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Ältestes Homburger Stadtgerichtsiegel
mit der Jahreszahl 1700
Hambacher Fest zog, nahm er seinen damals
zehnjährigen Sohn Max zu der denkwürdigen
Feier mit, und dieser Sohn wurde später Schrift
leiter der Frankfurter Zeitung und Verfasser des
Buches „Die Deutsche Nationaleinheit“. Mit dem
revolutionären Homburger Landkommissar
dürfte ein Homburger Pfarrhaus geistig verbun
den gewesen sein: das Pfarrhaus Aulenbach.
Die beiden Pfarrersöhne Friedrich und Christian
Aulenbach brachten in ihren Dichtungen die gei
stige Gemeinschaft mit den Ideen von Hambach
zum Ausdruck. Christian mußte wegen seiner
Teilnahme am Aufstand 1849 Deutschland ver
lassen und wanderte nach Nordamerika aus. Er
war nicht der einzige Homburger, der damals
wegen politischer Überzeugung die Heimat ver
ließ.
Daß jene Unruhen zu einem großen Teil in
der wirtschaftlichen Trostlosigkeit ihren Ur
sprung haben, ist nicht mehr zu bezweifeln. Die
zunehmende Bevölkerung hatte keine Existenz
grundlage. Ein führender Mann der Bewegung
von 1848, Culmann von Zweibrücken, begrün
dete den Bergbau des Höcherberggebietes und
schuf die erste industrielle Anlage, die der Be
völkerung im Bereich der Stadt neue Existenz
möglichkeiten bot. 1849 wurde die erste pfälzi
sche Bahnstrecke eröffnet, die durch Homburg
bis an die preußische Grenze führte. Diese erste
Strecke war dazu bestimmt, eine unmittelbare
Verbindung zwischen dem Rhein und dem pfäl
zischen sowie preußischen Kohlengebiet her
zustellen. Deshalb wurde sie auch 1850 nach
Saarbrücken fortgesetzt. 1857 baute man die
Strecke Homburg-Zweibrücken und im Jahre
1877 wurde die Bliestalbahn nach Saargemünd
eingerichtet, die dann von Homburg über Glan
münchweiler den Anschluß an den Rhein erhielt.
Mit dem Bau dieser Bahnen ist wiederum ein
Mann von 1832 verbunden: Paul Camille von
Denis. Der wichtige Eisenbahnschnittpunkt Hom
burg barg in sich eine große Anziehungskraft für
die Industrie und in der weiteren Entwicklung
der Stadt entstand ein ausgedehntes Industrie
gelände neben den Bahnlinien. Seit dem Ende
des vergangenen Jahrhunderts haben sich Fir
men verschiedenster Produktionszweige nieder
gelassen und seitdem ihre Erzeugnisse auf einen
internationalen Markt gebracht.
So ist auch nicht schwer zu erkennen, daß die
Bedeutung Homburgs im Laufe der Geschichte
einen grundlegenden Wandel erfahren hat. Bis
in das 18. Jahrhundert hinein lag die Bedeutung
der Stadt im Blickfeld internationaler Kriegs
strategie, vom 18. Jahrhundert an jedoch begann
das Interesse an der Stadt als eines zentralen
Schnittpunktes des Verkehrs und industriellen
Wirtschaft. Diese Bedeutung wurde ihr Schick
sal im Wandel des 19. und 20. Jahrhunderts. Es
ist ein weiter Weg von einer sporadischen Be
siedlung in frühester Zeit zur mittelalterlichen
Burganlage, zur Festung und Residenzstadt bis
zur heutigen Kreisstadt im Zeitalter der Tech
nik. Wenn wir von einer Stadt reden, reden wir
ja immer von den Menschen, die in dieser Stadt
wohnen, die Stadt bauen und erhalten, mit der
Stadt untergegangen und mit der Stadt wieder
zu neuem Leben gelangten. Homburg umschließt
heute die Wohn- und Arbeitsplätze von 25 000
Menschen. Es ist eine Industriestadt, die den
Charakter des trauten Landstädtchens dennoch
nicht verloren hat und nicht verlieren darf, da
sie noch immer am Rande eines wichtigen land
wirtschaftlichen Gebietes liegt, das im Laufe von
Jahrhunderten die Bürger der Stadt ernährte."