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vom „Marksuggler" bis zum „Mutter-Klotz"
Privat-Initiative schuf in Püttlingen ein kleines Bergbau-Museum
I nmitten der landschaftlich schön gelegenen,
nahezu 15 000 Einwohner zählenden Groß
gemeinde Püttlingen befindet sich am alten
Marktplatz seit Jahrzehnten ein großes Gast
haus: die Kaisersaal-Gaststätte, die in den letz
ten Jahren eine bemerkenswerte Wandlung er
fahren hat. Sie begannen mit der Änderung des
Namens für dieses Gasthaus, das sich heute
„Haus der Bergleute" nennt. Die Bezeichnung
„Haus der Bergleute" würde für eine Gastwirt
schaft in einer ausgesprochenen Bergarbeiter
gemeinde, die den Hauptteil ihrer Arbeiter auf
der örtlichen Grube Viktoria in Beschäftigung
sieht, keine Besonderheit darstellen. Mit der
Namensänderung hat sich in dem Lokal selbst
aber auch etwas getan: es ist ein kleines Berg
bau-Museum entstanden, wie es — auf Privat
initiative zurückzuführen — wohl nirgends zu
finden sein dürfte.
Schon beim Betreten des Gasthauses wird man
unwillkürlich von einer bergmännischen Atmo
sphäre umfangen, hervorgerufen durch zahl
reiche an den Wänden befindliche elektrisch
beleuchtete Grubenlampen verschiedenster Ar
ten und Alters. Es mag ein Kuriosum sein, daß
der Schöpfer und Pfleger dieses kleinen Mu
seums selbst kein Bergmann ist und mit dem
Bergbau praktisch auch nie etwas zu tun hatte.
Das Zustandekommen der reichhaltigen Samm
lung bergmännischen Gutes verdankt er in der
Hauptsache seinen Gästen, die ihm diese vie
len alten Gruben-Gerätschaften im Laufe der
Zeit brachten, so daß es sich schon bald lohnte,
sie sinngerecht an den Wänderi des Lokales an-
zubringen. Der Sammler legte besonderen Wert
darauf, nur gebrauchte Original-Gerätschaften
zur Schau zu stellen; dabei sind auch die
Streichholzschachtel (mit dem Bergmannsbild),
eine Füchsel- und eine Kautabak-Packung nicht
vergessen, wie auch der traditionelle „Mutter-
Klotz" nicht fehlt. In der Mitte einer etwa 15
Meter langen Längswand hängt — auf Perga
ment geschrieben — das Anfahrtsgebet der
Bergleute, das von einer Grubenlampe beleuch
tet wird und von Meter-Stöcken und kunstvoll
verzierten Steigerstöcken umrahmt ist.
Das Geleuchte des Bergmanns nimmt einen
besonderen und zweckmäßigen Platz ein. Da fin
det man die ältesten Geleuchte, von der ehe
mals primitiven Ölfunzel mit qualmendem, of
fenem öllieht, über ausgediente Petroleum- und
Benzinlampen, bis zur modernen Kopflampe, die
am Leder- oder Kunststoffhelm befestigt ge
tragen wird. Eine Original-Karbidlampe aus
einer lothringischen Erzgrube ist sehr hübsch
zu einem Benzin-Feuerzeug für den „Stamm
tisch" umgearbeitet.
Das Gezähe des modernen Bergmannes hat
heute ein anderes Gesicht als früher, doch
haben sich einige Teile nur unwesentlich geän
dert. Da ist die „Olga", die große Pfannen
schaufel, zu sehen, die verschiedenen Pickel-
Arten, und aus der großen Zahl alter und neuer
Gezähe-Teile seien hier nur einige genannt: als
ältester Schrämpickel der „Marksuggler", ein
Revolverpickel, ein Zweispitzschrämer, ein Rei
terbeil, Spitzhammer, Fäustel, Spitzkeile, Schlä
gel und Eisen, Schlagbohrer, ein „Hirz", Knie
schoner, Sitzgurt, Handschützer, Handbeil und
Handsäge, eine Patrone mit Schießdraht, eine
Gesteinsbohrstange mit Bohrkrone. Audi Trenn-,
Halte- und Verbindungsstücke werden gezeigt.
Weiter sind da zu sehen: Bohrhammerspitze,
Schrämmeißel und Schrämkrone. Selbst das
„Arschleder" ist nicht vergessen, auch nicht die
heute allgemein übliche Staubmaske. Das viel
fältige Bild rundet ein gründlich „verbawwer-
tes" Kaffeeblech ab.
Ausstellungsstück in dem kleinen Püttlinger
Bergbau-Museum