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und Springbrunnen anlegen, der sich zwischen
der Saar und der heutigen Talstraße gegen die
Saarwiesen hinaus dehnte. So entstand die erste
barocke Gartenanlage in Saarbrücken. Zur Aus
schmückung der Anlage mit Statuen und Vasen
hatte er den Bildhauer Pierard de Coraille von
Wilhelmsbronn herangezogen. Coraille war mit
mancherlei Arbeiten am Schloß selbst und am
Neubau des Lustschlosses Montplaisir auf dem
Haiberg tätig, das der Architekt Motte nach dem
französischen Vorbild Marly errichtete. Im Jahre
1700 ließ der Graf durch Coraille das Grabmal
seiner Eltern Gustav Adolph und Eleonore Clara
ausführen, das oben schon besprochen wurde.
1713 starb Ludwig Kraft im 49. Lebensjahr an
einem Gehirntumor und wurde in der Schloß-
3. Grabmal des Grafen Karl
as 9 Meter hohe Grabmal (Abbildung 6)
wurde von dem Bildhauer und Stucka
teur Hotten im bewegten Barockstil ganz
aus schwarzem und braunem Stuckmarmor er
stellt; es steht im Chor der Schloßkirche neben
dem Grabmal des Grafen Gustav Adolph. Aehn-
lich wie bei dem Grabmal seines Bruders Ludwig
Kraft steht auch hier der Graf mit seiner Familie
in einer großen Nische, umrahmt von einer kraft-
Abbildung 6: Grabmal des Grafen Karl Ludwig
und seiner Familie
kirche beigesetzt. Sein Nachfolger Karl Ludwig
ließ wiederum durch Pierard de Coraille das
Grabmal für ihn und seine Gemahlin Philippine
Henriette errichten.
Die Gräfin Philippine Henriette hatte ihrem
Gemahl acht Kinder geboren, sieben Prinzessin
nen und einen Prinzen. Aber dieser starb schon
als Kind, so daß ein männlicher Nachfolger für
die Regentschaft fehlte. Aus diesem Grunde über
nahm nach dem Tode des Grafen Ludwig Kraft
dessen jüngerer Bruder Carl Ludwig die Regie
rung. Philippine Henriette lebte als Witwe mei
stens bei ihrer Tochter Karoline, zuletzt in Berg
zabern, wo sie 1751 starb und begraben wurde.
Sie ist die Ururgroßmutter Kaiser Wilhelms I.
und des Königs Maximilian II. von Bayern.
Ludwig und seiner Familie
vollen Barockarchitektur, jedoch nicht bühnen
artig wie dort, sondern vorteilhafter zusammen
gefaßt. Die hellen Figuren heben sich wirkungs
voll von dem schwarzen Hintergrund ab. Vor
dem Grafen Karl Ludwig und seiner Gemahlin,
der Gräfin Christiane von Ottweiler-Nassau, ste
hen in lebhafter Bewegung die beiden früh ver
storbenen Kinder Friedrich Karl und Ludwig
Karl. Die Nische wird oben von einer großen
Muschel ausgefüllt. Links reihen sich in senk
rechter Anordnung die Ahnenwappen Nassau,
Baden, Hessen, Rheingrafen, Nassau-Dillenburg,
Würtenberg, Pfaltz und Salm; rechts Hohenlohe,
Pfaltz, Nassau, Braunschweig, Solms, Stolberg,
Hessen und Denemark. Auf dem Sockel sind die
vergoldeten Inschriften, über der Nische ist das
gräfliche Wappen angebracht. Die Rahmenarchi
tektur ist dem vorgeschrittenen Stil entsprechend
nicht mehr gradlinig flach, sondern geschwungen
vorgewölbt; Das Gebälk über den Pilastern ist
doppelt schräg verkröpft. Nach oben folgt eine
offene Segmentverdachung und als Abschluß
ein gesteifter Aufsatz. Der Aufbau ist klar, im
Vergleich zum Grabmal des Grafen Ludwig Kraft
einfacher, aber dafür großzügiger. Die latei
nischen Inschriften lauten:
In der Mitte: „Sieh, Wanderer! Den Du hier im
Bilde siehst, ist Karl Ludwig, aus dem uralten
Geschlechte der erlauchten Grafen von Nassau,
unter denen so viele und so große Helden als
Fürsten, Heerführer, Kurfürsten, Könige, selbst
Kaiser glänzten. Seines Lebens Ursprung war im
Schlosse zu Saarbrücken am 6. Januar 1665, er
entzog sich der Welt durch einen frommen und
sanften Tod im Schlosse zu Idstein am 6. Dezem
ber 1723, zuvor aber knüpfte er den lieblichen
Ehebund am 22. April 1713 mit Christiane, Gräfin
von Nassau-Ottweiler. Zwei männliche Sprosse
entstammten dieser Ehe, doch bald siechten sie
wiederum dahin.
Weile jetzt noch ein wenig und staune! Von
seltenen Tugenden wirst Du lesen. Dieser Graf