ihr erster Gang, daß sie dem ihr Elend und
Betrübnis klage. Als sie ihm ihre Geschichte
und Vorhaben erzählt hatte, hieß er sie guten
Mutes sein und eilte hinüber nach Saar¬
brücken, wo er dem Grafen den seltenen Vor¬
gang berichtete. Das gab ein Aufsehen und
Beraten, wie dem festen Stiefel beizukommen
und der gehaßte Reppert endlich einzubringen
sei. Rasch war der Plan entworfen. Drei
Flaschen eines Schlaftrunkes ließ man
in der Hofapotheke hersteilen. Damit kehrte
die Scheidterin auf das Stiefeler Schloß zu¬
rück, nachdem sie zugesagt hatte, zur Erobe¬
rung des Stiefels ihre Hilfe zu leisten. Wenn
der Burgherr eingeschlafen sei, solle sie nur
den außen Harrenden ein Zeichen geoen.
Die Scheidterin war wieder auf dem Stiefel.
Nicht lange dauerte es, da bewegte sich durch
das Grumbachtal aufwärts ein Zug Reisiger,
die der Hauptmann des Grafen von Saar¬
brücken führte. Wie freute sich Reppert, als
seine Gefangene wieder den Burgring betrat.
Er ahnte nicht, wie schnell sich sein Schicksal
entscheiden sollte. Doch gegen den Trank war
der Schnapphahn, wie erwartet, vorsichtig.
Nachdem er aber merkte, daß seine Gefangene
ihm vortrank, da hielt er sich nicht länger,
und in der Wut über die reißenden Schmerzen
goß er Becher um Becher in die Kehle, bis er
die zwei Flaschen des Heiltrunkes vertilgt
hatte. Mit der Wirkung konnten seine Feinde
zufrieden sein. Der Burgherr sank in einen
tiefen Schlaf. Jetzt kam die Strafe für seine
Untaten. Das verabredete Zeichen wurde ge¬
geben, und plötzlich waren Feinde ringsum.
Sie überfielen auf das gegebene Zeichen die
Burg und entwaifneten die Burgleute. Den
Herrn des Stiefels fanden sie in todesähnlichem
Schlaf. Das kostete keine Mühe, ihn zu
knebeln und fortzubringen. Als er an die
frische Luft gebracht war und erwachte, sah
er sich in den Händen seiner Hasser, die ihn
unter Hohnreden auf einen Wagen warfen und
so nach Saarbrücken brachten. Da ergab sich
der Schnapphahn knirschend in sein Schick¬
sal. Beim Geschrei des Volkes, das von allen
Seiten herzueilte, rückte der seltsame Zug zur
Stadt hinein. Bald tat auch Reppert seinen
letzten Gang, denn nach Landrecht lautete sein
Urteil: Vom Leben zum Tode! Dem Beil des
Nachrichters fiel Repperts Haupt zum Opfer.
Soweit die Sage vom Schnapphahn Reppert.
Sie meldet uns nichts über das fernere Leben
des Mädchens aus Scheidt. Die Burg auf dem
Stiefel wurde zerstört und blieb in Trümmern.
Über Repperts Schätze schweigt die vor¬
stehende Sage, aber im Volk kann man oft
noch den Ausspruch hören: „Ich mein’, am
Stiefeler Schlößchen müßte noch etwas ver¬
graben sein." (ut)
Heimkehr von einem erfolgreichen Unternehmen.
PK-Auf nähme: Kriegsberichter Siedel (HH)