9
Die neue Förderanlage der Saarbergwerke AG im Warndt
Von Betriebsdirektor Wolfgang Schmidt-Koehl, Warndtbüro
Die Saarbergwerke AG Hat beschlossen, im Kerngebiet des Warndt nördlich der Ort
schaft Karlsbrunn eine neue Förderanlage zu errichten und stufenweise zu einer Groß
schachtanlage auszubauen. Dieser Entschluß wurde entscheidend bestimmt einerseits
durch die Notwendigkeit, eine für den Saarbergbau auf lange Sicht aussichtsreiche Ent
wicklung zu gewährleisten, andererseits durch die Verpflichtungen und Möglichkeiten,
die sich aus der im Saarvertrag vom 27. Oktober 1956 getroffenen Regelung der zukünf
tigen Steinkohlengewinnung im Warndt für die Saarbergwerke AG ergeben. Wir wollen
diese Gesichtspunkte im Nachstehenden einer näheren Betrachtung unterziehen, daran
anschließend in großen Zügen einen Überblick über das Bauvorhaben selbst vermitteln
und eine Darstellung einiger in diesem Zusammenhang allgemein interessierender tech
nischer Einzelheiten geben.
Die Notwendigkeit einer neuen Förderanlage
Der Steinkohlenbergbau wird im Saarrevier
erstmalig im Jahre 1429 urkundlich erwähnt,
seit 1754 als Staatsbergbau betrieben und be
schäftigt heute mit rund 65 000 Menschen etwa
ein fünftel aller im Saarland Erwerbstätigen.
Seine Wirtschaftskraft war und ist wesentliche
Voraussetzung für die Entwicklung und das
Fortbestehen weiterer Wirtschaftszweige. Der
Saarbergbau hat daher eine für den heimischen
Wirtschaftsraum lebenswichtige Bedeutung.
Das durch die historische Entwicklung bedingte
Grenzlandschicksal des Saarlandes hat leider
auch für die langfristige Entwicklung des Saar
bergbaues Nachteile gebracht. Infolge zweier
Weltkriege und des wiederholten Wechsels in
der Leitung des Saarbergbaues konnten größere
und langfristige Programme nicht so planmäßig
verfolgt werden, wie dies bei Vorhandensein
einer wirklichen Kontinuität in der bergbau
lichen Planung als grundlegender Voraussetzung
für eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung des
Unternehmens möglich und notwendig gewesen
wäre.
Die der Saarbergwerke AG zur Verfügung
stehenden Schachtanlagen wurden fast alle noch
vor der Jahrhundertwende errichtet. Seit der
Jahrhundertwende sind im Saarbergbau nur
zwei Förderanlagen neu in Betrieb genommen
worden: Die im Südwesten des Reviers errich
tete Grube Velsen bereits im Jahre 1906 und
die im äußersten Nordosten des Reviers errich
tete Grube St. Barbara im Jahre 1955.
Einige ältere Anlagen werden im Laufe der
nächsten zwei Jahrzehnte ihre Lagerstätten ab
gebaut haben und deshalb ihre Förderung ein
stellen. Auf einigen anderen entwicklungsfähi
gen alten Anlagen bestehen noch Ausweitungs
möglichkeiten, die entsprechenden Ausbauvor-
hoben befinden sich zum Teil schon im Stadium
der Ausführung. Diese Erweiterungsmöglichkei
ten bestehender Förderkapazitäten werden auf
lange Sicht jedoch nicht ausreichen, den infolge
der Erschöpfung einzelner Lagerstätten unver
meidlichen Rückgang der Förderung einiger An
lagen und deren schließlichen Ausfall auszu
gleichen und damit endgültige Kapazitätsver
luste zu verhindern.
Der in ständigem Ansteigen begriffene Ener
giebedarf Europas stellt auch den Saarbergbau
vor die Aufgabe, über die Erhaltung seiner Ka
pazität hinaus noch nach Möglichkeiten zur Er
weiterung dieser Kapazität zu suchen. Außer
dem muß eine möglichst weitgehende Verbilli
gung des Energieangebotes angestrebt werden.
Die Wettbewerbslage der Kohle hat für die
Saarbergwerke AG die Notwendigkeit einer
Verbesserung der Betriebsergebnisse, die durch
mit zunehmender Teufe verbundene Schwierig
keiten beim Abbau der Lagerstätten einiger
alter Anlagen fortschreitend belastet werden,
besonders deutlich in Erscheinung treten lassen,
da sonst eine Schwächung der wirtschaftlichen
Lebensfähigkeit des Unternehmens auf die
Dauer nicht zu vermeiden wäre.
Ein Kapazitätsverlust oder ein Nachlassen der
Wirtschaftskraft des Saarbergbaus hätten je
doch einen Rückgang der Beschäftigungsmög
lichkeiten im Bergbau selbst und darüberhinaus
zur Folge und müßten in Anbetracht der tradi
tionellen Berufsverbundenheit der im Saarberg
bau tätigen Bergleute zu schweren sozialen Er
schütterungen führen.
Die Unternehmensleitung der Saarbergwerke
steht unter den geschilderten Umständen vor
der Aufgabe, entscheidende Schritte zu unter
nehmen, um die Kapazität des Unternehmens
auf lange Sicht zu erhalten und zu erweitern