2. Die Wohnung sei für Luft und Licht gut zugänglich.
Das hellste und luftigste Zimmer diene als Schlaf¬
zimmer.
3. 2n der ganzen Lebenshaltung stehe Reinlichkeit und
Ordnung voran. Man achte auf Sauberkeit des Körpers,
im besonderen der Hände. Der ganze Körper ist täglich
mit kaltem Wasser zu waschen oder schnell mit einem
rauhen feuchten Tuch abzureiben. Bei der Arbeit beachte
man die allgemeinen Gesundheitsregeln.
Die arbeitsfreie Zeit verwende man zur Kräftigung des
Körpers, man gehe spazieren, treibe Sport, ohne sich
dabei zu überanstrengen. 2m Sommer bade man in
reinen, freien Gewässern, gewöhne seinen Körper daran,
in leichtester Bekleidung sich der Luft auszusetzen. Plan¬
loses Sonnenbaden kann gefährlich werden, indem ein
ruhender Tuberkuloseherd durch den starken Reiz der
Sonnenbestrahlung zum Aufflackern gebracht wird.
4. Für reichlichen Schlaf ist Sorge zu tragen.
D. Maßregeln zur rechtzeitigen Erkennung und
Heilung der Tuberkulose.
1. Die Tuberkulose ist heilbar, wenn sie rechtzeitig
gründlich behandelt wird.
2. Sehr oft beginnt eine Tuberkulose unter den Er¬
scheinungen einer Grippe oder Erkältung. Wenn also eine
solche Krankheit nicht in zwei Wochen vollständig
schwindet, sondern irgendwelche Beschwerden zurück¬
bleiben, besieht der dringende Verdacht, daß es sich um
eine Tuberkulose handelt. Man kann an einer ernsten
Tuberkulose leiden, ohne die geringsten Beschwerden zu
haben. Deshalb folge man einer etwaigen ärztlichen
Aufforderung zur Untersuchung der Lungen, auch wenn
man sich gesund fühlt.
3. Der Verdacht auf Tuberkulose besteht, wenn lang¬
dauernder Auswurf, insbesondere mit zunehmender
Mattigkeit oder Gewichtsabnahme auftritt, bei Blut-
auswurf und länger anhaltenden Temperatursteigerungen.
Auch Schmerzen in Brust, Rücken oder Schultern, Husten
oder Nachtschweiß können auf Tuberkulose hindeuten.
4. Sobald die ersten, auf Tuberkulose verdächtigen
Erscheinungen bemerkt werden, muß der Arzt aufgesucht
werden. Ob eine Tuberkulose besteht oder nicht, kann mit
Sicherheit nur entschieden werden durch mikroskopische
Untersuchung des Auswurfs und durch die Vornahme
einer sorgfältigen Röntgendurchleuchtung. Falls diese zu
keinem sicheren Ergebnis führt, ist die Anfertigung einer
Röntgenaufnahme erforderlich. Ohne Röntgenunter¬
suchung kann in keinem Fall mit Sicherheit gesagt
werden, daß eine Tuberkulose nicht vorliegt.
5. Familienangehörige Tuberkulöser, Krankenpflege¬
personen, die mit der Pflege ansteckend Tuberkulöser be¬
traut sind, Freunde und Berufskameraden Tuberkulöser
find mehr als andere Menschen gefährdet. Sie sollten
sich jährl.ch mindestens einmal mit Röntgenstrahlen unter¬
suchen lasten.
6. Unentgeltliche Untersuchung und Unterstützung mit
Rat und Tal finden Lungenkranke und ihre Angehörigen
in den Fürsorgestellen der Gesundheitsämter.
7. Die Heilung Tuberkulöser wird am sichersten in einer
der Wiederherstellung von Lungenkranken besonders ge¬
widmeten, von einem Arzt sachkundig geleiteten Heilstätte
erreicht. Oft genügt aber eine bloße klimatische Kur
nicht, sondern sie muß dann ergänzt werden durch eine
besondere Behandlung der Lungen. Deshalb ist Vor¬
schlägen des Arztes willig Folge zu leisten.
8. Da die Behandlung der Tuberkulose meist große
Kosten verursacht t-peil,laktenkuren), sorge man dafür,
dauernd Mitglied einer Krankenkasse zu sein; dadurch
wird in den meisten Fällen eine kostenlose Behandlung
gewährleistet. Aus diesem Grunde sollte man auch nach
Ablauf der Verstcherungspfl.chk, z. B. infolge Aufgabe
der Arbeit wegen Verheiralung usw., die Versicherung
freiwillig fortsetzen.
Der Kampf gilt der Tuberkulose, nicht dem Tuber¬
kulösen; denn der saubere Kranke, der alle Vorschriften
zur Verhütung der Weirerverbreitung der Tuberkulose
beachtet, bildet keine Gefahr.
Der Kampf gegen die Seuche ist aber schwer. Er ver¬
langt daher die Mitarbeit aller. Er ist Nicht nur Aufgabe
des Staates und seiner Organe, sondern Pflicht eines
jeden deutschen Menschen. Der Tuberkulöse trägt das
seine zu diesem Kampfe bei, wenn er sich hygienisch ein¬
wandfrei verhalt und alles zu seiner -Peilung tut, der
Gesunde, wenn er durch gesunde Lebensweise seinen
Körper kräftigt und abhauet, dam.l eine Ansteckung nicht
zur Erkrankung wird.
E. Anweisung zur Desinfektion.
Als Desinfektionsmittel werden empfohlen:
1. Alkalysol.
2. Tb. Bac.llol.
3. Chlorannn (Chloramin-Heyden, Mianin, Sputa-
min).
4. Kresolseifenlösung DAB 6 A.
5. Baktol (fast geruchlos).
6. Sagrolan (säst geruchlos).
7. Carbolsäure DAB 6 A.
8. Hitze (Auskochen, Verbrennung).
- Ausführung der Desinfektion.
Für die Desinfektion der Speigefäße kommen die
unter 1—7 oben genannten M.ttel in Betracht.
Die Mittel unter 1—6 sind in beigen Lösungen
(3 Eßlöffel auf 1 Liter Master), das unter 7 Genannte
in 3%iger Lösung (2 Eßlossel auf 1 Liter Master) her¬
zustellen.
Die entleerten Speigefäße werden für 8 Stunden (am
besten über Nacht) in eine dieser Lösungen so eingelegt,
daß sie vollständig davon bedeckt sind (keine größeren
Luftblasen in den Gefäßen!).
Taschentücher, Leib- und Bettwäsche sind, sofern sie
nicht entsprechend 0 I Ziffer 8 ausgekocht werden, für
mindestens 8 Stunden, am besten über Nacht, in 3%tgf
Lösungen der unter 4—7 genannten Mittel einzulegen
und dann wie üblich zu waschen.
Bei grober Verunreinigung der Kleidung, des Fu߬
bodens oder der Möbel mit Auswurf ist mit den für die
Wäschedesinfektion angegebenen Mitteln in gleicher Ver¬
dünnung eine gründliche Reinigung vorzunehmen.
Merkblatt für Offentuberkulöse.
1. Dein Leiden ist ansteckend. Wenn Du nicht willst, daß
Du deshalb von Anderen gemieden wirst, mußt Du
alles tun, um die Ansteckungsgefahr zu beseitigen.
2. Spucke nie auf den Boden, huste und niese nie anderen
Leuten ins Gesicht. Halte Dich beim Sprechen immer
auf mindestens 1 Meter entfernt.
3. Trage stets ein Spuckglas bei Dir.
4. Huste nie in die hohle Hand, sondern halte den Hand¬
rücken vor Mund und Nase, wenn Du plötzlich husten
oder niesen mußt.
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