-er Retter ein edelgeschnittenes Gesicht mit
blauen Augen hat, daß er um die Stirn eine
blutgetränkte Binde trägt und daß seine
Uniform über und über beschmutzt ist.
Als wisse das Tier, was es gilt, jagt es
in schärfstem Schrittmatz auf das Dorf zu'
binnen Minuten sieht der König sich inmit¬
ten seiner Truppen. Sofort eilt er mit einem
Bataillon nach der Wiese zurück. Die Pan¬
duren sind verschwunden. Von dem Offizier
ist nichts zu sehen. Wer war der Mann?
Offenbar hat er eine Meldung erstatten wol¬
len. Hat er sich gefangen geben müssen? Ist
er verwundet worden, und hat er sich zurück¬
geschleppt? Hat der Pandur ihn in wilder
Wut über die Vereitelung des Fanges mit¬
geschleppt, um ihn martern und töten zu las¬
sen? Oder hat er ihn in ritterlicher Aner¬
kennung der großartigen soldatischen Haltung
nicht angegriffen?
Friedrich läßt nachforschen. Er will dem
Offizier danken, ihn befördern und ihn als
Lebensretter und Freund für immer in feine
Nähe ziehen. Der Mann ist nicht zu finden.
Sollte er, wenn er mit dem Leben und der
Freiheit davongekommen ist, zu bescheiden
und zu stolz sein, um für den seinem Führer
in selbstverständlicher Treue erwiesenen Dienst
eine Belohnung anzunehmen?
Friedrich versucht, das Gesicht des Tapferen
vor feinem geistigen Auge lebendig werden zu
lasten. Es will ihm nicht recht gelingen; alles
hat sich binnen Sekunden abgespielt; die Ein¬
drücke waren zu flüchtig. Forschender als
früher blickt er seinen Soldaten in die Gesich¬
ter. Tausende passieren seinen ernsten und
eindringlichen Blick. Er steht junge und ältere
Männer, Freiwillige, die sein Ruhm aus
ganz Deutschland unter die preußischen Fah-
Die Jugendorganisation
Die NSDAP, hat ihre Aufgaben niemals wie
all die Parteien vergangener Epochen lediglich
in der täglichen politischen Kleinarbeit und in
dem Erringen der Nur-Macht für den Augen¬
blick gesehen. Als politische Organisation der
nationalsozialistischen Weltanschauung gingen
ihre Ziele vielmehr von Anfang an auf eine
tiefgreifende Um- und Neugestaltung des Volks¬
lebens, auf eine Erfassung und Prägung eines
jeden einzelnen im Sinne der von der national¬
sozialistischen 2dee gegebenen Richtlinien.
neu geführt hat und Veteranen aus den
Schlesischen Kriegen. Frische Gesichter werden
abgelöst von ernsten, stille Männer mar¬
schieren und reiten neben kühnen Draufgän¬
gern. Allen sind der Wille zur selbstverständ- |
lichen Pflichterfüllung und die Bereitschaft
zur Hingabe des Lebens in die Gesichter ge- j
meißelt. Was ihm die Züge manchmal ver¬
schweigen, verrät ihm die geheimnisvolle
seelische Verbundenheit mit unbezweifelbarer
Deutlichkeit: diese Männer sind Gefolgstreue
und Soldaten in des Wortes herrlichster Be¬
deutung. Er ist ihnen mehr als der König;
instinktiv erkennen sie in ihm den natürlichen
Führer.
Das Gesicht des Retters wird überdeckt von
Tausenden von Gesichtern treuer und tapferer
Männer, und schließlich läßt der König die
ergebnislose Suche nach dem unbekannten
Offizier einstellen. In Stunden aber, in
denen er mit schweren Entschlüssen ringt,
deren glückliche Verwirklichung von der Zu¬
verlässigkeit der Armee abhängt, steigt oft
jenes Gesicht vor ihm auf, das sich allmählich
aus den Gesichtern der gefallenen Freunde
Schwerin, Winterfeld, Keith, Wedell und all
den Tausenden von Gesichtern von Offizieren !
und Soldaten vor seinem geistigen Auge ge¬
staltet hat. Bei sich nennt er es das Gesicht
seines unbekannten Soldaten, und er denkt
dabei voll Wehmut, aber auch voll reiner
Freude und nie erlöschender Dankbarkeit an
jenen Offizier, der bei Hochkirch vor ihn
sprang, ihn und damit seine und Preußens
Ehre rettete und ihm von neuem mit zwin¬
gender Kraft den Besitz unendlich kostbarer
Guter bestätigte: des vollen Vertrauens sei¬
ner Soldaten, des unbedingten Glaubens an
ihn und der unerschütterlichen Treue.
des Dritten Reiches j
Von Kurt Ferbers
Die Erziehungsarbeit, die der Partei damit !
zuteil wurde, hat begreiflicherweise ihre wich¬
tigste und entscheidenfte Grundlage auf dem j
Gebiet der Jugenderziehung. Denn in der ;
Jugend von heute, die ja das Volk von Morgen ^
ist, deutete sich zu allen Zeiten schon der Weg
an, den des Volkes Schicksal in der Zukunft
nehmen würde.
Seit 1933.
Als die HI im Jahre 1933 mit der Erfassung
der gesamten deutschen Jugend begann, als auf
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