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aus, während nur Hallseigentümer 24,93°/» und
nur Besitzer von Feld, Wiesen usw. 1,80°/°
sind. Hiernach machen also die Hausbesitzer
fast die Hälfte der volljährigen Belegschaft
aus. Wenn man schließlich noch in Betracht zieht,
daß wohl nur in seltenen Fällen Unverheiratete Haus-
usw.Besitzer sein werden, (es waren am 1. Dezember 1910
nur 196 Hausbesitzer ledig), so ist es auch nicht un¬
richtig, anstatt der ganzen Belegschaft nur die Zahl
der Verheirateten, Witwer und Geschiedenen der
Prozentberechnung zu Grunde zu legen. Hiernach
erhalten wir als Hausbesitzer 61,94°/°, als Feld-
usw. Besitzer 32,36°/°, als Haus- und Feld-
besitzer 30,06"/°, während nur Hausbesitzer
31,88°/° und nur Feldbesitzer 2,30°/° sind. Wer
die bergmännische Bevölkerung im Saarrevier kennt,
der weiß auch genau, daß vom Tage der Verheiratung
an das ganze Streben des Knappen darauf gerichtet
ist, ein Häuschen sein Eigen zu nennen und auf einem
Stückchen Land nach harter Grubenarbeit seineu Bedarf
an Feldsrüchten zu ziehen. Wenn dann dazll die
bekannte Bergmannskuh ihr reichliches Maß an
nahrhafter und wohlschmeckender Milch liefert so fühlt
sich der Knappe in seinem Besitztum sehr glücklich. Zweifel¬
los hat aber die Gewährung von Hausbauprämien
und Darlehen — verzinslicher und unverzinslicher —
stark dazu beigetragen, daß so viele unserer Saarberg¬
leute Hausbesitzer sind und sicherlich ist es gerade diese
Wohlfahrlseinrichtung der Bergverwaltung, die die
Saarbergleute am besten zu schätzen wissen. Sind
doch bis Ende des Etatsjahres 1910 nicht weniger als
7366 Prämienhäuser gebaut worden. Die Anzahl der
von sämtlichen Verheirateten und Witwern benutzten
Wohnräume betrug am 1. Dezember 1910 109 729,
wobei selbstverständlich keine Keller- und Stallräume
mitgezählt wurden. Hiernach entfallen auf den einzelnen
Haushalt der 31359 Verheirateten und Witwer durch¬
schnittlich 3,5 Wohnräume d. h. auf 10 Familien
35 Wohnräume. Viele kleinere Familien begnügen
sich mit 2 Zimmern, während die größeren Familien
drei und mehr Zimmer innehaben. Wer die Wohn¬
verhältnisse unserer Fabrikarbeiter usw. in den stark
bevölkerten Städten kennt, weiß auch, welch jämmerliche
Wohnungen meist einer großen Familie zur Unterkunft
dienen.^ .Hoch oben unterm Dach in großen Miets¬
kasernen, in engen Mansarderäumen mit kleinen
Fenstern, ohne sonstige Bequemlichkeiten/ untergebracht,
können diese Mieter unsere Bergleute mit ihren meist
geräumigen Wohnungen, zu denen fast immer ein
Gärtchen gehört, das den nötigsten Hausbedarf leicht
liefert, beneiden. Schon mancher hat, betört von den
glänzenden Ausstellungen der Warengeschäfte, geglaubt,
die Stadt biete alles Glück allein und hat in kurzer
Zeit beschämt und gedemütigt sich wieder aufs Land
mit seiner idyllischen Ruhe, seiner reinen Luft und
seiner billigeren Lebenshaltung zurückgesehnt. Den
Städtern ist es nicht möglich, durch Halten von Groß-
uud Kleinvieh (Hühner, Ziegen, Schweine usw.) sich die
Kosten der Haushaltung zu erleichtern, was den Dorfbe¬
wohnern meist keine großen Schwierigkeiten macht. Daß
die Viehhaltung gewinnbringend und beliebt ist, beweisen
die Zahlen des Viehstandes der Saarbrücker
Bergleute. Die Gesamtbelegschaft besitzt nämlich
79 Pferde, 9629 S'ück Rindvieh, 12868 Ziegen
und 9372 Schweine. Da wohl nur Verheiratete,
Witwer und Geschiedene Besitzer von Vieh sein dürften,
so ersehen wir, daß auf 100 Mann der Ver¬
heirateten usw. 0,25 Pferde, 30,70 Stück Rind¬
vieh, 41,02 Ziegen und 29,88 Schweine entfallen.
Im ganzen entfallen auf je 100 Mann — 101,85
Stück von obigem Viehbestand. Also entfällt
hiernach auf jeden Mann mindestens ein Stück.
Die Zieg e ist am meisten vertreten, sie bewahrt dadurch
ihr Recht auf den Ehrentitel „Bergmannskuh".
Uber den großen Nutzen der Ziege, die bei sorgsamer
Pflege und Fütterung einen ansehnlichen Ertrag liefert,
hat der „Bergmannsfreund" ja schon viel ge¬
schrieben. Jeder Bergmann, der eine Ziege sein Eigen
nennt, sollte sich den bestehenden Ziegeuzuchtvereinen
anschließen, die durch Bezug reinrassiger Böcke usw.
einen guten und größeren Gewinn bringenden Nach¬
wuchs gewährleisten.
Während unter der Gesamtbelegschaft 19 428 —
36,83% Hauseigentümer vorhanden sind, stellt
sich die Zahl der innerhalb des Grubenbezirks im
eigenen Hause wohnenden Leute auf nur
15516 = 29,46%; 11271 = 21,37% der Belegschaft
wohnen in privater Mietwohnung; 662 —
1,63% wohnen in fiskalischer Mietwohnung,
15068 = 28,57% wohnen bei den Eltern; 4900 =
9,29% in den Grubenschlafhäusern und 5128 =
9,72% bei Privaten als Einlieger.
Das Saarbrücker S ch l a f h a u s w e s e n, das dem Staate
alljährlich nmö 200000 Mark kostet, bildet keineswegs
nur einen Notbehelf von vorübergehender Bedeutung,
es stellt vielmehr eine nicht nur durch äußere Umstände,
sondern eine auch au sich völlig berechtigte, für die
Dauer berechnete Einrichtung dar; da es notwendig ist,
die rasch sich vermehrende Belegschaft durch die Land¬
bevölkerung ver Umgegend zu verstärken, mußte auch
gleichzeitig den mit einem starken Heimatsgefühl
ausgestatteten Landbewohnern, die Bergarbeiter werden
wollten, die Möglichkeit geboten werden, entweder
mittels besonders eingelegter Arbeiterzüge täglich in
ihren Heimatsort zurückzukehren oder während der
Werktage, getrennt von ihren Familien, als Einlieger
Unterkunft zu finden, im übrigen aber für sich und
ihre Familien ihre alten angestammten Wohnsitze bei¬
zubehalten. Aber auch im allgemeinen Interesse ist
es nicht wünschenswert, alle aus der Ferne zuge¬
wanderten innerhalb des Grubenbezirks anzusiedeln.
Sind doch unsere Grubendörfer ohnehin schon dicht
genug bevölkert, so daß eine weitere Zusammendrängung
hier doppelt empfindlich werden würde. Um so mehr
muß es begünstigt werden, daß die Arbeiter zu einen:
großen Prozentsatz in ihren alten Heimatgemeinden
ansässig bleiben, wo sie dauernd Gelegenheit behalten,
noch etwas Landwirtschaft zu betreiben. Daß unter
diesen Umständen die staatlichen Schlafhäuser vor dem
privaten Eiuliegerwesen in wirtschaftlicher, gesund¬
heitlicher und auch sittlicher Hinsicht unbedingt den
Vorzug verdienen, bedarf wohl kaum der Erwähnung
und muß daher diese Wohlfahrtseinrichtung der Kgl,
Vergverwaltung rühmend hervorgehoben werden. Be¬
stehen doch heute im Saarbezirk 39 Schlafhäuser,
deren Anlagetosten sich auf 2 848 569 Mark belaufen.
Uber den Nebenerwerb unserer Berg¬
leute sei kurz folgendes gesagt: 123 Bergarbeiter
betreiben neben der Grubenarbeit Gastwirtschaft,
545 ein sonstiges Geschäft und 262 ein
Handwerk. Bon den Handwerkern sind 74
Barbier, 47 Maurer, 21 Schuhmacher,
18 Schreiner, 13 Schlosser, 11 Schmied, 11.
Maler und Anstreicher, 10 Zimmerer, 10
Steinhauer usw. Außerdem beziehen 2187 Berg¬
leute Rente aus der Kasse der Knappschaftsberufs-