Seit» 1
„Die Arbeit*1
DezembeT 1848
ben Hoffnungen und beide verfolgen
dasselbe Ziel.
Darüber hinaus muß unsere Jugend¬
arbeit auf der Arbeitsstelle, ob in
der Grube, in der Werkstatt oder
auf dem Büro beginnen,. Der junge
Mensch muß wissen, daß alle die
Bestimmungen, die ihm heute und
in der Zukunft das Lernen, die Ar¬
beit und sein Fortkommen erleich¬
tern, sein Leben und Lebensstellung
schützen, in langen und schweren
Kämpfen von der gewerkschaftlich
organisierten Arbeitnehmerschaft ge¬
schaffen wurden, und muß wissen,
diese in der Gegenwart von der Ge¬
werkschaft erhalten und in der Zu¬
kunft von ihr verbessert werden.
Bei den täglichen Schwierigkeiten,
die im Betrieb auftreten, müssen
und sind die Betriebsräte die Schützer
und Berater der jugendlichen Ar¬
beiterschaft. Der ältere Kollege
muß dem jungen stets hilfsbereiter
Freund sein, er muß ihm gegenüber
oilene und ehrliche Solidarität zei¬
gen.
Durch diese praktische Jugend¬
arbeit, di? für die Lebensgestaltung
der Jungen von größter Wichtigkeit
Ist, werden wir uns den Nachwuchs
heranbilden als die künftigen Mit¬
streiter innerhalb unserer Gewerk¬
schaftsbewegung. Wird in diesem
Geist die Erziehungs- und Bildungs¬
arbeit in der Gewerkschaftsjugend
geleistet, dann dürfen wir die Ge¬
wißheit haben, daß die Jugend das
wird, was sic selbst und wir von ihr
erhoffen:
Ideenträger unserer Zeit
undder neuen Wirtschafts¬
ordnung zö sein.
Die Einheitsgewerkschaft wird da¬
rüber hinaus es als ihre vornehmste
Aufgabe betrachten, entscheidenden
Einfluß auf die Berufsausbildung
und Berufsberatung auszuüben. Der
Ausbau des Jugendrechts und des
Jugendgerichtswesens wird eine der
nächsten Aufgaben sein, die die Ein¬
heitsgewerkschaft zu erfüllen hat.
Der Grundgedanke, daß ohne Rück¬
sicht auf die Vermögenslage der
Eltern der strebsame junge Mensch
in seinem Fortkommen und seiner
Aufwärtsentwicklung gefördert wird,
liegt im Interesse der Gesamtent¬
wicklung unserer Wirtschaft und des
Staates und muß endlich in die Tat
lungesetzt werden.
„Edel sei der Mensch, hilfreich und
gut“, soll erster Wahlspruch bei der
gesamten Jugendarbeit sein. In die¬
sen Worten Goethes verkörpert sich
das hoho, hehre und sittliche Ideal
wahrer Demokratie, edler Gesinnung
und Gerechtigkeit. In diesem Sinne
wird die Jugend sich einreihen in
die Gewerkschaftsbewegung; sie soll
erfüllt sein von dem Bewußtsein der
Verantwortung vor der Gemein¬
schaft. soziales Mitempfinden haben
und die Achtung vor der ehrlichen
Uerberzeugung anderer Völker be¬
wahren.
Für diese Ideale sind die Besten
aus der Gewerkschaftsbewegung in
den Kerkern und KZ-Lagern Hitlers
gestorben. Ihr begonnenes Werk zu
Ende zu führen in Gemeinschaft mit
unserer Jugend sei unser heiligstes
Vermächtnis.
Der Weg zur Erreichung
dieses Zieles ist weit und
schwer. Wir brauchen Dich
Jugend von heute, Deinen
Idealismus, Deine Begei¬
sterung und Deine Tat¬
kraft zur Erfüllung Deiner
Hoffnungen. Das Ziel soll
sein eine Welt ohne Kriege
— ein Leben, das lebens¬
wert zu leben ist.
Iran.
Der Generalsekretär des WGB.
sandte an die Arbeiter und die Ein¬
heitsgewerkschaft Irans ein Begrii-
ßungsLelegraram, in dem er ihnen
Unterstützung in ihrer schweren Zeit
zusagt und sie ermuntert, ihre demo¬
kratischen Freiheiten und die Unab¬
hängigkeit der organisierten Arbeiter
unangetastet'zu lassen.
Friede auf Erdeni
Von Max Härtel
Noch lebt, in uns das Grauen, die
Furcht und die Trostlosigkeit.
Bei jedeip Schritt und Tritt
werden wir an das entsetzliche Er¬
lebnis, an den blutigsten aller Kriege
erinnert. Noch meinen wir das Pfei¬
fen der fallenden Bomben zu hören
und können es manchmal nicht ver¬
stehen, daß wir diesem furchtbaren
Inferno entronnen sein sollen. Rui¬
nen, Trümmer und Schutt sind die
traurigen Zeugen dieser grauenvol¬
len Zeit. Und auf allen Wegen er¬
hebt sich die Frage: Warum? Warum
mußten wir durch diese Hölle gehen?
Und die Antwort: Weil wir jene, die
die Gewalt predigten, die den Krieg
als ihr Handwerk liebten, die den
Frieden nur als Mittel zur Kriegs¬
vorbereitung benutzten, als unsere
Führer betrachteten. Und jeder ein¬
zelne von uns ist mitschuldig gewor¬
den. nicht nur als aktives Mitglied
dieser Friedensstörer, sondern weil
wir nicht den Mut hatten, diese Ver¬
brecher an der Ausführung ihrer
Pläne zu hindern. Ueber ganz Eu¬
ropa gehen die Spuren dieses schreck¬
lichen Krieges. Kein Land, keine
Nation, die nicht mehr oder weniger
an diesen Folgen leidet. Und nun?
Uebcrall regen sich die Hände zum
Wiederaufbau. Und jeder Stein, der
nun gesetzt, jeder Schutthaufen, der
beseitigt wird, führt uns vom Kriege
fort zum Frieden. Nun werden aber
noch viele, viele Jahre vergehen, bis
die letzten Spuren beseitigt sind und
das Erinnern wird für unsere Gene¬
ration nicht mehr verlöschen. Und
darum sind die Spuren des Krieges
immer die stummen Ankläger an
unser Gewissen. Wir werden nie das
Gefühl der Schuld in uns los wer¬
den und wenn wir ehrlich sind, dann
müssen wir sagen, es ist gut, daß es
so ist. Denn wir wollen wieder gut¬
machen. Unsere Kraft, unsere Ar¬
beit soll nur dem Frieden dienen.
Nicht nur dem Frieden der Völker,
sondern auch unserem eigenen, in¬
neren Frieden. Gewiß ist der An¬
teil, den wir, jeder einzelne von uns,
geben kann, gering. Aber wenn alle
Hände an diesem Friedenswerk be¬
teiligt sind, dann wird das Werk
fortschreiten und zusehends zur Voll¬
endung kommen. Der Wille muß
aber bei jedem vorhanden sein.
Friede auf Erden
allen Menschen, die guten
Willens sind!
Das ist das Entscheidende! Wenn
wir unsere Mitschuld erkennen und
den Krieg hassen gelernt haben, dann
wird unser Friedenswille auch von
den Völkern beachtet werden, die
heute noch uns mißtrauisch gegen-
überstehen.
Wir Schaffende sind immer nur
Objekte der Ausbeutung gewesen.
Denn die Allianz der Hochfinanz mit
den Friedensfeinden wurde durch
den Nürnberger Prozeß klar erwie¬
sen. Und das schaffende Volk mußte
als Kanonenfutter oder Rüstungs¬
arbeiter die Pläne dieser Verbrecher
ausführen. Seien wir doch ehrlich!
Ohne soziale Stütze, d. h. ohne die
Mithilfe der breiten Masse wäre kein
Diktator, keine Kriegsvorbereitung
möglich. Nur mit Einverständnis des
Volkes können Kriege geführt wer¬
den. Aber wir als Objekte hatten
das nicht voll erkannt. Diejenigen,
die uns gewarnt und geführt hatten,
waren beseitigt und unschädlich ge¬
macht worden und die man uns als
Vorbilder gab, waren willenlose
Wei'kzeuge der Kriegsvorbereiter.
Nun haben wir aber die I-^hre ge¬
zogen. Nie wieder soll man uns und
unsere Kinder mißbrauchen können.
Wir werden mit allen Mitteln dafür
sorgen, daß Kriege unmöglich wer¬
den. Kein Röchling, kein Papen oder
Schacht soll jemals wieder unsere
Geschicke lenken können. Wir wer¬
den jeden Arbeiter, Angestellten
oder Beamten durch Schulung und
Aufklärung heranbilden, daß er in
der Lage ist, den Wolf auch im un¬
schuldigsten Schafspelz erkennen zu
können. Wir sagen clen Kampf an
der kapitalistischen Wirtschaftsform,
der wir die Hauptschuld am Kriege
zusprechen, und wir. kämpfen gegen
jede Art von Militarismus, der nur
der Hochfinanz dient. Wir werden
nie wieder dulden, daß die Arbeit,
die unser Leben ist, zum Bau von
Waffen mißbraucht wird, um fried¬
liebende Völker^ zu überfallen.
Unsere Arbfeit'' soll dem Frieden
dienen. Wenn wir so unsere Kraft
einsetzen und die Solidarität aller
Schaffenden erreichen, dann haben
wir das größte Wiedergutmachungs¬
werk der Weltgeschichte vollbracht
und den wahrhaftigen Frieden allen
Menschen zum Wohlgefallen ge¬
bracht.
Seien wir stark dazu und unsere
Organisation soll uns diese Stärke
vertausendfachen. Alle Werktätigen
in aller Welt werden uns dabei un-
terslüfzen, wir aber wollen uns die¬
ser Unterstützung würdig erweisen.
Friede auf Erden soll ewig
sein,
Ihm wollen wir unsere Arbeit
weihn.
JUickschau und Ausblick
- Von A. Rieth
Nur noch einige Tage trennen uns
von der Jahreswende. Ein Jahr, das
wieder zu Ende geht und seine Tore
schließen wird, ohne daß die Hoff¬
nungen und Wünsche der notleiden¬
den Menschen in den letzten zwölf
Monaten in Erfüllung gingen. Das,
was die Menschen allgemein die
Nachwehen des Krieges nennen,
konnte in den 15 Monaten, seitdem
die Kanonen verstummten, bei Wei¬
lern nicht behoben worden und alle
die materiellen Sorgen und Nöten,
die uns das Jahr 1945 als Erbe hin¬
terlassen hat, .scheinen uns weiter
verfolgen zu wollen.
Es ’wäre verkehrt, den Ernst der
gegenwärtigen Situation zu verken¬
nen oder über die Schwierigkeiten
hinwegzusehen, die noch zu über¬
winden bleiben, um zu gesunden
und normalen Verhätlnissen zu ge¬
langen. Trotzdem haben wir Grund,
mit Vertrauen in die Zukunft zu
blicken. Gewiß schweben noch fin¬
stere Wolken über dem wirtschaft-
lichen und politischen Horizont, aber
es gibt auch aufleuchtende Licht¬
blicke, die das Dunkel zerreißen und
die wie Wegweiser die Richtung an-
zeigen, die wir einschlagen müssen.
Vom gewerkschaftlichen Stand¬
punkt gesehen ist es vor allen Din¬
gen erfreulich festzustellen, daß
dank der engen und loyalen Zusam¬
menarbeit zwischen Militärregierung
und Einheitsgewerkschaft positive
Resultate erzielt wurden. Die Löhne
der Bauarbeiter, die unter dem Nazi¬
regime besonders stiefmütterlich be¬
handelt wurden, sind durch Mithilfe
der Militärregierung den Löhnen in
den anderen Industrien angepaßt
worden. Im Bergbau schweben zur
Zeit Verhandlungen bezüglich einer
Revision der Löhne, nachdem die
Militärregierung bereits schon be¬
sondere Anstrengungen machte, um
die allgemeine Lebens- und Ernäh¬
rungslage der Bergarbeiter zu ver¬
bessern.
Weitere Beispiele könnten aufge¬
führt werden, um zu zeigen, daß die
zwischen Militärregierung und Ein¬
heitsgewerkschaft bestehende ■ Zu¬
sammenarbeit vorteilhaft im In¬
teresse der saarländischen Arbeit¬
nehmerschaft sich auswirkte. Die
Militärregierung war und ist darauf
bedacht, in engster Verbindung mit
den gewerkschaftlichen Organisa¬
tionen eine fortschrittliche Sozial¬
politik zu verfolgen. Aus dieser Tat¬
sache ergibt sich von selbst, daß in
der Führung und Aufbau einer
demokratischen Wirtschaftsordnung
und Staatsform die Gewerkschaften
mitbestimmend sein müssen, wo¬
durch ihnen ebenfalls ein Teil der
Verantwortung zufällt.
Auch auf wirtschaftlichem Gebiet
sind wesentliche Anzeichen einer
Verbesserung der allgemeinen Wirt¬
schaftslage festzustellen. Der Vor-
sitzende des Verbandes der Eisen¬
bahner, Herr Weiter, konnte mit
Stolz auf der letzten Verbandsgene-
ralversammlting auf die Leistungen
der Eisenbahner hinweisen, die
durch ihren Arbeitseinsatz in ver-
d:enstlicher Weise zur Behebung des
Verkehrs und Wirtschaft beigetragen
haben. Im saarländischen Bergbau
erreichte die Tagesförderung in den
letzten Tagen 33 500 Tonnen. Die
Entwicklung der Kohlenproduktion
ermöglichte der Militärregierung am
10. Dezember auf der Burbacher
Hütte einen Hochofen in Tätigkeit
zu setzen; somit sind im Saargebiet
wieder vier Hochofen in Betrieb.
Aus den Ruinen entsteht aller-
wärts langsam neues Leben. Sind
das nicht Anzeichen einer Neufoe-
lebung der Wirtschaft und somit die
ersten Vorzeichen einer Gesundung?
Gewiß wird der Weg, der noch
zurückgelegt werden muß, beschwer¬
lich sein; aber wenn wir unsere An¬
strengungen vereinigen und gemein¬
sam auf das Ziel zusteuern, werden
wir es schaffen. Die bevorstehende
Eingliederung der saarländischen
Wirtschaft in den Kreislauf der fran¬
zösischen Wirtschaft läßt mit Be¬
stimmtheit erwarten, daß nach der
Verwirklichung dieser Wirtschafts¬
einheit eine Besserung der allge¬
meinen Ernährungslage eintreten
wird. Mit Recht hat der General¬
sekretär der französischen Gewerk¬
schaften, Léon Jouhaux, erklärt:
„Der Wirtschaftsfrieden ist die Vor¬
aussetzung zu einem wirklichen
dauerhaften Frieden unter allen
Völkern der Welt."
Es ist zu wünschen, daß gerade die
saarländische Arbeitnehmerschaft
den tiefen Sinn dieser Worte be¬
greift, denn sehr viel wird von deT
wirtschaftlichen Lösung der Frage
abhängen, daß nach dem hinter uns
liegenden Krieg endlich und für im¬
mer eine Verständigung und Aus¬
söhnung zwischen Frankreich und
Deutschland erfolgt. Diese Verstän¬
digung kann nur dazu beitragen, den
Frieden in Europa auf eine feste
Grundlage aufzubauen.
Mit diesem Willen und der Hoff¬
nung, daß unter allen Menschen und
Völkern bald Friede herrschen möge,
wollen wir das Jahr 1947 beginnen.
Das gegenseitige Vertrauen, das uns
bisher einte, soll unser Wegbegleiter
sein.
Gewerksdiaflschroiiik
Ferner Osten
Der Weltgewerkschaftsbund be¬
schloß auf seinem Kongreß eine Dele¬
gation nach dem Fernen Osten zu ent¬
senden. Der Redaktionssekretär dee
amerikanischen Informationsdienstes
des WGB., Patrick Waldberg, wurde
beauftragt, das Programm der Reise
vorzuberciten. Patrick Waldberg hat
Paris verlassen und begibt eich zueret
nach Washington, dann nach Tokoo,
Korea, Schanghai? nach den Philippi¬
nen und Malaien, wo er mit den
Repräsentanten der verschiedenen
Zentral-Gewerkschaften in Verbindung
tritt.