlichen ſhik>ſalshaften Geſchehens an der Saar geweſen. Nun will es ſcheinen, 
als ob der alte Geſelle ſein mächtiges Blätterhaupt noh ſtolzer trägt als bisher, denn 
ein unbekannter Malersmann hat ihn in großen weißen Buchſtaben, immer um den 
Stamm herum, mit folgendem Spruch geſchmückt: 
Mehr als 300 Jahre ſteh ich in deutſchem Land, 
Schon oft begehrte mich des Eroberers Hand. 
Er konnt mich niemals halten 
Zu deutſch war ſtets mein Holz, 
Deutſ< waren meine Ahnen, 
Die Enkel ſinds mit Stolz3. 
Wie die Rinde des "Baumes, ſo iſt auc& der Vers. etwas holprig. 'Aber das macht 
nichts -- die Geſinnung iſt echt und das iſt dem Baum und dem Beſchauer die Hauptſache. 
1 
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