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DIE ARBEIT 4 *
September 1950
«*
In letzter Stunde!
Dringende Zuschriften an Saarregierung und Hohes Kommissariat
Die Offensive der Preise rollt unaufhörlich weiter. Die arbeitenden Schichten, die
Pensionäre und alle, die von der Hand in den Mund zu leben gezwungen sind,
vor allem die vielen Zehntausende, die bei schwerer Arbeit nicht einmal das Exi-
stenzminimum haben, rufen immer lauter nach Abhilfe.
Die Einheitsgewerkschaft als die weitaus stärkste Organisation der Schaffen
den, hat wiederholt gewarnt und darauf aufmerksam gemacht, daß bei fortschrei
tender Preishausse ohne entsprechende Erhöhung der Löhne und Gehälter die
Masse der Schaffenden wirkungsvolle Aktionen verlangt, um ihr Recht zu er
kämpfen. Unsere Warnungen sind — von kleineren Zugeständnissen der Arbeitge
ber abgesehen — bisher ergebnislos geblieben.
Wo bleiben endlich die Regierungsmaßnahmen? Wo bleiben die erforderlichen
Zuges ändnisse der Arbeitgeber? Wir müssen feststellen, daß wir durch Nichtbe
achtung der einfachsten Gebote vor der Tatsache stehen, daß der soziale Frieda
in unserem Lade gefährdet ist. Ohne sofortige Abhilfe sind weite Kreise der Be
völkerung einer weiteren Verelendung ausgesetzt. Es ist eine unerträgliche Si
tuation, daß, während die Gewerkschaften sich in einem monatelangen mühe
vollen Kampf um das geringe Existenzminium von 18 500.— Frs. bemühen, eine
Schicht von Besitzenden einen übermäßig hohen Labensstandard nicht mir beibe
hält, sondern ihn noch erhöht und ihre Vermögenswerte steigert-
Es ist unmöglich, immer nur über diese Fragen, übar die Verarmung der Werk
tätigen und Pensionäre zu diskutieren, es muß endlich durch die Tat eine Aenda-
rung herbeigeführt werden.
In dem Bestreben, in letzter Stunde durch einen Appell an die verant
wortlichen Stellen die mehr als berechtigten Forderungen ohne den Einsatz der
letzten gewerkschaftlichen Mittel anerkannt zu seben, hat d e Einheitsgewerkschaft
sich in den nachstehenden Zuschriften an die Regierung des Saarlandes und cm
das Hohe Kommissariat gewandt.
Im Stadium der Entscheidung
(Fortsetzung von Seite 1)
Teuerungsweile müßte hier die Schluß
folgerung lauten: Erhöhung der Löhne im
Verhältnis zur Leistungssteigerung.
Was hat die freie Marktwirtschaft, die
seit geraumer Zeit wieder Geltung hat,
bisher erbracht? Man ließ nur den Preisen
die Zügel locker! Wie kaim die Regierung
des Saarlandes, besonders das Wirt
schaftsministerium, tatenlos zuselien, wie
sich die Preise ständig höher entwickeln
und die Löhne stagnieren? Die Regierung
muß unverzüglich Maßnahmen gegen die
* ungerechtfertigten Preiserhöhungen tref
fen.
Die Pflicht der Regierung
Leider muß man mit Sorge erfüllt sein,
wann man auf Grund der Erfahrungen da
mit rechnen muß, daß bei kommenden
Lohnerhöhungen gleich wieder eine wei
tere Preisweile ausgelöst werden könnte,
wodurch die Lohnerhöhungen wieder ab
sorbiert werden würden. Dann ist es di«
'Pflicht der Regierung, energisch zuzugrei
fen, gleichgültig ob in Frankreich Gegen
maßnahmen ergriffen werden oder nicht,
denn sie hat die Pflicht trotz des wirt
schaftlichen Anschlusses dis individuel
len Interessen der Saarwirtschaft und da
mit der Arbeitnehmerschaft entsprechend
zu wahren.
Minüestlöuna und Zoneneinteilung
Die neuen Mindestlöhna können uns
nicht befriedigen, erst recht nicht di«
Zoneneinteilung. Wir werden Sturm dage
gen laufen! Wir können im Saarland un
ter keinen Umständen eine Abrede über
d.e Festlegung der Mindestlöhne unter Zu
grundelegung der Zoneneinteilung hinneh
men! Man lebt auf dem Lande keines
wegs billiger als in der Stadt. Manches
ist "aut dem Lande sogar teuerer. Man
kann das Saarland als ausgesprochenes
Industriegebiet nicht so behandeln wie
Frankreich mit seinen großen landwirt
schaftlichen Gebieten. Daher müssen wir
bei den abzuschiießenden Tarifverträgen
dafür sorgen, daß die Zoneneinteihmg
fällt und alles in Zone I kommt.
Scnuman-Pian und Marsiiailliiiie
Zu' den Problemen Schuman-Plan und
Marshail-Plan übergehend, erklärte Präsi
dent Wacker: Das Saarland erhielt bisher
aus der Marshai! Hilfe 2379 Millionen Frs.
Der Betrag verteilt sich wie folgt: Eisen
bahn 800 Millionen, Saarferngas 679 Mül.
Elektrizitätswirtschaft 800 Millionen, Saar
schiffahrt 60 Millionen, für öffentliche Ar
beiten 40 Millionen, Zugesagt, aber noch
nicht völlig hereingekommen sind für das
Neunkircher Eisenwerk 530 Millionen (bis
vor kurzem waren 2/3 dieses Betrages ein-
gegangsn), für die übrige saarländische
Industrie 500 Millionen, für die Landwirt
schaft 100 Millionen und für das Kraft
werk Hangard 400 Millionen. Davon ist
aber noch nichts vorhanden.
Seit einem Jahr ist dem Saarland eme
weitere Mi Ü’rde Fraics aus der Marshall-
H ITe zugesagt, aber der Betrag ist noch
n.cht eingegangen. Dadurch sind wir bei
dar weite en Modernisierung unserer Wirt
schaft benachteiligt. Man mag zu den
Marshall-Geldern stehen, wie man willl,
Tatsache ist, daß vom Krieg stark mit
genommene I ander, wie die Bundesrepu
blik, Oesterreich, Frankreich und Italien
Marshall-Gelder in Anspruch nehmen, um
damit ihre Wirtschaft zu modernisieren,
was nicht ohne Einfluß auf die soziale
Lage der Arbeitnehmerschaft bleiben
kann.
Erhaltung det KonkuuenzläUigkeit
Wenn in Verbindung mit dem Schuman-
Pian unser Gebiet in einigen Jahren von
Ländern mit modern ausgebauten Betrie
ben umgeben sein wird, dann werden un
sere veralteten Betriebe auf dem Welt
markt nicht mehr konkurrenzfähig sein.
Uebrigens handelt es sich beim Schuman-
Plan nicht nur um Erzeugerquoten und Ab
satzmärkte, sondern es geht auch um die
sozialen Verhältnisse der Arbeitnehmer in
den Industrieländern, die zum Schuman-
Plan gehören und diese Sozialverhält
nisse sollen auf ein einheitliches Niveau
gebracht werden.
Ungenügende Vertretung
Unverständlich muß es für Gewerk
schaftler sein, daß für eine so wichtige
Angeiegenhe.t wie der Schuman-Plan vom
Saarland aus lediglich die Stelle eines
Verbindungsmannes zum Schuman-Kami-
tee geschaffen wurde. Die Vorbereitung
und Durchführung zu diesem Plan hätte
wenigstens in den Händen einer kleinen
Kommission von Männern der saarländi
schen Wirtschaft liegen müssen, die offi
ziell im Schuman-Plan-Komitee die Inte
ressen der Scarwirtschaft wahrgenommen
hätte. Der Wirtschaftsminister habe zwar
einmal ej->e Kommission einberufen, aber
über eine weitere intensive Tätigkeit die
ser Kommission ist nichts bekannt ge
worden. Es kann nicht die Aufgabe der
Regierung allein sein, über das Schicksal
der saarländischen Menschen zu be
stimmen, zumal wenn es sich um Fragen
europäischen Industriepotentials handelt
und wenn die Existerz der Menschen auf
dem Spier steht. (Uebrigens ist das kleine
re Luxemburg im Schuman-Plan-Komitee
vertreten.) Wir sprechen der Regierung
An die
Regierung des Saarlandes
z. Hd. des stellvertr.
Ministerpräsidenten,
Herrn Arbeitsminister KIRN
Saarbrücken
Alleestraße 15
Betr.: Stellungnahme des Gewerkschaüsaus-
schusses der Einheitsgewerkschaft der Ar
beiter, Angestellten und Beamten zu dei
täglich immer stärker in die Erscheinung
tretenden Teuerung und den dringend not
wendigen Lohn- und Gehaltserhöhungen.
Sehr geehrter Herr Minister!
Die in den letzten Wochen in stärk
stem Masse sich bemerkbar machende
willkürliche Steigerung der notwendig
sten Lebens- und Bedarfsartikel hat zur
Folge, daß der an und für sich außerordent
lich niedrige Lebensstandard der Arbeit
nehmerschaft an der Saar eine weitere
Verschlechterung täglich erfährt und die
Erbitterung innerhalb der Arbeitnehmer
schaft von Tag zu Tag bedrohlichere For
men annimmt.
Alle Bemühungen der führenden Funk
tionäre der Einheitsgewerkschaft in den
zurückliegenden Monaten, unter Berück
sichtigung der äußerst günstigen Wirt
schaftslage der gesamten Saarindustrie
entsprechende Lohn- und Gehaltserhöhun
gen zu erreichen, führten in den mei
sten Fällen zu keinem Resultat.
Auch all unsere Anstrengungen, eine
positive Kontrolle der Preisgestaltung im
Saarland in Anwendung zu bringen, blie
ben ohne jeden Erfolg.
Die Arbeitnehmerschaft des Saarlandes
hat in den zurückliegenden Jahren unter
größ f en Opfern im vorbildlichster Weise
am Wiederaufbau mitgearbeitet und war
der festen Ueberzeugung, daß bei der nun
in stärkstem Maße in die Erscheinung
tretenden Steigerung der industriellen Pro
duktion die Regierung sowohl wie die
Arbeitgeb erschaft des Saarlandes der Ar
beitnehmerschaft insofern ihre Anerken
nung zuteil werden ließen, daß der in der
ganzen Zeit gegenüber der Lebenshaltung
von 1938 vorhandene 30 bis 35 o/ 0 niedri
ger liegende Lebensstandard gehoben
werde.
Im Gegensatz dazu müssen wir fest*
stellen, daß während der Zeit der staat
lich gelenkten Lohnpolitik wohl von
Gleichheit der Löhne zwischen Frankreich
und dem Saarland gesprochen wurde, an
dererseits jedoch die Leistungen der saar
ländischen Arbeitnehmerschaft im Ver
hältnis zu der französischen völlig crußer-
acht gelassen wurden.
Mit Erlaß des Tarilvertragsrechts glaub
ten die Gewerkschaften nun, einen Aus
gleich durch einzuleitende Lohn- und Ge
haltsverhandlungen herbeiführen zu kön
nen. Zu ihrem Bedauern müssen die Funk«
tionäre der Gewerkschaftsbewegung fest-
steilen, daß seitens der Arbeitgeber: eine
bewußte Verschleppungstaktik getrieben
wird und die bescheidenen Lohnerhöhun
gen durch Feierschichten, die von den Ar
beitgebern auf Grund angeblicher Krisen
erscheinungen eingelegt werden, illuso
risch gemacht werden.
Der Gewerkschaftsausschuß vertritt den
Standpunkt, daß die Regierung als solche
die Pflicht hat, der Entwicklung, wie sie
sich auf dem saarländischen Markt z. Zt.
bemerkbar macht, mit aller Entschieden
heit entgegenzutreten und daß sie ande
rerseits verpflichtet ist, in verstärktem
Maße in Verbindung mit den Vertretern
der Gewerkschaften dafür Sorge zu tra
gen, daß entweder eine Senkung der Prei
se für die notwendigsten Lebens- und Be
darfsartikel herbeigeführt wird oder aber
entsprechende Lohn- und Gehaltserhö
hungen vorgenommen werden.
Sehr geehrter Herr Minister!
Der Beschluß des Gewerkschaftsaus
schusses in d. beiliegenden Entschließung
wurde in voller Verantwortung der leiten
den Funktionäre der Einheitsgewerkschaft
gefaßt. Wir möchten nicht versäumen dar
auf hinzu weisen, daß die Aufrechterhal
tung des sozialen Friedens unter den der
zeitigen Verhältnissen auf die Dauer un
möglich ist und die verantwortlichen Män
ner unserer Bewegung für die nächste Zu
kunft jede Verantwortung für die Entwick
lung innerhalb der Saarrwirtschaft ableh
nen müssen.
In ernster Sorge für die nächste Zukunft
betrachten wir es als unsere Pflicht, die
Regierung des Saarlandes zu bitten, in
den nächsten Tagen uns die Möglichkeit
zu einer positiven Aussprache innerhalb
des Ministerrats zu geben, um denselben
zu bitten, Schritt© zu unternehmen, um den
unerträglichen Zustand zu beseitigen.
Genehmigen Sie, Herr Minister, den Aus
druck unserer vorzüglichen Hochachtung!
(Die erwähnte Entschließung ist auf
Seite 1 abgedruckt.)
Schaft. Ferner muß verlangt werden, daß
das Problem der Schaffung einer saarlän
dischen Arbeitskammer unter allen Um
ständen im Interesse der Arbeitnehmer
schaft gefördert wird.
In allen Ausführungen kam die gefestig
te Solidarität innerhalb der einzelnen In
dustrieverbände und darübe’' hinaus der
Jnd ’ t ie erbände u e ei a de zu n ' Um
druck. Insgesamt betrachtet war die Aus
sprache sehr sachlich. Die Funktionäre er
blickten in der grundsätzlichen zusam
menhängenden Darstellung der Situation
das Fundament, auf dem sie in ihren Be
zirken äufbauen und eine geschlossene
Linie einzuhalten vermögen, die die not
wendige Stoßkraft für die Forderungen d<Ar
Einheits ge we v k s ch a f t gewährleistet.
In den zwei Entschließungen, die ein
stimmig angenommen wurden, fanden die
Erörterungen Form und Inhalt.
Für den dann gerannte r Termin zum Be
ginn der Verhandlungen mit der Regie
rung in der Lohn- und Preisfrage wurde
eine Frist von 8 Tagen festgelegt. Nach
Ablauf dieser Frist wird der Gewerk
schaftsausschuß, nachdem vorher die
Vorstände der Industrieverbände gehört
worden sind, die endgültigen Beschlüsse
fassen.
(Die Entschließung über Löhne und Prei
se und die zu treffenden Maßnahmen ist
aut Seite 1 abgedruckt. Nachstehend die
Resolution über die Gewerkschaftseinbeit./
„Der am 4. September 1950 im Sitzungs
saal des Gewerkschaftshauses tagend«
Gewerkschaftsausschuß, nahm zu den
Verleumdungen, die von kommunistischer
Seite gegen führende Gewerkschaftsfunk
tionäre gemacht wurden, Stellung.
Mit Bedauern stellt der Gewerkschafts
ausschuß fest, daß von kommunistischer
Seite seit einigten Monaten die Tendenz
des kalten Krieges in die Einheitsgewerk
schaft hin-eingetragen wird. Unter dem
Vorwand, für die Einheit der Einheitsge
werkschaft zu wirken, beschimpfen und
verleumden die Kommunisten die führen
den Funktionäre der Einheitsgewerkschaft,
weil diese nicht gewillt sind, sich im
Sinne der kommunistischen Partei beein
flussen zu lassen. ,
Aus dieser Tatsache heraus billigt der
tagende Gewerkschaftsausschuß die vom
Industrieverband Metall getroffenen Maß
nahmen, gegenüber Mitgliedern, die ver
bandsschädigend gewirkt haben.
Der Gewerkschaftsausschuß ist der An
sicht, daß gerade zu einer Zeit, in der die
saarländische Arbeitnehmerschaft um
ihre Existenz kämpfen muß, diejenigen aus
der Organisation beseitigt werden müs
sen, die glauben, in der Einheitsgewerk
schaft den Tummelplatz für ihre politi
schen Intrigen gefunden zu haben. 11
und besonders dem Wirtschaftsminister
das Recht ab, allein zu entscheiden. Die
Gewerkschaft hat die Pflicht, mit den
Trägern der Wirtschaft zusammen, also
Arbeitgeber und Arbeitnehmer, alles zu
tun, um zu einer ganz positiven Aktion
zu gelangen. Die Möglichkeit besteht,
wenn die Funktionäre mit Elan an ihre
Aufgaben herangehen.
Regierung und Preisprohlem
Von der Regierung verlangen wir vor
allen Dingen eine aktive staatliche Preis
politik. Das Wirtschaftsministarlum ver
läßt sich zu sehr auf das Material der
Industrie- und Handelskammer, in der
80<Vo reaktionäre Arbeitgeber sitzen, die
die kapitalistischen Interessen dort in je
der Form zu stützen suchen. Diese Kam
mer veröffentlicht, was die Arbeitnehmer
angeht, nur das, was sie einfach nicht
Die VeischleppungspoJitik der Arbeitgeber
Die Verschleppungspolitik der Arbeitge
ber sei unerträglich geworden. Unsere Ge
duld ist zu Ende. Der Kampf, den die Ar
beitgeber mit ihrer geschlossenen Orga
nisation, wozu sogar Zwangsinnungen ge
hören, gegen uns führen, ist nichts ande
res als deren Kampf um die riesigen Ge
winne, die sie sich weiter sichern wo len.
Unsere Saarwirtschaft wird nicht zugrun
de gehen, wenn die darin schaffenden
Menschen anständig bezahlt werden. Im
Gegenteil, eine vreitere Produktionssteige
rung wäre die Folge. Aber auf Monats
löhnen von 12 — 14 000.— Frs. für Fami
lienväter — Beträge die für anonyme In
haber von Aktienpaketen ein Taschengeld
sind — kann die saarländische Wirtschaft
bestimmt nicht recht und fest aufbauen.
Kollege Wacker sprach die Erwartung
aus, daß auch die indifferenten und un
organisierten Arbeitnehmer sich en^’ ch
;'n der erts-bei enen Ph^e ~uf i' rs T iaht
besinnen mögen. Die Situation dränge zur
Entscheidung.
Hochkonjunktur und Lohnproblem
Es sei möglich, daß noch weitere 6
Hochöfen in absehbarer Zeit im Saarland
angeblasen werden. Damit in Zusammen
hang stehende Pläne, wonach 10 000 aus
wärtige Arbeiter, wahrscheinlich Ost-
flüchtlinge ins Saarland hereingeholt wer
den müßten, seien mit großer Aufmerk
samkeit zu verfolgen Was die Saararbeit
nehmerschaft wolle, das seien anständi
ge Löhne und Gehälter, und solange die
se nicht gewährleistet sind, sei eine Her
einnahme auswärtiger Kräfte nicht disku
tabel, Und was geschieht, wenn nach
Hereannahme eine Absatzkriae kommtt
mehr umgehen kann. Es wird für die Ge
werkschaft eine wichtige Aufgabe sein,
sich mehr und mehr mit diesen Dingen
zu beschäftigen.
Die Regierung muß sich positiv ein
schalten und die Gewerkschaften in der
Lohn- und Gehaltspolitik unterstützen. Re
den vom christlich-sozialen Staat lcönnan
nur dann zur Tatsache werden, wenn die
entsprechenden Schritte unternommen
werden. Die Arbeitnehmer wollen nicht
weiter die Brosamen, die vom Tische fal
len, sondern wollen selbst mit am Tische
sitzen.
Weiter unterstrich Kollege Wacker
die Gefahren der augenblicklichen Situa
tion, indem er betonte: Es ist gefährlich,
mit dem Feuer zu spielen und es ist zu
bezweifeln, ob die Gewerkschaft, wenn
der Brand einmal aufgelodert ist, d’iesen
löschen kann.
Der gesamte Gewerkschaftsausschuß
erklärte sich mit den Ausführungen des
Präsidenten identisch, wodurch dessen
Darlegungen sozusagen zu Erklärungen
des Gewerkschaftsausschusses seihst
wurden. Die Vertreter der einzelnen In
dustrieverbände legten vor allem die Auf
fassungen aus ihren Bezirken dar, aus
denen sich ergibt, daß die Arbeitnehmer
schaft von den führenden Funktionären,
der Bewegung jetzt eine schnelle Aktion
in der Lohntage verlangt, da sonst be
fürchtet werden muß, daß die friedliche
Weiterentwicklung gefährdet wird.
Äusprache und Antiäge
Auch wurde die Notwendigkeit betont,
der Preisfrage zu Leibe zu rücken. An
Beispielen von Unternehmergewinnen, fer
ner dem nicht ausschlaggebenden Anteil
der Lohnquote an der Preisgestaltung
wurde nachgewiesen, daß durchweg eine
Lohnerhöhung von 25c" 0 nicht zu hoch ge
griffen ist, obwohl mindestens 30.0/0 durch
die Teuerung gerechtfertigt seien. Nicht
übersehen wurde auch, auf die Disziplin
der Käuferschicht in KrisenzePen aufmerk-«
sam zu machen. Für die Oeffentlichen Be
triebe setzte sich deren Sprecher erneut
für die Schaffung eines Arbeitgeberver
bandes der Oeffentlichen Betriebe ein, da
mit " mit diesem Lohnverhandlungen ge
führt werden könnten, denn es sei uner
träglich, daß Gehalts- und Lohnerhöhun
gen der Angehörigen dieser Gruppe im
mer wieder mit der Politik in Zusammen
hang gebracht würden.
Mehrer« Anträge, die das Betrieberät*-
gesetz, das Aibeitsrecht und' dte Pensi
onen betreffen, wurden behandelt, sowie
Schuhmgsfragen innerhalb der Gewerk -
(Fortsetzung auf Seite 3)