4700 ^^tergieljriinffi
25
Etwas über die Ausbildung unseres Nachwuchses
Die Technik schreitet fort, und für Bergleute
gibt es immer mehr zu lernen. Sie besitzen ein
ganzes System eigener Schulen von der Berg
berufsschule bis zur Akademie, wo sie sich auf
ihren Beruf vom Knappen bis zum Berginge
nieur vorbereiten. Wie anderswo auch, gliedert
sich ihr Beruf immer mehr in die Beherrschung
von Spezialgebieten auf, und ob sich der Berg
mann zum Schrämer oder zum Schießsteiger,
zum Fördermaschinisten oder Chemielaboranten
spezialisiert, überall bedarf er wieder der be
sonderen Ausbildung, ja auch der steten Fort
bildung in Lehrgängen, um im Fach auf dem
laufenden zu bleiben.
Sind also wohl die Anforderungen an Kennt
nis und Erfahrung im Beruf gestiegen, — was
wird im Grunde verlangt, das nicht in den alten
Bergmannssprüchen seit jeher ausgesprochen
wäre? Denn so heißt es doch: Das Bergwerk
will haben Verstand und eine getreue Hand!
Das Wissen um die Lagerstätten und das ge
heimnisvolle Finden und Gewinnen der Erze
und Kohlen führte die Bergleute früh in Brüder
schaften und Zünften zusammen, und sie ließen
den Nachwuchs mehrere Stufen der Ausbildung
durchlaufen, ehe sie den Knappen als vollbe
rechtigten Bergmann aufnahmen. Der Gelehrte
Georg Bauer, der sich Agricola nannte, wurde
schon vor dem Dreißigjährigen Kriege zum
ersten Lehrmeister der Bergleute. Die erste
Bergschule in Deutschland wurde 1765 im
sächsischen Freiberg vom Freiherrn von Heinitz
begründet.
Die erste Bergschule
Die verlangten Kenntnisse nun
auch zu vermitteln, wurde auf
Napoleons Dekret vom 12. Fe
bruar 1802 die „Ecole pratique
des Mines" gegründet, die als
erste Bergschule an der Saar
1807 in Geislautern eröffnet und
von den Ingenieuren Duhamel
und später Beaunier geleitet
wurde. Da sie Grube und Hütte
Geislautern auf eigene Rech
nung betrieb, ließen sich prak
tische Übungen der Schüler und
Forschungstätigkeit der Lehrer
aufs günstigste mit dem Schul
betrieb verbinden. 1816 richtete
sich die neugegründete Berg-
schule Saarbrücken im Erb
prinzenpalais am Schloßplatz,
dann nebenan in der Hintergasse
und schließlich 1906 im Neubau an der Trierer
Straße ein. Die jährlich aufzunehmende Schüler
zahl ist seit damals um mehr als das Zehnfache
gestiegen. Die Bergvorschulen entwickelten sich
aus den einstigen Unterklassen der Bergschule
und wurden auf einige Hauptorte des saarländi
schen Kohlenreviers verteilt. Sogar Sonntags
schulen für die jugendlichen Bergleute wurden
seit 1838 vom Saarbrücker Knappschaftsverein
eingerichtet, weil das Statut die Aufnahme von
neuen Mitgliedern auch von einer Prüfung im
Lesen, Schreiben und Rechnen abhängig machte.
Die darauf folgenden bergmännischen Werk
schulen beschränkten sich wohl zu sehr auf den
Gedanken der Wiederholung und Fortbildung,
um dauernden Erfolg zu haben. Es gab dann
Steigerschulen, Werkschuloberklassen und noch
mehrfache Umorganisationen, die mit der
raschen technischen Entwicklung im Bergbau
Schritt zu halten suchten, bis zuletzt jenes Aus
bildungssystem entstand, in dessen Schulen und
Lehrgängen sich heute viele tausend Beleg
schaftsmitglieder der Saargruben befinden.
So schwer es sonst vielleicht erachtet werden
mag: die recht verstandene Berufsausbildung
soll zwei Herren dienen, dem Betrieb und dem
Menschen.
Was für den Betrieb rationell ist, soll für den
einzelnen Menschen fördernd sein. Mit der Ver
mittlung gründlicher Fachkenntnisse allein ist
es da nicht getan, und die vollkommenste Fach
ausbildung wäre wertlos, ja schädlich, wenn sie
Menschen vermittelt würde, deren Unreife zum
Mißbrauch der Kenntnisse führt. Die Berufs-
Berglehrlinge im Unterricht