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Uorwort.
Ein einzigartiges Gedenken bringt uns wohl allen in tiefster Seele beim Erscheinen dieses Kriegs
B e r g m a n n s k a l 'e n d e r s für das Jahr 19 16: Die Erinnerung an den Kriegsbeginn vor einem
Jahre. Die Ereignisse von damals und von dem ganzen Jahre stehen lebendig vor dem erregt sinnenden
Geiste. . . . Großes haben wir in diesem ersten KriegSjahr erlebt. Wir wissen, daß ans unserer Seite die
gerechte Sache, das gute Gewissen ist. Und wie unsere Väter Anno 1813 und 1870/71 bekennen durften, so
können auch wir mit einem starken, frommen Vertrauen sagen: Gott mit uns!
Diese ktirze, inhaltskräftige Losung ist mit dem deutschen Vaterlande besonders in diesem furchtbaren
Weltkriege aufs innigste verbunden. Ungeheure Opfer an Gut und Blut sind gebracht worden und werden
immer noch gebracht.' Ein unendlich langer Zug von Helden, die ihr Leben auf dem Felde der Ehre dahin¬
gaben. Ungezählte Tränen von Witwen und Waisen, viel wirtschaftliches Sorgen und so manche Not, die
nur ein klein wenig gelindert werden konnte. Und dennoch und trotz allem-Kein Verzagen, n u r
weiter tapfer vorwärts! Wir stehen aufrecht in der ernsten, schweren Gegemvart, und wir scharren
siegesfreudig in die deutsche Zukunft. Gott war mit uns, Gott wird auch weiter rnit uns sein!
Das sei das Geleitwort des vorliegenden K r i e g.s - B er g m a n n sk a l e n d er s, zrr dessen HerauS-
gabe der langjährige Schriftleiter des „Bergmannsfreund" und „Bergmannskalenders" sich entschlossen
hat, trotz schwieriger Verhältnisse aller Art, welche irrsbesondere in der Verteuerurrg aller Materialien rrnd
in dem großen Mangel an geeignetein Personal der Druckereien usw. begründet sind. Und es ist ihm, der
gleich von Anfang des Krieges an bereits die Feder mit dem Schwerte vertauschte, gewiß ilicht leicht ge¬
fallen, draußen ans dem Schlachtselde, mitten in den Kriegswirren unb den Sorgen für seine Kompagnie,
die ernsten Gedänken der friedlichen Arbeit des Bergmannskalenders zuzuwenden.
Nur mit Unterstützung seines langjährigen Freundes, des Herrn Bergwerksdirektionssekretürs Ferd.
Bau maiin, dessen wertvoller Mitarbeit hier dankbar gedacht sein möye, ist es ihm gelungen, am Aufbau
des Ganzen mitzuwirken und die erforderlichen umfangreichen Arbeiten mitzuerleoigen. Ein Unfall im
Schützengraben, der eine unfreiwillige Pause der kriegerischen Tätigkeit unmittelbar vor der Festung
Nowo-Georgiewsk verursachte und'den Herausgeber aus einige Wochen in die Heimat bannte, gestattete
günstigerweise, die Kalender-Arbeiten rechtzeitig zum Abschluß zu bringen.
Der fast übermächtige Kampf Deutschlands und seiner Verbündeten um Sei» oder Nichtsein hat
naturgemäß alle anderen Interessen in den Hintergrund gedrängt, so daß unsere Gedanken sich fast aus¬
schließlich dem zuwenden, was mit dem Kriege in Zusammenhang steht. Der bergmännische Teil des
Kalenders hat damit eine Kürzung erfahren müssen, die in anbetracht der großen Zeit, in der wir leben,
gewiß verständlich sein wird. Da überdies der Preis des Kalenders auch in diesem Jahre trotz der stark
gestiegenen Selbstkosten nicht erhöht werden sollte, mußte der Umfang des Kalenders etwas eingeschränkt
werden, was besonders dem rein bergmännischen Teil, auf den stets besondere Sorgfalt verwendet worden
war, ebenfalls zum Nachteil gereichte.
Der ganze Inhalt des Kalenders ist ohne wesentliche Abschweifung und ohne die den bisherigen
Kalendern nachgerühmte Vielseitigkeit, dem hohen Ernste der Zeit entsprechend, dem Rahmen angepaßt, der
sich durch den Lebenskampf Deutschlands von selbst ergibt. Für die A n g e h ö r i g e n der Belegschaft der S a a r-
b r ü ck e r G r u b e n wird die Ehrentafel der im Kriege durch Verleihung des Eisernen Kreuzes usw. Aus¬
gezeichneten ein dauerndes Angebinde sein,das in: nächsten Jahrgaiig zu vervollständigen derHerausgeber hoffentlich
in der Lage sein wird. Das Kaiserwort „Es handelt sich jetzt für uns nur darum, daß wir alle wieBrü der zu¬
sammenstehen!" ist vom deutschen Volke verstanden worden; jeder an seinem Teile hat beigetragen, daß es
in schöne, starke Wirklichkeit umgesetzt wurde. Ohne Rücksicht auf die Lebensstellung, auf Rang und Würde,
kämpfen und sterben die Helden ' wie treue Brüder nebeneinander und so bringt auch unsere
Ehrentafel die Namen der Helden in alphabetischer Anordnung, um auch so das Gefühl treuer Zu¬
sammengehörigkeit unserer im Frieden und im Kriege erprobten Bergbeamten und Bergleute in gleichem Sinne
zu festigen und zu stärken. Die G e s ch ichte d e s W e l t k r i e g es, wieder von dem unseren Lesern wohlbekannten
Schriftsteller Hermann M ü l l e r - B o h n geschrieben, bringt die Fortsetzung des in der Beilage zum vorigen
Kalender veröffentlichten Aufsatzes „Deutschlands Heldenringen im Welt kämpf 19 14".
Der wohlwollende Entschluß der Kgl. Bergwerksdirektion, mit Genehmigung des Herrn Ministers
für Handel und Gewerbe, den Bergmannskalender wie bei dem vorjährigen Jahrgang allen Saarbrücker
Bergleuten, die zur Fahne einberufen sind, ins Feld nachzusenden, wird auch diesmal von den Beteilig¬
ten mit Freude begrüßt werden. Die zahlreichen Dankesschreiben der Empfänger des vorigen Jahrgangs
aus dem Felde haben gezeigt, daß die Bergbehörde mit der Zusendung des Kalenders das Richtige getroffen hat.
Möge der diesjährige Kriegs-Bergmannskalender eine ebenso herzliche Aufnahme finden
wie die früheren Jahrgänge. Möge es den Lesern des Kalenders im Felde bald vergönnt sein, das
Schwert wieder mit dem friedlichen Gezähe zu vertauschen, um dann im sturmerprobten Vaterlands lange
Jahre ungetrübten Glückes in Friedensarbeit und frohen Festen mit ihren Lieben zu genießen.
Saarbrücken, im September 1918.
Theodor Vogel,
z. Z. Leutnant lind Kompagnieführer eines Landsturm-Bataillons im Felde.