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Von Heinrich L i 11 e r e r
m Laufe der Jahre waren die wilden
Kräfte des Schmiedes zur Ruhe gekommen.
Wohl sprühten noch wie ehdem die Funken
unter dem schweren Hammer, und sein Atem
ging leicht, und die Faust lag am Griff wie ge
schmiedet. Aber es war ihm nicht mehr darum
zu tun, mit anderen seine Stärke zu messen
und ihnen zu zeigen, daß er, der Hannes Holder
baum, sie überragte wie der Kirchturm die
Dächer.
Aber da kam jene Kirchweih mit dem dummen
Gerede am Biertisch. Der Wagner hatte ange
fangen, der Kaufmann sich eingemischt und zu
letzt der Schneider Finkler die Worte heiß und
hitzig gemacht. Vor allem dort, als er wie in
hämischer, kaum verhohlener Schadenfreude dem
Schmied zuwisperte: „Gelt, langer Hannes, nun
geht's auch bei dir nicht mehr?“ An einem an
dern Tag hätte der Schmied dazu vielleicht ge
lacht und geantwortet: „Was soll's damit? Der
Mensch ist vergänglich!“, aber heute, da in ihm
der Wein gärt, wirkten die Worte wie ätzende
Flüssigkeit. Umsomehr als er wußte, daß der
Schneider wahrgesprochen; aber hatte er sich ge
scheut, dieses sich selbst einzugestehen, so wollte
er es noch weniger vor den anderen. Er ließ die
Streitfrage daher offen mit einem vieldeutigen
„Vielleicht“, dem den Ärger nur anhörte, wer ge
nau lauschte. Doch wurde der Schmied nun ein
silbig, trank bald sein Glas aus und begab sich
nach Hause.
Entgegen seiner Absicht, still ins Haus zu ge
hen, bewog ihn etwas, die Werkstatt zu betreten.
Und wie er so im Dunkeln stand, begriff er, daß
er gekommen war, sich selbst zu prüfen. Er warf_
seinen Rock beiseite, schritt auf den massigen
Amboß zu, um ihn an- und aufzuheben. Was
ihm früher gelang, erreichte er nun nicht mehr:
es wurde ein erbittertes Ringen, aber der Klotz
aus Eisen trotzte den Schlangen, die auf die
Stirne des Schmiedes sprangen und sein Geäder
hervorhoben gleich Wurzeln einer Tanne.
Dem Schmied rann der Schweiß. Und wie er
sich aufrichtete, diesen zu trocknen, sah er unter
der Tür im Dunkeln einen Schatten stehen. War
der Schneider ihm nachgefolgt mit dem Spür
sinn einer Hyäne und nun gekommen, ihn
schwach zu sehen? In jäher Wut griff da sein
Arm nochmals um den Amboß, der Schmied
knirschte mit den Zähnen und nichts in der
Welt hätte ihn bewogen, nachzugeben. Da ergab
sich das riesige Gewicht, taumelnd trottete der
Schmied mit ihm auf die Gestalt zu und warf
es vor ihr nieder „Da, nun sag es ihnen, daß ich
es noch kann!“
„Nein“, sagte da eine Stimme, „ich sag es
ihnen nicht! Ich behalt es ganz allein für midi,
daß du ein Dummerian, ein lieber, guter Kerl
bist.“
Es war des Schmiedes Weib, das, am Ge
räusch wachgeworden, ihm leise nähergetreten,
sein Tun beobachtet und rasdi die Zusammen
hänge begriffen hatte.
Da nahm er sie, der Starke, auf seine Arme
und trug sie in das Haus.
An der Würstchenbude
Georg Thomalla stand in Westberlin an
einer Würstchenbude. Gerade als er in die
Wurst biß, faßte ihn der Wurstmaxe näher ins
Auge: „Sag‘n Se, Se komm* ma so bekannt
vor...?“ — „Schon möglich“, kaute Thomalla,
„ich bin Filmschauspieler!“ — „Wat Se sind,
interessiert ma nicht“, knurrte der Wurstmaxe,
„aber ham Se nich vorje Woche ooch ‘ne
Wurscht jegessen un nich bezahlt?“
*
Zweimal Autodiebstahl
In der 27. Straße in New York wurde ein
himmelblauer Cadillac gestohlen. Die Polizei
ließ den Namen des Besitzers in allen Tages
zeitungen veröffentlichen. Die Reaktion kam
prompt. Zwei Stunden nach Erscheinen der
Zeitungen stand der Wagen vor der Tür des
11. Polizeireviers. Der Name des Autobesitzers:
Albert Anastasia, ungekrönter König der New
Yorker Unterwelt. Wenige Tage später ent
führten Diebe den Buick Clark Gables. Trotz
Veröffentlichung in allen Tageszeitungen blie
ben die Suchaktionen der Polizei ergebnislos.
*
Der Komiker und der Orden
Viktor Emanuel II. wollte dem Schauspieler
Antonio Petito, der ihm als Komiker gut ge
fallen hatte, einen Orden verleihen. Der Hof
marschall erhob Einwendungen: „Majestät wol
len bedenken, was es für ein Aufsehen erregen
würde, wenn Majestät einen Hanswursten de
korierenwollen!“ — „Wieso?“ fragte der König
und sah seinen mit vielen Orden geschmückten
Hofmarschall lächelnd an. „Petito ist doch nicht
der erste Hanswurst, dem ich einen Orden
gebe.“