triumphierte die Freude, regierten die Hellen
frohen Töne.
„Warum haben wir das nicht schon öfter ge¬
macht?" fragte die Mutter, als das Instrument
wieder einmal „ffft" gesagt hatte und Vater und
Kurt es zu reparieren versuchten. „Aber jetzt
soll es anders werden. Die langen Abende sind
schon da. Wir werden sorgen, das; sie nicht lang¬
weilig werden. Musik soll die Losung heißen."
„Ja, aber, Mutter, wie fangen wir das an?"
sagte 2da nachdenklich. Der Plan würde mir
ja auch schon gefallen. Aber wir können doch
nicht bei der Ziehharmonika allein bleiben."
„Nein," lachte die Mutter. „Die soll Vater
überlassen bleiben. Er gibt sie ja doch nicht
her. Aber neulich habe ich mal ein Mund-
Harmonika-Orchester gehört, das war wunder¬
schön. Ich habe gestaunt. Nie hätte ich gedacht,
datz dieses einfache Instrument so schön klingen
könne."
„Das habe ich schon oft gedacht," fiel Kurt ein.
„Martin Kammer hat eine Konzert-Mund-
Harmonika, ah, so eine wünsche ich mir auch
schon.
Nachdenklich sah die Mutter vor sich hin.
„Nicht wahr, wenn wir zusammen spielen
wollen, müsien alle Instrumente aufeinander ab¬
gestimmt sein," fragte Jda. „Ich meine, ich hätte
das einmal gehört."
„Stimmt." Kurt turnte über eine Kiste. „So¬
gar eine Mundharmonikaschule kannst Du be¬
kommen, wenn es Dir Spatz macht. Ich hätte
nichts dagegen, wenn ich schon ein Instrument
hätte. Ich würde Euch was vorspielen, auch
ohne Schule. Aber meint Ihr nicht, wir sollten
die Sitzung hier aufheben und in die Stube
gehen?"
Da lachten alle. Und verlietzen nun wirklich
die Rumpelkammer. Aber nicht ohne die alte
Ziehharmonika.
Von jenem Sonntag ab ließ Mutter keine
Ruhe mehr. Sie hatte eine Sparbüchse auf¬
gestellt, und nun wurde gesammelt und immer
wieder angeregt. Alle halfen mit. Sie waren
ja so interessiert daran, bald ihre Instrumente
zu bekommen.
Und dann fing auf einmal ein Musizieren und
Ueben und Probieren an, datz es war, als sitze
in jeder Ecke einer und spiele. Manchmal wurde
es ein bitzchen bunt, aber bei dem Eifer, den die
Spielleute zeigten, waren sie bald über die ersten
Schwierigkeiten hinaus und konnten schon ein
Zusammenspielen wagen.
Und dann klangen eines Abends viel fröhliche
Lieder durch die Stube. Vom schönsten Wiesen¬
grunde, wo der Heimat Haus steht, vom Lieben,
das große Freude bringt, und von der Treue,
die keiner scheidet, als Gott der Herr, von der
Reise nach Jütland und dem Schifflein, das hin
und her schwankt, vom Wanderburschen, der
keine Heimat mehr hat, von Andreas Hofer und
seinem Land Tirol, vom Soldaten auf der
Wacht, vom Jäger aus Kurpfalz und vieles,
vieles mehr. Es wollte gar kein Ende nehmen
mit den schönen Liedern. —
T>om Kinderspiel
„Mutter komm!" Lust- und stolzgesättigt
drängt die Vubenstimme.
„Mutter, schau, was habe ich gemacht!" —
Auf der offenen Sandterrasse haben sie Vubi
einen Sandhaufen aufgeschichtet. Feiner, rieseln¬
der Sand. Der liebe Eott hat dreingeregnet.
Und nun ist es schönstes Pflaster geworden. Bubi
kniet mitten drin und schäufelt und häufelt und
planiert und probiert. Ganz verloren, ganz
selig. Mutter hat köstliche Ruhe heute nach¬
mittag vor dem Wildfang. Und nun ist eine
Burg geworden, ein regelrechtes Schloß auf dem
Sandhügel, mit einem trotzigen Turm, mit
Mauerzinnen und einem kühnen Torbogen und
einem Vurggraben. Darüber hinweg die Brücke,
ein altes Schindelholz, das zuerst Schaufel sein
mutzte. — Ganz allein hat er's gemacht. Nie¬
mand hat ihn geheißen. Niemand hat ihm ge¬
holfen. Ist das eine Freude! — „Mutter, komm
doch!"
Mutter, wenn du die Freude und das Ver¬
trauen deines Kindes nicht enttäuschen willst,
dann geh. Komm . . . und wär's mitten aus
der Arbeit . . . und lerne, was für große Werte
im Kinderspiel verborgen sind.
Du kannst es nicht ertragen, wenn deine Kin¬
der so nichtstuend und faul herumsitzen und
herumstreichen. Du bist rasch fertig, irgend ein
Spielzeug aus dem Schrank zu reißen und es
mitten unter die Kinder zu setzen: „So, jetzt
macht Ihr das Velagerungsspiel". Du nimmst
den Baukasten. Ihr spielt „Eile mit Weile".
Und du glaubst mit großer erzieherischer Ent¬
schiedenheit Unlust und Langeweile verscheucht
und deine mütterliche Autorität kräftig unter¬
strichen zu haben.
Und — eine ganze Welle von „Mögen wir
nicht" und „ist uns zu langweilig" kommt dir
entgegen. Die Freude am Spiel ist erledigt, und
wenn dein mütterliches Machtwort die Buben
und Mädchen nicht am Spieltisch festgebunden,
werden sie ganz sicher andere Pläne aushecken.