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halten ist. Man versuchte, den ausziehenden
Wetterstrom als Feuerungsluft unter den Dampf
kesseln der Gruben zu verwenden, um so das
mitgeführte Gas nutzbar zu machen. Zu einer
praktischen Durchführung ist es jedoch nie ge
kommen.
Wesentlich günstiger liegen die Verhältnisse,
wenn das Methangas an einer Stelle konzen
triert austritt als sogenannter Bläser oder ähn
lich. Ein solches Vorkommen konnte bereits vor
etwa 30 Jahren auf Grube Frankenholz nutzbar
gemacht werden, indem das Gas in einer Rohr
leitung einem Dampfkessel als Heizgas zuge
führt wurde.
Eine größere Verwendung fand im Jahre
1942 ein Methanvorkommen auf der Schacht
anlage Klarenthal. Hier wurde ein abgebautes
Grubenfeld gegen die übrigen Grubenbaue gas
dicht abgedämmt. Das aus den stehenge
bliebenen Flözresten und nicht abbauwürdigen
dünnen Flözen durch langsames Nachbrechen
austretende Methangas sammelte sich hier in
verhältnismäßig hoher Reinheit an und konnte
infolge seines geringen spezifischen Gewichtes
durch eigenen Auftrieb mittels einer hierfür
eingebauten Leitung über Tage geleitet werden.
Dieses Feld liefert ohne Unterbrechung heute
noch Gas.
Veranlaßt durch die Treibstoffknappheit wäh
rend des Krieges faßte man den Plan, dieses
hochwertige Gas als Treibstoff für Kraftfahr
zeuge auszunutzen. Es wurde zu diesem Zweck
in der Nähe des Schachtes Klarenthal eine ent
sprechende Anlage gebaut, die die Abgabe von
hochverdichtetem Methangas an Kraftfahrzeuge
ermöglichte. Das Methangas wird hier durch
mehrere vierstufige Kompressoren auf 350 atü
verdichtet und in Speicherbehälter gedrückt.
Aus den Speicherbehältern wird das Gas in die
sogenannten Wagenflaschen gefüllt mit einem
Betriebsdruck von 200 atü. Dies geschieht an
einer besonders hierfür errichteten Füllstation
oder Tankstelle, an der die Fahrzeuge mit den
eingebauten Wagenflaschen Vorfahren und
innerhalb weniger Minuten vollgetankt werden.
Für den Fahrer ist diese Gasübernahme so
einfach und bequem wie die Übernahme von
flüssigem Treibstoff. Aus den Wagenflaschen
wird das Gas über einen Druckminderer dem
Motor auf ähnliche Weise wie Benzin zuge
führt. Das Methangas ist absolut sauber und
hinterläßt bei der Verbrennung keinerlei Rück
stände. Es wird deshalb vom Motor ebensogut
verarbeitet wie flüssiger Treibstoff. Diese Ver
wendung von Methangas als Treibstoff hat sich
sehr gut bewährt. Trotz des freien Verkaufs
m NEUFANG GOLDHALS
von flüssigem Treibstoff nach dem Kriege
wurde die Verwendung von Methangas als
Treibstoff für Lastkraftwagen beibehalten und
ist sogar noch weiter angestiegen. Es wurden
deshalb zwei weitere Kompressorenanlagen
dieser Art gebaut und zwar im Sulzbachtal bei
der Grube Hirschbach und in Neunkirchen am
Minnaschacht. Die Fahrzeuge sind in der Regel
je nach Größe mit 4 bis 10 Wagenflaschen aus
gerüstet. Eine Wagenflasche enthält bei einem
Betriebsdruck von 200 atü etwa 10 kg Methan,
und entspricht einer Fahrleistung von 10 Liter
gutem Vergasertreibstoff. Der Preis bei gleicher
Fahrleistung ist bei Verwendung von Methan
etwa 30 Prozent billiger als Benzin.
Für Fahrzeuge, deren Standort weit von
diesen drei Tankstellen entfernt liegt, wurden
18 Flaschenwechselläger errichtet, die im ganzen
Saarland verteilt sind und täglich mit neu ge
füllten Flaschen beliefert werden. Sie bilden
ein regelrechtes Versorgungsnetz. Auf diese
Weise werden im Saarland monatlich etwa
220 t Methangas für motorische Zwecke ver
braucht, was einer Treibstoffmenge von etwa
220 000 Liter Benzin entspricht. Diese Menge
kann leicht noch gesteigert werden.
Die so nutzbar gemachten Gasmengen sind
wirtschaftlich gesehen von einiger Bedeutung.
Sie verringern jedoch kaum die Schlagwetter
gefahr in den Gruben, da dieses Gas in der
Hauptsache aus stillgelegten Grubenfeldern er
faßt wird. Zur Bekämpfung dieser großen Ge
fahr hat der Bergbau in den letzten Jahren
versucht, das beim Abbau der Kohle frei
werdende Methangas schon vorher zu erfassen
und in Sammelleitungen nach über Tage ab
zusaugen (Vorentgasung). Die Gefahr der Ent
stehung schlagender Wetter wird dadurch be
deutend verringert und darüber hinaus kann das
Gas nutzbringend verwertet werden. Für diese
Erfassung des Methangases sind mehrere Ver
fahren ausgearbeitet worden, auf die hier je
doch nicht näher eingegangen werden soll. Die
Regie des Mines hat gerade auf diesem Gebiet
richtunggebende Pionierarbeit geleistet.
Die erste systematische Absaugung von
Methangas wurde an der Saar bereits im Jahre
1948 auf Grube Hirschbach vorgenommen. Es
wurde dabei zum erstenmal möglich, eine
schlagwettergefährdete Abteilung zu elektri
fizieren und dadurch die Förderleistung wesent
lich zu steigern.
Das Gas konnte außerdem, da es in konzen
trierter Form mit 85 Prozent CH» erfaßt wurde,
zur Beheizung eines Dampfkessels der Grube
verwendet werden.
Inzwischen wurde die Gasabsaugung auf allen
schlagwettergefährdeten Gruben an der Saar
eingeführt, so daß heute fast 300 000 m 3