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de Tremville, Prinz von Valmont, Gou
verneur. Auf ihn folgte 1739 sein Sohn,
Graf von Taillebourg.
Auf den ersten Bürgermeister Ferdinand
Heil folgte Christophe Schneider, vordem
Kaufmann in Vaudrevange, nach diesem Jean
Noblet, Nicolas Bourgeois, Joseph Fauche,
Michel Dupont, Jean Tosseto (ein Schwez^r)
und Nicolas Henriei, gebürtig aus Vaucou-
ieurs, in dessen Nähe das Dorf Domrömy
liegt, der Geburtsort der französischen Na
tionalheldin Jeanne d’Arc, der Jungfrau von
Orleans.
Die Festungsstadt sollte noch keine Ruhe
bekommen. Nach dem Frieden zu Aachen
1748 mußte sich Sarrelouis zu dem Sieben
jährigen Krieg in Bereitschaft setzen. 1753
schlug Chevert in allernächster Nähe der
Stadt auf der „Kapuzinerinsel“ sein Lager
auf. War auch die Festung hierdurch sehr
eng eingeschlossen, so gelang es den Sarre-
louisem doch, mit den zu ihr gehörenden
sechs Dörfern Verbindung aufzunehmen und
Lebensmittel in die Stadt zu bringen.
Im Jahre 1766 starb König Stanislaus, der
letzte Herzog von Lothringen. Frankreich
nahm von diesem verwaisten Land, das von
jeher zu ihm gehörte, wieder rechtmäßigen
Besitz. Sarrelouis, das bisher, von Frankreich
abgeschnitten, auf sich allein angewiesen war,
gehörte nun wieder zu dem reichen Land
Lothringen und damit zu Frankreich, wie vor
dem Frieden zu Ryswick im Jahre 1697. Von
1759 bis 1772 war Gouverneur von Sarrelouis
der Herzog von Brissac, von 1772 bis
1789 der Marquis von Montagnard,
zwei Gouverneure, die stets nur auf das Wohl
ergehen ihrer Bürger bedacht waren. Ebenso
waren die Bürgermeister der Stadt: Pierre
Gouvy, Ritter Pierre von Boquenheimer und
Michel Souty.
Es folgt nun die Zeit der französischen Re
volution. Sarrelouis wurde dsrch Pariser
Konventionsbeschluß in Sarrelibre umgetauft.
Es gehörte zu dem »Departement Moselle“
mit Metz als Hauptstadt. Saarbrücken wurde
damals Kreisstadt des „Departement de la
Sarre“ mit Trier als Hauptstadt.
Während der napoleonischen Periode fand
die Stadt ihren alten Namen Sarrelouis wie
der. Ihre Bewohner waren stets treue An
hänger des großen Napoleon. Sarrelouis als
Festung spielte nun keine große Rolle mehr,
da es zu weit von der Grenze lag. Als Durch
marschstraße der napoleonischen Heere je
doch war es sehr belebt. Alle gesunden jun
gen Sarrelouiser traten damals als Freiwil
lige unter die kaiserlichen Fahnen. Von 1792
bis 1815 stammten aus Sarrelouis, außer den
vielen gemeinen Soldaten, über 400 Offiziere
bzw. Unteroffiziere, darunter 12 Generale.
1814/1815.
Der unglückliche Ausgang des Feldzuges
Napoleons gegen Rußland 1812/13 und seine
Folgen ließ die französischen Heere zwar
nicht geschlagen, aber doch besiegt von dem
russischen Winter mit seiner furchtbaren
Strenge in ihre Heimat zurückziehen, nach
dem sie noch einmal am 2. Mai 1813 bei
Großgörschen und am 20. und 21. Mai bei
Bautzen das vereinigte russisch-preußische
Heer geschlagen hatten. Dann aber unterlag
Napoleon in der Schlacht bei Leipzig am 16.,
18. und 19. Oktober 1813 in einem fürchter
lichen Ringen der Übermacht der Verbün
deten.
An der Wende des Jahres 1813 auf 1814
überschritten die Verbündeten die Rhein
grenze. Eine erste feindliche Vorhut wurde
am 6. Januar 1814 auf ihrem Marsche in
Richtung Sarrelouis gesichtet. Vor den ihr
folgenden weit überlegenen Kräften hatten
sich die Regimenter des Grafen Lacoste und
die Kavallerie des Generals Domergue auf
Metz zurückgezogen. In Sarrelouis standen
kaum 500 Mann zur Verteidigung bereit. Am
8. Januar erbat der Bürgermeister, General
Renauld, von dem Moselpräfekten Hilfe. Die
ser sandte sofort eine starke Abteilung In
fanterie, Kavallerie und Artillerie, sowie die
Kreisgendarmerie. So war Sarrelouis zu sei
ner Verteidigung gerüstet. Die Besatzung
stand unter dem Befehl des Generals
T h i e r r y. Bald wurde die Festung von
einer unter dem Oberbefehl des Generals v.
Biberstein stehenden feindlichen Armee ein-
geschlossen und beschossen, von der Be
satzung aber tapfer und heldenmütig ver
teidigt.
Am Morgen des 12. April 1814 überbrachte
ein Kurier die Nachricht in die belagerte
Stadt, daß der Friede zwischen den Verbün
deten und dem König von Frankreich, Lud
wig XVIII., unterschrieben sei und Napoleon
in Fontainebleau abgedankt habe.
Am 16. April wurde anstelle der blau-weiß
roten Fahne die weiße, mit goldenen Lilien
geschmückte französische Königsfahne auf
dem Kirchturm von Sarrelouis hochgezogen
und ein Salut von 101 Kanonenschüssen ab
gefeuert.
Zu ihrer größten Freude erfuhren die Sarre
louiser, daß sie gemäß des am 30. Mai 1814
zu Paris abgeschlossenen Friedens weiterhin
zu Frankreich gehören würden.
Am 15. März 1815 traf die unerwartete
Nachricht ein, Napoleon habe nach dem Ver
lassen der Insel Elba und seiner Landung in
Südfrankreich in Cannes eine neue Armee
aufgestellt und die Truppen, die gegen ihn
geschickt worden waren, seien zu ihm über
gegangen. Große, unbeschreibliche Begeiste
rung herrschte hierüber auch in Sarrelouis.
Auf Anregung des Generals Thomas wurden
sofort die Verteidigungsmaßnahmen der Fe
stung Sarrelouis in die Wege geleitet und
Proviant für Besatzung und Bevölkerung her
beigeschafft, der für drei Monate ausreichte.
Am 23. Juni 1815 jedoch erfuhr man in
Sarrelouis Napoleons Niederlage bei Waterloo
(18. Juni), und schon am anderen Tage zeig
ten sich stärkere feindliche Truppen vor den
Toren und Wällen der Festung. Der Stabs
chef der russischen Armee. Generalleutnant
v. Diebitsch, forderte mehrmals General Tho
mas zur Übergabe der Stadt und Festung auf.
Der General antwortete am 1. Juli: „lob,
verteidige die mir anvertraute Festung bis