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1926 (0004)

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Bibliographic data

fullscreen: 1926 (0004)

Periodical

Persistent identifier:
1671265963
Title:
Der Saarkalender
Sub title:
ein Volksbuch für heimatliche Geschichtsforschung, Kunst, Naturwissenschaft, für saarländische Literatur, Statistik und Volkshumor
Shelfmark:
Z 647
ZDB-ID:
ZDB Icon2981281-1
PPN der Nachfolger-Zeitschrift:
1671266579
Place of publication:
Saarbrücken
Publisher:
Druck und Verlag von Gebr. Hofer AG
Document type:
Periodical
Collection:
Periodicals
Year of publication:
1923
1936
Copyright:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Language:
ger

Volume

Persistent identifier:
1671265963_0004
URN:
urn:nbn:de:bsz:291-sulbdigital-500996
Title:
1926
Volume count:
0004
Publisher:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Document type:
Volume
Collection:
Periodicals
Year of publication:
1926
Copyright:
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Language:
ger
Digitised pages:
230

Chapter

Title:
Gemischte Beiträge
Document type:
Periodical
Structure type:
Chapter
Digitised pages:
152

Contents

Table of contents

  • Der Saarkalender
  • 1926 (0004)
  • Cover
  • Title page
  • Zum Geleit
  • Preface
  • Kalendarium
  • Gemischte Beiträge
  • Contents
  • Inserate

Full text

Saarkalender für das Jahr 1926 
Der graue Star. 
Nach Ansicht des Schleppers „Zweickerfrit“ (ſo nannten ihn seine Kameraden) gab es keine 
ſchönere, feinere menschliche Geſichtszierde, als einen hübſchen Kneifer, einerlei, ob er nötig 
war oder nicht. Ein schöner Zwicker auf. der Nase dünkte ihn der Stempel eines feinen, ge- 
bildeten Menschen, und in ſscheuer Ehrfurcht und mit ungeteiltem Intereſſe blickte er zu be- 
zwickerten Menschen empor. Da der Zwickerfrit – nebenbei bemerkt – ein häülbſcher Kerl war 
uad mit seinem äußeren Menſchen auch] gern imponierte, namentlich bei dem ſchönen Ge- 
ſchlechte, hielt er es im Interesse einer erhöhten Aufmerksamkeit und Würdigung seiner Perſon 
für angebracht, im Privatleben einen ſchwarzumrandeten Kneifer zu tragen. In der Grube 
freilich trug er ihn nich. Wozu auch, hier sah man die Geſichtszierde ja doch nicht. Der 
Partiemann, ein Knappe von wderbem Schrot und Korn, erfuhr von der Paſſion seines 
sSchleppers, und um ihm die für seinen Beruf so notwendige, ungeschmälerte Sehkraft der 
Augen zu erhalten, ermahnte er den Zwickerfritz: „Du bischt e ganz verrickter Hanswurſcht. 
Mit Deiner Stabtbrill verderbſcht Du D'r dei R ...aue, es Du ſchließlich kä Kuh meh vom - 
e jPerd kannſcht unnerſcheide. Ich erlewe 's noch, es Du de groh (graue) Star an die 
IAue griſcht.“ [Aber derartige wohlgemeinte Matſchläge prallten an [der Eitelkeit unseres 
„Zwickerfrig“ wirkungslos ab. fDer Partiemann, um [bas wMWoljlergeheen seines (Schleppers 
beſorgt. plante eine Heilung von der „dumm Idee“ desselben mit Liſt und teilte den Kameraden 
ſein Vorhaben mit, das allgemeine freudige Zuſtimmung fand. An einem Mittwoch Nachmittag 
traf das [Frühldrittel, zu dem auch Zwickerfritz gehörte, im „Goldenen Faß“ zusammen. ſFritz, 
der sich um des Wirtes Töchterlein anscheinend mit wenig Erfolg bemühte, mit der nie 
fehlenden Geſsichtsgiende. Man plauderte über alles mögliche und kam auch zufällig auf 
den grauen Star zu sprechen, woſbei der Partiemann erwähnte, diese gefürchtete Krankheit 
könne plötzüchh eintreten und gur plötzlichen Erblindung führen, wenn z. /B. [die Außen 
wurch verkehrte Behandlung stark überanſtrengt werden. Diese Aeußerung schien Eindruck auf 
Fritz zu machen, wenigstens ließ sein halb fragender, halb ängstlicher Ausdruck dies vermuten. 
Etwa eine halbe Stunde nach diesem Geſprächsthema ließ der Partiemann wie durch Zufall, 
nachdem er seinen Kameraden zugeblinzelt, einen Schlüssel unter den Tisch fallen. Eilfertig 
bücite sich Fritz unter den Tiſch und suchte hier im Dämmerlicht den Schlüſssel. Diesen Augen- 
. bick benutzten zwei Kameraden ~ die Sache war mit dem Wirt abgekartet – um die dichten 
ſFen.ſterläden plötzlich geräuſchlos zu schlließen und das Zimmer in ägyptische Finſternis zu hüllen. 
War unserm JZwickerfritz dieſe plötzliche Finsternis ein unlösbares Rätsel, ſo wurde ihm die 
Sache noch rätselhafter, als er keine Unterbrechung in der Unterhaltung und in der Tätigkeit 
der Kartenspieler wahrnahm. „Du haſchd jo e Kart zuvill“, hörte er einen Kameraden ſagen und 
jetzt gar den Wirt, zum Partiemann gewandt, „Na, Pitter, wie gefällt Dir der Vogel da? Däne 
hann ich in der Stadt ausstoppe gelosſt‘. Unsern Schlepper packte eine namenloſe Angst. Alles 
ſah, bloß er nicht. Zitternd nahm er den Kneifer ab, aber auch so vermochte er nichts zu 
erkennen. Ein markersſchütternder Schrei tönte durch das Wirtslokal. „Ich hann ide groh Star! 
Ich ſiehn nimmeh!“ jammerte Fritz. „Was, Du ssiehſt nimneh? Mach doch kä Ulk, Fritz, die 
Dämmerung is jo erſcht angelbroch.“ ~ „Ich han de groh Star! „,Ich sſiehn nimmeh!“ jammerte 
der unglückliche [Schlepper weiter. Alles gab sein Bedauern über dieſes Mißgeschick dem Unglück- 
lichen zu erkennen. Einer der Kameraden, der eine eigens zu diesem Zwecke mitgenommene 
Rußmischung bei sich hatte, beſchwichtigte Fritz „es is noch nit alles verlor, Fritz; ich hann do 
e Mittel bei mir, das helft, wanns gleich angewandt wird." Und unter der Hilfeleistung der 
Kameraden wurde das Mittel auf die Augenlider und Stirn aufgetragen und dann die Augen ver- 
bunden. „So in 'r Viertelstunde kann das helfe, bleib so lang ruhig hucke.“ Unterdessen wurden 
die Läden geöffnet. Fritz bvütet dumpf vor sich hin, wälhhvend die Kamieraden, sich beluſtigend 
gublingelnd, die Unterhaltung fortsetzen. Als nach einer Viertelſtunde ldie Binde gelöst wurde, 
ließ [Fritz einen Freudenſchrei erſchallen, der dem Schmerzensſchrei an Stärke mindeſtens 
gleichkanr. „Gott ſei Dank“, atmete er auf, „mei Lewe kommt m’r das Ding do nimme uf die 
Nas'“. Und [der Zwicker lag in Scherben am Boden. Als dann die Partie den Heimweg antrat 
~ Fritz klkneiferlos, aber mit rußgeschwärztem Gesichte – kam ihm die Abenddämmerung ſo 
ſchön vor wie nie zuvor. Alles lachte ihn an, wer ihm auf der Straße begegnete. Sellbſt die 
erſten Dorfſchönen begrüßten ihn heute ohne Kneifer mit dem, freundlichſten Lachen. Ganz ſicher 
geſtcltete das wiedererlangte Glück die Welt in so roſigem Lichte. Als eben ein Junge ihn 
mit „Ho, ho, Du Schorsſchtefeger“ begrüßte, bemerkte der Partiemann: „Fritz, diort mwiäſch Dich 
an dem Brunne, Du haſcht das Heilmittel noch uf de Aue!“ ~– Fritz hatte den Wert quter 
Augen durch beit scheinbaren Verluſt schätzen gelernt und war geitlebens von seiner Kneifere 
Eitelkeit geheilt. 
  
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1926. Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek, 1926. Print.
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