In der Nacht zum 19. Dezember, um 0,10 Uhr,
ist der Durchschlag glatt erfolgt. Die Stollen
arbeiten verliefen ohne persönliche Unfälle,
dank der Beachtung aller entsprechenden berg
polizeilichen Vorschriften.
Die Arbeiten für den Tunnelbau wurden in
einzelne Arbeitsvorgänge eingeteilt. Bevor diese
kurz erläutert werden, sei darauf hingewiesen,
daß der neue Tunnel einen besonderen, von
dem französischen Professor Caquot konstruier
ten Ausbau erhält, der hier erstmalig ange
wandt wird. Es handelt sich in diesem um einen
Stahl-Ausbau, bestehend aus 22 cm starken
Doppel-T-Trägern, die jeweils aus 10 Segmen
ten zu einem Ringe zusammengesetzt werden.
Auf diese werden 5 mm starke Stahlbleche auf
geschweißt. So entstand zunächst eine glatt-
wandige, kreisförmige Röhre. Der Raum zwi
schen den Stahlblechen und dem Gebirge wird
mit Beton mittels Betonpumpe, die außerhalb
des Tunnels steht, ausgefüllt. Vor diesen Stahl
ausbau werden Steinringe versetzt, deren jeder
aus 185 Betonsteinen von je 160 kg Gewicht
besteht. Zum Versetzen der Betonsteine mußte
eine Stein-Versetzmaschine eigens für diesen
Tunnel konstruiert und gebaut werden. Sie ist
mit einem Vakuum-Lifter versehen, der die
Steine durch das Ansaugverfahren sicher an die
Stellen des Einsatzes bringt. Vom Laien be
trachtet, ist es eine sehr komplizierte Einrich
tung, die fast den ganzen Tunnel-Querschnitt
gerüstartig einnimmt. Unter ihr ist noch so viel
Platz, daß die Wagenzüge durchfahren kön
nen. über die Herstellung und Maße der Steine
wird weiter unten berichtet. Zwischen je zwei
Steinringen von 0,50 m Stärke bleibt eine Lücke
von 0,40 m, so daß man hier von einem Glie
derausbau sprechen kann. Dieser recht kost
spielige Ausbau soll den Vorteil haben, sich
den später während des Abbaues der einzel
nen Flöze im ehemaligen Sicherheitspfeiler ent
stehenden Bewegungen und Senkungen derart
anzupassen und diese mitzumachen, daß der
Tunnel keinen Schaden erleidet und somit der
Eisenbahnbetrieb nicht gestört wird. Die ein
zelnen Vorgänge bei der Herstellung des Tun
nels sind folgende:
1. Herstellen des Firststollens.
2. Ausbruch der Kalotte sowie Einbauen und
Richten der Ring-Segmente.
3. Betonieren der Kalotte.
4. Kern-Ausbruch.
5. Voll-Ausbruch sowie Einbauen und Richten
der restlichen Ring-Segmente.
6. Betonieren des unteren Teiles (Ulme).
7. Steinringe versetzen.
Bezüglich der Herstellung des Firststollens ist
noch nachzutragen, daß dieser an der „Firste",
d. h. im obersten Teil des endgültigen Tunnel-
Querschnitts aufgefahren wurde. Nach Fertig
stellung desselben wurde die Kalotte heraus
geschossen und nach dem Einbauen von drei
Ring-Segmenten war nun der „Kopf geschützt".
Der Steinfall war dadurch verhütet, es konnten
keine Unfälle mehr durch hereinfallende Ge
steinsmassen entstehen. Um die Standsicherheit
der Kalotten-Segmente zu erhöhen, wurden
jeweils am Fuße derselben ein armierter Sporn
aus Beton als Auflager hergestellt. Nachläufig
zu diesem Arbeitsvorgang wurde der Kern-
Ausbruch getätigt, der mittlere Teil des rest
lichen Querschnittes wurde herausgeschossen
und zum Schluß der restliche Teil auf den Sei
ten. Der gesamte herausgeschossene Quer
schnitt hat einen Durchmesser von rund 11 m,
was einer Querschnittsfläche von 95 qm ent
spricht. Ein imposantes Bild bietet der im Wer
den begriffene Tunnel: am Südeingang Ein
bauen der restlichen Stahlring-Segmente und
Aufschweißen der Stahlbleche; weiter drinnen
noch Bohr-, Schieß- und Wegladearbeiten im
Lichtschein der Schweiß-Apparate. Die schwe
ren, bis 50 cm dicken Stempel zur Stützung des
Hangenden vor Einbringung der Kalotten-Seg
mente sind bereits restlos verschwunden. Pla
nierraupen schieben das hereingeschossene Ge
stein in nördlicher Richtung vor, von Salzgitter-
Ladern in Kippwagen verladen, die mit starken
Diesel-Lokomotiven zur Kippstelle am Bahnhof
Bildstock gebracht werden und von dort aus
mittels Lastwagen zur Bergehalde.
Nun noch etwas über die Fabrikation der
Beton-Formsteine. Für den ganzen Tunnel sind
rund 50 000 solcher Steine erforderlich. Es
lohnte sich deshalb schon, die Fabrik in be
sonderen Baracken unterzubringen. Da es sich
bei den Steinen um Eisenbetonsteine handelt,
mußte zunächst in verschiedenen Arbeitsgängen