Unter den Brücken der Metaphysik

Groethuysen, Bernhard

Bibliographic data

Monograph

Persistent identifier:: 1654431109

URN:: urn:nbn:de:bsz:291-sulbdigital-338115

Title:: Unter den Brücken der Metaphysik

Sub title:: Mythen und Porträts

Author:: Groethuysen, Bernhard

Place of publication:: Saarbrücken

Publisher:: Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek

Document type:: Monograph

Collection:: Miscellaneous

Year of publication:: 1968

Number of pages:: 1 Online-Ressource (144 Seiten)

Copyright:: Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek

Language:: ger

Digitised pages:: 147

Chapter

Title:: Meister Eckehart

Document type:: Monograph

Structure type:: Chapter

Digitised pages:: 5

ist, um den Gebenden vom Empfangenden zu unterscheiden, wie wenn geben und empfangen nicht ein und dasselbe wären, da ja das eine nicht ohne das andere geschehen kann: so wie das Licht erhellt und nicht Licht wäre, wenn es nicht erhellte; und alles, was es erhellt, leuchtet und leuchtet von innen, um seinerseits zu er¬ hellen. So Gott und die Seele. Aber so groß war ihre Liebe, daß sie darunter litt, ihn Gott zu sehen und ihn Über-Gott wollte. Und warum, fragt sie dann, bin ich Ich: Seele — und ist er Er: Gott? Eifersüchtig auf die Dinge wollte sie ihren Gott für sich, den Gott der Seele und nicht den andern, der die Welt zwischen sie und ihn gesetzt hat. Groß ist meine Pein, sagte sie, zu sehen, daß der, den ich liebe, aus dem Nichts hervorgegangen ist und mich geschaffen hat, und sie er¬ innert ihn an die Zeit der großen Stille, da alle Dinge schweigen und sich ausruhen. Alles war, aber nichts existierte. Nichts war geschaffen und alles war ewiglich da. Wie tief war das Nichts! Reglos ruhten wir in den Wüsten. Und du machtest die Welt — oder bin ich es, der sie schuf und aus dir den Gott des Alls machte? Ich kann es nicht sagen und wozu wäre es nütze, es zu wissen? Ich war also dein Geschöpf und du warst der Schöpfer. Und du liebtest mich. Manchmal jedoch sagte ich: wenn er mich liebt, war¬ um hat er mich geschaffen und mir einen Namen gegeben, wie wenn ich diese ganz bestimmte Seele und nicht eine andere wäre? Warum ist er der Gott einer Welt, wo ich mit allen Dingen existie¬ ren muß, und warum bin ich in dieser Welt, ich, die ich Seele war vor jeder Welt? Aber ich wußte, daß du unruhig warst und daß du mich suchtest. Du verschmachtetest nach mir. Oft hörte ich deine Stimme, und da ich dich fortwährend erwartete, hörte ich dich überall, und alles sprach zu mir von dir; so sehr liebte ich dich, daß alles göttlich wurde. Da wurden alle Stimmen eine Stimme, sie alle sagten: 30

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