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das Eisengitter-Gerüst hergestellt werden. In
eine Form, bzw. Verschalung gebracht, wird
der Betonstein auf dem Rütteltisch gegossen.
Durch eine Vakuumpumpe wird dem Betonstein
nach dem Gießen das Wasser bis zu einem
bestimmten Grade so schnell entzogen, daß er
innerhalb von 3 bis 5 Minuten abbindet und
aus der Form gelöst werden kann. Mit einer
Seilbahn mit elektrischer Schaltknopf-Bedienung
wird der fertige Stein dann weggebracht. Die
Ansaugkraft des Vakuum-Motors ist so intensiv,
daß er sicherer an der Ansaugefläche haften
bleibt. Die Tagesproduktion an Betonsteinen
beträgt im Durchschnitt 250 Stück. Die Ausmaße
der Steine sind 80x50x13 bzw. 16 cm, d. h.
die Außenstärke beträgt 16, die Innenstärke
13 cm. Im Freien sind Tausende von Steinen
Reste des „Versteinerten Steinkohlenwafdes", drei Baum
stämme in der östlichen Böschung des nördlichen Ein
schnitts.
zum Trocknen aufgestapelt, wodurch die Festig
keit erhöht wird. Per Kran mit Vakuum-Motor
werden sie zu je vieren nach hier gebracht.
Auf beiden Seiten des Tunnels, beim süd
lichen und nördlichen Einschnitt, wurde jeweils
eine ausgedehnte Barackenstadt errichtet. Ne
ben solchen für Werkstatt-Betriebe, für die
Preßluft-Kompressoren, zum Umkleiden der Ar
beiter usw. sind auch eine Anzahl von schönen
Wohn-Baracken gebaut worden, in denen sich
die Arbeiter und Angestellten, die nicht täglich
nach Hause fahren, nach getaner Arbeit aus
ruhen und wohlfühlen können. In einer größe
ren Baracke haben die Betriebsleitung der
Firma Lehnhard und die technische Dienststelle
der Saarbergwerke ihren Sitz. An den Wänden
des Betriebsbüros sieht man riesengroß die ein
zelnen Arbeitsvorgänge des Tunnelbaues gra
phisch dargestellt mit dem jeweiligen Fortschritt
pro Arbeitstag.
In den beiden Einschnitten und im Tunnel
wurden in den Nebengesteinsschichten des
Steinkohlengebirges eine Anzahl von größeren
und kleineren Stücken mit versteinerten Pflan
zen: Farne, farnähnliche Gewächse. Schachtel
halm- und Bärlapp-Gewächse gefunden. Die
gesammelten Stücke werden teils der geologi
schen Sammlung der Bergschule zu Saarbrük-
ken, teils dem Bildstocker Heimat-Museum ein
verleibt. In den Böschungen beider Einschnitte
wurden eine Anzahl von im Gebirge noch auf
recht stehenden Baumstämmen freigelegt. Sie
sind bis ein Meter dick und stellen die Reste
von Siegelbäumen dar, wie sie vor rund 250
Millionen Jahren hier gewachsen sind. An einer
Stelle des nördlichen Einschnittes stehen sogar
drei Stämme dicht beisammen, so daß man im
Bereich der Einschnitte und des Tunnels im
wahrsten Sinn des Wortes von einem „Verstei
nerten Wald" sprechen kann.
Der alte Tunnel schneidet den Bereich der
Jllinger Straße unter dem Hause der Bäckerei
Welker neben dem Trierer Hof und verläuft
unter der Wirtschaft „Schuck am Berg". Der
neue Tunnel verläuft ungefähr unter den Häu
sern Metzgerei Theobald auf der einen und
Warken auf der anderen Seite der Jllinger
Straße.
Das große Bauvorhaben brachte Bildstock in
ein ganz besonderes Blickfeld. Nicht nur die
Bildstocker Bevölkerung, sondern auch Besucher
aus den umliegenden Ortschaften sind vom
Morgen bis zum Abend dabei, das grandiose,
im Werden begriffene Werk, insbesondere die
fortgeschrittene Tiefbautechnik zu bewundern.
Die Sektion Saarbrücken der Societe de l'lndu-
strie Minerale hatte ihre Mitglieder zu einer
Besichtigung der Baustelle eingeladen. Unter
großer Beteiligung hat diese stattgefunden.
Zuvor wurden im „Gloria-Palast" zu Saarbrük-
ken von den Herren Obermarkscheider Lenge
und Direktor Pagel von den Saarbergwerken,
Generalinspecteur Prof. Caquot und dem Chef
der Tiefbaufirma Lehnhard, Herrn Lehnhard,
entsprechende Vorträge gehalten. Aber auch
die von weit her kommenden wissenschaftlich
interessierten Kreise technischer Hochschulen
und Universitäten kamen an die Baustelle. Zu
nennen sind u. a. das Geologische Institut der
Technischen Hochschule in Aachen und das
Palaeontologische Institut der Universität Mün
chen.
Der größte und schwierigste Teil der Bau
arbeiten ist bereits getätigt. Aber noch ist viel
Kleinarbeit erforderlich, bis der erste Zug durch
den neuen Tunnel rollen wird. Möge das Werk
seiner glücklichen Vollendung zum Segen der
Menschheit und des Bergbaues an der Saar
entgegengehen.