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Mitteilungen
Historischen Vereins
für die Saargegend.
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Heft T5
Wörterbuch
der
Mundart des Saarbrücker Landes
nebst einer Grammatik der Mundart.
Von
Friedrich Schön.
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Saarbrücken
Selbstverlag des Vereins
19292.
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Richardn Paettcke Nachf.. Anklam.
Saar-Heimat-Bilder
Photogr. Kunstblätter aus Stadt und Umpebung
Alt-Saarbrücken
seit Merian 1624
Photogr. Reproduktionen nach alten Stichen
Il
August Rupp, Saarbrücken
Gutenbersgstralze 19
Der historische Verein für die Saargegend
hat unter dem Titel „Mitteilungen“ folgende Schriften heraus-
gegeben, die, soweit sie nicht vergriffen sind, von den Mitgliedern
zu den beigesetzten Preisen durch den Verein zu beziehen sind;
für Nichtmitglieder erhöht sich der Preis um die Hälfte
Heft 1—4: Meber die römischen Niederlassungen und die Römer-
straßen in den Saargegenden von Dr. Friedrich Schröter.
1846—1867. (Vergriffen.) .
Heft 5: Die Franzosen in Saarbrücken 1792-—1794 von einem
Augenzeugen (Horstmann). Neudruck 1890. (Vergriffen.)
Heft 6: Beiträge zur Saarbrücker Geschichte I (Akten über Saar-
brücken und Saarwerden in der franz. Revolutionszeit). 1899,
M 6,00.
Heft 7: Beiträge zur Geschichte der Saargegend II (zwei Saar-
Srücker Bürgerchroniken, Geschichte des letzten Fürsten Ludwig
und des Erbprinzen Heinrich). Zusammengestellt von Dr.
Aug. Krohn 1900. AM 10,00;
Heft 8: Beiträge zur Geschichte der Saargegend Ill (aus der Revo-
Iutions- und der letzten Fürstenzeit, die Vereinigung Saarbrückens
mit Preußen 1815). Mit Karte: Uebersicht der deutsch-franz.
ürenze 1790, 1814 und 1815. Zusammengestellt von Dr.
Aug. Krohn 1901. (Vergriffen.)
Heft 9: (Abtei Tholey v. Jungk, Gräfin Elisabeth v. Saarbrücken
v. Detta Zillken, die Reise des Grafen Johann Ludwig nach
dem heiligen Lande, Friedrich von Greifenclau, die Türken-
schatzung von 1542 v. Jungk, Urkunden und Akten aus dem
Trierer Stadtarchiv, Akten aus der Zeit des 30jährigen Krieges
und der Reunionen, ein Saarbrücker in türkischer Gefangen-
schaft, Erinnerungen des Rittmeisters von Poseck). Mit Bild
von Professor Dr. Krohn. 1909. AM 12,00.
left 10: Literatur über das Industriegebiet an der Saar. 2. Aus-
gabe. Von A. Hasslacher, Geh. Bergrat in Bonn. 1910. M 16,00.
Heft 6, 7, 9, 10 werden zusammen zum Preise von 40 AM abge-
geben.
Heft 11: Friedrich Joachim Stengel, ein Meister des deutschen
Barockbaues. 1694—1787. Von Karl Lohmeyer. Mit 12
Tafeln und 71 Abbildungen im Text, 1911. gebunden .M 50,00.
Heft 12: Das Industriegebiet an der Saar. Von A. Hasslacher.
Geh. Bergrat in Bonn. 1912. (Vergriffen).
Heft 13: Regesten zur Geschichte der ehem. Nassau-Saarbrückischen
Lande von A. H. Jungk I Teil (-1317). AM 8,00.
Heit 14: 1. Teil (1317-1381) mit Register u. Bild v. Jungk AM 12.00.
Mitteilungen des Historischen Vereins
für die Saargegend :: :: :: :: Heft ID
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Wörterbuch ae Mundart
des Saarbrücker Landes
nebst einer Grammatik der Mundart
Von
Friedrich Schön
Saarbrücken
Selbstverlag des Vereins
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Saarbrücken
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Vorwort.
Das vorliegende Wörterbuch enthält den Mundartwortschatz des
Saarbrücker Landes. Das heißt, es bemüht sich, die hauptsächlichsten
Wortgestalten der ehemaligen Grafschaft Nassau - Saarbrücken, der
heutigen‘ Kreise Saarbrücken und Ottweiler, darzubieten. Dazu
treten noch Wörter aus dem Kreise Saarlouis. _ Das. _Saar-
brücker Land bildet den südlichsten Zipfel der Rheinprovinz, gehört
aber mundartlich nicht zu dieser, vielmehr gehört es zusammen
mit der Rheinpfalz, Hessen und Hessen-Nassau zum rheinfränkischen
Sprachgebiete, während nach Norden das moselfränkische Sprach-
gebiet sich anschließt. An das Moselfränkische schließt sich dann
weiterhin das UÜtferfränkische (Ripuarische) bis Düsseldorf hin an.
Genauer verläuft die Grenze zwischen dem Moselfränkischen und
dem Rheinfränkischen so, daß sie in unserem Gebiete zwischen
Saarlouis und Saarbrücken, St. Wendel und Ottweiler hindurchgeht.
Der Unterschied zwischen Moselfränkisch und Rheinfränkisch fällt
sofort in die Augen, wenn man auf den Tonfall achtet. Während
der Saarbrückerländer langsam und gleichmäßig spricht, redet der
Moselaner in singendem _Tonfalle, was bei dem uferfränkischen
Cölner noch mehr hervortritt. Im Konsonantenstande steht das
Moselfränkische noch mehr auf niederdeutscher Lautstufe als das
Rheinfränkische. Der Moselfranke sagt wat, während der Rhein-
iranke was sagt, der Moselfranke sagt Korf, während es im Rhein-
fränkischen Korb heißt. Moselfränkisch ‚wat‘ spricht man in
folgenden Ortschaften und nordwestlich davon: Friedrichweiler,
Differten, Werbeln, Schaffhausen, Wadgassen, Hostenbach, Völk-
lingen (vereinzelt), Püttlingen, sowie im ganzen Köllertal mit Aus
nahme von Ritterstraße, ferner in Göttelborn (vereinzelt), Merch-
weiler (m. A. des Ortsteils Glashütte), Michelsberg und Wemmets-
weiler. Die Korf-Korblinie deckt sich nicht genau mit dieser
Hauptgrenzlinie, sondern tritt teils mehr in’s rheinfränkische Gebiet
vor. teils liegt sie tiefer im moselfränkischen Sprachgebiet. (Nach
Vorwort
Graus, Dialektgrenzen im S. L.) Die Mundart des Saarbrücker
Landes ist mit der der Rheinpfalz verwandt. Sie hebt sich von dieser
jedoch auch durch einen kleinen Unterschied ab. Ist doch der
Nasenlaut, der sofort den Pfälzer erkennen läßt, im Saarbrücker
Land fast ganz verflüchtet. Nur noch in kleinen Resten hat er
sich erhalten, so z. B. in dem Wort aanfange. Das Mittelwort
dazu heißt aanggefang.
Die Mundart des Saarbrücker Landes zeigt ferner Differenzie-
rungen im Vokalstand.. Die Mundart hat zum Teil die alten
Monophtonge i, ü und iu bewahrt, und zwar lang oder verkürzt.
Die Wörter bleib, bei, gleich Eis, mein und Schwein lauten monoph-
tongisch: blib, bf, glich, Is, min und schwin. Freilich ist die Aus-
sprache innerhalb des Monophtongierungsgebietes unkonsequent.
Doch kann als Grenze des Gebietes, in dem I und i statt ei
gesprochen wird, durch eine Linie bezeichnet werden, die nach Graus wie
folgt verläuft: Karlingen, Spittel, Merlenbach, St. Nikolaus, Emmers-
weiler, Großrosseln, Wehrden, Völklingen, Püttlingen, Herchenbach,
Walpershofen, Etzenhofen, Ueberhofen, Guichenbach, Ellerbach,
Engelfangen, Fürstenhausen, Alte Glashütte, Forbach, Stieringen-
Wendel, Spichern, St. Arnual, Güdingen, Bischmisheim, Dudweiler-
Büchel, Rentrisch, Ensheim. Südlich dieser Ortschaften herrschen
die genannten Wortformen. Aehnlich wie mit älterem i steht es
mit altem ü im Saarbrücker Lande. Langes, altes ü findet sich in
dem Worte Bür = Bauer in dem eben begrenzten Monophtongie-
rungsgebiet, doch nicht uneingeschränkt, In den Worten Hus =—
Haus und bruchen = brauchen hat sich u verkürzt fast überall
erhalten. Der alte Laut iu wird sehr verschieden gesprochen, im
Südosten wie I: Lit = Leute. Im übrigen ist die Mundart teils
conservativ, teils fortschrittlich. Altes p, z. B. in Pund, Pond ist
wohl überall erhalten. In Saarbrücken ist germanisches ai als ä
erkennbar, z. B. Stään = Stein. Die Mundart ist z. T. aber auch
sehr fortschrittlich. So ist z. B. das ö meist zu langem e ent-
rundet. Man sagt z. B. bees statt bös. Weiterhin findet sehr häufig
die Assimilation statt, z. B. binne statt binden, werre statt werden.
Eine große Rolle spielt auch der Ausfall von Lauten, Man sagt
z. B. Wä’n statt Wagen, Mit die bekannteste Erscheinung ist der
Ausfall von Endungen an Haupt- und Zeitwörtern. Man sagt
die Kirch statt die Kirche. nenne statt nennen u. s. w. In der
Vorwort
Deklination fallen sämtliche Deklinationsendungen fort. Die Mundart
hat sie als unnützen Ballast fortgeworfen. Aehnlich ist es in der
Coniugation. Sie hat auch weniger Formen als das Hochdeutsche.
Eine weitere Darstellung des Grammatischen erübrigt sich hier
Eine besondere Darstellung desselben erfolgt im Schlußteile dieses
Buches.
Die Mundart dieses Sprachgebietes nach ihrem Wortschatz fest-
zulegen, setzt sich nun vorliegendes Wörterbuch zur Aufgabe. Die
erste Bearbeitung der Saarbrücker Mundart reicht noch in die Zeit
zurück, da die Gebrüder Grimm noch lebten; es war ein Gymnasial-
programm von der Hand des Gymnasialoberlehrers Schwalb aus
den Jahren 1833 und 1848,” das einen Teil des Wortschatzes an
Ober- und Mittelsaar behandelte, Im Jahre 1887 richtete der ehe:
malige Königl. Gewerbeschullehrer Glabbach, später Oberlehrer an
der Oberrealschule, einen „Aufruf an die Bewohner des Kreises
Saarbrücken und Umgegend um gütige Sammlung ınundartlicher
Ausdrücke und Redewendungen auf dem Gebiete des Ober- und
Mittel-Saargaues“. Im Jahre 1894 sehen wir dann eine Mundart
commission des Historischen Vereins für die Saargegend am Werke
Ihr gehörten außer W. Glabbach noch Bierbrauereibesitzer G. Bruch
und der damalige Pfarrer, spätere Superintendent W. Lichnock an,
Sie veröffentlichten in diesem Jahre den alphabetisch geordneten
Wortschatz der Saarbrücker Mundart vom Buchstaben A—K unter
dem Titel „Dialektstudien“ in der hiesigen Presse. Durch den Tod
des Herrn Bruch (er ‘hinterließ wertvolle Aufzeichnungen zur alten
Saarbrücker Mundart) trat eine Stockung ein. Im Jahre 1907 wurde
der Verfasser vorliegenden Wörterbuches in die Kommission berufen,
So wurde dann Buchstabe L bearbeitet, an dem auch der gleichfalls
zugewählte Dr. med. Bickelmann mitarbeitete. Dann trat aber durch
durch Wegzug des Herrn Glabbach wieder eine Stockung ein, die
endlich dadurch behoben wurde, daß der Verfasser des nunmehrigen
Wörterbuches die Arbeit in die Hand nahm. So konnten Buchstabe
M—Z in rascher Folge veröffentlicht werden. Allmählich reifte nun,
durch die Tätigkeit des „Rheinischen Wörterbuches“ angeregt, in
dem Verfasser der Plan, das „Wörterbuch des Saarbrücker Landes“
zu schaffen. Der Historische Verein erklärte sich bereit, es heraus-
zugeben und so konnte denn der Verfasser in seinem Auftrage an
die Arbeit gehen. das Wörterbuch zu schaffen. Ein Aufsatz in der
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Vorwort
„Saarbr. Zeitung“ forderte aufs neue zur Sammlung auf. Von allen
Seiten begegnete der Plan froher Zustimmung und Mithilfe, so daß
in den folgenden Jahren 16000 Zettel mit Wortangaben zusammen-
kamen. Die Arbeit am Wörterbuch erstreckt sich auf die Jahre
1911—1917. Die Arbeit am Wörterbuch wurde gefördert durch
Professor G. Franck-Bonn, den + Herausgeber des Rhein. Wörter-
buches, durch Ueberweisung von Stoff, durch Herrn Seminardirektor
Diesner und Herrn Seminarlehrer Löffler, Ottweiler, durch Anregung
der Sammeltätigkeit unter ihren Schülern, dann durch die Presse,
die dankenswerterweise das Unternehmen unterstützte. Vor allem
aber ist dem Vorsitzenden des Hist. Vereins, Herrn Prof, Ruppersberg,
und dem Bibliothekar des Hist. Vereins, Herrn Rektor a, D. Jungk,
für ihre Förderung des Wörterbuches zu danken. Von Beiträgen
zum Wörterbuch sandten wertvolle Aufzeichnungen Herr Seminar-
prorektor L. Blatter- Ottweiler für Sulzbach, Herr Studienrat E. Dahn-
Saarbrücken für Saarbrücken, Herr Direktor K. Lohmeyer- Heidelberg
für Saarbrücken, Herr Rektor a. D. Jungk - Saarbrücken, der berg-
männische Ausdrücke und Beiträge aus Kleinblittersdorf und Auers-
macher vermittelte. Allen diesen Herren sei herzlicher Dank gesagt
für ihre tatkräftige Unterstützung. Des weiteren ist noch Frau Witwe
Prof. Glabbach-Baden-Baden zu danken, die aus dem Nachlaß ihres
Mannes Manuskripte zur Einsicht überließ.
Beiträge sandten ferner ein: Frau K. Mark, Raßweiler, Herr
Fontaine, Saarbrücken, Herr Bergmann Jak. Bost, Uchtelfangen,
Herr Kaufmann Paul Simon, Sulzbach, Herr. Franz Schneider, Saar-
brücken, Herr Jacques Wüschner, Saarbrücken, Herr Techniker Joh.
Marx, Dudweiler, Herr Lehrer Aug. Krauß, Saarbrücken (wertvolle
Beiträge für Güdingen), Herr Kreisausschußassistent Knoblauch,
Zell a. d. Mosel, Herr Lehrer Schulz, Sulzbach, Herr Hauptlehrer a. D.
Herrmann, Kleinblittersdorf, Herr Gemeinderentmeister J. Kniebes, Dud-
weiler, Herr Adolf Dill, Saarbrücken, Herr Lehrer Britz, Auersmacher.
Frl. Lehrerin W. Krauß, Saarbrücken, Herr Hauter, Bischmisheim,
Herr Rektor Heintz, Eppelborn, Herr G. Zorn, Völklingen, und Herr
Hans River, Saarbrücken, ferner die (damaligen) Seminaristen Wilh,
Klein, Otto Hoer, R. Eich, P. Leinweber, O. Armbrust, F. Warth,
K, Altpeter, W. Groß, R. Hofmann, Karl Schütze und der (damalige)
Präparand K. Wagner, Wetzlar, Allen diesen Mithelfern sei ebenfalls
herzlicher Dank gesagt.
Vorwort
Zu danken habe ich auch meinen Angehörigen, meinem Vater,
dem Lehrer L. Schön, und meiner verstorbenen Mutter Luise Helene
Schön, geb. Burgemeister, die mir wertvolle Beiträge aus Alt-St.
Johann vermittelte, meinen Schwestern Maria und Johanna, und
endlich meinem nun auf dem Felde der Ehre gefallenen? Bruder
Hans, der zuerst mit der Verzettelung des Wortstoffs begann
Betreffis der Verzettelung habe ich auch zu danken den (damaligen)
Präparanden in Wetzlar Rasch, Wolf und Naumann.
So ist denn das Heimatwerk geschaffen. Möge es mit der
Ueberlieferung der Wortformen Bilder der Jugend und Heimat
immer wieder vor unser Auge zaubern, damit die Liebe zur Heimat
aufs neue geweckt werde.
VI
BU Z
3 0
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Der Verfasser
Saarbrücken, den 10. August 1917
Nachschrift. Seit der Niederschrift dieser Zeilen sind einige
Jahre ins Land gegangen, die viel in sich bargen. Die Teuerung
im Buchgewerbe hemmte den Druck des vorliegenden Buches. Nun
ist. endlich der Zeitpunkt gekommen, an dem es der Oeffentlichkeit
übergeben werden kann. Es geschieht dies in der Weise, daß von
etymologischen Worterklärungen Abstand genommen wird. Diese
zu geben, wird Sache des Rheinischen Wörterbuches sein, das durch
seinen größeren Wortschatz einen besseren Ueberblick gewährt
Nur, wo die Ableitungen auf der Hand lagen, wurden welche ge-
geben. Herr Prorektor Blatter-Ottweiler war so freundlich, die fer
tigen Druckbogen einer letzten Korrektur zu unterziehen, wofür
ihm hier vielmals gedankt sel.
Der grammatische Anhang entstand am gegenwärtigen Wir-
kungsorte des Verfassers, fern von der Heimat. Mit ihm ist die
„Grammatik der Saarbrücker Mundart“ von 1908 (s, Lit.) überholt.
Der Verfasser
Franzburg in Pommern, im Juni 1922,
Literatur.
Schwalb, Sammlung und Erklärung der landschaftlichen, zum Teil eigen-
tümlichen Wörter an Ober- und Mittelsaar. (ivymnasialprogramme. Saar-
brücken 1833 und 1848.
Mundartcommission des Hist. Vereins f. d. Saargegend, Dialekt.
studien, Saarbrücker Zeitung 1894 und 1904.
F, Schön, Grammatik der Saarbrücker Mundart. Saarbrücker Zeitung 1908,
Nr. 88—90.
PP Schön, Kinderlieder und -spiele des Saarbrücker Landes. Saarbrücken
1909, Verlag C. Schmidtke. ,
Blatter, Das mundartliche Leben im Saarbrücker Land. Bergmanns-
Freund 1908, Nr. 117—130.
Abweichungen der Mundart des Kreises Ottweiler vom Hochdeutschen nebst
einem Verzeichnisse mundartlicher Ausdrücke. Zu Schulzwecken zu-
sammengestellt im Auftrage der Kgl. Kreisschulinspektion. Neun-
kirchen 1911,
K. Scholl, Die Mundarten des Kreises Ottweiler, 1913.
‚A. Graus, Dialectgrenzen im Saarbrücker Land Saarbr. Volkszeitung
\ 1910, Nr. 277, 286, 295, 298.
Wenker, Sprachatlas von Nord- und Mitteldeutschland, 1. Lieferung, 1881
Golther, Germanische Mythologie 1895.
Grimm, Gebr., Deutsches Wörterbuch.
Windekilde, Handwörterbuch der deutschen Sprache, 1883.
Weigand-Hirt, Deutsches Wörterbuch, 1909/10
Kehrein, Nassauisches Idiotikon.
Autenrieth, Pfälzisches Idiotikon.
_.Follmann, M, F,, Wörterbuch der Deutsch - Lothringischen Mundarten, 1909,
Martin und Lienhard, Wörterbuch der elsässischen Mundarten. 1899 u. 1907
Wörterbuch der luxemburgischen Mundart, Lux. 1906.
Sachs-Villate, Encyklop. Wörterbuch der französ. und deutschen Sprache,
1005
L.
Abkürzungen.
Sb, Saarbr. — Saarbrücken Abw. = Abweichungen der Mundart
St. Joh. = Saarbrücken-St. Johann des Kreises Ottweiler etc. S. Lit.
Malst. = Saarbrücken-Malstatt Kr. Ottw. =— Kr. Ottweiler und die
Burb. — Saarbrücken-Burbach Mundarten des Kreises Ottweiler
Schafbr. == Schafbrücke von Scholl. 5S. Lit.
Bischm. = Bischmisheim Sb. ält Spr. = Saarbr., ältere Sprache
Güd. = Güdingen. Nass. = Nassauisches Idiotikon von
Kleinbl. = Kleinblittersdorf Kehrein, S, Lit.
Auersm. = Auersmacher ‘‚othr. = Lothringisches Wörterbuch
Völkl. = Völklingen von Follmann. 5S. Lit.
Fü. = Fürstenhausen ahd. = althochdeutsch
Gersw. =- Gersweiler mhd. = mittelhochdeutsch
Dudw. = Dudweiler md. = mitteldeutsch
Sulzb. = Sulzbach nd. = niederdeutsch.
Neunk. = Neunkirchen hebr. == hebräisch
Mayb. = Grube Maybach Zuss. u. Komp. = Kompositum resp.
Altenk.-Neud. — Altenkessel-Neudorf „ita
Ottenh. = Ottenhausen MS = Mittelsaar
Ottw. == Ottweiler OMS = Ober- und Mittelsaar
Guichenb. —= Guichenbach frz. = französisch
Wahlsch. —. Wahlschied lat. = lateinisch
w. d. Theel — westlich der Theel griech. = griechisch
Hüttersd, — Hüttersdorf Rds, = Redensart(en)
E. und Eppelb. == Eppelborn pfälz. = pf. Idiotikon von Autenfieth
Raßw. = Raßweiler Elsäss,. = Wörterbuch der elsäss.
Uchtelf = Uchtelfangen Mundarten von Martin u. Lienhard
Dirm. = Dirmingen . Lux. — Wört. der lux. Mundart
Ostert == Ostertal Windekilde —= W., Handwörterbuch
Schiffw. = Schiffweiler der deutschen Sprache 1883,
Saarbergm. = Saarbergmännisch Weig. = Weigand, Deutsches
Gramm. = Grammatik der Saar- Wörterbuch, 1909/10
brücker Mundart. 5S. Lit.
Kinderl. = Kinderlieder und -spiele
des Saarbrücker Landes. S., Lit.
Phonetische Zeichen.
Die Länge eines Vokals wird durch einen wagerechten Strich
darüber, also ä, &, i, ö, ü, angegeben. Die Kürze ist nicht bezeichnet.
Ein Häkchen unter dem Vokale bedeutet, daß derselbe offen zu
sprechen ist, sowohl bei Länge als auch bei Kürze des Vokals,
also 3, a, E& €, 9, 0. Ein Punkt über dem g bedeutet, daß der
Konsonnant hart zu sprechen ist, 3 ist Abkürzung für sch. Der
Akzent ’ bezeichnet den Hauptton, der Akzent‘ den Nebenton. Also
a= kurzes a
a = kurzes, offnes a
ä=— langes a
a =— langes, offnes a
e=— kurzes e
e= kurzes, offnes e
&= langes e
& — langes, offnes e
(ä der Schriitsprache)
i = kurzes i
1 = langes i
o= kurzes 0
Q == kurzes, offnes o
ö= langes 0
Q = langes, offnes o
u= kurzes u
ü — langes u
g= hartes g
&-— sch
Anm,: Ein Teil der eingeklammerten Wortformen, die nicht in
phonetischer Schreibung vorlagen,, ist in der ursprünglichen Schreibung
gegeben und ist schriftsprachengemäß zu lesen. In den Redensarten und
Beispielen, sowie in den Kompositis ist die Schreibweise der hochdeutschen
angenähert. Die Ortsangaben geben den Ort an, für den das Wort belegi
ist. Das besagt aber nicht, daß es an anderen Orten nicht vorkommt. Die
Stichwörter sind der hochdeutschen Wortform angenähert, wenn das Wort
im Hochdeutschen vorkommt. Ist es ein mundartliches Wort, so ist die
Fassung des Stichworts der phonetischen Schreibweise angepaßt. Das
Zeichen < bedeutet „entstanden aus“, das Zeichen > „ward zu“ oder
wird zu“
Wörterbuch der Mundart
des Saarbrücker Landes.
a — äbeldänzig
a [a Sb], interj. für freudiges
Erstaunen, Gramm. 5.
aach [Sb, Eppelborn, Neunk.]
— auch.
aander [Sb ändr, St. Joh. ander.
w. d, Th. aant (aantert)] m. =
der erste; in St. Joh. bedeute{
aander der erste beim Klicker-
spiel’ (vergl. Zobder); in Sb isi
aander soviel wie der Erste, Günst-
ling, z. B. „der isch bei mir
aander“; w. d. Th. sagt man
„eich ben aant“, Zur praep. an
zu stellen. ;
Aanelt [Kr. Ottw. änelt] = An-
halt, ein Parzellengebiet, zwischen
dem sich Feldwege zum Anhalten,
Haltmachen beim Pflügen, Fahren
befinden. Scholl 90.
Aaning [dning Güd.] fi. =
Grenze, an der zwei Reihen Felder
aneinanderstoßen.
Aarang [Kr. Ottweiler] m. =
Ansprung., .
aater = außer [w. d. Th.]
Aawand |awand Roßw., awand
Bischm., äwant Kr. Ottw., awann
Ostertal, awenn Eppelb., Neunk. ]
[. = Anwand, Grenze zwischen
Aeckern. Im Kr. Ottw. ist awant
die Ackergrenze, im Ostertal ist
die Awann die Grenze zwischen
zwei Gewannen, in Eppelborn
und Neunk. bezeichnet die Awenn
eing Flurabteilung, in Roßw. ist
Awand = Gewanne, in Bischm.
ist Awand das Endstück des
Ackers, dessen Furchen quer
gefahren werden. In Uchtelf. ist
„Vederschtawann“ ein Plurname.
inBischm, ist „an derlang Awand“
ein Flurname. cf, Aawenner.
Aawenner [Anwenner Kleinb.,
äwenner Sb ä, Spr., awenneı
Fürstenh., Gersw.] m. = der
Anwender. In Saarbrücken be-
zeichnet man damit das queı
gepflügte Stück an einem Acker;
in Fürstenh. ist A. ein schmaler
Feldweg anı Ende eines Ackers
in Gersweiler ein Feldweg
S. Awand.
aawer [St. Joh. äwer] ist eir
Spielname bei einem Ballspiel
dessen Spielnamen heißen: Awer
Bawer, Kesselflicker, Docter
Finschter, Eierpicker. Die. Spiel-
namen haben ungefähr alpha-
betische Ordnung. (K ist für
C eingetreten), daher ist awer
von dem Buchstaben A abzu-
leiten. Kinderlieder 67.
ab adv. — ab, mach dich ab,
iSulzb.] = schere dich iort!
ab mit Lottche! [Saarbr.] =
weg damit! In Verbindung mit
aus in der Redensart: „das es
ab en ous“ [Sulzb.] = „so
ist's, wie ich gesagt habe“.
In Verbindung mit vorbei in
den Redensarten „do war’s ab
an vorbei“, „jetzt es ab en
vorbei“ = „laß das jetzt ruhn,
es ist genug“. s. abener.
abener [Sb, Sulzb.] adj. =
beseitigt; z. B. abener Knop
[Sb, Sulzb.] = abgegangener
Knopf, mit abener Kapp (Sb)
= mit abgenommener Kappe.
Ääbeldänzig s. tanze.
Aberhor — achele
Aberhor [Sulzb.äberhgar,Eppelb. abkräsche [abkräsche Sb] v. ==
äperhgr]n. ==Wimperhaar[Sulzb.], siedendes Fett durch Hinein-
Augenbrauen [Eppelb.] werfen eines Stückchens Brot
abgeschreckt [Sb] adi. = lau- läutern. Dieses Brot wurde als
warm. Viehfutter verwandt.
Abfall [Sb, Sulzb.] m. = Ablaaf [ablif Sb, Altenk. —
Abfall; 2. Schläge, Neudorfi| m. = Schwenkbrett,
abbleie [Sulzb.] v. = 1. mit ableuchten [Saarbergm.] v. =
Bleiwage abvisieren; 2. heimlich mit, der Lampe auf Schlagwetter
beobachten. untersuchen.
abrackere [OMS] == durch ablausen [Eppelb.| v. = listig
‚iele Arbeit entkräften; auch refl. erzwingen.
abramsche [Sb] v. = für einen - abluxe [Sb| v. = ablugen, ab-
Spottpreis abkaufen. = lauschen, mit List entwenden.
abschiffele [Sb] v. = Rasen abmache [Sb, Sulzb.] v. = 1.
abschälen. abmachen, 2. abpflücken (Obst),
abschmiere [Sb] v. abfertigen. 3. sich abmache == sich fort-
abschweiie [Sulzb,] v. — Zum machen, 4. sich abmache losse
Schweigen bringen, ein Kind. = sich photographieren lassen.
zinen Vorlauten, abmelkig [Sulzb.| adi. — abge-
abschwarte [St. Joh. Saar- molken.
bergm.] v. = durchhauen; [Saar abputzen |Saarbergm.] v. =
bergm.] Pfeiler streifenweise ge- nach dem Schuß abräumen.
winnen. Abs |St. Joh.] = Berufsringer,
abfodegraphiere [Sb] = in schwerer Mensch; z. B. au,
„sich abfodegraphiere lasse“ = was e Abs! [St. Joh.] Wohl
sich photographieren lassen. nach dem Namen eines Ringers
abgarstig [abgarstig Sulzb.]adi. namens Abs. Das Wort war wohl
== abscheulich (im Benehmen) nur vorübergehend gebräuchlich.
Subst. abgarscht. - äbsch [Sulzb. Neunk., wohl auch
abgotschele [Sb] v.= abbetteln. Bliestal] = verkehrt, besonders
abkabe [Sulzb.] v. == ahmachen auch bezüglich des Charakters.
heimlich). abschatte [absate Güd.]. —
abkappen [OMS 1833] v. = photographieren.
kurz u. derbantworten. Schwalb. 5 abstenat [Sulzb. ab$tenat, Sb
abklopfen [Saarbergm.] v. =— absenät] adj. == obstinat (Sb).
das Hangende prüfen, ob sich heikel (Sulzb.).
keine Felsstücke gelöst haben. ach inter]. = ach, Ausruf des
abknapse [OMS 1833 ab- Schmerzes, des Staunens etc.;
knarpse, abknapse Sb, Sulzb.1 v ach Gott, ach Gott! [Sulzb.].
— abknausern. | ach, was Sache [Sulzb.], ach,
abkohlen [Saarbergm.] v.==die ach! ‚Sulzb.] — na, na! (tu
gelösten Kohlen abräumen. nicht so gefährlich!)
abkratze [OMS 1833] v. = achele [Sb achele, achele
fortgehn, scherzhaft und spöttisch Sulzb., Güd., acheln Eppelb.,
gesagt. Schwalb. 5. Neunk.] schw. v. == tüchtig essen:
Äche — allemol
z. B. do gets ebes ordeliches se
achele! Hebr. achal = essen.
Ache [Sb, Fürstenb., Sulzb.,
Eppelborn] m. == Nachen.
acht passe [Sulzb.] = auf-
merken; z. B. paß mol acht! — ad
tun [Eppelb.,Neunk.] = bemerken
ada [ada. Sulzb., äda St. Joh.
inter]. = Ade! So sagt man zt
den kleinen Kindern und winkt
dabei mit der Hand; adaä (dada)
gehn = sagt man von dem Aus-
getragenwerden der Kinder
[Sulzb.]; se ware schon dada
= schon fort [Sulzb.]; er es
dada = er ist gestorben [Sulzb.]
Adamskrutz [Sb adamskruts| m.
= Kropf, Gurgel. Der Krutz (s. d.)
ist eigentlich das Kerngehäuse des
Apfels, hier in übertragenem Sinne
der Kehlknorpel.
Ädem [Kr. Ottw.] m. == Eidam,
wird allmählich durch Tochter
mannersetzt; Scholl 90. mhd. eiden
adchee [Sb adjes, adche, Sulzb.
adches] — adieu. Während des
Weltkriegs durchweg durch „Auf
Wiedersehn!“ verdrängt.
Äderbisser [Sb] m. = kleiner.
vöser Hund.
Advokateschniß[Schiffw.,Neun-
kirchen advogädeschnis] = heißt
einer, der viel und gewandt spricht
s. Schniß.
Äfelerschpuder [Efelerschpuder
Sulzb.] = grober, hitziger deut-
scher Michel; „so e Äfelersch-
puder!“ [Sulzb.]
Aff m. = Affe; als Schimpfwort
gebraucht zur Bezeichnung ge
zierten Wesens [St. Joh.] Zuss.
Aiffebumad f.==Speichel, Spucke
[Sb]. — Adj. affig == affektiert
[St. Joh., Eppelb.]. Verb. affen
— Maulaffen feilhalten [Eppelb.]
Agat [agät Sb] = Achat.
Ahm, ähmig, ähmen s. Ohm.
Ai interj. == ei, Kr. Ottw. Dann
Ausdruck der Zärtlichkeit: Die
Mutter läßt das Kind scherzend
„ai, aich‘‘ machen, d. h. sie
nimmt die Hand des Kleinen und
streichelt sich damit mit den
Worten _„ai, aich“ die Wange
"Sulzb.]
Aiaiche [Sb] = empfindlicher.
kindischer Mensch.
äks [äx MS, &ks Sulzb., äksch
Neunk., äks Kr. Ottw ] = inter].
1. des Ekels und 2. des Spottes,
äks, schaw e Riibche! = spotten-
der Ruf mit’ schabender Finger
bewegung. cf. bäks.
allähoi s. allo.
alert [Sb alert, Eppelb. Neunk.
aleert] adi. — munter, frisch, wohl-
gemut. frz. alerte.
älezig [Enletsich Sulzb., Sb ehn-
letzig, Sb Eledsig, älätzig Dudw.
u, Umgeg:] adj. = einzelner, ein
einziger, z. B. Groschen; e äled:
siges Kind, das keine Geschwister,
keine Gespielen hat; e äledziger
Baam = ein alleinstehender Baum.
mhd. einlütze.
All [w. d. Th.] subst. n. = viel,
eine Menge, z. B. en All Leute.
. allegar [alegar Sb, alegär und
alegäre Sulzb., allegären Eppelb.,,
Neunk.] unbest. Zahlwort = alle
insgesamt.
allegebot[allegebot Sulzb.,allen-
gebott Eppelb.,Neunk. adv. = oft
bei jeder Gelegenheit. Verg!
hochd. Aufgebot.
allemininzigenanner [Sb] un-
best. Zahlwort — allemiteinander:
das Wort ist wohl eine Scherz-
bildung.
» allemol [allemgl Sulzb., Sb] =—
reilich. selbstverständlich. z. B.
allenkehr — Ämer
ei allemol! [Sulzb.]
allenkehr [Eppelborn] adv. =—
jedesmal.
alleritt [Sb] = stets, a. =
alle Ritte.
alleweil [allewil Dudw.-Büchel,
Kleinblitt., + alleweil Eppelb.,
Neunk., Saarbr., aweil Saarbr.,
aweile Sulzb.] = jetzt. „alleweil
hat's awer geschellt!“ [Sb] =
„jetzt ist es aber Zeit!“
Aller s. alt.
allererscht [Eppelb., Neunk.]
adv. = eben erst.
allmächtig [allmechdig Sulzb.]
dient zur Verstärkung; en
almechtig großer Hut = ein sehr
großer Hut [Sulzb.]
Almende [Sb ä. Spr., Almet
Güd.] f. = Gemeindegut; in Güd.
n. = großer, ebener Wiesenkom-
plex, der früher zur gemein-
3zamen Viehweide benutzt wurde.
Allnichtsgut [Sb. ä. Spr.] =
wird gesagt, um eine schnelle
Bewegung auszudrücken.
allo [Allg Sulzb., ällo Sb} =
auf, vorwärts! z. B. allohob,
mr gehn [St. Joh.] allo dann, allo
mach fort [Sulzb.]. Wenn je-
mand einem Bekannten Bericht
erstattet, wie es bei ihm (dem
Erzähler) daheim geht, dann
drückt jener seine Zufriedenheit
durch ein gelegentliches allo
(-dann!) aus [Sulzb.] allo dient
auch als Antriebsruf für das
Pferd [Neunk.] franz. allons =
laßt uns gehn!
allee [Sulzb. ale] = fort, auf!
alähoi! Fuhrmannsruf, Bischw.
franz. allez — geht!
IS Tals Sb, Sulzb., Neunk., alt
Kr. Ottw.] = 1. adv. zuweilen,
mitunter etc. Z. B. do sin ich
frier als hingang [Sb] = zu-
weilen hingegangen. Mr saad
als e eso = m. s. gewöhnlich
so [Sulzb.]. Das kannschde jo
als mache [|Sulzb.] einstweilen,
schon machen. Das is’_als e
Grosche = das ist immerhin ein
Gr. [St. Joh.] 2. con]. z. B.
ich han ’ne gefro‘t, . wieviel Uhr
als es wär. Zuss. alsemol1 [Sb] =
zuweilen. — alsfurt [Sb] =
‘mmer. N
Als [Alzem Schiffw., Alz w. d.
Th. els Sulzb.] = Wermut.
alt [Sb] adj. = alt. Sprüchw.
„Wann de nit alt werre willscht.
dann laß dich jung hänge“ [Sb].
-— Rds. „Der hat die Alt uf-em
Nescht gefang“ == Der hat einen
guten Fang getan [Sb]. — Die
Alt hat noch net all ihr Reck
ousgeschidelt! = es gibt noch
Schnee [Sulzb.] „Die Alt“ ist
vielleicht Frau Holle. Nach
Golther, Germ. Myth. (S. 500),
st‘ Frau Holle eine gespenstische
Frau des Volksaberglaubens, nicht
die Göttin Frija. Zu „Die Alt“
vergl. die „Horneckersch“. —
ds. „mei liewer Alter“ [Sb] =—
„mein lieber Freund!“ Zu alt
älterlich adj. = ältlich [Sulzb.]
ältze v. == alt und darum ranzig
sein [Sb].
am [St. Joh.] praep. = um bei
Zeitangaben; z. B. am 10 Uhr
"St. Joh.]
Am [&m Sb] m. = Eiter. Dazu
ämig adij., ämen verb. S. Ohm.
ämber [ämber w. d. Th.] adj. ==
pur, z. B. ämber Kor. mhd,
einbaere = einhellig, gleich.
Ambonin der Rds „Ambondoher
mache‘ |Sb] == quasseln.
Amer [Sb ämer, Sulzb. &mer| m.
pl. — e == der Eimer. Man unter-
scheidet wasser-, botz-, melk-.
Ämes — angängig
fiderämer (Futtereimer, eig, Eimer
zum Füttern) [Sulzb.] Rds. „Es
schitt wie mit Amere!“ es regnet
sehr heftig. Von Amer Verbum
ämere= mittiefen Zügentrinken,
z. B. lu mol, wie er weder ämert!
[Sulzb.]
Ames [Sulzb. emes] m. pl. — e.
= der Hauptkerl. Z. B. ich sen
der Ames vom Hous [Sulzb.] = ich
bin die Hauptperson, der Vorstand
(Vater) des Hauses; e feschder
Ames [Sulzb.] = ein derber,
kouragierter Kerl; das sen die
Amese [Sulzb.] = die machen’s
das sind die Einflußreichen. Vergl
Hauptmann. ”
Ametz [&mets Sulzb., Amäts
Fürstenh., Amäz Dudw., Ametz
Eppelb., Ehmets Sb] f. = Ameise.
In Sulzb. werden die Maurer
scherzweise „Ametze“ genannt.
Zuss. reiderämetze = Reiter-
ameise (große Ameise) [Sulzb.]
Rds. die seichämetze! So sag
man ärgerlich, wenn man gebissen
wird [Sulzb.]; ämetzeferschte
fersen) in der Rds.: „heit gebts
Ameiseferschte“, wie man aul
neugierige Fragen, was es zı
Mittag zu essen gebe, antwortet
[Dudw.]; ämetzebrannte
wein = Ameisenbranntewein
Amlett[AmilettSb]f.=Omelette,
An [MS] == Leid (Schwalb. 6).
mhd. Ant = Kränkung, die einem
widerfährt, das dadurch verur-
sachte schmerzliche Gefühl.
an [än Sb, an Sulzb.] praep. =
{. an, Rds. „was es dann an der?“
[Sulzb.] = was ist mit dir los?
2. durch in der Rds. „amir (an
mir) sen er jo nit ofgehall!“ Dazu
adi. anenes in „anenes Feier“ —
brennendes Feuer [Sb]. — anne
Tanne Sb. Sulzb.. Neunk... anten
Wellersw.] adv. = vorbei, entlang;
„do ane gehn [Sb] = da vor-
beigehn. Wo ane? [Sulzb.] =
Wohinaus?
anbabele [änbabele Sb] v. =
anklagen, verklatschen, Subst
inbabler [Sb].
Anbank [w. d. Theel] f. = erste.
vordere Bank.
anbauen v. = Brennstoff zu-
rtechtlegen und anzünden [Eppelb.)
anbendele [anbendele Sb] v. —
mit jem. anb. = mit jem. einen
Streit anfangen; cf. Bendel.
Andiffiche [Andiffche Sb, An-
diwig Kleinbl.] = Endivien (salat)
anbrennen = in der saarbergm.
Rds. „die Kohle ist angebrannt“,
d. h. mit dem Gestein ver
wachsen.
andrehen [Eppelb.] v. == ver
vaten, anzeigen.
Andudel [andudel [Sb, Sulzb.,
Neunk., Kleinbl.] pl. — e, £
=— Darmwurst, franz. andouille.
än dun [&n dün Sb, Sulzb.]
=— ein Tun,. einerlei, „Das is än
dun!“ „dem es awer aach alles
än den“ [Sulzb.] = dem ist alles
gleichgültig.
Anenes s. an.
An’er [Sb] adi. = der andere.
der an’ermann [Sb, Sulzb] =
der andere, spaßhaft: „Guck, dr
an’ermann is. aa do!“ So sagt
man, wenn man ein andern auch
in einer . Gesellschaft trifft;
„Wäschde, wie der aner mann
(die aner Fraa) gesaad hat?“
sagt man in Sulzb., wenn man
zeine bestimmten Angaben machen
will oder kann, meist scherzhaftft.
— adv. an’erscht (Sb, Sulzb,,
anerschder, Sulzb., Sb] = anders.
— anfrickele s. frickele.
angängig s. gehen.
Angel -— anschnorre
Angel = 1. m. = Stachel
[Sb, Eppelb.]; 2. f. Türangel,
Fischangel [Eppelb.] verb. angle
= 1. stechen; 2. nach etwas
trachten [Sb].
Awenn, Awenner s. Aawand,
Angenehm, in der Rds: „dem
ist alles angenehm“ (w, d. Theel)
= dem ist alles passend zum
Mitnehmen.
Angriff [Sb] =— Vorrat, den man
im Bedarfsfalle jederzeit angreifen
kann; „do hat mr immer noch
3 Angriff“ [St. Joh.]
Angschder [Eppelb., Neunk.]
= Angst; ängschderlies [St. Joh.].
Dazu adi. ängschderlich =
‘Eppelb., Neunk. — ängstlich.
anhalle [änhalle Sb] v. = be-
weglich bitten; „anhalle wie ©
Krippel am Wäg“ [Sb]; „sie hat
aanggehall wie’s kanänisch Weib-
che“ = sie hat angehalten wie
das kananäische Weib [Sb]. Dazu
ady.anhellig==anhaltig[Neunk.],
z. B. es ränt anh,
anhellig s. anhalten.
Anleies [Eppelb., Neunk.) =
Anliegen.
anmache [Sb, änmache Kr.‘
Ottw.] = 1. befestigen. 2. refl.‘
sich anmache |Sb| in Rds, „sich
anm. bei jem. = sich ein-
schmeicheln bei jem.
anmehre [anmehre Sb] u. ein-
mehre [einmehre Sb, enmehre
Sulzb, inmiere Gersw.] v. = Teig.
anrühren. Bei der irüheren Haus-
bäckerei wurde in St. Johann
fürs Brotbacken abends ein Vor-
teig aus Sauerteig, Mehl, Wasser
und Salz angerührt, das war das
„Anmehre“, Morgens wurde der
Teig „fortgeführt“, d. h. alles
Mehl kam dazu, der Teig wurde
gewirkt. Dann „ruhte“ der
Teig, dann wurde er noch einmal
gewirkt und zu Broten geformt.
Mhd. mern = umrühren, mischen.
- änmidich‘ [amidich Sulzb.]
ad. = (anmutig) unschuldig,
engelsrein, scheinheilig. „Das
kann so e anmidig Gesicht mache“
‘das Mädchen)! [Sulzb.1.
anne s. an.
Anrache v., in der Rds. „er
hat sich schlecht angeracht“ =
er hat sich schlecht angelassen
{Sb].
anranze [änrantse Sulzb., an-
randse Sb, anraunse St. Joh.]
V. = anfahren, z. B.,, du brauchst
mich nicht so anzuranzen‘‘ [Sb].
nass. 46, elsäss, 274. Nach
diesem wohl zu rans, Maıl.
Rüssel, zu vergleichen mit an-
schnauzen und franz, aboucher
s. anschnarre,
Ansatz — Früchte mit Brannt-
wein übergossen, zur Likör-
bereitung. [Neunk.]
anschla’n [anslan Sulzb.],
part. — geslä = anschlagen; sich
anschla’n lasse, den Anschlag zur
Ziviltrauung vornehmen lassen;
se sen angeschlaa [Sulzb.] = ihr
Eheaufgebot hängt aus. — An-
schlä’er m, saarbergm. Aus-
druck. — Anschlä [änschl@]
plural. == Anschläge, Pläne; an-
schlä mache [Sulzb.] = Pläne
schmieden; Anschläfresser -
[Sb] m. == einer, der Hirn-
gespinsten nachjagt, cf. Projekte-
macher; Rds. „Der Hund krit
die Anschlä se fresse!‘* sagt man
von dem Hunde von Leuten, die
Pläne,sonst nichts, besitzen| Sulzb. |
anschnorre [Sb] v. = anfahren
cL. anranze.
anseilen — Apel
anseilen v, = fig., jem. für
einen Vorteil ‚gewinnen. OMS,
Schwalb 6.
ansetzen v. = erstes Gebot
aufstellen beim Versteigern [Ep-
pelb., Neunk.]
Ansiehns, in der Rds. Ansiehns
han [ansins han Sulzb.] = An-
sehen besitzen; „das hat ke Ans.“
= es ist unscheinbar [Sulzb.}
Anstand [Sb] m. = Anstand.
Dazu adj. anstän’ig [än$denig
Sb, anstenich Sulzb., anstännig
Eppelb., Neunk.] = anständig,
das, was einem ansteht; Rds.
„dem is awer aach alles an:
stännig‘‘ [Sulzb.] = der ist nicht
wählerisch; „dem is alles an-
stännig‘“ [Eppelb., Neunk.] = der
heißt alles mitgehn; cf. angenehm.
anstiwwele [Eppelb., Neunk.]
= eine Sache einfädeln.
Anterich [anderich Sulzb.] m. —
Entrich,
Antrichelche [antrichelche Sb]
n. = Haarschopf. Wohl zu
Anterich, s. d.
anwachse [Sb, änwachse
Sulzb.] v. = eng werden (Kinder-
krankheit, Lunge soll an Rippen
wachsen); z. B. das Kind hat’s
Anwachse [Sulzb.]
anwerden [Sb, ält. Spr.] =
los werden und zugleich an den
Mann bringen.
Anzähl [änts&l St. Joh.] f. —
der Anzählreim (Kinderspiel).
änze [anzen Eppelb., änsen
Schiffw., Entse Sulzb., Saarb.
Gersw., änze Güd., änse MS,
schw. v. = Äächzen. stöhnen,
z. B. em_ Hous erom änze
[Sulzb.]. Anser [Sb] Subst.,
Änz_ [Sulzb.] f. = weibliches
Wesen, das viel jammert, „ald änz !“
[Sulzb.]. — Anzerei n. = das
vr}
Geklage,. — Geänz [Sulzb.] n.
= Das Geklage. — Anzbärwel.
[Saarbr.], — gretche [Sulzb.].
Nass. 40 ahnzern. Nach Kehreig
hat das Schweizerische Idiot. von
Stalder in dieser Bedeutg. ansgen
und aus einem Wörterbuche von
1482 anehzen.
Apel [abel Sb, Sulzb. abbel
Kleinbl., nach e (ein) Napel
Ottenh.] m. pl. äbel [Sb, Sulzb..
Eppel Dudw.] = Der Apfel.
Zuss. Bachabel [Sulzb,], Wein-
äbel [Sb, Sulzb.];, Ahreäbel
Sb, Sulzb.] = Ahrenapfel, ein
dicker grüner Apfel, der mit der
Irnte reif wird, Eisäbel [St.
Joh.], die spät reif werden, bis
November hängen bleiben können.
Koläbel [Kölebel Sulzb.] Lang:
äbel (auch Faßäbel) [Sulzb.],
Holzäbel [Sulzb.], Ahelkrutz
St. Joh.] = Kerngehäuse "des
Apfels, Abelkäre [St. Joh.] =
Apfelkern, Apelglods [Sulzb.]
= Apfel, in Teighülle gebacken,
Abelmutsche, pl. [Sb] = Fladen
mit Apfelkompott; Aepfel, in
Teig gebacken [St. Joh.]. Abel-
orei == Apfelmus [Sb, Sulzb.];
äbeldänzig [Auersm.] adi. —
ıngeduldig (cf. trippeldänzig) —
Redensarten: gesond wie die
Holzäbel [Sulzb.], das es en Abel
for de Dorscht [Sulzb.] = das
ist eine Sparrücklage für später,
das es sei Auabel [Sulzb.] =
das ist sein Liebling, sich zu
ne Äbelkerbche lache == stark
achen [Sb, Dudw., Sulzb.], das
Xind läst sich zu me Abelkerbche
Sb] = liest zu viel. In Sien
singen die Kinder an Fastnacht,
von Haus zu Haus gehend:
Hahne Apel, Hahne,
Die Fastnacht ist ane. etc.
aplatz — äschperlich
In einem Kinderliede des Saarbr.
Landes heißt es:
Hoch uf der Mauer
Sin die Apel sauer,
Weit in der Wiese
Sin die Apel sieße,
Hoch uf’m Schloß
Sin die Apel geposst.
(Lohmeyer, Kinderl. etc. im Lichte
der Kulturkunde, Z. f. rhein.
Volksk, 1909, 184.)
aplatz [w. d. Theel] adv. =
anstelle, franz. ä la place. ‘
Abdekersache == Arzeneien
|Uchtelfangen].
äpre in den Zss. sich beäpre
[Sb] = sich beeifern, sich ver-
äbere [ferebere Sulzb.] = sich
übereifern, in aufgeregter hervor:
sprudelnder Rede überstürzen.
April — April. Wetterregel:
Jo, jo, so es dr abrel,
Der macht grad, was er well.
[Sulzb.] Zuss. Aprilenarr m
[St. Joh.] = Bezeichnung für
einen, der in den April geschick‘
ist, hauptsächlich Kindersprache:
„Aprilenarr! Aprilenarr!“ wird
ein in den April geschickter aus-
zespottet. [St. Joh.]
Arbiir [erbir Sulzb.] f. pl. — e.
= die Erdbeere,
arg [ärig Sb, Neunk., ärig Ep-
pelb., ärg w. d. Theel], adj. =
arg, schlimm. groß. In adverb.
Bedeutung heißt es in Saarbr. —
sehr, z. B. das is e arig großer
Baam; Rds. arig dun [Sb] —
prahlen, sich anstellen.
arig s, arg.
Armschmalz Schweiß [Sb]
Armel [Sb, Sulzb., ärwel Sulzb.
ärwel Eppelb.] = ein Arm voll
z. B. e. Armel Holz [Sb, Sulzb.
arm |ärem Sulzb.] adj. 1. arm.
Rds. die sin so arem. die han
ke Brot iwer Nacht im Haus.
[Sulzb.] Sprüchwort: Wann der
arem Manı ebes kri’n soll, werd’s
net Da’. Rds, Das komt uner
die Areme = das für die Armen
bestimmte Geld wird unter-
schlagen [Sulzb.]. Scherzrede,
wenn man nicht weiß, was er-
zählen,: „verzähl mol, wie der
arem Mann um sei Geld kom
es‘‘ [Sulzb.] — 2. bedauerns-
wert dumm, dummfrech; z. B.
ach, was bischt du so arem!
[Sulzb.] = so dumm! Du aremer
Bu’! sagt man zu einem dumm-
frechen Buben. Ableit. Armetei
jarmedei] f. == große Armut,
mit dem Begriff der Verwahr-
losung [Sb].
artlich [artlich MS, Aärtlich,
ärtelich Sb, ärdelich Sulzb.] =
1. sonderbar. 2. zuweilen [MS]
= artig. — Rds, Es kommt: mr
so artlich vor [Sb] == es kommt
mir so nett vor.
Arwel s. Armel.
Arwet [ärwet Sb, Sulzb., erwet
Güd., &rwet Köllertal] f, = Ar-
beit. Das Wort nimmt auch die
Bedeutung von Arbeitsstelle an,
cf._arwet suche [Sulzb.] — Zuss.
Knöllärwet [Güd.] f. = kleinere
Arbeiten, die unordentlich aus-
geführt werden, Knodelarwet
[Sb] = tüftelige Arbeit.
Asch [esch Sb, äschen, w..d.
Theel] f. = Asche. Abl. Äscher
[Sb] m. = ein bei der großen
Jahreswäsche gebrauchtes Tuch,
das auf der Wäsche lag. Ueber
dem Ascher lag die Holzasche.
Ascherich = ausgelaugte Asche
mit dem Tuch. cf. bauchen.
äschperlich [QMS] adj. = un-
_ heimlich, grauenerregend,schreck-
lich, bang.
ase — außewentzig
ase, in „von ase‘“ (OMS) = Zzuschüchtern, wenn sie‘ nach
ganz völlig, gewöhnlich nur bei Dunkelwerden auf die Straße
gern recht gern. (Schwalb 7). zum Spielen wollen; „seine elel
Ase [&se Sb, &s Sulzb., Äßen Aue no mache‘ [Sb] ==: sich durch
Eppelb. Näse Kr. Ottw.] m. Eiter- vernünftige Einwändenichtbeirren
beule, Geschwür, mhd. eiz. lassen; „um en Au war die Kuh
Aspe =- Espe, a. d. Saar. schäl!“ [Sulzb.] sagt man scherz-
Schwalb 7. haft beim Kartenspiel, wenn nur
Atte [Sb] = Vater. Nass. 50 mit einem Auge gewonnen wird;
leitet es von goth. atta, ahd. atto. ich schlaan dr uf die Auedeckele,
mhd atte, ette ab. daß de’s feier im Schwarzwald
Attolerie [ädgler! Slzb.] f. == siehscht!‘ [Sb]; äm die Auedecke]
Artillerie. verglase‘‘ [Sulzb.] = Fausthiebe
atze [Sb] = niesen, oder Hiebe mit Glas in’s Gesicht
Atzel [Sb, Sulzb., Eppelb.. geben. ;
Neunk., Kleinbl.] f. == 1. Elster Auer [Bischm., Köllertal, Ep-
Rds. stehle wie en Atzel [Sulzb] pelb.] f. = Die Uhr.
2. übertr. naseweises oder neu aufbahren s. Bahren.
gieriges Kind [Sb]. mhd. atzel. auflippen [Sb] v. = mit dem
Atzfutter s. Futter. Brecheisen Holz oder Steine
Au [Au Sb, Güd.. Sulzb, a” ‘eben, von lüpfen.
Eppelborn, Neunk.] pl. aue n. = aufsprußen [Sb] v. = 1. auf-
1. Auge; 2. Auge im Kartenspiel spreizen; 2. refl, [Sb. ält. Spr.]
‚Sulzb.]; 3. Keime, z. B. an Kar- = stolz sein, sich in die Brust
toffeln (Sulzb]. — Zuss, Bollau werfen. von mhd spriezen (md.
‚Sb, Sulzb] =zerschlagenes Auge, sprüzen) = sprießen, ausein-
s. boll; Rotsau [Sulzb.]; Krähn- ander, emporwachsen?
au [Sb] = Hühnerauge; Aue- Aulee [Sb], n. = August; lee
deckel [Sb, Sulzb.] = Augen- ist eine Verkleinerungssilbe, sie
lid; Auapel [Sb] m. = Augapfel, ist an die erste Silbe von August
s. Apel; Auenschein [Eppelb., angehängt.
Neunk.] = 1. gerichtliche Be- Auscht [Eppelb.] = August
sichtigung, 2. Besichtigung vor (Monat). '
Verlobung. Rds. „Was guckschde aus [us Kleinbl., ous Sulzb.,
dann?‘ — „Well ich Aue han!‘ aus Sb] praep. == aus. Rds,
[Sb]; „Aue mache wie e ge „das es ab en dus“ [Sulzb.] —
stochener Bock‘ [Sulzb.]; „du So ist’s endgiltig.
wirscht Aue mache wie e zinner- ausdenkig [Sb, Sulzb., Eppelb..
ner Teller‘ [Güd.] == erstaunte Neunk.] = dem Gedächtnis ent-
Augen machen; „sich die. Aue fallen; „das ich mr ausdenkig
vor de Kop brelle‘“ [Sulzb.] = wor“. [Sb] = ich kann mich
weinen, daß die Augen an- dessen nicht mehr erinnern.
schwellen; „paß uf, do steht ausdun v. = tilgen, löschen
enner, der hat die Aue uf eme (Schuld) [Sulzb.]
zinnerne Teller leie!‘‘ [Sb] = ; außewentzig [Sb, Sulzb.] =
Drohung. um kleine Kinder ein- AL adi. außerhalb befindlich. z. B
ausfahre — Bäätsch
die ausewentzig Seit, z. B. eines ze mache!‘ [St. Joh.] ==" Du
Stück Tuches [Sb]; 2. adv. das brauchst dem nicht alles auf die
is ausewentzig, z. B. an einem Nase zu binden.
Stück Tuche [Sb]; Gegensatz ausmache v. =— 1. löschen,
innewentzig. beseitigen, z. B. Licht, Fleck
„ausfahre v. = 1. ausfahren; [Sulzb.] 2. ausfindig machen,
‚er is ausgefahr‘“ [Gersw.] = er äm e Platz ausmache“ [Sulzb. ]
weidet das Vieh. 2. = aus- — einem eine Stellung ver-
schlagen, vom Mund gesagt; schaffen; 3. durchschauen, „ene
’s Maul is em ausgefahr [Sb ousmache“ [Sulzb.]
SO Spr.]; ausgefahrener Mund Ausstich [Sb] m. = das Beste.
. . Auszehrung [Sulzb.] fi =
ausgeserbt [Sb] — kraftlos, Schwindsucht; Le hat die Aus-
ausgemergelt. mhd. serwen, zehrung“‘
serben = innerlich abnehmen. ;
kränkeln, absterben. Auszug [Neunk.] = Schieb-
aushecke s. Heck ; lade. . ES
aushilchen, [w. d. Theel, ous- aut in der Rds. „aut oder
hilschen Sulzb.] v. = aushöhlen, naut‘“ [Sb] == entweder — oder,
auskreische s. kreische. äwe [&we Sb, äwe Dudw.]
ausleiere [Sb] — abnutzen (von adv. == 1. eben (zeitl.), z. B. er
Maschinenteilen etc.) iss äwe do gewän [Sb]. —
auslee’e v. = auslegen. Rds. 2. gleich in der Rds. „äwe voll‘
„jetzde lee drs ous, wie dr’s [St. Joh.] = voll in der Höhe
baßt! [Sulzb.] = Ich habe deut- des Randes eines Gefäßes.
lich genug gesprochen. — Subst. aweile s. alleweile.
Auslee’unge in der Rds, „du) Ax [Eppelb., Neunk.] f. = die
brauchst demm ke Ausleeunge Axt. mhd. ackes. aks. ax
/
B
Baam |bäm Sb, bäm Sulzb]
pl. bem, m. = der Baum, Zuss.
Wiesbaam [wisbäm Sulzb., wis-
bdm Gersw.] == Heubaum, große
Stange zum Zusammenbinden des
Heus auf dem Heuwagen; Baam-
noß [Sb, Sulzb.] f Baumnuß,-\
Walnuß; Baameel [Sulzb.] =
Buchöl; ‘ Bomstick {Bömsdik 4
Güd.] n. = Baumstück, Feld
mit Obstbäumen.
Bäätsch [bätsch Sb, Sulzb.,
Eppelb., Kleinbl., Güd.] f. =
i. das an den Kopf geklatschte
Haar [Sulzb., Saarbr.]; 2. ein
Maches, nicht aufgegangenes Brot
[Sb]; 3. die Stelle, an der zwei
Brote aneinandergebacken waren;
3. aus dem Brote Herausge-
backenes [Eppelb.]; 4. Anschnitt,
Aufschnitt vom Brot; 5. Knäuel,
Maarknäuel [Gersw.]; 6. weit-
geflochtener Korb [Eppelborn.]
Zuss. Grindbätsch [Grindbäts
Sb, Grendbet& Sulzb.] = Haar,
das mit Grind durchsetzt ist;
heute nur mehr Schimpfwort
[Sulzb.). da die Krankheit nicht
Bäätzie — Bagaasch
mehr vorkommt; Kohlebätsch
[Sulzb.] = großer, flacher Korb,
früher zum Kohlentransport ge-
braucht; Bäätschau [Sulzb.] n.
= verschleimtes und vereitertes
Auge, Schimpfwort. 5S. batsche.
Bäätzje [betsje Kr. Ottw.1 n.
Kälbchen.
babe [babe Sb, auch bebe] v.
= kleben. Dazu bäbere [bebere
Sb] = kleben, sich klebrig an-
fühlen. Subst. Bab [bab SbI
m. == Kleister.
Babe [babäSaarbr., babe Sulzb.]
1. Papa; 2. verächtl. Be-
zeichnung für einen Mann oder
Jungen. „Das is e ganz ver-
soffner Babe“ [Sulzb.] = ein
Lump; „Kleine babe!“ wird z. B.
in St. Johann ein Junge mit
Namen Klein geschimpft. Rds,
„mach de Babe nit lache!“ [Sb]
— „Mach keine Sachen!“ „Das
is fort wie em Babe sei Dus“
"Sulzb.].
babele [bable OMS, babele
Sulzb, babeln Eppelb., Neunk.]
— 1. pappeln, schwatzen; 2. ver-
raten: „Du moscht aach alles
babele!“ [Sulzb.] Subst. Babeler
[Sulzb.] == Schwätzer; Babe-
lersch [Sulzb.] f. == Schwätzerin.
Zuss. Babelschniß = Plapper-
maul, s. Schniß.
Babilodcher [Rentrisch] plur.
= Zuckerzeug. {z.__papillotte,
eingewickeltes Zuckerwerk. cf.
Peierstäncher, Gutzie. ;
Bach fi. = Bach; die bräi
Bach [Sulzb.] = Atlantischeı
Ozean; e Bach mache [Sb, Sulzb.]
Zuss. Bachbauersch = Bauer’s,
die am Bachrand wohnen. Verbum
bachele [Sulzb., Sb] = pissen
Rds. .‚.die Katz durch die Bach
schläfe‘‘ [Sulzb.] = die Haupt-
sache fun. ;
backe [bage Sb, Sulzb. part
gebak, Sulzb. auch gebakt.] v.
— backen. Rds. gebackene Blum
"Sulzb.] = künstliche Blume (auf
Damenhut); „morie backe mr“
Sb] == ironische Antwort == nein.
Abl. bäckele [bekele Sulzb.] =
jäckeln; Rds. „der krit emer ebes
gebrätelt on gebäckelt‘‘, nämlich
der Verwöhnte; backend [Sb]
n. = Ofen voll Brot. Zuss.
backmuhl [bakmül Sb, Sulzb.
K = Backmulde; backkrätz
[-greds Güd.] = Werkzeug zum
Auskratzen der Backmulde. Back-
schieß [bakSis Sulzb., Sb] £. =
Schaufel zum Einschießen des
Brotes; Backschit [bakschid.
-sched) Sulzb.] n. ist ein Stück
zespaltenen Backholzes; back
holz [Sb] n. = Backholz, ins-
besondere gespaltenes; übertragen
[Saarbergm.] = x gerissene
>ähle. Uebertragen backöfchen
Neunk.] = Laufsänger, der sein
Nest wie ein Backöfchen baut.
Bad [Sulzb.] if. = die Bade:
anstalt.
Badaderich [Sb] m. == weicher
Schmutzbrei.
Badale [Sulzb. badale] plur. =—
auf der Herdplatte geröstete Kar-
toffelscheiben.
badın [bädun Güd.] == Ruf
der Kinder beim Versteckspiel;
yadunches [badünchesGüd. ]Spiele,
bäe [bee Sb, bäen Eppelb.] =
ı. Geschwüre durch Aufschläge
erweichen [Eppelb.] 2. Gebäck
-östen [Sb]. mhd. bachen.
Bäf [bäf, beb w. d. Theel] =
Barbara.
Bagaasch [bagas St. Joh.] f.
bägs — bambele
= Plunder; „die ganz Bagaasch‘‘
St. Joh.] franz. bagage.
bägs [OMS, böägs St. Joh.
dJeges Sulzb.. bäks Kr. Ottw..
inter]. = Ausdruck des Abscheus
und Ekels, besonders zu Kindern:
= ba, pfui [Kr. Ottw.]. Schwalb 7,
Bahn [OMS] = die gewöhn-
liche Breite eines Zeugs; nach
dem Anblick bezeichnet. Schwalb 7.
Bähr [bE&r Sulzb., b&ä Kr. Ottw.]
t. = Holzgestell zum Tragen,
Bahre. Meist in .Zuss. == Tra-
bähr [Neunk., draber Sulzb.] £
= Tragbahre, Mischdebähr
Sulzb., Güd.]. ff.‘ == Mistbahre.
Bährchen [bärchen w. d. Th.)
— Trinkbecher. mhd. baere.
Bahren [Baren Eppelb., Bahren,
Bar Sb ä. Spr:, Bahre Sb, bär
Sulzb.] m. = 1, erhöhter Raum
in der Scheune zur Futterlagerung;
2, Heu-, Stroh-, Getreidehaufen
[Eppelb.] mhd, Barn = Krippe.
Raufe.
bähren [Güd.] v., Frucht bäre
Frucht ‘aufsetzen.
Baiaß [Eppelb., Neunk.] =
Hanswurst, frz. paillasse, cf. Bal-
jasch. |
Bake [Güd.] = geschweifte
Hölzer des Vorder- und Hinter-
wagens, am Vorderwagen durch
das Reischiet (s. d.) miteinander
verbunden. cf, Bracken.
bäke [bege Sulzb.] v. =
1. schreien;. 2. „ erschrecken
[Eppelb.] Dazu bäkse [(be&gse
Sulzb.] v. = wehleidig schreien.
adj. bäksig [Sulzb.], „e bäksig
Kind‘ = ein Schreihals. Zuss
verbäkt ([verbegt Sulzb.] in
„e verbäkt Kind‘ = ein Schrei-
hals; „das Kind is ganz verbäkt‘“
[Sulzb.] = durch Anschreien
blöde gemacht: verbäkst sen
[Sulzb.] == 1. gern bäkse, 2. durch
vieles Schreien auseinander sein.
s. Boge.,
ballee [Sulzb.] adv. = bald.
Balig [balich Sulzb.] m. =
Balg (auch Bauch). Zuss. Zieh-,
Quetschbalig = ältere Bezeich-
nung für Ziehharmonika. Vergl.
Ziehamrieme.
Baljasch [bäljasch Sb, bäliasch,
balja& (auch baja&) Sulzb., f.
bäliäsch Kr. Ottw. m.] = 1.Stroh-
lager, 2. altes Gerümpel. Baäl-
jascherei f. [Sulzb.] == Durch-
einander, Unordnung. Von franz.
paillasse f. = Strohsack, Bäljasch
mache [Sulzb.] = viel Umstände
machen. Abl. baljaasche [bal-
jäsche St. Joh.] mit jem. = laut,
mit jemand disputieren; erum-
baljaasche [verbaliase Sulzb.]
= etwa sich verbalgen und
zanken. Von franz. paillasse m. =
Possenreißer, Hanswurst. cf. Baiaß.
Ball [bal Sulzb. pl. beler,
ländlich] n. = Der Ball (Tanz).
Zuss. Bergmannsbaal [Sulzb.)
= Turnerbaal etc.
Balle [bale Saarbr., Sulzb.] m.
= Spielball. .
Balwierer [balwier Sb, bal-
wirer Uchtelf.] m. = Barbier.
In Uchtelf. wird das Wort nur
mehr von alten Leuten gebraucht
cf. Balwutz,
Balwutz [balwuts Saarbrücker
Gegend, balwuts Sulzb., bale-
wuts St. Joh.] = Scherzbezeich-
nung für den Barbier. Weiter:
bildung zu Ralwier.
Balzer [balzer Sb] — Balthasar.
bambele [bambele Sb, bambele
Sulzb., bambeln Eppelb., Neunk.]
v. = baumeln, Rds. er lost die
Ohre bambele [Sulzb.] = er ist
kleinmütig; er lost alles bambele.
bämbele — Bappelweid
wie’s bambelt [Sulzb.] = er ist
schlappig, nachlässig. Zuss. ver-
bambele [Sulzb.] = verbummeln,
„ebes verbambele‘“. . Bambel
m. [Sb] = fahrlässiger Mensch;
Bambelcher [Sb] =. Ohrringe;
3ämbelcher [Eppelb., Neunk.] =
Füchsie; bambelig [bamblig
Eppelb., Neunk., bambelig Sb
bambelig Sulzb.] = schlappig.
nachlässig, wackelig, schlenkernd.
gehend; Bambeligkät [bam-‘
beligket Sulzb.] = Nachlässig-
keit; Ohrebambelcher
[Sulzb.] örebambelcher, Eppelb.,
Neunk., . ohrebämbelcher] = 1.
über das Ohr gehängte Kirschen,
Kinderspiel [Sulzb.], 2. Ohrringe
[Eppelb.,Neunk.]}; Haanebambel
[hänebambel Sulzb.] = energie-
loser Mensch; Bambelhannes
[Sb] = Tfahrlässiger Mensch,
Liedchen:
- Was bambelt mir mei Reckelche.
Mei Reckelche, mei Reckelche,
Was bambelt mir mei Reckelche,
Was bambelt mir mei Rock!
So han ich noch ke Rock gehat,
Ke Rock gehat, ke Rock gehat,
Wo so gebimbelbambelt hat.
[Saarbr.]
bämbele [bembele Sulzb., bäm-
peln Neunk.] == läuten, die
Glocke anschlagen. Subst. ge-
bämbels [gebembels Sulzb.] un-
willige Bezeichnung des Läutens.
‚das Gebämbels‘‘,
Bandel [bandel Sb, Uchtelf.,
bandel, plur. bendel Sulzb., bondel
Güd.] m. = Gehrock. Rds. hal
ne am Bandel [Sb] = halt ihn
fest! Zuss. Bandlappe (band-
labe Sulzb.] == bandellappen;
Rds. em: am Bandlappe henke
[Sulzb.] = einem beständig nach-
laufen, wie ein Kind, das den
Vater am Bandel (Rock) hält;
äne am Bandlappe kri’'n [Sulzb.]
=— einen am Kragen holen.
Bandelschisser [ländlich] =
ländliches Schimpfwort für Städter
Bangenet [bangenet Sulzb.] n.
= Bajonett. .
Bank [Saarbergm.] = Kappe.
Bankert [bangerd St. Joh.]
m. == Bankert. Zuss, Hecke-
bangert [St. Joh.] m. = wohl
der unter der Hecke gezeugte
Bankert,.
Banket [w. d. Theel] == Ra-
batte; franz. banquette. cf. Ra-
watt.
Bankrott [bangrot Sulzb.] =
3ankrott. Zuss. Bankrotts-
5ruder [Sulzb.] = Kaufmann,
der wiederholt Bankrott macht;
Uebertrager Bankrottsbrih
[Sulzb.] = Bankrottsbrühe
schlechtesGetränk;Bankrottches:
geschäft [Sulzb.] =="Geschäff,
in dem jeder Inhaber Bankrott
macht.
Bann [ban Sb, Kr. Ottw.] zı =
Gemarkung, Gesamtheit der Felder
ainer. Gemeinde. Bannbegang
St. Joh.] = Früher war der
‚Bann- und Waldbegang‘‘ in St.
Johann Sitte. Er fand an Christi
Himmelfahrt statt, Kds. er kann
an äm Dah siwwe Bänn auslaafe
[Gersw.] == er ist gut zu Fuß
Scholl 90.
bansche [bansche u. bamsche
OMS] == stark essen und trinken.
bes, Bier. Schwalb 8.
\ bänterlich [w. d. Theel] =—
ungeheuer, unbändig. Wohl von
mhd. banlich, verderblich. schreck-
lich.
Bappelweid [Eppelborn]
ital. Pannel. cf. Bellebam.
Bär 1 — Bas
Bärl [ber. pl. — e Sb.
m... = der Bär. Zuss. Bäre-
dreck m. [Sb, Schiffw., Neunk.]
=_Lakritze; Bärwatz [Gersw.
= Schreihals; Bärwatzert [St.
Joh.] = Vielfraß. cf. Watz,
Bärekerl [Sulzb.] == starkeı
Mann (das es e Bärekerl!) Abl.
bäre [Sulzb, Gersw.] ==schreien,
nit tiefer lauter Stimme rufen.
Bär II = s, Barig.
Bärf. [w. d. Theel] = Barbe.
Barig [barg Sb, Bärg Eppelb.,
barich Kr. Ottw., barig Sulzb.,
Güd.] m. = 1. das männliche
verschnittene Schwein; 2. Eber,
auch verschnittenes männliches
Schwein [Sulzb.]; 3. männliches
Ferkel und junges Schwein [Ep-
pelb.] In Bischm. Bär für männ-
liches Schwein. Von mhd. bare,
lat. porcus. Scholl 91. A
Barik [barik Sulzb.] f. = Per-
rücke. Zuss. Barickemacher
[Sulzb.]
bariere [barire Sulzb., (ge)-
barırt, pariere Sb] = 1.gehorchen,
von lat. parere, gehorchen, 2. ab-
bariere [Sulzb. ab-barıre] = ab-
wehren (Hieb etc.) von lat. parare
Darieren.
Bariir [barir Sulzb., barihr Sb]
= Barriere, Schlagbaum.
barme, [barme Sb] v. = weh-
mütig betteln, bitten; das bärmelt
on bärmelt, bes ich’s em geb
han!
Bart m. = 1. Bart; Rds. do
war der Bart ab bei em [Sulzb.]
= da war’s vorbei mit ihm, da
erhielt er Prügel;. 2. Kinn [Sb,
Kleinbl.]; 3. Doppelkinn [Eppelb.,
Neunk.]; 4. beim Messerschleifen
das Umgelegte, der Grat [Eppel-
born. Neunk. 1
fi
Bartholomä, Spruch: ;
De 24. Auguscht isch Barthelemä
Wer Hawer hat, der mäh’,
Wer Grummet hat, der rech’,
Wer Abel hat, der brech’!
[Güd.]
Bärwel [bärwel Güd.] = Bar-
bara.
barwes [barwes, barwes Sulz-
bach, bärweß Eppelb.] adi. —
= barfuß; barwes laafe [Sulzb.];
sich barwes mache [Sulzb.] =—
Schuhe und Strümpfe ausziehen;
äne barwes mache [Sulzb.] —
einem alles abnehmen; de. Kaffee
barwes trinke [Sulzb.,. Eppelb.]
= den Kaffee ohne Milch und
Zucker trinken.
Bas [bas Sb, Sulzb., Kr. Ottw..
was - Gebiet und Östl. Mittel-
land; wäs früher MS, im wat-
Bezirk des Kreises Ottw.] fi. =
I, ältere Verwandte und Be-
kannte [Saarbr.]. 2. Anrede ver-
heirateter Frauen in Verbindung
mit dem Vornamen [Kr. Ottw.];
3. besonders bekannte ältere
Frau [Sulzb.], die Bas Anna etc.
Sulzb.]; 4. Hebamme [waes,
Uchtelf.]. Dim. Bäsie u. Wäsie
"bä&sje Sb, Sulzb.; wäschen MS
irüher, wesje Sulzb., wäsie im
wat-Bezirk des Kreises Ottweiler.]
Dim. zu Base 1. und 2. wie
>ben; 3. zuweilen auch für
Cousine [Sulzb.]; 4. Tante [wäsche
* Dirm.] Abl. base [Sb, Sulzb.]
= gemütlich plaudern; Baser
"Sulzb.] männl. Person, die gern
„bast‘‘; Basersch [Sulzb.] =
weibl. Person, gie gern „bast“;
Baserei [Sulzb.] = Schwatz-
stunde; fraabase [frabäse Sulzb.]
= schwatzen, em Dorf erom-
firaabase [Sulzb.]; cl. die Anrede
Fraa Bas. die in St. Johann
basledonk — batschele
KW
früher üblich war. Schwalb 8,
Scholl 91.
basledonk in der Rds. = for
basledonk (Gersw.] = umsonst,
z. B. er steht do for basledonk;
franz. passe-(le)temps. Zeitver-
treib.
Baschlik [Sb früher, Dudw.]
= Kopftuch für Frauen, türk.,
Kopfbedeckung kaukas. Völker-
schaften.
baschtele [baödele Sb] =
hantieren; ähnlich knutschele.
Dazu beschtele [Kleinbl.] = aller-
lei anfertigen, ohne Handwerker
zu sein.
Baschtert [basderd Fürstenh.!
m. = kurzbeiniges Schwein.
basda [basda Sb] in der Rds
‚damit basda!‘‘ = genug damit
Bäsem [b&sem Sb, Sulzb., pl-e,.
m. = Besen. Rds, „do freß ich
e Bäsem“‘ [Sulzb.], wenn es wahr
ist. Zuss. Dorfbäsem [Sulzb.].
Frauensperson, die im Dorfe her-
umfegt, von Abl. bäseme [erum-
bäseme Sulzb., bä&seme gehen Sb}
= in den Straßen herumifegen:
cf. kassadegehn. mhd. b&seme.
Bassgei f.. = Bassgeige. Rds.
dem hängt der Himmel voller
Baßgeie [Sb, Sulzb.] = der ist
voll großer Hoffnungen, Ueber-
tragen Bassgei [Saarbergm.] =—
Kurbelbewegung.
baten [OMS, Sb, Dudw. badde]
— nützen. Rds, das kann nix
helfe un nix bade [Sb]; badd’s
nix, dann schadt’s nix [Dudw.l
Schwalb 8.
batsche [batse Sb, Sulzb.]
schw. v. = patschen; 1. schallend
schlagen; das batscht [Sulzb.]..A
z. B. Schlag mit flacher Hand
in's Wasser: . jemand batschen
Sb, Sulzb.] = jemand mit flacher
land schlagen; z. B. ich han’ne
zebatscht! 2. durch den Schmutz
waten [Sb, Sulzb.]; 3. Verkauf
von Vieh durch Handschlag ab-
schließen [Sb]... Zuss, ufbatsche
(ufbats&e Sb, ofbatse Sulzb.| —
aufbrechen, zZ. B. von einer Ge-
schwulst gesagt; die Bän sen
ofgebatscht [Sulzb.] = ge-
schwollen, beim Wassersüchtigen
z. B. Davon bätsche [St. Joh.
bet&e] in der Rds. „du hascht
die Hor an de Kop gebätscht‘,
d. h. das Haar mit Hilfe von
Wasser an den Kopf angelegt.
Interj. batsch! [Sb] = Ausruf
bei klatschendem Geräusch; ähn-
lich bätschdich! ([bet&dich Sb.
Sulzb., bitsbet&dich Sulzb.] =
Ausruf bei klatschendem Schlag.
z. B. auch bei Kartenspiel. Subst.
Batsch [bat& Sb, Sulzb.] f. =
I. Schlag, speziell Ohrfeige;
Rds. do han ich mir e Batsch
zen [Sulzb.] = da habe ich mir
zeschadet (leiblich), 2. Straßen-
schmutz, nasser [Sb, Sulzb..
Güd.]; dim. Batschel [Sb] f., da-
von dim. Batschelche [Sb] n. =
Datschhand. Zuss. Batschhand
batshand Sb, Sulzb., batshand
Kr. Ottw. östl., Schiffw., Neunk..
plur. Bat&hens&er Sulzb.] fi. =
Datschhand; pl, Hiebe auf die Mand
die es in_der Schule gab. Adj.
batschig [Sb, Sulzb. batschig
Sb] = weich, schmierig; „‚es is
batschig drauß‘‘. s. Bäätsch und
1atschele.
batschele [Sulzb.] schw. v. =
1. schwätzen; 2. [Sb] == undeut-
'ich sprechen, von kleinen Kindern
gesagt. Subst. Batschler
[Sulzb., Dudw., N&uünk.] m.” =
Schwätzer. Batschersch [Sulzb..
Battis — Bauer
Dudw.] fi. = Schwätzerin; adi
batschlig [Dudw.] in der Rds
„du bist die Zwett b. Got [Dudw.],
Zuss. Batschelmaul [batselmoul
Sulzb.]; Gebatschels [Sulzb.]
n. = Geschwätz. s. batsche.
Battis [Saarbergm.] = Treib-
täustel.
batzig [badsig ‘ Sb, batsich
[Sulzb.] adj. = patzig, prahle-
risch, frech, Subst. Batzee
batze Fürstenh.] = übermütiger
Mensch.
Bauch [bouch Sulzb.] m. =
Bauch. Rds. [Saarbergm.] sich
e Bauch anesse wie e Schicht-
meister (ein Bergbeamter). Adi.
buchsig [Auersmacher] = Durch-
all habend.
bauche [buche Völkl., St. Ar-
mal, Sb ält. Spr., bouche Sulzb.
bauche Sb, Dudw., Eppelb..
Neunk.] v. = bauchen, mit
Lauge waschen und bähen, Zuss
Bauchbit [bouchbid [Sulzb:.
Bauchbit. Sb], die Bütte zum
Bauchen; Bauchzape [bauch-
tsabe Sulzb.] und Bauchkrahne
[Sulzb.] = Ablaßzapfen resp. Ab-
laßhahn an der .Bauchbütte
Bauchhölzer [Sb] = die über
die Wäsche gelegten Hölzer:
Bauchkorb [Sb] = Korb ohne
Boden zur Aufnahme der Asche.
Das „Bauchen, geschah in Saar-
brücken in der Weise, daß in die
Bauchbütte vier große Bettücher
gelegt wurden. Darin wurde
die vorbereitete Wäsche einge-
schlagen. Nun wurden auf die
Wäsche die Bauchhölzer, zwei
quer und zwei der Länge nach
gelegt. In das so entstandene
Rechteck kam der Bauchkorb, ein
Korb olıne Boden. Dann wurde
die Holzasche, die in den Äscher
(s. d.) eingeschlagen war, in den
Korb gebracht, und hierauf die
Asche mit lauem Wasser über-
gossen. Die so entstandene
Lauge wurde durch Beseitigung
des Bauchzapfens resp, Oeffnung
des Bauchkrahnens abgelassen.
Nun wurde wieder Wasser über
die Wäsche gegossen, und während
dieser Zeit das abgezapfte Wasser
das nun schon Lauge war) mehr
erwärmt und nach Abzapfung
des zweiten Wasserquantums
über die Wäsche gegossen. So
wurde die Wäsche fortgesetzt
mit ‚immer heißer werdendem
Wasser (bis zum Kochgrad) über-
gossen; diese Tätigkeit wurde
bis zum Abend fortgesetzt. Die
umständliche Arbeit ist festge-
halten in dem Verschen, das zu-
gleich für den alten Vokalismus
an der Saar und im Köllertale
charakteristisch ist:
“ Geh mr nus
Us unserm Hus!
Mr kinne Eich nit bruche.
Mr gehn buche!
[St. Arnual].
Mhd. biuchen, büchen, mit Lauge
waschen.
Bauer [bier Güd., bür Kleinbl..
plur. büren, bauer Sb] m. —
1. der Bauer; „dicker Butt“
[Güd.] = reicher Bauer. 2. Pferde-
knecht [Saarbergm.]. Zuss,
Bauernfrau [bürs$frau Güd.];
Bauersleute (bürslit Güd.];
„dicke Bürschlit‘‘ = reiche Bauers-
leute [Güd.]. Bauernhaus
‚.bürshus Güd.]; ‚Kühbauer
„Güd,] == ärmerer.Bauer; Man-
schettenbauer [mansedebü®
Güd.] = feiner Bauer.
bauf — beet
bauf [bauf Sb, bouf Sulzb.] Rückenteil an der Haube; franz.
inter]. ==. Interi. beim Fallen, bavolet.
z. B. „bouf, do leid (Hegt) er!“ bayrisch, in der Rds. „das
[Sulzb.]; baufdich [baufdich Sb, isch lang bayrisch‘‘ [Güd.] =
Eppelb., Neunk.] == dasselbe. ist noch lange gut.
badouf, badoufdich [Sulzb. becksele, bicksele [beksele Sb,
— qsselbe. begsele Sulzb., biksele Sb] v. =
baubsen [bogupse Kr. Ottw., nach __ dem Bock __ schmecken,
baubse Eppelb., Neunk., baupze stinkig riechen; ‚das Fleisch
Güd.] v. = 1 bellen, kleinlaut bekselt‘‘ [Sulzb.].
bellen; 2. leicht aufbrausen [Güd.], bedabele [Sb bedabele] v. —
schimpfen. Baubsnickel [Güd.] begreifen. Daneben bekabele
in der Rds. „du bischt e alter gebräuchlich. Nass. 73. betap-
Baubsnickel!‘* peln: gehört zu tappen, also
Baus, Biis [büs, pl.-e Güd., eigentlich anrühren, fassen. über-
bause Sb, bouse, Sulzb., bgus tragen begreifen.
Kr. Ottw., m.; bis Sb, f.] = » bedebt adj. [Sb] = ängstlichfours,
I. Beule; 2. verbogene Stelle = erschrocken, Mhd. betepen. 7" 77"
an einem Topf [Sb]. Mhd. biuz, niederdrücken.
büz — Schlag. Scholl 93. bedient [bedint Sb, ‚ bedient
Bausch [bausch Sb ä. Spr. Eppelb., Neunk.], in der Rds.
teilweise, w. d. Theel] == Bund £ „dem_ ist nichts bedient‘ = 1.
gedroschenen Strohes. Dim. dem ist nichts gut genug; 2. dem
Bauschel [bqusel Kr. Ottw.] f. ist nichts anzuvertrauen [Eppelb.
in der Rds. „ke Bauschel‘‘ — Neunk.].
nichts. Verb. bauschen, bedoudele [Sulzb.] v. = be-
beeschen [Eppelb.] = gebun- tören, verschwatzen und so an-
dene Strohgarben dreschen. führen, Wohl zu mhd. diuten,
bauze [Sb] v. = belfern. ct md. düten = deuten.
yautse, gauze. ; + beduppe, bedupple [ländlich]
Bawelatsch f. [bawelätsch Sb] ” sw.v. = betrügen: franz. duper, ı,
eine schöne Bescherung. anführen.
Bawer [bawer Kleinbl., Sulzb., beducht [bedücht Sb] adj. =
i_ = Vertiefung, speziell die beim bedächtig (von alten Leuten).
Dengeln (s. d.) der Sense hohl: fälz. betucht.
geschlagene Stelle; „der Kesse, beduckt ‘[St. Joh.] adl. =
ist voll Bawere on ‚Bouse xkriechend, freundlich.
{s. Bause)‘‘ [Sulzb.] Däzu Adi beduselt [beduseld Sb] adi. =
bawerig = mit Beulen ver betrunken.
sehen, :z. B. e baweriger Topf, beelenden [OMS] v. = c. acc.
Hut [Völkl.]; von einem .zu er- der Person: Mitleid bei iemand
gänzenden Verbum verbawere erregen. Schw. 9.
das part. werbawert = voll befaudele [Sb] sw.v. = be-
Beulen (Topf z. B.). trügen; cf. faudele,
Bawolee [Sb früher bäwol@] beet [Sb, Sulzb., Schiffw..
a. == faltig niederhängendes Neunk.] = beim Kartenspiel:
4
befinden — Bello
ist verloren, franz. bete, Straf-
einsatz beim Kartenspiel.
befinden [Eppelb.], in der Rus,
Fauteln_.(s. faudele) befind_ sich
erweist sich.
beize [Dudw.] = kläffen;
mhd. beffen, schelten.‘ zanken:
:f. baubse.
behäb [OMS] adj. = wasser-
licht, von Gefäßen. Schw. 9
behäbt [Sb ä. Spr.] adi. =
Jehäbig.
Behulf [Sb] m. = Behelf
bei (bei Sb, bei Sulzb.] praep.
= 1. praepositional: Es bezeich-
net die Richtung der Bewegung
auf jem. hin, z. B. bei Millersch
gehn; in der Rds. „bei drei odeı
vier Woche‘ == drei oder vier
Wochen lang. 2. adverbial: in
der Rds. „er geht nit bei“ [Sb]
= er hält sich abseits (ist
menschenscheu), „mach dich bei!“
[Sulzb.], sc., wenn du etwas
haben willst, „mach das Finschter
bei!‘‘ [St. Joh.] = lehne das
Senster an!
Beie s. Biin.
beihalle [beihale Sulzb., Sb:
part.-gehal] = 1. dicht herar,
halten, z. B. ein Gefäß, wenn
man eine Flüssigkeit hinein-
messen will, „hall besser bei!‘
[Sulzb.]; 2._ijem, beihalle. = je-
mand’ beistehen.
Beil, in der Rds. „werf’s Beil
nit so weit!‘ [Sulzb.] = prahle
nicht, nimm dir nicht zu viel
heraus. Nach Blatter alte Rechts-
sitte des Beilwerfens.
” beimache s. bei.
beiße [beise Saarbr., Sulzb.;
part. gebis Sb, gebes Sulzb.]
st. v. = beißen. Subst. Beß
[Sulzb.] m. = der Biß, auch
beißender Ausschlag. Zuss
Beißkorb [Sulzb.] m. = Maul:
korb; Beißzang f. .Beißzange
übertr, keifendes (altes) Weib.
‚3 beisichtig [Eppelh.] adi. =
kurzsichtig.
Beitel [beidel Sulzb.] m. =
Beutel. Zuss. Tuwacksbeitel
[Sulzb.]; Käsbeitel. hochmüti-
ger, Seichbeitel, Dombeite!
[Sulzb.] = Schimpfworte; Rds,
„der es med em Dombeitel ge-
klobt!‘“ [Sulzb.]. Verbum ver-
squbeijtele[versoubeidele Sulzb.]
SW. V. == verhunzen, schlecht
umgehn mit etwas.
Beiweß |w. d. Theel] = Bei:
fuß.
bejoze [bejötse Sb] sw. v. —
‚ejahen.
bekerbse [Güd.] sw. v. =
mit dem acc. der Sache = für
etwas büßen. cf, bekormse und
beräbse.
bekormse, bekermse [bekernse
Sulzb.] sw. v. = bedauerlich
von einer schönen Sache reden
die nicht sein kann. Lothring
33 bekarme, von ahd. kara.
Klage, Sorge, Kummer.
A belämmre [Sb, belemere Sulzb.‘
= betrügen, z! „der hat ’ne be-
lämmert‘* [Sulzb.]
— belausche [belouse Sulzb.] =
erwischen, jem. belausche. Da-
zu belauschtre [Sbl sw v =
belauschen.
belauschtre s. belausche.
Bellebaam [belebäm Sb, pl
beleb&m, belebam Sulzb., Bellen-
bam Eppelb., Neunk., bellerbäm
Sb, m., belle f. Kleinbl., bel f.
Sulzb.] = die Pappel.
Bello [Saarbergmännisch] —
Gegengewicht in Schächten mit
eintürmiger Förderung.
belugse -— berwele
‚belugse [belugse Sb] sw. v. =
betrügen. Lothring. 34: Grimm
leitet das Wort ab von belugzen
Schmallsr leitet es von Luchs ab.
belzig [beltsich Sb. Sulzb.]
ad]. == holzig, von einem Knollen-
oder Wurzelgewächs gesägt.
Belzkabb [Sb], in der Rds.
„der iß geschosse mit der Belz:
kabb‘* = der macht dummes
Zeug.
bembele =— läuten s. bambele
bemogele [Sb, früher nicht.] —
betrügen. Nass, bemokeln.
benachele [Sulzb.] sw. v. refl.
sich betrinken.
benaut [Sb, ländlich] adv.. in
der Rds. „es is mr so benaut‘
== ich fühle mich so beengt.
Holländisch benaauwd == be-
klommen.
Bendel [bendel Sb. Bende!
Eppelb.. Neunk., benel Sulzb.]
m. == Band; Rds. „do hat er ’ne
schun_ wider am Bendel“ [Sb] =
er ist schon wieder mit ihnen
zusammen. Zuss. Strohbendel
[Eppelb., Neunk.]; Schirze-
bendel . [Eppelb., Neunk.];
Bendelchesdaag. [Bischm.
beindelchesdäch] g9ı. = 27. Dez.
an welchem Tage das WMesinde
seine Stellung wechselte. cf
Wan’erschtag.
benewle [Sb] sw. v. refl. —
sich berauschen; „es is benewelt‘‘
[Sb] = er ist berauscht.
beng [Sulzb.] interj. = Inter].
wenn ein Wurf klirrend sein
Ziel trifft.
bengele ([bengele Sulzb.,
bängle Gersw., bengeln Eppelb.,
Neunk.] schw. v. = 1. Obst und
Nüsse herabschlagen; 2. iem.
b. == jemand - durchprügeln.
Rds. ‚„.mit deine Knoche beneel
ich noch Biire‘ [Sulzb.] = ich
gedenke dich noch lange zu
überleben,
Benn [ben Sulzb.] f. = hoher
Korb (oder Kasten), besonders
in der Zuss, Braschebenn —
Kokskorb, wie er früher auf
Koksanlagen bezw. zum Trans
port des Kokses gebraucht wurde
Brasche (s. d.), benn = franz
Jenne.
beohren [MS] v. = jemand
Jurch Zuflüsterungen günstig für
sich stimmen, bearbeiten
Schwalb 9.
berabe [Sb] sw. v. =— be-
zahlen.
beräbse |berebse Sulzb., Sb]
35W. V. = für etwas büßen
müssen, die Folgen tragen, für
sie aufkommen; z. B. de Schade
jeräbse [Sulzb.]; 2. bereuen.
Wohl zu -mhd. bereffen, tadeln.
strafen, ebenso berefsen.
Berg [berch Sulzb.] m. —
der ‚Berg. Rds, „Bergeronner
helfe alle Heilige drecke, bergenof
ke” Deiwel“ [Sulzb.]. Zuss.
Bergamt [Sulzb.; Saarbr.] n. =
das Verwaltungsgebäude der
Bergbehörde in Saarbrücken
2. Rds. Bergamt halle [Saar-
bergm.]: wenn Leute auf deı
Straße schwatzend beisammen
stehn, heißt es: „do halle se
weder Bergamt ab!‘ [Sulzb.]:
Bergmann (allgemein, cf das
ältere Kohlegräwer]; Bergmanns
glick [Sulzb.] n. = Bergmanns-
los; „Bergmannsglick!‘‘ [Sulzb.]
= Ausruf bei bergmännischen
Jnfällen.
Bergamt, Bergmann, Berg-
manns,lick s. Berg.
berwele [Sb, veraltet] v. =
bitten Zuss. Ansberwel [&ns-
bertzelig — bettle
berwel Sb] = weinerliches Ge-
schöpf. mhd. barmen.
bertzelig [Sulzb.] adi. = aus
dem Häuschen seiend, ;
besaawele [Sb, Sulzb.] sw. v.
= 1. sich beschmutzen. 2. sich
betrinken.
besäwre [Sb] sw. v..refl. =
sich beschmutzen, voll fließen
den Speichels machen. Zuss,
Säwerläppche [s&werlebche
Sb] n. = Kinderserviette.
beschassele [Sulzb,] sw. v.
refl. = sich betrinken.
besche [Sulzb.] v. = schneli
aufen. Wohl von franz.depecher.
bescheiße [bescheise Sb, part.
beschis, Sulzb. besches] = be-
trügen. Subst. Beschisser =
Betrüger; Bescheißerei =
Betrügerei.
Beschlä [Neunk.] = Lager des
Mühlenrades. ;
beschmuddele [Sb] v. — be-A
schmutzen; s. schnuddelig.
beschnarkse [Dudw. part. be-
schnarkst] = besehen.
beschteln s. baschtele.
beschummele [be&umele Sb.
Güd., besomele Sulzb.] sw. v. —
betrügen.
Bessem s. Betzen.
bessern [Sb] v. = düngen
Subst. Besser, plur.-e, m.
[Uchtelf.] = das obere Ende
der Pfeife (nicht Tonpfeife), das
'n den Mund genommen wird
besteche [Sb] st. v. = mit
Mörtel bewerfen, verputzen. Subst.
Bestich [Sb] m. = Bewurf.
bestelle [Sb], in der Rds, „du
hascht nix _ze_ bestelle‘ == du
1ast nichts zu sagen
Bethlehem, in dem Wortspiel
„no Bethlehem gehn‘ [Sulzb.]
= zu Bett. schlafen yvehn. Das
” Wortspiel wird besonders Kin-
dern gegenüber angewandt.
_ betippelt [Kleinbl.] adi. = be-
trunken.
bedooren [Kleinbl.] v. = be-
tören, z. B. „wer hat dich be-
doort?“ = „Wer hat dir dies
aufgebunden ?**
Bett [bet Sb, Sulzb] n.. St.
Arnual £., plur. Sb beder == 1. das
Bett; Rds. en_e gemacht Bett
kome, sich en € gemacht Bett
leje [Sulzb.] = in gute Verhält-
nisse durch Heirat kommen:
2. beim Dreschen: Das auf ein-
mal Ausgebreitete [Eppelb.]
3. = Lager des Wagenkastens,
Zuss. Vorerbett, Kin’erbett
[Güd.]; Beitlad [Sb] fi. — das
Holzgestell des Bettes; Bett-
spreit [betö&pret, betspre Sb] f.
weiße oder bunte Decke, die
das Bett den ganzen Tag bedeckt;
Bettseiger [Sb, Güd., Dudw.]
m. = [Löwenzahn (Pflanze):
Bettseigersalat [Sb, Dudw.!
m. Bettschissersalat [Kleinbl.”
— Löwenzahnsalat.
beitle [betle Sb] sw. v. =
aetteln; Sprüchlein:
„Bettle, bettle Hähnche,
Gemmr e Stickche Spänche.,
(Spanferkel‘
geb mr e Stickcke Speck,
Ehnder gehn-ich nit vun der
Diir eweck“ [Saarbr. ]
Abl. Bettlersch [St. Joh,] f. ===
Bettlerin. Zuss. Bettelmann;
Rds. „er hat’s im Greff, wie der
Bettelmann die Laus‘ [Sulzb.] er
hats los; Bettelsack, Rds
„mr wäß nit, wie mr de Bettel-
sack hänge soll‘ [Sb] = man
weiß nicht, wie man es jemand
recht machen soll: „er geht me‘
Betz — biibele
äm om, wie die Sau :me'm es schmeckt bitter wie Ruß und
Bettelsack‘* [Sulzb.] = d._h. Galle [Sb].
rücksichtslos. Uebertragen Bettel- Bien [bin, pl. bine Sb, Sulzb.]
sack = Petiler oder Beitlerin, zu ff —- die Biene: Rds. Biene
einem Kinde gesagt [St. Joh.]. stochele [Sulzb.] = in ein
Betz [St. Joh.] f. = Bezeich- Wespennest kommen, einen in
nung für ein widerspenstiges die Wolle bringen. Zuss, Biene:
Mädchen. adj.‘ betzig. cf. kaar [Sb, Sulzb.] = Bienenstock.
pesse. -korb. Mhd. kar == Geschirr.
Beizel [Sb, Sulzb., Neunk.] f. Schüssel.
= Haube, Mütze; Rds. „alt Bier n. = das Bier; Rds. [Sb]
Betzel!‘* [Sulzb.] — alte Schachtel ‚sich anbiete wie sauer Bier‘.
(alte Frau): Zuss, Betzelkapp Zuss. Sudelbier [Sb] n. = das
"Sulzb.] mhd. bezel = Haube. 5eim Füllen der Gläser über:
Betzem [Betzen plur. Sb, betzen ıaufende Bier.
Eppelb., Neunk., Betzem Büchel, biib [St. Joh. bib] interi. =
Dirm., Bessem Raßw.] = 1. gute, “ockfuf für Hühner. Nicht etwa
fette Wiese; 2, nasse Gärten Kindersprache, sondern der Ruf
[Sb ä, Spr.] Flurbez. Em Betzem, pejm Füttern der Hühner“ z.B
(Dirgaal, inde Betze [St.. Joh.]. K6om![Köm]Bibelche, kom, kom.
Zuss, Beizewiese [St. Joh.]. Hier- kom, kom, kom! — Kom?2, bii, bi,
her auch wohl Flurbezeichnungen bij, bii, bii, bib!, wobei die mif
Längwits und Witsweg in Auers- 1 und ? bezeichneten Wörtchen
macher gehörig. ; koom etwa eine _Oktave höher
bibb [Gersw.] adi. = matt. als die anderen Wörtchen ge-
müde. rufen wurden.
bibbes [w. d. Theel] adi. in Bibel [bibel St. Joh.] n. =
Rds. ..ich bin bibbes‘‘‘ == ich das Huhn; zuweilen statt Huhn
habe (beim Spiel) alles verloren: gebraucht, z. B. „das is c scheen
of. beet. Biibel!“ [St. Joh.]; dim.Biibelche
bibse [Sb]. v. = 1. piepen. Tbibelche Sb, Sulzb., plur. bibel-
2. kränkeln. Subst. Bibser [Sb] cher, Kr. Ottw. bibelchi] n, =
= empfindlicher. kränklicher !. Küchlein, 2. Huhn, Kinder-
Mensch. sprache; z. B. man zeigt den
Bickel [Sb, Eppelb., Neunk.. Kindern die Hühner und sagt
bigel Sulzb.] f. = Spitzhaue. ‚Wo ist das Bibelche?‘“ [St.Joh.]
des. der Bergleute. Zuss. Re: 3. Tannenzapfen [Sb, Kr. Ottw..
volverbickel [Sulzb.] = Spitz doch nicht nordwestlich in diesem
haue mit auswechselbareı Spitze Sinne].
Adi. bickelhart [Eppelb., Neunk.] Biibele [Sulzb.] n. = Mund:
Verb. erombickele [erombigele stück an der Pfeife des Gilas-
Sulzb.], ebes eromb. = etwas bläsers.
wieder anders machen. biibele [bibele Sulzb.] sw. v
bidder, adj. in der Rds. „es A= berappen. zum Besten geben.
is bidder wie Ruß un Gall‘ = 4#z. B. „es hat nex gebiibelt!“
Biin — Birscht
Biin [bin Güd., Schafbrücke.
Bien Gersw., Bi-en Eppelb ] £. ==
Kette zum Anbinden des Viehs;
in Güd. nach Aussage eines alten
Mannes nur der Teil der Kette.
der um den Hals gelegt wurde.
Dieses Stück ist wohl allgemein
zweiteilig und wird mit Ring und
Stift geschlossen. Zuss, Geiße
biin etc, Von (alt) franz. bine =
doppelt, lat. binus.
Biir [bir, pl.-e Sb, Güd.
Sulzb.] fi == die Birne: Rds
„Sei”_backe Biire ’samme mache‘
Sb] = zusammenpacken, sic]
aufmachen; die siwe gebackte
Biire [Sulzb.] =" die Sieben
sachen, das bißchen Hausrat;
Rds, die selle (s. d.) Büre sen
gebengelt [Sulzb.] = die(schönen)
Zeiten sind vorbei: Rds. jetzt is
die_Biir_gescheelt [Sb] = jetzt
ist die Sache erledigt. Zuss,
Schmalzbiir [Sb, Sulzb.], Bogd-
derbiir_[Sulzb.], Lorenzebiir
[S5, Torentserbir Sulzb. |], Ja-
kobsbiir [Sb], soll am 24. Juli
reif sein, also früheste Birne,
Wenderbiir [Sulzb.], Holz-
biir [Sulzb.], Wasserbiir [Sulz-
bach], Beschtebiir [Sb]: Biire-
bäm [Sb, -bäm Sulzb.], Biire-
bämcheskraut |Sulzb.] == wohl
Birnkraut, pirola rotundifolias.
Biischd [Eppelb., Neunk.] =
Zestie, Ungetüm.
Biischen [w. d. Theel] —
Nadelbüchschen.
Bischdkäs [w. d. Theel] —
>rste Milch nach dem Kalben.
Biisem [w. d. Theel] = Binse.
biisen [w. d. Theel] v. =
wild flüchten, vom Vieh gesagt.
Biiz [w. d. Theel] = kleine
Haarflechte
Bije [Raßw.] in „die Vorer-
und die Hin’erbiie‘“ = der vordere
undesder hintere Oberschenkel des
Rindviehs.
Bill [Sulzb.] f. = Beilartiger
Hammer zum Schärfen der Mühl-
steine. Mhd. bil. n. = Stein-
haue
Billere [Sb, Sulzb.] plur. =
zahnlose Kiefer, Zahnfleisch; Rds.
of de Billere kaue [Sulzb.] _mhd
biler.
Bits [Eppelborn] = kleine
wilde Pflaume, Haferplaume.
bimbele- [Sb] == schellen.
Bimerche [Sb] == kleiner
Hund.
bin’e [Sb bin’e, part. gebun,
Sulzb. ben’e part. gebon] st. v.
= binden; 2. schmerzen, Rds.
das (ein Schlag) hat gebunn!
Rds, do ka’mer {jo bene on lecese
[Sulzb.] = da kann man binden
und lösen, .d. h. ab- und zugeben.
Zuss. Bindrieme {Sulzb.] —
Bindriemen, Bauchriemen; Rds.
der Tausend noch emol, es es
em ecklich an de Bindrieme
gang! = er Ist sehr abgemagert
durch die Krankheit.
Bines, Flabines [w. d. Theel]
== kleiner Junge. kleine, lächer-
liche Figur.
A Bird [bird Sb. bird Eppelb..
Neunk.] = I. Bürde. Traglast
2._ein Bund Heu.
Birke, in der Rds, „sich.dorch
die Berke mache [Sulzb.1 —
ausreißen.
Birscht [Sb, berscht Sulzb]
f. = 1 _die Bürste. Ras. ke
Berscht es mee stehn blieb
[Sulzb.] = es wurde ganze Ar-
beit gemacht; Flurbez. of der
Souberscht [Sulzb.] 2. die Borste,
das einzelne Haar; meistens
) A f )
BiaAzch A Or
Bischmisse — Blatt
'
Plural Birschte [Sb] = Kopf-
haar, rote Birschte! 3. Wider-
borstiger Charakter, auch Zuss
Kratzbirscht, [St. Joh.] Abl.
Dirschte (Sb; berschte Sulzb.]
W. V. = 1. bürsten; 2. trinken,
Rds. äne berschte == eins trinken;
Rds. jetzt beschte geberscht on
gestrählt [Sulzb.] = gebürstet
und gekämmt, ganz reisefertig,
aber auch Bedeutung: jetzt kannst
du gehen, du hast alles ver-
loren.
Bischmisse [allgemein] =
Bischmisheim, Ortsname. Ent-
standen ‘aus Biscofesheim =
Bischofsheim.
Bitsch [bid& Sb, Sulzb., bids
Güd.]] £ = 1. weibl: Geiß.
Lockruf: „Kom bid&, de!“ [Sulzb.T
2. eine rothaarige Person [|St
loh.], z. B. „e”rodi Bitsch!“
Bitt f. — Bütte. Zuss. Wäsch-
bitt = Waschbütte; Reibbitt
[St. Joh.] Bütte, in der die
Wäsche gerieben (gewaschen)
wurde, Meist längliches Format;
Saufbitt [Eppelb.] = Bütte für
Viehsaufe. .
biwere [biwere Sulzb., biwern
w. d. Theel] v. = beben; Rds.
er hat gebiwert on gebebt [Sulzb. ]
ar hat gezittert und gebebt.
bizele [bitsele Sulzb.] sw. v. =
prickeln, z. B. „wie das bitselt
(of dr Zong)!“
Blaa [bla Sb, Sulzb.] f. —
1. Plane, Wagendecke aus Segel-
tuch, Schiffstuch; 2. Holzboden
im Schweinestall, auf welchem
die Schweine trocken liegen.
Blää [ble Sb ä. Spr., Blä
Eppelb., Neunk.] fi. = Bläue,
Indigoblau, zum Waschen der
Wäsche benutzt. Zuss, Wäsch-
blää =— Bläue zum Waschen,
cf, blo = blau.
blaade s. blatt.
Blacke [blage Sb, Sulzb.] m.
= Fleck. Flurbez. kahler Blacke
[St. Joh.] = gerodete Stelle im
Stadtwalde. Zuss. Tenteblacke
"Sulzb.] = Tintenfleck. Adi.
5lakig‘, [Eppelb., Neunk.] =
eckig; Oschterblacke [St.
Joh.] = Fleck in Kleidern, zu
Ostern durch das Eigelb zer-
schlagener Eier entstanden. Mhd.
placke = Fleck.
blacken |Eppelb., Neunk.] in
dahinblacken [Sb hinblagel —
hinwerfen. .
Bläckes [bleges Kr. Ottw.],
wohl zunächst Kahlkopf, jetzt
Kopf überhaupt, scherzhaft und
ironisch. Scholl 92.
Blackgeiß [Eppelb.1 = horn-
lose Ziege,
blank [blank Sulzb.] in ver-
schiedenen Rds. blenk on blank
[Sulzb.] = recht hell (geputztes
Metall); blank on bloß [Sulzb.],
blot (s. d.) on blank [Sulzb.]
—= ganz entblößt, auch‘ von
Mitteln.
Bläß [bles Sb, Sulzb., Bischm.,
BJäß Neunk.] f., Sulzb. m. =
i. weißer Stirnfleck bei Tieren;
2. Pferde und Rinder mit solchem
Fleck; Sprichwort „es heischt
ke Kuh Bläß, außer se hat €
weiß Häärche“ [Sb]; 3. Stirne,
Rds. äm of die Bläß . schla’n
— einem auf die Stirn schlagen.
Bläser [Eppelb.] = Eisenrohr
zum Anblasen des Feuers.
- Blatt [blat Sb, pl. bleder, bläd
Sulzb., pl. bleder, Dudw. pl.
blöeder] n. = 1. das Blatt der
Pflanze; 2. das Blatt in Büchern;
3. die Zeitung. Rds. „wann die
Blauel — blose
Blätter falle, fallt er aach [Sulzb.] lings; Subst. Blinnermeisjer
= er wird im Herbst sterben‘ n. == das blinde Mäuschen; cf.
Abl._blaade [bläde Sb, Sulzb.. Kinderlieder 90 Spiel. Blinner-
perf. geblad, bläden w. d. Theel] meisje; cf. auch das Blindekuhspiel
= entblättern, Blätter von Nutz- Kinderlieder 89.
pflanzen (Dickwurzeln, Kappus) blitzeblo [blitseblg Sb, Sulzb.]
abbrechen. Rds. äm de Kabbes adj. = bilitzblau. cf, Kitzegro.
blaade |Sulzb.] s. Kappus. blo [big Sb, Sulzb., Bischm.,
Blauel [blauel Sb, :Eppelb., bla Dudw., blo Eppelb., Neunk.]
Blouel Sulzb., bloul Dudw.] m. == adj. = blau. Rds. „so blo wie
flaches‘ Holz zum Schlagen der e Gewitter“ [Sulzb.]; „der kennt
Wäsche. Flurname__ „Blout“ vom bloe Deiweil nex!“ [Sulzb.];
Auersm. Abl. blauele” TSb, „so weit der Himmel blo es“
alouele Sulzb.} = mit dem [Sulzb.] = überall. Zuss.
Bleuel schlagen, „die Wäsche Blomol [blamöl Sb. Blomol
hlauele“, Mhd, bliuwel. Neunk.] n. = das Blaumal, von
Blech [blech Sb, Sulzb.] n. = Schlag oder Stoß; „der hat
ı. das Blech; 2. blecherner Topf: bombe _Blomole!“ [Neunk.] =
3. Blechmarke [Sulzb.]; 4. über- der hat schlimme Blaumale;
tragen; unsinnige Rede; Rds Rlokop.[Sulzb.] m. = Blaukopf,
schwätz, ke Blech! |Sb, Sulzb.] Schimpfwort, „lutherischer Blo-
Zuss, Kaffeeblech, Milchbleck xop!“ Gegenstück „katholischer
=: Kaffeetopf, Milchtopf; Blech Kreizkop!“ S. Blä und blitzeblo
abroper [blechabrober Sulzb Blo ({Eppelb., Neunk.] =
Saarbergm.] = Mann, der die “lage.
Blechmarken von den geförder Bloch [Saarbergm., Püttlingen]
ten Wagen abmacht. Adj.bleche = Bühne; Rds’ „besser e Bloch
‚Sulzb.], blechn ig [Wellesweiler! wie e Loch“. |Sbl: Mhd. bloch =
= blechern. Block. .
blechnig s. Blech. Bloder |blöder, .allg., plur-e
bleffe [blefe Sulzb.] — 1.bellen Sb] f. = Blase (Blatter); Rds,
[Sb]; 2. schießen [Sulzb.]; ich „heit brennt die Sonn Blodere!“
hanem än gebläfft! Subst. Bleffer (Sulzb.] Neuerdings auch Bladeı
Sb] = Hund, der gerne bellt (?) in Verbindungen wie Backe-
Bleh [Ostertal] = ein oder stänbladere [Sulzbach] =
mehrere Holzbalken als Zwischen- Schweineseuche,Mhd. blätere
wand im Stall. Blokop, Blomol s. blo.
Blii [bl! Sulzb., pl. blije] = blose [Sb blöse, Sulzb. blöse.
Blüte, s. Blut IL part. geblös(t)}] v. == blasen.
Blimmercher, Flimmercher, f. Rds, „ich_blose dr ebbes [Sb,
pl. [Sb] = Flitter. Die Form, Sulzb.] = ich pfeife dir etwas;
Blimmercher kommt in “Saar. blos mr de Huwel ous |Sulzb.?
rücken auch vor. =— blase mir den Hobel aus!,
Blinnermeisie s. blind. Abweisung, du bekommst nichts,
blind adi. = bilind; adv. Züss” Blosrohr {[Sulzb.] =—
blindlinge |Dudw.| = blind- Blasrohr: Rds. „er es dorch wie
HS
blott — Bodem
e Blosrohr“ [Sulzb.] = in allen
Stücken erfahren, durchtrieben.
blott [blut, blot Sb] adlı =—
ı. arm, jem., der seinen letzten
Aiennig ausgegeben hat; z. B.
„arm un blott“; 2. ohne Zu-
satz; „trink das Wasser nit blott!“
blotze |blgdse, bludse Sb
blotse Sulzb.| sw. v. == 1. intrans
auffallen, aufschlagen, 2. trans
klopfen, z. B. de Kop blotse
[Sulzb.]; € Apel blotse [Sb,
Kindersprache] == einen unreifen
Apfel aufschlagen, damit er eß-
barer wird; € geblotzter Apel
Sb, Sulzb.] = ein durch Fall
beschädigter Apfel. Abl. Blotz
[Eppelb., Neunk.] = 1. be-
schädigte Stelle am Apfel, 2. in
Teig gebackener Apfel; adl.
blotzig [Sulzb.]. == durch Fall
beschädigt, vom: Obst gesagt;
Blotzapel [Sb, Sulzb.] = ein
durch Fall beschädigter Apfel;
Blutzkop [Dudw.] — störrischer
Mensch; blotzdich! [Sulzb.] —
Ausruf beim Stutzhämmelches-
spiel [s. d.]; 3. baffend rauchen
[Sulzb.]; „die blotze wie die
Jä’re (Jäger)!“: subst. Blotzer,
m. == starker Raucher,
Blum f. = 1. die Blume;
2. |St. Joh.] = Rest (Kelch) der
Apfelblüte am ausgebildeten Apfel
Zuss. Blumezins [Sb] m. =—
Acker-, Gartenpacht,
Biunsert [Sb, Dudw.] m. =—
I. Bez. für gewöhnliche Blut-
wurst [Sb, früher]; Hausmacher-
wurst [Dudw.]; 2. dicker Mensch
[Sb, früher]. Elsäss. IL 145
Pflunsch. = plumpe Person; 146
pflun(t)schig == aufgedunsen.
Blut I = Blut. Rds, „Kalt
Blut un warm angedon!“ [Sb,
Sulzb.]. bekannte Rds. mit
humorist. Zusatz. Zuss. Blut-
sogler [Eppelb., Neunk.] =
Blutegel; Blutsiffer [Sb] m. =
Blutegel; blutrischtig [Sb] ad]
— blutrünstig.
Blut IL f. = Blüte [Sb, Sulzb.].
Baumblüte; z. B. „es steht alles
in äner Blut!“ [Sulzb.] cf. Blil.
Bluttfink [Dirmingen] m. =
der Dompfaff. 4
Bob [boben m.; bob f., MS.
1833. Bob Kleinbl.] = Käfer.
besonders Roßkäfer [MS. 1833]
Dim. Beebche [MS. 1833, Kleinbl.,
Güd.] n.: Zuss. Gehannsbeebche
Sb, Güd.] = Johanniskäfer
Marienkäfer, Schwalb 10. Vergl
Bobert.
Bobbel [Sb] m. = Säugling
sich kindisch: benehmendes Kind,
dim. Bobbelche, n.; adv.
obelig [bobelich Sulzb.] =
kindisch; stell dich net so hobe-
lich dran! .
bobele [Sb boble, Rentrisch
vobele] sw. v. = 1. schnell
klopfen, cf. bubre; Zuss. erom-
bobele [Rentrisch] == nichts
rechts tuend, tölpisch sich be-
nehmen; „do bobele se im Garte
rom!“
Bobert [Sb, Dudw., Glüd., pö-
aert Sulzb., bawert Sb] m. —
1]. Käfer; Rds. „ich glaab, du
hascht .e Pobert krawele“ (im
Kopf) [Sulzb.] = du bist. ver-
rückt; 2. Roßkäfer. Zuss.
Pärdsbobert [Sb, Dudw., Sulzb.,
Güd.] m. = Roßkäfer; Rds. „der
hat e Läwe wie e Pärdsbobert
[Dudw.]; Olichbobert [Güd
— Goldkäfer. Vergl. Bobe.
Bodem [bodem Sb, pl bedem.
bodem Sulzb.. borem Güd.] m. =
der Boden; 1. Erdart [Güd.];
murer Borem == fruchtbarer
bo’e — boll
Ackerboden: wil’er Borem =—
nicht verarbeiteter Ackerboden:
leischtiger Borem == ange
schwemmter Boden. Rds. „er
hat ke Bodem meh krit“ [Sulzb.]
so habe ich ihn gehauen. Zuss
Kiesborem [Güd.] = Kies
boden; Gebborem [Güd] =
Cipsboden; Gaubodem [St
Joh... Güd, -borein] = Lehm
boden; Schuwerborem [Güd.
= steiniger Boden (s. Schuwer)
Aunsborem [Güd.] — Hunds
boden, schlechter Boden ; 2. Stuben
boden; [stuwebodem, pl. -badem
Dudw.]. Zuss. Bodemdill m
Dudw.] = —Fußbodenbrett
3. Boden im PFa3 oder Korb
4. [bode, pgde Sb, bodde Dudw.
MN. = Ausruheplatz beim Nach:
laufespiel. cf. botter. v. mhd. bodem
bo’e [Kr. Ottw. böe]==prahlen:
Mühd. bochen, Scholl 92.
Bo’e |bae Dudw.] = Bogen
Zuss. Schnerrboe == Armbrust:
"isselboe = Violinbogen.
Bohn [bön Sb, pl. böne] f. =
Bohne. Zuss. Stockbohne [Sb;
pl. = Buschbohnen; Stecke-
bohne 'Sb] pl. = Stangen-
bohnen; Saubohne [Sb] pl. —
dicke Bohnen: Leffelches-
bohne, Schnitzelchesbohne
[Sb] pl. = kleine zerschnittene
Bohnen zur Suppebereitung;
Bohnestecke [Sb] m.— Bohnen-
stange; Bohnestang, dass.;
Rds. „e lang Bohnestang‘ =—
ein Janger Mensch. — Rds ..Mr
muß die Bohne un die Krum-
biere setze, daß se äm nogucke‘
[Sb, Sulzb.] = Man darf die
Bohnen und Kartoffeln nicht tiel
setzen beim Pflanzen. Volks-
liedchen:
‚Fraa, kaafener Bäseme?‘‘
„Jo, kummen erin!*
„Hanner ze Mittag gegässe?“
„Jo, allewil;
Leffelchesbohne un Riwelcheskäs
Hammer heit Mittag zesamme
Igefräß‘.
[Saarbr.]
Kinderliced (Anzählreim):
„Äne, daäne, Bohneblatt etc.“
'S. Kinderlieder 63)
bohre [böre Sulzb.] sw. v. =—
.. bohren; 2. wurmen; „es bohrt
bei em“ [Sulzb.] = es wurmt
ihm. Abl. Bohr [Sulzb.. Saar-
bergm.] n. = der Bohrer. Zuss.
Drehbohr, Schlaabohr, Drellbohr
"Sulzb.] == Arten des Bohrers
Boge [böge Kr. Ottw.] m. =
‚. Popanz; 2. Geck; 3. Ver-
mummter; pl. = Manieren, Rds,
Was machst dau for Boger
[Raßw.] = Was hast Du für
Manieren? Zuss. Fasetboge
[Kr. Ottw.] = Fastnachtsnarr;
mehr nördlich dazu bäge [bege]
ängstigen. in’s Bockshorn jagen:
Ss. bäke.
Boll [bol Sb, Sulzb., sonst
Boll] f. = Gerät zum Schöpfen
von Flüssigkeiten. Zuss. Wasser-
bol] |Sb, Sulzb., Dudw.|; Sou-
boll [Sb, Sulzb.] = Gefäß zum
SchöpfenderViehsaufe; Mischde-
pudelsboll {Sulzb.]; Bolle-
macher [|Sulzb.] = 1. Holz-
löffel, resp. -geschirrschnitter ;
2. Scherzhafte Bezeichnung für
Leute aus dem Hochwald, da die
lLöffelschnitzer aus dem Hochwald
kamen. Franz. bol, engl. bowl.
boll [MS., Sb, Sulzb., Eppelb.|
adl. = 1. hohl, leer; z. B. der
Kabbeskop is boll [Sulzb.]; das
klopt sich boll [Sulzb. berg-
Bollau— bossele
männisch] = es klopft sich hohl;
2. locker, weich, besonders,
wenn es das Gegenteil sein sollte
[MS, Schwalb 10]; 3. dick, auf-
gebläht [Eppelb.] 4. angegriffen:
‚ge boller Kop‘* [Sb].
Bollau [Sb, Sulzb., Kleinbl.]
u. = das geschwollene Auge,
von Stoß oder Schlag. S. das
adi. boll.
Bollemeischter [([Sulzb.] =
3Zürgermeister.
Bollen : [OMS] m. = ein
kleiner, runder Körper, besonders
der Auswurf der Schafe ‘und
Ziegen. Schwälb 10, Grimm 2.
231.
bollere [Sb, Sulzb., böllern
Eppelb.] sw. v. = poltern, laut
schreien; z. B. weder die Dir
bollere.
Boller in Zuss. Holzboller
LSulzb.7 m. == Stapelplatz für
Holzstämme.
Bollmehl [MS, Sulzb.] n. =
‚. Nachmehl; 2. minderwertiges.
unreines Mehl zum Viehfüttern
Schwalb 10 zu 1.
bollwerke [bolwerge Sulzb.]
SW. V. = Jlärmen, poltern.
Bom F. [Sulzb.] = die Bombe;
.do. soll e Bom enen schla'n!“
bombe [Sulzb.] sw. v. =
I. pumpen; 2. refl. sich gründ-
lich satt essen; z. B. ich han
mich gebombt.
‚bombesatt [Sb, auch bumbe-
satt] adi, = ganz satt.
bondig [bondich Sulzb.] adj].
= bunt; „treiwe’s net so bondig!‘‘
= treibt es nicht zu toll!
Boose [Sb] = Büschel, (iarbe.
of. bossen.
bonen [OMS] v. = 1. po-
lieren; 2. Fässer ausbrühen, aus-
fegen. Schwalb 10
boot [Neunk] = prahlend:
s. bo’e.
Booz [böts Sb, Boze Güd.,
Dudw., baoze: Kleinbl.. botse
Sulzb., Kr. Ottw.] m. == 1, Ver-
mummter; 2. Mensch, der schon
gewöhnlich so aussieht [Sulzb.]:
3. Vogelscheuche [Güd,] Abl.
sich verbootze |Sb, Sulzb.] ==
sich vermummen. Zuss. Fase-
200ze [fasebötse Sulzb., Dudw.'
mM. = Fastnachtsmaskierter‘
30ozemann [Sb, Sulzb., Neunk.
Bauzemann, Eppelb.] = 1. Ge:
spenst, MHerdkobold. [Neunk.,
Eppelb.]; 2. Schreckgestalt füt
kleine Kinder. Kinderreim zu
300z 1:
3aozele, baozele hat nix im Sack
Als ein bißchen Schnupftabak
[Kleinblitt.]
Zu Boozemann vergl. Kinder-
lieder 16. Booz entstanden aus
mhd. butze. .Scholl 91.
Booze [Sb bötse, bötse Sulzb.|
m, == geronnener Nasenschleim;
„sich die Booze aus dr Nas
mache‘‘, s. Booz.
Borkirch [börkirch Güd., Sulzb,
f. = Empore in der Kirche.
böse [bes Sb] adl. — böse
Rds. die Hoor stehn em ewek
wie ebbes 'Beeses [Sulzb.]; wenn
eine Arbeit nicht gelingen will.
3agt man in St. Joh. „mr mennt.
es wär ebbes Beeses‘, Wohl
abergläubig. )
Bosheit f. == Bosheit; Rds
„do kummt die Bosheit heraus“
sagt man in Sb. wenn jemand
Ausschlag oder ein (teschwütr
hat.
bossele [bosele Sb, Sulzb.|
SW. V. == allerhand Handfertig-
keit betrieben, ohne sie gelern!
zu haben. Subst. Boßler
bossen — Bratschaser
bossen [Sb ä. Spr., Kleinbl.;
böse Sulzb.] v. == an den noch
nicht aufgebundenen Garben
dreschen, ohne sie rein auszu
dreschen; „die Frucht bose‘‘
Wohl zu Mhd. bözen. klopfen
Bot [bot Sb, Sulzb.] m. =
Der Bote. Verbum botegehnr
[OMS 1833] = als Bote dienen
Zuss. Botegäng in der Rds
Botegäng mache [Güd.]; Bote-
gänger [Sulzb., bgdegänger Sb,
Güd.] m. = Bote, fem. Bote-
gängersch.
botter [w. d. Theell]l, in deı
Rds. „eich han botter‘‘ (beim
Hurrsauspielen) = freiwillig zeit-
weise ausgeschieden sein. cf.
3odem.
Bowert s. Bobert.
Bowoz [böwöts Sb. bowöts
Sulzb.] m. = Schwarzer Mann
Schreckgestalt für Kinder; Rds
„de Bowoz mache‘‘ [Sb] = bär
beißig tun, ohne es im Erns:
böse zu meinen. Vergl. Booz
Boz [böts Kr. Ottw.] n. =
größeres Kalb; Dim. Bätzie
[b&tsje Kr. Ottw.] n. Nach
Scholl 91 ist Boz von Bätzie
gebildet. Bätzje nach Scholl
von dem unartikulierten Brüllen
‚hätt.
bräbele [bräbele Sb. bröbele
Sulzb‘] s. v. = nörgeln, um:
ständlich über etwas‘ spgechen
Subst, Breebeler [Sulzb.] z. B.
en-alder Brebeler! Gebreebels
n. = das Nörgeln, z. B. heer
»* mit deim Gebreebels [Sulzb.]
Bracken [Eppelb.] =— Wagen-
eil, abw. 33; cf. Bake.
bräd [bräd Sb, Sulzb.] adi.:=—
breit; Rds. „das is so bräd, wie's
lang is!‘ sagt man, wenn zwei
wegen einer Sache verschiedener
Meinung sind; „bräd wie e
Flametsch‘‘ [Sulzb.]; die „.bräd
Bach‘ [Sulzb.] == das Meer.
besonders das nordatlaniische
bradde [Gersw.]v.=schmollen.
bradotschelig [bradötselig Sb]
adl. = schwerfällig, ungelenk
im Gehen.
Bratsch [Sb] f. = 1. Tatze:
2. Ausdruck der Gasse =—=Ankläger,
Hinterbringer. Weniger ordinär
ist „„Anbabler‘‘.
Bragonjer [Sulzb.] m. = ältere
Bezeichnung für Wilddieb, heute
mehr Schimpfwart; z. B. „so €
Bragonjer!‘‘ Da die wenigsten
das Wort mehr verstehen, heißt
es wohl: „so € Dragonjer!“
Franz. braconnier. S. Welberds-
knabber.
Brandkaß [Eppelb., Neunk.]
f. = Feuerversicherung. Brand-
schur [w.d.Th.] = mit brandi-
gen Körnern durchsetzte Frucht
brange [Kr. Ottw.] v. —
prahlen. Scholl 93.
Brasch [brasch Sb, Sulzb.| f£.,
pl. brasche == halb verbrannte
Kohle, Koks. Zuss. Brasche-
owe [Sulzb.] = Koksofen:;
Braschezieher [Sulzb.] = Ar-
beiter am Koksofen: Brasche-
schut [Sulzb.] — Braschenhalde :
Braschebenn s. Benn. Franz.
hrase f. = Kohle.
Brascht [brascht Sb, Sulzb.]
f. pl. breschte = 1. Gefühl der
Unbehaglichkeitbeiheißem Wetter,
auch gleich Schweiß. 2. Kummer.
Der Plural Breschte bedeutet in
der ländl. Sprache soviel wie
Gebrechen. Rds. [Sulzb.] „der
Brascht um die Onmus!‘‘
Bratschaser [w. d. Th.] =
Auifschneider. Prahler.
bratten — Bremm
bratten [Eppelb.] = mürrisch
irauern. cf. Brutz.
bratze [Sb] = prahlen. Subst.
Bratzer, apl. bratzig.
brauche |bruche Völklingen
Kleinbl.; brouche Sulzb.,Bischm..
brouche Sb, Neunk.] v. =
mittels Sympathie heilen. Bei-
spiel. Man sagt:
„Vor Mundefeil un Bagezahn
Zieh dr Moder ihr Odem an.
Vater, Sohn un heilger Geischt!“
Dann folgt ein dreimaliges
Blasen: „Pf-— pf—pf!‘* [Neunk.}
Braume — Pflaumens. Praume.
braun [brün Bischm.] adl. —
braun; Scherzbildung brien-
braunbrinzelig [Sb, Neunk.,
Sulzb.] = von unhestimmter
Farbe. ;
Brause [Saarbergm.] = Ex-
haustor; cf, Sauser.
Braut [brut Auersm.] fi =
Braut. Zuss. Briitknab = Braut-
führer, Briitmädel == Brautiungfer
[Auersm.] Alte Volkssitte. Die
vier obersten Jungen der Volks:
schule durften früher im Hoch
zeitshause die Brautsuppe holen
[Saarbr.] Kinderspiel: Braut-
werfen [Eppelb.] = flache
Steine auf der Wasseroberfläche
mehrfach aufschlagen lassen
Alter Spruch:
„Wer warte kann,
Der kri’t e Mann,
Wer Gott vertraut,
Der kri't e Braut‘. [Sb]
Brech, Brechkaul, Brechaa-
Brechaanen s. breche. ;
breche v. = brechen; ins-
besondere 1. das Brechen des
Hanfes ‘ und Flachses. Zuss.
Brechaa [Sb ält. Spr.] = Ab-
fall beim Brechen des Hanfes
und. Flachses; pl. -- aanen
|westl. der Th.], anerde [Sulzb.];
ähnlich die Brechpedere [Sulz
bach]; Brechkaul [Sb ält. Spr..
Güd., Sulzb.] = trichterförmige
Einsenkung, Grube, in der Hanf
gebrochen wurde; Brechhord
[Ostertal] — die Hürde auf der
Brechkant. Subst. Brech —
instrument zum Brechen des
Manfes. Der Vorgang wal
iolgender: Der Hanf und der
Flachs wurden auf der „„Hord‘
durch ein darunter befindliches
Feuer geröstet; dann wurden sie
mit der „Brech‘‘ gebrochen, wo-
bei dann die ‚‚Aanen‘* herab-
‘jelen. Aanen = mhd. agene
= Spreu. Rds. „Du hascht €
Maul wie die Eschringer Brech“
= du hast einen großen Mund.
Zu Aanen vergl. OÖsinge. 2. beim
Heumachen bedeutet breche [Güd.]
dasAuseinandermachen der kleinen
Wetterhaufen, s. Werrerhife.
breesch [bresch Sulzb., Schiff
weiler, brisch w. d. Th.] ad]. =
norsch. Zuss. breeschweich
Schiffw.] — wurmstichig. Rds,
‚so breesch wie der Namborner
Herrgott‘* [Sulzb.]
Bremm [brem Sb, brim Eppelb.,
Neunk.] £. pl. breme = Ginster.
Pfriemenstrauch, Sarothamnus.
Wirtshausname „‚GoldeneBremm‘
an der Straße nach Forbach)
Beim Kinderspiel „Awer, bawer‘‘
muß der Verlierende „durch
die Bremme gehn“, d. h. eı
muß zwischen zwei Reihen
Knaben durchlaufen, die, ihn mil
den Fäusten verprügeln; Sulzb
‚dorch die Brems gehn‘‘, das:
selbe, Hier auch übertragen
z. B.: „wann ich dorch die Gass
gehn. menn ich grad. ich mesti
Brenkel — Brommes
dorch die Brems gehn‘ = „ich VWeitläufigkeit, Aufhebens machen
habe das Gefühl, als wenn alle Zuss. Gebriambels in der Rds.
Leute mit Spott und Hohn nach „e Gebriambels mache“ [Sulzb.]
mir sähen”. Mhd. brimme = Priamel spät, mhd. preambel =
“inster, nlat. praeambulum = Sprich-
Brenkel [Sb, Sulzb., Wellesw.; wort. Löwe, Wörterbuch 112
daneben brenk Sb, Sulzb.] == brienbraunbinzelig s. braun.
<leinere ovale Bütte. Brimche [brimche Sb, Sulzb.}
Brenkeldor [Eppelb.] = Brom- n. = ein Stückchen Kautabak,
2eerstrauch, ; Zuss. Brimchestuwack — Kau-
brenne v. = brennen. part tabak. Abl. brime [brime Sulzb.]
gzebrennd, z. B. der gebrennde = Tabak kauen. Niederdeutsch
Berg = der brennende Berg bei Prieme, Windek. 447.
Dudweiler. Bergm. Rds. „es Britsch = 1. Bett in schlechtem
hat net gebrennt, de annere Zustande [St. Joh.]. 2. Holz-
Mond (Monat) brennt’s besser“ pritsche auf dem Boden des
= SO sagt man, wenn jemand Schweinestalles, 3. Schmollmund
bein Bäcker z. B. seine Schulden [Sb, hier auch brutsch, Güd.]:;
nicht bezahlen kann. Bei deı 4. Hasenschwänzchen [St. Joh. ]
schlechten Wetterführung in den Zuss. Bretschkuh ‚LEppelb. =
Gruben kam es häufiger vor. Ziege. Hd. Pritsche.
daß infolge der „Stickwettere“ broche [bröche Sulzb., Güd.,
die Lichter nicht brannten, die Bischm., Eppelb., broche Gersw.]
Bergleute daher nicht arbeiten —= den Acker zur Brache um-
und nichts verdienen konnten pflügen. Zuss. Brochmond
Abl. brenzen [Eppelb., Neunk.” Sulzb. früher] = März; Broch-
v. = brenzelnd riechen, ähnlich land 1[Güd.] = unbebautes
brenzele [Sb] v. == angebranni Land; Brochfrucht (-kor [kör)])
riechen und schmecken. Zuss. [Güd.] = die erste Frucht von
enbrenne [Sulzbach] v. =: unbebautem Land: Brochkäwer
schwängern; z. B. „er hat em (mißverständlich Sprochkäwer]
ens engebrennd!‘““ Subst. Brenn [Sulzb.] = Junikäfer.
[Sulzb.] in der Rds. er hat sei brock [brok Sulzb.] = bruchig.
Brenn = er hat seine Prügel. Brockel [Sb brogel, brockel
of, Fett, ; Kleinbl.. Eppelb., Neunk ]. Schw.
brenzen s. brennen. * . 10. Zuss. Brockelhawe
Bresem [bresem Sb, Güd., [(häwe Sb] =— Topf, in dem die
Sulzb.] m. = das Weiche des Sauermilch hergestellt wird.
Brotes. brodschele [brödschele Sb] =
breische [Kr. Ottw.] = 1. albern reden. Dazu Brotscheler
Haar kämmen, östl.; 2. ein Kind subst., brotschelig adj.
leicht mit .der Hand auf den Brommelersch [Eppelb.1 — s
Rücken schlagen, auch bret- Uebergänger.
schele; Scholl 94. Brommes = 1. [Eppelb.]
Briambel (Briamel) [Sb] in Hummel: 2. [Neunk.] = Schweiß-
der Rds. „Briambel mache“ — fliege.
Bromms -— Brust
Bromms f. [Uchtelf.] == Be-
zeichnung für den Ofen,
Broschel [w. d. Theel] = 1.
größte Art Drahtnägel; 2. Nagel
am Pflug; wohl zu franz. broche
- Spieß, Vorstecknadel.
Brot n. = das Brot; Rds,
„die hann’s Brot nit iwer Nacht
dehemm“ [Sb], „die han ke Brot
iwer Naacht em Hous“ [Sulzb.]
= die sind so arm! Zuss. Brot-
ref [Sb] f. (oder 'n.?) == hoch-
hängendes Brett (im Keller), auf
dem die Brotvorräte aufbewahrt
wurden; Brotkrachelcher |Sb]
pl. == geröstete Brotwürfel.
brote v. = braten. Dazu
brädele [Sulzb.] = bräteln;
Rds. „sel Motter hat em emer
allerhand gebrädelt on gebäckelt“;
brotsele und brutsele [Güd.
brutschele] == das Geräusch beim
braten verursachen. Dazu: ver-
brotseld = verbraten; Brotsel-
supp [Sb] ii. = Verweis; z. B.
‚er hat Brotzelsupp krie’t‘‘.
Bruch I = 1. Sumpf[Stennw.];
2. nasse Stelle. im Gartenland
[Guichenbach].
Bruch! — 1. in der bergm.
Rds. „die Streck es em Bruch‘
=— sie fällt zu, stürzt ein; 2. Rds.
em Bruch senn [Sulzb.] = in
Nöten sein. adj. bruchfällig
in der Rds. sich bruchf. gewe
[Sb, Sulzb.] = sein Unrecht ein-
gestehen.
brudele [Sb, Sulzb.] v. =
I. brodeln. Auch die Pfeife, die
Wasser enthält, brudelt [Sulzb.];
2. unordentliche Arbeit machen.
Brühling [Eppelb., Neunk.] =
halbjähriges Schwein.
brühzig [St. Joh. bridsig,
Eppeib. brühzig, Neunk. brühig]
— hrütlustie.
Brullies [Sb, Sulzb.. Neunk.]
= 1. Wortschwall; Rds. Brullies
mache; 2. Gemenge [Neunk.];
frz. brouille== brouillerie = Zwist.
Mißhelligkeit.
brummele |Sb] v. = summen,
‚om Ofen gesagt: „wann’s Feier
duddert‘ (s. d.). dann brummelt
der Herd‘.
Brunkel [Sb brungel] pl.-e, f.,
= Anschwellung der Haut, meist
von Insektenstich. Zuss. Floh-
brunkele = Flohstiche.
brunkig [Sb, Sulzb., Neben-
form brunkdich] adi. = gewitter-
drohend, schwül; z. B. der
Himmel is so brongich! [Sulzb.]
brunse [Sb, Sulzb. bronse]
SW. V. == harnen. Abl. brunzele
"Sbl.
bruse [Sb, Güd., Sulzb. brüse|
3W. V. 1. werfen (heftig); 2. in
Xleidern ‘prunken [MS 1833
Schw. 11]; Rds. &m e Brand
dehin bruse [Sulzb.] = einem
einen Vorwurf machen.
Brus [Sb, Sulzb., Kleinbl
arüs] if. = 1. Brause; 2, Erregt-
heit; Verschen:
Weil die Kinn net folge wolle.
Die doch gäre folge sollten,
Kam die Naobersch in. die Brus
Un verlor fascht ganz die Schnus
(s. dass.) [Kleinbl.].
3. = Maikäferflug in der Rds
‚jetzt is die Brus‘‘ [Sulzb.].
Brusert [Saarbergm.] == Holz
hebel.
Brust f. 1. Brust; 2. = Vor-
hemd [Neunk.]; :3. übertr. =—
Mut; „jetzt hat er weder Broscht“
[Sulzb.] == jetzt hat er wieder
Mut. Zuss. Bruschtlabe [Güd,
Sb, Bischm.] = Weste; Rds.
ebbes unner de Br. schaffe ==
essen: Bruschtkaschde m. ==
Brüt — Bus
Brustkasten; Bruschtzucker =
Zucker für kranke Brust (Husten).
Brüt [w. d. Th.] = Brühe
Brutbei [Eppelb.] = Drohne.
Brutsch [Sb] f. = dicker
Mund, zum Zeichen des Trotzes,
Mäulchen (tadelnd und kosend).
Dim. Brutschelche,
brutze [Sb] sw. v. = trotzen.
Brutzeckelche [Sb]. in der
Rds. „stell dich in’s Br.!‘“ So
sagt man zu einem trotzigen
Kinde, um es zum Gehorsam zu
aringen,
bruwitt [w. d. Th.], in der
Rds.: „bruwitt schlaan‘“ = beim
Zislauf mit Absatz aufschlagen‘.
Bubeller [bübeler Sb, bübäler
Güd,, bupeller Fischb., Kleinbl.]
= 1. Schmetterling; 2. Gersten-
korn am Auge [Kleinbl.]. Franz
»apillon.
Bubelles [Saarbergmann] =—
Fäustel.
Bubbelhahn [Sulzb., Kleinbl.
w. d. Th.] == Wiedehopf; Rds.
stenke wie e B. [Sulzb.]; e Kop
1an wie eB. [Sulzb.] = einen
licken Kopf haben.
bubere [Sb] = klopfen; das
Merz bubert. Daneben bobre.
oble.
bubse [Sb] = die Winde
'assen.
Buch und Bich [büch, bich
Sb, Sulzb.] f. = 1. Buche: 2. die
gesammelte Buchenfrucht; Zuss
Bucheel [Sb] = Buchöl: Adji
ıiche = büchen.
Buchel [Sb, Sulzb.] fi. =
Buchecker. Zuss. Bucheliohr
[Sulzb.] = Jahr, in dem es viel
Bucheln gibt. Die Buchele
wurden gerafft, dann in der
Mühle ‚geschlagen. Das Buch
{s! d.) wurde nach. Milstern
(10 Pfund) und Fässern (4 Milster)
gemessen.
Büchse, indem Zuss. Büchsen-
ranzen [Sb ä. Spr.] = Ranzen,
der an einem Riemen über
die Schulter getragen wurde:
Büchsenältester [Dudw.] —
Knappschaftsältester.
Bude [Saarbergm.] = Kaue.
bügeln [Saarbergm.] = Be-
seitigen von Ecken und Kanten
in der Strecke,
Bulies [bolles ländlich, bules
Dudw., Eppelb., Neunk.; Ottw.]
n. == Gefängnis. Nach Auten-
rieth == la police (franz.).
Bum [w. d. Th.] == dicke
Kugel. S. Bom.
Bumpel [Sb] f. = dickes, un:
beholfenes Frauenzimmer.
Bumbes [Sb] n. = Schläge.
Bumesin [Sb, Güd.] m. =
3Zaumwollstoff; frz. bombasin.
bumpse [Sb] v. = die Türe
heftig zuschlagen.
Bungert [bungerd Bischm..
Merchw.,Neunk.,bongerdBischm.]
= 1. früher Baumgarten (noch
als Flurname); 2. trockene Wiese:
3. Wiesenstück von !„ preuß
Morgen.
Bunjert [Sb] m. = unartiges
Kind.
Bure [Auersm.. borre Raßw.]
m. == Brunnen. Zuss. Burre-
stub [Uchtelf.] = Brunnenstube;
Regeborn, Rämborn Flur
ı1amen [Auersm.]. .
Bursch [borsch Auersm., Raßw.]
m. = Freier,
burtsinnen, burtsoben [Eppelb.,
Neunk., Ottw.] adv. == kopf-
über, kopfunter.
Burzelin [Sb] n. = Porzellan
Bus [büs Sulzb.] — Tuberke
busig — daber
(Perle), beim Rind; z. B. „die
Kuh es ganz voll Bus‘,
busig [Kr. Ottw.] adl. =
widerhaarig; Scholl 95.
Butsch I [Merchw.] = Ziege.
Butsch II [Raßw.] = Zentri-
juge; Zuss. Butschmilch =
antrahmte Milch.
Butschert [Köllertal]: m. =
aus Stroh geflochtener Wäsche-
korb
Butschzeck [w. d. Th.] =
Zecke.
Butterkaul [Saarbergm.] =
weiche Stelle im Schram.
butze v. = 1. putzen; Rds,
butz die Platt! [Sb] = mach
dich fort!; jem. de Buwe butze
[Sb] — ijem. auszanken; 2. refl
sich entfernen.
Buxekniewes |Sb] m. Hosen-
knirps.
CC,
Charfreitagshinkel, in der Rds.
„der wechselt die Farb wie e
Charireitagshinkel‘‘ (Hinkel =
Huhn). *
Chorkapp [Kr. Ottw.] =
Oriesterbirett (Scholl 126).
Christ, in den Zuss. Chresch-
daa [Güd.] = Christtag; Christ-
kinie in der Rds. „er sieht aus
wie’s Christk. vom Deidschhaus‘
= er sieht wunderlich aus [Sb].
Christk. hier wohl soviel wie
die Christuskindfigur einer Ma-
donnenstatue. Das Deutschhaus
ist die frühere Niederlassung
der Deutschordensritter in Saar-
brücken; Chrischtekinner, in
der Rds. „ihr liewe Chr.!“ =
Ausruf der seelischen Not [Sb];
Greschbämche [Sulzb.] =
Weihnachtsbaum.
Christus, in der Rds. „er sieht
aus wie’s Leide Christi‘‘ [St.Joh.]
= er sieht jämmerlich aus.
.Cili [Auersm.] = Cäcilie.,
D.
-G
Daa [Sb. Sulzb. da (dag), pl.
Sb däge] m. = Tag; Zuss.
Fleischdaa [Sulzb.] = Tag,
an dem Fleisch auf den Tisch
kommt. Rds. alle Fleischdaa
emol. = selten, da früher selten
Fleisch auf den Tisch kam
Mähldaa [Sb] = Mehltag, Tag.
an dem .‚Mehlspeise gegessen
wird, in Sb-Mittwoch; Lebdaa
(Nebenf. Lebdesdaa) [Sb. Sulzb.],
in Redensarten, z. B. „das :es
seiner Lebdaa net wohr!‘“ =
niemals wahr: ..das war noch
seiner Lebdaa so!’ = Das war
immer so; Zahldaa [Sb. Sulz
bach] = Löhnungstag; Schaff-
daa [Sulzb.] = Arbeitstag;
Holzdaa [Sulzb.] Tag, an dem
Holzlesen auf einen Schein hin
im Walde erlaubtist; Wannersch-
daa [früher Sb) = Tag, an dem
die _Dienstboten wechselten.
26. Dezember.
daber [Sb, Sulzb., Dudw.,
Auersm., Kleinbl.] adv. — schnell
(tapfer); z. B. daber dummel
dich — lauf schnell: Zu Kindern
Dach — datzen
spricht man auch in Dirm. z. B.
„komm daberche, mei mädche!“
In Auersm, ist ein Compar. da
per& = schneller gebräuchlich.
Das Adi. ist in e Daperche [Sb]
= ein Flinker erhalten. Zuss,
Daberlaaf [Sb m., Sulzb. f.]1 =
der Durchfall,
Dach n., Sb auch m. = das
Dach; Zuss. Dachgaub fi =
auf das Dach aufgesetzte Fenster:
Dachpätt [Uchtelf,] = dicker,
langer Balken, der von einem
Giebel zum andern geht und als
Stütze der Sparren dient; Dach-
trab [-dräb f. Sulzb., -drapp
Gersw.] = 1. Stelle auf dem
Boden, auf welche das Regen-
wasser tropft; Dachkanel[Sulzb.]
m. = Dachrinne; Dachworz
= Donnerkraut; Dachschär
[Sulzb.], in dem Ausdruck „ijem
die Dachschär hole schicke‘.
Aprilscherz; Dachkater [Sb] =
Spitzname für die Dachdecker
Dachdel [Sb| f. = Ohrfeige
Nach Windekilde, Handwörter-
buch der deutschen Sprache =
mhd. dahtel == Dattel; vergl.
Ohrfeige, Kopfnuß.
dachdele [Sb. Güd., Bischm.]
v. 1. ohrfeigen; 1. allg. durch:
1auen.
Dächsel [Sb] = Hohlbeil des
Küfers,
Daderich [Sb] m. = Zittern
dedderig [Sb] adj... = weichlich
Dalai [Sulzb. dälafl m. =
einer, der gescheit sein will. aber
mmer dumm herauskommt.
Dalles [Sb, Kleinbl.] m. — in
der Rds. „er hat de D.* = 1, er
ist in Vermögensschwierigkeiten:;
2. er ist erkältet; 3. er ist ver-
rückt. Nach Els. II, 674 von
hebr. dallüıth = Armut.
dalgisch [Kr. Ottw.| == kleb-
rig, teigig. Scholl 95.
Däling [Kr. Ottw.] f. = eine
Abteilung Felder; Scholl 95.
dämmere [Kr. Ottw.| v. =
den Boden festtreten, stampfen:
Zuss. verdiämmere == zertreten:
Scholl 96.
Damb [Sb, Sulzb.. Eppelb..
Neunk.] pl. demb [Sulzb.]. m. =
1. der Dampf; 2.. Sauerteig:
adi. dämbig [Sulzb.], dämsch =
engbrüstig, von Mensch und
Pferd gesagt.
Danz [Sb, Sulzb.] m. == Tanz;
Dänz, Dänzijer == Ausflüchte
suchen; äm de Danz lang mache
[Sulzb.] = er soll nicht zum
Ziele kommen, ich will mich
wehren; Zuss. Danzknob [Sb.
Sulzb.| m. = Kreisel.
danze v. = tanzen. Rds. „es
kummt em, wie dr alt Fraa ’s
Danze‘“‘ = wohl er rafft sich
plötzlich auf [Sb].
darkumme [Sulzb.| v. z. B.
mr k, nemeh dar = man kommt
nicht mehr auf den Damm.
finanziell.
Däsem [Sb, Güd., Kleinbl..
Fürstenh.] m. == der Sauerteig.
Mhd. deisme. Zu niederdeutsch
„deisen‘‘ = langsam sich be-
wegen. Grimm 2, 914.
dater [Eppelb.| adv, == irgend-
WO.
datsche [Sb. Sulzb., Güd.]
V. = mit flacher Hand schlagen;
Abl. dätschele [Sb, Sulzb..
Güd.] = schmeichelnd kloofen.
liebkosen.
datschig [Eppelb., Neunk.!
adi. == weich.
datzen [Schiffw.] v. — stehlen
Daudischtel — Deiwel
Daudischtel [Eppelb.] =
Gänsedistel (Sonchus oleraceus);
Neunk. Saudischdel. Loth-
ring. 111. Dudischel. mhd. dü-
distel. S. Grimm 2, 838.
dauen [w. d. Theel] v. =—
drücken.
Dauer [w. d. Theel] subst,
m. = Kummer.
Dauf [Eppelb.] — Taufwasser.
Dauch [Saarbergm.] = ge-
1eigte Strecke.
dauschen [Eppelb., Maybach]
v. == 1. schnell laufen; 2. vom
Luftzug im Ofenrohr gesagt.
Daxe [Sb] pl. in dem Aus-
druck „‚schebe Daxe‘‘ =— krumme
Beine.
Debchesspieler [Sb, Sulzb.] m.
Falschspieler.
deck [Sb, Kleinbl., Kr. Ottw.;
hier auch diks, dik] adv. = oft;
comp. decker; Zuss. deckmols.
nhd. dicke... Scholl 96.
deederlich [Sulzb., Uchtelf..
Kr. Ottw. östlich], deedlich [St.
Joh.; Gersw.] == widerlich, von
Speisen gesagt, die leicht wider-
stehen können.
deffele [Sb] v. = flink schlagen.
deforde [Sulzb.1] adv. = vor-
hin.
dei [Sb, deich Sulzb.] adi.
= weich (von Früchten). eine
Art Edelfäule.
Deibhenker [Sb, auch Dei-
henker, Deifenker Eppelb.,Neunk.,
de-iwenker Auersm., Daifhenger
Gersw.] = der Teufel (in
Flüchen und Verwunderungen.
Wohl euphemistische Form für
Teufel, )
Deichel [Eppelb., deischel
Sulzb., Kr. Ottw.] subst. =
1. Tonröhre zum Entwässern:
2. Wasserleitungsrohr.
deierlich [Sb, w. d. Theel] adj.
= weinerlich; z. B. du doch nit
so deierlich!
Deimerling [Sb] m. = Däum-
ling, Ueberzug zum Schutz der
Finger.
Deiwel [allgemein, Kr. Ottw.
deigsel als euphemistische Form]
m. == der Teufel. Die Vorstellung
vom Teufel, die hier herrscht.
ergibt sich aus folgenden Redens-
arten: Er wohnt in der Hölle:
„geh, meinetwee bei de Deiwel
in die unnerscht Hell‘* [Sulzb.];
er ist ein Herr (Herrscher): „der
Graf Deiwel‘ [Sulzb.]; er trägt
einen Tragkorb auf dem Rücken
„du bischt em Deiwel aus dt
Keetz gesprung!‘“ [Sb] == du
bist ein durchtriebener Kerl!; er
hat Hörner am Kopfe: „mr mos
de Deiwel an de Herner holle‘
"Sulzb.] — man muß dem Bösen.
Unangenehmen herzhaft entgegen-
treten. Sein Wirken ergibt sick
aus folgenden Redensarten
„Wann der lacht, lacht der Deiwe:
aus em!‘ [Sulzb.]; „der Deiwel
schmeißt elef!‘‘ [Sulzb.] = es
kommt ein Unglück. Groß ist
die Zahl der Fälle, wo Deiwel
in übertragenem Sinne gebrauchı
wird: „fom Deiwel träme‘‘ [Sulzb.!
== mißtrauisch werden, die böse
Absicht merken; de Deiwel aan-
stelle [Sb] == alles Mögliche
anstelle; „hat dr Deiwel die Kuh
zeholl, kann er’s Kalb aa holle“
‚Sulzb.] = darauf kommt es
jetzt nicht mehr an; „Deiwels
Dank krien‘‘ = Undank ernten.
Saarbergm. ist Deiwel die elek
trische Zündmaschine. Abl.
Deiwelrei[Kr. Ottw.] = lustige
bis boshafte Streiche; Zuss
Teuwelstark == starkes Tuch
Dell — dick
Deiwelsbänner [Eppelborn,
Neunk.] = wilder Mensch:
deiwelhaftig [Kr. Ottw.] =
voller Bosheit. — Des Teufels
Großmutter lebt noch in der Rds.
„gäng dich nur em Deiwel sei
Großmudder fresse!‘‘ [Friedrichs-
tal und Bildstock]; Vergl. auch
‚Muhkalb“* und „graule‘‘.
Dell [Sb] f. = Tal, Ver-
tiefung, Grübchen ; alter Flurname
Galjedell, jetzt Ehrental. Saar-
brücken.
dellere [OMS] = mit der
‘Jachen Hand schlagen; Schw. 13.
delwe [OMS] v., part. gedolb
= graben, höhlen; Schw. 13
denke v. denken. Dazu Subst,
Ongedanke [Sulzb.]: „en de O.
hann ich’s vergeße‘‘ = in Ge-
danken etc.; adj. ousdenkig —
entfallen, z. B. „das kann äm
nusd. werre!‘ [Sulzb.].
dengele [allg.] v. == die
Sense schärfen.
Dengelgescherr [Güd.] n. —
Dengelgeschirr, bestehend aus
Wetzstein und Behälter.
Denn [Kr: Ottw., Kleinbl.] m.
- Tenne. In Hasborn neben
Scheuertenne auch der schmale
Hauseingang; Scholl 96; Zuss,
Denneries [Kleinbl.] m. = was
beim Aufrollen der Garben in
der Scheune an Körnern und
Aehren auf die Tenne herab-
-ieselt.
denode [denQgde Sb, Sulzb.;
Sb auch dernoht, dernochter]
adv, = danach.
der do und do der pron. wird
in Sb für dieser gebraucht, Vergl.
der sell = jener unter seller;
der steht auch für dieser, z. B.
in der Rds. „was hat mr dann
of dere bockliche Welt!‘
derdorch [Sulzb.] adv. = hin-
durch; Zuss. doderdorch = da-
durch.
dererscht [Sb] adv. = zuerst.
dergänt [w. d. Theel] adv
— dagegen.
dernäwe [Uchtelfangen| adv.,
in der Rds, „er is d.‘‘ = er ist
irrsinnig.
deront [derant w. d. Theell
praep. = ohne,
dervor [Eppelb., Neunk.] adv.
= vorher. .
däschdere |Sulzb.] v. = aller-
jei Kleinarbeit verrichten; „em
Hof erumdäschtere; zu tasten.
dewere s. diwere.
Detz [Sb, auch Ditz, Sulzb.
letze, auch dide] = Zitze an
Euter.
Dibe[dibeSb,Bischm.,Fürstenh.,
Güd., debe Sulzb., Uchtelfangen,
Dirm.] m. = 1. der Topf;
2. übertragen = Dummkopf.
Dim. Dibche, Debche n. = 1.
Töpfchen; 2. Tasse; Rds.: „das
geht wie e D.‘“ [Sulzb.] =
schnell. Zuss. Dibegucker
'Sb] m. = Topfgucker; Dibe-
lecker[ Bischm.] = Zeigefinger;
Dippelabes [Dudw., Sulzbach.
Maybach] m. = eine. Art Kar-
toffelpuffer, im Topf mit viel Fett
herausgebacken. Vergl. Debches-
spieler.
Dibel I |Sb Dipel] = Tüpfel;
Dim. zu Tube; s. d. dazu adi.
dibelig [Sb] adj. = pünktlich
in tadelndem Sinne. "
Dibel II [Sb] == technischer
Ausdruck des Küfers.
Dicht [Güd.| f.— tiefgelegener
Ackerteil, die unterste Stelle
einer Vertiefung. ;
dick adi. = 1. dick; 2. speziell
vom Aufgeblähtsein des Rind-
dicks — dischde
Ya
viehs |w. d. Theel]l; 3. reich,
e dicker Bauer [Sulzb., Güd.] =
ein reicher Bauer; sup. dickschte
=— höchste in „die dickschte
Dremb*‘‘ [Sulzb.] = die höchsten
‚Trümpfe (ähnlich die 5 No-
dickschte [Sulzb.] = die 5
höchsten Trümpfe nach der Aß.):
14. = dicht; Flurname [Sulzb.
„die dick Heck‘ = Wald. Rds.:
sich dick mache [Sb, Sulzb.] —
prahlen; ähnl. Sb de Dicke
mache; Adv. = „das kommt se
dick‘ [Sulzb.] = zuviel auf ein-
mal; cf. deck; der Hund is dick
voller Fleh [Sulzb.] == dicht
voller Flöhe. Subst. Dick [Sulzb.]
n. = 1. das Dickicht (Wald);
das Keriedick, Flurname Sulzb. ;
2. [Uchtelfangen] das Bein vom
Knie bis zum Körper... Zuss
Dickschness ‚[Sulzb.] f. = ge-
schwollener Mund, Schimpfwort
Hr ” dicklippige Fresser und
Prahler; Dickkuche [Sulzb.] =
dicker Kuchen; Dickbänsert
[Sulzb.] m. == Dickleibiger;
Dickwurzel (allg.) = Runkel-
rüber dickbänsig [Sulzb.| =
dickleibig; dickbumesatt [Sb]
— völlig gesättigt.
dicks s. deck.
Diefong f. = Tiefe [Sulzb.]
diftle [Sb, defdele Sulzb.] v.
tüfteln.‘ Dazu Subst. Diftler
= Kleinigkeitskrämer; Adi.
diftelig = knifflig, z. B. e diftelig
Arwet.
Difelde [Bischm.] = tiefes
Tal, Flurname.
Dimmel [Sb] == Kasten zum
Wegfahren der Kartoffeln. ein
Maß.
dimmele [Sb, Sulzb., Uchtelf.,
Güd., Kleinbl., Bischm., dümmele
Fechingen Kr. Ottw.1l vo —
donnern, „es dimmelt“. Zuss
Dimmelwetter [Sulzb., Uchtel-
fangen, Kleinbl.] n. = Gewitter.
Wetterregel; „Wann es dimmeli
iwerm kahle Wald, sollen weinen
jung un alt“ [Eppelb.]; „Wann’s
blitzt un dimmelt iwer die kahle
Aescht, do gits viel hungrige
Gäscht‘‘ [Güd.]. Vergl. Lux. 63
limmer = Donner.
Dinges [Sb, denges Sulzb.] n.
= Dings, Sachen. Auch über-
tragen: „Was der weder Denges
schwäzt!‘‘ [Sulzb.]; Zuss. Ge-
dinges = Gerede; „G. doher
mache“ = Geschichten machen
Diir [dir] f. = Türe, Rds
„ich han em die D. zugemacht“
Sulzb.] = ich habe ihm das
Handwerk gelegt; „kehr vor
deiner D, do werd’s Nacht
driwer!“ [Sulzb.] = bekümmere
dich um dich und deine Fehler!
diringele s. tiringele.
Dirk [Sb] m. in „dummer
Jirk!, armer Dirk'“ Wohl Türke
gemeint.
Dirmel [Sb, Dudw., dermel
Sulzb., Kleinbl.] m. = ver-
breitetstes Saarbrücker Schimpl-
wort, das ernsthaft und spaßhafi
angewandt wird; verstärkt „Dir-
mel, dirmeliger!“, nur ernsthaft.
5oviel wie Tollpatsch, Einfalts-
insel, Döskopf. Zu dem Verbum
dirmele; s. d.
dirmele |Sb, Sulzb.] v. =
taumeln. Davon Adj. dirmelig
{Sb, Sulzb., Kleinbl.] = taumelig,
töricht, dumm, Dazu Subst.
Dermeligkät [Sulzb.]. Von
mhd. türmeln — taumeln.
dischberat |Güd.] adj. = kon-
-jus, aufgeregt. ;
dischde [Sb, deschde Kr. Ottw.]
Vv — 1. Streitende beruhigen.
Diiz — dordig
2. Feuer löschen. von mhd.
tützen.
Ditz [w. d. Th.] = kahler
‚eib junger Vögel.
diwre [Sb, auch dewere, ebenso
Kleinbl.] = ungeduldig sein.
toben,
do |d5@ Sb, Sulzb.] adv. =—
da; Rds. „er is nit so do‘ [Sb!
= er ist nicht so dumm. Zuss.
dojowe == hier oben; do drowe
= dort droben; dojiwe =
hier (üben); do driwe = da
lrüben etc.
Docken [OMS 1833, w. d.
Theel| m. = Flachs- und
Hantwirbel, gedrehtes Werg
Schwalb 14.
dod [allg. död] adj. = tot.
Rds. sich d. däle [Sb] = etwas
Gutes so austeilen, daß für den
Austeilenden selbst nichts übrig
bleibt; Subst. der Dodene
Sulzb.] = der Tote. Zuss
dodsterweskrank [{Sulzb.] adi
— sehr krank; Aberglaube
„wamer von de Dode trämt
gets Rään‘ ([Sulzb.] Dodeuhı
[Neunkirchen]: Das Klopfen des
Bockkäfers bezw. seiner Larve
im Holze der Möbel währenc
der Nacht bezeichnet der Volks
mund als die „,Totenuhr‘‘; Dode
lad [Sb, Sulzb.] fi. = Sarg,
Dodmächer [Sulzb.], Rds. ‚das
es sein Dodmächer‘“ = der
ruiniert ihn; Dodmäier [Sulzb.,
: Todmäher; Rds. „dasese D.“
= dem hält im Mähen keiner
stand.
Dod [död allg.] m. == der
Tod. Sprichw.: „Was dem äne
sei Brod, is dem anre sei Dod“‘;
Rds. „äm de deire D. andun‘‘
= einen quälen, ihm die letzten
Lebenstage verbittern: „er sieht
aus wie der D. vun Basel“
[Gersw.] = sehr schlecht; viel-
leicht Erinnerung an die Toten-
tänze von Holbein. .
Dodel [Sb, Sulzb., Kleinbl.!
m. == gutmütiger Trottel; Zuss,
dodelfett [Sulzb.] — schwabelnd
fett; Adi. dodelich [Sulzb.| =
hachgiebig, gutmütig.
Dodsch [Sb, Sulzb.] Sulzb. f. =
beschränkter Mensch, Unge-
schickter.,
doerauszus [Sulzb.] adv. = in
‚etzter Zeit,
döffeln [OMS 1833] v. =
schlagen, züchtigen. Schw. 12.
Dofitstän |Uchtelfangen]
Schwemmstein.
doleriere |Dudw.] v. = im
Fieber reden; cf. fowele. Zu
dolor (lat.) == Schmerz?
Doll [Eppelb.] = abgeköpfter
Wipfel eines Baumes oder Blumen-
stockes.
Dolle [Sb] m. = Holzpflock,
der zum Einschlagen von Nägeln
in die Wand geschlagen wird.
Dolles |Saarbr. - St. Joh.| ==
Butter, die nach dem Stoßen
nicht zusammenhält.
Dominusspiel |Sulzb.], siehe
Kinderlieder 51.
Dommel [OÖstertal] m. .=—
breite Wagenbretter mit Stirn-
brettern. Vergl. Dimmel.
Donnerschdag = Der Donners-
tag vor Fastnacht heißt in
Uchtelfangen der „fette‘.
dordig [dördig Sb, Sulzb.
dördig, Kleinbl.] adj. == 1. när-
tisch, albern, eig. verrückt; 1. ver-
liebt, z. B. „er is d. in das
Mäde‘ |St. Joh.|. Die „dordig
Oder‘ ist die bekannte empfind-
liche Ader am Ellenbogen. Zuss.
mannsleitdordig = verliebt.
Dore — drehe
von Frauen gesagt; weibsleit-
dordig == verliebt, von Männern
gesagt; subst. Dohrdigbeer,
Dohrdbeer [Sb] = Tollkirsche
Dore [Sulzb. döre, sonst länd
lich Dere] m. = Dorn. Zuss
Doreheck; Haandore [händore
Hagedorn.
Dorf [allg.| n. = das Dorf
In Güd. unterscheidet man das
„ower Dorf‘ = Oberdorf unc
das „uner Dorf‘ — das Unter
dorf. Zuss. Dorfliit [Güd.| =
Bewohner des Dorfes; Dorfgo‘
[Güd.| = Frau, die oft als Patin
genommen wird; Dorfrätsch =
Frau, die ‚alles ausplaudert:
Dorfklatsch [Auerm.| = Dorf-
klatschbase; Dorfbäsem [Güd.]
= Dorfbummler.
dorkle, durkle [Sb] = torkeln;
davon adj.do rkelig = taumelnd.
dorschderig [Sulzb.], in der
Rds. „es es mr so d.‘“ = ich
bin so durstig.
Dort [Sb ält. Spr.] = Trespe.
Dotsch |Sulzb., w. d.'Theel|
= 1. Eierkuchen; 2. mit Teig
ımhüllter, gebackener Apfel.
Dotter [OMS] = der weiße
Senf (Kraut und Same); vielleicht
der gelben Blüte wegen. Schw.15.
dotz |döts Eppelb.] adv. =
jenseits; cf. hietz.
Dotz [Sb] = Schlag.
dotze |Kr. Ottw.] v. == trip-
peln, laufen, auf- und nieder
wippen; Scholl 97; dotzen [w.
d. Theel] v. = schnell laufen;
dotzele [Sb] = vor sich hin-
trotten; Zuss. angedotzelt
kumme.
dousche [Sulzb.] v.. == etwa
tosen; z. B. „wie der Owe
Aouscht!**
Draladersch [Kr. Ottw., nord-
westl.] f. = Instrument, auf dem
man ‚,Trala‘‘ macht, lautmalend:
Schallhorn aus dicker Espen-,
Weidenrinde usw. als Fortsetzung
der kleinen Weidenhuppe.
Dralera [dralera Sulzb.| m. —
älteres Kleidungsstück für Frauen,
eine Art Ueberwurf bis ans Knie
reichend.
Dramaschde |[Güd.| = kleine
runde Pflaumen,
Draubohr |w. d. Theell —
Trillbohrer.
drauschelig |Eppelb., Neunk.]
ad]. = weitästig.
Drauwel, Druweld [Sb] f. =
Traube; Zuss. Hansdrauwel.
Hansdruweld == Johannisbeere.
Dreck [allg.] m. == 1. Schmutz,
Kot; 2. Unkraut auf dem Acker
Güd.]; 3. allg. Ausdruck für
<unstdünger [Güd.]; Rds. „de
D. trete, tratsche‘* = die Schmutz-
arbeit schaffen; „äm:D. unner
de Lehm mache‘ = einen
schädigen; ‚‚wan D. Mischt get.
well er gefahr sen!‘ sagt man,
um einen Emporkömmling zu
kennzeichnen; „wammer am D.
ruddelt, so stinkt er‘ sagt man
vom Aufrühren alter Geschichten;
„Dreck macht Speck!‘“; „er hat
Dr. am Stecke‘‘ sagt man von
jemandem, der sich etwas zu-
schulden kommen hat lassen
Zuss. Dreckamschel [Sb] =
Drossel; Dreckpeter [Sb] =
Schmutzfink; Dreckhuffe, siehe
Haufen. Abl. Dreckert [Sb] =
sig. Schmutzfink, auch allgem
Schimpfwort.
drehe [allg.] v. = 1. drehen:
2. drechseln. Subst. Dreher
m. == der Drechsler; Dreh fi. =
Kurbel: Rds. .„e D. an ebes
Dreip —dripse
brenge [Sulzb.] = Geschick an
etwas bringen; z. B. geschicki
erzählen; Dreher m. == der
Drechsler; Zuss. Drehhälsie
[Sulzb.] n. = Wendehals; Dreh-
waddel [MS] = Ssaumseliger
Mensch; Schwalb 15; Dreh-
bohrer ([Saarbergmänn.] =
Schlangenbohrer.
Dreip [Eppelb.] = Darm.
Drell [Hasel, Forbach, Eppel-
vorn] f. = Karussell; cf. Reiterei.
2. Wasserwirbel. Eigenname
eines Naturbassins mit kreisen.
dem Wasser in Hasborn. Sch. 97,
Drelles [Sulzb.] m.=1.Strudel:
2. Drillbohrer; 3. Wendeltreppe;
Zu beiden Wörtern vergl. trillere.
Driär [Güd.] m. = Radsieb.
frz. trieur, Getreide- und Verlese-
maschine.
Dribsdrill [Sb. Sulzb. drebs-
drel] f. = einfältige Person;
Dim. Dribsdrillche n.; Rds. „Drib-
drill, es kummt nit hinner sich
un föder sich‘ [Saarbr.]; 2. sprich-
wörtlicher Ort; Rds. „Dommer
von D.‘“ [Sulzb.]. Spott: „Wo
gehschde hin?‘ — „of Dribsdrill,
do schickt mr die Narre hin, wo
mr hin will!‘ [Sulzb.] Adi.
dribsdrillig [St. Joh.] = trau-
vig. Elsäss. HI, 764. Bayer.
Wtb. von Schmeller, 673: Tripps-
drill war ein um 1400 zerstörter
Marktflecken in Württemberg.
dricke [Sb drige, Sulzb, drege]
Y. = drücken. Zuss. Drick-
karch [St. Joh.] m. = Schieb-
karren; Drickdruf [Sb] m. =
in der Rds. „e D. gewe‘ =
austrumpfen, in Worten; Drick-
bruder [Sulzb.] m. = Drücke-
berger. Drickermännche [Sb,
Sulzb.] n. = Alpdrücken; Rds,
„es D. is an em“. Der Alp ist
ein quälendes Traumgespenst:
Herzdrickerte [Sulzhb.] pl. f.
= AHerzdrücker; Bezeichnung
für Kartoffelklöße.
drickse [drigse Sb, dregse
Sulzb.] v. = zaudern. Adi.
dricksig [Sulzb.] = saumselig.
Subst. Dricks |Sb| f. = lang-
sam arbeitendes Kind; Drickser,
Dricksersch [Sb| = Zauderer,
Zauderin; Drickspeter |Sulzb.!
— Saumseliger,
Driesch [allg.| m. == 1. Brach-
weide, 2, [Eppelb.. Neunk.| ==
irockene Wiese; 3. kleine Wiese
Stennweiler]. Adi. driesch
allg.] = brach; Rds. „äne d.
eije losse“ = einen links liegen
'assen; bes. ihn geschäftlich
boykottieren. Subst. Driesch-
ling [allg.] = Pilz; Driesch-
'ond [Güd.] = unbebautes
Land, als Viehweide benutzt.
Hierher wohl Ortsname Rentrisch.
Mhd. driesch. Nach Lexer I. 462
von dunkler Abstammung. Nach
Lothring. 103 von ahd. drisk
= lat. ternus in bezug auf die
Dreifelderwirtschaft.
Drimmel [Sb] = .stämmiger
Mensch.
dripse [Sb dribse, Sulzb. drebse]
V. == tröpfeln; „es drebst“ =—
es regnet tropfenweise; „wann’s
nore als drebst!‘“ [Sulzb.] sagt
man, um ein einigermaßen gehen-
des kaufmännisches Geschäft zu
charakterisieren; Zuss. Drebs-
bier [Sulzb.] n. == Tropfbier;
cf. Sudelbier [Sb]; Drebsnas
[Sulzb.] f. == Tropfnase. Adi.
drebsnaß [Sulzb.] = tropfnaß.
stärker drebsdronenaß, cf. bätsch-
naß [Sb]... Substantivbildung:
Dribs m. = ‚Tropfen: über-
drisseln — dumm
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tragen „ke Drebs“ [Uchtelf.| =
nichts.
drisseln [OMS] v. = ein
Vier umherjagen. Schw. 16.
Dritz [Eppelb.] = !/, Strang.
zf. Knak,
driwle [OMS] v. = zwischen
den Fingerspitzen drehen, rollen.
z. B. Fäden. Schw. 15, 1833
Drodel [drödel Kr. Ottw.] f.. ==
1, zopfartig gedrehtes Band von
Stroh, Teig für Kranzkuchen;
?, Haarflechte, der Zopf.
drollen v. 1. = sich fort-
machen, sich trollen; 2. [OMS]
= dick und ungleich drehen.
Schw. 16, 1833,
Drollhafen [Kleinbl.] = in
der Rds, „Hör auf mit deiner
Unart, sonst kommst du in den
D.!‘*“ So‘ sagt man Kindern
gegenüber; niemand aber weiß
vas der D. ist.
Dronkel [Sulzb.]| f. = Ge
schwulst; z. B. von Insekten
stich. Vergl. Brunkel. ,
Droschel [dröschel Sb; Güd..
Eppelb., Neunk.] fi. = Stachel
beere. In Sb heißt sie auch
Groschel, was auf den Ursprung
aus dem franz. groseille weist;
? Drosse |Eppelb., Neunk.].
Droufel [Kr. Ottw.] i1 =
Mauerkelle. Scholl 98.
Drudel |Sb] m. =. Kalfee-
satz. Zuss. Drudelbrih f. =
Schmutzbrühe. Adj. drudelig
= trüb, vom Wasser gesagt.
Drumm |[w. d. Theell| = 1.
große Säge; 2. Ende am Tuch-
stück.
Drümm |w. d. Theell =—
Mühlentrichter,
Drunkel [OMS 1833| =
Brunkel; S. dass. Schw. 17.
Vergl. auch Dronkel
Druschel |drüschel Wellesw.]
n. == dickes Kind. S. Drudschel
Drudsch, Drutschel [OMS 1833.
Sb, Sulzb.. Eppelb., Neunk.
f. = kurze, runde, fleischige
weibl. Person; Dim. Drutschel-
che; Adj. drutschelig [Sulzb
druchelig] wird von allem Nied
rigen, Dicken, Runden gesagt
5chwalb 17, 1833. :Eig. Kose:
form von Getrud. S, Els. Ill, 769.
In St. Joh. sagte man Drudelche
neben Drutschelche. Das Adi
drutschlig wurde in der Zuss
rund-drutschlig gebraucht,
dubere [Sulzb., Kr. Ottw.|]
V. = vor Aufregung mit kleinen
Schritten einherlaufen. Abl.
Duberloi [Sulzb.] = Spitz-
name für einen. der dubert
Scholl 99
Dubesije [Sb] n. = ein für
sein Alter kleines Kind.
Duchte |Sulzb.] = Schikanen;
z. B. „er hat mr schon alle mög
liche D. angedohn‘‘. _
ducke. refl. v. = sich ducken:
duck! duck! Ruf der Kinder
beim Versteckspiel, Subst.
Ducker [w. d. Theel] = Steiß-
fußtaucher; Duckent !Sulzb.T -
zleine Tauchente,
Duckes [Sb] n. = kleines
Zimmer. Dim. Duckesie.,
Ducksaal [Kr. Ottw., w. d. Th.]
= 1. Empore; Maschinen
gerüst [Eppelb.].
Duft [Eppelb., Neunk.] —
zauhreif.
Dullert [Völkling.] =— gut
brennender Ofen.
dumm adi. = dumm. Rds,
„der es so d. for met eme Bär
se danse‘* [Sulzb.] = tölpelhaft;
‚dumm wie Harz‘ [Sulzb.] —
dummele -— dusche
dumm wie Wagenschmiere; äne
d. on dermlich schla’n‘* [Sulzb.];
dummer von Rußhet (Rußhütte),
d. von Darle (St. Arnual) etc. =
gutmütig-spöttische Bezeichnung
für einen dummen Menschen.
Zuss. Dummbeitel |Dudw.,
Sulzb.] = Schimpfwort; Rds.
„der es met em D, geklobt‘“ =
sin dummer Kerl. Vergl. über
„Dummer“ die Arbeit von
L, Blatter „„Mundartl. Leben des
Saarbr. Landes‘, „Bergmanns-
°reund‘* 1908.
dummele . [Sb, Sulzb., Güd.]
Y. = sich eilen. Rds. ‚„daber,
dommel dich!‘ Sprichwort: „Der
Dummeldich hat den Hals ge-
brochen, der Langsame lebt
heute noch‘‘ [Kleinbl.].
dun [dün allg.] v. part. ge:
dön Sb == tun. Coni. Imperf,
„ich däd‘ Umschr. f. „„‚ich würde‘‘:
Rds. „mach dr nex se dun!“
1Sulzb.| = mach dir darüber
keine Gedanken; Subst. das
Dun in der Rds. „das is än
Dun!” [Sb]; Sprichwort: ..än
D., ob der Wolf ’s Schof freßi
oder dod lekt‘ [Sb|. = das
ist einerlei. Zuss. indun |Sb]
= ernten; abdun = I. ernten
[Wellesw.]; «2. „einen abkanzeln
"Sulzb.]; verdun [Sulzb.] =
verschwenden; dazu subst, Ver-
duner == Verschwender;adi. ver
dunerig == verschwenderisch,
sich erumdun [Sulzb.] = sich
bemühen. Subst, das Geduns
[Sulzb.| = vieles, unnützes
Wesen; Gedäds [Maybach] =
dass. „was € Gedäds!‘
Dunelder |Fürstenh.] = die
Hauhechel (Pflanze).
Dunsel [Sb] f. = ein auf-
geblasenes Weib. „e dummi D.!
Dupeh [Sb] nn, == Kopf. Dim.
Dubeche (dübeche) n. = fein
geschniegelte Frisur; frz. toupet.
Duppel [Sb| m. = einfältiger
Mensch.
duppern [Eppelb., Neunk.] v.
= sich eilen und dabei poltern.
Vergl. dubere. .
durchin und durchaus |Eppelb. |
adv. == Verstärkung von durch-
aus.
durchwackele [Sb] v. — durch-
hauen,
durchwickele [Sb] v. =
durchhauen.
Durchzug |Egpelb., Neunk. ] =—
Balkenträger an Zimmerdecken,
Durd [Eppelb., Uchtelfangen]
= Trespe, Unkraut im Ge-
treide,
dürfen v. Dazu Subst. die
Derf |Sulzb.] = die Erlaubnis.
Rds. „ich hole mr die D.!‘** =
ich tue es einfach, ohne lange
zu fragen, ob ich darf.
dürr [Sb duch, vor Vokalen
dur, der Sulzb.] adl. = dürr;
kds. „so d. wie e Schenel‘“
‚Sulzb.] = so mager wie eine
Schindel. Zuss. Dürhufe [Güd.|
m. = Dürrhauten. Vor dem
Einfahren des Heu’s wird das-
selbe auf Dürrhaufen gesetzt;
Durlips [Sb] m. = magerer
Mensch.
durschderig [Eppelb., Neunk.]
adl. = durstig.
dus [düs, Auersm., Saarbr..
Neunk.] = 1. still [Auersm.];
2. einer, der klein beigegeben
hat {Sb]; 3. dunkel, düster
[Neunk.]. Nach Lothr, 114 von
franz. douse, douce.
dusche [dusche Sulzb.| v. ==
zum Schweigen bringen. sowohl
Duschur — ehrlich
eine Krankheit als auch einen
frechen Kerl.
Duschur {duschür] f., in der
Rds. „emer gleich‘ en der D
sen‘. == leicht aufgebracht sein,
es stets eilig haben; „äne- in
die D. brenge‘‘ = einen in die
Wolle bringen. franz. toujours.
dusma [Sb, Sulzb.] adv. =
still, kleinlaut. franz. doucement.
S. dus.
dusper |OMS 1833] =
Jüster, dämmerig; Schw. 18.
dusten |OMS 1833] =
tuschen, vertuschen. Schw. 18.
Veregl. dischte.
duttere [Saarbr., Sulzb.] v. —
1. sausen, vom Öfen gesagt:
2. eifrig im Spiel herumlaufen
e rechter Dutterer!
dutzen [Sb, Eppelb.] v. =
‘kopfstecken ; 2. anstoßen.
Duwel [Sb] = alte Münze,
2 Pfennige. Rds. „er is noch
ke scheeler D. wert‘ = keinen
Pfifferling wert! „hunnert for e
DD!‘ == ich wette hundert gegen
eins! Wohl.von Doublone,
Düwel [Neunk.] = Klötzchen
zur Befestigung der Wand-
leisten.
»
nn
-
zn
er
I]
11
E [allg.] = Buchstabe e. Die 1. = Egge. Zuss, Wiese-ee
Verdoppelung desselben ee (Ton [Sulzb.] = Rasenegge. Verbum
auf dem 2. €) ist Interj. mit der Eje [Sb ehe, Sulzb. &ie, ee
Bedeutung „nein‘‘ [Sb]. Bischm.] = eggen. Davon
eb [eb Sb, eb Sulzb.] coni. Subst. das Ee-e [Güd.]. Zuss.
= ehe, ob, Voree-e == letztes Eggen vor
eben I |&we Sb, Sulzb.] adj. dem Säen; Iweree-e == Ein-
= eben. Dazu Aweneng [Sulzb.] eggen der Saat; Usee-e ==
; == Ebene, „of der Ä!“ auseggen; Zwerchee-e = das
ebes [Sb, Sulzb., Schiffw.! %. in Querrichtung.
pron, = etwas. Sprichwort Eel I [Sb, Sulzb., Eppelborn
’s is nix so schlimm, es is for Neunk.] subst. = 1. Elle: 2. Aal.
ebes gut [Sb]. Das Wort wirc nn
auch adverbial gebraucht: „das PP ne de a
kon sich emol ebes ‚vergigele“ 17h. Ausdrücke für langsam
(Sulzb.] — das kichert an- ng ‚Schnell beim Seilhüpfen
dauernd. va .
echdeme [£chdeme Rentrisch] ehe [Sb eh6] interj. = aha
— atmen. Gramm d. Saarbr. Mda. 5.
echtnig [Wellesweiler] adi. = ehnder [Sb, Sulzb.] adv. =
acht. eher.
Ecker [Sb] = Buch- und ehiwe |Dudw.] adv. = hüben
Eichelmast. ; Ehrhalm [w. d. Theel| subst.
ederig [Sb] adj. = ader- == Erntehahn, Strauß.
gleich, krankhalt. ehrlich allg. ehrlich. Sprichw.
Ee ISb. Fech.. Kleinbl.. Sulzb.1 „Jo. dr ehrlich hat die Geiß
Eidechs — Elle
gestohl!‘*. [Sb. Sulzb.| sagt man.
wenn man die Ehrlichkeit je-
mandes anzweifelt.
Eidechs [Sb Edechs, Kleinbl-
Idechs] f. = die Eidechse.
Saarbergm. bezeichnet Eidechse
ainen niedrigen Holzwagen.
eichelgesund [eichelgesond
Sulzb.] adj. — gesund wie eine
Zichel. Vergl. .,gesond wie
die Holzäpel*.
eielig [eijelig Sb] adj. == ein-
ältig, verzärtelt.
Eiertuke [eiertuge Sb] n. =
Sitte an Ostern: Die Knaber
schlagen mit den ihnen ge
schenkten Eiern aneinander. Der,
dessen Ei zerspringt, hat es
verloren.
eierwohl [OMS 1833, Sb|
adv. = doch nicht. Nach Schw.
aus „ei en wohl‘ entstanden;
.en“ ist mhd. Negation.
Eilespigel, in der Rds. „er
spielt wie der Eilespichel‘“ =
sagt man von einem groben oder
grausamen. Menschen.
eilings [Sb] adv. = eilig.
Einbruch [Saarbergm.], in
Einbruch schießen = freie
Flächen .durch Schießen her-
stellen.
einmehren s. anmehren,
Einschank |enschank Sulzb.|
m. = Schanktisch.
eischt [eischt Sulzb:] adv. —
rgend, äußerst.
Eise I [ise Güd.. eise Saarbr..
eise Sulzb.] n. =- das Eisen.
Rds. „jemand (Dat.) scharf ul
die Eise gehn“ ‚= jemand
tüchtig heranholen, zur Arbeit.
Zuss. Grudelise, Stockise
[Güd.] = Schürhaken; Eise-
gall [Sulzb.. Neunk... Eppelb.1
= eisenhaltiges Gestein, Rasen:
eisenstein, Landerz.
.Eise II [älteres Kinderlied Sb]
— Schreckgestalt; mhd, egese,
zusammengezogen eise =
Schrecken, Schreckgestalt. Ein
Kinderlied lautet:
„„.Endres, Bendres, bubizi,
Was de nit kannscht. das will
ich dich lehre! .
Eise, Bäcker, Tellerlecker, Munk!
[s. d.]
Klink, klank. Gläschen aus!“
Das Kinderlied verspottet einen
Faulenzer, der gern trinkt.
. ejaus [ejus St. Arnual. ejaus
Sb, eious Sulzb.] adv. = hier
außen, draußen.
eiinne [ejinne Sb, ejen Sulzb.
adv. = hier innen, drinnen.
ejiwe [ejiwe Sb, Sulzb.| adv
= hier üben.
ejowe [Sb, Sulzb.] adv. ==
oben.
ejune [Sb, Sulzb.] adv. —
unten.
Ekel [Sb] m. = unangenehmer
Mensch; verstärkt Landekel.
Ekoli [Dudw.| — Wegelagerer
Bettler.
ele [Kr. Ottw.] adj. und adv.
= gewaltig, schrecklich. schauder-
haft. - Nach Scholl 99 zu mhd
subst. ellen.
Elend n. = 1. das Elend;
2. Gerede; „mach doch nit so
viel Elend doher !“ Zuss. Elenklo
lelenklö] ff. == armseliger
Mensch.
elf [elef Sb, Sulzb.] = Zahl-
wort elf; ahd. einlif.
Elle [elle Sb, Sulzb.. Sb auch
Ele und ellere| n. == Heimweh,
Verlangen, Sehnsucht, „’s Elle
han“ SS elle
PI1-
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ver
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ach
‚eh,
Ne
elle
elle [ele Sb, Sulzb., Gersw..
Völkl., Sb auch :&le, elere Sb,
Sulzb.| v. = Heimweh haben.
sich grämen. „Das Kind elt no
de Mutter“; auch von der
Stute, welche nach dem Füllen
wiehert, sagt man, sie „ellt‘‘.
Das Verbum und das Subst. ge-
hören wohl zu dem hd, „‚Elend‘‘,
das ahd. elilenti lautet und
„anderes Land“, Fremde, Leben
in der Fremde, Verbannung be-
deutet. Daraus hat sich die
Bedeutung „Not, Trübsal“ ent-
wickelt, Lexer I, 539.
Eller [Sb, Sulzb.] f. = die
Erle, Zuss. Ellreholz = Erlen-
holz, Flurname „am Ellere-
grawe“ [Sulzb.], „of em Eller“
"Dirmingen].
Els I [els] m. = Wermut.
Els ]I [Sb,. auch Elsbet] nom.
propr. = 1. Elisabeth; 2. altes
Weib, weineıliche Person. auch
Flennels.
Elwetridsche [Sb, Sulzb.] pl.
. = in der Rds. „Elwetridsche
jange“, die man auf die neu-
gierige Frage: „Wo gehst Du
hin?“ gibt. 1. Die, E. sollen
[in Sulzb.] Tiere sein, die man
zur Nachtzeit mit Sack und Lich:
fangen kann. In dem Wori
steckt als erster Bestandteil
höchstwahrscheinlich das Wori
Alb, Elb. Die Elben sind nach
Golther,. Germ. Myth. 1894.
S. 122ff; Naturgeister. 2. E.
sagt man in Sulzb. auch zu
Kindern und albernen Personen,
Ueber das Wort hat auch schon
Grimm in seiner Mythologie ge-
handelt. S. Grimms Myth.
S.. 249 und 521. Im Wörter-
buch der elsässischen Mundarten
Bd. IL 769 werden auch die
— Erd
beiden Bedeutungen .1. und 2.
angegeben und Wassergeiste:
darunter verstanden. .
Embiir [Sb, Sulzb. embir] f. —
Himbeere. Zuss, Embiirekreit
sche [Sb] = Reseda.
enanner [enaner Sb, enaneı
Sulzb.] = einander. In den Zuss.
enannerno (enanerng) adv. —
unmittelbar; enanerno mache —
ohne Unterbrechung weiter ar-
beiten; miteninzichenaner [Sb]
= alle insgesamt.
enaus [Sb] adv. = hinaus.
Eng [Sulzb.] f, = die Enge.
Auch Ortsbezeichnung, Stelle. an
der ein Tal sich einengt.
enin [Sb] adv. = hinein.
eniwer [Sb] adv. = hinüber
Enkel [Sb] m. = Fußknöchel.
entspäne [Sb] v. = ein Kind
entwöhnen. ;
enuf [enuf Sb, enof Sulzb.]
adv. = hinauf, Zuss. enufzus
— hinauf. .
enuner [Sb] adv. = hinunter
Epich [Sb, &wig Auersm.] m
= Efeu,
er pron.; allg. = er; Gen.
vun ihm, Dat. ihm, Acc. ihne —
ahd. inan.
eraus [eraus Sb, erous Sulzb.]
adv. = heraus. Zuss. do-erous-
zus [Sulzb.] adv. =— in der
letzten Zeit.
Erbs f. — die Erbse. Rds‘
„der hat noch nit so viel Ruh
wie en Erbs in der Quall“
"Sulzb.] = d. h. sehr wenig,
„ich han em gewies, was 3 Erbse
for e Brih gen“ [Sulzb.] = ich
habe ihn verprügelt.
Erd [&rd Sb. Sulzb.] f. = die
Erde. Zuss. Erdsbodem m. =
Erdboden; adj. erdewohl
sehr wohl.
ererscht — fahre
ererscht . [Sb] adv. == kurz
vorher.
erimwurwele [Guichenbach] v.
_ die Gartenerde beim Graben
bearbeiten. cf. raljole.
erin [Sb] adv. = herein,
erinwutsche [Sbr v. =: herein-
schlüpfen.
eriwer [Sb] adv. = herüber.
Erker [Sb] subst. = Fleisch-
mulde.
erkowere [Sb, Sulzb., Kleinbl,
Kr. Ottw. erkuwere}] v. = I.
erwerben, erringen. 2. rcfl. =—
sich erholen, Vom mlt. recu:
perare (nach Mitteil. des + Prof.
Frank in Bonn); vergl. engl. to
recover.
erkreje [Kr. Ottw.] v. refl. —
ein gesunderes Aussehen an-
ı1ehmen.
Erschtling [Güd.] = Kuh, die
las erste Kalb hat.
eruf [Sb eruf] adv. = herauf.
erumdeie [Sb1i v. = herum-
lenken. i
es [eß Neunk.] conj. = ob.
eso [Sb] adv. == so
Etzel [Sb] f. — eingezäuntes
Grasstück; vielleicht zu mhd.
etze fi. = Weideplatz.
eweg [ewek] adv. = hinweg.
eweil [Neunk.] adv. = jetzt.
Ewer [ewer Fech., ewert
Bischm.,Kleinbl., äward Fürstenh. |
m. = Eber, männliches Schwein.
Ewerdorf s. Dorf.
Ewerluft [Sulzb.] f. = die
von oben kommende, die hoch-
ziehende Luft, Ostwind. Weiter-
regel: „Es gebt gut Wetter, mr
han die E.“ .
ewig in der Rds. „ewig un
drei Dag‘“ {[Sb| = sehr lange
Ewig s. Epich.
exdere [extere Sb, egsdere
Sulzb., eksere Kr. Ottw.] v.
foppen, quälen. S. eise Il.
Exkiseh [egskise Sb] n. =—
Entschuldigung; for Exkis =—
zum Vorwand [Sbl; Zuss. Ex-
kisehkerbche [Sulzb.] n. = nur
zum Schein mitgenommener
Gegenstand bei Besuchen, z. B
ein Körbchen, frz. excuser.
exprä [St. Joh.] adv.
aigens. frz. expres.
EL
ö Fä s. fü'e.
Fadem |Sb, Sulzb., Uchtelf.]
m, = der Faden. Rds. ‚sich
in de PFadem lee“ == Sich
jügen; mhd, vadem.
Fadutz [Sulzb.] = Verdrossen-
heit, Trotz.
jä’e [fee Sb, Sulzb.] v. =
fegen, insbes. Gemüse; refl., von
der Kuh gesagt: die Nachgeburt
abstoßen. Subst. Fä [f&] fi. =—
Nachgeburt der. Kuh: Fäiert
’"OMS] == Kehricht. Schw. 20.
Fahl [Bischm., Eppelb., Neunk.)
if. — Falbe, bunte Kuh; auch
als Anrede für die Kuh. z. B
.hü, Fahl!‘“
fahre [färe Sb, Sulzb.] v. ==
fahren. Insbesondere der Hirt
„‚fahrt‘“ in’s Feld; der Bergmann
„fahrt‘“ in’s (Abbau) feld, wie er
schon seit Alters in und aus der
Grube ‚fahrt‘, er „fahrt an‘ —
er geht zum Arbeitsort. Zuss
Fahrt -— Fasenacht
ırt
an
er
{er
vorfahre; auch bergmännisch.
Dazu subst. der Vorfahrer —
ein die Strecken nach ihrer Be-
“ahrbarkeit Untersuchender.
Fahrt f. — 1. Fahrt; 2. Ein-,
Durchfahrt; Torfahrt ist die
örtliche Stelle dafür; von der
Straße geht die „Fahrt‘“ in den
Hof. So wird in Neunk, auch
der Hof vielfach Fahrt genannt.
Bergm. ist Fahrt die Gruben-
leiter. In einem Bergmannsliede
heißt es: „So eilen wir mit
frohem Sinn die steilen Fahrten
nieder‘‘.
Fahrz [Sb] = Huppe (aus
der Schale von Weiden- oder
Pappelholz). Mhd. varz == Furz.
Bauchwind.
fackeln [OMS 1833] v. =
sich unstät bewegen, figürl. un
stät sein. Subst. Fakler,
Fakelhaus = ein leichtsinniger
Flattergeist, ein unstäter, unzu-
verlässiger Mensch, Schwalb 19
falle v. == fallen. Insbes,
die falle(nd) Kranket |Sb,
Sulzb.] f. = die Fallsucht.
Subst. Fall m. = der Fall.
Zuss. Infall m. Einfall. Rds.
[nfäll han wie e alter Backowe
=— dumme Einfälle haben; Ab-
fall m. = der Abfall; Rds. Ab-
fälle krie'nn = Schläge bekom-
men; Fallbrick [Sb] f. = die
Fallbrücke. Rds, „das do gebt
e F.!“ sagt man,. wenn ein
Gegenstand nicht fest liegt oder
steht.
falliere [Sb] v. == fehlen
ausgeben.
fange v. fangen. Das Passiv
„gefang wer’e‘“ hat den beson-
deren Sinn „etwas geschenkt er-
halten‘. Nach Lohmeyer, Kultur-
kundlich interessante Kinderlieder
und -spiele aus der Saargegend
etc., Z. f. rhein. Volksk. 1911, 46
rührt die Rds. von einem früheren
Geburtstagsbrauch her, die Gaben
in ein Strohseil zu wickeln, mit
dem man das Geburtstagskind
ımwand. Das soll an das
Schicksalsseil der Nornen erin-
nern. Subst. Fäng [Sb, Sulzb.]
F pl., in der Rds. „sei F, krie’n“
— seine Prügel beziehen; Fäng-
ies [Gersw., Güd.| == Fangspiel
Fakter [Sb] m. = Faselhans.
Nohl von Calfaktor abzuleiten.
Farrewadel [Sb] = Ochsen-
ziemer.
Fas [(fäs Sulzb.] f. = Faser,
“Jeischsehne, Adi. fasigy —
sehnig.
fascheh [fasch& Sb früher]
adi.: = ärgerlich; franz. fächeux.
Fasem [fäsem Auersm.].. =
Faden.
Fasenacht |fäsenacht Sb, fase-
1ächt Sulzb., fasenat Kleinbl.
'asent Neunk., fased Uchtelf..
S3aarbr. auch plur. fäse] f. =
7astnacht. Die Fastnacht wurde
rüher als Puppe begraben. Zuss.
7asenachtsgesicht [Sulzb.] =
„arve; Fasekichelcher =
Fastnachtskrapfen; Fasebotze
= Vermummte an Fastnacht;
Rds. „er hot mäh Arwet wie die
Donn am Fasenacht‘‘ [Welles-
weiler]; „henne no gefotzt [ge-
[ötst] kome wie die alt Fase
nacht‘ [Sulzb.|
Fastnachtslieder:
's is Fasenacht, ’s is Fasenacht.
Die Kichelcher sinn geback.
Eraus demit, eraus demit,
Mr stecke se in de Sack!
[Sb, Sulzb.|]
Fassel
Fas, Fas, Fasenachtstas,
Alle Jahre Fasenachtsfas!
[Sulzb.]
Mhd. vasenaht.
Fassel [Bischm.| = Zucht-
stier.
Faß n. = Faß. Fruchtmaß.
.n Neunk. 3 Faß ungefähr 1 Ztr.,
ei Hafer; in Güd. 1 Faß 30 Pfd.
Fatze [Sb, Sulzb.]| m. =
zroßes Stück, z.B. „e F. Fleisch‘.
faudele [Sb, Sulzb., Uchtelf.|
/. = betrügen, bes. beim Spiel
Subst. Faudeler, Faudelerei.
faul [ful Kleinbl., foul Sulzb.
jaul Saarbr.] adi. = faul. Zuss
mischtfaul, batschfaul [Sulz
bach], von den Kartoffeln ge
sagt. Subst. Fullwomsch
‚Gersw.| = fauler Mensch
Faulweiwersupp [Sb] f. =
eine einfach zu bereitende Suppe
Brot wird in Scheiben geschnitten,
Salz und Butter drauf, mi
kochendem Wasser übergossen
Subst. Faullenzer |Saarbergm.'
pl. = Fangeisen, vielfach in ein-
'allenden Strecken angewandt.
Fax |Sb| m. = I. Der erste
der Brauburschen; 2. Geck,
Jomp. Allfax =-völliger Geck.
Faxe [Sb] pl. == Possen, Aus-
lüchte; Rds, „mach ke Faxe!”
Verstärkung Fixefaxe. S das
Vorige.
Feder [feder Sb, Sulzb.. fädder
Dudw., Uchtelf.] f. == Feder
Rds, „ge F. in die Luft blose‘
[Dudw.. Sulzb.] = übermütig
aller Sorgen ledig sein. Comp.
läderstock [Uchtell.] = Feder-
halter; Fäderreesie [Sb, Sulzb.”
n. = die niedrige Federnelke
Verbum fädere in der Rds.
wan ich dich verwitsche. do
Feuer
haschde dich gefädert‘* |Sulzb.]
== wenn ich dich erwische, geht
es dir schlecht.
Feetz [Sb., Güd.] m. = dummes
Zeug. ;
ieetzele [Sb] v. == nörgeln,
Subst. Feetzler; adi. feetzlich
"Sb, Sulzb.]. In Sulzbach da-
neben noch peetzelich, penzelich.
Schwalb 20 gibt für 1833 auch
die Form fänzeln f. d. Verbum
an. Compos. Gefeezel [Sb]
n. = 1. Nörgeln; 2. Fasern, die
z. B. in der Suppe sind. Fänzeln
nach Schwalb 20, 1833, ehe-
mals und ‘hie und da noch =—
Tuchlappen.
Fehrscht [ländlich] fi. — die
Ferse.
Feldratzert [Dudw.] = Feld-
raube.
Fensel [Sulzb.] n. = Füllsel
Ferger [MS 1833. Sb] m. =
Fährmann.Schwalb20.Mhd.verge.
ferm [Sb] adi. = fest. kräftig:
lat. firmus.
fernhalwes |St. Joh.] adv. —
aus halber Ferne.
fernse [Sb] v. = von ferne
gesehen schöner aussehen.
fertig, in der Rds. „er 1s
fertig bis uff’s Leime“ [Sb] =
er sitzt auf dem Trocknen.
fett adi. Compos. weißlett.
spetzfett [Sulzb,] = mager,
humoristisch ausgedrückt; fett in
übertragenem Sinne auch — he-
trunken.
Fett subst. in der Rds. „sei
Fett krie'n“ = Schläge be-
kommen [Saarbr., Sulzb.].
Feuchtläppchen [feichtlebche
Sb] n. = einer. der gerne trinkt.
Feuer [fi-er Güd., Kleinbl..
fir Bischm., feijer Sulzb.] n. —
das Feuer: wild Feier [Sulzb.
fimmere — Flade
n
‚|
c
3
CA
1
mn,
in
a1
CC
xt.
1
Gersw.] ältere Bezeichnung für
sine Hautentzündung; saarberg-
männisch ist F. = Schlagwetter.
Rds. „am F. schaffe“ [Sulzb.] =
als Hüttenarbeiter, wohl am
Hochofen, schaffen; „’s heilig
F. soll dich firesse!‘“ [Sulzb.] =
Verwünschung; „wo Raach es.
es aach F., saat dr Oulespichel,
do hat er of de Herd gescheß“
[Sulzb.]; „awer do war F. em
Dach“ [Sulzb.] — da brauste er
auf, weil seine Geduld zu Ende
war; „so leit’s doch net em F.“
= so eilt es nicht. Compos
Fiksfeier n. == Streichholz;
altes Spottliedchen: „Knedel-
baier, Fixfeijer, drei vor €
Kreizer!‘“ [Sulzb.]; Rds. „der es
wie Fix f. n. == schnell erregt;
rod Fiksfeierliesel oder
‚schachtel [Gersw.] = Frauens-
person mit roten Haaren. Verbum
zufeiere [Sb] = zuschlagen.
von der Tür gesagt,
fimmere [Kr. Ottw.] = flim-
nern, funkeln. Scholl 102.
Finger ‘in der Rds. „alle
ringersch lang‘ [Sb] = ieden
Augenblick.
fini in der Rds. „fini saat der
Kihner‘‘ [Sb] = sagt man, wenn
man mit etwas fertig ist. Kühner
war ein Totengräber, der so zu
zagen pflegte. Franz. fini.
finklich [Sb] adi. = empfind-
lich.
fintzig [Kr. Ottw.] adj. schwer
zu behandeln, empfindlich.
Firkelna’l [Eppelb.] = einer
der großen Nägel im Langbaum.
firnen [OMS 1833, firnze Sb]
v. = alt schmecken. bes. vom
Wein.
Firzel s. Doktor Firzel. ;
Fusch [Güd.] m. pl. fisch =
der Fisch.
Fissäl [Sb, Güd., Sulzb.] n. —
Bindfaden. frz. ficelle. Komp.
Schnerrfissäl [Güd.] = Kordel
am Riemenende der Peitsche.
fissele [Sb, Güd., Sulzb.] v. —
ı. nach etwas suchen; 2. fein
regnen.
Fissem [Sb, Sulzb.] pl. fisseme
= feines Fädchen. Vgl. mhd.
viseln pl. = Fasern, Fransen
fissere [Sb] v. = fasern.
fitschele ' [Sb, Sulzb.] v. =
Äingern, fuchteln. Subst. Ge:
fitschels, n.
fitze [Sb] v. = schnell be-
wegen.
fix adi. = Schnell. Subst.
Pixhelzje [Sb] == Streichholz;
Fixfertig [Gersw.] = der
schnelle Arbeiter; Fixfeierliese]
s, Feuer. Nach Windekilde 190
von ahd. fizes, fizus — gescheit.
flaase [flahse Sb ält. Spr.,
flase Sulzb., fläse Kr. Ottw.] v.
= wohlgefällig lachen, vor Ver-
gnügen prahlen, heimlich grinsen
(mehr schadenfroh).
flabe [Sb, Kr. Ottw.] v. = 1.
schlagen; 2. herumschlendern.
Part. adj. geflabt [Sb, Sulzb.,
Kr. Ottw.] = närrisch.
Fiab [flabe m. Sb, flab f£
Sulzb.] = 1. Schlag; 2. großes
Stück; flabig [Sulzb., Dudw.] =
närrisch, täppisch.
Flabes [Sb; Sulzb., Güd., Kr
Ditw.] m. = täppischer Mensch
flacker [OMS 1833, Sb ält.
Spr.] adj. = sehr hell, OMS nur
vom Wein. Schwalb 21.
Flade [fläde Sb, Sulzb., fläre
Güd.] m. = 1. Kuchen; Comp
Kirscheflade etc. Die betr.
Fladen wurden aus dem PResi
Fläm — flitsch
des Brotteigs hergestellt. Vergl.
Flammkuche. 2. in dem Comp.
Kuhflade = breit hingefalleneı
Kuhmist; 3. plump roher Mensch,
Fläm [MS 1833, flöm Sb.
Sulzb.] ££. = dünne Haut, z. B.
im Ei, auf der Milch etc. Ueber-
tragen: „es is mr grad wie e
Fläm vor de Auwe‘ = ich
habe Flimmern vor den Augen.
Der Plural bedeutete 1833 den
dünnen Teil des Leibes, die
Weichen. Schwalb 21. ;
Flametsch [Sulzb., w. d. Th.]
= Flammkuchen, ganz dünner
aus Brotteig; Rds. [Sulzb.] „brät
wie e Fl.“. S, Flammkuche,
flämme [fleme Kr. Ottw.] v. =
spöttelnd die Zunge zeigen;
nordwestl., in Mitte und Ööstl.
stark rauchen.
Flammkuche [St. Joh.] m. =
Kuchen, der aus dem Reste des
Brotteigs hergestellt wurde, wenn
das Brot gebacken war.
Flänsch [flens Sb, Sulzb., Güd.,
Kr. Ottw.] f£. = 1. Mund, vor-
stehender. Rds. „e Flänsch mache“
= unzufrieden den Mund ver:
ziehen; 2.. dick aufgeworfene
Lippe. Mkd. vlans = Mund,
Maul. Vergl. flaase, Scholl 104.
Flarre [Sb, Kr. Ottw. flär] f.
= breites Stück, Schmarre,
breite, geheilte Wunde. Nach
Scholl 103 aus mhd. vlarre.
Fläsche [Sb, Wellesweiler]
plur. = Kürbisse.
flatsche [Sb, Sulzb., Eppelb.,
Neunk.] v. = 1. schlagen;
2. mit schwerfälligen Tritten
gehen; 3. mit schweren Flügeln
schlagen. Subst. Flatschnickel
= schwerfälliger Mensch; Adji.
flatschig [Sb, Sulzb.] == grob-
täppig. Subst. Flatsch. Flat-
sche m. = 1. plumpe breite
Masse; 2. wohl f. schwerfälliger
Mensch; flatsch! [Ottw.] interi
bei einem klatschenden Geräusch.
flättre [MS 1833, Sb] v. =
flattern. Schwalb 22 gibt an:
fliegen und fliegen machen,
heftig und mit Verachtung weg-
werfen, fortiagen.
flanzen, flanzeln [OMS 1833]
= mit breit gezogenem Munde
und stark vorblickenden Zähnen
lächeln. Subst. Flanzer und
Flanzler, verächtlicher Aus-
druck. Schwalb 21. Lothring.
1.64 flansen vou mhd. vlans ==
verzerrter Mund. 5. flaase.
Flattuse in der Rds, Flattuse
mache [Sb] = ‚schmeicheln. Zu
franz. flatter.
Flaus[w.d. Theel}=—Kornsense.
flecke [Sb] v. = vom Fleck
kommen.
Fledermaus [Bischm., fleder-
mus Auersm.] == Schmetterling.
Flehpeter [Sb, Sulzb.] m. =
Flöhpeter, einer, „der die Flöhe
husten und das Gras wachsen
hört“, feiger, energieloser Mensch.
Adi. flehpeederig.
Fleisch. Compos. Fleischdag
[Kr. Ottw.] m. = Fleischtag, an
dem beiderländlichenBevölkerung
Fleisch gegessen wird, Donners-
tag; Fleischblum [Sulzb.] f. —
Wiesenschaumkraut.
fleiße [Kr. Ottw.] refl. = sich
sputen. Scholl 104.
Flensch s. Flänsch.
Flikmehl [fligmel Sb] n. =
Kopfschuppen.
Flimmercher s. Blimmercher.
Flitig [Sb, Sulzb., fliting
Auersm., flitling Kleinbl.] m. =
Flügel der Vögel. SS. Flitsch.
Flitsch !flidsch Sb. Fürstenh..
flitsche — fowele
fitsch Sulzb.] m. = 1. Flügel: Feecher = Landstreicher.
2. Flurname, hochgelegenes freies Fochdeler [föchdeler Bischm.]
Feld bezeichnend [Sulzb.]; 3. = Bettler. .
Augenlid - [Fürstenh.]; 3. ge Fochmühle [Kleinbl.] = Mühle
wöhnlicher Morgenrock. Dim. zum Reinigen des Getreides von
Flitschel [OMS 1833] = alles, der Spreu nach dem Dreschen.
was leicht fliegt, daher auch = Focht in der Rds. „frei F. ha’n‘‘
leichtes, dünnes Zeug oder [Sulzb.] = nach Belieben schalten
Kleidungsstück, Schwalb 23. und walten können.
flitsche [Sb] v. = flitzen. Fodel [Kr. Ottw.] m. = alter
wegschleudern, mit den Fingern Lappen. Adj. fodelig == zot-
knallend in die Backen kneifen, lig, zerfetzt; v. fodele = einen
Compos. Flitschbo’e [flitschbje] nachlässigen Gang haben.
m. = Flitzbogen, Follement [Bischm.] n.
Flok [Auersm.] m. = der Fundament.
Floh‘; s. Flehpeter, Fonzel [Kr. Ottw.] f. =
fouse [Sulzb.] — v. schlagen, Schimpfwort für Frauenspersonen
prügeln. . mit ziemlich unbestimmter Be-
MNözen [Sb, Neunk.] v. = deutung, „leichtfertig, charakter
Sand anschwemmen; „es hat los“ usw.
gefleezd“ sagt man, wenn der forgleicheviel [St. Joh.] adv.
Regen Sand in einer Gosse an- = für nichts; z. B. ich geb doch
geschwemmt hat, nit for gl. Geld aus!
flube [Sb, Sulzb.] v. = baf- forhapt [forhabt Sulzb.] adv
fend rauchen. Subst. flub f6.—= = vor allem; z. B. „on vorh
1. Tabakpfeife, Zigarre. Subst. du!“
Fluber m. = Raucher. Fotz [Kr. Ottw. föts] fi. —
iludere I [Sulzb.] v. = durch- nachlässige Frauensperson. Siehe
prügeln. fotze 1.
fludere II [Kr. Ottw. nordw.] fotze I [fgtse Kr. Ottw., Sulzb.]
V. = flattern. Nach Scholl 194 v. = umherschlendern; Rds.
aus mhd. fludern. „henne no gefotzt komme wie
Fluk [OMS 1833, Sb] = die ald Fasenacht“ [Sulzb.]
Milzbrand. Subst. Fotzer [fohdser Gersw.]
Flunjet [Kr. Ottw., östl. und = einer, der sich draußen plan-
im Mittellande] m. = Flegel. los herumtreibt; 2. einer, der
Lümmel, *aselt, s. fotze II.
Autsche [Sb, Neunk.] v. reil. fotze II [fötse Auersm., faozeln
- 1. entwischen; 2. sich hin- Kleinbl.] v. = dummes Zeug
rekeln; 3. durchhauen. Subst. reden. Subst. Footzer, Faoz-
Flutsch f..= Person, die sich ler = Schwätzer,
steif und faul benimmt. fouschdere -[Kr. Ottw. fousch-
Foch [Kr. Ottw.] f. = das dere] v. = mit der Faust, Hand
schwelende Lampenlicht. „ordentlich“ schlagen, ;
foche [föche Sulzb.] v. — im fowele [Sb, Sulzb., Kr. Ottw.
[Land herumfegen. Subst. {fowele] v. = faseln.
Fraa — Fuchs
Fraa [fra Sb, Sulzb.] fi. =
Frau. Compos. Hädefraa =
Zigeunerin.Frauhärcher[Eppel-
born] = Weidenröschen; Frau-
schühgelcher = Orchis.
irabase s. Bas.
irachema [frächema Sulzb.]
adv. = freiweg. Franz. franche-
ment.
Frahme [Sb ält. Sprache] =
kurzes Messer, das fest im Stile
steckt.
Fransele [Sb] f. pl. = PFransen.
Fräsem [fräsem Sb, Sulzb.]
m. = Milchschorfausschlag.
Compos. Fräsemkraut [Sb ältere
Sprache] n. = Kraut, das zu
einem Tee gegen Fräsem dient.
Wohl zu mhd. adj. vreissam =—
vreislich — entsetzlich.
iräschderlich s. fräschlich.
fräschlich [Kr. Ottw., östlich
und Sb, Sulzbach auch fräschder-
lich] adi. = 1. schrecklich,
fürchterlich; 2. ungestüm. auf-
yeregt.
irech adi. = frech. Rds
„frech wie der Dreck am Wäg‘‘,
wie die Grend, wie e Grendlous.
ireene [Sulzb.] v. = frönen;
„em Wald freene‘ == Strafe
wegen Holzfrevel durch Arbeit
im Walde wettmachen; früher (bis
in die neueste Zeit) mußten die
Leute in den Landgemeinden
auch an den Wegen „freene‘‘.
Daher heißt eine Straße, die die
Einwohner von Scheidt zu unter-
halten hatten, „die Schädter
Freen“. Fron, Freefäler
{Fronielder) Flurnamen in Auers-
macher.
iremd adi. — fremd. Rds.
„do sen ich gonz fremd“ =— da
kenne ich mich nicht aus;
„fremd mache“ = Arbeit auf-
sagen (Gesellensprache)
Fribche [Dudw., - Sulzbach,
Neunk.] n. = 1. Betrüger;
2. Windbeutel. Rds.. „Städter
Fribche!“ franz. firipon. Spitz-
bube.
frickeln [irigele Sulzb., Eppelb. ;
frekele Raßw.] v. = 1. sich an-
schmiegen; 2. sich zusammen-
kauern. Rds. „sich delangs fri-
gele“ [Sulzb.] = sich um eine
Verpflichtung drücken; „sich
dorchfrigele“ [Sulzb.] == sich in
schlechter Zeit recht und schlecht
fortschaffen.
Fries [Neunk.] m. = Wiesen-
wärter. Der „Fries“ ist der
Mann, der die Wassergräben in
den Wiesen macht mit dem
„Friesebeil“, und ein Vor-
zesetzter ist der „Friesemaier“
oder „Friesemeister“. (L. Blat-
ter, Das mundartliche Leben im
S. L.“, Bergmannsfr. 1908)
mhd. vriese = Damm- und
Schlammarbeiter.
frisch adi. = frisch. Rds,
„das is lang frisch“ [Sb] =— das
ist gut genug. Compos. frisch-
lachdig [Sulzb.] adj. = in’s
Frische spielend, „es is so f.
heit“. Verbum frischiere Sb,
Eppelb , Neunk.] v. = 1. frisch
machen; 2. frisieren.
Frissel [Sb] = feiner Aus-
schlag. ;
Fuchs m. = 1.’ der Fuchs.
Rds. „roder Fuchs“ == Rot-
haariger. Kinderreim: „Roter
Fuchs im Hinkelstall, freßt die
rote Eier all. die‘ weiße laßt er
Fuchtel — futteraschiere
3r
ie
leie“. ([St. Joh.]; „sich de F.
om Mischt ziehe“ [Sulzb.] =
sich die Schlange am Busen
nähren; „die Fichs koche Supp“
[Sulzb., Güd.] = so sagt man.
wenn aus Waldtälern Nebel —
ein Zeichen des Weiterregnens =
aufsteigt. 2. [Saarbergm.] Un:
ebenheiten im Bohrloch. Comp
Fuchsschwanz [Sulzb., Neunk.]
= 1. kleine Säge; 2. [Neunk.]
rote Melde,
Fuchtel [Eppelb., Neunk.] =
Fuchtel, Herumstreicherin.
Fudel [Sb] = unsauberes
Frauenzimmer; franz. futil.
fudere [Sb, Sulzb.] v. =
Auchen, wettern, schelten. Nach
Lothring. 178 franz. foutre als
gemeines Fluchwort.
fudschle [Sb] v. = pfuschen,
im Spiel betrügen.
fuggere [Sb] v. == handeln.
Compos. abfuggere = ab-
handeln; verfuggere = ver-
handeln. Vielleicht eine Erin-
nerung an das Kaufhaus Fugger
in Augsburg.
Fuhr [für allg.] f. = 1. die
Fuhre, bespannter Wagen und
Wagenladung; Rds. „mit dem is
ke grad Fuhr se fahre!“ = mit
dem ist nicht auszukommen.
2. die Ackerfurche; Dim. Fihr-
che [firche Güd.] n. = schmaler
Weg zwischen den Gartenbeeten.
Compos. Fuhrstän [Güd.] m.
=— drenzstein; Fuhrrechelche
[Güd.] n. = schmaler Rechen
zur Bearbeitung der schmalen
Pfade im Garten; Wasserfuhr
[Güd.] = Quergraben zur Ab-
leitung des Wassers im feuchten
Acker.
Fular [fülär Sb] n. == seidenes
Halstuch. Lothring. 176. franz.
foulard.
Fum [Sb] £., „e dicki,.aldi F.“
= ein dickes, altes Weib.
fumele [Sb] v. = tüchtig
reiben. -
Funk [OMS 1833] = ein
verschmitzter Mensch.Schwalb 24.
Funsel, Funzel [Sb] fi =—
Lappen,schlechtes Zeug; 2.kleines,
armseliges Licht. Compos. Oel-
funsel = Lampe.
Furduch [Güd.] n. = Schürze.
Fusch [Sb Sulzb.] m. =
isch.
Fuß m. = der Fuß. Rds.
„de F. beim Mal hal’e“ = bei
der Sache bleiben [Sb]; „jem.
ebes uner die Fiß gewe“ =
jem. einen Wink mit dem Zaun-
pfahl geben [Sb]; „sich. uf die
hinnerschde Fiß setze“ [Sb] =
seine äußersten Kräfte anstrengen.
Verbum. fußen, in Rds. „gefußt
kommen“ [Neunk.] = in leb-
hafte Gangart kommen; fußle
[Sb] = die Füße bewegen. viel
gehen.
Futter [füder Sulzb., fuodeı
Gersw.] n. = Futter. Compos.
Grinfuder = Grünfutter; Aetz-
ifuder = besonders nahrhaftes
und saftiges Grünfutter. Rds,
„F. mache“ = Heu machen
[Gersw.]; „das es sei F.“ [Sulz-
bach] = das behagt ihm. Verbum
fiidere = füttern. Compos,
Fiiderämer, -bitt.
iutteraschiere [fuderaschire
Sulzb.] v. = essen, speisen.
Subst. die Foudrasch = die
Fourage.
Gaade -— Galie
G
Gaade [Kr. Ottw.] ın. =
Gegenstück; z. B. der G. eines
Strumpfes, Schuhes usw. Nach
Scholl 106 von mhd. gate =
socius; gaten sind zwei od. mehrere
zusammengehörige Menschen
oder Dinge. ,
gabse [Sb] v. = gähnen.
Gackel [OMS 1833, dim.
gagelchen, St. Joh.] = Ei. Das
Dim. gehört mehr der Kinder-
sprache an.
gadding [Sb]; Kr. Ottw.]
adi. = passend, gefällig, an-
sehnlich. Compos. mittelgad-
ding = das Mittelmaß, das
Durchschnittsmaß habend. Siehe
aade. ;
gadsche [Sb] v. = zu weil
sein; z. B, der Schuh „gadscht“.
gaffelig [OMS 1833, Sb
Neunk.] adj. = unachtsam, un
besonnen, vorwitzig, flatterhaft.
Lothring. 179 gaffeln =— gaffen;
elsäss. Gaffel, der = der dumm
in die Welt hinausschaut, spricht.
gaffig [Sb] adv., in „gaffig
nähe‘, z. B. == so nähen, daß
die Seiten des Tuches nicht
aufeinander passen und Falten
im Tuch entstehen.
gagele [gagele Sulzb.] v. =
flatterhaft, gaukelnd, zerstreut
sein. Lothring. 180: gakeln,
hin- und herwanken. Mhd.
yougeln.
gagelig [gagelich Sulzb.] adj.
- flatterhaft, gaukelnd, zerstreut.
5. gagele,
Gagelsberg [Zägelsbe&rig] m.
in der Rds, „iwer de G. enaus
sin“ == das Schlimmste über-
standen haben. Vergl. gagele
und Zackelsberg.
gagse [Sb, gägse Ottw.] v. =
gackern.
gägse [gö&gse Sulzb., Güd.,
gagse Bischm.] v. = 1. gackern.
Gägs f. = Schimpf-, Spitzname;
„ald Gägs!“; 2. schnell und
hell sprechen.
gäh [gE Sb, Sulzb.] adi.; adv.
= jäh. Compos. Gähhunger
= AHeißhunger; gählinge,
gählings = jählings; gäh-
hitzig = jähzornig.
Gai [gay OMS 1833, gai Sb]
= Gehege. Rds. „jem. in’s G.
gehn“ = jemand in’s Gehege
kommen; „ebes im G. han“
[Sulzb.] = etwas auf dem Korn
haben.
Gak [gäk Kr. Ottw.] f. =—
Närrin. S. Gokert.
gak in der Rds. „der kann
ader darf noch nit. gak sa’n‘‘
[Sulzb.] = der ist so dumm,
daß er noch nicht gak ‘sagen
kann; „der derf noch nit g.
sa’n‘* [Sulzb.] = der Pantoffel-
held darf nicht muksen.
gäl [gel Sb, Dudw., Güd.,
Sulzb.] adj. = gelb; Rds. „gäl
wie e Quitt‘; gälachzig [Eppelb.]
= gelblich. (Compos. Gäl-
männche [Dirm.] — Goldammer;
Galveegelcher, Gälveilcher
[Sb] = Goldlack.
Gälen [w. d. Th.] = Wurf-
garn.
Galee [OMS 1833, Sb, gale
Sulzb.] = Galeere, erhalten in
der Rds. „änne of’s Galee bringe‘
und „of’s Galee komme‘‘. 1833
auch als Verwunderungsruf nach
Potz,. Blitz, Tausend! Schwalb 24.
Galje [galie allgem.] m. = 1.
der Galgen. Flurname [früher
Gall 1 — Gare
üd.,
ern.
me;
und
adv.
ger
ze,
äah-
Sb]
3 G.
(ege
an“
Zorn
s<ann
a’n®“
mm,
agen
gg.
\ffel-
Jüd.,
„gäl
‚elb.]
Gäl-
mer;
her
Yırrfe
gale
n in
ıge‘‘
833
nach
324.
1
üher
in Sb] Galjedell; Galliberg
[Uchtelf.]; Rds. „zäh wie Galje-
holz‘“ [Sb]; „schlecht wie Galje-
holz“ [Sulzb.] = ein ganz
schlechter Kerl. Sprichwort:
Wer li’t; wer stählt, wer sengt
[un brennt,
Der werd zeledscht an de Galije
[gehängt. [Sb].
2. kleine Leiter vorn am Heu-
wagen. 3.pl.,galjer—=Hosenträger.
Gall I [Sb] = quellige Stelle
in Aeckern. .
Gall II [gall, gäll Eppelb.] =
Darm bei Krebs.
Gallerei [Sulzb., Raßw.] =
Gallerte; 2. Schweinekäs.
Gambe [Ortsangabe fehlt] —
zin müßig umherschlendernder
Mensch.
Gambel [Sb] = aufgeschosse-
nes Mädchen; „das is e richtigi
Gambel‘‘ [Sb] sagt man von einem
Mädchen, das sich flegelhaft be-
nimmt.
gambele [Sb, gämele Kr.
Ottw.] = 1. umherschlendern:
2. sich schlecht halten, Mhd
zampeln == hüpfen, springen.
Gämche [Sb g&mche] = 1.
eine Art blusenartiges Oberhemd
am Halse: 2. Lätzchen kleiner
Kinder (als Schmuck).
gammer [Sb, gamer Sulzb.]
adi. = fest, hart, lebfrisch,
kräftig. Zu der Bedeutung leb-
irisch, kräftig „der Alt is noeh
gamer, das es e gesond Kneisje!‘“
"Sulzb.]
gammere [Sulzb.] v. = nach
etwas verlangen.
gammerlich [Sb] adi. = ver-
ängerlich.
ganfe [Sb, ganfe Sulzb.] v. =
stehlen; dazu subst. Ganfer
[Sb] = der Dieb: Ganfersch
"Sb] = die Diebin. Von hebr.
ganab == stehlen.‘
Gang [Sb] m. = 1. der
Hausgang; dim. gängelche [Sb];
2. der Mühlengang. In Sb er-
halten in der Rds: „so gehn die
Gäng!‘“ = so geht es. In er-
weiterter Form: „so gehn die
Gäng, hat dr Miller gesa’t; do
hat er awer nur äne gehat; das
war der Hausgang!‘‘ [Sb] =
Ironische Anspielung auf je
manden, der früher reich war,
dies. aber nicht vergessen kann.
3. Lauferei, in der Rds. „neks
wie Gäng on Lääf hat mr!“
Sulzb.] = man hat nichts als
“.aufereien (und Scherereien).
Gängler [Sb, Gangler Neunk.]
m: = Hausierer.
Gans [Sb, gans Sulzb. pl.] f.
= die Gans. Rds. „der is so
dumm, daß ’ne die Gäns beiße‘‘,
Zuss. Gänsdreck. Rds, „ene
durch de Gänsdreck fihre‘*® —
zum Besten halten [Sulzb., Sb];
Gänsdreck ist auch volksmedi-
zinisch. Gänsbohne [Güd.] =
Suppe von geschnittenen Bohnen
(cf. Leffelschesbohne).
Gansert [Sb, Sulzb.] m. =
männliche Gans; Rds. „der hat
e Kopp wie e Gansert‘“ [Sulzb.]
ganz adlı = 1. ganz; 2
[Rentrisch] = unbeschnitten
z. B. „das Pärd is noch ganz“.
Gare [gäre, gar Sb, gäre
Sulzb., Uchtelfangen] n. =
Garn, d. h. der fertig gesponnene
Hanf. Das Garn wurde, ehe es
zur Leinewand verwebt wurde,
dreimal gebaucht (s. d.). Zu
diesem Zwecke wurden die ge-
drehten Stränge Garn aufgerollt,
damit ‘die Lauge besser durch-
dringen konnte (Sb). Zuss.
gäre — Gaumen
Gareklotz; Gareknibel =
Garnknüttel [Sulzb.]. Das Garn
wurde auf dem Gareklotz mil
dem Gareknibel geklopft [Sulzb.]
gäre [Sb, Sulzb. gere) adv. ==
gern; verstärkt widiggäre [Sulzb.]
Gargel [Sb] = Rinne der Faß-
dauben. ,
gargse [Sb] v. = knarren,
z. B. von den Schuhen gesagt;
krächzen, quietschen. vom Schnee
gesagt.
Garte [gärde Sb] m. = der
Garten. Rds. „das kannem em
Garte wachse‘“ = das kann ihır
blühen (unerwartet) [Sulzb.].
Zuss. Gardegescherr [St. Joh.]
n. = die Gartengeräte; Garde-
bletsch [Güd.]rf. = mit Stiel
versehenes Brett. das dazu dient,
nach dem Säen den Samen im
Boden festzudrücken; Garde-
gräbche: [Sb, -gräbelche Sulzb.]
n. = kleine Gartenhacke; Rds.
„neigierig wie e Gardegräbche“
[Sb]; „bei der Heck sen wie e
Gardegräbelche‘‘ [Sulzb.} = im-
mer zur Hand sein, diensteifriges
Kind besonders; Musgarde
[Guichenbach] —= Gemüsegarten ;
Wiesengarten [Lebach] =
Wiese mit Obstbäumen, die als
Bleiche dient; Heckgarte [Güd,
hegarde] = Wohnhaus mit
"ärten, von Hecken umgeben.
Gas [gas f. Sulzb.] = Gas-
anstalt. .
Gascht, in der Rds. „du
wüschter Gascht!‘“ [Sb, Sulzb.1
frecher Kerl.
Gäschel [Sb geischel, g&schel.
ımgegend göäschel] £. — Peitsche.
Gasseengel, in der Rds. „e
Gasseengel un € Hausdeiwel‘
= eine Frau, die auf der Straße
sehr gutmütig aussieht. aber zu
Hause ein „Drache‘“ ist. [Sb].
gäte [gede Sb, Sulzb., geEre
Güd.] v. = jäten.
Gätzel in den Zuss. Gätzel-
dreck [St. Joh.] == das aus-
gerissene, etwas dürre, aber
noch nicht auf den Gätzelhaufen
gebrachte Unkraut; Gätzelhaufe
"St. Joh.] = Unkrauthaufen;
Gätzelloch [Sb] = Loch im
jarten, in welches beim Jäten
las Unkraut geworfen wird. Zu
gäte.
gatschele [Kr. Ottw.] v. =
viell. lautmalend, sich auf einer
Unterlage, meist Stuhl, wiegen.
wobei knarrende Töne entstehen,
Gaub [gaub, pl. gauwe Sb,
gaub Sulzb., Neunk., keib Ep-
pelb.] fi = Dachluke, Zuss.
Dachgaub, Dachkeib; Gaub-
loch. Dieses diente zum Her-
einnehmen des von außen her-
aufgewundenen Heues und
5trohes; in übertragener Be-
leutung = Ohr: bei kaltem
Wind steckt man sich die
„Gaublöcher‘“ zu; Gaubekapp
oberes Bliestal) — alte Frauen-
zopftracht; Abl. Goubel [Sulz-
sach] f. = Busch auf dem Kopf
mancher Hühner, Tauben etec.:;
Gaubel [Sulzb.] m. = Berg-
vorsprung.
gaubsen [gaubse, gabse Sb,
goubse Sulzb.] v. = 1. nach Luft
s£hnappen; 2. gähnen. Abl
Goubser [Sulzb.] m. = etwa
das Aufatmen; „noch e Goubser
hat er gedon, on do war er dod‘“.
Gaul, in der Rds. „mäch mr
doch de Gaul nit schei!‘‘ [Sb]
=— stelle doch nicht unwahr-
scheinliche Behauptungen auf!
Gaumen [Keime Sulzb. m.
yaume Sb] m. = Gaumen. Rds
Gaustick — Geding
N
is
„der Keime fallt em bal ab“.
Dim. Geimche [Sbl, Gimche
(Völkl. ] n.
Gaustick n. = Acker mit
lLiehmboden. Gauborem [Güd.]
dass. S. Boden.
gaue |[Güd goue, Kleinbl.
gauen| v. = betteln; wenn sich
Kinder vor das Hochzeitshaus
stellen, um ein Stück Kuchen zu
erhalten, so „gauen“ sie.
gauze [Sb] v. = belfern (v.
Hunde), Subst. Gauze [Ottw.]
1. = das Bellem des Hundes.
Gawel [Sb, Sulzb.] fi. = die
Gabel. Rds. „Er nemmt se all
uf die Gawel, Hei un Stroh
durienanner‘ [Sb]. Abl. gawele
[Sulzb.] v. = mit Gabel be-
°ördern, z. B. Hei gawele.
Gebadschel [Sb] n. == das
Geschwätz.
Gebäu [gebei Sulzb., n., pl. - er]
— das Gebäude.
Gebeck [Raßw.l n. = das
Gebiß.
geben [Sb gewe. Sulzb. gen
part. perf, gen. In Sulzb. Praes
ich gen, Conj. Imperf. ich gebt.
V. = 1. geben; 2. beim Passiv
werden; z. B. er get rasiert.
3. Hilfszeitwort werden, z. B. eı
get Jüer = er wird Jäger
Rds. „ebes ofs Bett gen‘“ [Sulzb.]
= ein Patengeschenk zur Kind-
taufe (zur Unterstützung der
Wöchnerin) geben; „was gischde,
was haschde!‘ [Sb] = möglichsi
schnell fort! „Der is nit vum
Gebweiler, der is vun Hanweiler“‘
[Sb, Sulzb.] = Wortspiel, um
Habsucht zu bezeichnen. Zuss.
ausgeben [Sulzb.] = ausgeben.
„Gen die Kart aus!‘ == Gebt
die Karte zum letzten Mal her-
um! So mahnt der Wirt die
Kartenspieler gegen Feierabend.
Gebenn [Sulzb.] n. == die
Zimmerdecke.
Gebild [Sb] n. = das Muster
in Leinen.
Gebisch s. Gepisch.
geblefid [St. Joh.] = ge-
troffen mit einem Stein. Part
eines zu ergänzenden „bleffe*,
z. B. „ich han em ens gebleffd!“
Gebot [gebot Sb, Sulzb.] n. —
ı. das Gebot (beim Kaufe); 2. in
der Rds. „alle Gebot‘ adverb. —
jeden Augenblick, fortwährend;
ausführlicher ‚alle Gebot on
gleich weder‘“ [Sulzb.]
Gebriambel [Sb] n. = Gerede:
irz. preambule.
geckig [Sb,. Sulzb.] adi. =
närrisch.
Gedäds [Sb gedets, Sulzb. ge-
dets] n. = das Getue; etwa:
„mach ke so Gedäds doher!‘
2. Getöse, Lärm: „war das €
Gedeets on e Uwrasch en dem
Hous!‘*
gedauchd [gedauchd, gedüchd
Sb, Sulzb. gedouchd] adj. =
gebückt; „er geht schon ge-
douchd‘. Lothring. 187 geducht
Gedich [gedich Sb, Sulzbach]
n. = Getüch, Leinen. Wäsche.
Rds. sich :en’s Gedich schaffe
"Sulzb.] = heiraten (bes. von
weiblicher Person). Zuss. Ge-
dichstang [Sb] f. = Stange,
auf die die Wäsche gehängt
wird.
gediegt [Sulzb.] adi. — ge-
diegen, tüchtig; z. B. „das sen
gediegte Leit‘‘.
gedillig [Sb, gedelig Sulzb.}
adj. = geduldig. .
Geding [bergm.] n. == das
Geding; z. B. „se hon om Ge-
dene abgereß krit‘‘ — das aus-
36
Gedinges — gehn
gemachte Geding wurde herab-
gesetzt.
Gedinges [Sb] n. = 1. Dinge
unbestimmter Art; 2. in der Rds.
„Gedinges mache‘ = Umstände
machen. ;
Gedins [gedins Stennweiler,
Bischm.] = —Zimmerdecke;
2. Holzbalken a. d. Decke.
Lothr. 187. Gedin = Fuß-
soden. Hess. Gedüne und mhd
zedone und terne.
Gedramols [Sulzb.] n. — Ge-
:Ummel, Lärm.
Geduns [Sb] n. = Twuerei.
Rds. „er is arig im Geduns“ ==
er ist eifrig beschäftigt. Vergl
Gedäds.
geewe [Güd.] v. part. perf.
gegeebt = gähnen.
gefähr [Sulzb.] = gefährlich;
z. B. „die Katze sen gefähr of
die Leiche‘; „dene sense arig
gefähr‘“‘. . ”
Gefährts [Sulzb.] n. = Fuhr-
werk.
geflämt [St. Joh. gefl&mt] =
schlecht gebacken, „nur der
Flamme gezeigt‘, von einem
3rötchen gesagt. Vergl. Fläm.
geflappt [Sb, Völkl] = ein-
fältig, nicht recht bei Trost,
Gefreß [Sb] n. = Sspöttische
Bezeichnung für ein Festessen;
„e groß Gefreß‘“. Gefräß [Sb]
a. = schlechtes Essen.
Gegitter [Sulzb.] n. = Gitter.
Gegruschbel [Sb] n. = un-
bestimmtes, _leises Geräusch
Vergl. gruschbele. ;
Gehackels [gehagels Sulzb.]
n. = Zänkerei.
Gehängs, in der Rds. „,e Ge-
hängs han mit jem.‘“ [Sb] =
zu vertraut verkehren mit iem
(bei ungern gesehenem Verkehr
von Kindern). ;
Gehanns in den Zuss. Ge-
hann’sdag = Johannistag
(24. Juni), Am Johannistag
fand in St. Johann der Bann-
und Waldbegang statt; Ge-
hannsbeebche [Sb] n. == Jo-
hanniswürmchen; Gehanns-
trauwele [Sb, Sulzb.] = Jo-
hannisbeeren; Gehannsbiir
[Sulzb.] — Johannisbeere. Verg]
Sang-Gehann.
gehauzt, in der Rds. „gehauzt
und gepauzt‘‘ [Eppelb., Neunk.]
= wie aus den Augen ge-
schnitten.
Geheichnis, [gehichnis Sb, ge-
heichnis Sb, Sulzb., Neunk... Ge-
heich Neunk.] = Trost, Schutz,
Vertrauen. Rds. ‚„Geheichnis
suche bei jem.‘“
geheie [Sb, Kr. Ottw.] v. =
ärgern, kränken, plagen.
geheiglich [Saarbr. Land} =—
zufrieden, behaglich. SS. Ge-
heichnis.
Geheischter [geheischder Sb,
Sulzb., Güd.] n. == 1. Stroh und
Heu durcheinander; 2. Durch-
einander in Worten und Sachen.
Umstände, Lärın.
gehn [gen Sb. Sulzb.] v. =
gehen.
Der Coni. des Imperf. „ich gäng“
lautet in Sulzb. „ich gängt etc.,
mir etc. gängte‘‘ oder um-
schrieben: „ich dät (od. auch gät)
gehn“. Er wird zur Bildung
des Conj. des Futurs verwandt:
„Ich gängt mache‘. Zu „gät“
vergl. auch „ich gät’s mache‘ =
ich würde es machen; vergl.
geben. Der Imper. geh wird in
Sb als Einleitungsformel zu einer
Bitte gebraucht, z. B. „geh, geb
1F
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-h
€
N
AS
t
A
Gei — Geiß
AH
mir die Fleischschissel!‘‘ Gehen
wird auch als Umschreibung für
7 das _Futurum verwendet, z. B.
„sie geht heirate‘‘ = sie wird
heiraten [Sb]; auch das geht
verdorre [Sb] == :das verdirbt
allmählich. Rds. „dem geht
awer aach alles so enaus‘
[Sulzb.] = dem geht aber auch
alles so durch; „er geht so gäre
uff’s Helzije‘‘ [Sb] = er geht
gern neben hinaus; näwe nous
zehn [Sulzb.] v. = ehebrechen:
„iwer sich gehn‘ [Sulzb.] =
1. in der Rds. „es geht alles
iwer sich bei mr‘ = der kranke
Magen stößt die Speise wieder
aus; 2. „das Pärd geht iwer
sich‘ =— es bäumt sich auf
Compos. angehn, in der Rds
„angehn wie e Licht‘ [Saarbr.,
Sulzb.] = zusehends kräftiger
werden, Abl. ängängig [Sulzb.‘
adj. = von einerlei Größe; z. B.
ängängige Grombiere; Iwer-
gänger [Sulzb.] subst. m. Kind
A Mensch im Zustande” des
eberganges (Wechseljahre) ; Um-
gänger [Sb, Sulzb. Omgänger]
m. == Bummler. .
Gei [Sb, Sulzb.] f. = die
Geige; Rds. „„Matz, mei Gei!“
[Sb] — Ausruf der Verwunderung.
Der Geimatz war ein stadtbekannteır
blinder Geiger, der in Begleitung
eines Hundes von Tür’ zu: Tür
zog. Zuss. Baßgei = 1. Baß-
geige; 2. [Saarbergm.] = hu-
moristischer Ausdruck für eine
Maschine, deren Kolben sich
ähnlich bewegt, wie der Bogen
beim Spielen der Baßgeige. Abl.
gei’e [Sb, geile Sulzb.] v. =
geigen. Rds. „laß dich hemgeie!‘“
= Abweisung. ;
Gei =— Gäu s. Gal.
geibe [Sulzb.] v. == betteln
(besonders vom Hund, der sich
beim Essen an den Tisch drängt)
Geischel Sb, Sulzb., Fürstenh..
Güd.] f. = die Peitsche. Rds.
„äne en der Geischel han“
[Sulzb.] = unter der Fuchte!
haben; „wer die Geischel hat,
der knallt‘ [Sulzb.] = wer die
Macht hat, übt sie aus. Zuss.
Geischelstecke [Sulzb.] m. =
Peitschenstiel; Kenergeische]
:Sulzb.] f. == Kinderpeitsche.
Abl. geischele [Sulzb.] @ =
'yrannisch behandeln.
Geischt [Sb, Sulzb.] m. =—
der Geist; auch Gehalt an
Alkohol. „Er sieht aus wie e
Geischt‘“ [Sulzb ] = er sieht so
olaß, aus wie ein Geist; „er hal
Gaschder gesi’n‘‘ [Auersm,] =
xds., durch die auffallende Klug-
heit bezeichnet wird.
Geiß [Sb, Sulzb., gais Gersw.}
il. — die Ziege, weibl. Reh,
Rds. „so flink wie e Gais trät“
[Gersw.] = etwas schnell er-
ledigen; ‚Gais stehn lassen“
[Eppelb., Neunk.] == überholen
(beim Kartoffelaustun, beim
Meiraten). Alter Brauch in Sb:
Yeiratet eine jüngere Schwester
vor der älteren, so muß’ diese
am Hochzeitstage eine „Geiß“
schenken. „Der kennt aa e Geiß
zwische de Herner kisse!‘‘ [Sb,
Sulzb.] = Bezeichnung eines
mageren Menschen. Zuss.
Bladgeiß [Sulzb.] = Ziege ohne
Hörner; Rehgeiß [Sulzb.] =
Rehgeiß. Rds. „so e Rehgeiß!““
= Bezeichnung für ein mageres
Frauenzimmer; Geisemillich
f. = Ziegenmilch. Altes Trutz-
wort‘ der _Schmelzerinnung:
.„Schmelzerblut es kä MGeiße-
geitzen -- gemahne
melich!“ Geisegichdere s
Gichdere. Geisediewel [Sb,
diwwel Gersw., -tiewel Völkl.]
m. = Spottname. (Der Geiße-
diewel war wohl ein Geißben-
dieb). In Gersw. = frecher, un-
geratener Schlingel.
geitzen [Sb ält. Spr.] v. =
Blätter brechen. Geizen
[westl. d. Th.] sıbst. = wilde
Schosse.
Gejeschtes [gejeschdes Güd.]
n der Rds. „Gejeschtes mache‘
- wiel Aufsehen machen.
Gejohls [Sulzb.] n. == das
"Zejohle.
Gekrisch [gekresch Sulzb.] n.
= das Geschrei.
Geläch [Sulzb.] n. = das Ge-
lächter. ,
Geläk [Geläg Auersm.] n. =
las Gelenk.
Geling I [Sb, Sulzb., Eppelb..
Neunk.] n. == Lunge, Leber und
Herz des Schlachtviehs.
"Geling II [Sien] in Rds. „mit
Geling davonkommen‘‘ == aus
einer mißlichen Sache noch
gnädig davonkommen.
geliwere [Sb, Sulzb., Eppelb.,
Neunk.] v. = gerinnen; meist
das Partic. geliwert, z. B. ge-
liwert Blut. Von ahd, geliberön
= gerinnen lassen. Schauffer
Ahd Lit. 141.
Gelje [gelie Kr. Ottw.] n. =
eldchen, Medaille. Scholl 107
Gelschter [Kleinbl.] = iem.,
der leicht und heftig erschrickt;
Gelschterließ {[St. Joh.] =
Schreckliese; Gegelschter [St.
Joh.] n. = viel Wesens
gelschdrich adj. u. adv. [Sb,
Sulzb., Eppelb., Neunk.] =
schreckhaft. Adverbial: „es is
mr so gelschdrig zu Mut [Sb]:
e gelschdrig großer Hut [Sb]
=einsehrgroßerHut;gelschtere
[Sulzb.] v. == vor Schreck
schreien; vergelschtern [Klein-
blittersdorf] v. —: jemanden er-
schrecken; vergelschdert [Sb,
Sulzb.] = erschrocken. Die
Wörter gehören zu ahd. galstar
= Zaubergesang; vergelschtert
heißt also soviel wie ‚.verzaubert‘‘.
Die angegebene Reihenfolge der
Wörter soll keine Ableitungs-
reihe darstellen.
gel [Sb] interj. = gelt!
gännä [Dudw.] = gelt nein.
Gelurr [OMS 1833] == altes,
baufälliges Haus oder Hausrat
Schwalb 25.
gelze [Sb, gelse Sulzb., Eppel-
born, Neunk.] == verschneiden.,
Außergewöhnliche Bedeutung:
Streifen der Haut der Kartoffeln
entfernen [Saarbr., Eppelb..
Neunk.]; „gegelzte Krumbiere‘‘.
Subst. Gelzer [Sb. Sulzb..
Uchtelf., Ostertal] m. = der
Verschneider. Zuss. Krotte-
gelzer [Güd.] = plumpes
Messer. Gelze [Sb, gelz Oster-
tal] = das verschnittene Mutter:
schwein; gells [Dirmingen], f. =
ein Messer, das nicht schneidet
Mhd. gelzen.
Gemäch [gemech Sb, gemech
Sulzb.] n. =: die ganze Gegend
der Geschlechtsteile, Unterleib.
Gemachs [Neunk.] in der Rds.
„das is e Gedäts un Gemachs‘“,
die man bei dichtem Trubel
[Kirmes] anwendet.
gemahne [Sb, Sulzb., Eppelb.]
V. == erinnern; z. B. „gemahn
mich dran!‘ „Der gemahnt mich
an seinen Vater‘‘ (bei Aehnlich-
kei). „Wie gemahnschte mich
gemän — gerf
Sb]
ere
eck
än-
er-
5b,
Die
star
tert
A
der
OSs-
elt 1
tes.
rat
pel-
len.
ng:
‘feln
2lb.,
we.
zb.,
der
r € in
nes
ster-
er:
det.
ich
‚end
eib.
ds.
18°,
bel
:ılb.]
ahn
1ich
ich-
1ich
dann?‘ — Wie kommst du mir
vor!
gemän [Sb, Sulzb.] =— gemein;
„e gemäner Mann‘ = ein
Mann, der nicht stolz ist; „das
gemäne Land‘ — das Gemeinde-
Jand; „der gemäne Rot‘ = deı
Gemeinderat, Adv. .,gemäner
Hand‘ =— gewöhnlich, meistens
Zuss. Gemänlond [Güd.] n. =
das Gemeindeland; Gemän-
ärwet [Güd.] f. = Gemeinde:
arbeit.
Gemanz [Sb, auch gemaunz‘'
n. = weinerliches Kindergeschrei.
Vergl. manze = rangse =
jaunere.
Gemelk [MS 1833, St. Joh.
c. 1860] n. = I. Euter; 2. Er-
trag von einem Melken, Schw. 25.
gemellich [gemelich Sb, Sulzb.,
Eppelb., Neunk.] adv. = ge-
mächlich, langsam, bequem.
Gemümmel [Eppelb., gememel
Sulzb.] = Gerede. Rds. „der
Jud haßt’s Gememel‘‘,
Gemilder [Sb, gemülter Kleinbl.}
n. = Durcheinander kleiner
wertloser Gegenstände. Lothring.
195 Gemelter; lux. 137. Ge-
mölter. Nach Lothring. mit
mhd. molte == Mulmn, Zerriebenes
zu vergleichen.
Gemurks [Sb] n. = 1. schlecht
ausgeführte Arbeit; 2. Brocken.
Vergl. abmurksen und Murkse.
gemuschtert s. muschtere.
Genisch [Sb, genischts Sulzb.]
n. = allerhand Durcheinander.
Wohl zu Nest,
genunk [genung Sb, genonk
Sulzb.] = genug.
gepähscht [Sb] == nieder-
geschlagen.
Gepelschder [Kr. Ottw.] n. =
unnötiger Kram: Scholl 137.
Gepisch [MS 1833, St, Joh. c.
1860, gebisch Fürstenhaus ] =
I. Gemüse (Wirsing- oder Kap-
Juspflanzen), welches im Herbst
aoch keine Kopfbildung hat.
2. [Fürstenh.] = kleiner Bestand
an Wirsing-, Weiß- und Rot:
kraut. Puschegemies [St.
Joh.] = Gemüse aus 1. Wohl
zu hd. Busch.
Gepischber ' [Sb] n. = Ileises
üerede. 5. pischbere.
Geprahls [Sulzb.] n. = das
Geprahle.
Gepriambels s. Briambele.
gepritscht [Sb, gepretscht
Sulzb.] = geprellt; z. B. „do
isch de awer gepritscht!‘‘ Die
Pritsche war das alte Narren-
instrument.
Gequentsch [Sb] n. = Ge-
schwätz. .
Geräb [gere&b St. Joh. früher]
n. = Eingeweide des Schweins.
Gerabbels (Uchtelf.] n. = das
Geräusch. S. Geräbbels.
Geräbbels [gerebel Sb, ge-
räppels Eppelb., Neunk.] n. =
Kleinigkeiten, Gerümpel.
gerädeld [Sb, St. Joh. geredelt]
= sehr fest‘ geflochten, vom
Zopf gesagt. Von der Schürze
oder dem Halstuche = sehr fest
geknotet. S. Rädel.
Geraschel [Sb] n = das Ge-
räusch.
gerascht [Sb, Sulzb., Kleinbl.]
adj. = rüstig, z. B. .‚e geraschter
Mann*‘.
Gere [Sb, Sulzb., Güd. gere.
gerre Kleinbl., Fürstenh.] m. =
der Schoß: Hd. gehren. Winde-
kilde 216.
gerf. „Ich gerf‘‘ hört man
zuweilen für „ich derf‘* (darf)
sacen.
gergse — gesengt
gergse [gergse Sulzb.] v. =
knirschen. Vergl. gargse.
Gereih [Güd.] n. Teil des
Wagens. Zuss. Vorergereih
= vorderer Teil des Wagens
(auch Vorervortel); Hiner-
gereih == hinterer Teil des
Wagens (auch Hinervortel).
Gerischbel [Sb] n. = das
Geräusch.
Gerischt [Gerischt Gersw., Güd..
Bischm., Crischt Guichenbach,
Gerescht Eppelb., Uchtelf.] n. =
I. Gerüst, die Balkenlage über
der Scheune. Dahin wird die
Frucht gebracht, ehe sie ge-
droschen wird. Später kommi
das Stroh dahin. 2. Heuspeicher.
Zuss. Gerischtläter == Gerüst-
leiter.
Geriß [Sb] n., in der Rds, „sie
nat’s Geriß“ =— d. h. sie hat
ziele Anbeter.
gerre [Sb] v. = 1. knirschen;
2. den Buchstaben r im Hals
aussprechen (Zäpfchen - r).
Gerscht [g&rscht Sb, Sulzb.]
ij. = die Gerste. Rds. „em die
Gerst schneide‘“ = jemand die
Leviten lesen. ;
gerudelte s. rudele.
Gesäms [Sb ält. Sprache] =
Collectiv für Samen.
Geschaiff [Sb] n. = Arbeit,
verächtlich, z, B. das is Weibs-
eits Geschaff.
Geschäft, in der Rds, „er hat
meh Geschäfte wie die Pann am
Faasenacht‘‘ [Sb] = ist über-
geschäftig.
geschehen. Von dem Verbum
geschehen ist hauptsächlich nur
das Participium des Perfects „‚ge-
schihd‘“ resp. „geschid‘“ vor-
handen, In’ Sulzb. kennt man
noch das .Praes.. z. B. „es ge-
schid dr negs‘“. Beispiel für das
Part.: „das is schnell geschihd‘‘.
„Gär geschihd‘ [Gersw.] ist Ent-
gegnung auf „Danke schön‘‘.
Geschirr [Sb] n. = das Ge-
schirr. Rds, „alt Geschirr‘ —
alte Person; „in’sGeschirr springe‘‘
= an die Arbeit gehen; „wie
der Herr, so ’s Gescherr“.
Geschiß [Sb] n., in der Rds.
„mach doch ke Geschiß!‘“ —
halte doch keine Reden!
geschliwert [Sb geschliwerde,
geschliwert Eppelb., Neunk.]
adv., in der Rds. „geschliwerte
voll (verstärkt geschliwerte un
geschlawerte) voll‘ = ganz voll.
Wohl zu schlappern. 2. adj. =
zersplittert [Eppelb., Neunk.] In
dieser ‚Bedeutung wohl. zu
Schliwer = Splitter,
geschlockert [Neunk.] =
wankend, wacklig.
Geschmäß [Dudw.] n. =—
yesseres Publikum.
geschosse [Sb, geschoß Neunk.]
part. perf. = überspannt, einen
Sparren habend. Rds. „er is
geschosse mit der Pelzkapp“
[Sb] = er macht tolle Sachen.
Geschwei [Sb] = Schwägerin.
Mhd. geswie, geswige =
Schwager und ‚Schwiegervater.
gesegscht [Sb], in der Rds.
„meiner Gesegscht!‘‘ = meiner
Treu.
gesehnder [Eppelb.], in der
Rds. „gesehnder Auen“ = zu-
sehends, augenscheinlich.
Gesei [Sulzb.] n. = weibliche
Brust. Wohl zu säugen.
gesengt [Sulzb.], in der Rds.
„dem kamer ame gesengte Nätz-
faden feschthalle‘“ = er läßt sich
leicht (zum Bleiben) überreden
SC
A
.)
te
ın
I
.N
„11
Gesicht — gewarte
62
Gesicht [Sb, Sulzb.] n. =
das Gesicht. Rds. „er macht €
Gesicht wie ee Katz, wann’s
dunnert‘“ = er macht ein ver-
dutztes Gesicht; ‚er macht e Ge-
sicht wie e Haawe voll gequellte
(Kartoffeln oder auch Deiwele)““
= er macht ein verdrießliches
Gesicht (voll Runzeln). 2
Gesiff [Sb, vornehmer Geseff]
n. = Getränk, verächtlich ge-
sagt.
Gesippschaft [Sb, Sulzb.] f. ==
mehr wegwerfend: die Gesell-
schaft. Rds. „dem sei ganz Ge-
sippschaft taugt nix!“
Gespänn [Sulzb.. Sb] n. =
Gespann. Rds. „ich han die
Kih im Gespänn gehn‘; „das is
mr e scheen Gespänn!‘‘ = das
ist eine schöne Gesellschaft!
Gespräch [Sb, untere Saar,
Sulzb.] n. == Gespräch. Rds,
„das is e ganz an’er Gespräch“
= das ist eine ganz andere
Sache; an der unteren Saar soll
Gespräch = Essen gebräuchlich
sein; in Sulzb. sagt man scherz-
haft im Gasthaus: ‚Was koscht
das Gespräch do?“
Gespreiz [Sb] n. = auffallende
Art, protzenhaftes Benehmen,
gesprickelt [gesprigelt Sb] adj.
== gespritzt mit verschiedenen
Farben.
Gestäng [Sulzb.] n. = das
Gestänge; Rds. [aus dem Saar-
bergm.] „ich treiwes so weit,
wie G. leit‘“ = ich treibe den
Prozeß, so weit es geht.
gestaucht [Sb] adi. = unter-
setzt, von gedrungenem Körpner-
EUR ;
Gesteck [Sb] n. = lange Per-
son; .Rds. „e lang, durr G.“;
weiterhin ein unansehnliches
Frauenzimmer, eine schmutzige
Weibsperson, eine Vogelscheuche.
gestickelt [Sb. Sulzb.] adi. =
ı, stramm; 2. gesetzten Cha-
rakters.
gestuft [Sb] = gespickt, z. B
Hasenbraten. Vergl. hd. gestobt.
gesund, in der Rds. „gesond
wie en Eichel, -— wie die Holz-
äbel‘‘ [Sulzb.] = kerngesund.
Getiich [Sb] n. = Leinwand.
Handtücher, : Tischtücher. Zuss.
Gediichstang f. = Aufder G
wurden im „Schwarzzeigkämmer-
che‘ die verschiedenen Sorten
der schmutzigen Wäsche auf
gehängt.
Getirangels s. tiringele.
Geträtsch [Sb} n. = das Ge-
rede.
Geuz [ge’üds] n. = das
Zumbestenhalten, das Aufziehen.
Gevatter [Sb, Sulzb.] = Ge-
vatter. Zuss. Gevatterschleit =
Taufpaten. Sprichwort: „Ge-
vatter sein und Kindtauf gehn.
ist Ehr un macht de Beidel leer“.
Geviehs [Sulzb.] n. = das
Viehzeug, Ungeziefer, Mücken
etc. Rds. „alleweil kommt das
G. erous‘“, im Frühjahr.
Gewalt, in der Rds. „er hat
noch ke Peneng en der G.“
TSulzb.] = er ist ein Bettelsack.
gewamscht [Sulzb.] adj. =
schnell entschlossen; Rds. ‚das
es e Gewamschder!‘*
Gewann [Fürstenh., gewon
Güd.] f. = 1. Ackerteil, wo
mehrere Aecker aufeinander-
stoßen; 2. Feld- und Wiesen-
bezirk mit einheitlichem Namen,
Vergl. Angewann. Hd. Gewanne
= Gewende.
gewarte [gewärde Sulzb.] v.
— erwarten. Rds. ..das hat mr
Gewäschter — Gickel
do ze gewarte‘‘ — so wirds G. iß, ich aa ken Wo“ [Sulzb.]
kommen. = WO kein Kläger ist, ist auch
Gewäschter[gewäschder Sulzb., kein Richter.
Kr. Ottw.] n. = Wust. über- wEwiddere [Sb] v., in der Rds.
lragen Schwulst etc, „er hat mir gewidderd‘ == ich
gewedeld [gewedeld Sb] adi. habe es geahnt.
gewandt; Rds. „er is g. wie gewillig [Sb] adj. = gefällig
e Pännche“; dann gefügig. gewimmelte, in der Rds. „g
“reundlich, zuvorkommend, voll‘‘ [Sb] == gedrängt voll.
gewehne, in der Rds. „der gewirfelt [Sb, Sulzb. gewerfelt]
ıs sauer un faul gewehnd‘“ [Sb] adi. = gewandt, durchtrieben.
— der ißt, was vorihn kommt. erfahren.
geweit [Sb, Sulzb.] =— quitt. Gewirk [Sb] n. = gewirktes
Rds.: „dem bin ich mol geweit“ Tuch.
= mit dem bin ich quitt, ich Gewissen == Gewissen; Rds.
bin den lästigen Kerl los; eben. „ene am G. packe‘“ [Sulzb.] —
so „ebes geweit sin‘“; z. B. sinen auf’s Gewissen fragen.
„jetzde beschdes geweit‘“ = du Gewitter, in der Rds. (Fluch)
bekommst es nicht mehr; „geweit „Gewitter noch emol!‘* [Altenk. -
schlage‘ [Sb] = Rechnung aus- Neudorf]; in Sb Rds. auf die Aus-
zleichen, sage; „es gibt ein Gewitter‘:
Gewel [Gibel, Giwel, gewe: „ie, es hängt am Gitter un hat
Sb, gibel, gewel Sulzb., gäwe: Prackreck an‘.
Güd., Eppelb., g&wel Bischm. Gezäppel [Sb gezebbel, St.
m. z. T. auch fi = Giebel Arnual gezäwel] n. = 1. Ge-
Zuss. Gäwelfinschter [Dudw.. zappel; 2. Durcheinander spielen-
= Giebelfenster. Rds. „escheener der Kinder.
Gäwel ziert’s Haus‘ [Sb] = Gezeigs [Sb, Gezeug w. d. Th.]
Anspielung auf eine große Nase; n. = 1. Zeug [w. d. Th.];
„do wagelt mr dr G.“ [Sulzb.] 2. Durcheinander von Sachen
= das macht mir Kopfzer- und Handlungen.
brechen; „ich schla’n dr an de Gezwaddersch [Neunk.] n. —
G.“ [Güd., Sulzb.] = ich schlage Gewirr.
dir an den Kopf; „die Gibel Gezwungenheit, in dem Sprich-
abbeiße‘‘ [Sulzb.] = den Ueber- wort: „G. is Gott leid‘ [Sb.
mut brechen. Sulzb.]
Gewerb [Sb, Sulzb., (in Sulzb. Gichtere [gichdere pl. Sb,
Pl. gewerwer) gewärw Güd., Sulzb., Gersw., gelischtern Klein-
westl. d. Th., gewerf Eppelb.] blittersdorf] = Krämpfe. Zuss.
n. = 1. Gewerbe; 2. Gelenk. Geisegichtere; Rds. [Sb, Sulzb.]
Zu 2. adj. gewerwig = ge- „die G. kri'n“, in bezug auf
‚enkig, Frauenzimmer, das leicht er-
Gewicht — Gewicht. Rds. schreckbar, aufgeregt ist.
„ich han dr Sach ken G. ge’n“ Gickel [Sb, Sulzb.] = 1.
[Sulzb.] = ich habe der Sache Hahn; 2. Hochmut:; Rds. „e G
kein Gewicht beigelegt; „wo ken ha’n‘“ — überspannt sein.
Gieß — Girli
Gieß [Sb, Eppelb., Neunk.]
FE. = die Gießkanne. Verbum
gieße = im Garten sprengen.
Gieichen [westl. d. Th.] —
Gründling (Fisch), gobio fluv.
Gifigaf! [{Sb] interi. — Ruf
beim Ballspiel der Mädchen.
Wenn beim Ballspiel eine „Probe‘‘
(s. d.) vergessen ist, also ein
Fehler gemacht ist, sagt man
„Gifgaf!‘*‘ Dann darf man wieder
weiterspielen. Vergißt man es,
nuß man aufhören. S. Kinderl. 68.
Gigs (Scholergicks) [westlich
der Theel] = kleiner Mensch.
Giit |Sb, Sulzb.] n., in Sulz-
bach m. = 1. Gift. Ras, „Gift
on Gall spautze vor Wut‘ [Sulzb.];
„kläne Krotte hann aa Gift“
[Sulzb.]; 2. Wut. Rds. „der
Gift vergeht em noch‘‘ [Sulzb.];
„der Gift vergeht, wann die kalte
Ufschlä’ kumme‘‘ [Sulzb.]. Zuss.
Giftsack [Köllertal etc.] m. —
Die „Reisetasche‘. der Bergleute.
Giftmichel [Sb, Sulzb.] = jäh-
zorniger Mensch; gifthäbche
[Sulzb.] = dasselbe, Adi.
giftig [Sb, Sulzb.] = leicht reiz-
bar, boshaft. Verbum gifte refl.
‘Sulzb.] = sich ärgern.
Gigak [Sulzb.] m. = Schimpf-
wort. Rads, .‚so e schälauiger
Ct
gigele [Sb, Sulzb.] v. =
lachen, kichern. Zuss. vergigele
‚Sulzb.]; z. B. „das kann sich
ebes vergigele‘. Subst. Gige-
lersch [Sb] f. = ein Mädchen,
das gern lacht; Gegigels [Sulzb.]
n. == das Gekicher. ;
gigse [gigse Saarbr.] v. =
abstechen; „e Schwein g.‘;
Zuss. Krodegigser [Sulzb.] m. ==
schlechtes Messer. mit dem man
höchstens eine Kröte abstechen
könnte,
Gikel [gigel Sb, Sulzb.] m. =
Stolz; Rds., „e GG. han“ —
stolz sein.
Gikler [w. d. Theel] == spitzer
Fudernagel beim Holzfahren.
Giks [Sb ?] = Fehlstoß auf
dem Billard. 1833, Schw. 27.
S. Gigs.
gille |gile Sb, Sulzb.] v. perf.
gegol, gol = gelten.
Gille [gile Sb] m. == der
Gulden. ;
‘Gimbe [Sb| m. == Besatz:
artikel.
Gimbs, in der Rds. „der G.
fällt em aus‘ [westl. d. Theel]
= gierig. S. gimbse.
Gimbsche [gimbsche Sb, Sulzb.,
Sb auch Gimche] n. = Mit-
tagsschläichen. Verb. gimbsche.
gumbe = Mittagsschläfchen
halten.
gimbse [Eppelb., gimse Völkl.,
Wehrden] v. = gierig schauen
und tum. Vergl. Gimbs und
Kiime,
Ginkel [gingel Sb, Güd..
gengel Sulzb., gink Kr. Ottw.]
f. = herabhängender Nasen-
schleim. Zuss. Rutzgingel
dasselbe; Schnudelgengel [Sulzb.1
= Truthahn. Vergl. Rutznas.
Scholl 107.
Gip [westl. d. Theel]
Gips. ;
Gipp [westl. d. Theel]. =—
Hautentzündung vom Gehen,
Reiten.
gire [gire Sb, gire Sulzb.] v
part. [Neudorf] gegird == gähren.
girgse [Sb, Eppelb., Neunk.|
V. == knirschen, knarren; z. B.
von den Schuhen, dem Schnee.
Girli |St. Joh.]| = Sperber.
gischter — glidig
gischter [Sulzb., gischtert Sb]
adv. = gestern.
Gita [Sulzb.] f. = Guitarre,
Zuss. Gitamensch n. = um:
herziehende Guitarrespielerin;
Gitabetche dasselbe. Betche
ist Kurzform zu Elisabeth.
giwelgewig [Sb, Sulzb.] =
freigebig.
Glack f[Eppelt = Knall
büchse.
Glaffder [wesil. d. Theel] ==
alte Kuh.
‘ Glas, in der Rds. „du hascht
awer dickes Gl. an dr.‘ [Sb] —
sagt man zu jem., der im Lichte
steht; : „er kann ke voll Gl
siehn‘‘ [Sulzb.] = er trinkt gern.
Zuss. Glasspatz {Sb, Alten-
kessel-Neud.] == Spottname für
Glasarbeiter. :Abl. Glaser in
Rds. „dei Vater war ke Glaser!‘
= gehe aus dem Lichte!
Gläs [glö&s Völkl., Sulzb.] n.
= das Geleise. Saarbergm. =
eine kohlenhaltige, glänzende.
meist locker rieselnde Zwischen-
Schicht zwischen Kohle und
anderem Gestein (manchmal pech-
artig).
Glascht [Sb, Sulzb., Kr. Ottw.*
m. = 1]. Glast, Schimmer. Rds.
„er hat noch e besje Gl. vor de
Aue‘ = er sieht noch eben.
Daher Gl. = Schimmer eines
Starblinden [Sb]. 2. Morgen-
dämmerung. Adi. .glaschdig
Sb] = dämmrig (am Morgen).
glatt [Sb, Sulzb.| adj. = 1.
glatt; 2. ganz, z. B. „du bischl
e gl. Narr‘; ‚.das ist glatt gar
nix*“.
glattig [Sb, Sulzb., Wellesw.]
ad. = 1. glatt; 2. schmeich-
lerisch, z. B. „der es so gl.
an dem greift ke Raschbel‘“
[Sulzb.]; „der es so glattig wie
e Forell‘“‘ [Sulzb.]. Subst. der
Glattig == der Schönschwätzer.
Glecke |[glege Sb, Sulzb.] =
das Gebreite des mittels Sichel
oder Sense niedergelegten Korns
oder Weizens. Rds. „de Hawer
of Gl. le’e‘, auch verbal „de
Hawer glecke‘“. Mhd. Gelaege
n. = das Zusammengelegte.
Lexer I, 805.
gleich [glich Völkl., gleich
Sb, Sulzb.] adi. = gleich.
Sprichw. „gleich on gleich ge-
sellt sich gäre, sa’t dr Deiwel
zum Kohlebrenner‘* |[Sulzb.]; das
es son’er gleiche‘ |Sulzb.] =
das ist sondergleichen, merk-
würdig. Subst. Gleich [gleiche
pl. Sulzb., Neunk., gläg Auersm.,
gleeche pl. Gersw.] = 1. das
Kettenglied. 2. [Auersm.] Finger-
glied, Zehenglied. Gleichd
"westl. d. Theel| == Ebene.
gleichlinge [Sb, Sulzb.] adv. —
gleich, gleichlings. Beispiele:
„gleichlings voll = voll bis
zum Rande“; „er is gl. wie e
Grumbiiresack‘“; for gleicheviel
= ohne besondere Absicht. Das
Adv. gl. wird wieder zum Adi.
in der Rds. „mit gleichlinge Fiiß
enin hupse‘‘ = mit gleichen
Füßen hineinspringen.
glendere [Sb] verb. = schlit-
tern. S. schlimmere.
gleschdig [Kr. Ottw.] == ge-
lüstig, begierig nach Speisen,
Scholl 109. mhd. gelustec.
glidig [glidig Sb, Sulzb., gli-
rig Güd,] adj. =— glühend, z. B.
glidig Eise. Auch adverb. „der
Owe is gl. rot“. „Der Glidich‘‘
[Sulzb.] = Spitzname eines Rot-
haarigen.
glinzere — gnirgse
vie
der
er.
nel
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ver
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‚te.
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it-
ze-
an
gli-
B.
der
‚3‘
at.
glinzere [Sb] v. = glänzen;
blinken. ;
glinzig [Sb] adj. = winzig,
zu klein. S. klän,
Glitsch [glitsch Sulzb., gletsch
Eppelb.] fi. =— OQuaste. Zuss.
Glitschkapp [Sulzb.] = Kappe
nit Quasten. Lothring. Glitsch 208,
glitsche [Sb, Neunk.] v. =
gleiten. Zuss. ausglitsche =
ausgleiten. Adi. glitschig,
glitscherig = schmierig glatt.
glitzerig |Sb, Sulzb.] adi. —
zlitzernd.
Glog, in der Rds, ’s Glog
[glgch]. bezahle [Sulzb.] = die
Zeche (das Gelage) bezahlen. den
Schaden tragen.
Glöckner [früher in St. Joh.]
m. = Küster,
glott [Eppelb.] adj. = wähle-
risch, lecker. ;
Gluck [Sb, Kr. Ottw., westl.
der Theel] f. = 1. Bruthenne:
2. [Kr. Ottw. nordwestlich] ==
Tannenzapfen; 3. [westl. d. Th.]
= Plejaden (Sternbild). Adi.
glucksig [Ottw.]| = Zustand
des Huhns in der Brutzeit. Verb.
gluckse = 1. das Rufen der
Bruthenne; 2. das Geräusch beim
Ausgießen einer Flasche und
Jeim Trinken,
Glück, in dem Sprichwort
„Angerschlang‘ Glück es mee
wert wie armslang Verstand“
[Sulzb.]. ‚Zuss. Bombsglick
in der Rds, „ebes of Bombsglick
mache‘ [Sulzb.] = etwas auf
zut Glück unternehmen. ;
Gludder [westl. d. Theel] —
Zweigbüschel (ähnlich wie Dolde)
der Guirlande,
glühig [Uchtelfangen] adj. =
glühend. Subst, der Glühig —
der Teufel.
glunschen, glunsten, v. =—
schwach oder. unter der Asche
glühen. 1833, Schwalb 28.
glunschen [Kr. Ottw., glunt-
schen Eppelb., Neunk.] v. =
schaukeln. Scholl‘111. Vergl
gunsche.
glünzeln =— freundlich zu-
alicken. Zuss.. verglünzeln
= jem. -Gemütsart durch
Schmeicheleien verderben. 1833.
Schw. 27.
gluren = die Augen im Kopf
herumdrehen. 1833, Schw. 27.
Glus [Eppelb.] == glühende
Kohle.
Glutz [OMS 1833, Sb, Kr.
Ottw.] m. u. ff = 1. Klotz:
2. Kugel, Kegelkugel; fig. großes
Auge. Zuss. Abelglotz [Kr.
Oitw.] = kugelförmiges Gebäck
mit eingelegtem Apfel.
gnargse [St. Joh.] v. =
<narren, von den Schuhen gesagt,
Gnascht [Sb, Kr. Ottw.] m.
. Schmutz, Fett; 2. Geizkragen,
Adi. gnaschtig [auch Kr. Otiw.1
= knauserig. Subst. [Kr. Ottw.’
Ainaschtert = Geizkragen.
gnatsche [Sb] v. == schmatzen,
beim Essen. Adi. gnatschig
- wässerig weich, von Speisen:
gnausele [Schafbrücke] v. —
durch die Nase sprechen.
Gnibche [Sulzb.] n. = 1. die
xleine Bergkuppe; 2. kleine Ge-
schwulst. Wohl zu hochd
<nopf.
Gnirkser [gnirgser Güd.] m.
geiziger . Mensch, ;
gnirgse [St. Joh.] v. =
knirschen, von den Schuhen ge-
sagt. Vergl. gnargse und
Gnirkser.
gnulie — Gräbelche
gnulje [Kr. Ottw.] v. = un-
ordentlich falten, zerknüllen.
Scholl 109.
Gobe, ‚ss. Gowe. S. d
Gokert [gögerd Sb, gö3kert
Güd.] m. == 1. (alter) Hahn;
2. lang aufgeschossener Mensch;
3. [Eppelb.| aufgeblasener, eitler
Tropf. S. Gak.
godersprech [Gott ersprech.
gotter sprech, gudersprech Sb.
als godersprech, als gudersprech
Sulzb., wie gutt, er sprech
Sulzb.] = gleichsam, richtig ge-
sprochen, als ob er sagen wollte,
jürwahr. J. Frank in der Z. f. d.
Mda. 1908,24: „Ich meine, daß
Gott ursprünglich garnicht in die
Rds, hineingehört, sondern nur
durch Mißverständnis des früheren
kode hineingekommen ist. des
Con] des alten Verbums ‚sagen‘,
Juethan. dessen geläufige mhd.
Förm koden war“ Vergl
kodere.
Gogelcher [Sb und Gagelcher,
Kindersprache] f. pl. = 1. Eier;
? junge Hühner. S. Gokert.
Goldhämmelche [Sulzb.] n. =
üoldammer. Auch Spitzname
für weibl. Person.
Goldfisch fangen [Saarbergm.|
. Rösche reinigen. ;
Gom [göm Auersm.] =—
Gaumen.
Gon [gohn Sb, gön Neunk..
jgn Kr. Ottw.] m. == auf ein-
mal in Angriff genommenes
Stück Feld bei der Kartoffel-
ernte. Mhd. jän = Reihe ge-
schnittenen Getreides. Lexer I.
1472,
Got [g3d: Sb, ‘Sulzb., göd
Bischm., Altenkessel- Neudorf,
Raßw.] f. = Patin. Dim.
Geetsche [Sb] Zuss. Binsgot
[Raßw.] == Ehefrau des Paten.
gotschele [Sb] v. = tauschen.
Zuss, abgotschele, jem. etwas,
einem etwas abschmeicheln
(Kindersprache), Subst, Ge-
gotschel [Sulzb.] = heimliches
Sprechen, z. B. „Sie haben im-
mer so ein G. zusammen‘, Zu
dem Adi. gut.
Gott, in den Redensarten:
„Gott wal’s!‘“ [St. Joh. früher]
= So pflegte man beim ersten
Spatenstich und beim Ausmachen
des ersten Kartoffelstockes zu
sagen. „Gott sä’n!‘“ [St. Joh.,
Güd., Eppelb., Neunk.] = Gott
segne! sagt man beim Niesen.
„Gott helf!‘“ ([Eppelb.| sagt
man zu einem Bettler, dem man
abwinkt. ‚Der macht awer grad
alles, was Gott verbot hat‘
‚Sulzb.]; „der brauch net ze sa’n:
Gott strof mich!‘ [Sulzb.] = er
ist schon gestraft genug. Zuss.
Gottsäckel [Güd,., Uchtelfangen
irüher] == Almosenbeutel: Gotts-
willepeter [Sb] = jammernder
Mensch.
Gowe [göwe Sb, göbe Sulzb.,
Kr. Ottw.] m. = 1, [Ottw.] der
Haufen. 2. [Sb] ein plumpes,
schlechtes Pferd; 3. scherzhafte
Bezeichnung, namentlich für
einen alten Mann, der noch
Jugendsprünge macht,
Graane [graäne Sulzb., graene
Wellesw.] m. = 1. Gräte (beim
Fisch); 2. Granne (bei Cietreide)
Hd.. Granne.
Gräbelche [Sb, Güd.] n. =
kleine Hacke. Zuss. Garde-
gräbelche == 1. dasselbe.
2. jem., der gern im Garten ar-
beitet; Kohlegräbelche in der
Rds. ..du hascht Fingere wie e
rot
en.
en.
'as,
eln
1e-
1es
ıM-
Zu
en:
1er]
sten
hen
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oh.,
Jott
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-b..
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afte
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ach
ene
eim
de}
de-
Ibe.
ar-
der
je rn
gräbele — Gras
Al
Kohlegräbelche = schmutzige
Finger.
gräbele, in Zuss. ufgräbele
[St. Joh.] v. == die Gartenerde
‘ockern.
grabsche [Sb, Sulzb., grapse
Kr. Ottw., östl. grapsche] v. =
schnell nach etwas greifen. ‚Das
is e vergrabscht Fraa‘‘ [Sulzb.]
= die Frau greift nach allem
und trägt’s heim. „Eingrabsch,
zweigrabsch‘“ == Ballspiel in
Saarbr.]
Gradel |[Sb, Sulzb.. westl. der
Theel] m. 1. = Hochmut. Rds,
„e Gr. han‘‘ = hochmütig sein.
„Das geht ihm wider de Gr.‘ =
das geht ihm gegen den Strich.
Dazu Adj. gradelig = hoch-
mütig. 2. [westl. der Theel]
Astwinkel, Beinwinkel. Verbum
gradele == nicht mehr Recht
gehn können.
* grad le’e [Sb] = gradlegen ==
Gesagtes berichtigen, in tadeln-
dem Sinne des Besserwissens,
des Pedantischen. Subst. Grad-
le’er.
grad se läd [Sb] adv. =
gerade zu Leide, erst recht.
Gräsije [gresie Sb] n. =
kleiner Backfisch. Der Kreßling?
Grät [gräät westl. d. Theell —
Schlucht.
Gratsch [Kr. Ottw.] f. =
Gabelung, gebildet von Baum-
ästen oder dem Stamm und den
Aesten. Vergl. Gradel und grät-
schen.
grätsche |gretsche Sulzb.,
gräätsche Eppelb.] v. = lange
Schritte machen, breitspurig
gehen; „ewer & ‘Balke. Cirawe
grätsche‘“.
grauele [Sb, grouele Sulzb.,
graulen Eppelb., Neunk.] verb.
refl. = sich fürchten; Rds. „Der
groult vorm Deiwel net‘; „der
grauelt defor wie der Deiwel
vorm Weihwasser“. Zuss.
Groulheck = öfters Ortsbezeich-
nung.
Grawatsch [Sb] fi. = Kar-
satsche, Klopfpeitsche. Das Wort
zommt auch im Böhm., Poln..
Russ. und Türk. vor.
grawe [Sb, Sulzb. gräwe] v.
= graben, insbesondere den
Gartenboden umgraben und
düngen. Zuerst wurde dabei ein
Graben gezogen, der „Schlag“;
in diesem wurde der Dung ver-
teilt. Abl. gräwe [Sulzb.] =
mit Gräben versehen, die „Wies
muß gegräbt wer’e‘‘. Zuss. be:
grawe,
Grambe [Sb, grampen Neunk.]
m. = 1. Hacken: 2. Karst. Hd.
Krampe.
grametschele [grämetschele
Sulzb.] v. = in einem fort
tadeln und Vorwürfe machen.
Subst. Grametscheler, adj.
adv. grametschelig.
grangele [Sb, Sulzb.] v. =
wehleidig klagen; „em de Kop
voll kr.“ Subst. Grangler.,
verstärkt Seelegrangler, weibl
Granglersch, Ferner Herz-
grangler. Zuss: Gegrangels
n., Granglereif,; Grangel
sack = männlicher Klager
Grangeleise = weibl. Klager.
Gras, in der Rds. „mir is ke
Gr. uner de Fiß gewachs‘‘
'Sulzb.] = so schnell bin ich
gelaufen. Zuss. Grasblum [Sb]
[. = die Nelke; Grasbetsch
[Sb] == Grasmücke. Graskorb
“Sulzb.] m. = Korb, in dem man
Gr. holt; „e ganzer Graskorb
voll‘ — viel.
grawe — grinzen
grawe [grawe Sb] v. = graben.
Davon Begräwer [Sulzbach]
= Begräber, Sargträger. Subst.
Grab = dasselbe. Zuss,
Grabloch [Sb, Sulzb.] n. —
Grab. Grawe m. = der
Graben. Zuss, Wassergrawe.
In der Glashütte Schwenk-
grawe==Schwinggraben. ‚A mEl-
leregrawe“, „am dife Grawe‘“
= Flurbezeichnungen Sulzb.
Grawunzelche [Sb]. n. =
1ledliches kleines Mädchen.
gräze [gr&dse Sb, Sulzb.] v.
== stickig schmecken, die ranzige
Butter „gräzt‘“. Adi. gräzig =
stickig. #1
gräxe [gregse Sb, Sulzb.} v. =
kränklich sein, ächzen. Subst
Gräx. „Alt Gräx!* Adj. gräxig
grebele [gröbele Sulzb.] v. =
sticheln. Subst. Gegrebel
[Sulzb.]; Grebler [Gersw.] m. —
Nörgler.,
grebig [grebig Güd.] adj. =
verkrüppelt, skrophulös. unan-
sehnlich.
greine [grine Bischm., Güd.
greine Sb, Sulzb.] v. == weinen
Ahd. krinan.
grell [Sb, Sulzb., Kr. Ottw.]
adi. = lebhaft, lebendig, bes.
von den Augen. Rds. „grell wie
8 Leerche‘* [Sulzb.]
Gremes [Kr. Ottw.] m. =—
Krümmes, ein derber Stecken mit
gebogener Krücke. Scholl 113.
Gretel, Dim. von Margarete.
Rds, „gebutzt wie's Gretel im
Herbst [Sb]; „verwurte Gretele‘“
Sb] sind ein feines Gebäck.
Grib [grib, pl. griwe Sb,
Sulzb., greief Kr. Ottw.] fi. —
I. ausgelassener Fettwürfel;
2. Ausschlag am Munde usw.
Rds. Zu iem.. der Ausschlag im
Gesichte hat, sagt man: „er is
em Parrer an die Grliwe gang‘‘.
Zuss. Griwemoul, Griwe-
schniß, Griwestiir (stirne).
Weitere Zuss. Speckgriwe. 3.di-
rekt auch gleich Mund (od. Kopf).
„Was schla’n ich dir gleich of
die Grib!“
Gribs (gribs auch gribsch Sb,
gribs Sulzb.] m. = Kragen:
‚hol ’ne am Gribs!“
gribsche |Sb, Sulzb.] v. —
stehlen.
Griesnal [|westl. d. Th.| =
Nagel fürs Leitseil am Pflug.
Griggelmaus [Neunk.| =— Ham-
mermaus, :Heimchen.
grin [grin Sulzb, |. in der Rds.
„du werscht aa se grin; dich
fresse die Rauwe bal‘* [Sulzb.]
Grind. [Sb, grend Sulzb., grent
Kr. Otiw.] m. = „Grind‘,
Krätze. Rds. „frech wie die
Grind“; „äm € Lous en de
Grend hucke‘“ [Sulzb.] = einem
einen Possen spielen. Zuss.
Grindkopf. Rds. „Samschdags
gehn nure die Grindkepp meie*
[Sb]; Grindsack, Schimpfwort,
frecher Kerl; Grindbätsch ==
Nacken. Rds. „ich schlain der
in die Grindbätsch. S. Bätsch.
Grindlous, „frech wie e Grind-
lous‘, Adj. grensig == frech.
Abl. subst. Grensert = frecher
<erl. ;
Grindel [grinde]l Sb, grenel]
Sulzb., Ostertal] m. = Pflug-
balken.
Grinz |grinz Eppelb., grents
Kr. Ottw.] f. = gröberer Abfall
beim Fruchtreinigen..
grinzen [westl. der Theel] v.
= wie verdorben riechen (Kaffee).
Verg]. oräze.
grinzig — Grund
7
grinzig [Eppelborn, grentsig
Kr. Ottw.] adj. = 1. empfind-
lich. 2. klein, .‚minderwertig,
vom Obste. S. Grinz.
Grissele [|Eppelb., krissele
Uchtelf.] pl. == „Gruseln‘‘. Rds.
„die Grisseln gehn mr aus“ —
Hühnerhaut bekommen vor
Angst. S. Grussele.
griwele [Sb] v. == kratzend
reiben, kitzeln. Rds. „’s griwelt
mr‘ = eine Gänsehaut über-
läuft mich; auch von der inneren
Unruhe eines Ungeduldigen ge-
sagt. Zuss. Griwelkopp =
empfindsamer Mensch. Adi.
griwelig = empfindlich.
Griwesgrawes [Sb] nn. =
schlechte Schrift, Gewirre. .
gro [Sb grö, Sulzb. desgl.]
adi. = grau. Verstärkt gritze-
gro. Zuss. grolich [Sulzb.1 =—
graulich.
Grobe [grapen Eppelb.] m. =—
Karst. Zuss. Mischtgrobe =—
Hacke, um den Mist aus dem
Stall zu ziehen; Haugrobe —
Hacke, um. Heu zu rupfen (wohl
auf dem Heuspeicher).
Grobel [Gersw.] m. =
Knorpel.
“ grobelich [Sb gröbelig] adi. =
steif, ungeschickt vor Alter.
grobig [Sulzb., Kr. Ottw.
adi. = klein, frech. S..Grupsack,
Grolles [Sb] m. = Locken-
kopf, Krauskopf. Zuss. Grolle-
kop.
Grophuschte |Sulzb.] m. =—
Keuchhusten.
groß adi.; Rds. „groß un
klän, wie se dr Hirt zum Dor
enaus treibt‘‘; Comp. greßer,
verstärkt „‚‚vielee greßer‘‘ =—
viel größer [Sb]; wohl Dim.
Großlee [|Gersw.] = Groß-
mutter. Adverbieller Gebrauch
von. groß, z. B. „Was werd
dann do groß debei sin?‘ Zuss.
Großhans = Prahlhans. Abl.
Größt‘ [Eppelb.] = Größe.
Grosche, in der Rds. „der is
nit bei Grosche‘‘ [Sb] = halb
verrückt.
Groschel [Kleinblitt.] FF
Stachelbeere. Franz. groseille.
Vergl. Droschel.
Grotz s. Grutz.
grotze [grötse Kr. Ottw., in
Mitte und Osten grötsele] v. =
1. kriechen; 2. klettern, nicht
nordwestl. . Scholl 115.
grozig [Eppelb.l] adi. =
schimmelig grau.
grudele [Sb] v. = mit dem
Schürhaken stochern. Zuss.
Grudelise [Fürstenh.] n. =
Schürhaken; Grudelhocke [Sh]
Schürhaken.
Grumbele .f. pl. [Sb] = zer-
xnitterte Stellen in: Tuch. Adi.
grumbelig == zerknittert.
Grumbiir [Sb, Güd., Sulzb.,
Krompijern Neunk., Krumpiern
Eppelb.] fi. = Kartoffel (Grund-
birne). Zuss. Grumbiire-
klickere [Sulzb.] = die Samen-
5eeren der K. ; Grumbiirehifler
"Güd.] = Pflug zum Häufeln
jer Kartoffeln.
grummele [grumele Sb, Güd,
Eppelb., Neunk., gromele Sulzb.
v. = knurren, brummen. Abl.
Gromeler, Gromelersch. Adi.
gromelig. Subst. gegromels
an. Zuss. Grumelsupp, in der
Rds. - „Grumelsupp krienn =—
Schelte beziehen.
Grund, in Sb insbesondere
die Gartenerde. Zuss. Garte-
erund = dasselbe: Gasse-
Grupsack — Gure
grund [St, Joh.] m. = Straßen-
schmutz; Gassegrundplatz
[St. Joh.] n. = Müllgrube ir
Hofe des Bürgerhauses in Alt-
Saarbr. und St. Joh. (verschieden
von der ‘ Mistgrube); Grund-
schmacker [Uchtelf,] m. =
Grundschmecker; ironische Be-
zeichnung für jemand, der klügeı
sein will in der Landwirtschafi
als andere. Uebertragen in der
Rds. „in die Wäsch is ke Grund
meh enin %e bringe‘ = die
Wäsche ist nichr mehr sauber
zu bringen. Grund un Bodem
[St. Joh.] = Ausdruck für die
Gesamtfläche eines Anwesens.
Adi. grundsig [Sb, ält. Spr.]
-- nach Grund schmeckend;
grundeernscht [Schiffw.] =
grundernst. Verbum grunnen
[westl. der Theel] = mit Grund
"Kompost) bestreuen.
Grupsack [Sb, auch Gropsack|
m. == Knirps, kleines, wider-
spenstiges Kerlchen.
grusele [Sb grusele] v., in
Rds. „es gruselt mich‘ =— es
gruselt mich. Adi. gruselig =
gräsig.
Grussele [Sb, Gersw., Sulzb.]
5. pl. =— „die Gruseln‘; Rds,
„die Gr. gehn mer aus“ =
erschrecken, Gänsehaut be-
xommen. Verstärkt „do gehn
em die Grasgrussele ous“
[Sulzb.]. Grussel |Gersw.] m.
= jemand, der sich ungebühr-
licher Weise über etwas aufregen
kann. S. Grissele.
Grutz [grutz Sb, auch grotz,
grots Kr. Ottw.] m. == 1. Kern-
gehäuse des ÖObstes; 2. ver-
kümmertes Obst. 3. kleines
Kind, „kläner Gr. Adi ver-
krutzt [Sb] == verdorben durch
Ungeschicklichkeit. Scholl 115.
gucke v. = gucken. Rds.
„sich die Aue aus em Kop gucke“;
„siehschde, wie de. guckschd !“
= Siehst du! Subst. Guckel-
cher n. pl. = die Augen des
kleinen Kindes.
Guleflabes [Sb| = täppischer
Mensch, Schimpfwort.
Gulegalerutznas [Sb] =—
Truthahn, Pfau. Entstanden
aus dem Spottruf gegenüber dem
Truthahn: ‚Gule gule Rutznas!‘*
gumbe [Sb, Güd., Kleinbl.,
zombe Sulzb.] v. = Mittags-
schläichen halten, kurze Zeit
schlafen. Subst. Gomber [Sulzb.]
m. = das einschläfernde Nicken,
der Schlaf. Rds. „der G. iwer-
mannt . mich‘. Gimche n. =
Nickerchen, Schläfchen.
Gumer [gumer, gugümer, gum-
gumer Sb, gumer Güd., gomer
Sulzb.] f. = 1. Gurke; 2. Nase.
Franz. concombres (pl.).
Gun [gun, gon Sb, gon Sulzb.]
f. = Gunst. Rds, „äm die G.
andun‘* == einem die Gunst er-
weisen. Verb. gune = gönnen.
Gunsch [Sb, Dudw., Gersw.;
zonsch Sulzb., glunsch Sb.
glonsch Rentrisch] f. = Schaukel.
Verb. gunsche, glunsche,
glonsche = schaukeln. Lothring.
220 gunschen, elsäss. 227
günsche, hess. gunschen. Ge-
hört nach Follmann zu hess.
Gunkel, Gonkel = Schaukel.
Gur [guhr Raßw.] f. = Hab-
sucht; adj. gurig = habsüchtig.
Gurdel [Sb] n. = Bindfaden.
Franz. cordeille.
Gure [Sb gure] ‚m. =
großes, nicht viel taugendes,
orobes Fratuenzinmer
gurig — Haar
Ya]
3
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N.
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{1-
‚el
‚e
3.)
.
U:
ar-
gurig [Eppelb.] adi. = gierig.
Gurmagen, Guraß |Neunk.1 =—
Gieriger.
Gurmann [Sb] m. = Vielfraß;
franz. gourmand. ,
Guß {[Sb| pl. gusse == Gans;
auch als Schimpfwort. Guß,
guß! [Sb, Sulzb.] interj. =
Lockruf für die Gänse,
Gusch [gusch, gosch Sb] f. =
Mund, Maul. Rds. „hal die
Gusch!‘“
guschele refl. s. kusche.
Guschdo [Sulzb.] m. =
Geschmack. Rds. ‚„‚das es net
mei Guschdo!‘* tal. gusto.
gut [gud Sb, Sulzb.] adi. =
gut, Rds, „die gude wäre die
beschde, un du wärscht kenner
devun‘‘ [Sb] = ausweichende
Antwort, die man auf die
Frage, was dieser oder jener ge-
sagt habe, gibt; „zu gut is e
Stick vun der Liederlichkät‘“
[Sulzb.]; „zu gut is an’er Leits
Narr‘ [Sb, Sulzb.]; ‚dem is nil
ganz gut‘ == 1. es ist ihm übel;
2. ihm nicht recht im Kopf; „das
geht wie all nix guds‘‘ — es
geht flott; „ebes ze gut han“
= etwas zu Gute haben; ze
guds [adv.] — gründlich; „geb’s
em awer ze guds!‘ = haue ihn
gründlich! Dim. gudsche, in der
Rds. „ei, wie gudche!‘‘ =— zu
kleinem Kinde: „Das schmeckt
zut!‘ gudelig [Sb] adi. = gut-
1erzig. Komp. besser; Rds. „es
is als besser wie in die Hand
zesputzt; es is als besser wie ’re
leere Schees no gelaaf‘‘ =-
Jesser als nichts; „mr wolle ’s
»eschde hoffe, es schlechde
kummt vun selwer‘. Subst.
3ude [Sb] m; Rds. „sich de
Jude andun‘“ == sich etwas
zönnen. Dim. Gutsje [Sb
Dudw.] n. = Zuckerzeug
Gutsjeschmier [Maybach] =—
züße Schmiere. Nigut [Sb.
Dudw., Fürstenh.| m. == nichts-
nutziger Mensch (im allgemeinen
nicht so ernst gemeint]: adi
nigutig.
Gutebercherdrot [zudebercher-
drgt Sulzb.] = Guttaperchadraht
Guv, Guw [Sb 1833] =
Stecknadel Schwalh 30.
an.
‚bh
7
a]
a
3
al.
J-
g
n.
hä (h& Sulzb.] interj. — Ruf
über jemand. Antwort he (h9).
Haane, am [häne] = Am
Hagen, frühere Straßenbezeich-
nung in Alt-Saarbrücken, (Metzer
Straße), die jetzt durch die
hochdeutsche Form ersetzt worden
ist. haane ist mhd. Dativ von
mhd, hagen. Es hieß ursprüng-
lich „am Hagene‘*, jetzt wie
sonst in der Saarbrücker Mund-
art contrahiert „am Haane‘‘. Der
Hagen war ein heckenartiger Wald
und kommt zuerst i. d. Schenkungs-
urkunde f. d. dtsch. Orden 1227 vor.
Haanapel [haonabbel Kleinbl.]
= Weißdornbeere. Ein Fast-
nachtsspruch beginnt:
.„„‚Haonapel, Haon,
Die Fasenat geht an . .“
Wohl von mhd. hagen == Dorn-
usch abzuleiten. S. das Vorige.
Haar [hör Sb, Sulzb., Güd.]
n. = das Haar. Sprichwort:
.„.Rotes Hoor un Ellereholz
wachse uf känem gute Bode“:
Haarlecker — Hal
„Kurze Hoor sin schnell ge-
berscht“ [Sulzb.] = mit einer
Kleinigkeit ist man schnell fertig;
„ebes Hoor of Hoor verhan’ele‘‘
= ohne Zugabe ‘ verhandeln.
Zuss. Hoorbockel [Sulzb.] =
Schimpfname für einen aus der
Gewerkschaft Ausgetretenen.
‘Vielleicht verdeckt == Hund.
Haarlecker [Sb] = Hühner-
habicht. Rds. „Wann de nit
heere willscht, holt dich der H.‘*
. mußt du sterben.
Hab, in der Rds. „Hab un
Fahrt [Sb] = Hab und Gut;
„Hab un Fahrt verliere‘ [Sb,
Sulzb.] = um sein ganzes Gut
zxommen.
Häbche s. Hawe.
häbe [hö&be Kr. Ottw.] v. =
mit krummen Beinen, ungeschickt
gehen. Scholl 119.
habscht, habschter [häbscht
Sb, Wehrden] m. = Haupt-
person; Rds ‚das is drHaabscht!‘‘
Hackeberjer [Sulzb. hageberijer]
m. —= Halbceylinder.
Hackelpackel [Sb] — Hab und
Cut, das leicht aufgepackt werden
kann. Rds. „er es om Hackel
on Packel kom‘ [Sulzb.] = er
hat Hab und Gut verloren.
Hackse [Völkl.] f. pl. = die
“ersen, die Hacken. S. Häse,
Häcksel [Sb] n. = klein-
zehacktes Stroh.
Häd I [h&d Sb, Gersw., Eppel-
born, Neunk.] m. = Zigeuner.
Zuss. Hädekind = Zigeuner-
kind. Abl. Hädese [hödese Sb‘
pl. = die Zigeuner. Zuss.
Hädegeld — viel Geld; häde-
diir [Sb Umgegend] adi. = sehr
teuer; Hädeberwel [Sulzb.] =
wildes Mädchen.
Häd II [Sb, Sulzb., Fürstenh.]
f. = das Meidekraut.
Häd IM [Kr. Ottw.1 n. =
Kappeskopf.
Hafascht, in der Flurbezeich-
nung „of Hafascht‘‘ [Dirmingen].
Dieselbe bezeichnet einen Wald.
Haft [Sb] fi = Vorrichtung
zum Festhalten (Haken und Oese).
hählings s. hehlings.
Hahn [(hän Sb, hän Sulzb.]
m. == der Hahn. Sprichwort‘
Der Hahn om eiiene Mischt,
Der hat gut krähe.
Awer der om Kerjetorm
Muß medem Wend sich drehe!
[Sulzb.]
Dim. Hähnche. Sprichwort:
„Wann’s H. mit em Hinkelche
kratzt, dann geht’s‘‘ [Sulzb.] =
wenn Mann und Frau einträchtig
zusammen arbeiten, dann geht's.
Zuss, Hahnefiisjer — 1. weiße
Akazie [Sb]; 2. korallenartiger
Schwamm [Sulzb.]; Hahnefax
[Sb] m. = eitler Mensch;
Hahnebambel [Sb] = ein
schlapper Mensch. Adi. hahne-
bambelig. .
Haäinmörder, in der Rds. ‚Der
macht e Gesicht wie e H.“ [Sulz-
bach] = der Gauner, der neidi-
sche Geselle, macht ein G. etc.
haien [Ottw.] v. == zanken.
Scholl 117 erwähnt für den Kreis
Ottw. „häge‘“ und ‘„verhäge‘‘,
Nach ihm von mhd. heigen,
häge == bearbeiten, aufreizen,
anspornen; ohnegeheit [ane-
geheit Sulzb.] adj. = ungeschoren.
Rds. „mr es geheit un gehemmt‘
"Sulzb.].
Hal [hal Sulzb., Wehrden, häl
Wehrden] fi. = Halde, Berg-
halde, Kohlenhalde. Zuss. Berije-
hal [Sulzb.] — Kohlenschiefer-
halb — ha’n
41
halde bei der Grube; Landhal
[Sulzb.] = Stelle, wo die Kohlen
über Land verkauft werden,
aigentlich die Kohlenhalde.
halb, in der Rds. „halb on
halb, wie mr die Hun(d) scheert‘*
[Sulzb.] = halb so, halb so,
nichts Rechtes, Ganzes,
halbgehenkter, in der Rds.
„du siehscht aus wie e H.“
[Sb, Sulzb.] = du bist unordent-
lich angezogen.
Halbschied [Eppelb., Neunk.]
Hälfte.
hal’e [Sb, Sulzb. hale] v. —
halten, wie im Hochd., dann
insbesondere: „wann’s nure von
owen eronner halt“ [Sulzb.] =
wenn es nur nicht regnet; „hal
emol!‘“ [Sulzb.] — Stehe still!
„Der halt sich dran wie dr‘Narr
am Käsi:‘ [Sulzb.]; „Hand iwer
jem. hale‘* [Sulzb.], zum Schutze
Zuss. behale [Sulzb.] = be
halten; „Geld behale‘‘ [Sulzb.
=— Geld zurückbehalten (un
rechter Weise); „die Kuh ha;
behal‘‘ [Sulzb.] = die Kuh ha
mit‘ Erfolg gestiert; anhale =
anhalten; Rds. „anhale wie dr
Krippel am Wäg‘‘ [Sb, Sulzb.]
= sehr anhaltend bitten; abhale
= abhalten. Rds. „e falsch Kind
bett abhale‘‘ [Sulzb.] = Früh-
geburt.
häle [hele Sb, Sulzb.] v. =
heilen. Kinderverschen. „Häle,
häle, Katzedreck, morie frieh is
alles eweg‘. Dem „Katzedreck‘*
wurde wohl früher ‘heilende
Wirkung zugeschrieben.
Halfen [westl. der Theell —
Spreu, Hülsen.
Halgans (hälgans Sb, Sulzb.,
hougans Eppelb.] f. = 1. Schnee-
gans (Hagelgans): 2. Schimnf-
wort für dumme weibliche Per-
son. Ras. „‚’s werd Winter, die
Halgäns kumme!*
Haliker [Uchtelf.] = Pferde-
fleisch und Wurst. .
Hälme [helme Sulcb.] m. =
Halm. Rds. „„’s Kor of em H.
verkaafe‘‘ = den Roggen noch
im Felde stehend verkaufen,
Zuss. Hälembechs [Saarbergm.]
fi. = Halmbüchse. Früher
schossen die Bergleute mil
Halmen, die mit Pulver gefüllt
waren. Sie dienten als Zünder.
Halsen [westl. der Theel! —
Sielen.
Hals m. = der Hals. Rds.
„Schlaa em an de Hals!‘ Eigent-
lich ein gefährlicher Schlag
Schon ımhd. halsslagen. Zuss,
Halskaul [Sb, Neunk.] £. = der
Nacken. Rds. „schlaa em in die
Halskaul!‘“ [Sb]; Halskeis
Eppelb.] = Nackengrube.
Halter [Eppelb.] = Halfter
Verb. hältern.
Ham [Kr. Ottw.] f. == Schinken
Mhd. hamme. 5S. Scholl 116.
Hambich |hambich Sb, ham-
bich Sulzb., hambich Eppelb..
Neunk.] f. = Hainbuche. Adi.
häambiiche, haanebüche =
zäh; z. B. haanebüchene Knoche.
Rds. „das sin jo haambiichene
Anschlää!‘‘ [Sb]: vermutlich =
tolle Anschläge.
Hampeter [Sb, Sulzb.] =
Johann Peter.
han [Sb, han Sulzb.] v. =
haben. Praes. ich han, du
hascht, er hat, mir, ihr, sie
ha’n. - Part, gehat |Saarbr.] =
Rds. „Er hat’s em Hals, Leib.
Kop etc.“ = es fehlt ihm da,
er ist krank. Dagegen ..Er hal
em Kop‘‘ [Sulzb.] = er ist be-
Hanak — Hannes
trunken; „For’s gehat gebt der
Jud nix meh‘ [Sulzb.]; ‚was
mr hergebt, hat mr nimmeh‘‘ [Sb]
Hanak [Sulzb.] m. == unge-
schliffener Kerl. Wohl dazu
hanakere = (sich) abrackern,
schinden; „met em Fuhrwerk
hHanakere‘*
Hand [allg., pl. Sb, Sulzb. die
hen] f. == Hand. Rads, „Zu der
Hand, von der Hand‘ [Neunk.
Gersw.] — zum Führer hin, vom
Führer weg, links resp. rechts
von der Deichsel; „aus der
Hand in de Zand‘“ [Sulzb.] aus
der Hand in den Mund leben:
„e groß Hand ha’n‘“ [Sulzb.] =
viel Einfluß haben; „sich in die
Hand schla’n‘“ [Sulzb.] = ver-
sichern. Zuss. Handzwell [Sb-
il. = Handtuch, Mhd, twehele
Handhawe [Ostertal]. pl. = die
beiden Hölzer zum Halten des
Pfluges. Handstreich [Bisch
mish., Sulzb.] m. = Verlobung
Im Köllertal und weiter hoch:
waldwärts wohl noch allgemein
üblich, wie aus alten Verord-
nungen der Grafen hervorgeht.
Vorerhand, Henerhand =
Vorderhand, Hinterhand, beim
Kartenspiel. Adi. händig [Sb];
Rds. „Das Ding es ihm h.‘“ =
ar bedient sich dessen gern.
Hambuddel [Sb, hambude
Sulzb.] f. = Hagebutte. Volks-
medizinisch.
hämele [hämele Sb, Sulzb.,
Eppelb., Neunk.] v. = 1. lieb-
kosen. Die Mutter „hämelt ihr
Kind; 2, streicheln, ..die Katz
hämele“‘.
hämelig [Sb, Sulzb. hEmelig]
adl. = 1, heimelig, wie daheim.
2. zutraulich: die Katz ist h*
hämere [Uchtelf] v. = Heim-
weh haben. -
Hämerweh [Uchtelf.] n. =
Heimweh.
Hammel [Sb, hamel Sulzb.,
Güd.] m. = 1. Hammel; 2. Häm-
mel, die [Güd.] = Rinder (junge
Tiere); 3. Schmutz am Kleider-
saume der Frauen. Zu 3. Verb.
verhommele [Güd.], „de Rock
verhommele**.
Hämmerling [Sb] m. = mage-
rer Mensch.
Hämmermeisie [hammermis che
Güd., hämmermeisje Sb, Sulzb.]
n. = Hausgrille; mhd. heimo m.
Hampelmann [Saarbergm.] —
Hebelübertragung an einer Band-
bremse.
Handart [westl. d. Th.], Rds.
„of die Handart“ == auf die Art
und Weise.
Handore [händgore Sulzb.] m.
= Hagedorn, wilde Rose.
Handstreich [Eppelb.] = Ver-
lobungsfeier.
Hänielche [Sb] n. == kleine
Handvoll.
hänge [Sb, Sulzb.,. part. ge-
honk] v. = hängen. Rds, „es
sen schon bessere gehong wor
wie der‘* (von dem die Rede ist)
Sulzb.].
Hängel |[Sb, Sulzb.] m. =—
1. die Weintraube; 2. Menge
von Sachen oder Personen, z. B.
‚ge Hängel Wirscht‘; „e Hängel
Mäde*‘.
Hängsäl, in der [Saarbergm.]
Rds. „HM. ge’'n‘“ =: Hängeseil
geben == nachgeben, gefügiger
werden.
Hannes [Sb] — Johann. Zuss.
Hanjor [Güd.] = Joh. Georg;
Hannickel [Sb]; Hanntobes
[St. Joh.] = Joh. Tobias: Han-
Hän’sche — Häs
Loy
n-
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£;
es
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nadem, -arem [Sb] = Joh,
Adam; Hannjob [Sb] = Joh.
Jakob; Hannthomes [Sb] =
Joh. Thomas. Zu Haniör aus
Sb Reim:
„Hans Jerg, laß gehn, wie’s geht,
Hans Jerg, ’s geht gut!
Haschde de Kobb verlor,
Verlier aa de Hut!“ [Sprichw.]
Soll ein Bruchstück aus einem
Gedicht sein. Hansbebche [Sb]
= Johanniskäfer; Hans-
trauwele, -trauwelde [Sb Land]
— Johannisbeeren; Hanshosch-
bes [Sb] = närrischer Kerl;
Hanndummes [Völkl.1] = dum-
mer Johann.
Hän’sche [Sb, Güd.] pl. =
die Handschuhe; Fürstenh. das
Hän’sche = der Handschuh;
Eppelb., Neunk. Händsch. Händ-
sching [Kleinbl., Auersm.] =
der Handschuh; Hänschen
[Dudw.] = kurze irdene, durch
längeres Rauchen gebräunte
Dfeife.
Hänsekloster [Auersm.] =
Aurn.
Hanwiller [Sb] appell. =
Hanweiler. Rds. „du bischt von
Hanwiler, nit von Gebwiler“
sagt man zu einem Habgierigen.
happle [Sb] v. == stottern.
har [här Sb. Sulzb., Bischm.,
Güd., Eppelb., Neunk.] inter]. —
nach links! [Fuhrmannsprache].
Zuss. harum [Güd.]; harbei ISb1
Vergl. hot.
här [Kr. Ottw., westl. d. Th.]
adi. = trocken, ausgedorrt, ver-
sengt, w. d. Th. spec. vom
Wetter = trocken, schön. Verb.
verhäre [Kr. Ottw.] Scholl 117.
Harlecker [Sb _Haarlecker,
Kleinbl., Fürst. halecker] m. =
FEichelhäher. Rds. „mich werd
der H. bal’ hole‘ [Sb] = mich
wird das Käutzchen bald holen
= ich werde bald sterben
müssen.
Harscht [{harst Kr. Ottw.,
Dirm., Uchtelf., Ostertal, härscht
Bischm. | f..— Räuchervorrichtung
m Schornstein; 2. Rauchhaus.
hart [Sb, Sulzb., Altenkessel
Neud., Eppelb., Neunk.] adi. adv.
== 1]. hart. Rds. „du trätschit
härter wie e Geiß‘‘; 2. laut.
Zuss. hartschlä’ig [Sb, Sulzb.]
= haärtgeschlagen, für Schläge
unempfindlich; Hartfißler [Alten-
kessel-Neud.] = Bergarbeiter, die
auswärts wohnen und weit gehen
müssen.
Harz [härts Sb, Sulzb., Gersw.]
m. == Steinkohlenteer, Wagen-
schmiere. Rds. [Sulzb.] „frech
wie Harz“. Zuss. Harzkrämer
Schmierfink, gemeiner Kerl.
In Gersw. ist Harzkrämer der-
jenige, der die Grubenwagen
schmiert; Harzschmier, humor
für gewöhnliches Apfelkraut.
Has [häs Sb, Sulzb.] m. =
der Hase. Rds. „Der Has liebt
sei Heimat‘ [Sulzb.] = iedeı
kehrt gern in seine Heimat zu-
rück. „Er is ke heiriger Has“
7Sb] = er ist gewitzigt; „bis
du kummscht, is der H. iwer die
Yeck‘ [St. Joh.], zu einem
Säumigen. Zuss. Haseschade
Sb] = Hasenscharte; Hasebrot
ıSb] = 1. Brot, das mit über
Feld genommen war und wieder
nach Hause gebracht wird;
2. Brot, das man durch diese
Bezeichnung‘ den Kindern an-
nehmbar macht.
Häs [hös allg.] ££. = Schinken-
knochen [Sb, Fürstenh., Eppelb..
Neunk.]: der Plural die Häse be-
haschterig — Hausprunk
deutet die Fersen, das Sprung
gelenk, weiter die Beine des
Viehes, auch wegwerfend fü
menschliche Beine, z. B.. .,der
mit seine krumme Häse!‘‘ Zuss.
Häseknoche [Güd.] = Knochen
am Schinken; Häseholz [Güd.]
= Holz zum Aufhängen des
geschlachteten Schweines. Verb
häse [Sulzb.] == schlechtgehen.
„Inu mol, wie das Pärd häst!“
verhäse = Schuhe, Hose odet
Rock verwetzen. Hd. Hachse.
haschterig [Sb] adi. = hastig.
Hassa [Uchtelf.] = eine Kuh,
welche verkauft wird, ohne
Garantie, ob sie ein Kalb trägt
oder nicht. Vergl. franz. hassard.
hassediire [Sb] v. 1. wagen,
mit Gefahr; 2. wagen, beim
Kartenspiel. Franz. hasarder.
hasseliere [Sb] v. = schelten.
schimpfen.
Hässelter [Sb] — Haselstaude,
Hatz [Sb] *. == die Eile; Rds
an der Hatz‘‘ == in der Eile.
Hau [Sb, Güd., hä“ Eppelb..
<r. Ottw.] f. = die Hacke.
Haufen [hufe Fech., Güd..
Bischm., Guichenbach, houfe
Sulzb., ‘haufe Sb] m. == deı
Haufen. Rds. „of den alte Haufe
komme‘ [Sulzb.] = nich‘s mehr
wert sein, auch sterben. Zuss.
Murwolfshufe [Guichenb.] =
Maulwurfshaufen; Durrhife
‚Güd.] = große Heuhaufen, zum
Ernten des Heues; Wererhufe
[Guichenb., Bischm.] = kleine
Meuhaufen wegen etwaigen
schlechten Wetters; Dreckhufe
[Guichenb.] == Unkrauthaufen.
Verb. heifele [Sb, Sulzb., hifele
Bischm., hüfele Fechingen]” =
1. Kartoffeln häufeln; 2. Heu auf
Haufen setzen.
häufig [hüffig Kleinbl.] adv.
= häufig.
Hauptmann [häptman Sulzb.]
m. == Hauptmann, Rds. ‚.das es
dr Haptmann‘*. Wird in Sb
noch getrennt gesprochen „dr
hapt Mann‘, z. B. „der h. M.
vun der Spritz‘, von der Feuer-
wehr. Vergl. zu der Rds. ‚das
es dr H.‘“ die Rds. ‚der‘ is
Hapschter*‘.
Haus [hus früher Sb, St. Arn..
Bischm., Kleinbl., Güd., Dud-
weiler auf dem Büchel, hous
Sulzb., Uchtelf.] fi — 1. das
Haus. Alter Spruch am Wasch-
tage: „Geh mr nus aus unserm
Hus! Mr kine eich nit bruche,
mr gehn buche‘, (Wäsche
laugen, s. d.) [St. Arnual, Dudw.
Büchel]. Neuerer Spruch: „Wer
Geld will los wer’e un wäß nit,
wie, Der kaaf alte Heiser un re-
pariere sie!‘‘ [Sb]. Rds. „Häuser
yauen‘* [Saarbergm.] = einen
Raum im Bergeversatz aussparen.
2. |westl. d. Th.] Haube bei Axt,
Beil. Zuss. Hauseer [hauser,
:&re Sb, husere Güd., Bischm.,
husire Fech.] = Hausgang; eer
soll auf das lat. area zurück-
gehen. Haushammel [Sb] =
Person, die nur selten ausgeht;
Rds. „es is e H., es geht nit
aus dr Hiel‘. Hausdeiwel{SbJ
S. Gasseengel; Hausmanns-
taß [St. Joh.] f. = große Tasse;
Schattenhäuschen [Lebach]
= Gartenhäuschen. Ballon-
heisje [aus dem Kriegsjahr 1917]
= Ballonhalle. Verb. hause
[Sb] = haushalten.
hauschden [Bubach] v. =— auf
Haufen setzen.
Hausprunk [Eppelb.] = Heu-
schrecke.
IV.
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Haut — Heh
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Haut [hout Sulzb.] f. = die
Haut. Rds. „do hat er die neint
Haut suche kenne‘, so wurde er
geschlagen,
haut [Sb] in der Rds. „haut
oder naut‘‘ = entweder oder.
Hawe [häwe Sb, Sulzb., Güd.,
hawen Eppelb., Neunk.] m. =
Topf. Dim. Häbche, insbes. =—
Nachtgeschirr. Rds. „Jjem. ’s
Häbche ufdecke“ = jem. die
Wahrheit sagen.
Hawer [Sb, Wehrden] m. =
Hafer.
Häwerling [Sb] m. = magerer
Mensch.
Hawich [Sb, Sulzb., Güd.] m. —
Habicht.
he [he Sb] interj. = Was?
Gramm. S. 5.
Heb I [heb Sb, Sulzb.] f. =
Die Hefe,
Heb Il [heb Sb, hep Kr. Otiw.]
— krummes Handbeil zum Ab-
hauen der. Aeste,
Heb It [heb Sulzb.] fi =—
Kabine in Saarschiffen.
Hechel [hechel Sb] fi =
gabelförmige Vorrichtung zum
Reinigen des Flachses. Rds.
„durch die H, ziehe‘ = an jem.
kein gutes Haar lassen; „,der
Kerl sitzt do wie die Krott ul
dr H.“ = d. h. wohl „er sitzt
unruhig‘. Verbum hechele;
durchhechele = jem. beur-
teilen. Zuss. Hechelmaus in
der Rds. „ufpasse wie e H.‘“ —
zscharf aufpassen.
Hecht [hecht Sulzb.] m. =
durchtriebener Kerl, der immer
mit Schläue durchkommt.
hechze [Sb] v. = keuchen.
Heck [hek Sb, Sulzb., he
Wehrden] £. = 1. die Hecke;
„an der dick Heck‘ Flurname
Sulzb., lewendig Heh [Wehrden]
== lebendige Hecke, Rds. „hen-
ner dr H. hal’e‘‘© = mit der
Farbe nicht herausrücken; „‚frih-
zeitig bei der H. senn‘ = früh
auf sein; „Jo, wie dr N. N. ge-
sa’t hat: hau Hecke-n-ab, mach
Licke zu!‘ = d. h. ein Loch
auf und das andere zu [Rentrisch]:
2. pl. = Anfeuerholz; 3. sing
= Vogelhecke, Käfig, 4. Brut;
Rds. „die Jonge sen all vun
äner H.“ Zuss. Heckebankert,
-kor, -hur = Schimpfworte;
Heckemännche = z. B. ein
Pfennig, den man in der Geld-
tasche behält, im Glauben, daß
man dann immer Geld habe.
Verb. aushecke; davon e aus-
geheckter Spitzbub = vollendeter
Spitzbub. .
Heey [OÖstertal] f. = ein
baummesserähnliches Handbeil.
S. Heb Il.
Heemermeisje [Sb] n. == Grille.
Zuss, Heemefmeisiesland =-
3achlechtes Land. S. Hämmermeisie.
Heen [hen, hin, hing Sb.
heng Sulzb.] f. = Henkel, Griff.
Zuss. Hiinekorb. Hinkekorb.
{enkelkorb. .
Heerd f. = die Herde; mil
äner H. = zusammen, Sprichw.
„wamer e H. dengt, moß mr se
aa hite‘“ = übernommenen
Dflichten muß man nachkommen,
Heft, in der Rds. „er hat’s im
H** = er ist betrunken.
hege |he&ge Sb] v. == gleiche
Anschauung haben, ohne be-
freundet zu sein; z. B. „die
ı16ge mitenanner‘“, verächtlich.
Heh [he Sb, Sulzb.] f. = die
Aöhe. In Ortsnamen, z. B. die
_uftheh — Göttelborner Höhe:
Rds. ..das is die richtig Heh‘‘
Hehl
Auch die Form Höächt kommt
vor.
Hehl, in‘der Rds. „„Hehl halten‘*
[Sb] = verhehlen.
hehlings [helings Sb, hälick
Güd., hehlings und hehlig Dudw.
helenge und heles Sulzb., hel
wes Kr. Ottw.] adv. = heimlich.
Hehlloch [Sb, Sulzb., Kleinbl.]
n. = Versteck, insbes. ver-
borgener. Gang im Keller alter
Bauernhäuser zum Verbergen der
Wertsachen in Kriegszeiten. Dim
Hehllechelche.
hei [Sb] in der Rds, „der is
lang hei‘‘ = der bleibt gern
"ang aus,
heiche [Eppelb.] = keuchen:
hechze.
heidi [Sb, Sulzb.], in der Rds
„heidi gehn‘ = ausreißen, auch
kurz „der is heidi!‘ Zuss. heidi-
pritsch [Sb, heidepritsch Gersw.)
= sich fortmachen, fort. weg
sein. .
heie [Sulzb.] v. = Kind wiegend
halten. Vergl. Kinderlied „„Heija
bobeija, schla’s Hinkelche dod!‘“*
Subst. die Heija [Sb] =— das
Bett [Kindersprache].
heilig, in der Rds. „heilig
nach emol!* (Fluch).
heirig, in der Rds. „er is ke
heiriger Has‘, s. Has.
heischderig [Sb, Sulzb.] adj.
= 1. übermäßig eifrig ; 2. hinder-
lich, z. B. „das is ebes heisch-
deriges‘‘; Verbum verheisch-
dere, sich = sich abhetzen.
S Geheischter.
heiwele [Sb heiwele, heifele] in
der Rds. jem. heifele == jemand
übervorteilen.
Helje [helie Sb] m. = 1. der
Heilige: Rds. „du bischt mr e
Su
Herz
scheener H.!‘ = du bist mir ein
schöner Held! 2. Heiligenbild.
Zuss. Heljerheisie = Heiligen-
häuschen. .
Helling [Sb] f. = Helle; auf
dem Lande hellung.
hemm [Sb] adv. == heim.
Rds. „geh hemm und saa, du
wärscht do gewän‘‘ == ironische
Abweisung; ebenso „geh hemm
un saa 80, do mennt dei Mudder
90°, Zuss. hemmgeie in der
Rds. „laß dich hemmgeie!“ =
Mache dich fort‘‘.
Hemmed [Sb, himmed Wehrden]
pl. hemder, n. == das Hemd.
Rds. „der ge’ts H. vom Leib‘ =
der gibt das Hemd vom Leibe:
30 wohltätig ist er.
hemse [Sb] v. = sich
räuspern.
hennerfällig [Uchtelf,] adj. =
hinfällig, vom Gesundheitszu-
stande,
Henk s. Heen.
herauskommen, in der Rds.
„es komt erous un wamer uner
der Schnee scheißt‘“ [Sulzb.] =
es wird schon offenbar werden.
herkumme, in der Rds. „wo
du hingehschd, kumm ich schun
her“ [Sb]. .
Hermeskeiler [Sb, Sulzb.] m. —
derber, eichener Stock, wie ihn
die Holzhauer vom Hochwald
mitbringen.
herngä’e [Sb] adv. = hin-
gegen.
hernoched, hernod [hernöd Sb]
adv. == hernach. .
Herz [allg.] n. = das Herz.
Zuss. Herzkrangeler [Sulzb.]
m. == einer, der einem das Leben
durch „Krangeln‘* (s. d.) ver
leidet; Herzdricker [Dudw..
Bischm.] pl. = Kartoffelklöße.
Hettstadt — hillig
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Verb. herze [Sb], in der Rds. Hewamm [hewamm Uchtelf.
„es hat mr nit geherzt‘‘ = es {f. = Hebamme.
hat mir nicht gemundet. Hewel [Sb, Gersw., Sulzb.,
Hettstadt [Dirm.] in „of der Neunk., Eppelb.] m. = 1. Stück
H.‘‘ [Flurname]. Holz zum Schlagen; 2. Hebel;
Heu [howe Freiheitsbrief der 3- in der Rds, „6 Hewel Brot“
Städte Saarbr. und St. Joh. 1321, ein großes Stück Brot.
hau Alt-Völkl., Guichenb., Uchtel- Hex [allg.] f = die Hexe
fangen, Dirm., Eppelb., Feching., Rds. „geweß gets Hexe [(Sulzb.]
Güd., Bischm., hai Sulzb., Gersw., = ironisch: „ich glaube diı
Gaisl., hei Sb, Fürstenh., Dudw.] nicht“. Kinderlied „Hexe, Hexe,
n. = das Heu. Rds. „awer do Öl, lautse! [Sb]. Im Saarbr
war Hei geropt‘“ [Sulzb.] = Land existiert auch ein Kinder-
da war das Maß voll, da ging spiel, das eine Hexenverbrennung
der Streit los. Taktlied: darstellt. ‚Zuss. Hexefett in deı
. ; . Rds, „sei Maul is mit H. ge-
Eins, ZwEIL, drei, schmiert‘‘ [Grube Maibach] =
Hicke, hacke, Hei, sein Mund geht schnell. Verb.
Hicke, hacke, Hawerstroh, hexe in der Rds. ‚ich kanr
Hät ich e Fraa, do wär ich froh. nit h.“ — ich kat nicht so
. [Schafbrücke]. schnell arbeiten, wie du meinst:
Zuss. Haubihn [Bischm.] = verhexe in der Rds, „das is
Heuspeicher; Haustall [Uchtelf., och grad wie verhext‘“, 'so sag!
Guichenb., Eppelb.] m. = Heu- man, wenn man etwas sucht und
boden; Heistock [haustock jcht findet. S. Blatter, „Mund-
Fech, Güd., Bischm., Guichen- art]. Leben des Saarbr, Landes‘
bach; heistock Sb] m. = Heu- Bergmannsfreund 1908, S. 32.
speicher; Heigawel [Sb] = hickele I [higele Sb, Sulzb.’
Heugabel. Rds. „es rähnt Hei- y — auf einem Bein hüpfen.
gawele‘* = es regnet sehr stark; hickele II [hikele Sulzb.] v. =
Heigrohbe [Gersw.] = Heu- päckeln, mit kleiner Hacke be-
rupfer; Heiwa’n; Heihupser arbeiten.
{hauhupser Güd., haihupser Sulzb., Hiemes s. Humes.
heihubser Sb, heihupsert Sulzb., hier [hei Dirm.] adv. = hier
Dudw.] m. = Heuschrecke; Hei- hiffele s. Haufen.
spring er[Sb,HeusprungKr.Ottw.] Hil [hil Sb] f. = Höhle;
= Heuschrecke. Ahd. hawi. Rds. „er is e Haushammel, er
hewe [heben ‘Kleinbl., hewe gehtnit aus dr Hill‘. Zuss, Hiile-
Sb, Sulzb.] v. = 1. heben; Rds, wies [Flurn. Dirm.] Mhd. hüle
„do hat sich’s gehob un getra’“‘ Hiin s. Heen. .
[Sulzb.] = da hat sich’s gehoben hillig [helig, hillig, hilch,
und getragen: so voll Menschen hil Sb, hillig Gersw., Kr. Ottw.]
war der Saal z. B.; „sich in die adj. = leer im Magen, hungrig
Heh hewe*‘ [Sulzb.] = sich selbst und durstig; Rds. „hillig werden“
loben; 2. halten, z. B. „heb das = Gähhunger bekommen. mhd.
Kind!‘ [Kleinbl.7 hellec.
Himberdemäuschen — Hirn
Himberdemäuschen [w..d. Th.]
n. = 1, Waldgeist; 2. Alb-
drücken.
Himmel [himel allg.] m. = 1.
das Himmelsgewölbe; Rds. „so
weit dr Himmel blo is‘* [Sulzb.]
adv. = überall; „wann dr Him-
mel enfallt, senn alle Spatze ge-
fang‘‘ [Sulzb.], „ich. kann de
Himmel net hal’e‘*‘ [Sulzb.] =
so mächtig bin ich nicht, daß
ich alles verhüten kann; 2. das
Jenseits. Rds. „der kommt mit
Schuh un Stremb in de Himmel“‘
[Sulzb] = spöttisch mit Bezug
auf einen, der gar firomm tut.
Flüche: „Himmel noch emol!“
ISb} = Ausruf des Aergers
„Himmelheiligkreiz millione
Aunnerkeil!‘ [Sulzb.]; „Himmel
millijonereich!‘‘ [Sulzb.] = Aus-
ruf des Aergers;. „Himmel an
der Bettlad!‘“- [Sb] == die Gottes
lästerung vermeidender Fluch;
ähnlich „Himmel Sargemin“
‚Saargemünd) [Sulzb.] == Him-
mel Sakrament! „HimmelBadafia!“
Sulzb.] Rds. „Himmel un Hell
zesamme fluche‘‘ [Sulzb.]. Als
Verstärkung dient Himmel in der
Redensarten „das is sei Himme:
un sei Läwe nit wohr!‘“ = aul
keinen Fall wahr; „das is se
Mimmelslebda’ ‘ (s. Lebda’) nit
wohr!‘‘ „Himmel- un Mensche
wahre do!“ [Sb] = sehr viele
Menschen waren da. Zuss.
Himmelsschlißelche [Sb] n.
= Schlüsselblume; Himmels-
geiß [Sb] f. = eine vermummte
Person, welche in den Tagen
vor. Weihnachten erscheint, um
die Kinder bange zu machen;
Himmelfahrtsnas [Sb| fi. =
kecke Stumpfnase; himmels-
wahr [Sulzb] adi. = ganz wahr
Verbum him me1le [Sb, Sulzb.)]
= 1. sterben; 2. zum Himmel
gucken.
hin’e [Sb, Sulzb., Eppelb..
Neunk.] adv. = hinten. Rds.
„die is hin’e wie vore‘“ [Sb] —
die ist falsch, gleißnerisch? „Er
loßt sich net hin’e fin’e‘“ = er
stellt sich nicht zurück, er läßt
sich nicht lumpen, z. B. beim
Geben. Superlativ in der Rds.
„’s hin’erscht vederscht‘‘ = in
falscher Reihenfolge. Zuss. hin-
nerwerks = hinterrücks, heim-
tückisch; hin’erfällig [Neunk.]
= rückfällig; hin’ernan’erno‘
= ohne Unterbrechung.
Hink s. Heen.
Hinkel [hingel! Sb, Sulzb,,
hinkel Güd.] n. = 1. Huhn,
2. Kücken [Kr. Ottw. nördlich].
Dim. Hingelche. Rds. „Die
Hinkelcher muß mr indun, die
Hähncher kamer laafe lasse‘* [Sb].
Zuss. Hinkelsdieb. Rds, „uner
sich Ilu’e wie e Hinkelsdieb‘‘ —
vor Scham zu Boden gucken
wie ein H.‘‘ Hinkelhar [Dirm.]
m. = Hühnerhäbicht.
Hip [Sulzb.]- subst. = die
Krücke.
hipe [hibe Sb] v. = hüpfen.
Davon hibele = dass. Subst.
Hibeldibib, Hiberdibib =—
Hinkefuß, auch Kinderspiel. S.
Kinderlieder 56. Hibelbot
‚Gersw.] = Spiel, bei dem ein
Stein mit dem Fuß fortgestoßen
wird innerhalb einer rechteckigen
Pigur,
Hirn, in der Saarbergm. Rds.
„überHirn gebogen‘‘,vonSchienen
gesagt, die über die schmale
Kante in einem spitzen Winkel
gebogen sind.
Hirt — hole
0.)
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Hirt [Sb, Sulzb. herd] m. =
der Hirte. Sprichwörter: „Do
Jlaafe se rum, als wenn se ke
Hirt un ke Herd hätte‘. „Wie
der Hert; so die Herd“,
Hirwel [Sb], — einer, dem etwas
in den Kopf gestiegen ist. '
Hirz [Sb, Dudw., heerts
Fürstenh.]| m. = "1. der Hirsch-
käfer, 2. [Saarbergm.] = Dreh-
bohrer. Zuss. Hirzmann.
Horzmann == männl. Hirsch-
käfer; Herzweibche, Horze:-
ira = weibl. Hirschkäfer.
Hirzewoubert = Hirschkäfer
weibchen. Hierher auch die Rds
„er‘ hat e Hirschemännche im
Kop‘“ [Sulzbachtal] = er ha!‘
einen Sparren. Mhd. hirz = Hirsch
Hißje [hisje Sb, hisje Sulzb.,
Güd., hiss! Sb] m. = 1. Oe-
richtsvollzieher; 2. Gendarm.
franz. huissier. _
Hitche [Sb, Güd.] n: = ‚das
Hütchen. + Rds. „do huckt’s un
hat e Hitche uf“ == ‚ironische
Abweisung: „es ist nichts da-
mit‘. — Das Hitche gehört wohl
einem bösen Kobold.- ;
Hitz [Sb, Sulzb,, hetzt Uchtelf.]
if. = I. die Hitze; 2. das
Fieber. Zuss. Hitzeblitz —
jähzorniger Mensch. ' Adi. hitzig.
Hitzig Krankheit .[Sb,*} Sulzb.,
Uchtelf.] = Typhüus. © 60
Hiwel [Sb, ‘ Sulzb., - Dudw.,
Bischm., Kr. ’Ottw.,‘ “hüwel
Kleinbl.] m. 1. Hügel, in Flur-
namem häufig; 2. großes‘ Brot-
stück.‘ Adi. hiwelig = hüglich:
ho‘ [Sb hö] adj, ‘in der: Rds.
„mr wird seines Läwens nit ho
un nit froh‘. S. hoch,
hoch [höch; comp., hecher:
superl. hegschd: Sb,‘ Sulzb.] adj.
— hbch. Räds. ho’e Teen im
Kopp han‘‘; „die. ho’e Teen
(Töne) vergehn em noch‘“‘. 'Zuss:
hochgestoch adi. =— dünkel-
haft. ;
hobele [Sb] v.' = auf dem
Knie reiten lassen. ‘Kinderlied
„Hople, hople- Rößchen“‘.
Hochzeiter [Sb, Sulzb., höch-
ziter Auersm., hochzeirer Raßw.]
m. = Der Bräutigam. Hoch-
zeitersch f. = die Braut.
Hofgeting [Neunk., hofgereng
Sulzb.] n. = 1. Das um’s Haus
liegende Land; 2. Hofraum.
Höh [Neunk.] = lebendige
Hecke. 5S. Heck.
Hohl [Bischm., Uchtelf.] f. =
Hohlweg.
Hohrech s. Rech.
Hoke [höge Sb; Sulzb.] m. =
Der Haken. Zuss. Heihocke
=— Haken; zum ‘Herausziehen
des Heues aus dem Heustock
(auch -Heirober = Heurupfer
genannt), Verb. hogele =
mit dem Haken _ herbeiziehen.
den Arm‘ als Haken benützen.
Hol [höl Sb, ‘Güd:, hao!
Kleinbl.i, hohl w. d. Th] £
Kleinbl. m. == langes, zackiges
Eisen, welches ifn offenen Schorn-
steine” an einem Querbalken be-
festigt ist und an dem der Koch-
topf über das öffene Feuer gehängt
wird. Rds: „die Hol ufhänge‘
= im neiuerbauten Hause ein
Fest‘ geben; von einer verlorenen
Schuldforderung sagt man ‚das
kann ich an dem Hol schriewe.
dao kann’s kän Hinkel uskrätze‘‘
Mhd. hähel, ahd. hähala, hahle.
zu hängen, got. hahan; gehörig.
hole [hole Sb, Sulzb.] v. =
holen; wird in Sb oft mit nehmen
verwechselt. Rds. „Der Mangel
hat en gehol‘* == er ist ge-
Holland — Horneckersch
storben; „hol alles bis an de
Spicherer Berg un denne noch
mit!‘‘ Zuss, ofhole = auf
nehmen, den Wettkampf; abhole,
wie hochdeutsch, aber auch =
abwechselnd etwas tun, „die
zwei Veegel holen enaner ab‘ =
sie singen abwechselnd. Subst,
Holalles = Nimmersatt.
Holland in der Rds. „ich
gewe dr en, daß de Faier in
Holland siehschd‘; Holän’er
in der Rds. „er is los wie e
Holän’er‘‘ = er ist rasend
schnell davongelaufen: .laafe
wie e H.‘“
Holler [Sb, Dudw.] m. =
Hollunder, . Zuss. Hollerbom;
Hollerschmer = Saft, aus
Hollunderbeeren gekocht.
Hollerboller [Sb ält. Spr.] m.
Mensch, der mit der Tür ins
Haus fällt.
Holmstock [Sulzb.] m. =
Kernstange der Wendeltreppe.
Holz [Sb, Sulzb.] m. == das
Holz; Rds. „Holz of äne leije‘
— durchbläuen. Zuss. Holzweg
— 1. der‘ Weg, . der in den
Wald, aber nicht auf die Land-
straße führt. 2. in der bekannten
Rds. Holzwolf [Saarbergm.] =
Holzpfeiler; Holzabel; Rds, „es
ränt Holzäbel un Heigawele‘‘ =
es regnet sehr stark; Holz-
hacker = Weberknecht, Insekt
mit langen Beinen, die zucken,
wenn sie ausgerissen sind;
Paarholz [Saarbergm.] = Tür-
stock; Mundholz [Saarbergm.]
= Einkerbung am Türstock;
Hinterholz [Saarbergm.] =
obere Kante der Firstenbank.
Abl. Adi. holze = hölzern.
Ho’meß [Kr. Ottw.]l fi =
I ochamt.
honeke [höneke Sb] v. =
hänseln,
Honig, ‚abweichende Formen
hunig und heunig [Sb].
hop [Sb,Sulzb.hobinteri. = auf!
z. B. „allee hob, mr gehn!‘ fr,
allez. Aehnlich „allee hob, mach
fort!‘ Rds. „der is hob‘ = der
ist fort, z. B. der Zug; aber auch
er ist tot.
hopla [Sb, Sulzb. hobla] inter].==
ı. wie hop; 2. Ausruf beim
Stolpern, beim Heben; auch
beide Ausdrücke vereinigt in
hopla-hob!
Hoppas [Sb, auch Huppas]
m. = Sprung. Zuss. verhop-
passen = eine Sache ver-
derben.
Horaß s. Huraß.
Horde [Saarbergm.] = Kohlen:
rutsche,
Horessel [Wehrden] = 1.
Hornisse; 2. giftiges Frauen-
zimmer.
horig [hörig Sb] adl. = 1.
haarig. Fastnachtruf: „Horig,
horig‘ is die Katz!‘‘ Rds. „do
sollschde doch horig wer’e‘* =
du sollst ‚die Motten kriegen.
2. schimpflich.
hormüdig [Kleinbl.] adj. =
müde vom Hören.
Horn [horn Sb, Hor, pl. Hör“
Kleinbl., her pl. Güd.] n. = das
Horn. Rds, „der kann e Geiß
zwische de Herner kisse‘‘ = der
hat ‚ein langes Gesicht, Dim.
Hörnchen = 1. dass.; 2. ein
Backwerk. Zuss. Hörgeiß =—
Hörnergeiß; Horneilf. = Horn-
eule.* So vom Einsender geschrieben,
Horneckersch [hornegersch Sb,
Sulzb.] f. = Der Februar, als
böses, zänkisches Weib gedacht.
Rds. ..Die Horneckersch spricht:
1
b
A
IS
ß
ar
n,
An
ö =
DD.
I
Horsch — Hudel
RE
Wann ich die Gewalt hätt‘ wie
mein Bruder Jänner, dann mißt
die Supp vore koche un hinne
verfriere“. Wenn im Februar
der scharfe Nordost durch die
Straßen fegt,‘ dann heißt es:
„Die Horneckersch iß nit sauwer‘.
Wenn es im Februar schneit,
sagt. man: „Die Horneckersch
schittelt sich“. Dazu wohl
harnackern [Kleinbl.] v. =
zanken. Vergl. honeke.
Horsch [Bischm.], in der Flur-
bezeichnung „am Horsch‘* = un-
fruchtbarer Bergabsang. Horsch-
dert [w. d. Th., hürschder Kr.
Otitw.] == Erderhöhung in Feld,
Weg; Anhöhe, durch die ein Feld
ein anderes überragt, meist mit
Strauch bestanden. Scholl 121.
Horweschpel s. Weschpel.
Hoschbes [Sb, Sulzb., Eppelb.
Neunk.] m. = närrischer Mensch.
Zuss. Hanschoschbes. Adi.
hoschbesig. _lat._hospes._
hot [hot Sb, Sulzb., höd
Bischm., Güd.] interji. == Fuhr
mannsruf: nach rechts! Gegen-
satz har! Hot erum!: = rechts
herum. Zusammengesetzt: Hoi
erum ohi ohar! Rds. „Der än
will hot, dr aner har‘, sagt man
von uneinigen Menschen. „Do
beschde awer hene hot‘ = Du
bist im Irrtum; „er isch ‘hene
hot‘ = er hats Vermögen ver-
loren. .
Hot [Sb, Sulzb., Dudw.] f. =
Rückentragkorb. Rds. In Dudw.
sagt ein Mädchen, das. schmutzige
Kleider trägt, sich selbst ver-
spottend: „Mr ment, ich wär em
Lumpekrämer aus der Hott ge-
hupst‘“.
houderich [Sulzb.] = vor
Kälte zusammengezogen. Die
hucke so h. do, als:eb se ver-
kalle täte‘.
houwele [hguwele Kr. Ottw.]
Yy. = haubeln, an der Haube
fassen, im Ringen überlegen,
überh. stärker sein. Scholl 121.
howelieren [Kleinbl.] v. =
mit Kot beschmutzen.
howenzele [Sb, Kleinbl.] v. =
eine Person in Horizontlage,
Gesicht nach oben, hin und her
schwenken. Brauch beim Flachs-
rösten. Ging beim Flachsdrehen
ein Fremder vorbei, so band ihm
eine Arbeiterin mit einem Streifen
Flachs die Hände, und er mußte
sich durch ein Geldstück aus-
lösen. Die Brechkaule war in
Sb dort, wo jetzt der Bahnhof
ist. Die Feuer leuchteten. weit
in’s Land.
Hozel [hotsel Sb] fi =
Schimpfwort, aldi Hotzel! pl.
Hutzele = gedörrte Birnen-
schnitzen.
hü [hi Sb, Bischm., Sulzb.,
hii Güd., hü Gersw.] inter]. =
Pauhrmannsruf: Halt!
Hub [hub Sb, hop Dirm.] f.
= Weidenpfeife. Kinderlied
„Hube, Hube, Weide.“
Hudel [hudel Sb, Sulzb., Güd.]
m. = Unannehmlichkeit; Rds.
„de Hudel los sin‘ = die Last
los sein. Verbum hudele. Rds,
„gehudelt sin‘ == mit Schererei
geplagt; ferner hudele = un-
ordentliche Arbeit verrichten.
Rds. „ebbes zu Hudel. un Fetze
verschla’n‘‘ == etwas kurz und
klein schlagen. Hudelwisch,
-lompe = nasser Lumpen, mit
dem der Bäcker den Backofen
auswischt. Verbum oushudele
— mit Lumpen auswischen.
Huf — Hussau
Huf [hüf Sb, Sulzb., ‚Güd,,
Bischm.] m. pl. [Sulzb.] die hif
=— Huf (des Pferdes), Zuss,
Huweise = AMHufeise. Rds.
„enem die Huweise abreiße“ =
einen tot sagen. Verbum hufe
= Zzurückweichen. Interi. huf
zerick: Zuruf an Pferden, wenn
sie zurückgehen sollen.
Hühnersteßer [hinerstöser] m,
= Hühnerhabicht.
huje {[Kr. Ottw.] v. =
:aauschen. Scholl 121.
Hulaner [hülaner Sb, Sulzb.]
n. = Ulan.
Hulwert: [holber Sulzb., hul-
wert Sb] m. = Stoß.
Humes [hümes Sb, himes
Stennweiler, Raßw., Ostertal
himes Bischm.] m. = Schlucht
speziell kleine, feuchte Schlucht
Zuss, in Flurn. z. B. Kisel
humes[kiselhümes] in Sb, St.Joh
Wohl zu lat. humus = Erdboden
Hund [hund Sb, Sulzb.] m
pl. die hun = 1. der Hund
Rds. „wie weit is es bis dohin‘
Finf Stun; die hat der Hund ge
meß un de Schwanz zuge'n“ =
es ist weiter, als angegeben
2. großes Glas Branntwein
3. [Saarbergm.] = Gegengewicht.
Zuss, Hun’spetersilie =
Gartenpetersilie.. hun’s dient
zur Verstärkung; z. B. hun’s-
kalt, hun’sschlecht. Verbum
hundse = quälen; verhun’se
— verderben.
hundertzwanziger, in der Rds,
„em hun’ertzwanziger‘* [Sulzb.]
= eilig, z. B. „der es los
im h.“
Hunger [hunger Sb, honger
Sulzb.] m. = 1. der Hunger;
2. der Appetit. Rds. „Honger
es e guter Gascht‘“ = der ißt
was ihm vorgesetzt wird. Zuss.
Hungerpuhl, Ortsviertelname
in Dudweiler); Hungerkaul
[Neunk.] = eingefallene Lenden
beim Vieh; Hungerlider [Sb,
Sulzb.] = Hungerleider. Adi.
hungerig = 1. hungrig;
2. geizig.
hupse [hubse Sb, Güd.. Sulzb..
hebse Uchtelf.] v. = 1. hüpfen.
Rds. „das. is gehupst wie ge-
sprung“ = das ist einerlei.
Subst. Hubs, pl. hibs =
Sprung. 2. lahm sein und
hinken [Uchtelf.].
Huregut , [Sulzb.], .in dem
Sprichwort „Huregut geht en e
Fingerhut‘‘.
Hurlebusch [Sb] = Wildfang.
Hurburzel [Sulzb.] = Purzel-
Jaum.
Hurd [Sb, auch hord] f. =
rechteckiger, geflochtener Span-
korb zum Trocknen von Obst
Dim. Hördche.
Hurras [Sb, Güd., Sulzb.] =
‚. ausgelassenes Kind; 2. un-
ruhiger Mensch, Unbändiger.
Adi. horässig [Neunk.1] = über-
mütig. ; ;
hurre [Güd.]-v. == schnell
vorwärts bewegen.
Husarenschnüre [Saarbergm.]
= Dolomitstreifen in der Kohle,
husche [Sb] v. == schlagen.
Subst. Husche = Schläge,
Huschte [Guichenbach] =—
große Heuhaufen.
Hussau [Sb] = Kinderspiel
für Knaben. Ein rundes Stück
Holz wird mit Stöcken nach
einer Grube getrieben. Wohl
Nachahmung des Sautreibens.
Nach der Bemerkung der Dialekt-
studien ist hussau ursprünglich
ein Ruf, um ein Wildschwein in
hutsche — iwel
38.
me
ıul
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5b,
di.
'g;
;D.,
en.
3E-
le].
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‚ell
1.
ie.
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‘ch
{hf
1S.
kt-
ch
nn
den vorgehaltenen Hirschfänger
oder Sauspieß zu treiben.
hutsche [Sb, Sulzb.] v. =
auf dem Boden kriechen;
faulenzen. Subst. Hutsch.
schützend einhüllen.
hutschepiff! [Sulzb.] interj.
_— abweisender Ausruf,
ich [ich Sb, eich Dirm.] pron.
pers. = ich.
Idee [ide Sb, Sulzb.] fi =—
Gedanke, Einfall. Dim. Ideeche
=— eine Kleinigkeit, z. B. „noch
e Ideeche meh“. -
Idem, .in der Rds, „e harter
Jdem“ [idem Sb] = eine harte
Nuß.
ihr [ir Saarbr., Sulzbach]
pron. pers. = ihr. Vertritt das
hochdeutsche Sie in der Anrede,
als Anrede für ältere Leute.
ilinge[ilinge,Dudw.aucheilin gs]
adv. = eilig. ;
Imme [{Kr. Saarbr., Süden und
Südwesten] plur. = die Bienen.
Zuss. Immekar [-kär] =
Bienenkorb.
immes [Neunk.] pron. = ie-
mand.
Ims [Sb pl. imser, auch imbs
Sülzb.] m. == kleine Mahlzeit.
Zuss. Leichtims = Leichen-
schmaus; Imszeit; Rds. „die
Emszeit inhal’e‘* = zur rechten
Zeit zum Essen kommen.
indem [Neunk.] = zu ergänzen
Augenblick.
Inifall, in der Rds. „er hat In-
fäll wie e alter Backowe‘‘ (der
eben einfällt). Zuss. Infallstreck,
Saarbergm. Fachausdruck. über-
hutterig [Sb] adj. = vor Kälte
sich schüttelnd.
Hutzele [Sb] pl. = gedörrte
Birnen, Aepfel. Adi. = hutzelig.
Huwel [Sb, Altenkessel-Neu-
dorf] m. = 1. erhabene Stelle
auf ebener Fläche; 2. Hügel.
Adi. huwelig.
1
'ragen = Spitzname für eine
tiefgelegene Wirtschaft [Dudw.].
Inkummes [Sb] n. das Ein-
kommen.
inmehre s. anmehre.
inmumele [Sb] refl. = sich
einhüllen.
inneme [Sb, Sulzb.] = ein-
nehmen. Innemes [Sulzb.1n. —
Arznel.
inpacke, in der Rds. „pack
in, die War werd naß!‘“ Dem
Jahrmarktstreiben entnommen.
Inschelt [Sb] = Unschlitt.
Inschuchelches [Sb] = Art des
Klickerspiels. Kinderlieder 60.
inspinne [Sb] v. = in’s Ge-
fängnis bringen.
inwendsig [Sb, auch ine-
wendsig] adv. = inwendig.
irr [Sulzb. er] adj. == irre-
gehend; z. B. „ihr sin er do!‘
itriche [Sb itriche, Sulzbach
iteriche, Kr. ‚Ottw.] Vv. =
wiederkäuen. Mhd. iterücken.
Scholl 121. Vergl. mhd. iteroche
= Schlund. ;
iwel [Sb, Sulzb.] adi. =
übel. lwel dran = übel daran,
auch adiektivisch: e iweldranener
Mann. Komp. iweldraner, Super]
am alleriweldranschte. Subst.
Iweldranigkät f. = Verlegen-
heit.
iwer — jaunere
iwer [Sb, Sulzb.] präp. =
= über; „iwer sich‘, == in die
Höhe, z. B. „hal de Kop iwer
sich!‘‘ „Es geht iwer sich‘ =
es wächst; iwer emol = plötz-
lich. Zuss. iwerecks = ver-
kehrt; iwerwindlinge = über-
wendlings, vom Nähen; iwer-
onigmorije [iweroligmore
Uchtelf.] = überübermorgen
lwergänger [Sulzb.] = Rind
in Uebergangszeit, Iwer-
schwemmung, Saarbergm.
humoristisch iür den „Drei-
wucheszahlda’‘*‘; iwertra'n =—
übertragen: das Stückholz in der
Balkenlage mit Lehm überdecken;
Iwerzwerg, subst. = Tauge-
nichts.
I
ja [iQ Sb, Sulzb., jö-e Wel-
lesw., ije Sb, &-ije Sulzb., eije
Wellesw.] interj. = ja. Meistens
sagt man ijje. Daneben werden
mit mannigfachem Bedeutungs-
unterschied jo, jojo und jojode
gebraucht. ©, Das wird besonders
in Rds. deutlich, z. B. „ic
fidche!‘*‘ = es ist@nichts, ironi
sches Nein. Dabei streicht mar
mit dem Finger unter der Nase
her; ähnlich „jo Peifedeckel!“
Jojode [j&jgde],;ist Verstärkung
Rds. „mit jo on nä es das nei
abgemacht‘‘ = so‘ schnell geht
das nicht. Zuss. Joschnapper
= einer, ,der zu allem ja sagt;
Jowort == Verlobung.
jä [Bischm., je Gersw., Güd.]
nterj. = los! (Fuhrmannsruf).
jabse [Sb] v. = nach Luft
schnappen, außer ‚Atem sein,
jackere [jagere Sb, Sulzb.] v
mit Gespann jagen. Subst.
Gejackersch. n.. obige Art zu
fahren.
j@e [j&e Sb, Sulzb., jähe
Völkl.] v. = jagen; Jäer =
Jäger, Förster. Die Form
jächter kommt auch’ vor.
Jahr [jör Sb, iger Sulzb.] n.
= das Jahr. Zeitbestimmungen:
vorem Johr == voriges Jahr; das
‚das betont)Johr=diesesJahr; „der
sieht aus wie’s deier Johr‘“ —
er sieht krank aus. Verb. sich
gut oder schlecht bejähre —
vor (nach) dem ersten Oktober
geboren sein (Schule).
jähstitzig [Sb] adj. == einer,
der sich plötzlich getroffen fühlt.
jake [Sb] v., in der Rds. „es
jakt nit‘ = es fleckt nicht.
jakere [Sb] v. = mit den
Pferden schnell fahren.
Jakob [igkob Sb, Sulzb.] —
Jakob. Dim. Jäb, Jäbche. Jogel
= dummer Kerl. Rds. „de (Han)
Jogel mit enem mache‘ =
einen zum besten halten.
jammere [jamere Sulzb., jgmere
Güd., jamere Sb] v. = jammern.
Subst. Gejammersch. Zuss,
Jammerlappe = jämmerlicher
Kerl.
jaschte [Sulzb.] v. = hasten:
„die Leit jaschde of dr Stroß of
un ab‘, Jascht = Hast, Fieber-
hitze [Sb, Sulzb., Kleinbl.]
jaunere [jaunere Sb, jaunere
Ottw., jounere Sulzb.] v. =
1. jammern; 2. judendeutsch
(nach der Bemerkung der Mund-
ınd
=
Im.
rei-
der
en;
Fe
das
der
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ner,
alt.
‚es
len
rel
an}
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rn.
‘SS.
1er
an:
of
ITS
Jeschtesmacher — kabele
x
artkommission von hebr. jänah)
betrügen. Subst. Gejaunersch,
Jeschtesmacher [Sb] m. =
Mensch, der viel Wesens macht,
iem, Jeschdesmachersch.
Jeses [ijeses Sb, Sulzb.] =—
Jesus, verkürzt Jeß, in dem Aus-
ruf „o Jesses!‘‘ Meist Ausruf
des Erschreckens: „Jesses, was
eß dann bassiert?‘‘ Zuss. Jesses
Marie Joseb!
ietzte [jedsde Sb, Sulzb.] adv.
= jetzt.
ii [Sulzb.] interj. = Fuhr-
mannsruf zum Antreiben des
Gespanns.
Jirjeh, in der Rds. „de Herr
Jirieh rufe‘ == sich brechen
müssen.
Jokel s. Jakob.
jokele [Sb] v. = gemächlich
reiten; Kinderlied „so iokelt der
Bauer‘*‘.
Jörg [ijerch Sulzb., jör Güd.,
jer Auersm.] nom. appell. =
Jörg (Georg); z. B. „der alt
Jerjepat‘“. Jerjebruch, Flurn.
Sulzb ;
jubele (jugele) [Sb] v. =—
unruhig sitzen. .
Juchhe [juchhe Sb] f., in der
Rds. „uf die Juchhe gehn‘ =—
Vergnügen mitmachen. Juchheh
n. auch Galerieplatz im Theater.
Zuss. veriuchheije == ver-
schwenden.
juckele [jugele Sb, Sulzb.]v. =
schaukeln, juckend bewegen.
S. iubele.
Jud [iud Sb, Sulzb.] m. —
I. der Jude; 2. schlechter Kerl,
betrügerischer. Rds. „das ist der
reinscht Jud“ ; „zäh wie e Jud“ =—
zäh, auch vom Leben, Zuss. Jude-
iraa; Judeschiks = Judenmädchen;
Judebub; Judegeschmuß =—
Judengerede; Judehän’el =
schlechte, unehrliche Geschäfte;
Viehiud; Kläderiud.
Judas, in der Rds. „das ist
der Judas“ == das ist der Ver-
räter. Saarbergm. Judas =—
Kontrollapparat,
jukse [jukse Sulzb., jükse Sb]
v. = jauchzen. Subst. gejuks.
Jukserei. S. juh.
jung [jung Sb, jongk Sulzb.,
jungg Gersw.] adj. = jung
Sprichwort „Junge kenne sterwe,
alte misse sterwe“. Die Jungge
[Gersw.], Schonung im Walde
Junges n.=junges Tier. Subst.
Jongemachersch == weibl.
Tier.
Junglicht [Sb, Neunk. jongk-
licht Sulzb.] n. = Neumond.
Wenn es Junglicht war, stümpte
(s. d.) man in St. Joh. das Kopf-
haar von Frauen und Kindern
in dem Glauben, das Haar werde
dadurch stärker werden.
juscht [Sb, Sulzb.] adj. —
geheuer. Rds. „do es net ganz
juscht“ == da spuckt’s; „der es
net ganz juscht“ = etwas Ver-
rückt im Kopf, auch bösartig.
Jux [Sb, Sulzb.] m. = Jux
Rds. „sei Jux met em mache“,
Verbum veriuxe = verprassen.
K_
ere
sch
En
kababel [kababel Sulzb.] adi. kabele [kabele Sb] verb. reil.
_ Tleietunosfähige. Frz. capable. == sich streiten.
Kadutsch — Kappes
Kadutsch [Sb, Sulzb.] f. —
Nackenhaut.
Käf [Kr. Ottw.] = Spreu
Scholl 123. -Mhd. kaf.
kafe [käfe Sb, Sulzb.] v. —
kaufen. Rds. „e Kaf mache“. Zuss.
Käfnätz m. == schlechter Zwirn.
Kaffe (käfe Sb] m. = Kaffee.
Zuss, Kaffeeschicht [Saar-
vdergm.] = Nachmittagsschicht;
Kaffeemihl [Saarbergm.] =
I. kleine Bandbremse, 2. Hand-
zentil.
Kaft [Sb, Sulzb.] f. Kerbe.
Verbum kafte = mit Einschnitten
‚ersehen, z. B. ein Butterbrot.
kajekere [Sb] v. = jagen mit
uhrwerk, -S, kasegere.
Kalaumes [Sb, Kaloumes Sulzb.]
a. = Geschwätz?
Kalb [Kalb Sb, Sulzb., Kalb.
Kalf Bischm., Güd kalv] n. —
Kalb. Kalwin [Ostertal], Kalwe
[Güd] =— Kuh, die das erste
Kalb hat. V.kalwe;Rds, „beidem
kalwe die Ochse“ — erhatinallem
Glück. Adi. kalwerich — ein-
ältig.
Kalen’er [Kalener Sb, Sulzb.]
m, == Kalender. Rds. „der Kalener
schreibt gelener“ (gelinder) =
sein Hochmut vergeht, ihm.
Kaliakter [Sb] m. — Augen-
liener. Milat. calefactor.
Kalies in der Rds. „Kalies
mache“ [{Sb, Sulzb.] = ver-
läumderische Reden führen.
kalt [Sb, Sulzb.] adj. = 1. kalt:
2. unerschrocken, z. B. e kalter
Bruder. Zuss. saukalt — un-
verfroren, z. B. er ist saukalı
dohin gang. verkale = er-
[rieren, z. B. sich’s Geblit (Ge-
blüt) verkale; verkäle = er-
kälten. Abl. kältse — Kälte
verbreiten.
Kamb [Sb, Sulzb.] = Flur-
name. Zuss, Saatkamp =
Pflanzgarten für Waldbäume:
Kambhiwel, Ortsbez. Sulzb.
kambetze [kambetse Sb] verb.
refl. = sich streiten.
Kamerun [Altenkessel-Neudorf]
= ein Ortsteil von Altenkessel-
Neudorf, Wahrscheinlich so ge-
nannt, weil dieser Teil etwas
vom Dorfe abliegt. ;
kampele [Sb Land] v. —
ausschelten, zanken.
Kammiuder [Kamfüder Sulzb.]
n. = früher viel gebrauchter
Behälter zur Aufbewahrung des
Kammes, aus Pappe.
Kanaljevogel [kanäljevochel
Sulzb.] m. = Kanarienvogel,
Kandel [Sb, kanel Sulzb.] m.
= Rinne, Röhre, Dachrinne.
Zuss, Dachkanel.
Kandelzucker [Sb, kanelzucker
Sulzb.] m. = Kandiszucker.
Kahne [käne Sb] = Schimmel
auf gegorener Flüssigkeit; Adi.
kaanig verschimmelt.
Kann, in der Rds. „Hol die
Kann in die Hand‘: Scherzhafte
Erwiderung auf die Klage: „Ich
kann nicht‘.
Kanuf [kanuf (kamuf) Sulzb.]
= schlechter Kerl, Spitzbube.
Kapp [Kab Sb, Sulzb.] f. =
\. Kappe. Zuss. Zibbelkapp;
Schnabekapp = Kappe mit
Schirm; Klitschkapp = Kappe
mit Quaste; Kabemacher —
Hutmacher. Rds. „ebes of sei
Kab hole‘‘ = den Schaden
tragen; 2. [Saarbergm.] = An-
pfahl.
Kappes [Kabes Sb, Sulzb.] m.
= Kappus; übertr. = Unsinn,
Rds, „Kabes schwätze‘‘; „em de
Kabes blaade‘‘=— die Levitenlesen.
kaput — Kaschber
1ur-
Me:
; erh.
10rf]
ssel-
gE-
was
zb.]
ater
des
>hel
m.
INe.
‚ker
me]
Adi.
die
afte
Ich
‚5.1
JP;
mit
DE
zei
lien
ı1n-
m.
an,
de
an
kaput [kabüt Sb, Sulzb.]
adi. == entzwei. Rds. „kaput
gehn‘ = entzwei gehn, ver-
enden; „sich kaput lache‘ —
sich krank lachen. Steht der
Artikel vor kaput, so heißt es
z. B. „der kaputene Teller‘;
Neben kaput sind noch die
Formen kaputsch, kapudrich
und kaborus im Gebrauch.
Kar [kaär Sb, Sulzb.] f%. =
Korb. Besonders in Zuss
[mmekar, Bienekar = Bienen-
stock.
kär [ker Sb, käer Güd.] adj].
_—= wählerisch beim Essen,
empfindlich im Geschmack, Dazu
Verbum kören [köre St. Joh.]
— versuchen, z. B. den Wein.
Karch [Sb, Sulzb.] m. =—
die Karre. Die Form Karch
ist neben Karre (m.) gebräuch-
lich. Zuss. Schubkarre
(karch) = Schiebkarre; Schnab-
karre(karch) = —Kippkarre
‘2 Räder). Mhd. karch.
Karchele [Sb], plur. == unterer
Rand des Faßdauben,
Käre [kere Sb, Sulzb.] m. —
der Kern. Zuss. Quetsche-
käre etc. Kernstoppe, m. —
Krone am Kernobst. Verbum
käre == entkernen. Mhd. Kerne.
Kariunkelstein, in der Rds,
„es glänzt wie K. im Oweloch““
[Sb] = der glänzende Ruß, der
sich in den Kaminen anhängt.
Karro .[Saarbergm.] = großer
Förderwagen.
Karscht fkarst Sb, Sulzb.] f. —
Karst (Hacke mit zwei Zinken).
Kart [Kard Sb Sulzb.] f. =
die Karte, Postkarte oder Spiel-
karte. Ausdrücke beim Karten-
spiel: karte (v.) == Karten
spielen. auch ..die Kart klope‘‘:
‚die Kart ausge’n =. zum letzten
Mal herumgeben; „wer kart aus ?*
= wer eröffnet das Spiel? —
Ausdrücke vom Kartenschlagen
(Weissagen aus Karten): „die
Kart schla'n‘ oder blatsche‘‘;
Kartebletsch, f., == die Karten-
schlägerin. Rds. zu Karte: „ich
wääß, wie die Kart steht‘‘ und
‚ich 10ß mr net in die Kart Iuje“.
Karteplaa [kärdepla Sb] = ein
Pflaster (Kataplasma). Volks-
etymologisch zu Karte.
Karvögelche [karvegelche Sulz-
bach] = Karveiglein, Goldlack.
Blume, die Schon vor Ostern
blüht, in’ der Karwoche,
Karwatsch [karwädsch Sb] f. =
Klopfpeitsche; frz. cravache
Käs [Kes Sb, Sulzb.] m. =
der Käse. Rds. ‘,schep dr nei
meh Käs eraus, als wie de Brod
hascht‘“ = tu nicht so wichtig!
„sich Käs gewe‘“ == sich wichtig
machen. Zuss. Käsfäßel =
irdenes, eiförmiges, siebartig
durchlöchertes Gefäß, zur Be-
reitung des weißen Käses dienend.
Käskreitsche, Käsbabelche
— Malve. Kässchmier =—
Quarkkäse; Käsbeitel =
Wichtigtuer; Käskuche; Käs-
matz’ == aufgeblasener Mensch;
Kässpatz == vorlauter Mensch;
Käsblume = Löwenzahn:
Handkäs; Hawekäs == Topf-
käse. Adi. käsig = 1. bleich:
2 hochmütig. -
Kaschber [Sulzb.] nom. appell.
_ Kaspar. Hanskaschber =—
Hans Kaspar; Rds. „so e HMans-
kaschber!“ Der Krabekaschber
ist der Tod als Person gedacht.
Verbum kaschbere = zulflüstern
[Kr. Ottw.]. Scholl 123
Käschte — Katz
Käschte [keschte Sb, Sulzb.,
keschde Güd., Dudw.] pl. = die
Kastanien; welde Käschte =
Roßkastanien; zahme Käschte =
Edelkastanien. Zuss. Käschte-
baam.
käschtig [Güd.] adi. — karriert.
5. Kasten.
kasegere |kasegere Sb] verb.
— dahinjagen, s. kajekere.
Kaselz [Flurbez. Dirm.] voll-
ständig „en Kaselz“. ein Wald
daselbst.
Kasrol [Sb, Sulzb.] fi. =—
Kasserolle, Gefäß aus Kupfer etc,
Die Juden lassen: sich in ihrer
Fastenzeit „„Melich in die Kasro]l
melke‘‘, in ein eigenes Gefäß.
das „koscher“ ist. [Sulzb ]
kassade [kasäde Sb], in der Rds.
.‚kasade gehn‘‘ =— auf den Gassen
schwärmen. Verb. kassade.
Kasten [kaschte Sb, Sulzb.
Güd.] m. = 1. der Kasten;
2.die Aufstellung der Kotngarber
auf dem Felde; 3. starke Person.
Verbum kaschte == das Korn
auf Kasten stellen; adi. käsch-
tig s. d. Zuss. Kaschte-
männche = altes Geld, 25 Pfg
atwa.
Kater [käder Sb, käser Kleinbl.,
käsert Auersm.] m. = 1. der
Kater; 2. [Saarbergm.] = elek-
'rische Zündschnur.
Katherin [Käterin. Katche.
ketche, Kat Sulzb.] nom. pers.
= Katharine. Bas Katherin wird
dieWintersonne genannt; Katherin
[Saarbergm ] = eine veraltete
Zündmaschine; Trinche = ein-
tältiges Mädchen.
Katissem [Sb, Dudw., Sulzb.]
m. = Katechismus.
Katz [Sb, Sulzb.] f. = die‘
Katze. Groß ist die Zahl der Ra:
die von der Katze handeln. „Das
iß for die Katz‘ == wertlos;
„da, Katz, haschtes!‘‘, scherzhaft,
wenn kleine Kinder nicht essen
wollen; ein neugieriges Kind
schickt man weg mit den Worten:
„geh mol gucke, ob die Katz ke
Hei roppt!‘“; „er sieht aus wie
e gestrippt Katz‘ (== wie eine
Katze, der das Fell über die Ohren
gezogen ist) = sagt man von
einem Ausgeplünderten ; „dassieht
aus wie der Katz durchs Maul
gestrippt‘‘; „er macht e Gesicht
wie die Katz beim Heiroppe‘“
= ein fürchterliches Gesicht;
„das macht der Katz ke Buggel‘*
= das schadetnichts; „do fangt die
Katz ke Meis meh drin‘ = sagt
man von stark durchlöchertem
Kleidungsstück; „er macht e Ge-
sicht wie die Katz, wann’s dunnert
‚dimmelt s. d.)‘“‘ = ein verdrieß-
liches Gesicht; von schwachem
Feuer sagt man: ‚wann die Katz
anin sputzt, geht’s aus‘‘; ‚das
ist soviel, als wann die Katz huscht‘‘
= das ist geringfügig; ‚die Katz
durch de Bach schläfe‘‘ = den
schwierigsten Teil einer Sache
verrichten; „dem schleppt die
Katz de Ma’e nit furt‘. Zuss.:
Katzegeischt in der Ra „Paß
uf, der Katzegeischt . kummt!‘‘
So schüchterten in Sb die großen
Kinder die kleineren ein. Im
Schillerschulhause soll der Katzen-
geistgespukthaben; Katzedreck
= Katzenkot; Trostsprüchlein für
ein Kind, das sich weh getan hat:
„Häle, häle Katzedreck,
Morje frih iß alles eweg!“
Katzekopp m. = Böller, kleines
Geschütz; Katzeschwanz
[Neunk., Güd.] = Ackerschachtel-
halm.
‚Das
tlos;
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Kind
rten:
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‚el.
a Kau — Kewwert
Kau |$aarbergm.]_f. — Hütte |
über dem abzüteufenden Schacht, /
rm Kauker TKIeEMmbLT == weißbe-
legte Zunge. Durch Brauchen
(s. d.) wollen alte Frauen ..den
<auker töten‘.
Kaul [Kaul Sb, Koul Sulzb.,
L = 1... Grube, z. B. zur Auf
bewahrung der Wintergemüse
2. Vertiefung i. d. Erde beim Kinder
spiel. Zuss.: Schinnkul==Schind
anger, Sandkaul, Kieskaul.
3Zrechkaul (s. d.).
Kauwe [Ostertal] m. = Stroh-
xörbchen zum Aufbewahren des
Brotteigs.
Keber [Keber Kr. Ottw.] m.
— der Dachbalken. Scholl i24.
Kehl [kel Sb, Sulzb.] subst.
plur. == Kohl. Der Sing. ist
ungebräuchlich. Der Plur. be-
zeichnet den Grünkohl, Kraus-
kohl. Zuss.: Kehlstorze =—
Kohlstrünke; Blumekehl =—
Blumenkohl.
Kehr [ker Sb, Sulzb.] f. =
3iegung, z. B. des Weges. Rds.
„die Kehr hole‘ = mit dem
Wagen wenden; „die Kehr nü
krie’n‘“ == nicht fertig werden.
Adverbial: „„die Kehr‘ = dieses
Mal; „die anner Kehr‘“ — ein
anderes Mal [Sb Land].
Kehrtzel [Sulzb.]n. = Kehricht.
Keiken [Sbi == Dachfenster.
Augen.
Keil (Keil, Keile Sb, Keil Sulzb.,
Kail Gersw.] m. == 1. der Keil;
2. großes Stück Brot, „e Keile
Brot‘; adverb. „e Keilche‘“* =—
ein wenig, von der Zeit.
Keisie [Sulzb.] n. =— kleines
Käppchen.
Keitchen [Kleinblittersdorf], in
der - adverb. Ra „ein Keitchen“‘
— eine Weile.
Keller [Keler Sb, Sulzb.] m.
— der Keller. Zuss.: Bier-,
Wein-, Krumbiire-, ' Kohle-
keller; Felsekeller = Keller,
in Felsgehauen; Kelleresel=
Kellerassel.
Kellermäde — Kellnerin.
Kelspicher |Bischmish.] =
ıberster Speicher. ,
kenne [kene Sb, Sulzb., part.
perf. Sb gekent] v. = kennen.
Adv. „um’s kenne‘‘ == beinahe,
gerade noch erkennbar. Adi
kennig (kinnig) = kundig
Subst. Bekanntschaft=Schatz,
‚iebste.
Kerl [kerl Sb, Sulzb.] m. =
<erl, Auersm. = Geliebter, vergl.
Bursch. Rds. „e Kerl wie €
Pund Wurscht‘ == ein komischer
Kerl; „so € Kerl heert mit
Scheißdreck dod geschoß‘ =
st keinen Schuß Pulver wert.
kerre [Sb] v. = ein gutturales
sprechen.
Kessel [Saarbergm.] == die
nulden- oder keilförmigen Fels-
stücke im Hangenden: vergl.
Sargdeckel.
Ketz : [keds Sb, Sulzb.] f. =
I. Rückentragkorb; 2. Schimpf-
wort für Frau oder Mädchen,
„aldi Ketz!‘“ Rds. „em Krimele
in die Ketz mache‘ = einem
Ungelegenheiten machen.
ketsche [Sb, auch keltschel
v. = schwer tragen.
Ketteblum [Sb, auch Kitte-
blum] f. = Löwenzahn, deren
Stiele‘ die Kinder zu Ketten
schlingen.
Keuchhusten [Sb] = 1.Keuch-
husten; 2. [Saarbergm.] = Luft-
bohrmaschine.
Kewwert [Neunk.] m. = der
<äfer.
Kicheschmudel -— kissda
Kicheschmudel [Sb] fi =—
Topfgucker.
kiewig [Kleinbl.] adj. = über-
mütig durch Wohlsein. ;
Kifer [Sulzb.]f. — Kiefer (Baum).
in Sulzb. heißt Nadelholz. ge-
wöhnlich -Kiefereholz; .eine An-
pflanzung : von Fichten heißt
kurzweg „Kifercher“,
Kihltrank [St. Joh.] = Kühl-
trank. Die Kühe bekamen, wenn
sie „verhitzt‘“ waren, einen Kühl-
trank, der aus Heublumen, Käs-
Jabelchen; Klaubersalz etc. ge-
zocht wurde.
Kiime [Sb, Güd., keime Sulzb.]
m. = Gaumen, bezw. Zäpfchen.
Rds. „der Kiime fallt em ab“ —
großes Verlangen nach etwas
haben. Dazu wohl Verb. kimse
Sb] = hungernd zusehen, wenn
3ain anderer ißt.
Kis [Sulzb.] m. = Kies (Ge-
stein). Zuss. Kiswagge =
rundlicher Kiesstein; Kieskoul
= Kiesgrube; Kiselstän =
Kiswagge; alte Flurnamen Kisel-
humes [Sb], Kiselbach Sulzb.;
Kiesbrick = Ortsteil von Alten-
kessel-Neudorf. Verb. kise —
mit Kies bestreuen.
Kilb [Sb, Fürstenh.] f. = der
Schläger am Dreschflegel.
Kimmel [Sb, Sulzb.] m. —
der Kümmel (Gewürz). Zuss
Feldkimmel, Pärdskimmel
Dim. Kimelche n. = ein Schnäps:
zhen Kümmelbranntwein. Rds.
„enem de Kimmel reiwe‘“ =
jem. die Leviten lesen. Zuss
Kimmelspalter = Geizhals
kimse s. Kiime.
Kind [Sb, kend Sulzb., Plur
Kiner Sb, Kin Kleinbl., ken(er
Sulzb., ken Güd., Ken Wellesw.;
n. = das Kind. Dim Sh Kineh
[Kine]. Zuss. Schulerkind --
= Kind, das ‘in die ‘Schule
geht; Kindsmaad; Kindches-
brei;zChrischtekin’er in dem
Ausruf „ihr liewe Chrischtekin’er!“
Sprichwort:
„Kläne Ken, klän”Kreiz,
Große Ken, groß Kreiz!‘
Kinnelsucht [Kleinbl.] f
Schüttelfrost.
Kippe [kibe Sb, Sulzb.] in den
Ra „Kippe mache“ = gemein-
schaftliche Sache beim Handel
machen, ;", Kippe hal’e‘‘ = den
Gewinn gegenseitig teilen.
Kips [Sb, Dudw.] m. = Käfer
insbes. der Maikips.
Kirb [kirb, kerb Sb, kirb Dudw..
kerb Kleinbl., kerb Sulzb.] f. =
Kirchweih. Ra „es iß nit immer
Kirb,wanndieBaure Kuche backe‘‘;
„es iß nit alle Da’ Kirb‘. Zuss.:
Kirwekuche; Kirwegascht;
Kirwesamschda’”, humoristisch
Kirwekuchebackesamschda’ =—
Samstag vor Kirchweihe; Aller-
weltskerb = die letzte Kirch-
weihe im Jahre, wo alles Kirch-
weih hat.
. Kirch [Kirch Sb, kerch, (kerch)
Sulzb.] f. = 1. die Kirche; 2. der
Gottesdienst. Ra „Die Kirch laft
nit fort‘ sagt der säumige Kirchen-
besucher ; „dumuscht doch mache,
daß die Kirch im Dorf bleibt“
= nicht ausarten, nicht unwahr-
scheinlicheDingebehaupten. Zuss.:
Kerchhob [Sulzb., Kirjob Uch-
telfangen] m. = Kirchhof.
Kireh [Sb früher] — russischer
Mantel; war früher für Mantel
in Sb ganz üblich. Frz. cuiree?
Kiß [Gersw.] = beim Brot-
backen gebrauchter Feuerhaken.
kissda [Sb] interi. — Lockruüf
für Schweine.
Kitche — Klodere
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ce?
rot-
zen.
ruf
Kitche [Sb, Sulzb., Kleinbl.)
n. == das Gefängnis; Ra #@je
Leffel im Kitche leie lasse‘ —
aft in’s Gefängnis kommen,
Kitt [Sb, Sulzb.] m. == 1. der
Kitt; 2. schlechte Ware. Ra ,,da,
hol de ganse Kitt wider mit!“
kitt [Sulzb.] adl. = Aquitt.
xa „mir senn kitt mitenanner‘‘.
Kiwel [Sb] m. = der Kübel.
Ra „es schitt, wie mit Kiwele‘
= es regnet stark.
Klabäch [Sb] f. = schlechte
Wohnung, elender Raum, in dem
‘Jnordnung herrscht.
klam [klaäm Sb, klam Sulzb.]
adi. = feucht (von Wäsche),
ieuchtwelk (von Grummet z. B.).
Klamm [Klaäm Sulzb., klom
Güd., kläm Sb] f. = Schlucht.
Rinne:
klän [Sb, Sulzb. klen] adj. =—
klein. Ra „klän on rän verschlän‘‘
= in 1000 Trümmer zerschlagen;
ebenso„„korzheiligklän verschlaän‘‘.
Andere Verstärkung von Klein
‚klimberklän‘‘ == sehr klein. Dim.
‚wie klänche!‘“‘ [klinche Güd.].
Klänsch [Güd.] f. — Türklinke.
Verb. klänsche = auf die Tür-
xlinke drücken [Gersw.].
Kläpper [Sb, Sulzb. kleber]
1. = 1. die Klapper; pl. die
Kläbere insbes. Kinderspielzeug
(2 Holzbrettchen, die zwischen
den Fingern zum Klappern ge-
bracht werden); 2. übertragen
Schwatzmaul, sowohl Sache als
Person, z. B. „die Kläber ‚steht
er de ganze Dag nit still‘‘; „ald
Kläber!‘“ Zuss.: Klapperblume
[Sb] = Klatschrose, Mohn. Verb.
kläppere = 1. Eier klappern.
zuSchaumschlagen; 2.schwatzen.
Klauschder [Sulzb., Neunk.]
—Vorhängeschloß. lat. elaustrum.
klauwele [Sb] in der Ra „sich
sbbes zesamme klauwele‘‘ = ent-
legene Gründe zusammensuchen.
kläwe [klöwe Sb, Sulzb.] v.
— 1. kleben; 2. eine Ohrfeige
hauen; „ich hann’m en gekläbt!‘‘
Klewer [glewä Kr. Ottw.] m.
= teigiges Brot. Kläbnescht
= die büschelförmigen Schöß-
linge an Bäumen. Die Leute
holten sie früher als Viehfutter.
Klee [Sb] m. == der Klee.
Sorte „ewiger Klee‘*. Derselbe
Ausdruck Saarbergmännisch =
Kohlenflöz mit günstiger Gewinn-
barkeit.
klemme [Sb, Sulzb.] v. =
heimlich stehlen.
klepele s. klope.
Klicker [Sb, Sulzb.] m. pl.— e
= Schnellkugel (Kinderspiel):
sonst auch jede kleine Kugel,
z. B. Krumbireklickere == die
grüne Frucht an der Kartoffel-
staude. Rds. Klickerchesspiele
= Klicker spielen (s. Kinder-
lieder). Verb: klickere dass.:
verklickere = verjubeln.
Klife [klife Sulzb.] v. = spalten,
ieilen. Der Bäcker „klift‘‘ die
Wecken. Subst. Klife plur. =
<ehrricht von Holzstücken, mit
denen der Backofen erleuchtet
wurde.
Klingel [Sb, Sulzb.] n. =
Knäuel, insb. Wollknäuel. Verb.
klingele = aufwickeln. Sprich-
wort: „Wann ich klingele, kann
ich nit haschpele‘‘.
Klitterschulde [Sb] fi. pl. =—
Schulden, die in die Kladde ein-
getragen werden.
Klodere [klödere Bischm.] pl.
=— kleine Päckchen Frucht (Ge-
treide) soviel wie eine Arbeiterin
klope -— Knause
beim Abschneiden mit der Sichel
fassen kann.
klope [klobe Sb, globe Neunk.
7. = klopfen. Rds, „er hat dre‘
Johr geglobd‘“ == er hat drei
Jahre gedient. Aleitung klebele
- wiederholt leise klopfen.
Klotz [klots Sulzb., kluts Sb],
m. = 1. Klotz. Zuss.: Hau-
klutz = Klotz, auf dem das
Holz gespalten wurde. Dim,
Klitzie. 2. Traube und mit Kirschen
jesetztes Aestchen.
Klowe [glöwe Sb, Dudw..
Sulzb., Güd.] m. = 1. der Kloben.
2. früher == Maß für Flachs odeı
Manf. 1 Kl. = 64 Reist, 1. R.
= 2 Gebund; ein Hennberg =
50 Hände vollgebrechten Flachses:
3. klobenartige Pfeife. Zuss.
Peifeklowe; 4, übertr. altes Pferd
auch starkknochiges Pferd; 5. un
geschliffener Mensch. Dim. Kleeb-
che =— 1. dass.; 2. Pfeifchen.
Rds, „im Klowe henge‘ = (von
der Wage gesagt) im Gleichge-
wicht sein. Adi. klowig =
ıngefügt, schwerfällig.
Kloweseuchd [Uchtelfangen] f.
= Maul- und Klauenseuche.
Klumpe [klumbe Sb plur.,
Güd., Fürstenh., Klomb. Sulzb.,
kluombe plur. Neunk.] m. =—
1. Klumpen; 2. Holzschuh. Zuss.:
Holzklumbe, Verb. klombe
- schwerfällig gehen.
Knacker [knagger Saarbergm.]
kurze Bohrlöcher.
knäckere [knekere Sb, knegere
Sulzb.] v. = leise knackendes
jeräuseh machen.
Knak [knak Sb, knage m.
Sulzb.] = Maß für Wolle. Ein
‚Strang‘ Wolle hat 5 Knak.
Knäller [Sb] m. = schlechter
Tabak
Knäppche, in. der Rds. „er
ng“ ganz ulm Kn.“ = er
sitZt auf dem äußersten Rand
des Stuhles,
knappen [knabe Sb, Sulzb.]
V. = 1. knipsen; 2. zubeißen
(vom Hunde gesagt); Subst.
Knapperei f. = Wilddieberei;
Rds. „er geht of die Knapperei!‘‘;
Welbertsknapper= Wilddieb;
Karteknapper == Schaffner.
der die Fahrkarten kontrolliert.
knapps [Sb, Sulzb.] adv. —
knapp. Rds. „knapps uf der
Stib“.
knäppsch [knepsch Saarbr.|
ad). = knapp. Das Kleid ist
„knebsch‘‘. Abl. verknäppsche
= Zzerknittern.
knäschbelig [Auersm.] adj. ==
schwachgliederig (bei kleinen
Kindern). ;
knaschtig [knaschdig Güd.,
Gersw., Neunk.] adi. == geizig.
Subst. Knaschdert == Geiz-
hals [Gersw.]; Knaschtsack —
Geizhals [Güd.].
knatsche [knatse Sb, Sulzb.,
Auersm.] v. = 1. schmatzen,
beim Essen. Adj. knatschig
= teigig, pappig, z. B: Brot,
Kartoffeln; 2. [Auersm.] etwas
oft wiederholen, um zu ärgern;
Subst. Knatscher.
knatse [Sulzb., auch knatsele,
natsele] v. = miödmutig reden
Adi. knatselig.
knauschdig [Neunk.] adi. —
schmutzig.
Knause [knouse Sulzb.] subst.
=— Knaus, Baus, Kopf, rundlich
Dickes; „e Knause Brot‘ = ein
dickes Stück Brot; Rds. „em de
Knouse of mache‘ = ein Loch
in den Kopf schlagen. Dim.
Kneisie. Kniesie = Ende des
„er
er
'and
ızb.]
ißen
ıbst.
arei;
HN
jeb;
ner,
iert.
der
‘br.
ist
che
‚nen
üd.,
zig.
eiz-
ızb.,
zen,
hig
‚rot,
was
arp-
‚ele,
ı1en
bst.
lich
ein
de
ıch
im,
des
knausle — Knop
2,
Brotes, Wulst des Brotes. Plur.
= hartgebratene Kartoffeln; dass.
Kniesjeskrumbeere [Klei1.].
knausle [Gersw.] v. == brum-
men, murren, schimpfen,
kauwele [Kr. Ottw. gnguwele]
= zerknittern.
knawere[Sb, Sulzb.] v.= knap-
pern. Subst. Knawerbärtche =
der zahnlose Mund alter Leute.
Knecht [Sb, Sulzb.] m. =
ı. der Knecht, bes. Pferdeknecht:
Früher in Sulzb. == Geselle.
z. B. Iobend „das is mei Knecht‘
ahd. Knecht =— Knabe, Jüngling
Diener, Edelknabe, Kriegsknecht,
werdender Ritter, streitbarer Held.
Weig. 1, 1073.
Kneib [Saarbr., Sulzb.] f. —
Kneif (Schustermesser).
knekkere [knegere Sb] v. =
ticken, von der Uhr.
knellern [Neunk.] v: = mit
Mingern schnellern.
knetsche [Sb, Sulzb.] v. =—
schießen; „e Has knetsche‘‘; „ich
han em än geknetscht‘ = auf
den Pelz gebrannt.
Knewel [knewel Sb, Sulzb.}
m. == Knebel, knorriger Stock.
Zuss. Bänknewel [|Güd.] =—
Holz zum Binden des Heuwagens:
Knewelchor |[Sulzb. = Lumpen-
bande. „Spann de Knewel!“
[Sb früher] Spitzname eines Tage-
löhners, mit dem man die Kinder
fürchten machte. Davon „er hat
Sp. d. Knewelsfiß‘‘.. .
Knibche [Sulzb.] n. = kleiner
Knoten; auch kleine Anhöhe.
knibele [Sb] v. = knüpfen.
Knie [kni Sb, Sulzb.] n. =
das Knie. Zuss. Kniekei!
[Sulzb.] = Kniekehle; Knie-
schener = ein steiler Pfad in Sb;
Knieschwamm = Entzündung
des Knies, wobei dasselbe
schwammartig aufgetrieben ist.
Kniewes [Sb] = Kleiner,
hauptsächlich in der Zuss. Buxe-
kniewes. Dim. Kniewesie =
kleiner Gegenstand, auch Person.
knill [Sb] adj. = betrunken
Knippertche [Güd.]n.=kleines,
spitzes Küchenmesser.
knischberlich [Sb, Sulzbach
knischbelich] adlı = klein.
schwächlich.
Knisje s. Knaus. ;
knispern [Sb| v. = knuspern.
Knoche |Sb, Sulzb.] m. =
Knochen. Rds. „mir hat’s die
Knoche verschla’*‘ sagt der Berg-
mann, der Knochenbruch erlitt;
„äm die Knoche uner der Erd
verfluche‘‘ == den Verstorbenen
verwünschen.
Knödel [knödel. Sb, pl. Knerle
Bischm., Knörele Dudw.-Büchel,
Knele Güd.] m.=Kloß; „geheirate
Kn.‘“ [Güd.] = Gericht aus
Mehlklößen und Kartoffeln auf
einer Schüssel; Sputzknerle
[Bischm.] = Kartoffelklöße, cf
Schnurese.
Knodel [knodel Sb, Sulzb.]
m. = Rundliches, Knoten. Zuss.
Mehlknodele (im Brot); Pärds-
knodele etc. = Tierkot:
knodele [knodele Sb, Sulzb.]
V. = 1. verknoten; 2. schlecht
nähen; 3. trödeln.
knodere [kngdere Sb] v. =
vor sich hin murren.
Knop [knop Sb, Sulzb.]. m. =
ı. Knopf; 2. Knoten; 3. Ge-
schwulst; 4. Kloß; 5. Knospe
6. [Saarbergm ] = vorspringende
Ecke am Stoß. 7. Schlag; Rds,
„Knepp krie'n“ = Prügel be-
ziehen. In Sb bekam man auch
am Geburtstage als Angebinde
Knorel — kohle
„Knepp‘. In Sulzb. ist das
Wort in Flurnamen enthalten.
die knopfartige Bergvorsprünge
bezeichnen, Zuss. Knebches-
paschtet = Pastete mit Klöß-
chen. Abl. wohl Knepele
Auersm.] = Knödel.
Knorel [Güd.] m. = kleiner,
dicker Mensch.
Knortze [Sb, Sulzb.] m. =
<norren.
Knorwel [kngrwel Sb, Sulzb.
m. == .1. Knorpel; humoristisch
Branntwein, besonders Kartoffel
branntwein. Zuss. Knorwel
wasser = Branntwein; Abl
knorwele v. = als Kenneı
3ranntwein trinken.
knotsche [knödsche Sb, Sulzb.:
V. = drücken, zerknittern. Zuss.
Knotschebredche= 1.schlecht
aufgegangenes Gebäck; 2. über-
tragen Schimpfwort für einen
langsamen Menschen. AbI
Knotsche pl. = hießen in
Sulzb. auf der Glashütte schlecht
geblasene Walzen. Sie, wurden
von dem Knotschestreckeı
gestreckt. Knotschebäcker =
Bäcker, der nichts rechtes fertig
bringt. Adj. knotschig =
teigig.
Knube [knube Sb, Sulzb.)
subst. m. = 1) Knoten, 2) knoti-
ges Holz, 3) kurzes, dickes
Gläschen. Zu 1) „mach dr €
K. in’s Sacktuch!‘‘ Zu 2) „Der
Deiwel soll die Knube spal’e!‘
Zu 3) „e Knube Brantewein‘‘.
4) Haufen; Rds. „uf äne Knube‘
= auf einem Haufen. Zuss
Knubespal’er. So heißer,
scherzweise die Holzarbeiter auf
der Grube. Abl. Knubel m.,
pl. -e = Knoten, Erhöhungen
in einem glatten Gegenstand.
Knubersdche [St, Joh.] =—
kurzer, dickköpfiger Nagel.
%&nube [Sb] v. = knuffen, mit
der Faust schlagen.
knudere [Sb] v. (auch knodere)
— leise vor sich her murren.
knurwele [Sb früher] v. =
Branntwein ‘trinken. S. Knorwel.
Knuscht [Sb] m. = festsitzen-
der Schmutz. Abl. Knuschdert
"Gersw.] == schmutziger Mensch.
knuschelig [Güd.] adi. =
schmutzig.
knuwele [knuwele und knü-
wele Sb] v. = in der Herstel-
lung von etwas vertieft sein,
knutsche [knütsche Güd.] v. —
zärtlich drücken, ;
Kob [köb‘ Sb, pl. köwe
Fürstenh , köw Güd.] f. = der
Rabe. Zuss. Kowehitt =—
Kobenhütte, eine Stelle vor dem
Schwarzenberg in Sb. - St. Johann,
kochem [Kr. Ottw.] adj. =
weise, gescheit. Hebr. chakhäm
Scholl 126. .
Kochend [Sb, Sulzb., Nebenf.
koched] n. = soviel man für
eine Mahlzeit braucht, z. B. Ge-
müse.
kodere [ködere Sb, Sulzb.]
V. = 1. Iallen, von kleinen
Kindern gesagt; 2. das Geräusch
der Pfeife (ähnl. ‚die Peifsprocht‘‘)
Wohl von mhd. koden. Vergl.
godersprech.
Kohle [köale Sb pl.] subst. =
die Kohlen. Zuss. Kohlegrä-
wer in der Rds. „er ist schwarz
wie e K.‘“ Wohl alte . Be-
zeichnung für Bergmann.
kohle [köle Sb, Sulzb.] v. =
lügen; Zuss. verkohle trans. =
jem. belügen, ihm einen Bären
aufbinden; Subst. Kohler =
Schwätzer
kolde — koppele
mit
dere)
ırren.
rwel.
‚tzen-
ıdert
sch.
knü-
rstel-
1
köwe
der
- dem
1ann.
-häm.
;benf.
. für
(ie-
ılzb.]
einen
äusch
»ht‘*).
Zergl.
1 —
grä-
Wwarz
Re.
15. —
Zaren
kolde [kolde Sulzb.] v. —
entschalen; z. B. Nüsse. x
Kolder [kolder Sb früher,
Kolder Sulzb:] n. == Pflugmesser.
kollere [Sulzb.] v. == in einer
bestimmten Art husten; Kollrer.
Koller [Neunk.] subst. — einer,
der einfältig spricht; Adj. kolle-
rig [Kr. Ottw.] = roh, poltrig,
ıngeschickt. Scholl 125.
Köllsch [Neunk.] = eine Art
3aumwollstoff.
Komedee [kom@e&d& Sulzb., ko-
meri Güd.] n. == Komödie,
Schaubude. Zuss. Komedes-
wä'n == Komödienwagen; Ko-
medesleit = fahrende Leute.
komme [Sb kumme, kome
Sulzb.] v. = kommen, in den
verschiedensten Wendungen wie
im Hochdeutschen; besondere
Bedeutung: hen’erkome ijem.
= jem. hintergehen, betrügen;
niderkomme = zu Boden sin-
ken, in Schwäche.
Kommerse in der Rds. „Kom-
merse mache“ [St. Joh.] = Ge-
schäfte für andere machen, um
wieder, wenn auch nicht gleich.
Nutzen davon zu haben. franz
commerce,
Komp [Neunk.] = Trog. 5.
Kumbe.
Kompär[cömberSulzb., Uchtelf.,
kumber Saarbr.] m. = Gevatter.
Genauer 1) Vater und Pathe
sind K.; 2) Die Väter eines Ehe-
paares sind K. Außerdem wird
das Wort und heute fast aus-
schließlich als Nebenname N. N.
Kompär und ferner als vertrau-
liche Anrede gebraucht. Franz
compere.
kondant [(Sulzb., komdani
Neunk.] = 1) wie franz. content
= zufrieden; 2) in Rds. „mer sen
gud k. medenan’er“ = wir ver-
tragen uns gut, wir harmonieren.
Kondidor in Rds. „mei liewer
Konditer!“ [Saarb., Sulzb.] = iro-
nisch, auch drohend, versichernd.
Kongreß in Rds, „Kongreß
mache“ [Sulzb.] == langes Ge-
rede machen.
könne [Sb, Sulzb.] v. = können.
Rds. „kenne vor Lache!“ ==
das kann er nicht machen.
Kop [kob Sb, Sulzb.] m. =—
1. der Kopf; 2. Verstand. Rds,
„em Kop han‘ .= betrunken
sein; „was mr nit im Kop hat,
muß mr in de Fiß han“; „e Kop
mache‘ = trotzen; „Kop un
Hern han“ == geschickt sein;
„er hat e Kop wie e Gluck, wo
no’m Dimmelwetter lu’t‘“ = er
hält den Kopf schief; „er hat e
Kop wie € Bubbelhohn‘“ = er
hat einen roten, von Gesundheit
strotzenden Kopf; „‚jetzte kannschte
dich uf de Kop stelle un dich
mit de Fiß verwunn’re, wann de
willscht‘*; „‚ich stecke dr de Kop
zwische die Ohre!‘*‘ = scherz:
hafte Drohung für Kinder. Adv.
Köps, z. B. „der iß noch Kops
greßer wie du!‘ Zuss. Peßkop,
Strackkop = Trotzkopf;
Grindkop; Dermelskop =
Dummkopf; Saukop, Schimpf-
wort; Kappeskop; Kreitzkop
= Schimpfwort für Katholiken,
Blokop für Protestanten; Kop-
gestell; Kopschirwel =
Schweineschädel; Kopbreches
= Kopfzerbrechen; Kopstirzche
= Kopfstürzchen, Ausdruck beim
Drachenlaufen (Kinderspiel).
koppele [kobbele Sb] v. =
Tauschgeschäft machen (Kinder
sprache). Subst. Koppeler.
JO
Kor — krangele
Kor [kör Sb, Sulzb., Bischm.. 1. Krach, allg. Lärm; Rds. „Krach
Güd., köre Dirm.] n. = das schla'n‘“ = Lärm machen.
Korn. Zus. Kornkaschte =— kräche [kreche Sb, Sulzb.] v.
die Aufstellungen der Kornbündel = 1. krachend brechen; z. B
auf dem Felde; Kornstroh; „ich homer de Doume gekrecht!‘
Kornpeif = Pfeife, die die 2. falten, Papier.
Kinderaus Roggenhalmen machen, krächele [krechele Sb] v. —
Rds. „das geht jo wie e Kore- leise krachen.
peif‘‘ == so leicht; Dronkekore krackelig [kragelig St. Joh.|
= Unkraut, dem Korn ähnlich Adi. = unsicheren Ganges.
“Uchtelf.]. krackig [Sb früher] Ad]. =—
Korb [Korb Sb, korf Dirm. —zerbrechlich, von Menschen krank
Uchtelf., Korf und korb Bischm.]. haft.
Zuss. Hinkekorb = Henkel. kräckse [Sb. Sulzb.] v. =
korb; Exkiiseekerbche = krächzen. Dazu Kräckser.,
Körbchen, das die Frauen auf Gekräcks, Kräckserei.
die Plauderei mitnehmen, als ob Kradel [kradel Sb| m. =
sie einen Einkauf zu besorgen Stolz; Rds. „er hat de Kradel‘
hätten. Zuss. mit frz. excuser. = er ist stolz.
kore [köre Sb Umgegend] v. kradele [kradele Sulzb.] v. =
‚versuchen, kosten. mitkurzen, unbeholfenen Schritten
korschte [korschde Sulzb.] v. gehn.
: leidenschaftlich trinken. kradelig [kradelig Sb, Sulzb..
koschte in der Rds. „das krarelig Raßw.] adj. adv. = 1.
koscht 5 Finger un äne Griff‘‘ mit krummen Beinen behaftet;
[Sb] = kostet nichts. weil es 2. stolz auf sich und seine Klei-
gestohlen wird. dung.
kotzele [kötsele Sb, Dudw., Krahne [kräne Sb, kräne Sulzb.]
Sulzb., Güd.] v. = etwas auf m. = Hahn zum Entleeren eines
dem Rücken tragen. Subst. PFasses etc.
Xotzel [kotsel] = Rücken. Krähnau |grönau Sb, Sulzb.!
Krabe [krabe Sulzb.] m. = n. = Hühnerauge.
Gerät mit angebogenen Haken, Krackehl {kragel Sb] = dass.;
z. B. in der Glashütte gebraucht, Rds;,,deHutuf Krackehlsitze ha’n“‘
Jergl. Krobe. zu Krackehl aufgelegt sein.
Krabekaschber [Sb, Sulzb.] = Krambol [kramböl Sb] m. =
ı. armseliger Mensch; 2. Sensen- Spektakel. vergl. Karambol-
mann (Tod). . partie (Billard).
krebe [krebe Sb, Sulzb., grebe krametschele |krametschele Sb]
Kr. Ottw.] v. = kröpfen, die v. = immer tadelnd sprechen.
Kehle zusammenziehen; z. B. „die ‘’Krambe [krambe Sb, krambe
Biire krebe‘‘; 2. ärgern. Subst Sulzb.]m. = 1.Krampf; 2. Hacken;
Krebert = 1. Kropfiaube; 2. 3. Hafte; 4. altes Pferd, z. B.
Birne, die „krebt‘‘. S. Scholl ‚so e alder Krambe!‘
S. 114. krangele [krangele Sb, Güd.]
Krach [krach Sb etc.] m. — v = einem unbestimmten Unlust-
krank — Krippebisser
“ach
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Klei-
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ein.
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e Sb]
öhen.
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zken;
zz B.
3üd.]
Alust-
gefühl Ausdruck verleihen, ‚Dazu
Krangler, verstärkt Seele-
krangler; krangelich.
krank = dass.; Rds. „Krank
hin’erm Brodschrank‘‘ ist ein Kind,
das Unwohlsein vorschützt, um
nicht in die Schule gehn zu
müssen. Sprüchlein:
„Er iß krank
Hin’erm Brodschrank“. [Sb].
Kränk [grenk Sb, krenk Sulzb.]
1; = Die Kränke. Rds., „krie'
die Kränk!‘*; man setzt wohl noch
dazu „un reit die Poscht!‘‘ Weitere
Rds. „er hat die Kränk im Leib‘,
der wilde, durchtriebene Junge
z. B.
kraß [graß Neunk.] adil. =
hell, blendend.
kratze [kratse Sb, Sulzb..
krätzen Kleinbl.] v. = kratzen.
Zuss. abkratze = 1. abkratzen;
2, verduften; 3. sterben. Subst.
Kratzbirscht = bissiges Mäd-
chen. Adi. kratzberschtig.
krätze [grätse Sb, Sulzb.] v. =
krätzig sein, schmecken. Adj.
krätzig; auch übertragen —
bissig, unerträglich; Rds. „das iß
e Krätziger!‘*
Kraut [kraut Sb, kroud Sulzb.!
n. = 1. das Kraut; 2. übertr.
in der Rds. „du bischt mr e
scheen Kraut‘ = ein nettes
Früchtchen! Zuss.Biirebämches-
kraut = —volksmedizinische
Pflanze; Unkraut, übertragen=
Taugenichts; Gekreitersch —
unbestimmte Mehrzahl von Kräu-
tern; Krautstößer [Neunk.] =—
Mörser, .
krauwele [Sb] v. = in den
Haaren krauen.
Krawitzel [Sb] = kleines Kind.
Krawatsch [Krawatsch] [Sulzb.]
i. =— Kragen. Hals, Krawatte.
Rds. „hol’ne an der Kr.!“
Krawutzele [Sb] pl. = kleine
Kinder. 5S. Krawitzel.
krepele [krepele Güd.] v. =
immer wieder von einer Sache
reden, über die man oft nach:
gegrübelt hat.
kreische [krische Auersm., Güd.
kreische Sb, kreische Sulzb.:;
gräische ‘Ottw.] v. == schreien.
ds. „Er kreischt wie e Buch-
narder‘“. Dazu Krischer = 1.
Schreier,speziell ,Pälzer Krischer“‘
harmloser Spottname für die leb-
1aften Pfälzer; 2. Grammophon:
Gekrisch; auskreische, iem.
schelten, in’s Gerede bringen.
Kreit [kreid Sb, kreid Sulzb.,
krit Fürstenh.] f. = Hahnen-
kamm, übertragen vom Menschen
Hierher gehört wohl die Rds,
„Do iß em die Kreid fahl wor“
- er ist erschrocken. Frz. cröte.
Krempelmarkt [Sb| m. == Krä-
mermarkt. ;
Kreppel [krebel Sb, Sulzb.] m.
= 1. Krüppel; 2. kleiner bos-
hafter. Kerl. Adi. krebelich,
verkrebelt. Rds. „anhal’e wie
der Krippel am Wäg‘‘.
Kressie [Wellesweiler] n. =
Kind, das sich etwas anmaßt
und zurückgewiesen werden muß,
z. B. „geh, du kläans Kressje!“
Kreuz [kreids Sb, kreits Sulzb.]
n. = 1. Kreuz; 2. Leid. In
vielen Rds. ähnlich wie im Hoch-
deutschen; 3. Platz, an dem sich
Wege kreuzen, auch auf die dort
wohnende Familie übertragen
"Güd.] Zuss. Kreizpickel
[Saarbergm.] = Doppelkeilhaue:
Kreizkop s. Kop.
Krippebisser [kribbebisser Sb]
m. = 1. böses Pferd; 2. zank-
süchtiger, grimmiger Mensch.
102
Krickelmaus — Krumbel
Krickelmaus [Wellesw.] f. =
das Heimchen.
kriddelich [Sb, Sulzb., Uchtelf.]
adi, = von Sachen: mit Vorsicht
zu behandeln; von Personen:
reizbar, neidisch, feindselig. cf.
5b diftelig.
krie’n [krin Sb, Sulzb.] v. ==
kriegen, erhalten. Bei der Conj.
ist der Coni. Imperf. „ich krät‘“
[kret] bemerkenswert. Rds. „krie‘
die heilig Kränk!‘‘ (s. dass.),
hastigen Menschen entgegnet man:
„Wer warte kann,
Kriet aach e Mann;
Wer Gott vertraut,
Kriet aach e Braut‘ [Sb].
krikse [Sb krikse] v. — quiet
schen, z. B. von der Türe gesagt
Krimmel [Sb, Uchtelf. grimmel]
subst. == 1. Krümel; pl. [Uchtelf.]
=— Abfälle, Kehricht, Ofenasche
ete. Sie werden auf dem
‚Grimmelhaufe*“ vereinigt. Die
„Brotgrimmele‘ werden be-
sonders unterschieden. Rds. ‚ke
Krimmelche‘‘ == nichts; ‚,das
hat ke Kr. ze sa’n‘‘. Rds. „enerr
Grimmele in die Ketz mache‘ =
einem eine Sache verderben
[Uchtelf.]. Zuss. grimmelwitig
= sehr böse. Vergl. kriminalisch,
kriminalisch [Sulzb.] in den
Rds. „kr. wer’e‘— wütendwerden:
„das hat’ ne kr. geärjert‘“ =
sehr geärgert; „o krimineh, o
krimineh!‘‘ Ausruf des Aergers,
Krimes [Fürstenh., gremes Kr.
Öttw.] m. = derber Stecken mit
gebogener Krücke. S. SchollS. 113.
kritsche [kritsche Sbl v. =—
Juietschen,
kriwele [Sb, Sulzb.] v. — 1.
rrans, reiben; 2. intrans. kribbeln.
Krobe [kröbeSb, grabeKr.Ottw.]
m. =— Gerät mit angebogenen
Haken, Karst; Zus, Mischtkrobe,
Gerät mit 2 Zinken zum Heraus-
ziehen des Mistes. Mhd. krapfe
S. Scholl 114. Vergl. Krabe.
krobelig [kröbelig Sb] adi. —
steif, gebeugt.
Krop [grob (grub) Sb, Sulzb.]
m. = Kropf. Zuss. Krobsack
(Grubsack) = kleiner, frecher
Junge; auch Grupsert. Adj.
grobich (grubich) == klein,
dick wie ein Kropf, schwächlich.
Krott [krot Sb, Dudw:, Sulzb.]
1. = Kröte; scherzweise zur
Bezeichnung eines weiblichen
Wesens, z. B. „klän Krott!“
Sprichwort: ‚„Kläne Krotte han
aa Gift!‘ = unterschätze nie-
manden wegen seiner kleinen
Gestalt! Rds. „Dich soll die
Krott petze!‘‘ ‚= scherzhafte
Drohung. Zuss. Krottestecher,
-gigser, -lamel == schlechtes
Messer. Letzteres von franz. läme
= Klinge.
krotze [krötse Sb] v. = ge-
räuschvoll kratzen.
krotzele [krötsele Sulzb.] v. =
1. krallen, hakeln; 2. kriechen.
Zuss. Krotzelmann == Schreck-
gestalt für Kinder; Subst. Krotze]
L = krallenartiger Finger, z. B.
‚sen das Finger, das sen Krotzele!‘‘
ks, ks! [Sb] = Interjektion.
um‘ jemand scherzhafterweise zu
erzürnen, S. Gramm. der Saarbr
Mda. 5. .
krudele [Sb] v. = mit dem
Schürhaken das Feuer rütteln.
Zuss. Krudelhoke — Schür-
haken.
Krumbel [Sb, Sulzb.] f. — Falte.
Adi. krumbelig. Verb. ver-
krumbele; part. verkrumbelt
auch = mürrisch
;k
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Krumbiir — Kurwel
1023
Krumbiir [krumbir Sb, Güd.,
Sulzb., krumbiern Neunk.] f. =
Kartoffel. Man bereitet sie zu
als gequellte,gebrotene,gereeschte,
gedämpfte, geringelte, gedrickte
Krumbiire, Zuss. Krumbiire-
steeßert, -stambert = K-.-
stampfer; Krumbiirehifler =
Pflug zum Häufeln der Kartoffeln;
Krumbiirewupdich == Kar-
‘offelsuppe. K.. == Grundbirne.
krumele |Sb] v. = kKnurren.
kruschbele [Sb] v. = ein leises
Geräusch machen.
Krutz [Sb, Güd., krots Sulzb.]
m. = 1. Gehäuse des Apfels;
2. kleiner Mensch. Dim. Gritzier
= kleine Aepfel. Adi. krotsich
= wie ein Krotz. Verb. ver-
krutze = zetstückeln in tadeln-
dem Sinne,
Kruwel [Sulzb.] = 1. kleine
Locke; 2. Spitzname, Mann mit
Kraushaaren. Zuss. Kruwelkop
: Krauskopf.
kruwelig [Sb, Sulzb.] adi. =
I. kraus (vom Haare); 2. wellig
(vom Wasser).
kruwele [Sb] v. refl. = sich
kräuseln, „die Saar kruwelt sich‘‘,
kube [Sulzb.] v. „es kubt‘‘.
vom Pferde gesagt, wenn es arr
Holz nagt und Luft dabei schluckt
Kuckuck [guguk Sb, Sulzb._
m. = I, der Kuckuck; 2. scherz-
haft für Pfandmarke. Zuss.
Kuckucksbrot = Sauerklee.
Kuh |kü Sb, Sulzb.] f. = die
Kuh. Rds. „Die Kuh hat jo 4
Bään un trät als emol fäl‘“ =—
richte - nicht jeden Fehltritt so
hart! „Un wammer alt werd wie
e Kuh, lernt mr immer noch
dezu‘‘; „dunkel wie in’re Kuh‘“‘:
„net for e scheel Kuh‘‘. Zuss.
Millichkuh:-Fuhrkuh = Kuh
für Fuhre; Kihdreck ==Kuhmist;
Kuhflade = der auf den Boden
gefallene Kuhmist; Kuhpans =
pferdekummetartiges Wiesenkraut;
Kuhpärd |kupärd Güd.] = Ge-
spann yon ÖOchse und Pferd.
‚mit ein Kupärd fahre‘,
Kujenat [Sulzb.] f. = Marter
Qual; zu kujeniere.
Kumbe {kumbe Sb, Gersw..
koumbe Auersm., kombe Sulzb.]
m. = Gefäß, insbesonders Wetz-
steinbehälter, auch große Tasse.
ohne Henkel. Dim. Kumbche.
Kombche = Tasse. Zuss
Suppekumb. Mhd. kumpf.
kumme = kommen in der Rds.
„kummschde heit nit, kummschde
morje‘‘ — langsam, träge,
Kup [Kr. Ottw.] f. = Haar-
schopf. Scholl 127.
Kuper |Sb, Sulzb.] n.=— Kupfer.
ds, „Kuper Geld, Kuper Seele-
meß“, wird angewandt, wenn
ein armer Mann schnöde behandelt
wird. Zus, Kuperwasser =
Erzwasser, zuweilen aus alten
Zergstollen kommend.
Kuppe [Kube Kr. Ottw. Kipp
Stennw.| m. = Hügel, Erhöhung
Dazu Dim. Kibbelche == Zipfel-
chen, Erhöhung, Nasen-. Finger-
spitze.
Kurschmidt [Sb, Sulzb.] m. =
alte Bezeichnung für Roßarzt.
Kurscht [Sb, Güd., korscht
Sulzb.] fi = Kruste, an Brot
oder Wunde. Adj. kurschtig.
Verb. kurschde, verkurschde
= durchhauen. Insbes. Kirscht-
cher = Bratkartoffeln [Dudw. und
Umgeg.], Kerschde dass. [Kr.
Ottw.] s. Scholl 126.
Kurwel [kurwel Sb, Fürstenh.,
Dudw., Kleinbitt., korwel Sulzb.]
f{. = Korb. speziell für den Brot-
‚04
kurz — Lamel
_ teig. Dim. Kirwelche. Zuss
.) Brotkurwel. Franz. .corbeille
kurz [kurts Sb, korts Sulzb.]
adi. = 1. kurz; 2. schlecht, z
B. korz Zeich = schlechtes Mehl
Zuss. korzweis = vor kurzem.
kusche [kuse Sb, gusche Sulzb.)
verb. refl. = sich (schlafen) legen;
„kusch dich!‘ sagt man zum
Hunde. Davon sich kuschele,
auch kutschele == sich fest in die
Bettdecke einhüllen. Frz. coucher.
Kut [Sb, früher Kutsch, kud
Sulzb.] f. = Vertiefung im Boden,
speciell beim Klickerspiel. Kud-
ches = besondere Art des
Klickerspiels,
Kutsch [kuts Sb, Sulb.] f. —
Mistbeet.
Kutzekopp [Sb, Sulzb., koutse-
kob Mainzweiler] m. = Kaul-
quappe.
L.
Laafdabber [Kleinblitterd.] m.
- Durchfall.
Jääfig [Güd.] adj. = brünstig
vom Hunde gesagt).
Labab [Sulzb.] f. = Plapper-
maul; „hal die Labab!“
läbsch [lebbsch Sb, leb& Sulzb..
läbsch Uchtelf.] Adj. 1. fad, ge-
schmacklos; 2. charakterlos
IUchtelf.].
Lachder [Saarbergm. früher
: altes bergm. Längenmaß, zu:
gleich als Stock benutzt. Daher
1eute noch Halblachderstecke
lache [Sb, Sulzb.] o. = lachen
Ra „mach de Babe nit lache!“
= mit diesem einfältigen Gerede
erzielst du nichts bei mir! „sich
e Aepelkerbche lache‘ = sehr
lachen. Abl. Gelachs =
Lacherei, Geläch = Geläch-
ter; lacherich = lächerlich:
‚es is mr gar nit so 1. heit‘.
Lad (läd Sulzb., Güd., lät Kr.
Ottw.] f. = Sarg; Zuss, Dodelad
lauch Sb] = Sarg; Rds. „du
bruchscht dich nit uf die Lad
ze le’e‘* = du brauchst dich
nicht zu rühmen. Scholl 107.
Läd [led Sb, Sulzb.] n. —
Leid. Rds. „enem ’s durr Läd
andun‘“ = jem. quälen: „grad
ze Läd nit!‘ = Gerade nicht!
„enem se Läd lewe‘ == einen
ärgern; „Ss schwer Läd sollschte
krie’n!“ Zuss. Lädstand= Plage;
lädstellig = verdrehten Cha-
rakters, falsch; I®dlewig =
lästig.
Läde [Dudw., l&de Sulzb.] m.
= UVeberdruß.
läder [leder Sb, Sulzb | adv
= leider; „ach läder!‘* 1.
spöttisch, 2. bedauernd, Dim
„ach läderche‘‘!
Lädsch [Sb, Güd.] fi ==
Schmutz am Rocksaum der Frauen.
Läier [Sulzb.] m. = halb-
wüchsiges Schwein.
lack |Sb, Sulzb.| adj. == ab-
gespannt, v. Menschen; abge-
standen von Sachen.
läke |Güd:] v. = leugnen
Davon läkele [Sb. Sulzb.] v --
jeugnen.
lale [lale Sb] v. faulenzen
Subst. Laaleh == Faulenzer.
Lamel [lamel Sh. auch lamer,
lamel Sulzb., 19mel Güd.] m. =
Klinge. (meist minderwertig);
Zuss, Krodelamel == schlechtes
Messer, eig. Messer zum Kröten-
fang; Schuhlammel — Messer
zum Schuhputzen; franz. la Jame
(aruma | um LAnuna
A Au, SL AH
‘T.
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Lämmerschwänzije — Läses
105
Lämmerschwängzie [Sb], in der Länke [Güd.] = Längsbaum
Rds. „wie e dod L.‘“ = apathisch. am Wagen.
Lämmes [Grube Maybach], in Lander [lander Sb, Auersm.,
der Rds. „Ging dich nur de Janter Neunk., lander Sulzb.,
Lämmes beiße!“ Güd.] f. — 1. Laterne: eiserner
Land |land Sb, land Sulzb.] (laternenförmiger) Trieb am
n. = Land = (Reich, Feld, Flur- Kammrad in der Mühle.
stück, Teil eines Gartenbeetes). läpere [lepere Sb, Sulzb.] verb.
Zuss. Neiland = Neurodung; refl, in der Rds, „sich zusam-
Jä’erland = Forstland; Herre- ‚menläpere‘‘; viele Wenig geben
land = Reich (politisch); Dim. ein Viel. ;
Länche (Länje) = Gartenbeet . —_ ”
Sprichwort „Landsitte, Lands- a SE => Lim
art!‘“ ; ;
. Jande [lande Sulzb.] v., in der Lappe [labe Sb] MM. — Lappen.
Rds. „der kann nit lande gä Rds. „durch die Lappe gehen
dich!“ =— der kann nicht auf- SP] = entwischen. Bei den
kommen gegen dich. fürstlichen Treibjagden wurde
lang [lang Sb, lang Sulzb. nach Erinnerung einer alten
di Sı | E ' 8 Elend“ Güdingerin .das Jagen (Jagdge-
ACH V 1 ang; „6 langes Hlen biet) mit Stricken umhegt, die mit
da: em an MER, Et hai „Lappen‘*‘ behängt waren, die
15 AS gut“ — d. 1. bei das fürstliche Wappen trugen,
de gut. a. Ging jem. darüber hinaus, so
‚ängd [lengd Sb) — Länge; ging er „durch die Lappen‘‘.
‚mit der Längd‘“ = schließlich. . .
lange [Sb, langen Sulzb.] v. yylappele [Sb] dere sch u und
= reichen, trans. und intrans. . irtshaus mS anCere Sehen Un
länge [Sulzb.] v. =— in dem jedesmal wenig trinken.
Kr 5 DA . lappen |Sb] v. = essen und
SOMPOS- „ene oflänge‘ =— einen sinken. wie ein Hund.
warten lassen. 3
. . der Rd
längele [Sulzb] v. = länger era rd“ "rannbwein“.
machen, z. B. die Milch durch Vergl. dazu lappeln. Nebenforırr
Wasserzusatz. luppere. Dazu Branntwein-
langs [Sb, langs Sulzb.,] praep. |apperer.
; entlang, vorbei; „grad is er Lappes |labes Sb, Sulzb., lapes
1. gang“; „Jangs einer Sache Jüd.] m. == großer, schwerer
kommen‘ = eine Sache ver- Mensch. lappig [labig Sb, labich
säumen; „langs enaner kommen‘‘ Sulzb.] adi. = wie in Lappen;
==ich vertragen; „do kommschde die Kläder sin lappig;‘“ „er
nit delangs‘‘ = an der Ver kommt so I. un schlappig doher;*“
pfichtung kommst du nicht vorbei. Lapplän’er [Sb] m. = in
langern,, verlangern [Neunk.] Lappen umhergehende Person.
v = Heimweh empfinden. Larv [Sb] fi. = Fastnachts-
Langschläfer [Sb.] subst. == * maske.
Siebenschläfer. Anpfelsorte Läses [leses Sb] n. = Lektüre.
10
Laschter -— Leize
Laschter [Sulzb. Neunk.] n. =
l. Laster; 2. schwere Menge;
‚.e Laschder Biire!‘*
Läder [leder Sb, Sulzb.] fi. =
Leiter, Zuss. Gereschtläder
Leiter im Heustall, die auf's
Gerüst führt; davon lädere =
mit Leitern versehen, besonders
‚eg Wan oflädere“.
Latsche [lätse Sb, Sulzb.] plur.
— plumpe, lange Füße.
latsche [late Sb, Bischm.]
v. = 1. nachlässig gehen; 2.
schlagen (eine Ohrfeige).
Latt [Sb, Sulzb.] f. = Latte
Räs. „ene uf dr L. hann‘“ =
einen auf dem Striche haben,
an Rache denken gegen jem. .
Latwerg [latwerg Sb, ladwerig
Sulzb., lackmeerig Sb, Güd..
lektmerig Kleinblitt.] m. = Lat-
werge, Birnkraut.
latze [Sb, Sulzb., Auersm.|
verb, refl = sich gehörig satt-
essen.
laudi in Rds. „Jlaudi singe“
[Sulzb.] = jubelnd singen. Vergl.
dazu den Juchzer aus dem Kin-
derlied „äle, äle la-udi!‘“ Es
steckt darin wohl das lat. Wort
laus = Lob; laudi singen also
soviel wie Lobsingen.
Läufer [Saarbergm.] pl. —
Flöze von geringer Mächtigkeit,
die als Begleiter von abbauwür-
ligen Flözen auftreten.
Laus [laus Sb, Sulzb.] f. =
die Laus. Rds. „der kann noch
ke Laus knike!‘‘ „dene fresse
die Leis noch‘‘ = er ist sehr
schmutzig; „dem is e Laus iwer
die Lewer gelaaf‘““ — er ist ver-
stimmt. Zuss. Schoflaus;
Kläderlaus; Wandlaus; Laus-
bub; Lausangel; Lausigel;
Lauskerl: Lauskrombe: —
Schimpfworte, baldscherzhaft, bald
ernst gemeint. Schloflaus in
der Rds. „die Schlofleis beiße
dich‘‘, sagt man zu einem Kinde,
das sich abends vor dem Schlafe
den Kopf kratzt; Liskul =
Nacken; Abl. Lausert = Lause-
junge; adj. lausig = windig;
verb. lause = I. lausen; 2.
einem das Geld abknöpfen; da-
von subst. Groschelauser =
der Automat, auch die Straßen-
bahn wird scherzhaft so genannt.
Rds. „ene mit em Kolwe lause‘
= einen derb behandeln.
lauschdere [Sb, Sulzb.] v. =
lauschen.
Lafor [laför Sb, Sulzb.] n. uf.
= Waschschüssel. Zuss, Wasch-
Jafor; franz. lavoir.
Läwe [lö&we Sb, Sulzb.| n. =
Das Leben. Rds. „der hat I. in
sich‘‘ = ist lebenslustig; „ich
sin es Läwe lädig‘‘ == ich bin
das Leben leid; „war das e L.!“*
= es ging lebhaft zu! „L. mache‘
= Betrieb, Rummel machen.
Zuss. Lebda’ [lebda] = Lebtag,
in Rds. „al mei Lebda‘‘ =— all
meine Lebenszeit; z. B. „das is
al .mei Lebda’ so gewän; ‚das
is mei Lebdesda’ nit wohr!‘“ =
das ist mein Leben nicht wahr;
„han ich dann schun so e Lebdä’
arläbt!‘*
Laxem [Kr. Ottw., Raßw.] =
Latwerg. S. Scholl 127.
Lebda’ s. Läwe.
lech [Sb] adi. = hungrig.
durstig.
ledere [ledere Sb, Sulzb.] v.
= durchprügeln. ,
Le [le Sulzb.] f. = Lage,Schicht.
Leize ([leftse Sulzb., Güd.,
leschpel Kleinblitt.. läschbel
‚U
n
Be
(a
1-
{
{1
h
n
fs
1J
Ss
as
legen — letz
10
Auersm.] ==. m., meist plur. =
Lippe. Urverwandt mit „Lippe‘‘.
legen [lö&e Sb] v. = legen.
Comp. gradlee == richtig stellen.
lehne |Sb, Sulzb., Gersw.] v.
= 1, leihen; 2. verleihen; 3.
pachten, z. B. einen Garten;
Rds, zu 1. gelehnt sitze = un-
bequem sitzen, auch in dem Sinne,
daß einem der Boden unter den
Füßen brennt. Subst. Lehn in
der Rds. „es is of der Lehn‘ —
es ist ausgeliehen; Lehns wohne
= zur ‘Miete wohnen; Lehns
sitze [Neunk.] = zur Miete
wohnen; ähnlich auch Rds. „bei
die Bas Lehn gehn‘ = Wort-
spiel= Geld entleihen; Lehnerei
= das Leihen; Lehnersch f.
= Frau, die gewohnheitsmäßig
antleiht. .
lehre [Sulzb.] v. == 1. lernen;
2. lehren. Subst. Lehr f. Rds.
„er hat ke Lehr bei sich‘ = er
'st dumm.
Lehring |Lehrin, Kleinblitt.,
wehring Dudw., lehreng Uchtelf.1
FL. = Lehrerin.
Lei [Sb, Sulzb.] f. = dünne
Schieferplatte zum. Dachdecken.
Zuss. Leiedecker = Dachdecker:
Schulerlei ==. Schülertafel.
Leib [Sb, leib Sulzb.] m. =
Leib. Rds. „Leib un Seel anen-
anner‘‘ —= Wams, das den ganzer
Körper des Kindes verhüllt. Adi
leibschichdig = leibhaftig.
leicht [Sb, leicht Sulzb.] adi
=— leicht, auch vom Charakter.
Leichtlips m. == leichtsinniger
Mensch. a
Leicheims [leicheims Sb, -ems
Sulzb.] f£. = Totenmahl.
Leicht [Sb. leicht Sulzb.] f. =
Leichenbegängnis
Leit [leid Sb, leit Sulzb.] f. pl.
= die Leute. „Onser Leit‘ =
die zu uns gehörigen; „mei Leit
dehem‘“ = die Angehörigen zu
Hause. Sprichw. „Met de Leit
schwätzt mr. on met de Ochse
fahrt mr‘ = komme Menscher
menschlich : entgegen! Zuss
An’erleitsken’ = Kinder an-
derer Leute; Rds. „Was gehen
dich An’erleitsken’ an‘‘! Leit-
schin’er = Leuteschinder, tyran:
nischer Arbeitgeber.
Leine [Sb] n. = das Leinen.
Dim. Leinche n. = Bändchen
am Hemdärmel. Zuss. Leinduch;
Leinduchzippele; wenn man
gähnt, hat man die 4 L. und
muß zu Bett gehen.
len’elahm [Sb] adi. = lenden-
'ahm, ganz lahm.
Lenker [lenger Sulzb.] m. —
Lenkbaum am Wagen.
Lerche [lerch Sb, f., lerche
Sulzb. n., pl. -er] = die Lerche.
Rds. „grell wie e Lerche‘“ munter.
lebendig wie eine Lerche. Zuss.
Lerchesflur = Flur auf Sb
Bann; Lerchesfeld = Flurn
Sulzb.
Läses [le&ses Sb Sulb,] n. =
Lektüre.
letsche [let&e Sulzb.] v. = in
ofletsche = auftauen. Adi. =—
letschig = aufgetaut.
Letz [Sb]; Rds. „er kann sei
L.“ = er kann seine Aufgabe
hersagen; „er kann sei L., er
‚wäßs.L.‘‘. L. verk. aus „„Lektion“‘
letz = [Sb früher, Sulzb.] adi
u, adv. = irrig, falsch, z. B
„Jetz bericht‘‘ = falsch unter-
richtet; „letz mache‘ = irre
machen; „Jetz gehn‘ == falsch
gehn; „e letzer Weg‘. = ein
falscher Wer.
O*
letzt — Lorie
letzt [1edst Sb, Sulzb.| adv. u.
adj. = letzt (neulich); der letscht
= der Letzte. Rds. „de letschie
gewe‘ == die Kinder geben sich
beim Abschied einen scherzhaften
Schlag. Mhd. letze = Ende,
Abschied, Gabe beim Abschied.
letzig s. änlätzig.
Lewekelche [l&wekelche Sulzb.]
in der Rds. = „munter wie e
L.‘““ == wie eine Lerche. Früh-
mhd. lewerch. Dazu mnd
lewerke.
Je [lie Sb, Sulzb.] v. = lügen
Rds. „ohne gelo’‘““ == ungelogen,
„Was der bet, iß gelo’;‘ „der 1i’t.
daß em die Aue Wasser ge’n“‘.
Subst. Lii = Lüge; Liiner,
Liinersch = Lügner, Lügnerin:
lierei = Lügnerei.
Ließ [lıs Sulzb.] f. == Boden-
schicht, auf der Wasser abfließen
sann. .
lifree [lifre Sb] Interj, = Ruf
beim Versteckspiel, auf den hin
das suchende Kind ein Suchen
beginnen darf.
Liliestengel, Rds. „er kann
mit em L. gehn‘ [Sb].
links [lings Sb, lenks Sulzb.]
adj. = links. Wie hd. Dann
Rds. „der is net links“ = er
weiß sich zu helfen, ist schneidig;
„ebes 1. mache‘‘ = das Innerste
nach außen kehren; „enel. mache‘
= verprügeln; „sich l. mache‘
= 1. sich erbrechen; 2. sich
austoben. „Du machst dich jo
rein links‘‘ sagt man zu jem.,
der allzueifrig seine Meinung
verficht.
Linijeholz [Uchtelf.] n. =
"‚ineal.
Lips [Sulzb.] = Kurzform von
Philipp; Hanlips == Johann
Philipp.
Lische [lische Sb, Sulzb.,
Neunk.] = Sumpfgras, Binsen.
Adi. l!ischig.L.Zeug==schlechtes
Gras, weil L. enthaltend.
liwere [Sulzb.] v. = gerinnen
(vom Fett gesagt). Adi. [Kleinbl.]
liewerig == der Zustand des
Fettes beim Uebergang vom
HNüssigen zum festen Zustand.
lo [19 Sb]adv.=da. Die Dialekt-
studien nennen das Wort für Sb.
Es ist Sb aber nicht eigentümlich.
Man hört es aber viel von Leuten
aus der Umgegend. ;
Lo’[Loh Guichenbach]f. = Heu-
reihe. Wohl als „Lage“ zu
lesen.
loche [Sulzb.] v. = 1. mit
Löchern versehen; 2. sich loche
= sich zum Loch, d. h. der
Türe hinaus machen.
loder [Sb, - Sulzb.] adi. =
locker.
Löffele |lcfele Sulzb.] v. =—
1. mit Löffel essen; 2. an etwas
l. =.den Wunsch, etwas zu be-
sitzen, äußern.
Löffelchesbohne [lefelchesböne
Sb, Sulzb.] £. pl. = Suppe aus
kleingeschnitten. Bohnenschoten.
lokere [Sb] v. = bez. das
das regelmäßige Geräusch der
Maschinen, z. B. der Lokomotive.
lowelig [luwelig Sb, Kleinbl.,
lowelig Sb, Sulzb., löwlig Güd.,
Iglig Dudw., Sulzb.] adi. == 1.
lau; 2. charakterschwach.
lon [Sb, Sulzb.] v. = lassen.
Loos [Fech., Güd.] n. =
Mutterschwein.
los mache [Kr. Ottw.] v. =
1. lösen; 2. verleumden; 3. sich
aus demStaube machen. Scholl 130.
Lorje [lorie Sb, lörje Sulzb.,
lorien Neunk.] m. == Lorbeer.
Zuss. Loriebaam: Lorieblatt:
1
35
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Lucht — mache
14
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Lorjeros==Oleanderblüte. Franz.
laurier.
Lucht [Kr. Ottw., Eppelb.] =
I. kleines Fenster; 2. Helligkeit.
Rds. „geh mr aus der Lucht!“
= geh mir aus dem Licht!
Scholl 130.
Iw’e [lüe Sb, Kleinbl., Sulzb.]
v. = sehen. Rds. „lue wie €
Narr“ = vor unangenehmer
Ueberraschung oder. auch an-
haltend schauen.
Luft {Sb, Sulzb.] f. = 1. die
Luft: 2. der Wind. Rds. „e Feder
in die Luft blose“ == übermütig
sein. Zuss, Oewerluft == Ost-
wind: Unerluft = Westwind;
Lufthöh = luftige Höhe, alte
Bezeichnung f. Göttelborner Höhe.
lufthacken [|[Saarbergm.] =—
dient zum Einhängen der Tonne.
Adi. liftig = Iuftig.
Luladsch [Sb, lulatsch Sulzb.]
m. == schlappiger Mensch.
luladsche [Sb| v. = sich träge
benehmen.
lumer [Sb, lomer Sulzb.] adj.
schlaff, mürbe.
Lump |Sb, lomb Sulzb.] m. =
(ump. Dim. -Limpche. Zuss
LLumpestickvieh = bösartiges
Tier.
Lumpes [lumbes Sb, lombes
Sulzb.] m. = Lump.
Iunche [Sb, Neunk., Güd,,
lunichen Gersw., lonche Sulzb.|
v. == faulenzen, nach dem eigent-
lichen Schlafe noch ruhen.
Lune [lüne Sb, Sulzb., Uchtelf.
löne Neunk.] m. == Achsnagel.
Lupsack [Gersw.] m. = großer
Sack, den man auf dem Rücken
trägt und in dem der auswärts
arbeitende Arbeiter sein Brot
aufbewahrt,
Luschde [Sb, Sulzb.| m. ==
Lust. Rds.‘ „der Luschde iß
gebiißt“ == die Lust ist gebüßt.
Verb. verluschtiere = Vver-
jubeln. Subst. Luschberkät
— Lustbarkeit.
Lutsch [Sb] f. = Daumen:
lutscherin.
Lutscher[Sulzb.]m.=Schnuller
Luxius [Sb] m. = Luxus.
lützel = klein. In Sb nicht
mehr gebräuchlich; doch noch
in Flurnamen: Lützelbach, Lützel-
stein.
Luwele [lüwel& Sb] nom. propr
| nischen.
M
mache [mache Sb, Sulzb.] v.
= 1. trans. machen, tun; z. B.
„mach fix!“ In Verbindung mit
Obiekten: „Staat mache“ =
prunken; „Spichde m.“ = Aus-
flüchte m.; „Spring mache“;
„Schalmei m.“ == Geschrei im
Dorfe m.; „Faxe m.“ = dummes
Zeug m.; „die Sau macht 2 Ztr.“
—. sie wiegt 2 Ztr.; „äm de
Haniogel. de Aff. de Drambel“ m.
— jemand als H., A. oder Drambel
behandeln; „Gesprächer mache“;
„de Judes mache“; „e Bach
mache“ = pissen |Kindersprache])
„Schmu mache“; „eschlauSchicht
nache“; „Gesoms mache“; „Brul-
'es mache“; „e Kob mache“; „€
Maul, e Schniß, e Flentsch, e
Schnut mache“ = einen schiefen
Mund ziehen; in Verbindung mit
Adi. resp. Adverbien: ..ene los
ı AH
Ma’d — mangiere
mache“ == durchprügeln; „ene
lomer mache“ = windelweich
prügeln; „sich dinn mache‘ ==
sich davon machen; „sich dick
mache‘ = sich rühmen; „sich
schemberlich mache‘“ = sich
verschimpfieren; „sich kihn m.“
in spezieller Bedeutung — ge
bären; „die Kuh hat gemacht‘
reflexiv „sich mache‘ = vor
wärts kommen; „sich abmache‘“
= sich fortscheren; „sich bei
mache‘ = sich melden; Kom-
positum anmache = 1. fest
machen; 2, anrühren. Subst.
Macherei in „das is ke M.“
= keine rechte Art, zu tun;
Gemachs n. = Getue; Fort-
maches in „es is ke F. met
am“ == er ist ein Trödler.
Ma’d [mad Sb, Sulzb., Güd.
Uchtelf. ]f.==1.Magd. Zuss. Kin’s:
mad; Kihmad; 2. Koseform
iür kleine Mädchen; Dim. Madche
Madereng [Sulzb.] m. = Eiter
Madriche [St. Joh.] pl. =
Holzbohlen zum Zudecken einer
Grube, -
Ma’e in' der Rds. „heit tra’t
dr die Katz de M. nit furt‘“ [Sb].
nämlich, weil‘ er ihr infolge zu
viel Essens zu schwer ist.
Madsch [Sulzb.] m. = teigiger
Kot: madschig adj.
mähen, Mähder, Maht s. mäje.
Mai [mei Sb, Sulzb.] m. =
der Mai. Verschen: „Am erschte
Mai hat jedes Veschelsche sei
Ei“ [Fürstenh.]; Zuss. Maikips
— Maikäfer; Kinderlied: ‚‚Mai-
käfer flieg, dei Vater-is im Krieg.
dei Mutter is im Hollerland.
Hollerland is abgebrannt‘“. [S.
Kinderlieder und spiele des
Saarbr. Landes]. Ruf beim Mai-
käferfangen: ..Maikips.duck dich!‘
[Dudw.]; Mairän = Mairegen.
Kinderlied: ‚„„,Mairän, mach mich
groß, ich bin so klän wie €
Hinkelsbänt!“
Mai [mei Sulzb.] £f. — die Maie,
besonders Birke. Rds. ‚wem
mr hold iß, dem steckt mr Meie‘‘,
Maisjesdinges [Güd.] n. =—
Biberstoff.
mäje [me Sb, möeje Sulzb.]
V. = 1. mähen. Dazu Mähder
= Schnitter; Maht = Schwaden;
Zuss. ufmä’e = sauber mähen.
2. [Sb früher] = beim Gehen
die Beine auswärtswerfen, haupt-
sächlich vom Rindvieh gesagt.
Make [mage Sb, Sulzb.] m..
pl. = Fehler, Schramme.
Makes [mages Sb. Sulzb.1 =
Prügel.
malak [Sulzb.] adi. = schlapp.
Maletiz [Sulzb., Uchtelf.] in
der Rds. ‚vor M. komme‘‘ —
vor Gericht kommen.
Mameluk [Sb1 m. = Hinter-
listiger. .
Mamm [mam Uchtelf.i, mem
Sulzb.] f. = weibliche Brust.
Rds. „em Kind die Mäm ge’n‘“.
Zuss. Memestib in der Rds.
„die Memestib han‘‘ = das Kind
verlangt nach der Mutterbrust,
Mamme [Sb] f. = Mutter.
Zuss. Mammekälbche==Mutter-
kindchen. mamse [Sulzb.] v.
= unverständlich reden,
Mangel [Sb, Sulzb., Ottw.] m.
= 1. Mangel, Fehler, besondere
Krankheiten, z. B. Drüsen am
Halse. Rds. „all Mängel hat er
an sich‘‘; „de Mangel hat en
gehol** = er ist gestorben,
achtungslos; „e Gewitter Mangel
soll do enen schla’n!“
mangiere [mangire Sulzb..
mangiere Kr. Ottw.l vo. — 1
‚en.
ich
1ue,
Sm
ps
zb.]
ler
‚en;
1en.
nen
‚pt-
igt.
1.
pP-
in
Rr-
em
st.
16,
ds.
nd
st,
er.
Pr
Tr
m.
ere
ım
er
en
en,
vel
Mann — Maul
111
wagen; „ich mangier’s emol!‘;
2. etwas darstellen. Scholl 131.
Mann [man Sb, man Sulzb.|]
m. = der Mann. Zuss, Manns-
kerl; Mannsleit; Quatier-
mann == Untermieter; Haus:
mann = 1. Hausbesitzer; 2
Untermieter; mannsleitdorig
adi. — auf Mannsleute versessen.
Rds. „er iß e Männche wie ge-
bischelt‘‘ = ein patentes Männ-
chen; „mr muß sich Männche
mache mit de Leit‘ = sich guf
Freund machen mit den Leuten.
Abl. manns [Neunk.] = er
wachsen, mannbar.
Mannigfalt [Sulzb.] m. == Blät-
termagen.
mansche [Sb, Sulzb. v. =
Breiartiges durcheinander mischen
Subst. Gemansch.
Mantel [Sb mandel] m. = 1.
Mantel; 2. [früher] der Rauch-
ang am Küchenherd. S. Owe.
Manz [mants Sulzb., mants
Kr. Ottw.] f. — Euter u. Striche
Ahd. manzo.
‚Märche {Sb, Sulzb.] n. =
Märchen. Zuss. Märchesträ’er
"Sulzb.] = Ohrenbläser.
Marig [märig Sulzb.] n. =
Mark; Zuss, ‘ Marksuckler
(Saarbergm.] = Keilhaue aus
Flacheisen.
Marmit [märmit St. Joh. früher,
mermit Kleinblitt.] fi. == großer
Topf.
Massel [Neunk.] = Eißenguß-
olatte.
Massik [Sb, Sulzb., Gersw.]
m, = 1. störrisches Pferd; 2.
Gewaltmensch.
Massion [Sb, Güd., Sulzb.] f.
eine große Menge.
maschele [Sulzb.] v. = mit
Lust essen
maß [mäs Sb, Güd., mös
Kleinblitt.] adi. = 1. reif, weich
‘von Früchten); 2. frisch, zart
‘z. B. das Brot); 3. mürbe. Zuss.
maßlädig = Ileidig.
Mäßchen [Neunk.] = Frucht-
maß, !/,5 Scheffel.
Maser [mäser Sb, maser Sulzb.]
f. = Maser (Astzeichnung in
Holzplatten). Ad]. maserig =
gemasert; maseriere Y. =
Möbel mit solchen Zeichnungen
versehen.
Matz {[mats Sb, Sulzb. =
Mathias. Rds. „Matz, mei Gei!‘
- Ausruf der Verwunderung;
„do geth’s zu wie uf Matze
Hochzeit‘; „du bescht net matz
defor‘“ == nicht Manns genug
dafür. Kinderlied, eintönig auf
2 Noten zu singen: .
Matz, Matz, isch dr Hirt dehem.
hem, hem?
Hasch-de mei zwei kläne Briider
nit gesihn
Mit dem gäle (gelben) Buch,
Buch, Buch? [Sb] Buch= Bauch,
Matsch [Sb, Sulzb.] subst. =
breiartige Masse. Adi. matschig.
mau {[Sb, Sulzb. mou] adj. u.
adv.‘ == schlecht; „e mou Ge-
schäft!‘‘; „es sit mau ous bei em‘‘
Mauer [mür Güd,, mouer Sulzb.,
mauer Sb.] f. = die Mauer,
Zuss. Murwolf, Mouerwalf{
— Maulwurf.
Maul [mul Kleinbl., moul Sulzb.
maul Sb] n. = das Maul. Rds
„mit dem M., wo de bätscht.
sollschde nit liije‘‘; „e Wort laaft
mr grad am M. vorbei, awwer’s
kummt nit enin‘“ == etwas liegt
mir auf der Zunge; „’s M. geht
em wire Gais, wo anere Dore:
heck steht‘‘ = ein Plappermaul;
‚er hat e Maul wie die Esch-
Maus ——+ melke
ringer Brech‘‘ (s. d.); „er spitzt’s
M. wie e Kuh noere Erbeer‘‘:
„der muß aach iwerall sei M.
dezwische han‘‘; „die Milich
macht e Maul‘ = die Milch
kocht hoch auf. Zuss. Maulwe:
= Mund voll; Moulschaffer =
einer, der nur mit dem Munde
arbeitet; Maulsperr, in der Rds
„die Maulsperr krie’n‘‘ = Sich
höchlich verwundern; maul-
’ertig = wortgewandt.
Maus [müs Kleinbl. (mies pl),
mous Sulzb., maus Sb] f. — die
Maus. Rds. „das is Maus. wie
Muder‘‘ = das ist dasselbe
meist mit dem Sinne „so schlech:.
wie’s andere‘; „bei dene laafe
die Meis im Kicheschrank erum
un han Träne in die Auwe‘ =
bei denen herrschen ärmliche
Verhältnisse; „das is wirklich de
M. de Speck abgekaaft‘‘ = das
ist teuer bezahlt; „‚Mies bringe
Mies‘‘ = kleine Leute haber
kleine Nachkommen; „mach mı
ke Meis!‘‘ — ‚„flunkere nicht‘!
Zuss. Mausöhrchen(salat)
= Rupfisalat; Gregelmous =
Hausgrille) Speckmaus =
Fledermaus; miesöhrig[miserig]
= kahl, wie die Ohren der Maus.
Matze [Sb, Sulzb.] pl. ==
\udenbrot.
mauze [Sb] v. = jammern,
Meffert [Kleinblitt.] m. =
xleine, schwächliche Person.
Mehl |[m& Sb, Sulzb.] n. =
das Mehl. Zuss. Weiß-, Korn-
mehl; Staabmehl == Staub-
mehl; Bollmehl = Abfall bei
Verarbeitung des Mehles; Sä’-
mehl = feiner Holzstaub. Abfall
beim Sägen: Mehlbiir= Mehl-
birne (Strauchfrucht); Mehltag
= jn Sb der Mittwoch. An
diesem Tage gibt es Mehlspeise:;
Mehltau [mildou Sulzb., mildau
Sb] = Mehltau, Krankheit des
Gemüses.,
mehze [m&dse Sb, metse Güd.,
Sulzb. | v.= nach mehr schmecken.
Dem Sb Land eigentümliches
Verbum.
meie |meie Sb, Güd., maije
Sulzb., Uchtelf., maien Kleinblitt. |
Y. = plaudern, wie es früher
üblich war in der Nachbarschaft.
Besuche zu diesem Zwecke nannte
man ‚‚maie gehn‘. Subst. dazıl
die Maijerei = Plauderei;
Mai [Kr. Ottw.] = Abhaltüng
von Plauderbesuchen (Scholl 132).
Maiegänger und -gängersch
= Leute, die viel und gern
maie gehn.
Meister [meischder Sb, Sulzb.]
m. == der Meister; Handwerks-
meister, Vorarbeiter, Titel für
ältere Handwerker. Das Wort
hat auch die Bedeutung „Herr‘‘,
z. B. Rds. „dene werschde nit
M.“ == er ist dir überlegen;
„der iß Meischder‘ = er -hat
gesiegt;dasletzteSpiel beimKarten-
spiel heißt auch „Meister-
spiel‘, wohl noch ein Spiel,
in dem der zuletzt Gewinnende
alles gewinnt, also Meister wird.
mel’e [Sb, Sulzb.] v. in der
Rds. „du hascht nix ze mele‘
— du hast nichts zu befehlen.
melke [allg.] v. = melken.
Zuss. ausmelke = die Kuh
fertig melken:; part. abgemolk
= die Kuh ist nicht mehr frisch.
sie gibt nicht mehr viel Milch.
Subst. Melkämer == Melkeimer;
Melkstuhl. Adi. frischmelkig
== Zustand der Kuh nach dem
Kalben; abmelkig — Gegensatz
dazu. Rds. ‚die Kuh am Schwanz
Menag — Mikanik
Jeise;
ılldau
des
Güd.,
‚cken.
.ıches
maije
;blitt. |
‘rüher
‚.chraft.
annte
dazu
derei;
ıltüng
132).
;rsch
gern
‚ulzb.]
verks-
(für
Wort
derr‘*,
e nit
egen;
r hat
arten-
ter-
Spiel,
nende
wird.
n der
nel’e*‘
»hlen.
ıJlken.
Kuh
molk
risch.
AAilch.
‘mer;
\lkig
dem
\nSatz
wanz
melke‘‘ = spöttisch, aus der
Euter gibt sie keine Milch.
Menag [menäsch Saarbergm.]
f. = Speiseanstalt auf Grube
und Hütte. Franz, menage.
Menges [Sb früher] m. = ein
zothaariger; „du Menges!*'
Mensch |mensch Sb, Sulzb.,
minsch Sb, früher, Auersm., Kr.
Ottw.] m. = 1. Mensch. Sprich-
wort: Es gebt allerhand {or
Mensche, nore kän, wo neks
esse‘‘ == In der Beziehung sind
sie alle gleich, etwas Egoist ist
jeder. Zuss, Menscheange-
sicht [Mainzw.] = Pflanze, in
Kartoffeläckern häufig, deren
Samenkapseln dem menschlichen
Gesicht ähneln; . 2. (pl. menscher)
— 1. Geliebte; 2. verächtlich
für Weib; 3. die Damen, beson-
ders die Kreuz- u. Pikdame im
Solospiel; Rds. „ich hann die
Menscher‘‘. Zuss. Saumensch;
Huremensch; Zodelmensch;
wörtl. == unordentliche Person:
Schlappemensch (aus Perman-
senz) == Schuhverkäuferin aus
Pirmasenz. .
mer [mr Sb, mer (mar, ma)
Sulzb.] — man.
merci [mersi Sb, mers& Sulzb.]
- danke! Rds. „mr sen aa
mersee‘‘ = wir danken auch
3chön. franz. merci.
(aus) merijele [usmerjele Güd.]
Y. == jem. oder etwas ausnutzen;
z. B. der Borem (Boden) is ns-
zemerjelt.
merke [Sb. Sulzb. merge] v.
= merken. Rds, „merk dr die
Pille!‘ — laß dir’s gesagt sein!
„der is nit von Merkwiler‘“ —
der merkt die Anspielung nicht,
{- Merle [Sb früher] = die Amsel:
“engl. merle,
Bug Torım
meschuke [meschuge Sb, ma-
schuker Auersw.] adl. — ver-
rückt. Hebr. meschuggä‘.
Mess [mess Sb, Sulzb.] f. —
die Messe. Zuss. Frihmeß;
Hoomeß = Hochmesse; Frih-
messer, m, = der die Früh-
messe hält, auch Spitzname.
Messer [messer. Sb, Sulzb.] n.
= Messer. Rds. „das Messer
schneidt kalt Wasser un faule
Käs‘ = es schneidet schlecht;
„das Messer schneidt aa, was es
sit‘ == hum. nämlich nichts.
Abl. messere v. == mit dem
Messer zurichten,
Metz [mets Sb, Sulzb.] f. —
die Metzgerei.
Metzjer [Sb, Sulzb.] m. — der
Metzger. Rds. „e Metzjergang
mache‘‘ = einen vergeblichen
Gang tun. Abl. metzjere v.
= wie ein Metzijer arbeiten.
mibsele [Sb, mibse u. mibsele
Sulzb.] v. == stinken, zweifel-
haft riechen. a
Michel nom. propr. — Michael.
Bauernregel vom St. Michelstag
(1. Sept.): ‚;Ist es am 1. Sept.
hübsch und rein, wirds so den
ganzen Monat sein‘‘ und „„Ziehn
die Vögel vor Michael, Blickt
von weitem der Winter scher‘
“Neunk.].
Mick [mig Sb, Sulzb.] f. =
I. die Mücke. Rds, „mr krie’n e
Gewitter, die Micke sin so wiitig
heit‘. Zuss. Susmick:; Scheel:
mick (Schnakenart); Scheiß-
drecksmick; 2. Bärtchen an
Unterlippe. .
miefere [mifere Sb, Sulzb.] v
— wimmern, vom Hunde gesagt,
mifele [Sulzb.] v. = stinken
Mikanik [mechanik Sb, mikanik
Güd.. Gersw.. (miganik) migenik
mil — Mode
Sulzb.] f. = Mechanik, Bremse
am Wagen.
mil [mil Sb, Sulzb., Gersw.]
adj. = mild, vom Obste gesagt.
Rds. „ene mil bringe‘ = einen
zahm machen.
Milb [Neunk.] 1..Milbe (squa-
lius ceph.); 2. Dickkopf. Spott-
vers „Au, was e Milwe, au, was
e Hecht, holl’ne am Bandel un
hall’ne fescht!‘‘ Damit liefen sich
die Buben einander nach. [Sb].
Milich [Sb, melich Sulzb., auch
melich] f. =.die Milch. Zuss
wie hd. Dann dicke Milch; scheei
Milch == abgerahmte Milch; siiß
Milch; Rds, „jetzt haschde dei
letscht Milch ge’n!‘*‘ == drohen-
der Ausruf; „Die Fraa hat ihr
Milich gen!“ = Die Frau ist
abgearbeitet und alt; „die han
bees Milich getrunk‘‘ = die
sind verdorben von Jugend an
Zuss. Milchsohde: in einem
Kinderliede vorkommend. S.
Kinderlieder 35. Mhd. millich.
Millie [milje Sulzb., Millchen
Neunk. ] n. = Maß, 10 Zentner
(1000 Pfd.). So wird z. B. Heu
gemessen. Vergl. dazu altes
Maß (franz.) millier = *?,, Morgen
Milster [milster Sb, Güd.
Kleinbl.. Sulzb.] m. = altes
ÄNohlmaß für Frucht, 10 Pfund
Minz [Sb, Sulzb. ments| =
Münze, insbesondere Kleingeld.
mir [mir Sb] pron. pers. —
mir und wir.
mischbele [Sulzb.] v. == zu-
Müstern, Rds, „der Jud halßt’'s
Gemischbel‘“.
mischele [Sulzh. | v. == mischen,
Karten, mit Nebensinn „falsch m.‘
missele [Sb früher| v. -.
zweifeln
Mist [mist allg.] m. == der
Mist. Zuss.. Mischtgawel;
Mischtgrobe |gröbe] = mit
Zinken versehenes Werkzeug, um
den Mist aus dem Stall zu ziehen;
Mischtbär [ber] f. == Tragbahre
zum Befördern des Mistes;
Mischtepudel = Jauche;
Mischtekul [kül] = Mist-
grube; mischtfaul =— faul wie
Mist. Abl. mischte == 1. aus-
misten, den Stall; 2. von der
Kuh gesagt. Rds. „das is hene
on vore wie e Mischtebär‘ ==
es ist gleich. Die Tragbahre ist
gleichmäßig gebaut.
mitsamme |metsame. Dudw.]
= zusammen.
Mitschmatsch |Kleinblitt.] m
— Betrug.
Mittel [midel Sb, Güd., Gersw.,
Sulzb.] n. 1. das Mittel; 2. Arznei;
3. Brett, das 2 Tiere im Stall
trennt; 4. [Saarbergm.] == fremde
Mittelschicht im Kohlenflötz.
Mittwoch [Sb] = Mittwoch.
„Kalter Mittwoch“ [Gaislautern]
= Buß- und Bettag.,
Mitzie [Sb, Sulzb.] n, = Art
Jäckchen. wie es früher auf dem
Lande getragen wurde; Kittel
der Weiber, Hausjacke.
Mob [möb Bischmisheim] pl
== Flecke, „bloe Mob‘.
Modche [modche Sulzb.] n. =
Schimpfwort für Frauenzimmer
‚so € Dreckmodche‘‘! .
Mode [möd f. Sb, möde m.
Sulzb.] = die Mode (Zeitge-
schmack, Sitte, Gebrauch). Rds,
„das is nit. Mode bei uns‘‘!
„Wo’s Mode es, werd der Bom-
berneggel in der Kerch gesong‘‘
= Landsitte, Landsart, wenn’s
auch sonderhar vorkommt. „Se
komme wider of den alde Mode‘
Mohrde — Muttig
N
we
Mohrde [Guichenbach] pl. =
Gelbrüben.
Mok [mök Kr. Ottw.] f. —
Kröte, Scholl 133.
Mokekrautinmogegraud Fürsth.]
n. = Knöterich.
Mold [möld Sulzb.] n. = das
Mal. Rds. „mr muß immer de
Fuß beim Mold hal’e‘‘ — man
muß aufpassen, nicht ausarten.
Moldo [moldg Sulzb.] n. =
Pikdame im Kartenspiel.
Moll [Kleinbl.] = fein zer-
kleinertes Erdreich. Bauernspruch:
„Sä das Kore in die Moll,
Un den Wäs mer in die Scholl,
Bur,sowird die Schierwohlvoll‘‘!
Mollee [mol& Sb, mole Güd.,
Kleinbl., moles Sb, Sulzb.] m.
= 1. Stier; 2. Mensch mit Stier-
nacken; 3. dicker Kopf.
Mollekop [molekop Sb, Sulzb.,
Neunk.] m. = 1. Kaulquappe.
Dim. Molekepche.
Möllung [Neunk.] = Haustein,
uaderstein.
Molscht [mölst Sb, Sulzb.] =
Malstatt, Name des Stadtteils
Malstatt von Saarbrücken, 960
heißt M. Madastatt, 977 Madal
Statt, 1312 Malstatt. Malstatı
nach Weigand um 1482 = Bau-
platz (zu einer Pfarrkirche). Zu
Madastat* vergl. lat. meta. Rds.
„Wo gehschde hin?‘ — „ZumPaff
von Molscht!‘‘ „Ich dun’s nit, un
wann dr Paff vun Molscht kummt‘‘.
„Mir ganz egal, un wann de Pafi
vun Molschtbischt‘‘. Ueber dieEnt:
stehung der Bezeichnung s. Blatter
„Das mundartl. Leben im Saarbr
and‘, Bergmannsfreund 1908.
Molter [Sb, früher] = Das,
was der Müller vom gemahlenen
Getreide als Lohn behielt. Abl.
moldere[Kr. Ottw.1S. Scholl 132.
Mond [mönd Sulzb.] m. -
Monat.
Mord [allg.] m. = Mord. Rds
„das is mehr M. wie Totschlag‘
= das ist etwas Ungeheures:
„of Mord un kaput‘“ = sehr.
z. B. „do hann se.of M. un K.
geschafft, Abl. mordiere —
morden.
Morie [morie Sb, Sulzb.] m.
= 1]. der Morgen. „G’ morie!“
= Guten Morgen! auch „G
inorgen-aach!‘‘ 2, der Morgen,
Feldmaß. Rds. zu 1. „iede
Herrgottsmorje‘ == jeden
Morgen ohne Ausnahme. Dazu
morjens [Sb, moriels Güd.]
adv, = Am Morgen; morje =
morgen. Rds. „ja, morje backe
mr!‘ Iron. Abweisung, ähnlich
„kummscht emol morie, wann’s
naacht is‘, Zuss. iwermorije
adi. = übermorgen; iweronich
[önich] morje = überübermor-
gen. Rds. „Ja iwermorjegischter“
- ja, übermorgen gestern! Iron
Abweisung.
Motsche [Sb] = Anteil.
Mott [Kleinblittersdorfl
Schlamm.
moze [mötse Sb] v. = 1.
kramen, umherstöbern. 2. un-
ordentlich anziehen.
Mubee [mübe Sulzb.] = Geld.
Muk [muk Sb, Sulzb.] f. =
Mücke. Rds. „ene uf der .Muk
han‘ == einen auf dem Karne
‘haben.
mukse [Sb, Sulzb.] vo. =
mucken. Subst. Muckser = Laut
der Auflehnung.
Muttig [mudig, Sb] Gersw..
Kleinbl.] f£. = 1. Aufbewahrungs-
ort für Obst, um dasselbe reif
werden zu lassen. So tat man
es in die Kornirucht auf dem
1C,
Mutsch — murkse
Speicher, in’s Heu oder auch auf
ein besonderes Gestell im Keller;
2. Versteck für Obst. Rds. „‚Aepel
in die .Mudich le’e*, Abl
mudiche = morgens wach
liegen bleiben. Muttig nach Scholl
134 von ahd. mütta = Vorrats-
kammer. Vergl. Abelmutsche
inter Apel.
Mutsch [mudsch Sb] f. =
<oseform für kleines Kind,
Muffelche [Sulzb., Sb mufell
ein Mundvoll Brod.
mufele |Sulzb.| v. = eifrig
2ssen.
Müuhhammel [Sb] Dim. —
3Zezeichnung für die Kuh.
Muhkalb [Sb] = Saarbrücker
Stadtgespenst, das meist als Kalb,
aber auch in anderer Tiergestalt
erschien. Es hat die Eigenschaft,
größer und dann wieder kleiner
zu werden. Dieses Gespenst hat
seine Verwandten in andern
Städten, so in Frankfurt (s. Stoltze,
Ged. 107, 2. Bd., 374), Trier
(„gliedig Kalf‘“, s. Laven, Ged,
in trier, Mda, 1857), in Aacher
(„„Bahkauf‘‘ == Bachkalb, s.
Jansen, Ged. in Aach. Volks-
sprache, 1815), in Heidelberg
(„Kettekalb‘‘, s. Nadler „.Frehlich
Palz‘* etc.). S. Lohmeyer, Zur
Kulturgeschichte der Saargegend,
Saarb. 1908. Schön, Stadtge-
spenster, in Z. des Vereins f.
rhein. Volkskunde 1914, 2.
muhze [müdse Sb] v. =
muhen von der Kuh gesagt.
mukelich [mugelich Sb, Sulzb.]
adi. = wohlgenährt, mit rund-
lichen Körperformen, z. B. kleine
Kinder, junge Hunde.
Mul [mül Sb, Sulzb., Fürstenh..
Uchtelf.] = f. die Mulde, insbes,
die Backmulde. Zuss. Backmul
Fleischmul; Mulscherr = Der
in der Backmulde verbleibende
Teigrest, der zu „„Däsem‘‘ (s. d.)
verwandt wird. }
mumiele [Sb] v. = mit vollen
Backen kauen. S. mufele und
Muffelche.
Mumper {Sb früher] m. —
Vormund. Mdh. muntbor.
Mums [Sb] f. == Halsbräune,
engl. mumpes).
Munich [Kr. Ottw.| RL =:
Vorrat von Obst, das zum Mürbe-
werden fortgelegt ist. Vergl
Muttig. Scholl 134.
Munk I [Sb], im Kinderspiele
„Topfkauf‘“ (s. Kinderlieder des
Saarbr. Landes) heißt es: „Was
haschde getrunk?‘“ „„Griine
Munk‘*. Das Wort ist wohl ab-
zuleiten von einem älteren mingen
— mengen, also Gemenge.
Munk II [Sb], in einem älteren
Kinderliede, das folgende Fassung
hat:
Endres, bendres, bubizi,
Was de nit kannscht, das will
ich dich lehre.
Eise, Bäcker, Tellerlecker, Munk !
Xlink, klank, Gläschen aus!
Das Verschen ist ursprünglich
ein Spottvers auf einen Bäcker,
Derselbe wird als Eise = ahd.
egiso = Schreckgespenst, Teller-
lecker, also Schlecker und Munk
bezeichnet. Das dürfte wohl —
mhd. mume = Murmeltier sein.
murkse [murgse Sb, morgse
Sulzb.] v. = murksen, nichts
Richtiges zustande bringen, Zuss.
erummurkse, an etwas — an
etwas herumarbeiten, ohne ordent-
lichen Erfolg; abmurkse =
töten; sich abmurkse == sich
schinden. Subst. Murkser —
Murr — nackig
Pfuscher; Murkse pl ii =—
Speisereste,
Murr [mur Sb]J, in Rds. „Mur
han‘‘ = energisch sein.
mursch [Sb irüher] adi. =
mürrisch.
Murwolf [mürwolf Auersm.
Kleinbl.] m. = Maulwurf; Zuss.
Murwolfshüffe = Maulwurfs-
haufen.
Mus [müs Sb, Sulzb., Bischm.]
n. = das Mus. Rds. „em ’s
uf em Kop hacke‘“ = einen
schlecht behandeln; Zuss. Mus-
krimmele in Rds. „zu M. ver-
schla’n‘“ = kurz und klein
schlagen; Musgarde s. Garten.
musig [müsig Sb] adj. =
lebhaft, munter, zu Scherzen auf-
gelegt (von Kindern).
mustern |muschdere Sb, Sulzb.,
Neunk., Kleinbl.] v. = 1. mustern;
2. ausstaffieren, z. B. „du bischt
scheen gemuschtert‘‘; 3. ringen.
z. B. „die Buwe muschdere mit-
enan’er*‘.
mutschele [Sb, Sulzb] v. =
L. streicheln. Dazu adi. mut-
schelich = heimlig, traut, mollig.
2. tuscheln. Dazu Subst. Ge-
mutschel. Zu 1. vergl. Mutsch,
Mutter [muder Sb, modeı
Sulzb.] f. — die Mutter. Sprich:
wort:
Es is ke Mutter so arem.
Se halt e bisje warem.
Zuss. Mutterbodem = ge
wachsener, guter Boden; Mutter-
grawe == Hauptwassergraben;
Mutterleib, Rds, (beim Früh-
jahrsregen) „do wachsen ‘die
Ken’ im Mutterleib‘‘; Aene-
mutter [Mainzweiler früher]. =
Großmutter; moderheiligelän
= mutterseelenallein.
Mutzemändelche [Sb]. n. =
kleines Fastnachtsgebäck. wie
Mandeln.
Mutzeprigelches {[Sulzb.] =
Kinderspiel, bei dem an einem
Ende zugespitzte Stöcke wippend
in den Boden geschleudert werden.
S. Kinderlieder 79. Mhd. mutzen
= beschneiden.
Mutzert [Dudw.] m. = mür-
rischer Mensch.
\.
nä [ng Sb, Auersm., na
Wellesw.] = nein; verstärkt
nänite, mehr Kindersprache.
Nabe [Sb] in Rds. „du sollst
die Nabe krie'n!“ == Vorwurf
wegen Dummheit, aber in ge-
mütlichem Ton.
Nachbar [ngchber Güd., naober
Kleinbl.] m. = Nachbar. Davon
NVochbersch f. = die Nachbarin.
Nache [Sb, Sulzb.] m. = Kahn.
Nacht [nächt Sb, Sulzb.] £_ =
die Nacht. Rds. „Bei Nacht sin
die Kih all schwarz‘; ..Da’ un
Nacht währt ewig‘ sagt man,
wenn man ununterbrochen ar-
beiten muß. Zuss. Fasenacht
(s. d.) == Fastnacht; Hexenachi
„1. Mainacht; Nachtschicht
“Saarbergm.]; Nachtswächter:
Nachtshäbche = Nachtgeschirr,
Nachtmolskend [Uchtelf.] pl. —
Xinder, die den zur Kommunion
und Konfirmation vorbereitenden
Unterricht besuchen.
nackig [Sb, Sulzb.] adi. =
nackt, verstärkt pudelfaden-
nakig. Zuss, Kaltnakig =
= 8
| aller Macken (Be.
| vie
Nägelcher — Naube
Nebenname für Herrensohr [Orts-
name).
Nägelcher [ne&chelcher Sb, ne-
chelcher Sulzb.] pl. = 1. Ge
würznelken; 2. Flieder. Zuss.
Nächelchesbaam == Flieder-
Jaum. .
nähe [nge Sb, Sulzb.] v. =
. nähen, 2. prügeln; Komp.
vernähe dass.; 3. sich nähe —
sich satt essen. Abl. Nähders ch
f. = Näherin; Nähz = Zwirn.
Zuss. Kaafnähz == schlechter
Zwirn.
nähs |Köllertal, Kr. Ottw.]
adv. = 1, nächstens; 2. noch-
mals. S. Scholl 135.
Nähz s. nähe.
nälig [nelig Sb} adv. =
aungrig, elend vor Hunger. Rds
„es is mr nälig‘“.
Namborn, Ortsname in der Rds.
„So breesch (brüchig) wie der
Namborner Herrgott“ (aus Holz,
Sruzifix).
Name [name Sb, nöme Sulzb.]
m. = Name. Die „drei höchschte
Name*‘‘ werden beim „Brauchen“
(s. d,) genannt. Rds. „ich will
ke Name krie'n“ = keine üble
Nachrede erhalten; „häng mr die
Name nit uf!“ = Zurückweisung
eines Schimpfwortes. Ortsnek-
kerei: Wie heiße die drei Name:
— Humes, Holz un Hirscht (od.
Püttlinge).
mangele |Sb früher] v. =
kleinlich tadeln.
Napoleonsstick |Güd.] n. =
Acker in Form des Napoleon-
hutes (dreieckig).
Narr [nar Sb, Sulzb.] m. =
ı, Narr. Rds. „lu’e wie e Narr“,
„sich dran hal’e wie der Narr
am Käs“; „jetzt steht er do, un
wäß nit Hund un nit Narr“:
2. verkrüppelte Zwetsche mit
fingerartigem Fortsatz oder eine
weiße Rübe, die unter gelben
vorkommt.
Nas [näs Sb, Güd.] f. = die
Nase. Zuss. Schnulnas, Rutz-
nas == Schimpfworte für ein
Mädchen, das sich ein anmaßen-
des Urteil erlaubt; Schnudelnas
= Nasenschleim; Nasekenig
= Nasenkönig, Mensch mit großer
Nase.
Nassauer, in der Rds. „es
kummt e Nassauer“ == Regen.
Nascht [nast Sulzb.] m. =
Ast. Rds. „am N. hole“ =-
scherzweise für „am Arm holen“:
„sich ofe dor® nascht huge‘ =
jem. ohne Vermögen heiraten.
Nation [natsiöon Sulzb.] f. ==
Nation. In bestimmten Wen-
dungen: „Was es das do for e
Nation Mensche‘'==fremde Leute,
Jie durch Kleidung, Gebaren etc.
auffallen, oder auch zu den
zigenen Kindern gesagt, die aus
der Art geschlagen sind: manch-
mal auch == Bande, scherzweise.
National [Sulzb.] n’, in Rds.
= „ene ofs N. haue‘* = einen
auf den Kopf schlagen.
Natur [nadür Sb, Sulzb.] f. =
I. die Natur; 2. mehr = Cha-
-akter, „das sen Nature‘, Als
Adverb. wird das Wort in dem
Ausdruck „Awer Natur!‘ ==
sicher! gebraucht.
natzele [Sulzb.] v. == vergl.
xnatzele.
natzelig [Kr. Ottw.] adl. ==
zänkisch, bissig. Scholl 135.
Naube [naube, nube Sb, Gersw..
noube Sulzb.] pl. = Launen,
vom Menschen gesagt, Schwierig-
keiten, von Sachen gesagt, z. B.
„der hat sei Naube‘‘ = ist ein
näwets — Nigut
|
schwer zu behandelnder Cha-
rakter; „die Naube vergehn em
noch“ == dem alten Kerl, der
sich an Weiber heran macht;
‚der Wolef verliert sei Hor,
awer net sei Noube‘“ = meist
in demselben Sinn wie die vor-
hergehende Rds.
näwets |n&wets Sulzb.] adv.
neben, auf der Seite.
nebe [nebe Sb, Sulzb.] v. reil.
sich irren. Komp. sich
vernebe.
neckse [Sb, Sulzb.] v. =
necken. Abl. Genecks,
Neckserel.
neibse [Sb, Sulzb., Wellesw.!
v. = ärgern, wurmen, Neid er
regen; necken; z. B. „’s neibs:
jo nix meh wie so en Ei“ ==
der Nachbar ärgert sich, wenn
man Hühner hält und er selbst
keine hat. Adi. neibsich.=
zänkisch.
Neid [nit Güd., neid Sulzb.,
neid Sb} m. = der Neid. Rds.
„der Neid fresst ne bal’*. Zuss.
Neidsack = Neidiger; Neid-
hammel dass.; ebenso Neid-
deiwel; notneidig == wohl
gleich schr neidisch. Verbum
nidsche [Kleinbl.] == beneiden;
neitsche [Kr. Ottw.] == Groll
verursachen. S. Scholl 136.
neischerig [Sulzb.] adi. =
neugierig. "
neitern [Sb Land| v. = ‚..die
Kuh neitert‘‘ sagt man von der
Kuh. wenn sich die äußeren
Zeichen der Geburt einstellen.
Vergl. Nass. 290.
neme [neme Sb, Sulzb.] v. =
nehmen. Rds. „er nemmts vun
de Lewendige, uf de Kirchhoif
geht er nit“. Zuss. abneme
— mager werden: sich abneme
asse = sich photographieren
lassen. |
nenne [nene Sb, Sulzb.] v. =
nennen. Part. Genanntes == Rds,
„du krie’scht dei G.‘“ == dein
Bestimmtes, das dir zustehende
Teil.
nerjets [Sulzb.] adv. = nirgends.
Nerv [nerf Sb, Sulzb.] m. =
Nerv (Sehne, Flechse,, Ader).
„Der Schengel (Jean) met de
zußstohlene Nerve!‘* Adi. ner-
wies (nerfies) = nervös.
Nest [nescht Sb, Sulzb.] m.
= das Nest. Rds. „sich newe’s
Nescht leije‘“ == durch Heirat in
schlechte Verhältnisse kommen.
Zuss. Nestquak [quakl. m. =
Nesthäkchen.
Nestel [neschtel Sb, Sulzb..
Jüd.] m} == Nestel, Schnürband
Zuss. Neschtelschuh=— Bänder:
schuhe: Schuhneschtel.
Neufrucht, in dem Spruche‘
‚Gott walt’s, Neufrucht,
Bewahre uns vor allem Uebel
und der Gelbsucht!‘“
So sagt [in Sien] der Vater.
wenn das erste Brot der neuen
Ernte auf den Tisch kommt.
neun [nin Kleinbl., nein Sulzb..
jein Sb] Zahlwort == neun. Rds,
„Do werd beigetra’ vun alle nein
Icke der Welt“ [Sulzb.] = von
allen Seiten kommt Hilfe, Die
Zerse, der, Hase hat neun Häute
Sulzb.]. Zuss. neineckig‘ =
‚änkisch; „der neineckig Deiwel!*“
Abl. Ninerlei [Kleinbl.] = die
3 verschiedenen Sorten Zucker-
steinchen. .
newele [Sulzb.] v. == Nebel
nachen (stark rauchen).
Nigut [nigud Sb, negud Sulzb.,
nigut Güd.] m. = der Tauge-
nichts (Nichtgut):; verstärkt ..trau-
nimmeh — Nuß
riger Nigut‘‘, „miserawler Nigut.‘“
Adi. nigudig [nigurig Güd.];
Subst. Nigudigkät.
nimmeh [nim& Sb, neme& Sulzb.]
adv. = nicht mehr.
nimmes [Neunk.] pron. pers.
niemand.
Neß [nes Sb, Sulzb.] f%. —
„‚ausei, Adi. nessig [Kr. Ottw.]
— bissig wie eine Niß
5, Scholl 136.
nit [nit Sb, net Sulzb.] =
nicht.
nix [nigs Sb, negs Sulzb.] =
nichts; nex nit = mit nichten.
Rds. „e silbernes Nixelche, €
goldenes Warteweilche un €
Schächtelche for’s enin ze tun‘
antwortet man ungeduldigen Kin-
dern auf die Frage, was sie mit-
gebracht bekämen.
no [nd Sb, nö Bischm.] praep.
= nach. Rds. „dem is ener
no“ = der ist nicht richtig (im
<opfe).
Nochber [nöchber Sulzb.] m.
der Nachbar; S. Nachbar.
nod [nqgd Sb, nöde Scheidt]
adv. = hernach.
nodele [Kleinbl.] v. == sich
hin und her bewegen:
nahe [na Sb, nö Sulzb.] adi.
= nahe. Superlat. näckchi
[negst Sb, Sulzb., Dudw.| = der
nächste; adverbiell = beinahe;
‚neckscht wer’sch gefall‘‘,
„‚neckscht zwei Stun’“.
nolaafe [nölafe Sb] v. = nach-
laufen. Subst. Noläfie n. =—
der Trabant, Schmeichler, Rds
„der muß sei Noläfie han!‘
Noläfjes = das Nachlaufespiel
{s. Kinderlieder desSaarbr.l.andes.
nolle [Sb, Sulzb., Gersw.] v
= schnullen, am Finger lutschen.
Zuss, Nolldibe m. = Lutschetr
(Finger, Daumen).
nome [Sulzb., Kr. Ottw.] —
nur, S. Scholl 136
Nonn [non Sb] f. = die Nonne.
xds. „do hat e Nonn devor ge-
bät‘“ sagt man, wenn einem etwas
nicht gelungen ist. Zuss. Nonne-
seil [Kleinbl.] = Ranke der ge-
meinen Waldrebe (Clematis vi
alba). Nonnefirtzie n -
ijeines Gebäck.
Not [nöt Sb, Sulzb.] f. =— die
Not. Rds. „Wie Not dann um?“
— Was liegt daran? Sprichwort:
„Wamer ment, mr wär aus der Not.
dann kummt dr Tod‘. Zuss
Notnickel = Geizhals. Abl
notig == geizig.
nöt [ned Sb, Sulzb.] adv. =
1. notgedrungen. Auf die Aus-
sage: „Ich tun’s nit gäre‘. wird
erwidert: „Dann tuscht’s‘ net!‘
2. notwendiger Weise; „ich
brouche’s n&t; 3. ungern. Mhd
nöte, noete.
Nube s. Naube.
nube [Sb| v. — (Haare) aus-
zupfen.
nüchtern [nichdere Sulzb.] adj.
= nüchtern. Rds. [Sb, Sulzb.]
„de Nichtere breche‘‘ = Irüh-
stücken. )
Nukel [Gersw.], „dordiger
Nukel = Verrückter.
nure [nüre Sb, nöre Sulzb.l
= nur.
nussele |[Sb, Altenk. - Neudorf]
v. == undeutlich sprechen. Subst
Nußler.
Nuß ([Sb, Sulzb.] v. = die
Nuß. Rds, „klän Nißje!‘“ sagt
die Mutter kosend zu einem
Jr
kleinen Mädchen. Der Keimling
der Baumnuß heißt „Herz“. Die
Kinder pflegen es zu suchen.
Es bedeutet wohl Glück. Verb.
nusse, vernusse == durch-
prügeln.
D
o [Sb, Sulzb.] Interj. = 1. Aus-
ruf des Bedauerns [9 Sulzb., ö Sb];
2. Ausruf der Beschämung [9 Sb];
3. Ausruf der Abwehr == na, na!
"9 Sb, Sulzb.]
ob [ob Sulzb.] coni. == bevor.
zhe. ;
Ochdem [öchdem Sulzb.| m.
= Atem. Rds. „Ochdem ziehe‘
= atmen.
Ochs [9gs Sb. Sulzb.] m. —
der Ochse. Zuss. Ochsekalb
== männliches Kalb; Ochse-
aue = Marguerite (Blume).
Oder [öder Sb, Sulzb.] if. =
die Ader, aber auch allg. =
Flechse, Sehne. Die „dordig‘
oder „geckig‘‘ Oder ist ein Nerv,
der zum kleinen Finger führt.
Durch Anstoßen des Ellenbogens
kann er getroffen werden. Rds.
„Es is ke gut Oder an’m‘“ —
Der Mensch taugt nichts. Zuss.
Oderlaßmännje = schmäch-
tiger Mensch,
oha [öha Bischm., Sulzbach,
Gersw,, Güd.] interi. == Fuhr-
mannsruf „Halt!“
ohi [ohr Bischm:| inter]. =—
"yhrmannsruf „Still stehen!“
Ohm [Sb, Kr. Ottw.] m. =—
Eiter, eitrige, faulende Wunde.
Hautauschlag. S. Scholl 137.
S. Aem.
ohne [öne Sb, Sulzb.] praep.
=— ohne. Rds. „der is nit so
ohne“ = so dumm, übel; „ohne
gelo'==ungelogen; „ohne geheit“
— ungeschoren.
ohoschde [Sb ohösde] == interi
== ole! Aber mehr scherzhaft.
Ohr [ör Sb, Sulzb., Güd.] n.
= 1]. das Ohr. Rds. „haschde
ke Ohre“ == hörst du nicht?
„em an e Ohr schla'n“ = hinter
die Ohren hauen; „em die Ohre
zäme“ — säumen = an den
Ohren rupfen; „em die Ohre
zausele‘‘ — zausen; „dem
ka’mer durch die Öhre läse“ =
ar ist wachsbleich, der Kranke:
„im Ohr ha’n‘‘ == betrunken sein.
Zuss. Ohreklapp = Ohren-
schützer; Ohreschliffer =
Ohrwurm; Ohrkap [Kr. Ottw.]
i. — Ohrfeige. S. Scholl 137;
Ohrringel == Ohrring; ohr-
scherig [S&rig]=mitgeschorenen
Ohren = armselig; 2. pl. [Saar-
bergm.] == die Schneide des
Bohrers. Abl. ohre, „zesamme
ahre‘‘ = Heimlichkeiten mitein-
ander leise besprechen.
01 [3] Sb, Sulzb., &1 f. Kleinbl.'
= der Aal.
ole [St. Joh. Ole] v, = viel
trinken.
Olig [ölig Sb, Olig Sulzb.] n.
= Oel. Rds. „geh hem un sa
Olig!‘““ == iron. Abweisung.
opere [Sulzb.] v. = opfern
(inder Kirche). Zuss. Operstock.
Orgelsblatt s. Lorie.
Ort [ort Sb, Sulzb.] m. =
1. Ort (Dorf); 2. [Saarbergm.|
„vor Ort‘ == an der Arbeitsstelle,
am Ende der Strecke.
4
Osinge -- Päles
Osinge [9singe Sb, Gersw.,
asenge, Ösenge Sulzb.] pl. =—
Abfall beim Hanfbrechen. Rds.
„wie Osinge“ == verächtlich für
grobes Tuch; „Osinge kaue“ ==
soviel wie Stroh kauen.
Ostern [ö&dere Sb, Sulzb.] =
Ostern. „Die Oschtere ha’le‘
== zur Beichte gehen (Katholiken).
ÖOschtereier. Dieselben holen
die Kinder bei ihren Paten.
Owe [öwe] m. = der Ofen
Dim, Eebche. Zuss. Owekrepel
m. == das aus Teigrest gebak-
kene Brot: Owehutsch =
Ofenhocker; Backowe =: Back-
ofen. In früherer Zeit war in
Sb der Brotbackofen mit dem
Küchenherd verbunden. Der
Ofen bestand aus dem eigent-
lichen Kochherd und dem Back-
fen, der sich an diesen anschloß.
Der Backofen war doppelt, ein
kleinerer zum Kuchenbacken, ein
größerer darunter zum Brotbacken.
Etwa 7 Brote gingen in solchen
Ofen. Ueber den Backöfen be-
iand sich der Wasserkessel.
Früher befand sich in der Küche
auch der mit einer besonderen
Feuerung untermauerte Wasch-
kessel. Die noch ältere Form
des Ofens war die mit offenem
Herdfeuer. Der eiserne Topf
‘ing an der ‚Hol‘ (s. d.). Der
Rauchfang hieß ‚Mantel‘. Das
Feuer wurde mit dem „Zug“
angefacht.
Owed [Qwed. Sulzb.. qmend
Sb, med Sülzb.] m. == Abend.
„Genomend!** „Genowed!‘“ -
Guten Abend!
p
Paad [pad Sb, Dudw., Sulzb..
Lebach] m. = Pfad. Rds. „geh
deines Paads!‘* = deines Wegs.
Dim, Pädche. Insbesondere Weg
zwischen den „Ländchen‘‘ (s.d.
des Gartens (Gartenbeete). Zuss.
Leinpaad = Leinpfad an der
Saar.
Paar [Sb, Sulzb.] n. == das
Paar. Adj. Dim. „e paarcher‘‘,
z. B. e p.‘ Krombiire.
Pack [Sb, Sulzb., Uchtelf.] m.
u. n. == 1, Pack; 2. Lumpen-
pack. Dim. Päckelche. Rds.
„es hat jeder sei P. ze tra’n‘‘.
Päckelches [Uchtelf.] = Tabak
in einem Beutel.
packe [page Sb, Sulzb.] v. = 1.
packen (einpacken). Rds. „pack
in, dei War werd naß!‘‘, wenn
jem. dumm redet: part. gepackt
= gedrungen; „e gepackter
Mann“. Zuss. uffpacke =
aufpacken, z. B. „do es er of-
gepackt un fort‘.
Packel [Sb] m. == Pack, „.e
orndlicher Packel*‘.
Paif [Sb. Sulzb., Maybach]
m. == Pfaffe, mehr verächtlich
für Geistliche beider Confessionen.
Rds. „zum Paff vun Molscht
(Malstatt)‘*‘ == iron. Antwort auf
“rage: „Wo gehst du hin?“ =
Nirgendswohin. Wie‘ die Rds.
zu erklären ist, ist nicht sicher
zu sagen. S. die unter „„Molscht“
zitierte Arbeit Blatters darüber.
Zuss., Paffenarr = Pfaffen-
freund; Paffesack = ein Sack.
der nicht voll wird.
Päles [peles Sulzb.1 m. =
Schreihals.
5.
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T.
Palissaden — Parek
12©
Palissaden [Lebach] = Garten-
zaun. .
päng [peng Ottw.] inter]. =
Ruf bei einem klingenden Schlag.
Palz [Sb, Sulzb.] f. = die
Rheinpfalz. Rds. „fahr noch emol
in die Palz!‘‘ sagt der Gast zum
Wirt, wenn er noch ein Glas
Bier wünscht. Pälzer=— Pfälzer.
„Pälzer Krischer, Hupser‘ =—
scherzhafte Bezeichnung für die
Bewohner der Pfalz; „das schön
Pälzer Land, die luschtig Palz!‘“
Zuss. Palzgräfin in der Rds,
‚sie is geputzt wie e Palzgräfin‘‘.
Pann [pan Sb, Neunk., pan
Sulzb., pon Güd.]. f. = die
Pfanne, Rds. „mr hat ze tun
wie die Pann am Fasenacht‘“‘;
„die Pann blacke!‘“ = für etwas
aufkommen. Zuss. Pannekuche
[pangkuche], Krummbiierepanne:
kuche. Rds. „wie e Pannekuche
wo nit ritsche will‘ sitzt lästiger
Besuch da; „dene kann mr mi
Pannekuche dod schla'n‘‘ sagı
man von weichlichem, einfältigem
Menschen; Pannekuchewen’er =
-wender, Holzgerät zum Pfann-
kuchenbacken; Pannestielche
= männlicher Täufling; der
weibliche heist Rosestielche,
Pannescherr f. = Bodensatz
beim Butterauslassen; Pannen-
sterz [Neunk.] = .Bachstelze;
Dadepann [däde] f. = große
Pfanne für Dadekuchen.
Panz [pands Sb, pands Sulzb.]
m. = Bauch, bei Mensch und
Tier. 'Panz ist auch Spitzname
iür die „Hartfißer‘* (s. hart). Rds.
„hättschde nur de Mangel im
Panz!‘‘ Zuss, Dickpanz =
Mensch mit dickem Leib; Freß-
panz; Saupanz. Adj. pänzig
INeunk.] — eigensinnig: dick-
pänzig = vom Pferde gesagt.
Abl. Pänzert [Neunk.] m. =
Dickwanst,
Papier [babir Sb, Sulzb.] n. ==
Yapier. Plur. Babiere == Ur-
kunden, Ausweis usw. Rds ‚,das
es ne ofeme gute Blatt Babier
ofgeschrieb‘ == ihr Verhalten
ist ihnen gut geschrieben worden.
man wird sich daran erinnern
Papp [bab Sb, Sulzb.] m. =
Pappe (Kleister), Zuss, Mehl-
dab = Mehlkleister, auch weg-
werfend für: Mehlsuppe; Babe-
deckel m. = Pappe, auch [Sulzb.
witzig für Hut des Vaters.
Paradies |Bischm.] = Ge-
markungsname in Bischm.
Paraplee [pärapl& Sb, paräble
Sulzb.] n. = Schirm. Dim
Parabelche. Zuss. Sunnepara-
belche = Sonnenschirm. Franz.
parapluie.
parat [parat Sb, Sulzb.] adj.
= bereit.
Pärd [perd Sb, Bischm., Güd.,
Xleinbl., Dudw.] n. pl. pär =
das Pferd. Sprichwort ‚die Pär,
wo de Hawer verdiene, die
krie'n ne nit“. Zuss. Pärds-
dreck == Mist; Pärdsknodele
pl. = Pferdekot; Pärdsbowert
"böwert Sb] = Pferdekäfer;
Därdsgeleriib = Pferdsgelbe-
rübe = große Möhre; Pärds-
kimmel = wilder Kümmel;
Därdsmaiglöckche = Salo-
monsriegel (Weißwurz, Wald
pflanze). Bei den letzten Comp.
dient Pärds zur Verstärkung, um
Größe oder Strenge auszudrücken.
Parek [barek Sulzb.] £f. = die
Perücke. Kinderlied: „‚Proscht
Neijohr, e Bretzel wie e Scheier-
tor un. ne Parik vun Geisehoor!*
TSbl.
74
Parre — Peif
Parre [pare Sb, Sulzb., Gersw. |
m. = der Pfarrer (vorzüglich
protestantischer Geistlicher). Zu
reichen Leuten sagt man in
Gersw.: „Ihr seid Leit. wie
Parrerschleit, haonnurkäschwärze
Bändel an‘‘. Wortspiel [Sulzb.]
‚In der Palz geht de Parre mi
der Peif en die Kirch‘. Zuss
Parrwidum, Parwies [Flurnamen
Sulzb.]. Parrstun’ = Pfarrstunde
— Konfirmationsunterricht. Abl.
geparrt sein — eingepfarrt sein.
z. B. „die Hofer sen no Sulz-
hoch geparrt‘‘.
Pärsch I [p&s Sb, per& Sb.
Güd.] fi. = Pfirsich. Zuss
Peerschebaam = Pfirsichbaum
Pärsch II [pe&r$ Sb] m. =
Barsch. Zuss. Schnudelpärsch,
in der Saar häufig vorkommende
Rischart.
Paß [|Sulzb.] m. = der Paß,
Rds. „ich han do freie Paß ge:
ha’t“ = konnte ungehindert gehn,
wie ich wollte; „em de Paß
abschneide‘‘ = ‘das Handwerk
legen.
Pasberdu [Sb, päsberdü Sb]
m. = Dietrich. Franz. passe-
vartout.
Pasquill [basquill Sulzb.] f. =
ältere Bezeichnung für Ladewage
ınd Dezimalwage,
passe [base Sb, Sulzb.] v. =
. passen, genehm sein; Rds.
„er hat’s emol druf gepaßt =—
ist versessen ‚darauf; 2. nicht
arbeiten (auf Hütten); 3. nicht
spielen (beim Kartenspiel); 4. refl.
= sich sich schicken. Zu 2)
die Arbeiter sagen bei Ruhe:
pause: ‚Ich han’s basse‘“, Abl.
„ze baß kumme‘‘ = Zzustatten
kommen; „ich han die Baßtur
heit‘‘ = ich habe heute Ruhetag;
passerlich [Neunk:] adj.
passend
Pastor [pasdör Sb] m. =
Pastor (kathol. Geistlicher. Rds.
[Wellesw.]:,,Wo warschde dann ?““
— „Beim Heecher (Höchner)
Paschtor!‘* Vergl. die Rds., vom
‚Paff vun Molscht‘“‘.
Pat [pat Sb, Sulzb., pad Bischm.]
m. == Pate (Taufzeuge und Täuf-
ling). Dim. Patche. Pat und
Patche ‚sind auch Spitz- bezw.
Nebennamen, z. B. „der alt Jerie-
pat (Pat Jörg), N. N’s Patche‘‘.
An Kindtaufen verteilten die Paten
Zuckersteine an die Kinder. Taten
sie dies nicht, so wurden sie mitdem
Namen „Zuckerpat‘ o. „Stroh-
patt‘“ in Spottliedchen gefoppt.
Pa’tie [badi (bardı) Sulzb.] f.
== Partie. 1. Saarbergm. —
Abteilung: „der schafft en onserer
Badie“; dazu Badiemann =
Vorarbeiter, Sprecher. 2. allg.
Ausflug; 3. „e gut Partie“ —
eine gute Heirat.
Patrenerschta’ [Auersm. pa-
trenerschdä] m. = Patronsfest,
Patter [Kleinbl.] = Schlamm.
Pech [bech Sb, Sulzb.] n. =
Pech. Rads. „das halt wie Bech
un Schwewel“. Zuss. Bech-
nas == unreinlicher Mensch.
Verb. beche == pichen.
Peifer [pefer Sb, Sulzb.] m. ==
der Pfeffer. Rds. „enem de
Peffer unner. die Nas reiwe‘“.
Zuss. Pefferplacke = Leber-
fleck. Kinderspiel „Der Peffer
is -gewachs“. 5S. Kinderl. des
Saarbr. Landes. ;
Peif [peif Sb, Sulzb: peif| f.
= Pfeife; 1. Musikinstrument;
2. die Rauchpfeife. Sorten
Backespeif = kleine Tonpfeife,
erde (erdeni) Peif =— Tonmpfeife:
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‘e .
Peil — Pik
x kn
rheinisch Peif = größere Ton- Persch [per& Güd.] m.
pfeife; borzerlin Peit = Por- Kattun.
zellanpfeife etc. 3. [Saarbergm.] pesse [Sb, Sulzb.] v. =
der Rest eines Bohrloches, der trotzen. Davon Peßkop =
nicht mitgerissen wurde. Abl. Trotzkopf; peßkobig adj; Peß
peife [Güd. pife) = pfeifen. f. = 1. trotzige Person; 2. —
Davon. pifele == stoßweise Trotz; „er hat die Peß‘“ [Sb
pfeifen. Rds. „Jo gepiff‘“, „jo früher].
pifdee‘‘ = ironische Abweisung: Peterling [Sb, Sulzb., Kleinbl.]
„es hat gepiff“ |Saarbergm.] = m. == Petersilie.
wenn der Schuß die Vorgabe Pett [Bischm., Sulzb.] fi =
sitzen ließ. Zuss. Wiesepiffert "fette (Dachbalken).
|Kleinbl.] = Grasmücke. , Petz [Kr. Ottw.] m. = Zieh-,
Peil [pil St. Arnual, peil Schöpfbrunnen. Davon petze
Sulzb., peil Sb] m. = Pfeil, v. == aus einem P. schöpfen.
Zuss. peilricht (pülricht) adv. petze (petse und petse Sulzb..
= kerzengerade; „der Raach petse Sb, Güd.] v. == 1. zwicken,
geht plilricht in die Heh‘*‘, Rds, „das is grad, wie wamr €
pelschderlich [Kr. Ottw.] adj. Ochs in Horn petzt‘‘ — alles
- wulstig. S. Scholl 137. Zureden hilft nichts; .,dich soll
Pelz [belz Güd.] = die unter ie Krot petze‘““ = dich soll das
der Oberfläche der Wiese befind- Mäuslein beißen. 2. trinken,
liche Schicht, die ganz von „ene petze‘“, Abl. Petz = 1.
Wurzeln durchwachsen ist. Klemme, „in dr‘ Petz sinn‘;
penderlich [Sulzb., Kr. Ottw., 2. Falte im Aermel; pl. =
Uchtelf.] adil. = 1. winzig: Magendrücken, „ich hon Petze
2. empfindlich. im Leib. Zuss. Petzzang =
Penn [Sb früher] — ein großer Beißzange; Petzbruder =
Wagenkorb, in dem Holzkohlen Mensch, der in der Klemme
versandt wurden. Franz. panier? steckt.
Pening [pening Sb, Sulzbach] Peusch [Neunk.] = mißratener
m. = Pfennig. Rds. „Der hat Weißkohl.
noch ke P. in dr Gewalt“; „wo Pflug [plüchSb,Güd.,Guichenb.,
du e P. hinle(g)scht, le’ ich e plü Kleinbl.] m. = Pflug. Zuss.
Daler hin‘; „ich han ke roder Stilpplug = Stülppflug; Wen’-
P. meh’“; „die Kuh is so gut plug = Wendpilug; Fir’erplug
100 Daler wert e äner P.“; = vorderer Teil des Pflugwagens.
„e P. no’ere Mark werfe“. Zuss. Rds. „on de Pilug fahre un
Penningskriweler == Geiz- broche‘“ [Guichenb.}] = ein
hals; peningleer = ganz leer; Ackerstück umpflügen.
»eningtrucke = ganz trocken. Pibs [pibs Sb, pibs Sulzb.] £.
peree [pere Sulzb.] adv. in : Pips (Vogel- resp. Hühner-
Rds. „peree gehn“ = auskneifen. krankheit).
In Sb sagt man „er is per‘. Pik [Sb, Sulzb.] in der Rds,
perfidel [perfidel Sb] — be- „er hat e Pik uf mich“ = er
schädigt (beim Bohnenspiel). ist mir feindlich ‚gesinnt.
N
Pickel — plätsche
Pickel [Saarbergm.]. — Keil-
aaue mit Einsatzspitze,
pidele [Sb, Sulzb.] v. = her-
umfingern an etwas. Subst.
Pideler = Tüftler, Adi. pidelig
— tüftelig.
Pideme [Sb] pl. — Woll-
Nöckchen.
plinze [pinze Sb, Sulzb.] v. =
weinerlich tun. Dazu Piinzer m.
Piins [pins Sb, Güd.] fi =
empfindliche weibl. Person;
Piinsersch f, Gepliinz n.
Pile [pile Güd., Sulzb.] n. =
langes Huhn. Dim. Pilche |auch
Sb]. Zuss. Pilchesei = sehr
kleines Hühnerei.
Pilwe (Sb, Sulzb.] n. == Pfühl
‘Kissen).
pimpse [Kr. Ottw.] v. = helle
Föne von sich geben.
Pinke [pinge Sb] m. = 1.
dicke, breite Nase; 2. große Nase.
Pingschte [pingsde Sb] =
Pfingsten. Rds. „Pingschte vor
ÖOschtere‘*‘ = nie.
Pinn [pin Sulzb.] f. = Holz-
aagel.
Pino [pinö Sulzb.] in der Rds,
„do war’s awer Pino for ne‘ —
da war es Zeit für ihn.
Pionier [Pienir Sulzb.] m. =—
Pionier. Rds, „bei den Pienier
is immer Kreiz un Schippe Trumb,‘**
'Scherzhaftes Wortspiel).
Pirpel [pirwel Sb, pirpel Güd.,
Dudw., perbel Sulzb., perbe
Kleinbl.] f. meist pl. = Pocken.
Rds. „die Pirwele posse‘ ==impfen.
Zus” Wasserpirpele. Franz.
la petite verole = Pocke.
pischbere |pi&bere Sb, Sulzb.,
Güd., Uchtelf.] v. = flüstern.
pischbere bezeichnet auch das
leise Flüstern bei Krankheitsbe-
sprechungen. S brauche
Pisem [pisem Sulzb.] m. =
kleiner Faden. Rds. „Piseme
mache‘‘ == Charpie zupien.
Pitche |[Sb. Sulzb.] n. = die
Pustel.
Pitz [Dudw., Sulzb.] = Brun-
nen, besonders auch ausgemau-
erter Schachtbrunnen. 5S. Petz.
Pla [plaSb, Sulzb ]f.= 1.Plane,
Wagendecke; 2. Hohlboden aus
Bretter im Schweinestall.
placke [plage Sb, Sulzb.] v.
= werfen. Rds. „die Pann
placke‘““ = Reißaus nehmen.
Placke [plage Sb. Sulzb.,
Gersw.] m. = I. Fleck; „der
kahle Placke‘* Flurbezeichnung
Sb. Zuss. Oschterplacke =
Fleck, der durch Ostereier ent-
steht; Weinplacke==Hautkrank-
heit; Plackschulde = zerstreute
Schulden, 2. [Saarbergm.] Kipp-
vorrichtung in Abbauen mit
iremdem Bergeversatz.
plädiere [Sulzb.] v. = viel
reden. Zuss. sich verplädiere
= sich verteidigen. Franz.
plaider.
Plaiert [Eppelborn] m. =
großes, flaches Geldstück.
planze [planse Sb, planse
Sulzb.] v. = pflanzen, allg. einen
Garten bewirtschaften, den Acker
bauen; „planzen‘ Ihr noch?‘
Zuss. Planzgarte. = (Gemüse-
garten. .
plärre. [plere Sb, Sulzb.] v.
= wehklagen, brüllen.
pläschtere [Sulzb.] v. == Klebe-
pflaster- auflegen...
platsche [Sb] v. = klatschen,
plätschern. Zuss. Platschrä’n
= Platzregen. Platschert m.
= Art des Ballspiels,
plätsche [Sb, Sulzb.] v. =—
mit flachem Gegenstand schlagen.
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z. B. die Wäsche; durchprügeln.
Subst. Plätsch f. = 1. flaches,
breites Holz mit Griff, um die
Wäsche zu schlagen. 2. Schlag-
holz der Maskierten an Fast-
nacht, Pritsche. 3. [Kr. Ottw.]
— Klatschweib. 4. Rds. „er
hat sich e Plätsch ge’n‘“ [Gersw.:
=— er hat sich blamiert. Zuss.
Mischteplätsch == Schlagholz,
um den Mist auf dem Wagen
jestzuklopfen. Karteplätsch f.
= Kartenschlägerin.
plätschlinge | pletschlenge Sulz-
bach] adv. == plötzlich.
Platt [plad Sb, Sulzb. plat]
if. = 1. die Platte. Rds. .,die
Platt putze“ == verschwinden‘
2. Glatze. Dim. Plättche [St
Joh. früher, Kr. Ottw. bletchi,
n. = Untertasse. Zuss. Platt-
kop == Glatzkopf; „„Plattkop!‘
— Hohnruf, wenn einer das Er-
wartete nicht erhält; wenn einem
Kinde der Maikäfer fortfliegt
USW.
Platz [plats, plets Sb, Sulzb.]
m. u. n. pl. (plätzer) = Platz.
Rds. „Platz vor e Mann, es
kummt e Mick!‘ sagt man, wenn
ein kleiner Mann daherkommt.
Sprichwort: „Wer geht no Metz,
verliert sei Plätz“ = wer vom
Stuhle aufsteht, verliert den An-
spruch darauf. : Präp. „in’s
Platz“ == an Stelle von Rds,.
„sich en’s Platz stelle‘ == sich
in die Lage versetzen; plätzer-
weis adv. = stellenweise.
plicke [blige Sb] verb. =
kratzen; „an ebes blicke‘; die
Erbse bl. = aus enem ebes
erausblicke = durch allerlei
Fragen ihm etwas entlocken.
Vgl. hochd. pflücken
plo’e [plde Sb, Sulzb.] verb.
=— plagen. Subst. Plo fi —
Plage.
Plug [plüch Sb, Sulzb., plug
Fechingen] m. = Pflug. Zuss.
Scharteplug; Heifelplug
S. Pflug.
plump [plump Sb, blomb8
Sulzb.] adi. = plump. Zuss.
Plumpsack [Saarbergm.) =—
blinder Schacht. ;
plutze [Sb] verb. = rauchen:
„e Stumpe plutze“. .
Podche [pödche Sulzb., Uchtel-
fangen ; Poedche Wahlschied] n, =
Klempner; Podche m. == minder-
wertiger Arbeiter in allen Be-
rufen. Zuss. Podegießer =
Zinngießer. In Sb bezeichnete
man ‚die fahrenden Topfflicker
damit. Wohl zu franz. pot.
podegrämisch [pQdegr&mis
Sulzb.] adi. = gichtig.
podere [pdQdere Kr. Ottw..
paodern Kleinbl.] verb. =
lallen. S. Scholl 139.
Pohahn [pöhän Sb, Sulzb.]
m. = Pfau. Rds. „er is ufge-
dunnert wie e Pohahn..
Polen [Neunk.] == Polen.
Rds. „mr mennt, do wär Bole
off“ sagt man bei dichtem Trubel
(Kirmes).
Posaune [|Saarbergm.] =
eiserne, ausziehbare Stempel.
posse [pose Sb, Sulzb., Neunk..
Güd., Kleinbl.] verb. = I,
pfropfen. Reim:
„Drowe uf dr Mauer
Sinn die Aepel sauer.
Tief in de Wiese
Sinn die Aepel sieße.
Hoch uf’m Schloß
Sinn die Aepel gepoßt“.
Davon Poßkirsche == Kirscher
von gepropftem Baum. 2. impfen.
Pi
| a
possig — Prügel
Rds. „Pirpele (s. d.) posse‘;
Perpelposser == impfender
Arzt.
possig [Sulzb. bosig] adi. =-
possierlich.
Pot [pot Sb, Sulzb.] fi =
Pfote. Rds. „„Lahme Peetcher‘*
hat‘ einer, der die Türe so nach-
lässig schließt, daß sie nicht
ainklinkt. Dim. Peetche; „e
Peetche Salz“.
Potzhak [Rentrisch] m. ==kurzer
Mensch, kurzes Tier, Adi. kurz-
hakig.
Powei [powei Sb. Güd., powei
Sulzb., pawei Uchtelf,, parwei
Raßweiler] n. u. £. = 1. Pflaster
(Straße). Abl. Poweier =
Pflasterer, poweie == pflastern.
Zuss, Poweiwacke = Pflaster-
stein; Poweischisser [Sulzb.]
== Schimpfname für Städter. Im
St. Johanner Stadtwalde steht
eine dicke Buche, „Poweiersch
Biich‘‘. Der Sage nach soll sie
der Fürst von Nassau-Saarbrücken
einem Poweier, der Holz zu
stehlen pflegte, geschenkt haben,
wenn er sie nach Hause zu tragen
vermöge, Daher Poweierbiich
— dicke Buche; 2. [Raßw.,
Uchtelf.] Hof. Franz. pave.
präbele [prebele Sb, prebele
Sulzb.] verb. == mißvergnügt
reden. Subst. Präbler, Ge-
räbels.
prädiktlich [Kleinbl.] adi. =
iberklug. ;
prange [Auersm.] verb. =
zroßsprechen.
pratten [Kleinbl.] verb. = ab-
sichtlich zaudern.
Praum [prum Bischm., brum
Güd., Kleinbl., Guichenbach,
braum u. brum Fürstenh., proum
Sulzb;. praum Sb] f. — Pflaume
Rds. „so weich wie e Praum‘‘,
auch übertragen — weichherzig,
Schißbrume [Guichenbach] —
kleine Pflaumen. Wohl griech.
Tzo0eur0r [nach Weigand]. ,
Preiß [preis Sb, preis Sulzb.]
m. = der Preuße.. Zuss. Alt-
preiß == Bewohner der Provinz
Preußen.
Press [Sulzb.] in der Rus.
„Geld of Press han“ == viel
Geld haben.
Presskammer [Sulzb.] f. =
die Sakristei. Wohl zu lat. pre-
tiosus, mn
— Pritsch [Saarbergm.] == Bühne.
Prob [prob Sb] £. = 1. Probe;
2. Vereinigung von Wurf- und
Auffangmöglichkeiten beim Ball-
spiel. S. Kinderlieder 68.. Zuss.
probmäßig = durch Probe
beweisend; „ich han’s em p
gemacht‘‘.
Profit [allgemein] m. = Profit,
Dim. Profitche n. = Profit-
nacher. Adi. profitlich = auf
Nutzen bedacht,
proforsch [Güd, Sulzb.] adi.
= ungestüm. Die „proforsch
Jagd“ ist die wilde Jagd, das
wilde Heer.
progogel [progögel [Sb] interj.
= Ruf beim Hussauspiel „Pro-
gogel for mei Kut!“
Proceß [allgemein]‘ m. = Pro-
zess. Zuss. Proceßkrämer.
direktor = Proceßhansel.
processe |[Sb, Sulzb.] verb. =
processen, zanken. Subst. Pro-
cesser; „so e alter Processer!“
Zuss. Haaptprocesser == Pro-
ceßhansel.
Prügel [brichel Sulzb.] m. =
Prügel. Zuss. Mutzeprichelches
= Knabenspiel. Siehe Kinder-
lieder des Saarbr Landes
7
1
FE
Ay
n
IR
Prutsch — Quaake
12:
Prutsch [prutsch Sb, Sulzb.]
i. = 1. dickes Maul; 2. Schmoll-
mund. SS. brutze,
Pud [pude pl.‘ Sb, Sulzb.,
puden Neunk.] == 1. Knospe;
2. pl. Ausschlag. Dim. Pitche
= kleines Geschwürchen im
Gesicht.
Pudel [Sb, Dudw.]m. =Jauche.
Zuss. Mischtepudel:;: Pudel-
faß, -loch.
pudele I [pudele Sb, Sulzb.]
— 1. mit Wasser begießen;
2. mit Jauche beschütten,
pudele II [hüttentechnisch] ==
pudelen. Abl. Pudeler. Zuss.
Pudelowe, Pudeleise.
pudere [Sulzb.] verb. = die
Federn sträuben. Adi. puderig
[Kr. Ottw.] = aufgebauscht.
S. Scholl 139.
Pukert [pugert Sb] m. =
Klumpen. Rds. „do hucke se all
ıf änem Pukert‘.
Pul [pül Sb, Bischm. Güd.,
Sulzb.] m. = 1, Pfuhl. Rds.
„der hat manchem saure Puhl
die Aue ausgetret‘‘ = der hat
viel Bitteres durchgemacht; 2.
Jauche, Rds, „Pul fahre‘ =
Jäuche fahren. Zuss. Entepuhl:
Krottepuhl.
Pulcher [pulcher pl. Völkl.] =
Blasen, die sich auf Wasser
bilden.
Pulver [pulwer Sb, Sulzb.,
Gersw ] n. = das Pulver. Rds. „e
Kerl wie Pulver‘ = so rasch:
‚wie € Schuß Pulver“ = rasch.
Purgatz [purgäts Sb] f. =—
Aerger, Leid. -Rds, „das ze tun
is mr e wahri Purgatz‘‘. .
Puschtur [pusdür Güd.] f. —
Körpergestalt.
Putsche [Sb, Sulzb., Kleinbl.]
m. = 1. Büschel; 2. Anhäufung.
Rds. „se han all uf änem Putsche
gestan’‘. Zuss. Putscheblum
- Pfingstrose.
Püttlingen [pitlinge Sb, Sulzb.]
= Püttlingen (Ortsname). Rds,
(Ortsneckerei) „bei de Pittlinger
Husare gedient ha’n‘‘ = nicht
Soldat gewesen sein.
putze [butse Sb, botse Sulzb.]
verb. = putzen. Rds, „die
Wies, de Garte putze‘“ = im
Frühjahr säubern; ‚die Platt
putze‘* == sich aus dem Staube
machen; „de Buwe putze‘‘ =
auszanken.
putzelig [Sb] adj: “ niedlich.
drollig.
N
quabele [Sb] verb. — schüttern.
quadele [Sb, Sulzb.] verb. ==
‚. Sieden, wallen; 2. schüttern
vor Fett. Subst. Quadelsack:
adi. quadelig.
Quadluder [Sulzb.] m. — kleiner.
dicker Kerl.
Quake s. Quecke.
quaklich [Güd., quakelich
Sulzb.1 adi. — 1. mit Ouecken
versehen (Acker); 2. kränkelnd.
schwach.
Quaake [pl. Sb, Sulzb., quak
sing. Ostertal] f. = 1. unreife
Kirschen, überhaupt alles unreife
Ibst. 2. Im Ostertal‘ ist die
„Quak‘‘ ein etwa meterhohet,
mit dem weiten Ende nach unten
stehender Korb, der am Pfingsten
mit Blumen und einer Bänder-
FU
quaakse — Rabus
krone geschmückt in der Morgen-
frühe von den Jungen unter
Schalmeigebläse umher gezeigt
wird, Aus Sulzbach wird der
;‚Pengschtquaak“ erwähnt und
von den „Quaakereitern“
erzählt als von Burschen, die um
Pfingsten mit Musik einen Um-
zug durch das Dorf machten (bis
Ende der 60er Jahre des vorigen
Jahrhunderts). S. IlLohm. z. Kul-
‚urg. d. Saargeb.
quaakse [Sulzb.] verb. =—
juaken (Frosch).
Quall [Sb, Sulzb.] f. = auf
wallendes Wasser. Rds. „er is
wie die Erbs in der Quall‘“ =
unruhig. Zuss. Quallebronne
‚Flurn. Sulzb.] = starkaufwal-
'ende Quelle.
Qualls [Sulzb.] = dickes
Muskelfleisch.
Quand [Sb] = böser Bube,
Quäre [kwere Sb] verb. —
Laute der Unlust ausstoßen.
Quart [Uchtel.] == Getreide-
maß 4 Faß sind ein Quart.
Bei der Ackerbestellung und für
die Mühle wird noch nach Quari
gemessen.
quaschtig [Sulzb ] adi. = dick,
[ressgierig. Von demselhen
Stamme Quatschsack; der
dick Fresser, der Quaschtsack!*‘
Zu kräftigen Kindern sagt man
auch scherzweise „Quascht:
säckelche“.
quatsche [Sb, Sulzb.] verb. —
1. Geräusch beim Betreten
sumpfiger Wiesen; adj. quat-
schig; 2. schwätzen. Subst
Quatschsack, Quatschbeidel
Quatschkop.
queck [kwek Sb, Sulzb.] adi.
= munter, frisch. Verb, quekele
= aufpäppeln.
Quecke [Sb, pl., Sulzb., Raßw.,
kwake Fürstenh. ] — Graswurzeln.
Quetsch [Sb, Sulzb., Güd.] f.
= 1. Zwetsche; 2. scherzweise
für Kautabak.
Quetschbauer [Sulzb.] m. =
kleiner Bauer.
quiekse [Sulzb.1. verb. =
quieken.
Quierschd [Sulzb.] Ortsnamen
= Quierschied, Rds. „do könnte
mr mich j@e bis Quierschd‘‘
= einen solchen Abscheu habe
ich davor...
Quitt [Sb, Sulzb.] f. = die
Quitte. Adj. quittegäl =
quittengelb.
R.
Raa [ra Sb] f. — Brettergestell
zum Aufbewahren von Vorräten (?).
Raasch [rä8 Sb, Sulzb.] f. =
Wut. Ad. raaschig [Auersm.,
Kleinbl.]; subst. Raaschigkät:
'ranz. rage.
rabatzig [Neunk.] adi. = auf-
“ührerisch, widerspenstig.
rabe [rabe Sb, Sulzb.] verb.
= reiben. Zuss. Rabeise. Subst.
Rah [Neunk., Auersm.] f ==
Reibe; Zuss. Rommelrab =
Handreibeisen. Franz. räper.
Rabe [räbe Sb] in der Rds,
„de beschte Rabe ziehe‘ == den
größten Vorteil aus einer . Ab-
rechnung haben,
Rabus [rabüs Sb] in der Rds.
„ebes in die Rabus gewe‘ =
jemandetwas, was bisher geschont
wurde, überantworten. Spätmhd.
rabusch = Kerbholz. S. Weigand
I. 529 das Nähere.
4er
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Rächer — rä’ne
u
Rächer [Güd.] m. = Flurbe-
zeichnung für allmählich fallendes
Gelände.
Rackert [Sb, Neunk.] m. =
leichtfertiger, ungezogener Bube,
racks [Neunk., Sulzb.] = voll-
ständig, radikal. Zuss, rackstot
[Sb früher] adi. = ganz tot.
Rade pl. in Rds. „die Rade
ha’n‘‘ [Sulzb:] = Laune, etwas
zu tun, haben.
Rädel [redel Sb früher, Sulzb.,
Ostertal] m. = Hebel zum Binden.
Zuss. Waa’nsrädel= Hebelzum
Binden des Wagens. Verb. rädle
=— mit Rädel zusammenschnüren,
insbesondere die Hände [Sbfrüher].
Räf [raf, Güd., ref Sb, Eppelb.]
a., Güd. m. == 1. Futterraufe:
2. Spind; Broträäf.
Räff [ref Sulzb.] n. = Räfl
an Sense bei Getreidemaht. Zuss.
Koreräff.
Rafiel [Sb, Sulzb.] £.=— 1. Maul,
Zahngehege. Rds. „schla’ em
en sei frech Raffel!‘‘ 2. Naseweis.
Adi. raffelig = vorlaut.
raffe [Sb, Sulzb.] verb. =—
aufraffen. Rds. „’s Buch (s.'d.)
raffe‘‘; „Krumbiire, Holz raffe‘‘;
„e Kranket. ofraffe‘‘; das Fälteln
eines Frauenkleides. wird auch
„raffe‘‘ genannt; „ich hansem
gerafft‘‘ = ihm die Leviten ge-
lesen.
Rahme ([Sb, Sulzb.] m. =—
Rahmen. Brotrahme = Gestell.
Verb. rahme. Rds. „du kannscht
dich enrahme losse‘‘ — spöttisch.
‚du bist naiv‘. ;
ram [ram] adl. = mager.
Rds. „so ram wie der Deiwel‘‘
Rambad [rambärd Stennweiler,
rambad Bischm., ro“mbad Fürsth.]
= Rasenabhang, nicht sehr hoher
Abhang: franz. rempart.
Rambo [ramb9 Sulzb.] =
Kegelspiel. Jeder Spieler setzt
einen bestimmten Betrax; wer
am meisten wirft, erhält alles.
Rds. „Rambo werfe‘‘,
Ramme [Raßw.] pl. = Raben.
rämmele [Sulzb.] verb. =
vdegatten (Kaninchen). Subst.
Rämmler = männl. Kaninchen.
Hase. Kompos. Krumbiire:
rämmeler = . Kartoffelstößer
Ramsch [Saarb.-St. Joh.] verb..
in Rds. „in die Ramsch schmeiße*‘
[Kindersprache]: Jemand wirft
Klicker z. B. fort, so daß alle
danach haschen können. Verb.
ramsche [Neunk:|== Feldfrüchte
stehlen.
Rämsch [rä&m& St, Joh.] m. =
römischer Kohl (Mangold).
rän [ren Sb, Sulzb.] adj. und
adv. = .rein. Rds. „ebes ver-
schla’n rän wie Salz‘; „er hat’s
rän un klän verschla’‘‘.
rä’ne [rene Sb, Sulzb.] m. =
regnen. Rds. „es rä’nt so richt
erun’er; das is die richtig Heeh*‘;
„das is nix wie gerä'nt un ge-
rä’nt‘; „dem hat’s in de Kop ge-
rä’nt“. Subst. der’Rä’n. Komp
Gewitterrä’n; = Platzregen,
Mairä’n. Rä’nmutter. Rds.
„die Alte ha’n gesa’t: Die Rä’n-
mutter steht am Himmel‘ =
d. h. es sind Anzeichen am
Himmel, daß es bald Regen gibt.
Vergl. Blatters Aufsatz über
Redensarten. Adi. rä’nisch —
regnerisch. Kinderlied:
„Es rä’ne dicke Troppe,
Die Buwe muß mr kloppe
Die Mäde muß mr schone
Wie die Zitterone‘‘ [Sb].
Wenn es im Mai regnet, sagen
die Kinder:
FL
randeliere — rätze
„Mairä’n, mach mich groß, rar!‘ = Jaß dich nichtso selten
Ich bin so klään blicken.
Wie 'e Hinkelsbään‘‘. räse [re&se Sb, Sulzb.] verb.
randeliere [Sb] verb. = Lärm = reisen. Rds. „do is er ge-
machen.‘ räst‘“ = abgeschoben. Subst,
Ranit [Sulzb.] m. = Rand. Räs f. Kompos. Pläsierräs
rangiere [Sb, Sulzb. ranschiere! = Vergnügungsreise; Scham-
verb. = in Ordnung bringen. räs == Hochzeitsreise.
Rds. „die Kenn sen schlecht raschte [Sulzb. | verb. = rasten.
geranschiert‘‘, Kompos. ausraschte. Subst.
Rangschiffer [Sb früher] m. = Rascht f. Rds. „mr hat ke Ruh
3ördschiffer. Vergl. Nass. 322 un ke Rascht‘.
Ränk [pl. Sulzb.] in Rds ratsch |St. Joh.] interi. ==
mänk un Schlänk‘““ = Ränke Ruf beim Klickerspiel mit der
Ranke [range Sulzb.] m. = „Kardätsch‘, wenn diese gul
dickes Stück Brot. Vergl. Hewel. trifft, S. Kinderlieder.
rankse [rangse Sb, rangse ratsche |Sb, Ralßw.] verb. =-
Sulzb., rangse Ottw.] verb. == 1. mit den Fingern ein reibendes
I. knarren (Türe z. B.). Rds. Geräusch machen, z. B. „iwer
‚wo die Gei’ rankst‘‘ = Tanz de Tisch ratsche‘, 2. klatschen
platz; 2. wehleidig tun. Subst. Subst. Ratsch f. = Klatschbase;
Rankser m., Ranks f. Adi. Ratsche[Saarbergm.] == Knarre
‘anksig = knarrend. an der Handbohrmaschine,
ranleiwig [ran- Sb| adi. = rätsche [r&tse Sb, Sulzb.,Gersw..
nager. ; Kleinbl.] = schwätzen. Rds
Ransbach |Ränsbach St. Joh.| „do 'rätsche se wider”. Subst.
“)rtsname = Ransbach, Rds, Rätscher m. == Schwätzer.
‚Schwarz wie die Nacht vun Rätschf. =— 1. Fastnachtsrassel:
sanschbach‘ . 2. Schwätzerin; 3. das Schwatzen.
Rant [Sb|m. — 1. das Rennen. Rds. „sie is of der Rätsch‘‘:
Rds, „die Kin’er ham de Ranı Rätscherei = Schwätzerei.
her = sie laufen gern herüber Ratz [rats Güd., Kleinbl., Kr.
? der Stoß. Rds. „e Rant gewe‘“ QOttw.] f. = 1. rege, lebhafte
Rappel [rabel Sb, Sulzb.] m Person; insbesondere zänkisches
7 verschrobene Idee. Rds. „der Kind. Adj. ratzig = rege
hat de Rappel‘* =— er ist verrückt > Handreibeisen [Eppelborn].
rappele [rabele Sb, Sulzb. ratze [Sb, ratse Sulzb., Gersw.|
verb. = 1. rütteln. Rds. „ge = 1. kratzen, knirschen. Rds,
ribelde un gerabelde voll‘; adi „der kann ke Gei ratze heere“
rappeldürr = sehr dürr; 2.in = er muß auf den Tanzplatz:
Rds. „dem rappelts‘‘ == der ist 2. ritzen. Subst. Ratze m. =
/errückt; adj. rappelköpig. Kratzer. Kompos. verratze —
Rapport [Neunk.] = Protokoll. jemand verleumden. Part. ver-
rar {rär Sb, Sulzb.] adj. = ratzt = im Nachteil.
selten. Rds. „’s Geld is rar rätze [retse Sulzb.| verb. —
alleweil‘‘; „mach dich nit so rösten‘: .„‚Flachs rätze‘‘ — den
Ratzekapp — re’e
31]
:b.
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ds.
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er-
len
auf der Wiese liegenden Flachs
wässern. Subst. Rätz. Rds. „mr
ha’n de Flachs uf dr Rätz leile‘‘.
Ratzekapp [Sb] f. = Frauen-
haube.
Ratzeklee[Raßw.]m.==Steinklee.
Raubautz [Sb, Sulzb.] m. =
bärbeißiger Polterer. Adi. rau-
bautzig = bärbeißig. Statt Rau-
bautz sagt man in Sb auch
Zauschdebandel.
raue [Sulzb.] verb. = reuen.
Komp. verraue refl. = vor
Kummer elend werden.
raulich [rgulig Güd., roulig
Sulzb., raulig Sb, Kleinbl , Sulzb.]
adi. u. adv. = armselig, elend,
nichts taugend. Rds. ..so €
rauliger Kerl‘; „es is mr so
raulig zu Mut‘.
raume [roume Sulzb.] verb. =
räumen, z. B. Bauschutt. „Honer
schon geroumt?‘“ In dem Stein-
bruch wird die unbrauchbare
Oberschicht, der sog. Roum,
„geroumt‘‘. Kompos. ofroume
- aufräumen. z. B. die Stube.
Raupe [rub Gersw.] f. == Raupe.
Raut [rout Uchtelf.] f. pl. =
’ensterscheiben, .
rauwerke [rauwerge Sulzb.)]
verb. = lärmend arbeiten, poltern.
„Wann die emol anfange ze
:auwerke!‘*
Rawat [rawät Sb. Güd; rabät
Lebach] f. = schmaler Saum
auf beiden Seiten der Gartenwege.
Räwes [rewes] in Rds. „Räwes
mache‘ = Profit machen ‚Juden-
deutsch.
Räz [rets Sb, Sulzb.. res
Kleinbl., daneben rös Sb früher.
Sulzb.]f. = Honigwabe. Kompos.
Rätzeknoche==poröserKnochen
Räzäß [retses Uchtelf.] in Rds.
Räzäß bleiben‘ = schuldig
bleiben, z. B. beim Geldleihen.
beim Spiel.
Rebremande [Sulzb. früher] pl.
in Rds. „R. mache‘ == Vor-
würfe machen. Franz. reprimande.
Rech [rech Sulzb., Stennweiler]
m. = 1. Feldrain, auch in Flur-
namen, z. B. „am Haselrech‘‘;
2. steiler, nicht hoher Abhang.
Dazu Recher [recher Güd.] m.
= Berg, dessen Abhang Terrassen
bildet. S. Rächer.
Reche [reche Sb, Sulzb.] m.
= [. Rechen, landwirtschaftliches
Gerät. Rds. „er hat de Reche
verlor mitsamt em Stiel‘‘; „voll
wie e Reche‘. Kompos. Gawel-
reche = Rechen mit gegabeltem
Stiel; 2. Sternbild [Uchtelf.]
„Rechen‘* und „Waa’n“‘ werden
zwei Sternbilder genannt, weil
sie dieses darstellen. Wahr-
scheinlich kleiner und großer
3är. Abl. rechele verb. =—
rechen.
Rechnung |Raßw.] f. = Haupt-
‚ohntag der Bergleute. #
Recht [allg.] n. = Recht.
„Ich will mei Recht!‘ „’s Recht
1m tun, wo’s hingehört‘; „auf
zwei Rechte Hausmiet zu bezahle
nawe‘” [Sb].
Recevä [reserer Dudw., resew&
Zulzb. veraltet] m. = Steuer-
ainnehmer in franz. Zeit. franz.
receveur. .
Red [red Sb, Sulzb.] f. =
Rede. Rds. „vergeß dei Red nit!“
sagt man. wenn man iemanden
unterbricht.
Ree [re Auersm.], in Rds. „er
hat sich ze Ree geschafft‘ == er
hat sich überarbeitet. Wohl von
mhd. rege = Bewegung.
re’e [rege Sulzb.], in Rds. „cs
te't und we'’t sich nix’
;
reed —
Rib
reed [Sb früher] ad].. = fertig.
reede [reiten Sb früher, rGre
Güd., rede Kr. Ottw.] verb. ==
Frucht mit Sieb reinigen. Subst.
Reider [reida Kr. Otitw., Reiter
Neunk, Ritter Sb, . Gersw..
Kleinbl., Fürstenh.] m. = Sieb
zum Ausrätten gedroscheneı
\ehren und Spreu. S. Scholl 140.
Reif, in Rds. „die Reff lese‘
(Ortsangabe fehlt] = jemand
zurecht weisen.
Reie [reie Sb, reije Sulzb.] pl.
— Rist am Fuß; „du hascht
hohe Reie*‘.
Reif [reife und refe Sulzb. ]m.
= Reif (Frost). Rds. „fort wie
Räfe en dr Sonn‘.
Reih [rei Sb, rei Sulzb.] f. =
‚. Reihe, 2.. Ordnung. „das is
nit in der Reih‘‘; „das is ganz
aus der Reih‘ == ungewöhnlich
Davon reihen [rei’e Sb, reihen
Neunk.] verb. == lenken vom
Wagen, auch beim Schlittenfahren.
Kompos. Reihbaam [Sulzb.] =
Deichsel; Reihscheit = Holz
scheit am Vorderwagen, Quer:
holz unter der Langwied; Reih-
pärd = Zügelpferd.
reiße [ältere Form risse, reise
Sb. reise Sulzb.] verb. = 1.
reißen. Rds. „nix ze reiße un
nix ze beiße hon“ [Sulzb.] =
ganz arm sein. 2. = äuf
schneiden (lügenhaft). Kompos
verreiße=zerreiße „ich kennt’ne
grad veroppe on verreiße‘‘; ab-
reiße = wie hochdeutsch, dann
„am Gedeng abreiße‘‘ [Saarbergm.”
= das Geding herabsetzen. Abl.
Risser = Pflugart zum Auf-
reißen des Bodens.
Reiterei [Sulzb.] f.= Karussell.
Reischeesie [Güd.] n. = Ka-
russell.
rekowere |Sb, erkowere St.
Joh.] verb. refl. = sich erholen.
S. erkowere.
relze [Kr. Ottw.] verb. = ein-
tönig, leiernd weinen. S, Scholl
140.
Rembert [Sulzb.] m. = Fresser
rempele [Sulzb.] verb. =
rümpfen, „die Nas rempele‘‘,
ren’e [Kr. Ottw.] ‚verb =
rinden, nach dem Stier verlangen.
S. Scholl 140.
Renet [tenet Sb] f. == Reinette.
Apfelsorte.
renne [rene Sb, Sulzb.] verb.
= 1]. rennen. Davon Rant s.
d.2.stoßen; kompos.widerrenne.
reschele [re&ele Kr. Ottw.]
verb. =spröde werden. S. Scholl
140.
Reschb [resb Sb, Sulzb., respel
Kleinbl.| f. =— muldenförmiger,
länglicher oder runder, henkel-
loser Bast- oder Spankorb. Rds.
„er hat ihn in die Reschpel
geholt‘ = er hat ihn für sich
eingenommen.
retschig [retSich,ret&erichSulzb.]
adl. = glatt. Von retsche —
rutschen.
Revolverpickel' [Saarbergm.]
= Keilhaue mit auswechselbarer
Spitze.
Rhabarber [rabäwer Sb, babra
Fürstenh., barbara Raßweiler1 m.
= Rhabarber.
Rhein in Rds. [Sulzb.] „Wasser
in de Rhein traa’n‘‘ = Eulen nach
Athen tragen. In einem Kinder-
liede heißt es „„Werf de Schlissel
iwer de Rhein‘. Kompos. Rhein-
reesjer pl. = Apfelsorte.
Rib [rib, pl. riwe Sb, Sulzb.]
f. = Rübe., Rds. „äks, schaw
e Riübche!‘. wobei man den
Si.
a1
un-
‚all
er
211;
tte_
ırb.
S.
16€,
w.]
of!
nel
ver,
cel-
ds,
pe]
ich
/b.1]
n.]
ırer
bra
m
3ser
ach
ler-
sel
in-
zb. ]
1aW
en
ribele — Rischbel
155
linken Zeigefinger mit demrechten
streicht, = ätsch,‘ schab ein
Rübchen! Ausspottende Rds.:
„Du bekommst nichts!‘. „,Schab
dir (zum Ersatz) ein Rübchen!‘
Kompos. Gelleriib = Gelb
rübe; Riibsame. ARds. „dem
kamer. Riibsame in die Ohre
säe“‘,
ribele [Sb, Sulzb., Kleinbl.!
verb. refl. = sich rühren. Rds
„es hat sich nix geribelt im
ganze Haus‘. Aber auch trans
„davon haternix geribelt‘* [Sulzb.]
= nichts gesagt; „haschte schon
beribelt?‘‘ [Sulzb.] == hast du
schon bezahlt? Rds. ‚„geribelte
un gerabelte voll‘“ s. rabele,
Ribes [ribes Dudw.] = dünner
Kaffeeaufguß, schwarzer Kaffee.
Ribo [ribg und ribot Sulzb.
= Gelage; „e Ribot mache*‘.
richele [Sulzb.] verb. =röcheln.
Richhorn [Neunk.] = Nase.
richt [Sb] adv. = gerade;
„guckschde richt!‘ zum Schielen-
den: willst du wohl gerade sehn
„Richt eriwer‘“ = gerade. gegen-
über; „richt aus‘ = gerade aus
[Friedrichstal]; ‚ebes richt mache‘‘,
krumm Gebogenes; „der is richt
erous‘ = offen, ehrlich. Verb
richte wie hochd. Kompos
Richtscheit [Neunk.] = Lineal,
Abl. richtig in Rds. „die hann
richtig gemacht‘ = Verlobung
gefeiert. Richtung in Rds. „äm
mit der Richtung komme*‘ [Sulzb.]
= den Unverschämten zurück-
weisen.
Rickelche [Sb] n. = Kalbs-
mieder‘ (Eingeweide des Kalbes).
Ricker [riger Saarbergm.} m.
= Rücker, Abzieher.,
Rider s. reeden.
‘Rido [Uchtelf, früher, rido] ==
Renstervorhang. Franz. rideau.
Richel in Rds. „äm e Richel
vormache‘‘ [Sulzb.] = einem
das Handwerk legen. j
Riester [rischder Sb] = Streich-
orett am Pfluge.
Rife [rfe pl. Sb] = Rillen.
rihre [Sb früher, Güd.] verb.
= zum 2. Mal den Acker um-
pflügen. Vergl. broche und „uf
Sot fahre‘.
rimme .[Dudw.] = reihen,
nerüber == hinüberfahren,
Ringel [Sb, Sulzb.] m. = Ring
„Ringele blose‘*, beim Rauchen;
„im Ringel herum tanze‘“ =—
Reigen tanzen. Komp. Herd-
ringel, Ohrringel; Ringel-
stock [Sb früher] = ein mit
beweglichen eisernen Ringen ver-
sehener Hirtenstock, der gebogen
ist. Vergl. Stingelstock. Abl.
ringele == mit Ringen versehen.
z. B. an einem Stock ringförmig
die Schale lösen; „ene ringele‘‘
— im Ringkampf bezwingen‘
‚sich ‚ringele‘ = sich winden
Rinsert [Sb, Güd.] m. = 1.
dicke Bohne (s. Kinderlieder 64):
2. Schimpfwort.
Ripp [rip Fürstenh., rib Sb,
‚eb Sulzb.] f. == 1. Rippe. 2. in
Rds. „witig Ripp‘“ == böses
Weib. Kompos. Rippstrang
— Rückgrat. Rds. „er leit om
Rippstrang‘“ == er liegt krank;
„dem es die Seel’of de Ripp-
strang gedorrt‘‘ (dem zählebigen
Alten); Rippetuwak. Adi
rebig.
Risch [ri$ Sulzb.] f. == Graben.
Kompos. Wasserriisch == Was-
sergraben, auch Wasserleitung.
Rischbel [Sulzb., Uchtelf.] in
Rds. .‚ene am Rischbel han“ =
A Küme
1.9
rispeln — rosig II
einen auf der Latte haben; „em
om Rischbel sen‘ = einem auf
der Spur sein. 5S. Reschb.
rispeln Sb. früher] verb. =
ı‚eises Geräusch machen. Altes
Kinderlied :
Heio! popeio! Was rispelt im
. Stroh?
Das sind die Gullegänschen, die
rispeln so. [Sb früher]
Rischter [rister Sb, Sulzb.] m
' Lederflicken am Schuh
ritsche [ritsche Sb, retsche
Sulzb.] verb. = rutschen. Abl.
Ritschert m. = Feldsalat.
vergl. Mausehrcher.
Ritt. Rds, „alle Ritt‘ [Sb] =
alle Augenblicke.
riwele [Sb, Sulzb.] verb. =
reiben. Kompos. verriwele;
Rds. „der hätt’ne verriwelt‘‘, sc
sehr ist er ihm an Kräften über-
legen. .Abl. Riwele [Sb riwele
Kleinbl.] pl. = walzenförmige
Gebilde, insbes. aus Mehl und
Ei. Sprichwort:
„Viel Riwelcher Fett
Gen e silwerni Kett‘“.
Kompos. Riwelchessupp =
Suppe aus R.; Riwelcheskäs
in Kinderlied:
‚Fraa, kaafener Bäsme?“
Jo, kommen erin!“
‚Hanner se Mittag gegääße +“
(geäse) ;
‚Jo, allewil!
xiwelchessupp un Riwelcheskäs
Hammer heit Mittag zesamme
gefräß!“ (geäs)
‚Fraa kaafener Bäsme?“
„Jo, kummen erin!“
[Sb£ und St, Arnual, Melodie
‚Freut ‚euch des Lebens “]
Robes ([robes Sb, Sulzb.]
nom. prop. = Robert.
Rocke roge Sb] in Rds. „cbes
uf em Rocke ha'n‘“ = etwas
auf dem Gewissen haben.
Röckelche in Rds. „sich e rot
Reckelche verdiene‘ [Sb] = iron.
für „sich Aussicht auf Belohnung
verschaffen‘‘,
Rod [röd Sulzb. pl. reder| n.
= Rodung. Dim. Rädche. In
Flurnamen: „em alte Rod‘: im
„hawererod‘*; die „korze Reder‘‘:
‚’s Rädchestal‘‘.
rollen [Sb früher] verb. — den
Trieb zum Eber haben. Adi.
rollig. Subst. Rolles = Roll-
tabak; Roller pl. [Sulzb.] nennt
man die Leute aus der Gegend
des Schaumbergs wegen ihrer
rollenden gutturalen Sprechweise.
Abl. rollse [Sb, Sulzb.] = sich
räkeln, sich wälzen. Subst.
Rollse pl. [Sb, Sulzb., Kleinbl.’
= drückende Falten, Striemen.
Rombel [Kr. Ottw.] f. = über-
ANüssige Palte, Verb. rombele
== faltig werden. S. Scholl 141.
Rondel [Sulzb.] f. == runde
Dese.
rope |robe Sb, Sulzb.] verb.
= rupfen, zupfen. Kompos.
abrobe; verrope = zerreißen.
Subst. Ropsalat = Rupfsalat;
Blechabroper [Saarbergm.] —
Mann, der die Blechmarken an
den Kohlenwagen abreißt.
roschte [roSde Sb, Sulzb.] verb.]
= 1. schelten. Dazu Roschter
= Spitzname. 2. eifrig tätig
sein, hantieren.
Rosestielche [Sb] n. = Siehe
Pannestielche.
rosig I [rösig Auersm.] adj.
-* zürnend.
rosig II [rösig Kr. Ottw.] adj.
— mürbe. weich. S. Scholl 142.
CS
38
‘ot
MM.
19
N.
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€.
roste — Ruf
roste [rgschde Sb, Sulzb.] verb.
— rosten. Adj. roschdig,
roschderig. „So e roschtiger‘‘
bedeutet einen Alten, der äußerlich
schlecht gepflegt ist und daher
rostig aussieht.
Rossel [Sb, Sulzb.] f. — Rassel
Kinderspielzeug), mit Stiel ver-
sehene faßförmige Dose, die mit
Steinchen gefüllt ist. Verbum
rossele [Sb früher] = stark und
hörbar Atem holen. *
röste {[r&de Sb, Güd.] verb.
— rösten. Rds. „esisch gereescht‘‘
=— es ist etwas gefroren.
rot [röd Sb, Sulzb:] adj. =
rot. Rds. „So rot wie Blut‘.
„wie Feier“, „wie e Poßkirsch“
Spottliedchen:
„Roter Fuchs im Hinkelstall
Freßt die scheene Eier all“.
Kompos. gelschdrichrot = auf-
jallend rot; ritzerot = knallrot;
feierfackelrot = sehr rot;
Rotschin [Kleinbl.] m. == Er
kältung; der „dickköppig Rot-
schin“ == Gesichtsrose; Rotlaai
[Güd.] = Erkältung; Rotkappes
[Sb] == Rotkappus. Abl. rotelig
[Sulzb.] = rötlich; rotlachtig
adj. adv. == in’s rötliche spielend
„rotlachtige Aepel“. Rötel
|redel Sb, Sulzb. (redel)] m. =
Rötel. Kompos. Redelstän;
Redelkrämer. Rds. „so rot
wie e R.“ Plur. die Retele [redele
Sb, rölle Güd.] = Masern.
rottig [St. Joh.] adi. = un-
yezogen. „Esgebtiwerallrottige!“
rubele [Sb] verb. == reiben.
Die Katze z. B. „rupelt“ ihre
Nase; auch refl. S. ruwele.
rubelig [Sb, ruppelig Neunk.]
adj. = uneben cf. huwelig.
S. ruwele.
13°
Ruh [rü Sb] in den Redens-
arten „du traascht mr die Ruh
furt!‘ und „Ruh heere“ == auf-
hören.
Rummele [rumele Sb, Guichen-
bach, romele Sulzb., Raßw.] pl.
= Runkelrüben, Dickwurzeln.
Rds. „Rumele blaate‘‘ .= ent-
alättern; „Romele krotze‘“ =
zerstückeln.
Rump {rumb Sb, romp Sulzb.]
m. == Rumpf. Rds. „Rumps un
Stumps ebes ufesse‘‘ == gänzlich
aufessen.
rumpele [Sb] verb. == poltern.
Rds. „es rumbelt‘' = es donneri
in der Ferne.
Ruhne [rüne Sb, Sulzb.] m. ==
Yolzstange, dürrer Ast. Rds,
„Ruhne reiße‘‘ = dürre Aeste
abreißen. Dies geschieht mit
dem Ruhnehocke.
Runkelblume [Sb früher] f. ==
<önigskerze. .
ruppeln [Neunk.] verb. =
-ütteln, poltern,
ruttele [rudele Sb] verb. =—
rütteln. Rds. „geruttelte voll“
= gedrängt voll, Kompos
Rurelise [Bischm.] == Schür-
haken.
ruschbeln [ru$bele Sulzb., Kr.
Ottw.] verb. == rascheln. „Do
ruschbelt ebes em Laah“ Vergl.
rispeln.
rüsseln [Neunk.] verb. = 1.
rütteln; 2. sich schütteln. ab-
magern.
Ruß ([rüs Sb, Sulzb.] m. =
der Ruß. Kompos. rußegalle-
bitter = sehr bitter. Hierher
vielleicht auch Rds. „es rust!“
=— jetzt geht die Keilerei los.
die Hiebe fallen so dicht wie Ruß.
Rut [rüd Fürst.] f. = Stange
des Dreschflegels.
35
Rutz — Sack
Rutz [rots Sulzb., ruts Güd.,
Dudw.| m. == Rotz. Rds, „frech
wie Rotz“; „em Rotz an de
Backe schmiere“ = jem. in ge-
meiner Weise lächerlich machen.
Kompos. Rutznas, Auch
Schimpfwort für unreifes, unge-
zogenes Mädchen. „Culle, gulle
Rutznas!“ Spottruf, mit dem die
Kinder den Truthahn zu reizen
suchen; Rutzginkel = Nasen:
schleim: Rutzau = Rotzauge
Auch Schimpfwort. Rds. „Rotz-
aue krie'n wie dr vornehmschte
Kater“, bei Kälte z. B.; Rotz-
'appe = Taschentuch,
ruwele [Sb] verb. = rollen.
Adi. ruwelig = rauh, z. B.
die Hände, ein Stoff. Subst.
Ruwel [Sb früher]. Ruwelches
= Art des Klickerspiels. S.
Kinderlieder 62, auch Bohne-
ruwelches = ein Spiel mit
Bohnen.
8.
Saar [sär und säch Sb] Flu?-
name = Saar. Der Name ist
keltischen Ursprungs. Ahd. sara,
S. Ruppersberg, Gesch. der Graf-
schaft Saarbrücken, I. Bd. Rds
„Jo, anno 11, wie die Saar ge:
brennt hat“ sagt man, um etwas
‚ang Geschehenes auszudenken.
„Das Geld is in die Saar ge:
schmiß“ = zwecklos ausgegeben.
Saarbrücken [sächbrige Sb]
Ortsname = Stadt Saarbrücken.
Die ältesten Formen des Namens
lauten: 999 Sarabruca, 1046 Sar-
brucka, 1126 Sarbrucke, 1131
Sarbruch (ch ahd. = ck). Die
Formen mit u überwiegen in der
Folgezeit. 1170 taucht die Form
Sarbrüchen zum ersten Mal auf
und wird, während die älteren
Formen noch nebenher geh’n.
immer häufiger: 1 187 Sarebrükken.
1220 Sarbrücken, 1264 Saar-
brügken, 1280 Saarbrükken. Zu
beachten ist, daß diese Formen
nicht ohne weiteres die Saar-
brücker Aussprache des Namens
darstellen, da sie Urkunden an-
gehören, die an verschiedenen
Orten Deutschlands ausgestellt
sind. Siehe Jungk, Regesten der
ehem. Nassau-Saarbrück. Lande.
Saat [söt Güd.] f. == die Saat.
„uf Sot fahre = das Pflügen
im Herbst. S. rihre. Hierzu
wohl Subst. Sorersch [sgorer8s
Güd.] = Saatstreifen.
Sach [sach Sb, Sulzb.] f. =
1. der Gegenstand, meist plur.
Rds. „Was Sache un ke Kläder-
schrank!‘ Der Pl. Sache = das
bewegliche Vermögen. Der Sing.
Sach bezeichnet 2. das Vermögen,
Besitztum; 3. bedeutet Sach die
Angelegenheit: Das sen meiner
Sache net! Was Sache! 4. [Raß-
weiler] pl. = die Arznei.
Sack [sag Sb, sak Sulzb.| m.
= der Sack. Rds. „Wann der
Sack voll is, moß mr ne zu-
ben’e‘“ = man muß nicht zuviel
verlangen. „Er war in ke Sack
enin ze brenge‘“ = er fügte sich
nicht. Kompos. Mehlsack,
Krumbiiresack etc.; Sackes-
bindel in der Rds. „die Sach
is Sackesbindel nit wert‘ (oder
„is Sack des Bindels nit wert‘‘)
= ist nichts wert. Sackes-
bindel = das Band, mit dem
der Sack zugebunden wird,
Buchsessack = Hosentasche;
Sacktuch ‘ = Taschentuch:
fa
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n.
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st.
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1.
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a]
k
H
Sädel — sa’n
136
Bettelsack == einer, der häufig
bettelt; Kruppsack, == kleiner,
ungezogener Kerl; Freßsack
= Fresser; Krangelsack =
Krakehler; sackedunkel = sehr
dunkel. Abl. sacke v. = I.
fallen, setzen, senken. „Das
sackt ‚sich noch‘ sagt man von
einer Masse, die sich „setzt“;
„die losse änfach sacke!‘* =
wenn die Arbeit nicht gelingt,
lassen sie sie fallen. Kompos.
versacke [Saarbergm.] = die
„Berge‘“ werden versackt (oder
„in den Sack geworfen‘‘) == die
abgebauten Strecken werden
wieder mit „Bergen‘“ zugebaut.
2. schlappig gehn; „do kummt
er aangesackt‘‘.
Sädel [sädel Gersw., Fürstenh.,
sä&rel Güd. serel Neunk., Eppelb]
m. = Hühnerstange.
Saft [saft Sb, Sulzb.] f. =
der Saft. Kinderlied beim Huppen-
machen:
Saft, Saft, Seide,
Holler in die Weide,
Holler in das griene Gras,
Daß dr Saft erauser laaf. [Sb].
Abl. säftze = Saft fließen
lassen, z. B. Eine Wunde „säfzt“.
Adi. säftzig = saftig.
Sakrament [sakrement Sulzb.]
n. = das Sakrament. Flüche
z. B.: Himmel Millione Sakrament!
Beispiel der Umschreibung eines
Fluches:. „Herrgott sacker die
Schneß freß Käs!‘** Adi. „so €
säkrementzer Kerl‘; „der sak-
rementze Kopp!“
Säl [sel Sb, Sulzb., s&el
Uchtelf.] f. pl. — er == das
Seil. Sälches spiele == Seil spielen
(Kinderspiel). Kompos. Lätsäl
=— Leitseil; Hängsäl in der
Rds. .‚Hangsäl ge’n‘“ == nach-
zeben (aus der Bergmannsprache.)
Drohtsäl == Drahtseil. Säl-
scheib = Seilscheibe. Als
<ompos. empfindet der Saar
arücker auch Fisäl = Bindfaden.
Der Ursprung aus franz. ficelle
ist vergessen. Clockesäl —
Glockenseil. „Glockesäler“ wer-
den scherzhaft die Läufe aus der
Nase genannt..
Salat [salat Sb] m. = Salat.
Rds. „do hammer de Salat“ =
da haben wir die Bescherung.
Kompos. .Kopsalat = Kopfsalat:
Ropsalat == Rupfsalat.
Sälb ({[selb Rentrisch] f. =
Salbei.
Samstag [allg.]. Rds. „e langer
Somschta’“ [Güd.] ==.ein langer
Mensch.
säwere [s&were Sb] verb. =
Speichel fließen lassen (vom Kinde
gesagt). Kompos.Säwerläppche
Kinderserviette. S. säpele.
Salwen [salwen Sb, Sulzb.] n.
Salband, Tuchkante, Zettelende
an Geweben. Salband ist auch
altbergmännisch. .
Salwed [salwed, sawijet Sulzb.]
f. (n.) = Serviette. Kompos
Salweitichelche.‘
Salz [allg.] n. = das Salz.
Zds. „Do es ’s Salz nett dran
verdient“; „er hat’s bei mir im
Salz leie“ = ich habe mit ihm
noch ein Hühnchen zu: rupfen.
Verb. salze == dass. Speziell
„die Quetsche messe dererscht
gesalzt sen“ = dann werden sie
erst gut.
sa’n [san Sb, sän Sulzb.]
verb., imperf. ich saat = sagen.
Es ist wohl das einzige Verb,
jei dem das Imperfekt noch er-
halten ist; wenigstens: in Saar-
hbrücken selbst sind alle Imper-
40
Sank — Sawel
fecta. verschwunden. Rds, „in
der Mihl saat mr’s zweimol‘
sagt man, wenn man etwas nicht
wiederholen will; „ich han’s em
gesaat for 3 Pennige‘* = ich
habe ihm die Meinung gesagt:
„10, do saat mr als devon‘“. ..
= Rds. == so etwas wäre nicht
möglich, z. B. unerwartetes Er-
eignis, Glück oder Unglück; „ich
kann der’s saan!‘‘ (beteuernd);
„saa’s em du’s em!“ [Sulzb.]
= was geht das mich an! ‚das
1at ke Krimmelche ze saan‘‘.
Sank [sank Sulzb.] m. =—
Senkung (Boden).
Sankt [sangt Sb, sankt Sulzb. |
= Der Kompositionsteil Sankt
in Ortsnamen. Er erfährt in den:
selben verschiedenartige Um-
bildung. Das „k‘ ist nirgends
mehr erhalten. ‚Die Umbildung
weist folgende Formen auf:
Sant We’nel = St. Wendel:
Santerfor = St. Nabor‘ (St
Avold); Sanggehann (Sagge-
hann) == St. Joh. ; Dingwert =
St Ingbert; Daarle =St. Arnual.
Santim [sandim Sulzb.] =—
ventime, In Wendungen wie
‚noch ke: Sontim krischde!“
säpele [Neunk.] v. = geifern.
Sarg [Sb] m. = 1. Sarg. 2.
irüher: Brunnentrog. Kompos.
S5argdeckel pl. [Saarbergm.]
= die mulden- und keilförmigen
Felsstücke im Hangenden.
satzig [Sulzb.] adi. = Ssatz-
'ührend.
Sau [sau Sb. sou Sulzb.] -f. —
die Sau, Früher statt Schwein
üblich. Rds. „mit ebes umgehn
wie die Sau mit dem Bettelsack“
= grob umgehen mit etwas:
„Willkomm wie die Sou im Jude
hous“: „e blend Sou fend aach
als emol en Eichel“. Kompos
Saufang |Maybach] == Flurbez..
Waldgebiet; Saukepche =
xleiner Ofen; Saumä’e und
S5Saumäkapp == Saumagen und
Saumagenkappe = Haube für
alte Frauen; Sauhawe [häwe]
Topf zum Kochen des Viehfutters ;
Saubitt [Sb früher] = Bütte,
in welche die Eßreste kommen,
die nicht mehr für Menschen
brauchbar sind; Saubohne =
große Bohnen; Saubohnestroh
in Rds, „grob wie Saubohne-
stroh“; Sauglock in die „Sau-
glock leite“ = unanständige
Reden führen. Verb. saue =—
wie eine.Sau umgehn mit; spez.
unordentlich pflügen. Kompos.,
versaue, vollsaue, zusaue,
z. B. die Kleider. Adj. sauig
= gemein, zotig. Von einem
Kompos. Soubeitel ist gebildelt
versoubeitele = lüderlich ver-
tun, verfahren mit etwas.
sauer [sür Dudw. Büchel, souer
Sulzb., sauer Sb] adi. = sauer.
„Sauer wie Essig!‘ Rds. „Der
is sauer un faul gewehnt‘‘ =
der ist schlechte Kost, Ent-
behrungen gewohnt; „sauer
macht luschtig‘“. Kompos. Sur-
mus’ [Dudw., Büchel, Güd.] n.
= Sauerkraut; Sauerrampel
== Sauerrampfer. Surkrut,
Surbohne [Auersm ].
Sauf [Suf Güd., Sb sauf] f. —-
Yiehtrank.
Saul |Neunk.] = Ahle. Sauser
‚Saarbergn.] == Exhaustor. ef
Brause,
sauwer [Sb] adj. = Rds. „Er
ist nit sauwer im Kittel“. Sprich-
wort: „Sauwer is halb geläbt‘,
Sawel [Kleinbl., Sulzb.] m. ==
Säbel (mehr scherzhaift).
d
d
r
1.
nn
1”
SS
sawere — schäl
14;
sawere [sawere Sb, Sulzb.,
säwere Sb. Kleinbl., säwele
Dudw ] verb. = geifern (von
Kindern gesagt). ‘ Kompos. sich
besäwere. Subst. Säwerläppche
(Dudw. Säwellappe) = Kinder-
serviette. S. säpele.
sch [$ Sb] inter]. = Scheuche-
ruf für Hühner. SS, Gramm 5.
Schab [sab Sb, Sulzb.] m. =—
Totenlager. Rds. „ulm Schab
leie. S. Scholl 42.
schabdordig |Sabdordig Sb]
adj. == sehr töricht,
Schabes [Sabes Sb, Sawes
Sulzb.] m. == Sabat. Kompos.
Schawesmaad, Schabesgoje
pl. == christliche Dienstboten bei
Juden, die die. Arbeit am Sabat
tun müssen; von hebr. schabat
und gojim = Heiden. Schabes-
deckel == scherzhafte Bezeich-
nung für Hut.
Schabthek [Sabtek Sb] fi. =
_adentisch: auch kurz „Thek“,
Schache | Dirmingen] m. == Flur-
bezeichnung, „Humeser Schache“
(Wald). Vergl. auch den Orts-
namen Buchenschachen.
Schacht [Saarbergm.] m. —
Schacht. Arten: Hebschacht
= Hauptförderschacht; Jagd-
schacht = Bremsberg mit ge-
wöhnlicher Seilförderung; Rund-
zchacht mit Förderung ohne Ende.
schächte [Sb, Sulzb.] verb. =
nach jüdischer Art schlachten.
Subst. Schächter.
Schade [Sade Sb, Sulzb.] m.
= 1. der Schaden.. 2. Schad-
hafte Stelle an Klinge. Rds.
„Do geht dr Schade in de Nutze“
= Der Verlust ist nur scheinbar.
Kompos. Schadlippes = unan-
ständiger Mensch. Das.adj. und
adv. schädlich hat in Sulzb
auch. die Bedeutung abnorm groß,
z. B. „das is e schädlicher Pilz“;
„das sen jo schädlich dicke
Krumbiire“.
scharig [Güd.] adj. = schadhaft.
inbesondere von Messerklinge.
Schadek [Sadek Sulzb.] f. —
Schimpfwort „alt Schadek!“ (Von
Scharteke).
Schädt |Ssed Sb] nom. appell.
— Ortsname Scheidt. Wortspiel:
„Wäsch-de Schädı?“ = Weißt
du Bescheid? Antwort: „Jo, un
de Rentrisch!“ (Rentrisch Ort ir
der Nähe Scheidt’s).
schaffe [Sb, Sulzb.] verb. —
schaffen (arbeiten, machen, tun).
Subst. Schaffer m. = fleißiger
Arbeiter; f. Schaffersch; Moul-
schaffer = Faulpelz, der mit
Arbeit prahlt; Näweherschaf-
ierei = Nebenarbeit. Rds. „N
Jaut negs“. Schaffmann, pl.
Schaffleit = Arbeiter; Schaff-
ıarr = einer, der nichts kennt
als arbeiten.
Schagrille [Sagrele Sulzb.] ‚pl.
= Sorgen, Grillen. Rds. „sich
Schagrille mache“ franz. chagrin.
Schak [sag Sulzb., Nebenform
sagert] f., Nbf. m. =, Schwarz-
haariger, Schakert auch — Raben-
liebhaber. Wohlabzul.v.frz. Jacques
— Jakob. Jacob ist Rufname f. d.
Raben, abgekürzt Kob. .S. dasselbe.
Schakeisije [Sulzb.] n. = kleiner
Aufputz a. d. Haar (Frauentracht).
Schal [Sal. sel Sb. Sulzb.] £.
— Schale. Subst. Schälchesei
— Ei ohne Schale.
schäl [sel Sb, Sulzb.] adj. —
scheel. „Schäler Jakob!“. Rds.,
„Der Schäl kommt net in die
Höll, weil er die junge Deiwele
dod trete dät“. „Das Pärd es
2
Schalauner — Schas
schäl of dem ände Au“. „Deı
lu’t, mr mennt, er wär beim
schäl Licht of die Welt komme“;
„Schäl Milich“ = angesauerte
Milch, die noch nicht geronnen
ist. Wird als „scheel“ empfunden,
gehört aber wohl zu “schaal“
Subst. Schälau.
Schalauner [Sb, alonner
Sulzb.] m. == Schweinesorte mit
Hängeohren. Dim. Schalauner-
scher = MHaarfrisur an den
Schläfen. :
schäle [Sele Güd.] verb. =—
seicht pflügen.
Schales [Maybach| m. == zer-
riebene, gebratene Kartoffeln;
[Bischm.] Weck und Fleisch zus.
gebraten.
schallere [Sb, Sulzb.] verb.
= schallen, auch mit lautem
Schall singen.
schalkig [Sulzb.] adi. =—
schalkhait.
Schalmei [schalmei Sulzbach]
fi, in der Rds, „Schalmei mache‘‘
=— Geschrei, Gerede machen.
Verb. ousschalmeie.
schalu [Salı Sulzb.] adi. =—
eifersüchtig, erbost, ereifert. Frz.
jaloux.
schamant [Samand Sulzb.]
adi. = brav, gefällig. „Das es
e schamant Mäde‘‘. Französisch
zharmant.
Schamass [Sämas Sb, Sulzb.]
m. == 1. Stoffart [franz. samois?];
2, Schund., en
Schamast [Saarbergm.] =—
schlechte, unreine Kohle,
schame [Same Sulzb., schä&me
Saarbr.] verb. refl. = sich
schämen. Kompos. Schamräs =
Haochzeitsreise
schameriere (Sb, Sulzb]
verb. == verderben. Kompos.
verschameriere,
Schand [San Sb, San Sulzb.]
fi. = Schande, Rds. „zu Schan’e
gehn“ = verderben; „ihm es
schon mancher Dorscht ze
Schan’e gang“, weil er nichts
zu trinken hatte. Kompos.
Schandlappe m. = lüderlicher
Kerl. Verb. verschandlappe
[Sulzb.] = lüderlich‘ umgehen
mit. Adi. schänderlich [Sulzb.,
Neunk.] ==Sschimpflich. Verb.
schän’e == 1]. schänden. 2.
schelten. .
schäne [Sene Sulzb., Sine Sb|
verb. = schinden. Subst.
Schän’ös == Schindaas.
Schän’wasem = Schindanger.
Schank [Sank Sb, sank Sulzb.] m.
= Schrank. Dim. Schänkelche.
Schanz [Raßw.] = kurzer
ı Interrock.
Schanzlubberd [Sb] = ein nun
seltenes Kleid mit Aermeln für
Frauen, eine Art Mantel, wahr-
scheinlich aus dem holländischen
schanzlooper (Schifferkleid) ent-
stellt.
Schapiter in Rds. „beschde
wider of dem Schapiter?‘“ [Sulzb.]
= behandelst du wieder dein
Lieblingsthema? franz. chapitre.
scharf in Sprichwort: „Zu
scharf schneid net on zu spetz
stecht net‘ [Sulzb.].
Schärp [Neunk.] = das An-
gebrannte im Topf.
schärre [Sere Sb]. verb. =
scharren, kratzen. Subst. Panne-
schärr's. d, Butterschärr ==
die Reststoffe der gesottenen
Butter.
Schas [Sulzb.] m. = närrischer
Kerl. besonders Betrunkener.
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an
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schasse — Scheuer
1
schasse [Sb, Sulzb.] verb. =
fortiagen. ‚der hat ’ne. ge-
schasst!‘‘ Subst. Schässär. Rds.
„enem de Schassär gewe“ =
einen fortjagen, Schassär auch
gleich „flinkes Pferd‘‘. Franz.
chasser und chasseur.
Schaware |Gersw.] = Auf-
wand, Radau. .
schawe [Säwe Sb] v. =
schaben. Kinderspiel (indem
man den Zeigefinger der linken
Hand mit dem der rechten
streicht): „„Aks, schaw’e Riibche!“
Schawell [Sawel Sb, Sawelche
Sulzb.] = 1. Fußbänkchen;
2. „alt Schawell!‘‘ = jugendlich
sich putzende Alte,
Schawrak [Sb] = UVeberkleid.
schbinse [Sb, Sulzb. Sbinse‘
verb. = wenig essen. Subst
Spiinser m., Spiins-f.; adi
spiinsig.
schbießwinkelig [Sulzb.] adi.
= spitzwinkelig.
Scheck [sek Sb, Sulzbach,
Bischm.] £ — bunte Kuh. Zuss.
Rotscheck etc. Kinderlied:
„Kih kumme,
Scheck un blume,
Gras in die Krippe, .
Milich in die Dippe,
Eier in die Pann,
For unsre Schwepermann!“*
[Sb].
Schein, in Rds. „ebes Schein
tun‘ [Sulzb.] = etwas merken
lassen. .
Scheit [Sid Güd., S&d Sulzb.]
n. = Scheit. Zuss. Back-
schät = Stück Backholz; Sil-
schät, Reihschät — Teile des
Wagens.
scheiwele [Ottw., Wellesw.]
verb. — rollend schieben. kollern.
scheele in Rds. „sich devon
schele‘‘ [sele Sulzb.] == sich
etwas vom Halse schaffen.
schelle [Sb] verb. = schellen.
Rds. „alleweil hats geschellt!‘
= jeizt ist es Zeit!
schengeliere [Sb] verb. =
verderben. Kompos. ver
schengeliere.
schef [Seb, Sep Sb, Seb Sulzb.,
Sep Güd.] adi. == schief.
schepe [Sebe Sb| = schöpfen.
Rds. „ene schepe“ =—, einen
trinken.
Scher [S&r Sb, Sulzb.] f. —
1.’ Scheere, 2. Doppeldeichsel
an Wagen. Daher Komp. Schär-
wä’nche; Dachschär in Rds,
„die Dachschär hole schicke“ —
Aprilscherz; Garteschär =
Baumscheere; Schäreschlifer
= Scheerenschleifer.
scherre [Sere Sb; Sulzb., Gersw.]
verb. = scharren. Rds. „ener
scherre gehn“ == tanzen gehn;
„er hat nix ze krätze un ze
scherre“ = .er kann sich (in
Vermögensverhältnissen) in keiner
Weise helfen. Subst. Scherr
[sech Sb] fi = das aus
einem Gefäß Zusammengekratzte;
Butterscherr f. = das, was
beim Auslassen der Butter übrig
bleibt.
Schersch [Güd.] f. == Stellung;
iranz. charge. ‚
schettere [Sb Sedere, schettern
Kleinbl.] verb. = 1. verstümmeln,
zu nichte machen, plündern (das
Obst), entmannen (Hunde).
Scheuer [Sier Bischm., Kleinbl..
Eppelb., Sir Güd., Fech., Seier.Sb.
seijer Sulzb.] f. = Scheune. Rds.
„E alt Scheier brennt lichterloh“.
Zuss. Schierport [Eppelb.] =
Scheunentor.
Schewatz — schimmele
Schewatz [Sewats Sb, Sulzb.|
m. = mit körperlichen Fehlern
behafteter Mensch, auch unge-
schickterMensch.Adj. schewatzig
schawatzig==armselig,schäbig
Schicht [allg.] f. = 1. Schicht.
Rds. „e Schicht mache“ = eine
bestimmte Zeit arbeiten; „wieviel
Schichte hanner verfahr denne
Mond?“ [Saarbergm.|; „e schlau
Schicht mache“ = sich bei det
Arbeit drücken können; „e Schich
stuppe“ = Schicht leichtsinnig
;eiern. 2. der Zeitpunkt des
Aufhörens der Schicht. „Schich:
mache“ = mit der Arbeit auf-
hören. „Hanner noch net Schicht
am Schacht?“ [Saarbergm.] Kom:
pos. Halbschicht f. = Arbeits:
pause. Vor-, Nohalbschicht
= Einteilung der Arbeitszeit.
Halbschichtebrot=- Frühstück
des Bergmanns.
Schick [Sb, Sulzb.] f. = Priem,
Stück Kautabak, Verb. schigge
= Tabak kauen. Schicktuwak
— Kautabak; engl. shag?
schicke [Sb, Sulzb Sige] v. =
ı. Schicken. 2. refl. = folgsam
sein. Sprichwort:
„Wammer sich wäß ze schicke.
Brauch mr sich nit ze bicke“.
Kompos. verschicke refl. —
sich verstellen.
Schid [Sulzb., mehr hochwald
wärts] in Halbschidf. — Hälfte
|Saarbergm, früher] = Hälfte des
Kohlenerlöses der Bergleute:
schied, scheidt in vielen Orts:
namen. Ein Ort heißt Scheidt.
Schidung [Sidung Gersw., sedong
Sulzb., Siding Eppelb.] fi =
Grenze. Rds, „e Haus uf die
Schidung baue“.
schieße [allg.] verb. == schießen.
Subst. Schieß f., mehr scherz-
weise==Flinte; 2.bezw.Schießer
= Bäckergerät zum 7EBin-
schießen“ des Brotes,
schiewerig [Kleinbl.] adi. —
schuppig.
Schiff [Sb, schef Güd., Gersw.]
n. = Schiff. Kompos. Schiff-
mann == Schiffer, Spottvers
„Schiffmann am Ruder,
Der Deiwel is dei Bruder!
Schiffmann am Rappe,
Der Deiwel is dei Bape!“
[Gersw.]
schiffele |Sb, Gersw., Sulzb.]
verb. = Gras auf Wegen be-
seitigen, mit Hacke. Kompos
Schiffelhau f.
Schiffspitche (peitche) =Schilfs-
peterchen, scherzhafte Bezeich-
nung für einen Saarschiffer.
Früher kamen die Saarschiffer
in ihrer Tracht, Aermelweste und
Holzpantoffeln, in die Stadt herauf.
schicker [Sb früher] adi. —
betrunken.
Schilbe [Sb, Sulzb., Gersw.]
m. == Scholle, ein größeres.
flaches Stück Gestein. Kompos
Eisschilbe = Eisscholle.
schil’e [Sile, Sele Sb, Selen
Kleinbl.] verb. == schelten. Spott-
vers:
„Schille, schille tut nit weh,
Wermich schilt. hatleisunFleh“*
[Sb]
Schillee [le Sb, Bischm.,
Altenk.-Neud.] n. =— Weste;
franz. gilet.
schilkse [Sb, Sulzb.] verb. —
schielen. Subst. Schilkser..
schimmele [Sb] verb. = 1.
schimmeln; 2. bei einem Ball nicht
zum Tanz aufgefordert werden
MM.
rZ-
‚er
Ne !
f-
J.]
JE-
8
{S-
h-
er.
fer
1d
+
I
=
Ar
-11
Schimpf — Schlackel
Ar
Schimpf [Simpt Neunk., semb(t)
Sulzb.] m. = Schimpf. Rds.
„er hat ke Schimb (um Scham“)
= schämt sich nicht. Adi.
schimperlich [Sb, Sulzb.}] =
schimpflich. Verb. schimpiere
— schimpfieren. ;
schinne [Sb] v. == schinden.
Davon: Schinner m. Zuss. Knie-
schinner in Straßenname „am
Kn.‘““ in Sb. - Drahtzug. Schin’os
[ös Sb] nn. = Schimpfwori
(Schindaas); Schinwasem [Güd.]
=— Schindanger; Schinkul [Güd.1
dass.
Schipp [Sib Sb, Seb Sulzb.] £.
= 1. Schippe. Rds. „mit Schep
on Hon schaffe“ — schwere
Arbeit leisten; „du krie’scht aa
mol noch mit ere Schipp genug“
=— Mit dem Tode wirst du genug
haben; 2. auch Dim. Schippche
=— aufgeworfener Mund; Rds. „e
Schippche mache“.
schiire [Sire Sb, Sulzb.] verb.
= schüren, Subst. Schiirer
(hüttentechnisch). Auf den Glas-
hütten gibts Louder-, Schaff-
und Gemengschlirer,
Schirm [und Schurm Neunk.‘
= Zeit, „om den Schirm herum“,
Schirwel [Serwel Sulzb., Sirwel
(Surwel) Sb, Sirmel Güd., Kleinbl.]
f. = 1. Scherbe. Rds. „ich han
nix meh wie Scherwele im Maul“
= ieh habe hohle Zähne; 2. „ald
Scherwel!“ = altes Weib!
Schissel [Sb] f. = Schüssel
Komp. Schisselbret — Gestell,
auf das das Geschirr zum Ab-
trocknen gestellt wird; Schissel-
lumpe = Spültuch.
Schiß [Sb] fi. —= Angst. Vom
Grundwort scheiße (wie hoch-
deutsch) Subst. Schiß er = Angst-
hase: „weher Schißer“ — Gersten-
korn am Auge. Zum Stichwort
Schißmehl = Ackermelde,
Schitt [schid Sulzb., &it Kr.
Ottw., (schied Neunk.)] fi =
Bund Stroh. Komp. Schittstroh
= langes Stroh. .
schittele [Sb] verb. = schütteln.
Rds. „er hat sich geschittelt“ =
er ist körperlich zurückgegangen.
schiwele [Sulzb., auch schuwele]
verb. = kugeln, wälzen.
schiwerig [Sb]adi. = schuppig.
schlappern [Sb, Kleinbl.] verb.
— verschütten,
Schläbberd [Uchtelf.] f. =
Scherbe.,
Schlagde s. Schlag.
Schläf I [schläef Uchtelf.1 f. =
Dese.
Schläf II [Kr. Ottw.] = nach-
lässiges Frauenzimmer, Scholl1 50.
schläfe [3l&fe Sb, Sulzb.,Bischm.]
verb. = ‚schleifen, insbes. den
Boden mit der Egge glatt machen.
Subst. Geschläfs.
Schlafitche [Sb, schlawitsche
Sulzb.] in Rds. „am Schlafitche
hole“ [Güd.] = am Kragen
holen.
Schlag [Släch Sb, Sulzb.] m.
— 1. Schlag; 2. die beim Um-
graben des Gartenlandes entste-
hende Furche; 3. pl. Schlää
[Bischm., Güd., Guichenbach]
= die Reihen frischgeschnittenen
Grases; Rds. „das Futter liegt
uf Schlää“. Verwandt wohl
Schlachde [Sulzb.], Schladere
[Raßw.] = Reihen gemähten
Grases. cf. Schoren. ,
schlägele [Sulzb.] verb. =—
schlagen. „Die Katz hat ge-
Schlägelt mit de Bään“, als sie
verendete,
Schlackel [Sb] m. = schlapper,
großer Mensch.
Schlamassel -— schlawere
Schlamassel [Sb] m. =
Schwierigkeit, z. B. „im Schla-
massel stecke“.
Schlamb [Sb, Sulzb.] f. =
nachlässige Weibsperson“. Adi
schlampig.
Schlämb [Kr. Ottw., Uchtelf.‘
I. = 1. alte Art des Türschlosses
insbes. der Drücker dabei, de:
den Riegel in die Höhe holt
2. Unterlippe, „e Schlemp mache“
schla’n [Slän Sb, län Sulzb.
verb. = schlagen, wie hochd
Insbesondere - „Schlenze schla’n“
= faulenzend herumgehen; „sich
in die Hand schla'n“ = be
schwörend; „an den Halsschla’n“
„in der Grub hat’s geschla’“
[Saarbergm.] = in dem Berg-
werk haben sich Schlagwetteı
entzündet; „dene hat’s geschla’n“
: der ist durch Schlagwetter
getötet worden. Abl. Schlag
m. = 1. wie hochd.; 2. Jung
wald an Stelle des Kahlhiebs; 3.
„er hat sei Schlag“ = er ist
aetrunken. S. auch Schlag.
schlapp [Slab Sb] adj. —
schlapp. Zuss. Schlappmaul;
Schlappsüri [Sb] = nach-
‚ässiges Kind, [Franz. souris?]
Schlapp [Sulzb.] m. = flacher
Schlag.
Schlappe [$labe Sb]. m. .=
Pantoffel. Rds. „ene.haue; daß
er die Schlappe verliert‘. S.
schlappig und Schlappen.
Schlappes [Sb] m. = schlap-
per Mensch.
Schlapperstock [Sulzb.] = Art
des Nachlaufespiels. S. Kinder-
lieder 50. ;
schlappig [Sb, Sulzb.] adi. —
schlapp.
schläere [Uchtelf.] ' verb. =—
das r breit aussprechen.
schlau [Sb, Sulzb., ‘ Neunk.]
adi. und adv, = 1. schlau; 2.
langsam, allmählich. Rds. „e
schlau Schicht mache“ = eine
Schicht, bei der nichts geschafft
wird; „der Weg geht schlau
eruf“ == steigt langsam an; „es
tut mr schlau“ = es tut mir wohl.
schlauche [Sb] verb. = durch-
prügeln.
Schlauder [Slouder Sulzb.,
Slauder Sb, Neunk., &lauer Güd.]
m. u. f. = 1. (veraltet) Schleuder.
2. übertragen in Rds. „im
Schlauder“ = im Schwung sein;
„jetzt bischde uf dr Schlauder“
= jetzt kommst du auf die Spur;
„das is die alt‘ Schlauder“ =
das ist die alte lässige Art und
Weise; = Meinung ; „bischde als
noch uf dm Schlauer?“ „ich
hanse of e gut Schlouder bracht“.
schlaudere [Sloudere Suülzb.,
Slaudere Sb früher, Neunk.] verb.
= 1. schleudern; Kompos. ver-
schlaudere; 2. schleudern.
Schlaufe [Sloufe Sulzb. part. ge-
schlof, $laufen Neunk.] verb. =
schlüpfen. Rds „er hat gement,
wann er tappe tät. täte die anner
Leit in e Loch schlaufe“, Vergl.
schlupe.Subst. Schluf == Schlupf.
Schlawatz [Slawäts Sb.] f. =
nachlässiges Weib.
schlawere [Sb, Sulzb., Slabere
Sb] verb. = 1. überlaufen;. Rds.
„geschliwerte und geschlawerte
voll“; 2, beim Essen sich be-
schmutzen. Kompos. Schlaw er-
läppche = Kindermundtuch;
Schlawerche, n. dass. | Subst.
Schlawer fi = Schwätzerin;
Schlaweri m. == geschwätzi-
ger Mensch; Schlawermaul
[Kr. Ottw.] = Plaudertasche.
Siehe Schöll 150.
unk.]
i 2.
„e
eine
;halfft
chlau
„es
wohl.
‚urch-
ulzb.,
3üd.]
‚uder.
„im
sein;
uder“
3pur;
: und
Je als
„ich
ıcht“.
ulzb.,
verb.
Ver-
lt. ge-
nent,
anner
ergl.
ılupf.
abere |
Rds.
verte
be-
W eL-
tüuch;
3ubst.
zerin;
vätzi-
maul
asche.
Schlecht — schlimmere
14°
Schlecht [Sb früher] f. — wohl
ıtes, geschachtetes Ackerland.
Gilt auch als Flurname, „uf der
Schlecht“.
Schleck [Güd.,Kleinbl.,Auersm.]
ti. = Schnecke. ‘ Kinderlied:
Schleck, Schleck, streck die
Hör(ner) erus,
Oder ich werf dich iwer die Kirch-
hofsmur enus“, [Kleinblitt.]
Rds. „Die Schlecke hon noch
Dreck uf em Schwonz“ = Zeichen
für Regenwetter [Güd.]
Schlehwe [slewe Sb, Kleinbl.,
Slef, plur. schlewen Neunk.] plur.
= Schlehen. Komp. Schlehwe-
bliite.
Schleifbänke [Saarbergm.]:
liegen mit dem einen Ende auf
dem Bergeversatz, während sie
mit dem anderen Ende durch
einen Stempel an das Dach des
Abbaustoßes festgekeilt werden.
schleime in Rds. „enem die
Lewer schleime“ = jem. einen
Verweis geben.
Schlenge [Slenge plur. Sb,
Slenk plur. Sulzb.] = Synonym
zu Ränke: „all Ränk on Schlänk
kennter“ [Sulzb.]; Rds. „Schlenge
(und Schlenze) schla(g)n“ [Sb]
= 1. TSulzb.] hinterhaltig sein;
2. [Sb] = die Zeit totschlagen;
„Schlenge mache“ = nicht offen
und gerade sein.
Schlenk‘ [Sb, Slänk Güd.] f.
= 1, Türklinke; 2. Binde, die
den zerbrochenen Arm hält.
Schlenker [schlenger Sb, Sulzb.]
m. == Binde, die den kranken
Arm trägt. „Er hat de Arm im
Schlenker hänge“.
schlenkere [Sb, Sulzb.] verb.
== schlendern, schwingen. Rds,
„mit de. Arme schlenkere‘‘
Schlenze [Sb, Sulzb.] in Rds.
I. „Schlenze mache‘‘ [Sb] —
Ausflüchte suchen; 2. „Schlenze
schla’n‘‘ = sich nichtstuend her-
umtreiben, wohl auch Schlenke
schla’n. S. Schlenge.
Schleppermörder [Saarbergm.]
m. == großer eiserner Wagen.
Schlerr [Sb] f. = nachlässiges
Weib.
schlichtig [Güd., Sulzb.] adj.
=— glatt, besser rutschend, vom
Essen gesagt; vom Boden ge-
sagt = angeschwemmter Boden,
schlicke [schlige Sb, Sulzb.]
verb. == 1. schlucken; 2. Auf-
schneidereien glauben [Sulzb.];
„do. schlicke se wider“. Subst.
Schlick [Gersw., Sulzb., Neunk.]
t. = Kehle, Gurgel.
Schlier [Sulzb.] m. = eine
Art Geschwür.
Schließ [Sb, Sulzb., Güd.] f.
= 1. Schleuse; 2. [Saarbergm.]
Keilförmiges Stück Holz zum
Verkeilen der Stempel in Abbau-
strecken; 3. entsprechend ge-
formtes Stück Brot, zum Schließen
des Mundes, humoristisch.
Schliff [Sulzb., Neunk.] plur.
= Schliche. Rds. „all Schliff
on Kniff kennt er“.
Schliffel [Sulzb.] m. = unge-
schliffener Mensch.
schlimmere [Slimere Sb, Güd.,
Kleinbl., Dudw., schleimere Sulzb.,
schleimere Grube Maybach.
schleumere Uchtelf;] verb. =
schlittern, auf der Eisbahn gleiten.
Subst. Schlimmer [Slimer Sb,
Sleimer Sulzb., S$lemmer Uchtelf.]
fi. = die Rutschbahn auf dem
Eise. Rds. „Die Schlimmer is
so rauh‘' wie e Pärdsschwanz“
[Sb, Kindersprache].
zu
Schlinkeschlank — schmacke
Schlinkeschlank [Sb] m. =
Müßiggänger.
Schlissel in Rds. „de Schlissel
ofs Grab leije [Sulzb.] = auf
sein Erbteil verzichten.
Schlitte {[Slite Sb] m. =
Schlitten.
Schlitter [Kleinbl.] = Splitter.
Schliwer [Sliiwer Sb, Sliwer
Sulzb., Dudw.. Uchtelf, Raßw.l
m. = Splitter, plur. Späne.
Kompos. [Sulzb.] Ohreschliweır
m. == Ohrwurm; s. Ohr! Die
Sber Form heißt Ohreschliffer,
Verb. schliwere = ssplittern.
Rds. geschliwerde (on gesch'a-
werde) voll, glatt voll. Adi.
schliwerig =: 1. splitterig:
2. glatt. Rds. „schliwerig voll
[Sulzb.] == glatt voll: „schliwerig
glatt“ == so glatt. daß man aus-
gleitet. Zu schliwere s. schlawere
Schlob |Sb. Sulzb.] m. ==
Schleife, Dim. Schlebche [Dudw.,
Mipche Altenk.-Neudorf] nn. =
die Krawatte,
schlockere [Sb] verb. == locker
sitzen. Adi. schlockerig [Güd,,
Sulzb.] = locker, wacklich, ge-
brechlich, auch vom Menschen
gesagt.
Schloderfaß [Kr. Ottw.] n. =
Wetzsteinbehälter, S. Scholl 150.
schlofe [8l9fe Sb] verb. =
schlafen. Subst. Schlofkapp f.
Nachtmütze. Sprichwort: „E
Schlofkapp is e Schlofkapp, vor-
mittags wie Nomittags”. Aul
neugierige Frage: „Was wirc
das?“ antwortet man: „E Schlof-
kapp mit Aermele“. Adj. schli-
ferig [&Sliferig Sulzb.] == schläfrig.
schlomse [Sulzb.] verb. =—
tüchtigy essen.
schlorpen [Neunk.] verb. =
schlürfendes Geräusch verur-
sachen. 5S. schlurpse.
Schlioße [Slöse Sb, Sulzb.] plur.
= Hagelkörner. Rds. „Er sieht
aus, wie von de Schloße ver-
schla(g)en“ = lässt den Kopf
hängen. Kompos. Schloße-
wetter, Verb. schloße —
hageln.
schlukse [Slugse Sb] verb. —
Aufstoßen haben. Subst. Schluk-
ser m. = das Aufstoßen.
schlumbe (Sb, Slombe Kr.
Ottw.] verb. = 1. Wolle käm-
men; 2. [Kr. Ottw.] den Boden
mit dem . „Schlempplug“ zum
ersten Mal auflockern. S. Scholl
150.
Schluni |[Raßw.] -. kräftiger
Bursche. ; .
Schlunz [Sb| f. == unordent-
licher Mensch.
schlupe [Slube Sb. Sulzb..
Muffen Kleinbl. ] verb. == schlüpfen.
Subst. Schluf [Sulzb.] m. =
Schlupf, z. B. enge Stelle, an
der man durchschlüpfen kann.
Schluri [Sb Slür! Sulzb.] m. =
Faulenzer, Schlauberger.
schlurpse |Slurbse Sb, &lorbse
Sulzb., Slörbse Ottw.] verb =
schlürfen, mit den Füßen.
Schlutzer [Sb früher] m. =
Saugläppchen der Kinder. In
St. Joh. früher ein weißleinen
Läppchen, das feucht gemacht
wurde und in das ein Stückchen
Zucker gelegt und das dann zu-
gebunden wurde. So bekamen
es die Kinder in den Mund.
Schmachtlappe [Sb, Sulzb.] m
krafitloser Mensch.
schmacke [Smage Sulzb.,
schmacken Kleinbl.] = 1. [Sulzb.]
schmecken; 2. [Kleinbl.] riechen.
b. =
verur-
plur.
sieht
» ver-
Kopf
oße-
2e —
;rb. =
‘hluk-
Kr.
käm-
3oden
zum
Schall
Aftiger
ırdent-
Sulzb.,
‚üpfen.
m. =
le, an
ann.
1711. =—
Algrbse
ırh
m. =
tr. In
Bleinen
-emacht
ckchen
ann zu-
kamen
nd.
ızb.] m.
Sulzb.,
Sulzb.]
jechen.
Schmalz — schmudele
+4
Abl. schmäcksele [Sb] —
Hautgodüt haben.
Schmalz [Sb, Sulzb.] n. =
das Schmalz. Kompos. . Arm-
schmalz = 1. Schweiß; 2. Kraft.
Rds. „do moß mr Schmalz en
de Knoche han!“ Schmalzbiir
[Sb] f. = Birnenart. Abl.
schmälze verb. == 1. schmälzen;
„Krummbiire schmälze“! „die
Krummbiire mit em Krutelhoke
schmälze“ = iron. == ohne Fett
bereiten; 2. [Sulzb.] durch Zu-
satz verbessern, besonders Brannt-
wein.
Schmar, Schmarich {Smärig
Sulzb.] m. = Mark, Kraft. Ebenso
Schmor, Schmores. 5S. Mark.
marig.
schmarutzele [Sulzb.] verb. =:
schmarotzen, anschmeicheln.
Subst. Schmarutzeler.
Schmatzer |Ottw.] m. —
Schmeichler.
schmeijerlich [Sulzb.| adi. ==
schmächtig.
schmeiße [Sb, &meise Sulzb.]
verb. == schmeißen. Kompos.
vorschmeiße[Sulzb.] vorwerfen.
Subst. Schmeßer [Sulzb.] ==
xaufbold; Schmiß [Sb, Smeß
Sulzb.] plur. == Hiebe.
schmelze [Sb, Sulzb.] verb. ===
schmelzen. Abl. Schmelz f. =
Schmelze (Schmelzhütte); heute
auch Ortsbezeichnung {[Sulzb.]
Schmelzer m. = 1. Schmelz-
arbeiter; 2. Bewohner des Orts-
teils Schmelz; 3. Familienname.
Schmetze [Kr. Ottw.] m. =
i. Versäumnisstrich, Merkzeichen:
2 Schmarre, .
Schmick [Sb, Güd., Sulzb.,
Uchtelf.] f. = 1. der an die
Peitsche gebundene Bindfaden;
2. [Güd.] Peitsche. Vgl. Schnerr.
schmiere [Sb, Smere Sulzb.]
verb. = schmieren. Abl.
Schmier f. = 1. Schmiere.
<ompos. Wa’nschmier; Harz-
schmier = Sorte von Wagen-
schmiere; 2. Heilsalbe; 3. Mus
ıder weicher Käse zum Bestrei-
zhen des Brotes; 4. ein bestri-
;henes Stück Brot. Kompos
3Zutterschmier; Kässchmier.
Weitere Kompos. Schmierlappe
= 1. Schmierfink; 2. Spottbe-
zeichnung für Anstreicher; 3.
Schmeichler, Angeber; Schmier-
(aach [Sulzb.] m. Schmierlauch,
:ine Heilpflanze. Abl. Schmie-
rakel [Sb] n. = Schmiererei.
schminke [Eppelborn] verb. =
schmücken. „Mir han die Eich
geschminkt!“ (Die Kaisereiche
hei Eppelborn verziert.)
Schmißije [Smisje Altenk.-Neu-
dorf] n. = Vorhemd. Von franz
zhemissette,
Schmitz [Sulzb.] f. = kleines
3ärtchen unter der Unterlippe.
schmodere [Sb] verb. == durch
die Nase schnaufen.
schmole {Sulzb.] verb. =
schmauchen.
Schmolles [Saarbergm.] =
Nachfall.
Schmoraxel [Sb] = Schmutz-
brei.
schmuckele [Sb früher] verb.
— übel riechen.
Schmu [&mü Sb, Sulzb.] m.
Profit. Rds, „Schmu mache“.
schmude [$müde Sulzb., Gersw.]
verb. = glimmen. Adi. schmudig
Sb, Sulzb., Gersw., Güd.] =
schwül. SS. schmuze,
schmudele [Sulzb.] verb. -
schmieren. Kompos. anschmu-
dele, sich = sich anschmeicheln.
Subst, Schmudel m. == Schmiere.
‚5U
Schmure — Schnawel
Schmudeler m. = Schmeichler:
Schmudellappe dass. Adi.
schmudelig [auch Sb] =
schmutzig.
Schmure in Rds. „Schmurre
mache“ [Gersw.] = beim Klicker-
spiel dem Gegner Gelegenheit
geben, den Klicker zu treffen.
d. h, zu gewinnen.
schmuse [&müse Sb, Sulzb.,
Güd., Uchtelf.] verb. = 1. sich
bei jemand angenehm machen;
2. schwätzen, sprechen. Schmus
m. = unnütze Redensarten
Subst. Schmuser [Sb, Uchtelf.1
= 1. Schmeichler; 2. Schwätzer:
Schmuslappe m. [Saarbr..
= Schmeichler. Kompos.,
anschmuse sich == sich an-
schmeicheln.
schmuttere [Sb früher] verb.
faul riechen.
Schmutz [Smots Uchtelf.] m.
=— Aehren, die mit einer schwar-
zen Masse umgeben sind.
schmutze [Güd.] verb. =
küssen. Subst. Schmutz m.=Kuß
schmuze [Smütse Sb] ‘verb
= schwach weiterglimmen.
S. schmude.
schnak [Sb] adj. = schlank
gewachsen,‘ von Bäumen und
Menschen, dann schneidig, adrett
schnäke [Snege Sb, Sulzb.
verb. = naschen. Subst. Schnä
ker m., Schnäkert m. = Kost
verächter; Schnäk f. == Lecker
maul; Schnäkes n. == Gut’s, Adi
schnäkig = feinschmeckerig
schnappe [Snabe Sb, Sulzb.}
verb. = 1. zubeißen; 2. nicken,
zum Einverständnis. Subst. Jo-
schnapper m. == einer, der zu
alem ja sagt; „em gemäne Rat
sitze louder Joschnapper“; 3. um-
kippen (z. B. der Stuhl). Abl.
Schnappe m. = Schirm an
Mütze, Kompos.Schnappekapp
= Schirmmütze. Dim. Schnäpp-
che in Rds. „uf em Schnäppche
sitze“ —. auf der Kante des
Stuhles sitzen. Kompos. zum
Gründwort: Schnappsack
[Neunk.] m. == Brotbeutel.
schnäppe [&nebe Sb, Snebe
Sulzb.] verb. = entwenden.
Subst. Schnäpper = Eein-
schlagender Teil des Türschlosses.
Fremde Tauben in einem Kasten
einfangen (Schnappkasten).
Daran war wohl eine Türe, die
zuschnappte.
schnäppere [Sb] verb. = leb-
haft mit dem Kopfe nicken.
Adj.schnäberig == schwatzhaft.
schnarkse [Snargse Sb, Sulzb.]
verb. = Sschnarchen. Komp.
beschnarkse [Sulzb.] = be-
schnüffeln,
Schnatz [Gersw., Mainzweiler]
adi. = schmuck. In St. Joh.
auch Rds. „das macht sich
schnatz“. ;
Schnatze [Sb, Gersw.] m. =
I, Riß; 2. Wunde.
schnatzig [Sb] adj. =schnippig,
vorlaut.
Schnauf |Sulzb.] in Rds. „noch
ke Schnauf kri’schde“ = gar
nichts.
schnaufig [Sulzb. schnoufig]
adv. in Rds. „do geht’s schn.
erof“ = der Weg ist steil.
Schnawel [Sb, Sulzb.] m. =
1. Schnabel, auch Mund.‘ Rds.
„Do bleibt dr awer de Schnawel
souver“ = davon bekommst du
nichts! 2. lebhaft plaudernde
Person. Verb. schnawele =
lebhaft reden. Adj. schnawelig
= jugendlich plaudernd, „so e
schnawelig Mäde!“
an
‚app
ApP-
che
des
zum
ack
;nebe
ıden.
ein-
SSES.
asten
ten).
.. die
leb-
cken.
zhaft.
ulzb.]
‚Omp.
be-
eiler]
Joh.
sich
Dpie,
‚noch
gar
ufig]
schn.
4 =
Rds.
nawel
ast du
lernde
© =
welig
So ee
Schneeballebaam — Schnirwel
15]
Schneeballebaam [Sb] m. =—
Gartenbaum mit weißen Dolden.
schneebäuchen [Sbfrüher] verb.
=— mit zuckender Leibesbewegung
rasch atmen, von Tieren gesagt.
Davon [Sulzb.] schneebeichele,
Nass. 350: Schlehbauch (rhein.),
eig. Schlägebauch.
Schneck [&neg Sb, &ne% Sulzb.]
f. —= Schnecke. Rds. „Schnecke
no Metz treiwe“ == ironische
Antwort auf Frage: „Wo gehst
du hin?“; auch „Arbeit für
Faulenzer.“ SS. Schleck.
schneide - [Sb, part. ge$nid.
Sneide Sulzb., part. ge&nid] verb.
— 1. schneiden. Rds. „schneid
dr net in de Finger!“ [Sulzb.!
= schneide das Brot nicht zu
knapp, verrechne dich nicht!“
„Der is net souwer geschnlid“
[Sulzb.] = der hats hinter den
Ohren, ist bösartig. 2. refl. =
sich irren; „do schneidschde dich
awer!“ 3. beim Kartenspiel: sich
Karte vom Spiel nehmen, „ich
schneid mr än“ [Sulzb.].
Schneider [&neider, Snefder Sb.
Sneider Sulzb.] m. = 1. Schneider.
Kompos. Schneiderkäs m. —
witzig für Kümmel; „Weck mit
Schneiderkäs“. Schneidergeiß
fi. = magerer‘ Mensch, bes.
Frauenzimmer.
schnell [Sb] adi. == schnell.
Rds. „schnell wie € Dibche“;
„so schnell schieße die Preiße
nit‘‘; „schnell wie 70“ (1870).
Kompos. Schnelläfer m. =
1. Schnelläufer; solche traten
etwa 1860 noch in St. Joh.
öffentlich wie Zirkusleute auf.
2. Bez. [Sulzb., Gersw.] für
Fahrrad. Schnellkathrinche
— Durchfall.
schnellere [Sb, Sulzb.] verb.
= schnellen. Subst. Schneller
m. = Verschluß an Tür und
Laden,
schnerre [snere Sb, Sulzb..
Kleinbl., Uchtelf.] verb. = 1.
[Sb] schnell laufen; 2. schnellen.
„schnerre lasse‘ = fahren lassen;
2. refl.sichirren; „do schnerrschde
dich awer!‘‘Kompos.zuschnerre
[Sb] = zufahren; „die Dür is
zugeschnerrt‘. Schnerrbo’e
= 1. Flitzbogen; 2. [Sulzb.] =
humoristisch für Schwein mit
krummem Rücken. Abl. Schnerr
"Sb, Sulzb., Neunk., Fürstenh.,
Kleinbl., &ne&r Dudw.] £. = 1.
Bindfiaden an der Peitsche; 2
‚Kleinbl.] = Peitsche. 2. [Sulzb.]
Schneller, gegabeltes Holz mit
Gummischnüren; 3. Krankheit.
„Jetzt han ich die Schnerr“ (z. B.
Erkältung); „er hat die Schnerr
am Bän“ = er hinkt.
- Schnäs [&chneis Sb, &n&s Sulzb.]
f. = Schneuse, Durchhieb im
Walde. Verb. durchschnäse;
„Bäm ausschnäse“; „sich of-
schnäse“ = sich herausputzen
"alle Verba Sulzb.]
schnibele [Sb, Sulzb.] verb. =
schnitzeln. Kompos. verschnilele
— unnütz verschneiden. Subst.
Schnibel m. = 1. Papier-
schnitzel; 2. männliches Klei-
dungsstück mit Schößen.
schnibse [Sb, Sulzb.] verb. =
‚eise oder schnaufend weinen.
schnifele [Sb, Sulzb., Kleinbl.]
verb. = fein regnen. „Es
schniffelt‘‘.
Schniip [&nip Sb] f. =Schneppe
am Kleid.
Schnirwel [Sb] m. = Rausch.
S Hirwel.
JO
schnissele — schnuse
schnissele [Güd.] verb. = fein
regnen. Vergl. schnifele.
Schniß [Sb, Güd., Sulzb. &nes)
f. = 1, verächtl. Ausdruck für
Mund. „Hal’ dei Schniß!‘
Dim. Schnißje = Mündchen,
übertr. = kleines Kind; 2.
Schnauze(Schweinerüssel)[Sulzb.]
Rds. zu 1. „Er hat e Schneß
am Kop wie e Dreckschneider‘‘
(richtiger „wie e Dreckschleider‘‘)
= er ist maulfertig.
Schnitt, in Rds, „Schnitt oder
Rick‘ = Schneide oder Rücken
veim Auslesen zweier Gegen-
stände durch Erraten der Lage
der Messerklinge. ;
schnize [Sb &nitse] verb. —
schnäutzen. ;
Schnok I [&nök Sb, Sulzb.] f.
pl. = Anekdoten. Nach Weigand
von md.-mnd.snaken==schwätzen
Schnok II [&nök Sb, Sulzb.] £
— 1. Schnake (Insekt); 2. lange,
hagere weibl. Person: Kompos. zu
1. Schnokegeltzer [Sulzb.] =
Kümmelspalter. Adi. zu 2. schno-
kig [auch Güd.] = lang aufge-
schossen.
schnorbse [Sulzb.] verb. =
mit Geräusch kauen.
schnudele [Sb, Sulzb.] verb.
= etwa „Schlappern‘‘, über-
tragen unordentlich sein. „Ver-
schnudel die Milich net so!‘
[Sulzb.]. Subst. Schnudel f. =
1. Nasenschleim; 2. unordentliche
Person. Adj. schnudelig =
mit Schnudel um die Nase her-
um beschmiert. Kompos. Schnu-
delnas = Rotznase; Schnudel-
gengel [Sulzb.] (vergl. Gingel)
= Truthahn; Schnudelhuhn
[Kleinbl.] dass.; Schnudel-
schniirche [Sulzb.] n. = Knei-
ferschnürchen: Schnudelpersch
[Kleinbl.] = Barsch. Subst.
Geschnudels [Sb] n. = un-
ordentliches Wesen.
Schnufe [&nüfe Sb, Sulzb.] plur
= Striemen.
schnufe [3nüfe Sb] verb. =
Sschnaufen, Abl. schnuffele —
schnüffeln, schnuppern.
Schnuckelche : [Sb, Sulzb.
Snugelche] n. = Kosewort zum
Kind, Nebenform Schnuckes,
Schnuckesje. adj schnuckerig.
schnube [Sb, Sulzb.] verb. =
schnupfen. Rds. [Sulzb.] „necks
ze schnuppe krie’n‘‘ = nichts
bekommen.
Schnur [Güd., Gersw., Sulzb.]
= Schwiegertochter.
Schnurese [&nurese Bischm.}
plur. = Kartoffelklöße.
schnurjele [Sb] verb. =
schnarchen, friedlich schlummern.
Schnurrante [Sb, Uchtelf., Sulzb.
Snorante] plur. == umherziehende
Musikanten, die vielfach aus der
Rheinpfalz kamen. Wohl zu
Verb. schnurre. S. d.
schnurre [Sb, Sulzb. &ngre]
verb. = eilen. S. schnerre.
Schnurres [Sb, Güd., ,&ngres
Sulzb.] m. = Schnurrbart.
schnurwatzig [Völkl.] adi. =
unschön. .
schockele [Sögele Sb, Sulzb.]
verb. = 1. schaukeln, wackeln;
2. ein Kind wiegen; 3. sich
schockele == sich schütteln (vor
Lachen); „es schokelt mich‘ —
es schauert mich. _Kompos.
Schokelpärd = Schaukelpferd.
Adi. schokelig = 1. nicht fest:
2, unsicher vor Alter.
schnuse [Snüse Sb, Auersm.,
&nouse Sulzb., Neunk. schnause]
verb. = 1. laut atmen; 2.
schnüffeln, umherstöbern: 3. [Güd.]
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Schnut — schreiwe
153
naschen. Subst. Schnuser = Schorbe [Sulzb.] plur. = Schurf,
Schnüffler. Schnus [Kleinbl., ° auf Haut, wulstigen Wunden.
Auersm.] f. = Atem. Schorbche [Wellesw.] n.=An-
Schnut [&nüt Sb, Güd., Sulzb.] rede an Kind, das kindliches Ver-
f. = 1. Mund, vorgeschobener langenstellt;,,geh, duSchorbche!‘‘
Mund, -Rds. „e Schnut mache‘‘; Schorre [Wahlschied] = Teil
2. Ausgußstück an einer Kanne. von Wiesenland, das auf einer
Schnutz [Snüts- Sb] fi == hohen, trockenen Erhebung liegt.
Schnauze einer Kanne. Schorschte [Sgr&de Sb, Güd.,
schnutzele [&nutsele Sb] verb. Sulzb., Sorä&den Kleinbl.] m. =
= 1]. mit kleinen Schlücken Schornstein (Kamin). „Mr hann
trinken; 2. weichlich schmeicheln. 10och ebes em Schorschte hänge“,
Schode [Söde Sb, Squde Güd., 12ämlich Rauchfleisch; „ebes en
schauten Neunk.] m. = 1. er- de Schorschte schreiwe‘‘, nämlich
bärmlicher Mensch; 2. [Neunk.] sine uneintreibbare Schuld. De
Radschaufel. ; Hetter Schorschte [Sulzb.] =—
Schof [591 Sb, Sulzb., Plur. Sb hoher Kamin des Hüttenwerkes.
schef] n. = das Schaf. Rds. Schorschtefäer — Schornstein-
„er is es schwarz Schof in dr eger. .
Familje‘‘; „onser Herrgott hat e schrägs [®s Sb, Sulzb,
große Schofstall‘“ = es gibt Uchtelf.] adv. = 1. schräg, über
viele dumme Köpfe. Adi. schof- Eck; schräks gucke öder lu’e =—
sig = dumm von Aussehen. schielen; 2. [Sulzb.] eigenartig.
schofel [Söfel Sb, &chdfel Sulzb.] € schräkser Kerl.
adi. =schäbig; „e schofeler Kerl!“ Schramme [Sb, Sulzb. S&rame]
Schokes Söges Sb, Sulzb.] m. m. = Schramme, Kratzer,
= beschränkter Mensch. schrämmen [Saarbergm.] verb
Schopp [Sob Bischm., Sulzb., == schrammen.
Uchtelf., Sop Güd]. m. = Schra’ne [&räne Sb, Sräne
Schuppen. Sulzb.] m. = Schragen (Gestell).
Schotter [Kleinbl.] m. =— schrauben in „es Sschraubt‘
schwanzloses Huhn. [Saarbergm.] = So sagt man,
schrabe [Sb] verb. = schaben, wenn sich im Hangenden bei
kratzen. :Kompos. zusamme- starkem Drucke ein reibendes,
schrabe, z. B. ein Vermögen. knisterndes Geräusch bemerkbar
Schoppe [Sobe Sb, Sulzb.] m. macht.
= Schoppen (*/, Iltr.). Rds. „e schrankele [&rangele Sb, Sulzb.]
Schoppe Bier‘ = ein Glas Bier. verb. = schwankend gehen, von
Schor [Schgr Bischm., Sulzb.. alten Leuten und Kranken gesagt.
Gersw., Schür Sb früher, Güd.] schreke [Srege Sb, Sulzb.] in
f. = 1. [Sb, Bischm.] der Schnitt Kompos. verschrecke = er-
des Klees; 2. plur. Schoren. = schrecken; abschrecke = rasch
1. die Schwaden des geschnittenen kühlen. Adij. schreckhasig
Grases; 2. die Reihen des schon ([Sulzb.] = ängstlich.
gedörrten Grases, zu denen es schreiwe [Sb, Sreiwe Sulzb.]
zusammengerecht wird. verb. = 1. schreiben, insbes.
%)
schro — Schußbloter
unterschreiben; 2. refl. = heissen
(Schreibname). Subst. Schreiwes
n. = Geschriebenes, Schreiben,
Schulaufgabe im Schreiben.
schro [3&r9 Sb, Völkl., Güd.
Sulzb., Kr. Ottw., Uchtelf.] adj
= von Dingen und Menschen:
nicht schön, nicht gut, nicht
normal, erbärmlich, eigenartig.
Rds. „mir is et ganz Sschro‘*
[Völkl.] = mir ist eigentümlich
zu Müte; „schro gucke‘“ =
schielen. Aus Mhd. schräch.
S Scholl S. 152.
Schrode [Srode Sulzb.] plur.
Steinschlag.
schrube [Sb, Sulzb.] verb. =
den Fußboden scheuern mit
Scheuerbürste. Subst. Schruber
m. = Scheuerbürste.,
schrumbele [Sb, Srombele Sulzb.]
verb. = schrumpfen. Kompos,
verschrumbeld, z. B. Aepfel,
Kleider. Adi. schrumbelig
[auch Güd.]. Subst. Schrumbel
I == Falte, Runzel,
Schubkarre [Sb] m. = Schieb-
karre.
Schublad [Sb] f. = die Schieb-
lade. Kompos. Schubladsbuxe
Kinderbeinkleider.
schubse [Sb] verb. = stoßen.
Subst. Schubs m. = Stoß.
schuchele [Sb, sugele Kleinbl.]
verb. = rollen. Kompos.
Schuchelrädche [Gersw.] =
Kugelrädchen. S. schuggele.
schudere [Sb] in „es schudert
mich‘ = es schaudert mich.
Schuh [8 Sb, dim. Sichelche,
Sug Kleinbl., Suk Sulzb., dim.
Sigelche, Brebach] m. == der
Schuh. Rds. „dene schittschde
aa net in die Schuh‘‘; humo-
ristische Abweisung der Vor-
haltung wegen Branntweintrinkens
(Branntwein macht harte Füße).
Rds. „Pariser Schigelcher un
Kellerdäler Fiiß!‘‘ sagt man,
wenn jemand große Füße und
kleine Schuhe hat. Kompos.
Schuhnischel = Schuhnestel.
schukere [3ugere Sb, Sulzb.]
verb. = schäudern. Rds. „es
schukert mich!‘ Adj. schukerig.
Rds. „es is mir schukerig =
dasselbe.
Schul [Sb, Sulzb.] fi. — die
Schule, Kompos. Schulerbub
= Schulbube; Schulermäde,
Schulerkind [Sulzb.]
Schuldebuckel [Sb, Sulzb. --
bogel] m. = verschuldeter
Mensch.
Schul’er [Suler Sb, Sulzb.] f.
= die Schulter. Plur. Schillere
[Schellere Sulzb.] Rds. ‚Wasser
of zwei Schellere tra’n‘‘ [Sulzb.]
= zwei Herren dienen, doppel-
züngig sein.
schul’ig [Sb, Sulzb.] adi. =
schuldig. Gespräch im Laden
(beim Krämer): „Sen ich noch
etwas schuldig?‘ „Jo. es Weder-
komme*‘,
Schulwe [Sb, plur.] = Schollen.
schummle [Sb], beschummle
verb. = betrügen. 5
Schunke [Sb, Güd., Fürstenh.]
m. = Schinken. Kompos.
Viderschunke = Vorder-
schinken.
schure [Güd.] verb. =scheuern.
Schussel [Sosel, Susel Sb, äosel
Sulzb., Gersw.] m. = Tölpel.
Adi. schosselig, schusselig.
schüssel [Sisel Sb, Sesel Sulzb.]
i. = „Schüssel. Rds. „e voll
Schessel han“ == Vermögen,
Heiratsgut haben.
Schußbloter [Bischm.] =
Augenentzündung (weißer Fleck).
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Schütz — Schwein
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Schütz ; [Sits Sb, Güd., Sets
Sulzb., Uchtelf.] m. == Feldhüter.
schutze [Sb, Sulzb.] verb. =
von der Hand gehen. Rds, „Die
Arwet schutzt nit‘. Dazu :adj.
schitzig, unschitzig. Rds,
„Das is e unschitzig Arwet‘‘.
Schutt [Sb, Sulzb.] m. == 1.
Schutt. Kompos., [Sulzb].Brasche-
schutt. S. Brasche; 2. [Sb]
= Regenschauer. Rds. „Das
war e geheeriger Schutt!‘
schuttere [&udere Sulzb.] verb.
schüttern.
schuwe [Süwe Sulzb.] verb. =—
schieben. Subst. Schuwer m.
— Riegel.
schuwele [Sb, Sulzb.] verb. =
schieben, rollen (eine Kugel).
„Schuwel die Kuchel (Kugel)
amol her!‘
Schuwer [Sulzb.] m. — Schiefer.
Adi. schuwerig [St. Joh.] =
spröde, von der sich schälenden
Haut gesagt.
schwabe [Sb] verb. == über-
laufen, von Flüssigkeiten. Subst.
Schwab m. = Üüberlaufende
Welle.
schwabele [Sb] verb. =
schwankende Bewegung haben,
z. B. Brei. Adi. schwabelig.
Schwadem .[Sulzb.] m. =
Schwaden (im Backofen). Verb.
schwademe = Schwaden
machen im Backofen.
schwadudele [Sb, Kleinbl..
Auersm., Sulzb.] verb. = 1,
schmeicheln; -2. leierhaft, viel
und schnell reden. Subst. Schwa-
dudler m. = Schwätzer; Schwa-
dudel‘ fi = Schmeichlerin,
Schwätzerin; Geschwadudels
n. = Geschwätz
Schwank [Sulzb.] m. =
Schwengel, biegsamer Teil der
Pfeife,
schwänzele [Sb.] verb. =
wedeln, vom Hunde.
Schwart [Sb, Sulzb.] f. = 1.
Schwarte, 2. [Saarberg.] Fels-
stück. - Verb. verschwarte =—
verprügeln.
Schwarzzeigkämmerche [Sb
irüher] n. = Kammer zur Auf-
bewahrung schmutziger Wäsche.
Früher wurde nur alle Viertel
Jahre gewaschen. So lange
wurde die Wäsche aufbewahrt.
Der Waschvorgang war der des
„Bauchens*‘‘,; (s. d.), des Waschens
mit Seifenlauge.
Schwäß [Swes Sb, Sulzb.] m.
=— Schweiß. Kompos. [Sulzb.]
Schwäßkittel m. = Arbeits-
kittel.
schwäße [ä&wese Sulzb.] verb.
= schweifen. „Wo beschde
weder erumgeschwäßt?‘‘ Subst.
Geschwäß n. in Herrege-
schwäß n. = herumschwän-
zelnde Herren.
schwätze [Sb, Sulzb.] verb. =
I. schwatzen. Rds. „Er schwätzt
em Deiwel e Ohr ab‘; 2. sprechen.
‚Schwätz emol met em!“
schwawele [Sulzb.] verb. =
schwanken, von Brei gesagt; 2.
schwatzen. Subst. Schwaweler
— Vielschwätzer. S. schwabele.
Schwawelche [Dirm.] n. =—
Schwalbe,
schweigen [Sweie Sb, Sweile
Sulzb.] v. = 1. schweigen; 2.
zum Schweigen bringen. Kompos.
abschweije, wie letzteres; „e
Kend abschweije‘‘.
Schwein [Swin Güd., Schwein
Sb] n.. = Schwein. Kompos.
Schweinsgalopp [Gersw.] ın:
U
Schweizer — seije
= rasche Gangart. Adi. schwein-
sig [Sulzb.] = schweinemäßig
(verstärkend). „Der krit e
schweinsiger Pasion!‘““ (Pension).
Schweizer [Sb, Bischm.] m.
- 1. Der Kuhknecht, der die
Milchwirtschaft besorgt; 2. Kuh-
rufnamen [Bischm.].
Schwell [Sb, Sulzb.] f. =
Türschwelle. Rds, „em die Diir-
schwell enlaafe‘‘ = zu häufig
kommen. . Kompos. Schwelle-
hauer m. = Mann, der Stämme
zu Schwellen zuhaut.
schwelle [Sb, Sulzb.] verb. =—
schwellen. „Die Hand geschwellt
mr‘‘ [Sulzb.]. Rds, „de Ge-
schwollene spiele‘‘ == prahlen.
Subst.Schwollekop,Schwelles
== Dickkopf,
schwen [Sulzb.] adv. — ge-
schwind.
schwenke [&wenge Sb, Sulzb.]
verb. = 1. schwingen machen;
2. fortjagen; 3. ausspülen. Komp.
Schwenkbittche n. = Spül-
bütte. Subst. Schwenkong
[Sulzb.] = Ausiflucht, „Schwen-
konge mache‘‘.
Schwernots [Sb] adi. — heillos
.& schwernotser Bengel‘‘,
schwewe [Swewe Sb, Sulzb.]
verb. = schweben, [Sulzb.]
schwebend dahin eilen. Adyv.
schwewends == schwebend,
schwibe [Sulzb.] verb. =
schwippen: Rds. „ene schwibe‘‘
= einen verbläuen.
schwimme [Sb, part. ge-
schwum, &weme Sulzb.] verb. =
schwimmen. Adj. schwemm-
fißig [Sulzb.] .= plattfüßig.
Subst. Schwemm f. [Sulzb.] —
die Schwimmfähigkeit.
Schwibser [Neunk.] = .Rei-
sender.
Schwittjeh [Sb, auch Swipie]
m. = Luftikus. Dim. Schwitt-
chen [Neunk.] n. — Aufschneider.,
Schwitz [Dudw.] f. = musi-
kalischer Hinterkopf, Wohl hum.
Schwringholz [Sb früher] n.
= Schläger beim Hanfbrechen.
Schwulidäde [Sb] fi... =
Schwierigkeit.
Sech [sech bei Ottw., Oster-
tal] = Kolter, Pflugmesser,
Vergl. Sprenkel.
Sechser [Sulzb.], Rds. „der is
verruf wie e Koburier Sechser‘‘
= wie schlechte . Koburger
Münze.
sechst [Sb, Sulzb.] in Ausruf:
= „meiner sechst!‘‘ = wirklich!
Seel [Sb, Sulzb.] fi. = die
Seele. Rds. „meiner Seel!‘ —
wirklich! „jetzt hat die arem
Seel Ruh‘; „ich will ehnder
hunnert Seele versorge, wie äne
Leib‘. Kompos. Seelsack =
Lunge; Rds. „sich de Seelsack
eraus kreische‘‘; Seelegrangler
== Nörgler. .-
sein [Sb sin] verb. = sein.
Coni. Ich sin, du bischt, er is
(früher isch); mir, ihr, sie sin.
"Kleinbl.] = wir bin. S. sein.
sehn, Rds, „„siehschte, wie de
guckscht!‘ [Sulzb.] = na, also,
es geht ja, nur aufgepaßt! s. sihn.
sehr [Neunk.] adv. = schnell.
Sei f. [Sb, Sulzb.] = Sieb.
Verb. seije = sieben. Subst.
Seischissel = T.öwenzahn
(Pflanze).
seiche [Sulzb.] verb. — harnen.
Subst. Seich m. = Harn.
Kompos. Bettseicher.
seije [Sulzb.] verb. — schenken
(Amme). Seiamm == Schenk-
amme; Gesei = weibl. Brust;
auch vom Tier gesagt.
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seit — sihn
seit [Sb, Sulzb.] == seit;
„seiter gischter“ = seit gestern.
Man hört wohl noch sinter;
„sinter han ich ne. nemmeh. ge-
sihn“. S. senter und sinter.
Seit [Sb, seit Sulzb.] f. =— die
Seite. Rds. „bleib mr von der
Seit!“ = ich will nichts mehr
von dir wissen! „die scheel
Seit“ = die schlechte Seite“;
„ge kromm Seit mache“ == sich
in die Büsche schlagen.
sekedire [segedire Sulzb.] verb.
— sichern, retten. Rds, „mt
wäß sich nemmeh ze sekediere“,
selere {[Kr. Ottw. nördlich!
verb. == geifern.
Sellenstein, Name des im Dorfe
Rentrisch befindlichen, allgemein
unter dem Namen „Rentrischer
Stein“ bekannten Steines. Sellen-
stein dürfte wohl „riesiger Stein“
heißen. Das Lothringer Wtb.
verzeichnet S. 776 ein Wort
„sellich“ == sehr groß, das auf
angelsächs. sellic, sillic == mir-
abilis, stupendus = wunderbar
zurückgeht. Der Stein ist (nach
Jungk, Heimatkunde des Kreises
Saarbr., S. 52) einer der noch
immer rätselhaften Dolmen. 1354
wird er unter dem Namen “Kri-
mildespiel“ und 1573 unter dem
„Krimmelspfeil“ erwähnt. Der
Name deutet trotz der Verwechs-
lung mit der Walküre Brünhilde
auf das Vorhandensein der Nibe-
Jungensage in dieser Gegend.
Aehnliche Bezeichnungen in
theinfränk. Gebiet „Brünhilden-
bett“ auf dem Feldberg im Taunus
(1043 - erwähnt), der „Brünoldes
Stuol“ bei Dürkheim i. d. Pfalz
(1360), der „Brünhildenstein“ bei
Wiesbaden (1221). Vergl. dazu
x*
Jiriczek „Deutsche Heldensage“
1913, 100.
seller [Sb, Sulzb.] pron. =
jener. fem. selli, neutr. selles.
Der, die, das sell wird auch für
jener etc. gebraucht. Kompos
sellemols = damals,
selwert [Sb,: Sulzb.] pron. =
selbst. „Er selwert hats gesa’t“.
Sender [Dudw.] = Tuchmütze.
mit Knopf oben in der. Mitte.
Senf [Sb, senf Sulzb.] m. =
Senf. Rds. „sei Senf dazu gewe“
— seine Meinung dazu sagen,
seng [Sb, Ottw.] interj. =
Ausruf bei schneidendem Schlag.
Sensenpickel [Saarbergm.] =
Belgische Keilhaue (rivelaine).
Vergl. Marksuckler.
senter [Neunk.] praep. = Seit.
serpen [Sb] verb., in ausge-
serpt = kraftlos.
Seß [ses Sulzb] m. = Sitz
(Vorbehalt). „Die Motter hat e
Seß dren“, im Hause, das an
ihr Kind vererbt ist.
Sessel, in _Musikantesessel
[Sulzb.] m. = Sitz der Musi-
kanten im Tanzsaal.
Setzholz [Sb, Güd.] n. == zu-
gespitztes Holz zum Bearbeiten
des Bodens beim Pflanzen von
Setzlingen.
sihn [sin Sb, Sulzb.] verb. =
sehen. Rds. „Siehschde, wie de
guckscht!“ = Siehst du!
„Haschde ’ne gesihn!“ == Hast
du gesehn, wie der schlechte
Kerl es gemacht hat! „Er siht
nit un heert nit un. geht .dr Herd
nit no“ sagt man von einem ver-
träumten Menschen. „Die kläne
Leit sieht mr nit!“ sagt man,
wenn jemand vorübergeht, ohne
zu grüßen. „Haschde nit gesihn,
sollscht sihn“ sagt man zu
58
Silscheit — Sorg
jemand, den man überholt.
Kompos. versihn in Rds. „mr
versiht sich nit meh wie in de Leit!“
Silscheit [Sb, Sulzb.] n. =
Holz, an dem die Zugstränge
vefestigt werden.
Silz [St. Joh.] = Teil des
‚Gelings‘. S. d.
sin [Sb] verb. = sein. Formen
des Praes. Jnd. = Sing. 1. sin,
2. bischt, 3. is (früher isch):
1.—3. sin (mhd. 1. Plur.- sin).
Part. gewän. Rds. „es is nix, es war
schun“. „Wann de nit so wärscht.
dann wärschde eso! = Iron.
Bemerkung. „Was bischde, was
haschde, wo kummschde her?“
sind die Fragen, die .der miß-
trauische, gern für sich lebende
Altsaarbrücker („Alldahiesige“
an Zuwandernde („Hergelaafene“
richtet. „Bischde’s oder bischde’s
nit?“ sagt man in der Dämme-
rung, wenn man einem Bekannten
begegnet. Man sagt es aber
auch, wenn sich jemand plötzlich
anders gibt, als er ist.
Singstunn, Singverein etc.
[Sulzb.] = Gesangstunde etc.
sinter [Ausersm.] praep. —
seit. S. senter.
Sitters. [Sb, auch tsitters
Auersm.] = 1. eine Hautflechte;
2. viel verbreiteter Flurname für
nasses Land. 2
sitze [Sb] verb. = sitzen.
„Der Kerl sitzt 'do, wie e Ktotf
uf. der Hechel“. .
Siwebaam [bam Sulzb.] m.
— Sebenbaum (volkmedizinisch).
so [Sb, Sulzb. sö] adv. = 1.
so; dim. soche! 2. solch; „mil
so Leit gemir (geben wir) uns
net ab“. Wird dieses .so absolut
gebraucht, so‘ kann es Endung
erhalten. „mit: sone“:
Sodel [Uchtelf.] m. = dämo-
nisches Wesen des Volksaber-
glaubens. Rds. Wenn jemand
krank ist, sagt man: „Der Sodel
hat’ne bald!“ Wenn jemand sich
leichtsinnig in Gefahr begibt,
sagt er: „Ich gehe, wenn mich
auch der Sodel holt‘.
Sohl [söl Sb, Sulzb, Neunk.
solch] f. == 1. Sohle, desSchuhes.
Verb. sohle [Neunk. solche];
Kompos. versohle == durch-
prügeln. 2. [Saarbergm.]
solche [Sulzb.] verb. = in
Suhle herumtreten und wälzen.
„em Dreck erom solche wie e
Schwein“ Sollig m. = Suhle
(für Schwein); am Weldschwein-
sollig [Flurn.]
Sompe [sombe Saarbergm.] m.
= der Sumpf. ;
Sonne s. Sunn.--
Sonntag [Sunda Sb, sonda
Sulzb.] m. = der Sonntag;
„weißer Sonntag“ = Sonntag,
an dem die katholischen Kinder
zum ersten Mal zur Kommunion
gehn; „trourier (trauriger) Sonn-
tag‘‘ [Uchtelf.] == der Sonntag
vor Palmsonntag. Kompos Sunn-
daaskischt in Rds. „das kummt
in die Sunnd.‘“ == so sagt man,
wenn: etwas unachtsam auf den
Böden : geworfen wird. Adj.
sunndaas = zum Sonntag
gehörig; „mei'sundaaser Hut‘;
Rds. „Ene !an:"de Sonndaäse
hole‘ [Sulzb:T == jemänd an den
„Sonntagsen‘‘ = den Schläfen-
haaren zausen.
Sophie [söfe, sef Sulzb., soöfl.
sufi Sb] nom. propr. = Sophie.
Dim. Supheleh [Sb]
Sorersch s. Saat:
. Sorg-{[Neunk.] m. = Sorgen:
stuhl. +“ |
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spak — Spiddel
1.59
spak [Sb] adi. = zu prall
sitzend (vom Kleide).
Spakelnsprakele [Neunk.] plur.
Sommersprossen.
spal’e [Sb, Sulzb.] verb. =
spalten. Kompos. Knubespal’er
= Holzspalter auf der Grube.
S. Knube,
späne [Sbäne Sb, Sulzb.,
'Jchtelf. ent-] verb. = entwöhnen.
spanne [Sbane Sb, $bane Sulzb.]
verb. = spannen; . anspanne
etc.; abspanne == abspenstig
machen. Kompos. Spannde-
knew el== Spanne den Knebel!,
war der Spottname eines Bürgers.
Spanndeknewels Fiß, Stiwele
sind große Füße, Stiefel. In
Kleinbl. bezeichnete Sp. d. Kn.
den Steuereintreiber.
Spariemente [Sb, sparlemente
Sulzb.] plur. = Ausflüchte. Ein-
wendungen.
Sparre [Sbare Sb] m. = I
Sparren. 2. fixe Idee. Rds,
„der hat e Sparre‘““ = ist nicht
richtig im Oberstübchen; „dem
is e Sparre geretscht‘‘, Kompos.
Sparrefantel, -gickes = al-
berner Mensch,
spasele [sbäsele ‘Sb, spasele
Sulzb.] verb. = 1. sperren, mit
Holz z; B.; 2. fesseln. - >
Spat [sbat Sb] f. == der Spaten.
Spatz [allg.] m. == Sperling.
Kompos.. Dreckspatz =—
Schmutzfink; Glasspatz =
Spitzname für Glasatrbeiter.
Speck [Sb, Sulzb.] m. = der
Speck. Rads, „Dreck macht
Speck“. .Rds. [Saarbergm.] „Speck
machen‘‘ = Besatz fertig machen.
Kompos. Speckmus [Auersm.]
— Pledermaus.
Speicher [spicher Dudw. Büchel,
speicher Sb., speucher Uchtelf.]
m. = Speicher.
Speikind, Sprichwort „Spei-
ind, Gedeihkind‘ [Sb], wonach
speiende Kindchen am besten
gedeihen.
Speis [Sb, sbeis Sulzb., speus
Uchtelf.] m. = Mörtel. Kompos
Speisbub = Mörtelträger.
spendabel [Sulzb.]. adi. —
freigebig.
Spengel [Sb, Sulzb., Güd.] f,
— Stecknadel. Rds. „ebes suche
wie e Spengel‘“. Verb.spengele
—= aufspießen. Rds. „dene
spengelschde net an de Hut‘ =—
den (Abputzer) steckst du nicht
hinter den Spiegel. Subst. Speng-
ler = Klempner (früher). Rds.
„es sieht aus wie bei Spenglersch
= durcheinander.
Spennbät [Sbenbet Kr. Ottw.]
n. = Spinnengewebe. S. Scholl
144.
Speß [Kr. Ottw.] f% = 1.
Stricknadel; 2. Eßgabel. Verb.
speße = mit der Gabel in die
Speisen: fahren; Subst. Speßer
— ein im Essen Verwöhnter;
Adi. speßerig = wählerisch.
. Spicher [Bischm., . Güd.] m
S. Speicher. Kelspicher, s. d.
Spicherer Berg, ‘Rds. [Sb]
„holl alles bis an de Sp. Berg
un denne noch mit!‘ sagt man
zu einem Unersättlichen; „der
holt alles bis an de Spichererberg“
"Gersw.]
Spichte [Sb, Dudw., Uchtelf.]
plur. = Ausflüchte. Kompos.
Spichtemacher == einer, der
dummes Zeug spricht, Witzbold.
S. Spuchte.. ;
Spiddel [Neunk.] = Keil,
beim Hemdennähen.
Öw
Spiel — Sprew
Spiel [allg ] n. = Spiel. Rds.
„das is jo grad wie e gemacht
Spiel‘ = wie abgekartet. Dim
Spielche = Kartenspiel. Vom
Verb. verspiele. Rds. „ich sen
verspielt‘‘ [Sulzb.] = verraten.
verkauft.
Spott [Sb, Sulzb.] m. =
Spott. Rds. „es es jo e Spott
on € Schan’!‘‘ Verb. spöttele.
Spräb [spreb Sb, Sulzb.,
Fürstenh., Sprew Neunk., Kleinbl.,
schbräw Güd., Sbref Kr. Ottw.]
f. = der Star. Spottname der
St. Johanner. Soll daherrühren,
daß sie Sonntags in ihren
schwarzen Röcken zwischen den
Feldern wandelten wie die Stare.
S. Scholl 145.
spräte [Sbrede Sb, Sulzbach,
sprere Fechingen, Bischm.] verb.
= spreiten, insbesondere Heu,
Die Schoren (s. d.) werden „ge-
sprärt‘, dann kommen sie auf
Huffe. Subst. Sprät f. = 1.
Spreite. ‘ Rds. „Krummbiire of
die S. werfe‘“ = hinter sich
werfen; 2. Tuchspreite; 3. Bett-
spreite,
Sprekel [sbregel Kr. Ottw.] =
Hautflecken. S. Scholl 145.
Vergl. sprickelig.
sprenke [&brenge Sulzb.] verb.
= springen machen. Rds. „ene
em Dorf erom sprenke“,
Sprenkel [Sb, Sulzb,] m. —
1. Knüppel. Rds. „enem e Spr
zwische die Bään werfe“; 2
[Ostert.] das Holz zum Fest-
klemmen des Sechs (s. d.)
sprense [Sb, Sulzb.] verb. —
spritzen, „de We(g) sprense“.
Subst. Sprens f. = Brause der
Gießkanne. Sprensblech und
Sprensktug = Kegelförmiges
Blechgefäß, dessen durchlöcherte
Spitze nach unten wies und das
früher dazu diente, den Fußboden
zu besprengen, als man ihn noch
nicht Ölte, sondern mit Sand
bestreute,
Sprew s. Spräb. .
Spiikes [Sulzb.] m. = 1.
närrischer Kerl; 2. Narrheit.
Rds. „So e Spikes!‘ „Er hal
e Spiikes!‘‘ „Er hat e dommer
Haanespiikes em Kop!*“
spinne [allg.] verb. == spin-
nen. Rds. „ich han em än ge-
sponn‘®‘ = ich habe ihm einen
Klapps gegeben. Subst. Spen-
ner = Unteroffizier (Soldaten-
sprache).
Spinnekopp [Sb] m. = Besen
zum Reinigen der Zimmerdecke
von Spinngeweben.
Spinnefresser [Güd.] m. =-
magerer Mensch.
spinsele [spinsele Sb] verb. —
wenig essen. Subst. Spiinsel
li. = wenig essendes Kind. Adj.
spiinzig [Sb, Neunk.] = 1.
wählerisch; 2. winzig, zwerg-
naft.
Spis [Sulzb.] f. od, spise m.
Schwungfeder.
spitz [Sb, spets Sulzb.] adj
= spitz. Rds. „das es so spetz
mr kennt en As demit ofsteche‘‘,
As = Geschwür. Das Ady.
spitz wird in der Bedeutung
knapp verwandt; z. B. spitz
wieje. „Greif net alles so spitz!“
— Lege nicht alles auf die
Goldwage! Zu Verb. ausspitze
„ce ausgespitzter‘ = ein
Schlaumeier., “
Splisse [Sb] plur. = Spelz.
Spreu.
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sprickelig — Stadt
16
sprickelig[Sb, spreckelig Sulzb.]
adi. = buntfarbig. _ Nebenform
gesprickelt.
Spriir [Spri Sulzb., Eppelb.
sprir Sb, Scheidter Tall £t —
Spreu,
Spriiß [spris Sb] f. = Holz-
stütze. Verb. spriiße =
stützen. Kompos. Spriißhewel
= Holz zum Stützen, spez. zum
Aufhängen des Schweines.
Spring [Sb] m. == Springer,
Tänzer. In dem Kinderliede
„Muß wandern“ heißt es „Kommt
ein lustger Spring. herein“. S.
Kinderl. d. Saarbr. Landes.
spritze [Sb, spretse Sulzb.]
verb. = 1. spritzen; 2. eilig
laufen. Subst. Spritzer m. =
1. dass.; 2.. kleiner Rausch; 3.
Abstecher irgendwohin. Spritze
m. = kleiner Fleck. Die Berg-
leute haben zuweilen Pulver-
spritze (vomSchießen)imGesicht.
Spritz f. = Spritze. Rds. „deı
haapt Mann von der Spritz“ =
der Wichtigste (ironisch). Komp.
zum Grundverbum Spritzge-
backenes, wohl Gebäck mit
Zuckerguß. Rds. auf neugierige
Frage der Kinder: „Was wird
das?“ „Spritzgebackenes mit
Aermele“,
sproche [sprache Sulzb., Ottw.,
Neunk., sprechen Kleinbl.,
Auersm.] verb. = gemütlich
plaudern. Subst. Sprocher m.,
Sprochersch {f. Kompos.
Sprochmaischter. [Kr. Ottw.]
m.. = Schwätzer, Prahlhans.
sprok [sprok Sb (auch sprug)
Sulzb., spruk Kleinbl.] adj. =
spröde, leicht zerbrechlich.
Spruch [Allg.] m. = 1. Spruch;
2. Vers: 3. Redensart. Sprich
mache,kloppe=Phrasen dreschen.
Subst. Sprichklopper m.
Sprung [Sb, Sulzb.] m. = 1.
Sprung. Rds, „das sen Buwe-
spreng!‘ 2. Riß, .an Geschirr,
spruse [sprüse Sb, Sulzbach;
verb. = sträuben; so dick of-
gesprust!‘‘ Adi. spruselich =
spröde auseinanderstehend.
Spucht [Sb,Sulzb.] — Neckerei;
„se ruft als emol for e Spucht‘“‘
Rds. „Spuchte mache‘ == sich
nicht fügen wollen. Vgl. „Spichte‘‘
spule [Sbüle Sb, Sulzb:, Auersm.
verb. = 1. spulen;. Rds. „wam:
mer haschpelt, kammer nit spule‘‘‘
2. tüchtig essen.
sputze [3budse Sb, Dudw.,
Sulzb.; hier auch spoutse] verb, —
apucken. Auch der Ofen „spautzt‘‘
Hitze aus. Rds. „Der Bub iß
sei gesputzter Vater‘. = ihm
sehr ähnlich. Kompos. Sputze-
männcher mache = 1.speicheln.
von Kindern gesagt; 2. Feuer-
werk abbrennen. ‚Subst. Sputz
m. = die Spucke., a
Staat [Sb, Sulzb.] m. = 1.
Staat; 2. Putz, Pracht. Staat
mache‘ = sich schmücken:
aus dem Kompos. Staats, z. B.
„e Staatsmäde‘‘ entwickelte sich
las Adi. staatser, z. B. „€
staatser Bu.‘‘ ;
Stadt [allg.] f. = die Stadt.
Rds. „in die Stadt fahre‘ =—
nach Saarbrücken fahren; „e
Städter‘‘ = ein Stadtsaarbrücker:
aber. auch „e Städter Fribche‘
atc., Schimpfnamen; Fribche soviel
wie Spitzbube; „’s schen$t Mäde
in de zwei Städt‘ (Sb u. St. Joh.)
KXompos, „Stadtbrill‘“; „ene die
Stadtbrill hole lasse‘ == Art des
in den Aprilschickens.
52
Stahlstock — stehn
Stahlstock [Fürstenh.] m. =
Federhalter. .
Stal [stal Sb] m.? = Stoff-
muster. Dim. Stälche n. .
Stall [Saarbergm.] m. =
Raum zum Auswechseln der
Nagen in den Abbauen.
Stallschlappe [Sb] plur. =
die langen Klauen der Stall-
kühe.‘ Auch von lästigen Fliegen
sagt man: „Se han St. an‘.
stampe [Sdambe Sb, Sulzb..
verb. = stampfen. Subst. Stam-
Des [Güd. Stombes] m. = Kar
toffelbrei; Grombiirestombes
Stän [Sden Sb, Sulzb.] m. =
Stein. Sprichwort: „Zwei harte
Stän mahle selte rän‘, wenn
zwei Dickköpfe zusammengeraten.
besonders in der Ehe. Kompos.
Stämetz = Steinmetz.
Stand [Uchtelf.] m. = dass.
Rds. „em andre Stand‘ = in
der Schwangerschaft.
Standa! [sdandäl Sulzb.] m. —
Skandal.
Stang [Sb] in Rds, „hohe
Stange un nix druf ze hänge“
= zur Kennzeichnung von
Menschen, die hoch hinaus-
wollen, aber keine Mittel dazu
haben. Kompos. Fahnestange
[Saarbergm.] = bis zu 2! m
hohe Bänke, hauptsächlich beim
Ausbau verwandt,
Starr [Sulzb.] = Starrblick;
„er hat als äne Starr eriwer
gelu’t‘.
Stauche [Sb] plur. m. == Puls-
wärmer; der Sing. auch = Muff.
staudig [Neunk.] adv, in Rds.
„Advokateschniß, die staudig
plädiert‘‘. Wohl gleich gewandt.
Vergl. Lothr. Wb. 493 „‚staudech‘‘
== Jaunenhaft. halb närrisch.
stawe [Sdaäwe Sulzb.] verb.
— stäuben.
stäwe [Sb, Sulzb. st&w&] verb.
= 1. stäupen; „ich han’ne ge-
stäpt‘“ = ich habe ihn ausge-
schimpft, ihm die Wege gewiesen.
steche [allg.] verb. = 1.
stechen; 2. einzelne Kegel treffen.
Kompos. Ferkelstecher m.
= Winkeladvokat; Schoppe-
stecher m. = einer, der gern
trinkt; Auestecher(t) m. =
Libellenart. Subst. Stich in
Rds „mr hat noch ke Stich
gesihn‘ == nichts gesehn. Adi.
stichedunkel == sehr dunkel.
stecke [Sdege Sb, stege Sulzb.
part. gestock.] verb. == stecken.
Rds. „das steckt mr in der Nas‘;
„mr steckt nix of debei‘ =
man verdient nichts dabei; ‚ich
hann’s em gesteckt (gestock)‘‘ =—
ich habe ihm die Meinung ge-
sagt, aber auch: ich habe es
ihm heimlich mitgeteilt; „dofor
is mir gesteckt‘ = da ist mir
ein Riegel vorgeschoben worden,
Kompos. anstecke = 1. an-
zünden, Ofen, Feuer; 2. an-
zapfen, ein Faß. Subst. Stecke
= Stock. „Steck dr e Stecke
in’s Kreiz!‘“ sagt man zu jemand,
der sich nicht gerade hält: „steck
dr e Stecke dezu!‘“ sagt man zu
jemand, der sich nicht in eine
unangenehme Lage hineinfinden
kann. Kompos. Bohnestecke
bl. == Bohnenstangen,
Steer [Bischm.] m. = 1 Raum-
meter Holz.
stehn. [&de&n Sb, 3ten Sulzb.]
verb. = stehn. Rds. „Nä, alles
was geht un Steht!‘ nicht über-
treiben! Kompos, ofstehn;
Rds. „vor dem stehn ich net‘ of!‘
— ich respektiere ihn nicht:
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steif — stilpe
vorstehn; Rds. „der kann sich
net vorstehn‘‘ = der kann sich
nicht beherrschen; zustehn —
I. zukommen; 2. dicht stehn;
„doesalles zugeston mitMensche‘‘
S. Stand. .
steif [Sb, steif Sulzb.] adj. —
steif; „steifer Brei!‘‘ Dient auch
zur Bezeichnung der Orthodoxie,
„der es steif!‘‘ Kompos. Steif-
schächter m. = unbeholifener
Mensch, eigentlich einer, der das
Schächten (jüd. Schlachten) un-
beholfen vollzieht. Subst. Steif
f. — Wäschestärke [Kr. Ottw.]
S. Scholl 146.
stelle [Sb, Sulzb.] verb. =
stellen. Rds. „sich ens Platz
stelle‘ = sich in die Lage ver-
setzen; „ich stell mich jo net
zu denne‘ = ich messe mich
nicht mit ihnen. Kompos. dran-
stelle, sich = sich anstellen;
sich hin’erstelle = sich im
Hinterhalt stellen. Subst. Gestell;
„e Gestell vome AMensch!‘‘
Kompos. Kopgestell == Kopf-
zaumzeug des Pferdes, Ofstelle1ı
plur. = die oberen, schwächeren
Seitendielen am Wagen; Stell-
breit n. = Brett zum Teilen
der Wagenladung.
Steltze [Sb] plur. = Steltzen.
Rds. „ich wer’em die Steltzen
beschla’n‘‘ = ich werde seinen
Uebermut dämpfen.
stenze [&dense Sb, Sulzbach]
verb. = stibitzen.
steperlich [Sdeberlich Kr. Ottw:]
adv. = plötzlich. S. Scholl 148.
stets, in Rds. „stets on stän’ig“
[Sulzb.] = immerfort.
Stich [allg.] m. = 1. wie
hochd.; 2. [St. Joh., Raßw.] =
Lunge und Leber beim Schlacht-
tier: 3. der zur Höhe ‘hinauf-
(57
gehende Weg; insbes. . Stück
Land; 3%, Stich = St. von
3/, Morgen. 4. Stiche [Saar-
bergm.] = Schlechten; Stich:
grawe = Wiesengräbchen. 5.
steche. }
Stick [Sb, steck Sulzb.] n. —
Stück. Rds, „an änem Stick“
-— immerfort. Uebertr. „e, Stick“
=— eine Zeitlang. Dim, Stickel
che = 1. Stückchen; 2. Anek
dote; Lompestickelche == Schel-
menstück.
sticke [Sdige Sb, Sulzb., sticke
Neunk.] verb. = 1. Sticken,
2. pflastern. Stickerer m. =
Pflasterer. 3. mischen, die
Karten; 4. gerade aus schnell
auf etwas hineilen, stürzen.
Kompos. versticke == ersticken.
Stickwettere = pl. schlechte
Wetter in Gruben. Abl. stickse
= stickig sein. Adi. sticksig
= den Atem benehmend, .ver-
dorben, spec. vom Mehl gesagt.
Stickel [Sb, Sulzb., Altenk.-
Neud., Uchtelf.] m. == 1. kurzes
Stück Holz, Stuhlbein etc.; 2. un-
geschickter Mensch.
Stiel, in Rds. „er bringt ke
Hack on ke Stiel dran‘‘ [Sulzb.]
— er ist ungeschickt. .
Stier [Sulzb.] m. == Stier.
Verb. stiere = begatten; „Die
Kuh hat gestiert‘“. Adi. stierig
= nach dem Stier verlangend:
‚die Kuh es stierig‘.
Stikori [Uchtelf.] m. = Kaffee:
essenz. Wohl aus Cigorie ent-
standen.
stillings [Sb] adv. = Still.
sachte. ;
stilpe [Sdilbe Fürstenh.] verb.
= stülpen, ein Brachfeld um-
pflügen. S. Plug.
.D4
Stimm — Stoffel
Stimm, in Rds. „e Stemm wie
e Nätzfadem‘ {[Sulzb.] = dün-
1es Stimmchen, S. Nätz.
stimme [Sb, Sulzb.] verb. =
stimmen. „Es stimmt!‘ = es
ist richtig.“ Iron.. „Es stimmt
wie e behmisch Orjel‘“ (die im-
mer verstimmt ist), „Na, wie
stimmts dann als noch bei der?“
Frage nach Ergehen.
Stimmel [Sb ifirüher] m. =
Rest. Dim. Stimmelche [St.
loh.], z. B. e St. Mehl.
stimpe |Sdimbe Sb| verb. =
zurz schneiden; „die Hor stimpe*‘.
Stingelstock [Sb], in einem
Kinderliede heißt es:
Klopp, klopp, Stingelstock,
Wiewiel Herner streckt der Bock?
St. aus Klingelstock verderbt.
S. dar. Z. f. d. Volksk. und
Kinderlieder 88.
Stinkert [Bischm , Sulzbach,
Uchtelf.] m. = 1. Stinker;
2, Iltis; 3. Schimpfname für
Jude,
Stipp [Sb, Neunk.] == 1. in
Rds. „uf dr Stipp‘“ == sofort;
2. Hund mit gestutztem Schwanz,
stippe [Sdibe Sb, Sulzb., Sdeibe
Kr, ÖOttw.] verb. == stützen.
Subst, Stipp, Steip = Stütze;
Rds. „ke Stipp un ke Stab
sihn‘“ == nichts sehen.
stippele {[Sulzb.] verb. =
Sstoppeln, stopen, hetzen. Stolz
zesammestippele = zu-
sammensuchen; „er hat an em
gestippelt = ihn verhetzt; ebenso
‚ofstippele jem.“
stirze [Ostert.] Stirzglas
(Gersw.] n. = Glas, unter das
Statuen gestellt werden.
Stiwe [sdiwe Sb, Güd., Sulz-
bach] ‘pl. f. = Launen. Rds,
die Stiwe ha’n‘‘ — gerade Lust
zu etwas haben. Daher Stiwe-
schaffer m. (-schaffersch f.)
= einer, den von Zeit zu Zeit
die Arbeitswut packt; ähnlich
Stiweesser; überh. Stiwenarr
= Ilauniger Mensch; Stiwe-
risser = einer, der nicht immer
arbeitet. Der Sing. zu St. ist
wohl noch in dem Ausdruck
Memestib, „das Kind hat die
M.‘“, erhalten == das Kind ver-
langt nach der Mutterbrust, Ad.
stiwig, adv, stiweweis.
‚stiwere[Sb,Sulzb.,Gersw.]verb.
= jemand herunterputzen, hinaus-
stöbern, fortiagen. Subst, Stiwer
Gestöber (Regen, Schnee).
stoppele [Sb, Sulzb.] verb. ==
in Kompos. zesammestoppele =—
notdürftig zusammenbringen ;
„Krummbiire stoppele‘““ = nach
der Ernte Kartoffeln lesen, von-
seiten armer Leute.
stochele [Sb, Sulzb.] verb. =—
stochern, insbesondere das Feuer.
Komp. Stocheleise lauch
Uchtelf.].
Stock [Sb, Sulzb., Wahlschied,
Wellesw.] m. = Stock; „stehn
wie € Stock‘ = steif und un-
beholfen. Kompos. Schreib-
stock=— Federhalter; Strick-
stock = Nadel zum Stricken:
Stockwies = trockene Wiesen-
‘'äche; Stockfink [Neunk.] =
Yänfling; Stockborre [Kreis
Iitw.]= Röhrenbrunnen: Stock-
haue [Saarbergm.] == Breithaue,
Die Silbe stock dient zur Ver-
stärkung: stockdunkel, stock-
fremd, stockdaab. S. Scholl
147.-
Stoffel [Sb, Sulzb.] m. =
Stoffel, Tölpel. Verb. erum-
stoffele; Adi. stoffelig; Subst.
Stoffeligkät
I
1
\
A.
n
1s
Stoll- — Strawutz
165
Stoll-, Stolzfuß [Sulzb.] m. =
Stollfuß der Pferde. Stollfuß-
bän [Gersw.] = hölzernes Bein,
stolz [allg.] adi. = 1. stolz;
2. adv. aufgerichtet; „e Kischt
stolz stelle‘‘; 3. Rds. „der is
heit stolz“ [Fürstenh.] == der
;st heute Pate.
Stope [Sdobe Sb, Sulzb.] m.
= Korkpfropfen. Kompos. Eiter-
stope m. == verhärteter Eiter.
Adi. stobevoll = ganz voll.
stoppele [Sb früher] verb. =
die im Felde zurückgebliebenen
Kartoffeln auflesen. Vergl.stippele.
Storax ([sdöraks Sb früher,
Sulzb.] m. = ungeschlachter.
unbeholfener Mensch.
Storre [Sb, Sulzb., Neunk.,
Gersw., Güd.] m. == Stütze-von
Dielen und Leitern an einem
Wagen. Wa’nsstorre. Adi.
storrig = 1. hart; 2. starr-
köpfig.
Stoß [ohne Ortsang.] m. =—
1. Stoß: 2. steifer Hut. Dim.
Steeßie. ;
Stößer [ädceser Sulzb.] m. —
1. Stößer, Kartoffelstößer etc. :
2. Habicht.
strack [Sb, Sulzb.] adi. == 1.
strack; 2. vom Charakter, starr-
köpfig. Subst. Strackkop;
Adi. strackkopig, davon
Strackkopigkät.
Strähl [sdrel Sulzb., Kleinbl.]
m. u. £. — Kamm. Verb. strähle
Tauch Güd.] = kämmen. *
Sträme [sträme Sulzb:, auch
ströme| m. = Feldstreifen: s.
strämig.
strämig [Güd.] adl. = streifig.
strämme [Sb] verb. = zu eng
schließen (Kleid).
Strampel [5drambelSb,&drambel
Sulzb.. Sdrembel Rentrisch] m.
== Bein von Tier oder Kind.
Fröschestrampele.
Strang [Sb, strank Güd., strank
Sulzb.] m. == 1. der Strang;
Rds. „jeder hat sei Str. ze ziehe‘‘;
„wann jeder sei Str. zieht, dann
geht's = 1. jeder hat Pflichten;
2. wenn jeder seine Pflicht tut,
dann geht's; „Strang ha’n vor
‚jemand == Respekt haben vor
jemand; 3. [Güd.] = langes
Feld. Kompos. Spitzstrang
= sich zuspitzendes Seil. Abl.
Strängel wie Strang = ein
Wollmaß.. Kompos. Bän’strank
[Güd.] m. = Seil zum Binden
des Heuwagens.
stratze [Sulzb.] verb. = Durch-
jall haben; auch das Misten
eines Habichts z. B. Subst.
Stratz f. = Durchfall.
Straß [strös Sb] in der Rds
„cs gebt e Stroß‘“. So sagt man.
wenn jemand Speise verschüttet
Strauß [Sb] m. = Strauß.
Beim Schluß der Kartoffelerntc
brachten die Arbeiterinnen der
Frau des Hauses ein mit Bändern
geschmücktes Birken- od. Tannen-
däumchen. Dieses hieß „der
Strauß‘. Die Arbeiterinnen er-
1ielten an diesem Tage besseres
Zssen. Später erhielt jede einen
Korb Kartoffeln.
straue [stroue Sulzb., straue
Sb] verb. == streuen, Subst.
Strau f. und Straues n. = die
Streu.
strawele [Uchtelf., Kleinbl.]
verb. = strampeln. Auch über-
tragen von Sorge und Mühe;
„der hat ze strawele‘, Subst.
Straweler [Sulzb.] m. = Spitz-
name für Wiedertäufer (Sekte).
Strawutz [Sulzb.T m. u. f. —
Streit.
‚56
strecke — Strump
strecke [Sdrege Sb, Sulzb.]
verb. = 1. strecken; 2. sich
erstrecken; ‚,die Sticker strecke
of de We’(g)“; 3. refl. =
wachsen; „er hat sich gestreckt‘‘;
aber auch == sterben, „er hat
sich gestreckt‘,
streichen [allg.] verb. = 1.
streichen; 2. [Neunk.] = melken.
Striche m. plur. Euterzitzen der
Kuh, Ziege,
Stremmes [Kleinbl.] = wohl-
genährter Mensch.
Strenge] [Sulzb.] m. — Katharral,
”ferdekrankheit.
strenze [Sulzb.] verb. = sich
1erumtreiben. Subst. Strenzer m
Stripp s. strippe,
strippe [Sdribe Sb, Sulzb
strebe] verb. = 1. streifen
Kompos. abstrippe, z. B. die Haut
2. refl. = sich umziehen; 3
stehlen, klauen. Davon Subst
Stripper m., Strippersch f.
4. Schlag versetzen; „ich han’ır
en gestrippt.‘“ Abl. Stripp f
— 1. Krümmung in der Furche
2. [Güd.] = die vom Pflug
überglittene, nicht erfaßte Acker-
krume, Strippsel = 1. Haar-
strähne; 2. [Dudw.] junges, etwas
ausgelassenes Mädchen,
Strippsel s. strippe.
Striche s. streiche.
Strickes [Sb] n. = das Strick-
zeug.
striddelig [Gersw.] adi. =
empfindlich.
strief [Sulzb., Neunk.] adj.
= streng, „e striefer Mann‘‘,
Striife [Sb] m. == Streifen.
Verb. strifele = streifen: ab-
strifele,
Strikse [Sulzb.] plur.=Streiche;
„Str. krie’n‘. in der Schule.
stritze [Stretse Sulzb.] verb. =
spritzen. Stritzbichs f. =
Spritze, wie sie die Knaben zum
Spielen haben. Stritzge-
backenes = Teiggebäck, in
siedendem Fett hergestellt. 5.
spritze. Subst. Stretz = Spritze.
Strohpatt [Sb] m. = Pate,
der keine „Zuckerklicker‘ (Zucker-
steine) verteilt. An den Kind-
taufen ist (war) es Sitte, daß
die Paten an die Kinder Zucker-
steine verteilten. Einem solchen,
der es nicht tat, riefen die Kinder
zu: „Strohpatt!‘“ Hierher gehört
das Kinderlied:
„Strohpatt,
Hat nix em Sack
Als e bißche Schnupptawak!‘
(S. Kinderl. 28)
Strolles [Sb, Sulzb.] m. =—
allg. wurstartiges Gebilde; 2.
kleiner, dicker Kerl: 3. Roll-
tabak.
Strome [Kr. Ottw. Sdröme]
plur. = Streifen. S. Sträme.
S. Scholl 148.
Stronzel [Sulzb.] f. = Schimp(f-
wort für altes. Weib.
Strosse [Saarbergm.] — Liegen-
des, das aufgeschossen werden
muß.
strudele [Sb, Sulzb.] verb. ==
unordentlich arbeiten. Strudeler
m., Strudel f., strudelig.
Strudelpeter,
Strump [Sb, stromb Sulzb.]
m. = Strumpf. Rds, „e Paar
Str., do fange 100 Katze ke
Meis drin‘ =zerrissene Strümpfe;
„gell, du hascht 2 Paar Strimp
an?‘ sagt man zu jemand, der
nicht hört. Kompos. Stromp-
kapp = gestrickte Zipfelmütze.
1
n
2
N
'r
Struppe — Sturm
6
Strumpbendel m. == Strumpf-
band. Adi. strempig = mit
Strümpfen bekleidet,
Struppe [Sb] plur. = 1. kurze
Haare. „Struppkop‘‘. 2. Strippen
am Stiefel.
Struppse [Sulzb.] == Büsche,
Haar, Gras.
struppiert [Sb] part: = hart
mitgenommen.
struse [sdrüse Sb] verb. =
umherschweifen. Subst. Strusel
f. — Wildfang. Adj. struselig
= ausgelassen, unordentlich.
Struß 1 [Sb, Sulzb., Güd.] f.
— Kehle. Verb. strusse —
einem die Kehle zudrücken, über-
haupt „es ihm geben“. Ein
znges Kleid „strusst“ auch.
Struß II [Saarbergm.] f. =—
Strosse; „e Str. nohaue“: bei
niedrigen Flötzen im Liegenden,
damit ein Wagen fahren kann.
struwe [strüwe Sb, Sulzb.]
verb. refl. == sich sträuben.
Rds.‘ „er strubt sich, wie € Katz,
wo in de Sack soll“.
Struwel [Sb, Sulzb., Maybach]
m. — Wirrwarr; 2. Streit; 3.
wirres Haar; 4. zerriebene, ge-
bratene Kartoffeln. Kompos.
Struwelkop = Mensch mit
wirtem Haar; Struwelpeter.
Adi. struwelig == mit wirrem
Haar. Subst. Struwatz m. —
Mädchen mit wirrem Haar, allg.
wildes Mädchen.
Stubes s. Stult,
Stuf [stüf Saarbergm.] f. =—
Dflanzenabdruck auf Gestein.
Stuft [Sb, Sulzb., Güd., stuf
Dudw.] m. = Stoff. Hierher
wohl Stubes [Sulzb.] == Geld;
„do es Stubes‘; „do es ke
Stubes meh drin‘ == das ist
nicht der gute Stoff.
Stuhl in Rds. „nit ze Stuhl
kumme‘ [Sb] == nicht fertig
werden vor Eifer.
Stülpche [Sb früher] n. =—
Käppchen ohne Schirm, meist
mit aufgestülptem Rand. S. stilpe.
Stummbiinche [Sb] n. = jem.,
der infolge Heiserkeit nicht
sprechen kann.
stump [Sb, stomp Sulzb.] adj.
= stumpf. Kompos. stompe-
voll = ganz voll; stompesat!
= ganz satt.
Stumpe [Sdumbe Sb, Güd.,
sdombe Sulzb., Uchtelf.] m. —
1. der Stumpf; 2. kleiner Mensch;
3. kurzer Rock; 4. irdene Pfeife ;
5. kurzes Feld; 6. und Dim,
Stimpche, Rest eines Stoffes in
ajnem Sacke, z. B. „e Stimnpche
Mehl“.
stümpe [$dimbe Sb, stembe
Sulzb.] verb. = kurz schneiden.
stupe [Sdube Sb, Güd., Sulzb.]
verb. — stoßen. Rds. „Es hat
gestupt“ [Saarbergm.] — Der
Schuß hat besonders gut gewirkt.
Adi. stuppig = Klein von
Wuchs. Stuppert [Raßw.] —
Stößer; Stupperden [Neunk:]
lur. — Klöße; stubele =—
zosend stoßen, z. B. ein Kind
im Bett zurecht „stubele“, daß
es bequem liegt; das Kissen Zu
recht „stubele“.
stupse [Sdubse Sb, Sulzb.]
verb. = stoßen. Stubs m. =—
Stoß; stupesig = klein, unter-
setz von Gestalt.
sturjele [Sb] verb. = unbe-
holfen, aber schnell gehen.
Sturm [Sb, storm Sulzb.] m.
— Sturm. Rds. „es es schon €
guter St. her“ = eine Zeitlang.
Verb. stirme = mit der Feuer-
glocke läuten; „es stirmt!“
DS
Sturtze — surre
Sturtze [Sb, Fürstenh., stortse
Sulzb., Raßw.] m. = 1. Strunk
Stoppel; 2. [Raßw.] plur. =
Kartoffelklöße. Kompos. Baam-
sturtse; Kehlsturtse = Kohl:
stränke.
stutze [Sb] verb. refl. = sich
stoßen. „Stutz Hämmelche!“ —
Kinderspiel für kleine Kinder,
wobei der Erwachsene seinen
eigenen Kopf mit dem des Kin-
des leicht zusammenstößt. S
dutzen. .
Sturz [Sb] m. == 1. Sturz,
Dim. Stirzje. Ein Stirzje machi
besonders der Papierdrache der
Jungen, wenn er aus der Lufi
stürzt. 2. das Umackern des
Feldes im Herbste: auch verb
stirze. .
Sud [süd Fürstenh., Uchtelf.]
1, = Soda,
sudele [sudele Sb] verb. =
sudeln. Kompos, Sudelkäth
— Kind, das sich beim Essen
besudelt; Sudelbier == Tröpfel-
hier.
werden. Rds, „Wann’s nite
wintert, sommerts aa nit“.
Sünd, in Rds. „es es Send
on Schand!“ [Sulzb.] = es ist
sehr bedauerlich, z. B., daß etwas
zugrunde gegangen ist.
Sunn [sun Sb, son Sulzb.] f.
= die Sonne. Rds, „Die Sunn
geht rot uf‘ [Güd.] = es gibt
Regen oder Wind; „die Sunn
geht rot schlofe‘“ = es gibt
schönes Wetter; „so klar wie
die Sonn!‘ „Geh mr aus dr
Sunn!‘** = Geh mir aus dem
Licht! „Die Sunn brennt Blodere‘‘
's. d.) [Güd.] = brennt heiß
Blasen). Kompos, Sunne-
fuchtche (scherzhaft) und
Sunneparabelche = Sonnen-
schirm. Letztere Bildung aus
Sunn und Paräplee = (franz
parapluie.
Supp [sub Sb, sob Sulzb.] f.
die Suppe. Sprichw. „Wer sich
e Supp inbrockt, muß se aa aus-
esse“, Kompos. Erbsesupp
etc.; Riwelsupp == Ribeln-
suppe: KFranzosesupp =
Gemüsesuppe; übertragen: Grum-
melsupp krie'nn == Schelie be-
kommen; Brennsupp krien =
Prügel beziehen. Suppedudel,
‚duschler = Topfgucker; Sup-
peschwob == einer, der gern
Suppe ißt; Suppestiel in Rds.
„SO vun 100 Suppestiele her
verwandt sin‘ == weit verwandt
sein. Volksetymologische An-
lehnung in sobeklug m. =
superkluger; ‚ Sobephosphat
Superphosphat.
Surmus [sürmüs Fürstenh..
Güd.] n. = Sauerkraut.
surre [Güd.] verb. = sich
schnell vorwärts bewegen.
sukele [sugele Sb, Güd., Dudw.]
verb. = saugen. Rds. „ene
aussukele“ = ausnützen. Vergl
Marksukler.
Sulwer [sulber, solber, Sulzb.,
sulwer Sb, Güd.] m. = Salz-
lake, Pökelbrühe. Rds, „Fleisch
in de Sulwer leje“; „er leit im
Solber“ = er liegt betrunken
oder im Katzenjammer zu Bett.
Kompos. Sulwerfleisch. Verb,
sulwere, insulwere.
Summer [sumer Sb, someı
Sulzb.] m. == der Sommer.
Kompos. Sommerschzeit;
Sommersprekele [Sulzb.] =
Sommersprossen. Verb. som-
mere€ = recht sommerlich
ltr
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st
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117
IS
Fr
SUSE -
suse [süse Sb; Sulzb.] verb.
=— sausen; z. B. das Wasser.
Abl. Sus m. = Braus, eiliger
Lauf. Kompos. Susmick =:
Brummfliege.
sußelich [susclich Sb] adi. =
widerlich süß.
Täbe [t&be] = alberner Mensch.
Vergl. Tobert. ©
Tädee [t&d&] n. == ungeschicktes
Mädchen; „o du Tädee'“
Tadepann |tädepan KRentrich]
=— große Pfanne; Taadekuche
wird in dieser gebacken. 5. Taart.
Tag [däch Sb, plur. dä, dä(ch)
Sulzb.] m. = der Tag. Im
Gruße wird noch „Gun Dach!“
also kurzes a gesprochen. Zuss,
Lebdaa in der Rds. „mei Leb
daa!“ == meine Lebenszeit; „das
hann ich mei Lebda’ noch nit
geheert!“ Herredaa (plur.) in
Rds. „ich han Herreda’ gehat“
= ich hatte gute Tage, wie ein
Herr; Da’löhner; „papierne
Da’löhner“ heißen im Volks-
munde alle Schreiber.
Taler [däler Sb, Sulzb.] m. =
der Taler. Kinderspiel „Da,
haschde ec Taler“. S. Kinder-
lieder des Saarbr. Landes. Rds,.
„for dausend Taler nix sihn“
= um ‘keinen Preis etwas sehn
(weil nichts da ist). .
Tänsch [Ottweiler] = Wasser-
durchlaß in einem Weiherdamm.
Tänscher, Tancher [Neunk.]
- einer, der langsam spricht.
tanze [danse Sb] verb. =
tanzen. Adi. äppeldänsig
[Kleinbl.1 = ungeduldig.
Te.
166
suttere [sutere Sb] verb. =
1. sickern; 2. nachkochen. Der
Braten wird auf den Ofen zur
Seite gestellt, dal er „suttert‘”
Swatter [Kleinbl.1 m. == Mib-
gestalt.
T
tappe [tabe Sb, Sulzb.] verb.
= plump auftreten. Davon Tappe
m. = Fußspur. Rds. „Er hat
e große Tappe in der Stadt‘ =
Er gilt viel. Tappes = unge:
schickter Mensch; Goutappes
= Spitzname für Leute aus dem
„Gau (Gegend Ormershein —
Ommersheim). Zutappetäppere
— das Tappen des Kindes
Davon Tappermätzije = Kose:
wort für ein Kind, das Geh
versuche macht,
Tarass [tärass] f. == Terasse.
Taratsch [Dirmingen] .f. =
cine aus Weidenrinde zusammen-
gerollte Trompete. S. Huppe.
Taart [Sb]f. = Torte. S. Tade
pann.
Taube [düb Kleinbl., Bischm.,
düw Güd., daub Sb] f. = Taube.
Dim. Diibche = weibl. Taube
[Bischm.]. Deibcher = weiße
Bohnen beim Bohnenspiel. 5S.
Kinderlieder 64. Abl. Dubert m.
— Täuberich, auch Dubberich.
tausend [dausend Sb, dausig
Kleinbl.] Zahlwort = tausend.
Rds. „Zum dicke Dausend!“
— Ausdruck des Aergers ic.
tebele [tebele Sb] verb. — an
etwas herumtasten.
Teil [del Sb, Sulzb.] n. =
der Teil. Rds. „Jedem sei Däl,
on do kri’t der Deiwel nix!“ —
Tempo -— Trallie
Wo’s gerecht zugeht, hat der
Böse das Nachsehn; „met en’s
Däl gehn“ = bei Erbschaften
seinen Anteil bekommen.
Tempo [tembö Sb, t&nmbg Sulzb.‘
n. = Tempo. Rds. „em Tempc
bleiwe“ = in der ‚gewohnten
Beschäftigung bleiben. Insbes
ist Tempo die taktmäßige Be
vegung beim Schwimmen,
Tennetadee [tenetäde Sb, tene
Dudw.] n. == Kinderspiel, bei
dem ein zweiseitig zugespitztes
Holz mit einem Stock geschlager
wird. S. Kinderlieder 78 und
Anm. 10. Aus franz. tenez, tätez
Tenne {denn Kr. Ottweiler
Hasborn - Dautweiler] m. = 1.
Tenne [Kr. Ottw.]; 2. der schmale
Hausgang [Hasborn-Dautweiler].
Kompos. Tenneres [denneres
Uchtelf.] = Körner und Aehren,
die in die Tenne fallen, wenn
die Garben auf’s Gerescht (s. d.)
gezogen werden. [In Kleinbl
denneries].
terme [Kr. Ottw.] verb. =
zufällig eine richtige Vermutung
hegen. S. Scholl 151.
Tertes [Neunk.] = 1. Tuch-
art; 2. Kartoffeln und Sauerkraut
vermengt,
teuer [deier Sb] adj. — teuer,
Rds, „du bischt geschenkt ze
deier!“ = du taugst gar nichts.
Tid s, Titz.
Tinte [tinde Sb,. dende Sulzb.]
m. = die Tinte. Kompos. Tinte-
placke = Tintenfleck.
tippe [tibe Sb, Sulzb.] verb.
tupfen. Rds. „do es nemmeh
ze tibe dran“ == so ist’s und
bleibt’s; „an dene derfschde nil
tippe“ = an den reichst du
nicht heran. Hiervon wohl Adi
tipelig= peinlich genau. S. Tupe.
tirangele [tirangele, tirengle
Sulzb., diringle Sb] verb. =
plagen. Subst. das Getirängels.
Wohl zu tyrannisieren.
Titz [tits, tite und dite Sb,
tid Fürstenh.] f. = weibliche
Brust, Muttermilch,
tobe [t9be Sb] verb. == durch
Zufall etwas erreichen; „er hat’s
getobt“.
Tobert [töbert Sb] m. = un-
geschickter Mensch.
tobig [tabig Sb] adi. unge-
schickt.
Tofel [tdfel Güd.] f. == Flurbez.
für ebenes Ackerland.
tokele [tökele Sb] verb. —
lallen (erstes Sprechen der Kinder)
S. kodere.
Top ([{töb Sb, plur. töwe,
Fürstenh.] f. = Pfote; „was
hann ich Towe!“ = was für
Hände! Dim, Teebche; „geb
mr e Teebche!“ zu Hund gesagt.
Kompos. Haseteebche n. —
Hasenklee.
Torschte [tarschde Güd.] =
der dicke Teil am Kappuskopf.
an dem die Blätter sitzen.
totele [Auersm.,Uchtelf.,Neunk.,
tudele Gersw., Altenk.-Neuw.?
verb. == stottern. Subst. Totler.
Tudler.
Totsch [tötsch Sb, Güd., Dudw.]
f. = 1, Hand, mehr‘ scherzhalft
„mei Totsche!“; 2. ungeschickte
Frau. Kompos. Linksdotsch
= Linkshänder.
toweldig [taweldig Sb] adj
= lauwarm. Zuloweldig. S.dass.
traktiere [trakdire Sb, Güd.]
verb. = 1. mißhandeln; 2. auf-
warten, z. B. mit Bier und
Zigarren. .
Trallie [tralie Sb, tral Sulzb.,
pl. iralier] plur. = eiserne
‚gle
Als.
Sb,
che
rch
at’s
1N-
TE-
167.
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WW. ]
aft
;kte
sch
adi
ass.
äd.]
auf-
und
;b.,
{Ne
Tramolt — trillere
br
Gitter. Verb. vertrale =
mit Eisenstäben versehen; franz.
treille.
Tramolt [Sulzb.] masc. —
Tumult. .
trampele [drambele Sb] verb,
= trampeln, mit den Füßen
aufstapfen. Drambel m. in Rds.
„em. de Drambel (Housdrambel)
mache‘ == die niederen Ar-
beiten im Hause verrichten, bes.
auch die Gänge machen. Kompos.
Drampelticr = Dromedar.
Träne [Sulzb. trene] m. =
die Träne. „Do hat äner Träne
de annere geja’(g)t“.
trasse [St. Joh. früher] verb,
— wohl “mit Zement bedecken“.
der Speicherboden ist „getrasst“.
trattern [Kleinbl.] verb. =
knattern.
tratsche [Sb, Sulzb.] verb. =
schwerfällig treten; „er kummt
vun owen erunner getratscht“ ;
„äm de Dreck tratsche“ = einem
die niedere Arbeit verrichten.
Subst. Tratsche m. in Rds. „et
macht iwerall de Tratsche‘“ =
jem. ist genug, um Arbeit zu
verrichten, die andere nicht tun
mögen, oder etwas weiter zu
sagen, was andere nicht weiter
sagen mögen; Tratsch f. =
Schimpfwort für plumpes, nach-
lässiges Weib; Tratsche plur.
= Fußabdrücke; „mach doch
ke so Tratsche in die Stub!“
Traudermus [Kleinbl.] n. —
Eiermus.
Trauerlappe ISb] m. == Jam-
mergestalt.
Trauerzug [Saarbergm.] m. =
Nachtschicht.
Trauwel [Druwel Güd., Kleinbl
drouwel Sulzb,, drauwel und
druwel Fürstenh.. drauwel Sb]
f. = Traube. Kompos. Hous-
trouwel; Gehannstrauw el —
Johannisbeere; Trauwehängel
m. = die Traubendolde.
treiben ([treiwe Sb, treiwe
Sulzb.] verb. = treiben. „Treiwes
net se bontig!“ Rds. [mehr
saarbergm.] = „ich treiwes Sc
weit, wie’s Gestäng leit“ = den
Prozess, so weit er geht. Subst.
Triiwer m. = Treiber; Trieb
m. = Trieb, auch Sauerteig,
Treibe [Raßw., tribse Auersm.
plur. == die Gedärme desMenschen,
"Treiring [Sb, dreireng Sulzb.1
m. == Trauring.
trendele [trendele Sb, Sulzb..
Altenk.-Neudorf] verb. — trödeln
Kompos. eromtrendele. Subst.
Trendler m., verstärkt Herr-
gottstrendler; Trendelpeter,
‚sack —Saumseliger; trendelig
adi.; Trendel m., in Rds. „sei
Trendel weiter mache“ == sich
nicht beirren lassen. ;
Trepp [allg., ältere Form trab'
i. = Treppe. Kompos. Treppe:
retschersch f. — Frau, die den
ganzen Tag auf der Treppe sitzt.
Abl. Treppling [Sulzb.1 m —
Treppenstufe.
trete [trede Sb, Sulzb.] verb.
=— treten. Rds. „der trät härter
wie e Gais!“; „de Dreck träte“
niedere Arbeit verrichten; Ss.
tratsche; „trät die Hinkele: nit
tot!“ sagt man zu jem., der ver-
schlafen die. Stube betritt.
trickele [trigele Sbl verb
‘rocknen.
Triesch [Bischm. trisch] =—
trockene, kleine Wiese. Kompos
Ortsname Rentrisch.
trillere” [Sb] verb. = drehen.
Kompos. sich erumtrillere;
vertrillere == verdrehen. Subst.
„4
Trinkes — tudelc
Triller m. = Drehkreuz an
Wegen. Daher soll die Flurbe-
zeichnung „Triller“ . (Alt-Saar-
brücken) rühren.
Trinkes [Sb] n. == Getränk.
trippeltänzig [dribeldensig Sb]
adl. = ungeduldig.
tripse [Sb, Dudw.] verb. —
dripse.
Tripsdrill [Sb]f. ==S. Dribsdrill.
trischaken [Sb, Sulzb.] verb.
- schuhriegeln, mißhandeln.
tritze [tritse Sb, Sulzb.] verb.
schuhriegeln.
triweliere [triwelire Sb, Kleinbl..
dreweliere : Sulzb., dremelire Kr.
Ottw.] verb. = drängeln, quälen.
Subst, Getriweliers n. == Drän-
gelei, „heer uf mit deinem Ge-
Iriweliers!“
trocken s. trucke.
trodele [Sb, Altenkesscl-Neud.]
verb. = trödeln, langsam gehen.
Subst. Trodler m.; Trodelche
1. == Zauderin. ;
Trolle [Sb früher] m. =
Mensch mit fettem, aufgedunsenem
esicht,
Trolles [Sb früher] m. =
Kinderwagen mit vier großen
Rädern,der viel Spektakel machte
Tröpichen in Rds, „e Trepche
rihrt € Aederche“ [Sb] = ein
kleiner Imbiß hilft. wenigstens
über den stärksten Hunger hin:
weg; auch bildlich gebraucht.
Troß [Neunk.] = Falte und
Wulst.
trosse [Sb] verb. = munter
vor sich her iraben. Kinderlied
=: Troß, troß, trillie etc. S,
Kinderlieder 6. Subst. Troß
(Sulzb.] m. = Trab. Rds.
„wamer emol richtig em Troß
eß. dann get’s!“
trucke [truge Sb, droge Sulzb.]
adl. = 1.. trocken; 2. „e trockener
Bruder‘. = ein Mensch mit
kaltem Blute, Humor; 3. ohne
Milch,. von der Kuh gesagt.
Verb. truckele (trockele) =—
trocknen. Kompos. vertruckele
= austrocknen. Subst, Truckel
I. = Platz zum Trocknen der
Wäsche draußen im Freien wie
über dem Herde. Kompos.
truckemusig adj. = trocken.
vom Charakter gesagt. Subst,
Truckemus m. = grämlicher.
verschlossener Mensch,
Trudel (Sb, Sulzb.] m. == das
Trübe, der Satz in einer Flüssig-
keit. Kompos. Kaffeetrude]
m. = Kaffeesatz. Adi. trudelig.
trumbe [Güd.] verb. =-- einen
Acker in der Querrichtung
teilen.
Trümmel [Sb] = überaus
kräftiges Kind.
Trumpel I [trumbel Sb, drom-
bele Sulzb.] m. = wertloses
Geldstück. Rds, „cs is ke
Trumpel wert‘; ..sei paar Trum-
pele‘*, „‚die drei Drombele‘** —
scine wenigen Habseligkeiten.
Trumpel 11 [Sb früher! —
Maultrommel.
Trutschel [Sb] f. = dickes
Frauenzimmer.
Truwel [trüwel Sb] m. =—
Verwirrung, Durcheinander, Un-
ruhe. Franz: trouble.
Tubeh [düb& Sb, Sulzb.] n. =
Kopf, „schla'm ufs‘ Tupeh!“
Dim. Dubeeche == Frisur, „er
muß e D. ha’n‘. franz, toupet.
tudele [tüdele Sb, Sulzb.] verb.
= fälteln. Subst. Tudelersch
f. = die Fälterin. Tudeleise,
-zang =— Werkzeug zum Fälteln:
zb.]
mer
mit
ı'hne
agt.
:ele
:kel
der
wie
208.
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Tugend --- Tuwak
172
Tudeleskapp = weiße Haube
mit „getudeltem‘“ Rand.
Tugend [tüchend Sb, Sulzb.]
i. = Tugend. In Sulzb. hat
das Wort noch die Bedeutung
Eigenschaft, Anlage, „T. zu ebes
han‘
Tur [tür Sb, Sulzb.] f. = 1.
Tour, Marsch. „E Tour mache“
— „einen Ausflug machen.
KXompos. Maitour = Ausflug am
Morgen des 1. Mai in den frisch-
grünen Wald. 2. Periode. „Er
hat weder die Souftaur‘; „die
Tur is besser gang‘. Kompos.
Bastur = Paßtour; s. basse:
ureweis == periodisch.
Ture [turn Sb, ture Güd.] m.
— Gefängnis.
ture [Sb] verb. in „im Hous
erum ture‘‘ = emsig, wie
wütend im Hause herum
hantieren (von einem bösen
Weibe gesagt).
Tursch [Sb, Fürstenh., torschde
Güd.] f. .== der Strunk-im Ge:
müse, die Blattrippe. S. Torschte.
tuschdere [Sb] verb. =
fMüstern.
Tutaler [Dudw.] == Versteck
spiel. Ruf: „Es is tutaler!‘“ —
Das Versteck ist fertig, such‘
uns! Wohl ein franz. Rest. Vergl
lifreh!
tute [tüde Sb, Sulzb., Gersw.]
verb. = 1. das Tönen eines
Blasinstrumentes; . auch eineı
Sirene; „uf der Fawerik tut’s“,
<ompos.. antute, abtute =
lie Warnung vor und Beruhi-
zung nach Fliegerüberfall während
les Krieges durch Sirene:
2. trinken, „ene tude‘, Komp.
Paweriktut = Sirene einer
Rabrik.. .
Tuwak [tuwak Sb (auch tuak).
Uchtelf.] m. = 1. Tabak;
2. Schelte, Schläge; 3. Schwach-
kopf. : Kompos. Tuwaks:
spinner == Feigling. S.
Tunksschinner. Verb. tuwacke
— lem. pDrügeln.
tuke [Sb] verb. = stoßen,
insbes. „„Eiertucke‘‘ zu Ostern.
Die Kinder probieren die Oster-
eier; wer das härteste besitzt.
erhält das zersprungene. Ein Ei.
das gut Widerstand leistet, heißt
ein „Tukei‘“. Adi tukig =—
teicht übelnehmend, boshaft.
Subst. Tukches n. = Art des
Klickerspiels. S. Kinderlieder 62.
Tümmel [Sb, Dümmel Eppelb.,
Neunk.] m. = Kastenwagen
und Wagenkasten.
tun [dün Sb] verb” == tun.
Der Koni. Impeıf. dient zur Um-
schreibung des Hochdeutschen
„ich würde‘, also ich „dät‘
zchreiwe statt ich ‚würde‘
schreiben. Subst. CGeduns m.
Beschäftigung. .
Tunksschinner [Sb] m. =—
Feigling. Wohl verballhornt
auch Tuwacksspinner. S. d.
Tupe [tube Sb, Sulzb.] m. =
ı. Tupfen, Fleck; Rds. (mehr
übertragen) „ich han’em e Tupe
geb‘ == ich habe ihn ab-
getrumpft. 2. plur. die Tube
[Sulzb.] Neigung zu etwas,
bes. die „Souftube ha’n‘. Dim,
Tipelche. Vom Verb. tupe part.
betupt = betrunken. Verbum
tipele = mit Fingern tupfen
part. getipelt =— gefleckt, z. B.
getibelter Kattun. Komp. ver:
tipele, von den Fliegen gesagt,
tipelig = übertrieben. exakt.
überhebig — umenan’er
{]
überhebig [Kleinbl.] adi.. — ufgehn [Sb] verb. wie hoch-
übergärig. deutsch. Rds. „das geht uf, wie
überhuien [Sb früher] verb. bei (Becker) Matze Hochzeit“,
übereilen. S. huien. Sa wenn etwas gerade
übrig in Rds, „ke Batze meh "©ICML
iwrig losse“ [Sulzb.] = gänzlich ufgräbele [Sb] A erb. — auf-
aufessen. graben; „Sich ufgräbele“ = sich
Udelfange [Uchtelf. u. Umgeg.] ufkraschbele [Sb] verb. rell.
Ortsname — Uchtelfangen, = sich aufraffen, aufstehn (vom
uf [uf Sb, of Sulzb.] praepos Ruhelager).
= I. auf; 2. nach, „uf Dud uimache [Sb, Güd., ofmache
wiler“; 3, an, „uf Oschtere“, Sulzb.] verb. = 1. aufmachen.
über in Rds. „das macht will Wird statt öffnen gebraucht, also
(weit) noch of so on so viel“ „die Diir ulmache“; 2, das ge-
(Sulzb.] = noch über so und dörrte Gras zu Haufen aufsetzen.
so viel. Rds. „der hats of sich‘ ufpasse [Sb] verb. = wie
= ist heimtückisch. Kompos. hochdeutsch. Rds. [Sb] „ufpasse
[alle Sulzb.] Ofgerwer [Saar- wie e Hechelmaus“ = sehr auf-
bergm.] m. = Mann, der die passen.
geförderten Kohlen notiert; of- ufräppele [Sb] verb. refl. —
richtig adj. u. adv. = aufrech! sich aufraffen (aus der Untätigkeit.)
und aufrichtig; ofedhalt in Rds ufrapsche [Sb1 verb. = er-
„das is mir ofedhalt (== Auf wischen.
enthalt) vorkumm“ = auffällig ufrumple [Sb] verb. = sich
Hier wird das Subst. Aufenthalt träge aufmachen. Vergl. rumpele
als Adverbium anscheinend rumoren.
empfunden. Verba: ofblättere ufschla’n .[ufschlän Sb] verb.
= das Sündenregister hersagen, 1. aufschlagen, wie hochd.;
„do hat er anggefang, of se 2, insbes. ‘das Dachgerüst auf-
blättere“; sich ofschnäse = schlagen, „se ha'n ufgeschlaa“
sich aufputzen; ofsticke = (Bischm.]. Subst. Ufschlaa —
aufstoßen (auf den Boden); of- Aufschlag. Rds. „kalte Ufschlää
drosse oder oftrotze = etwas krie’n“ = Schicksalsschläge,
auftreiben; ofletsche = auf Dämpfer auf Uebermut erhalten.
tauen; ofräbse = aufstoßen. ufschnappe [Sb] verb.=sterben.
Rds, „das werd dr emol iwel * Uisihner [Sb] m. = Aufseher.
ofräbse“. Weitere Kompos. folgen SS, sihn.
aun alphabetisch. ufspruse [sprüse Sb] verb. —
ufbahre [Sb] verb. = Frucht aufspreizen.
auf’s Gerüst bringen. ultramoltan [Saarbergm.] adj.
ufbrenne [Sb] verb. =schlagen. =—hoch-und weitherausgebrochen.
ufgedrus [Gersw. gedrüs] = umenan’er [Sb] adv. = ab-
aufgedunsen. wechselnc_
ch-
wie
A“,
ade
ıuf-
ich
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ch
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3
if-
a
23
D,
N.
n.
umgehn — Urwese
ar
«de
umgehn [Sb] verb. = wie
hochdeutsch. Rds. „Es’ geht mit
am um, wie die Sau mit em
Bettelsack“; = er geht schlecht
mit einem um. Subst. Um-
gänger m. = 1. Bummler;
2. [Güd.] = Pflug, mit dem man
um den Acker herumgehen muß,
da er nicht gewendet werden
kann;
umsunscht [Sb] adv. =— um-
sonst. Rds. „umsunscht is dr
Dod“, sagt man, wenn man jem,
sagen will, daß er etwas nicht
umsonst haben könne. Hinzu-
gefügt wird manchmal noch „Un
der koscht’s Läwe!“
un [Sb, on Sulzb.] = und,
unäwe [un&we Sb, on6we
Sulzb.] adi. = uneben; „nit
unäwe sin“ sagt man von einer
Person oder Sache, die einem
aicht übel erscheint.
unberufe [Sb] part. .= unbe-
rufen! So sagt man, wenn man
einen Glücksfall von sich erzählt,
um zu vermeiden, daß Unglück
eintritt. Man klopft auch drei
Mal unter den Tisch und sagt:
„99 mal unberufe!“
Undätche [Sb, ond&tche Sulzb.]
a. =— Fehler, Untätchen. Rds.
„do is ke Undätche dran“.
un’er [uner Sb, oner Sulzb.)
praep. = unter. Wie hochd.,
ferner un’er sich == nach unten;
„der wachst un’er sich = wird
kleiner (von alten Leuten gesagt“.
scherzhaft setzt man wohl noch
hinzu „wie e Geleriib“. Subst.
Un’er nn. = Unterkunft
[unichde Uner Sb]; Zuss. Vieh-
un’er — Raststelle für Vieh;
verb. un’ere = Rast halten (vom
Vieh gesagt).
Un’erdorf [Sulzb.] n. = unterer
Doriteil.
Un’ermitzie [Güd.] n. = Un-
;erjacke.
Um’erluft [Sulzb.] 1. — westl.
Wind. Gegensatz Oewerluft, die
von oben kommende, hoch:
ziehende Luft.
un’erschiedlich [Sulzb.] adv.
— verschieden; „das es uner-
schiedlich“.
Umertellerche [Sb] n. = Un-
jertasse. *
Ungedanken, Rds. „in Unge-
danken“ [Neunk.] = ohne zu
denken.
ungeheit [Sb früher] part. =—
ungeplagt.
ungement [Sb, on- Sulzb.]
part. = ungemeint. Rds. „das
wär mr ungement“ = das will
ich nicht hoffen.
Unglick [allg.] n. = Unglück.
Alter Spruch:
„Wer Unglück soll ha’n
Un fallt of de Bockel.
Der stolpert‘ im Gras .
On hrecht sich die Nas.“
; [Sulzb.]
Unmuß [Sb irüher] f. =
Unruhe; „mach doch ke U
doher!“*
Unschelt [Sb] = Unschlitt.
unschitzig [Sb] adj. = unnütz,
nicht vom Flecke gehend. insbe-
sond. Arbeit.
Ursach [allg.] f. = Ursache.
„nit Ursach!‘‘ [Gersw.] = Er-
widerung auf: „Danke schön!“.
Urschel [Sb] nom. prop. =
Ursula. Dreckuschel= schmut-
ziges Weib.
Urwese [Sb, Güd., orwese
Sulzb., urzen Kleinbl.] plur. ==
Uebereste vom Essen: ..mach ke
"rwese!‘‘
/
usläre — verbrudele
usläre [Güd.] verb. = aus-
laden? „Hawer usläre‘‘ = den
Hafer mit einer Sense, die eine
Vorrichtung zuin Auffangen der
abgeschnittenen Frucht. hat.
mähen.
utsch [Sb, Sulzb., Ottw.] inter].
= au! (Schmerzensruf). „utsch
mei Backe!‘‘ „utsch mei Daume!‘‘
‚Sulzb.] == iron. Ausruf,: Will
sagen: das glaube ich nicht, das
ist übertrieben.
über s. iwer.
Vewergänger [Eppelb.] m. =
Kuh, die nicht jährlich wirft.
Uwraasch [üwrä& Sb, Güd.,
üweras Sulzb.] m. = Durchein-
ander, Aufsehn, unnötiger Auf-
wand, Arbeit. „U. mache‘
franz. Ouvrage.
utze [ütze Sb, Sulzb.] verb.
== ulken. Subst, Utzer m.,
Utzvogel m., Geutz n.
Utzereif{f.
V
Vade [vade Sb. früher, wad
Güd.] f. = die bei den Feld:
arbeitern allgemein gebräuchliche
Abgehung der. Schlagrichtung
(der Grenze) zwischen zwei
Wiesenstücken; „die Vade gehn“,
Wohl von mhd. vade — Zaun
Vater [vader Sb, Sulzb..
Bischm.] m. = 1. Vater, Spruch:
Was der Vater tut, ist wohlge-
tan, i
Was die Mutter tut, geht auch
noch an,
Awer die Kin’er, die misse
. Schlä’(g) ha’n. [Sb].
Rds. „Er is sei gesputzter Vater‘
= Er ist das Ebenbild‘ seines
Vaters; „do sen ich de Vater
en on de Vater ous‘“ = da
umschmeicheln mich die Kinder
2. Vater ist auch Neben- bezw
Spitzname (vergl. Babe). 3.
"Bischm.] == Mittellinger. Komp.
Vaterschhaus.
Veilett [Kleinbl.] f. = die
‚eokoje. Vergl. Vigole,
veräbere [vere&bere Sulzb.}
verb. refl. == sich überstürzen,
außer sich kommen; „veräbeı
dich doch net sent
verbabele [Sb] verb. reifl. =
sich verplaudern.
verbaljasche [verbaljase Sulzb.
verb. refl, = sich verbalgen.
verbambeln [Sb früher] verb.
= durch Trägheit um etwas
kommen.
verbätzt [verbetst Güd.] part.
= verjagt,
verbawere [Sb] verb. = ein-
drücken; „e verbawerter Hut‘.
verbäkele [-bäkele Sb, Güd.!
verb. = verweichlichen.
verbelle [Sb, Sulzb.] verb. =
verstauchen, in schlechtem Zu-
stand bringen, z. B. die Hand.
das Knie, den‘ Magen, ein Ge
schwür.
verbobele [Sulzb.] verb. =-
verwöhnen.
verböckelt [Sb] part. =. ver-
hohrt, im Irrtum
verbowelt [-böwelt Sb] part
— verwirrt,
verbrotzele [Sb] verb. = zer-
braten. 5S. brotzele.
verbrudele [Sb] ‚verb. =
schlecht waschen; „die Wäsch
is verbrudelt‘*
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verdämmert — verhirtzt
5”
verdämmert [Sb] part. = ver-
gessen.
verdompt [Sulzb.] adj. =
dumpf; „So e verdompt Gekräsch‘‘.
verdreht [verdrät Sb] adj. =
verdreht, vom Charakter gesagt.
‚Er is verdreht wie e Galjeholz‘‘,
verdreckse [Sb] verb. =
sehr schmutzig werden.
verduckele [Sb, Sulzb.] verb.
verheimlichen.
verdunschtere [Sb] verb. =—
verhunzen, nur geistig, z. B. ein
Gedicht.
verdutzen [Sb früher] ver-
derben, seine Achtung durch
Herabsetzen (Gemeinwerden) ver-
lieren.
verfluche [Sb, Sulzb.] verb. =
verfluchen. Rds. „ich wel nei
han, daß mr mei Kin’er die
Knoche un’er dr Erd verfluche‘‘
“Sulzb.], wegen der Erbschaft.
verfrost [-fröst Sb] part. =
gierig, insbes. wenn ein Kind
übers Essen herfällt.
verfuchsschwänzen [Sb früher]
verb. = durch Schmeichelei
verleumden.
verfumfidele [-fumfidele Sb]
verb. = verpfuschen.
vergägst [-g&gst Sb] adi. =
ängstlich.
vergelschtert s. Gelschter.
verglase,Rds. „em die Fenschter
verglase‘[Sulzb.] = humoristisch:
einem die Fenster einschlagen.
vergniegt, Rds. „vergniegt
wie e Maikipps‘“ [Sb] = wie
ein Maikäfer.
vergraut [Sb] adi. = schim-
melig.
verkritze [Sb] verb. in Rds
„ich kennt ’ne vVverkritze‘*“ =
ich könnte ihm das Schlimmste
gönnen.
vergrupt [Kr. Ottw.] part.
— halb verfiroren. S. Scholl
101.
verhachele [Dirm.] verb. =
verhageln; Fluch: „E Gewitter
soll dich verhachele!‘*
verhaische [Kr. Ottw.] verb.
- sich verwünschen. Siehe
Scholl 101.
verhambele (verhammele) [Kr.
Ottw.] verb. refl. == sich beim
Gehen die Kleider beschmutzen
S. Scholl 117. .
Hammel [Sb] = beschmutzter
Kleidersaum.
verhämbele [Sb, Güd.] verb.
= verwirren, verderben. Spruch:
„Zu wenig un zu viel = ver
‘ämbelt alles Spiel‘. Subst.
Spielverhämbler.
verhanieche [verhanväche
Neunk.] verb. = in’s Reine
bringen; „der verhanvächt alles!“
Wohl aus Hand und fechten.
verhäse s. Häse.
verhäubeln [verheiwele . Sb
früher] verb. = verwirren; refl.
in Unordnung kommen, sich ein
Unwohlsein zuziehen.
verhaue [Sb] verb. = 1. wie
hochd. 2.zerkleinern. Das Schwein
wurde beim Schlachten „„verhau“‘.
verhazt [Dudw.] == besoffen.
verheischtere [Sb] verb. refl,
= sich unnütz abmühen. Siehe
Geheischter,
verheit [Sb früher] = unan-
genehm. S. ungeheit und haie.
verhinderlich [-hinerlich Sb],
Rds. „dem geht’s verhin’erlich
her‘ == der ist in ärmlichen
Verhältnissen.
verhitzt [Sb] = mitverdorbe-
nem Magen, von der Kuh gesagt.
verhirtzt [Sb, Sulzb.] =
dumm. schrullenhaft. vernagelt.
FR
verhopasse — vermatsche
verhopasse [Sb, Sulzb., Güd.]
verb: = verpfuschen.
verhotzele [Güd.] verb. =
Fleisch, Kartoffeln) zerkochen.
vergerkse [Sulzb.] verb. =
verstauchen.
vergesse [Sb und allg.] verb.
= vergessen. Rds.. „vergeß dei
Red nit!‘ sagt man, wenn man
jemanden im Sprechen unterbricht
verhawere [Sulzb. und Eppel-
bomer Gegend] verb. refl. =
sich aufregen, zanken, hadern
verhudert [Sb] adi. = einer,
der die Kälte fürchtet und
iröstelnd am Ofen sitzt.
verjäschte [Sb] verb. refl. ==
sich abmühen.
verkal’e [Sb, Sulzb.] verb. =
erfrieren. Spruch:
„Wen Gott wıll erhal’e, den
läßt er net verkal’e“, [Sulzb.]
verklickere [Sb, Sulzb.] verb.
= (sein Geld) unnütz ausgeben.
Dadurch entstandene Schulden
heißen Klickerschulde. Siehe
Klicker.
verkitsche [Sb irüher] verb
= unter dem Preis verkaufen
verknuse [-knüse Sb, Sulzb.]
verb. = verwinden (eine Krän-
zung); Rds. „ich kann’ne nit
verknuse“ = ich kann ihn nicht
leiden. €
verknuwele [Sb] verb. =
geistig verarbeiten.
verkome [-kome Sb, Sulzb.,
Kr. Ottw., part. verkömt] verb.
= 1. verkommen. Hauptsächlich
kommt das Particip verkomt vor.
„Der is ganz verkomt“; „e ver-
komtes Gesteck“ == herunterge-
kommener Mensch; 2. magerer
werden. [Kr. Ottw.],
verkritze [Sb] verb. = etwa
zu Grunde richten. „Ich kennt’ne
grad verkritze!“ sagt man im
Zorn von seinem Widersacher.
Wohl zu kratzen.
verkrumbele [Sb] verb. = 1.
zerknittern; 2. ärgerlich machen.
Part. verkrumbelt = ärgerlich.
verkrummele [Sb] verb. reil.
= 1]. sich einhüllen, sich bergen;
2. sich verlieren in einem schönen
Buche.
verkrutze [Sb] verb. == etwas
verpfuschen, Part. verkrutzt (ver-
krotzt, verknorzt) und verkrutzelt
= verfuscht, verkümmert. un-
ansehnlich.
verkuppeln [Sb früher, -koppele
{jetzt noch .Kindersprache] verb
= 1. heimlich verkaufen; 2
(Kindersprache) durch Tausch
verhandeln.
verkutschele [Sb] verb. =
heimlich verkaufen, verheimlichen.
verlängerlich [Sb] adj. = ver-
langend, „verlängerlich gucke“,
verlassiere [Sb, Sulzb] verb.
= vernachlässigen; „der kommt
so verlassiert doher“.
verleche [Sulzb., Sb, part ver-
lecht]) verb. = austrockenen.
Das Part. verlecht wird auch
vom Menschen gehraucht —
durstig.
verledere [Sb, verledere] verb.
= durchprügeln.
verluckelt [Sb früher] part
adi. = verliederlicht.
verluschtiere [-lu&dire Sb, Güd.]
verb. refl. = sich ergötzen. sich
„amüsieren“,
vermache [Kr. Ottw.] verb. —
herabsetzen, verleumden Ss
Scholl 101.
vermatsche [Sb, Sulzb.] verb.
= etwas zerquetschen; „Die
Heidebiire sen ganz vermatscht!“
im
‚her.
s 1.
:hen.
'Jich.
reil.
gen;
nen
twas
ver-
‚tzelt
un-
„pele
/erb.
2.
isch
‘hen.
ver-
ke“.
verb.
‚mmt
ver-
nen.
auch
zerhb.
art.
üd.]
sich
verb.
„Die
HET
vermeinen — vertun
Rn
4»
vermeinen [Sb früher] verb. verschicke [Sb] verb. refl. =
refl. == sich irren, ; sich vorstellen. ;
vermimbele [Sb] verb. — etwas verschitte [Sb, Sulzb.] verb. =
verwischen, insbes. eine schad- 1. verschütten; 2. Rds. „es ver:
hafte Stelle verdecken. schitte: bei jem.‘“ = es mit jem.
vernappe [Sb, verneppe Sulzb.] verderben; „trä’(g)t mr se bis
verb. refl. = sich verrechnen. no Rom un setzt se emol nider.
‚Er hat sich wuscht verneppt“. do hat mrs bei’ne verschitt!‘“
vernadert [Sb] part. adj. = verschlunze [Sb] verb. = ver-
auf etwas versessen. kommen lassen.
vernusse [Sb, Neunk.] verb. verschlupe [Sb] verb. refl. —
prügeln, auch reil. sich verkriechen.
verpritscht [Sb] part. adj. = verschnäke [-&nege Sb] verb.
verloren; „du bischt verpritscht!‘‘ = Geld für Süßigkeiten (Schnä-
verputze . [-butse. Sb, -botse kes) ausgeben.
Sulzb.] verb. = 1. vergeben, verschnibele [Sb] verb. = in
‚erwinden; 2. leiden können. kleine Stücke zerschneiden.
verratze [Neunk.] verb. = Verschönerungsrat [Saarberg-
zanken. Part. adj. verratzt [Sb] -nännisch] m. == Zimmermann.
— verloren; „du bischt verratzt!“ verschwin’e [Sb] verb. = ver-
verraue [Sb] verb. refl. = schwinden. ARds. „es is ver-
sich verzweifelnd grämen. „‚Verau schwun, wie Kliewestein’s Acker.‘*
dich nit so!“ . versinnert [Sb] adj. part. =
verrawaasche [Sulzb.] —=verb. in Gedanken verloren. Subst.
refl. == sich aufregen; frz. ravage. Versennerung [Sulzb.]. Rds,
verreise [Sb] verb. = 1. ver- „ich war ganz en Versennerung‘‘.
reisen; 2, zerreißen. * versport [Sb früher] part. adj.
verrope [Sulzb.] verb. = zer- = mürbe und durchlöchert, z
reißen. „Ich kennt’'ne verrope B. bei Leinewand und Wolle.
5n. verreiße‘‘, ° verstawert [Sb, Sulzb., Gersw..
verrote [-röde Sb, Sulzb.] verb. Kleinbl.] part. adj. = verwirrt.
— 1. verraten; 2. anraten. Rds. verstehn [allg.] verb. == ver-
„eS is em verrot wor’ — es stehn. Subst. Verstehschde-
ist ihm zum Heiraten geraten mich [Sb, Sulzb.] n. in. Rds.
worden. „do haschde ke V. devon“ =
veromeniere [Sulzb., -rumeniere kein Verständnis davon.
Güd.] verb. = ruinieren. verstrawele [Sb] verb. = zer-
versäfe [-sefe .Sb, Güd.] verb. streuen.
— ertränken, auch refl. ; verstrippen [Neunk.] verb. =
verschaffe [Sb, Kr. Ottw.] lange; Rds. „eine verstrippen“,.
verb. = 1. wie hochd.: 2. weg- vertrippelt [Sb] adj. = zer-
schaffen, streut; „„vertr. ankomme‘‘.
verschameriere [Sb, Sulzb.] vertrillere s. trillere.
verb. = verderben, beschädigen, vertun [-dün Sb, Sulzb.] verb.
verschrammen. Part. adi. = = 1.verschwenden; davon Subst.
verschameriert. Vertuner m., Adi. vertunig
A
verwandt — Völklingen
[Sb früher]. vertunerisch gebräuchlich. Der Vetter hieß
"Sulzb.] = verschwenderisch. Kusäng, die Base Kusine. Die
verwandt [allg.] adj. = ver- Sprachreinigung verdrängte all-
wandt. Rds. „so vun 100 Löffel- mählich‘ die fremden Worte.
stiele verwandt sin‘ [Sb]; „io, so Rds. „se sen Vettere zesamme‘‘
weitläfdig, von 100 Micke die = sie sind verwandt; ‚die
hin’erscht‘“ [Sulzb.]. Vetterschesgrub‘‘ == Grube, an
verwatze [Gersw.] verb. = der Vetternwirtschaft besteht.
zerwetzen, Rock z. B. vibere [Kr. Ottw.] verb. =
verwerfen [Neunk.] verb. = = lohen, wabern vom Feuer.
Fehlgeburt gebären, von Tieren etc. S. Scholl 102.
gesagt. viderscht [Sb] adi. = vordersi:
verwitsche [Sb] verb. =— er- „de Hut hin’erscht viderscht ulf-
wischen. hucke‘‘ = falsch aufsetzen.
verwo [verwQ Sulzb.] Adi. =— viel [allg.] bestimmtes Zahl-
‚erwegen. wort = viel. Kompos. zuviel
verzähle [-zele Sb, Dudw.] Rds. „was zeviel is, is zeviel
verb. = erzähle. Kinderlied: un wann’s gebät is‘‘ [Sulzb.]
Ich will dr ebes verzehle ‚vier [allg.] Zahlwort = vier.
Vun der alt Bas Kehle; Davon Viertel n. = 1. vierter
Wann se ke Kartoffle hat, Teil; 2. Gartenteil; 3, ein Glas
Brauch se ken ze schele etc. Schnaps. Dim. Viertelche.
[S. Kinderlieder]. Vierling [Neunk.] = Viertel,
verzatzelt [Sb] part. adj. — "ruchtmaß.
zerrissen. S. Zazele. Vigole [Sb] plur, = Veilchen.
verzoppelt [Sb, Sulzb.] adv. villigen [Kleinbl.] verb. =
= zerstreut; ‚„‚verzoppelter völligen, den Acker‘zum letzten
Weis‘*, Vergl. zoppele. Mal vor dem _Kartoffelsetzen
verzottelt [Sb] adv. in Zwischen- Dflügen. ;
räumen ankommend. vissetiere [Sb, Sulzb.] verb.
verzwatzere [Sb, Sulzb.] verb. = Visitieren,
= vor Ungeduld außer sich vlämisch [Sb] adi. = stark-
kommen, schier verzweifeln. knochig, schwer, grob.
verzwiwele [Sb] verb. == Vogel [vöchel Sb] m. =
verzwiebeln, durchhauen. Vogel. Kompos, Vogelsgräbel-
verzwirwelt [Sb] part. adi. = cher plur. = Vogelfüßchen,
zerwirrt. Dim. Vögelche [(Saarbergm.]
Vetter [allg.] m. == Vetter, 7 Schlagwetter,
Erst in neuerer Zeit bezeichnei Vogt [Neunk.] in Rds. „of
das Wort wieder den Verwandt- d. Vogt‘ = Besuchsreihe, besser
schaftsgrad. Früher war es Fogt? S. Abw. 58.
hauptsächlich Bezeichnung für Völklingen, Ortsname, =
ältere Männer, wie ‘;;Bas‘‘ für Völklingen... Charakteristisch für
solche . Frauen, zunächst Ver- die alte Völklinger Mundart ist
wandte, dann aber. auch allgemein der Spruch:
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voll — waijere
18
„Enus us’m Hus, =— voran. Rds. „voran machen‘“‘
Mr kenne dich nit bruche, — sich beeilen. ‚„„Mach voran!‘‘.
Mr gehn buche‘ (waschen). Vorlag [Sulzb.] f. = Vorlage,
S. Hus und buche. Aelteste Form Vorschuß; „e V. mache“ =—
des Namens Fulkolingas 822. Vorschuß geben, z. B. beim
voll [allg.] adj. = 1. voll. Gericht. .
Rds. „geschliwerte un geschla- Vormann [Raßw.] m. = Vor-
werte voll‘ — zum Ueberlaufen mund. Komp. Reckvormann
voll; 2. betrunken, voll wie € = zweiter Vormund. .
Stiwel (Stiefel), e Kanon, e Krot. Vorteig s. anmehre.
voran [voran Sb. voran Sulzb.] Vortuch[Uchtelf. ]n. =Schürze.
W.
waafe [Sulzb.] verb. = klat-
schen, plaudern. Subst. Waaf
1. = Klatschbase.
Wääs [w&s Sb früher, Sulzb.
irüher, Fürstenh., Güd., Kleinbl.,
Dirm.] m. = Weizen. Rds. „Ilu’
mol, der hat Wääs fäl!‘‘ sagte
man früher in Sulzb., wenn jem
das Taschentuch hängen hatte.
Wachsäppelcher [St. Joh.] plur.
:_ Zierstrauch mit roten Blüten
ınd weißen Früchten.
wachse : [Sb, Sulzb., wagse]
verb. = wachsen. Rds. „Die
<in’er wachse in die Schuh un
<Jäder eninn‘; „do wachse die
Ken’ im Mutterleib‘‘ sagt man
bei fruchtbarem Frühlingswetter,
dem sogenannten Wachswetter
a. adj. zweiwächsig = zum
zweiten Male ausschlagend, z.
3, Kartoffeln.
Wacke [wage Sb] m. =
größerer Stein. Kompos. Powei-
wacke [Sb früher] = Pflaster-
stein; Wickewacke als Spott-
bezeichnung der Alt-Saarbrücker
von seiten der St. Johanner:
„Saarbrücker Wickewacke
Mit de krumme Sohle,
Der Deiwel soll eich hole!“
[St. Joh.]
Vergl. dazu die elsässische Spott-
bezeichnung „Wagese‘“. Flur-
bezeichnung. Wackehiwel [St.
Joh.] = Wackenhügel. Adı.
wackehart. Dim. Wäckelche.
Früher gab es ein Wäckelches-
spiel. Während eine Steinkugel
in die Luft geschleudert wurde,
mußten 4 Wäckelchen in mannig-
flacher Weise angeordnet werden.
wackerig [Güd., Sulzb.] adi.
— wach.
Wad s. Vade.
Wädel [Sb] = eine Art Tou-
nüre, wie sie früher getragen
wurde.
wadele [Sb] verb. == unbe-
hilflich gehen. Kompos, Dreh-
waddel = langsamer Mensch.
Wahl [Sb] f. = die Wahl.
Rds. „ich stehn um die Wahl
nit uf“; „ich gewe ke Duwwel
fs. d.) for die Wahl“.
Wahlschd [Sulzb.] Ortsname
= Wahlschied.
währe [Sb, Sulzb.] verb. =
währen. Rds. „Endlich währt
nit ewig“. Adi. während; „wo
warschde dann weder-die während
Zeit?“
wahrscheins [Sulzb., -schains
Rentrisch] = wahrscheinlich.
waijere[Sulzb. ]verb.=wiehern.
‚832
walijerig — wan’re
waijerig [Sulzb.] adi. wichernd
übermütig wie ein Füllen. „Die
is noch wailjerig wie e Fille!“.
die alte Frau.
Wal [wäl Sb, Sulzb., wel
Kleinbl.] f. — Wiege. Verb.
wäle.
wälchere [Sb, welijere Sulzb.]
verb. = mit Walze ausrollen,
den Teig. Kompos. Wälcher-
holz.
Wäle [Sb, Sulzb.] plur. —
Heidelbeeren. Die meist vom
Hochwald kommenden Händler
rufen: „Wäle, Wäle, Heidelbiire!“
Neben Wäle ist aber Heidelbeere
gebräuchlich.
Walle [Sb wäle, wallee Gersw.,
wale Sulzb.] n. u. m. = dickes
Ding und Mensch.
wallig [Sb, Sulzb.] adj. =—
welk. Verb. verwalche —
zerwelken.
Wallebronne ([(Sulzb., -bure
Uchtelf.] m. == starke Quelle.
In Uchtelf.. ist Wallebure eine
Flurbezeichnung; auch befindet
sich dort eine Kapelle gleichen
Namens.
Walme [Sb früher; walwe
Ostertal] f. = Abschrägung des
Daches an der Giebelseite,
Wals [Sulzb. auch kwals] =
dickes Muskelfleisch.
Wambe [Sb, wambe Sulzb.]
m. = Wanst.
Wamsch [Sb, Neunk., wam5
Sulzb.] m. = das Wams. Verb.
wamsche = 1. durchprügeln:
2. refl. tüchtig essen. Part. ge-
wamscht = entschlossen.
Wan [wän Sb, wödn Güd.,
Sulzb.] m. = Wagen. Kompos.
Wa’nsplaa = Tuch, das beim
Einfahren des Getreides auf dem
Wagen ausgebreitet wird. Subst.
Wä’ner = Wagner. Dim.
Wä’neen.; Rds. „e ganzer Wa’n
voll“ = sehr viel; „wä’nvoll-
weis“.
= Wand [Sb, wand Sulzb.} f.
— Wand. Eine Wand von
Schwemm- oder Backsteinen heißt
in Uchtelfangen .gespannte
Wand“. Kompos. Wandlaus
= Wanze.
wann [Sb, wan Sulzb.] conj.
=— wä@n. Rds. „wann-de nit
willscht, do hasch-de gehat!“
Sprichwort: „Der Wannich un
der Hättich, das ware zwei arme
Kamerade‘‘ = Wer stets ein
Wenn-ich” und Hätt-ich bereit
hat, bringt’s zu nichts. Vergl
wanneh.
Wanne [Sb früher] = breites,
korbartiges Dreschgerät mit zwei
Handhaben, um Spreu und Korn
zu sondern.
wanneh [wäne Sb, wane Sulzb.]
adv. = wann? „wanneh dann?‘
wanneh entspricht also dem
hochd. wann? Das mundartliche
wann (s. d.) entspricht dem hochd
wenn. |
wan’re [Sb, wanre Sulzb.]
verb. = 1. wandern; 2. das
Aufsuchen der Bewohner des
Hauses vonseiten alter Leute, die
sich vor dem Tode fürchten;
„se wan’ert‘“, Kompos. Wan’-
erschdaa — Wanderstiag, 27.
Dezember. An diesem Tage
pflegte in Bischmisheim und
Uchtelfangen das Gesinde seinen
Dienst zu wechseln. In Uchtelf.
herrschte der Brauch, daß die
Freundinnen .der Dienstmädchen
mit den .,,Wandernden‘“ gingen
und ihnen den Korb mit den
Habseligkeiten trugen. Sämtliche
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183
Dienstmädchen hatten den Tag
frei; auch bezahlten dieselben
den Burschen ihre Getränke.
Heute ist der Brauch fast ver-
schwunden. Vergl.Bindelschesdaa.
wänt [Neunk.] = wegen.
Wärche [Sb plur. wercher] n.
= das spielende Geifern an dem
Munde kleiner Kinder; „mach e
Werrche!‘* .
Wärmetz [wärmeds Fürstenh.]
m. = Wermut.
Warzel [Sb, Sulzb.] £.=—Warze.,
warne [Sb] verb. = warnen.
Saarbergm. bedeutet „es warnt!‘“
das Knistern des Hangenden
vor dem Hereinbrechen; vergl.
‚es schraubt‘‘.
Was [was Sulzb.. früher] f. =
Base. Dim. Wäsje [Sb] =
Bäschen, eine ältere Frau,
was [Sb, Sulzb. pron. interrog.
= was? for was? = warum?
wäsche [Sb, Sulzb.] verb. =
waschen. Abl. Wäschersch
il. = Wäscherin. Kompos. „ene
anwäsche‘ [Sulzb.] = den
Ohnmächtigen durch Waschen
zu sich bringen. Wäschlafoor
[Sulzb., Sb Waschlaför] f. u. m.
=— Waschschüssel; franz. lavoir;
Wäschstein [Uchtelf. m. =
Spülstein,
Wasem [wäsem Sb, Sulzb.]
m. = Rasen, Rasenstück. Rds.
„Wie sa’t der Jud? Liewer €
grüner Wasem vor der Tiir als
wie e beeser Nochber!‘‘ Kompos.
Schin’wasem m. == Schind-
anger.
Wäses [wäses Sb] n. = Wesen,
ınnötiges Wesen, „,Wäses mache‘‘.
. Wasser [allg.] n. = das Wasser.
Rds. „em’s Wasser abgrawe‘“ =—
jemand schädigen; „es es ke
Wasser so hell. es werd als
emol triib‘ = in der besten
Ehe gibt es zuweilen. Verdruß.
Kompos. Herzwasser n. =
dasselbe; kommt bei Unwohlsein,
Krankheit; Wasserstän [Alt-N.]
m. = Spülstein [auch Güd.,
Sulzb.]; Wassers patze [Dudw.]
plur. = in Eiern gebackene
Brötchen; Wasserloch ([Saar-
jergm.] n. = einfallende Strecke.
In Uchtelf. unterscheidet man
„sauwer Wasser‘ zum Trinken
und Kochen, „Fitterwasser‘‘ fürs
Vieh und Wasser, „faul Wasser“
in sumpfigen Wiesen.
Watsch [Sb] f. = Ohrfeige.
Kompos. OÖhrwatsch.
Watz [Sb] m. = dicker, großer
Mann, auch von Obst und dergl.
zebräuchlich. Adi. watzig =
weich, (vom Brote) teigig.
wawele [Sulzb.] verb. = sich
Jurcheinander bewegen, wie
Ameisen. Vergl. wiwele. Rds
„Das wiwelt un wawelt‘“; Subst.
Das Gewawels.
wäwels [Sb wewels, wewels
Auersm.] adi. = 1. im Irrtum.
irr; 2. in Geldnot.
weben [Sb früher] verb. =—
sich lebhaft hin und her bewegen,
vom Pferde gesagt. Vergl. wiwele
und wawele.
Wechsel [Saarbergm.] m. =—
Weiche.
Weck [weg Sb, wek Sulzbach]
m. = der Wecken. „Die wären
am so sicher wie e Weck om
Lade‘, die angegebene Strafe,
wenn ers täte. Kompos
Wasserweck.
weck [Sb] in Rds. „weck wie
e Gaartegräbche‘“. = lebendig
wie eine kleine Hacke.
we’en [w&e Sulzb.] verb. in
Rds. „es re’t on we’t sich negs‘‘;
184
Weg — wenzele
„bleib em Lond un ree on wee
dich net!‘ == scherzhaft, ironisch
= arbeite und halt’s Maul!
Weg [wech Sb, w& (wech)
Sulzb.] m. = Weg. Kompos.
Wäbrät [Sulzb., Stennw.,
Fürstenih.] m. = Wegbreit =
Wegerich; Wäschisser m. (auch
weher Schisser) = Gerstenkorn
(am Auge); Wegsteier in Rds,
„er find’t die W. nit meh‘‘ [Sb,
Neunk., Sulzb.] = er findet sich
nicht mehr zurecht, aber auch:
er hält es nicht aus.
Wei [Sb, Güd., Fürstenh.] f.
=— Wiege, Verb. weie —
wiegen.
Weichde [Sulzb.] plur, m. =
hohler Teil der Fußsohle.
Weihnachte [Sb, Sulzb. plur.]
= Weihnacht. „of die Weih-
nachte‘*‘,
Weihwasser, in der Rds. „vor
ebes groule wie der Deiwel
vorem Weihwasser‘‘ [Sulzb.].
Weil [Sb, Sulzb. weil] f. =
die Weile; „alleweile‘‘, „aweil‘“
= jetzt.
weil [Sb, well Sulzb.] con.
— weil.
Wein [Sb, wein Sulzb.] m. =
Wein. Alte Sitte: „de Winkof
[wingof Sulzb.] bezahle‘ = den
Kauftrunk bei Handel bezahlen.
Weirich [Neunk.] m. =
Wegerich. S. Weg.
weiß [wis Dudw.-Büchel,
Bischm., weiß Sb] adj. — weiß.
Kompos. sSschneekreideweiß
[Bischm.] = sehr weiß. Verb.
weiße, wissele, weißele =
= tünchen. Wißer [Dudw.-
Büchel] = Weißhaariger.
Weißer m. == Anstreicher.
weise [Sb, weise Sulzb.] verb.
= weisen. ’zeigen. „Weis
emol!‘‘ = Zeig einmal! Rds,
„Ich . hanem gewis, was drei
Erbse for. e Brih genn!‘‘
weler [weler Sb, Sulzb.] pron.
interrog. = welcher, f. weli,
n. weles, wels. Vor Subst.
fällt in Fem. die Endung fort.
wel Mauer?
Welbert [Sulzb.] n. = Wild-
pret in ‚„Welbertsknapper“
= Wilddieb.
Welt [allg.] f. = Welt. Rds.
aus Sulzb. „Es es e Welt on
mir sen drin‘‘ = so geht's auf
der schlechten Welt‘; „‚so geht's
of dere bockliche (bucklichen)
Welt“; „die Welt es e Grend-
kop on mir sen die Leis drof“*
= die Welt ist böse; „die Welt
es e Heihaufe, wer rope kann,
der ropt‘“ = jeder sucht sich
zu bereichern, ohne immer darauf
zu achten, ob es rechtmäßig ge-
schieht; „so geht’s of dere Welt;
der än hat de Beitel, der an’er
hat’s Geld‘‘; „do werd beigetraa
von alle nein (9) Ecke der
Welt‘ =— von allen Seiten
kommt‘ Hilfe. Kompos.‘ Welt-
lääfersch [Gersw.] f. = jem.
der gut zu Fuß ist, aber auch
Umherstreicherin.
wem’e [allg.] verb. = wenden.
Rds. [Sb] das ‚,wendt nit un
weicht nit‘‘ = das rückt nicht
von der Stelle; „das maan jetzt
grad wen’e, wo’s well‘ [Sulzb.]
= das mag jetzt gehn, wie’s
will. Subst. Wen’er [Sulzb.]
m. = Wendpflug. Awand s. d.
wengse [Sulzb.] verb. = laut
wünschen, wiehernd schreien.
Subst. Gewengs.
wenzele [Sb, Sulzb.] verb. =
wälzen.
>
14
21
n
1
wer — Wies
135
wer [allg.] pron. interr. —
wer? Deklin. wer, (vun wäm),
wäm, wenne?
Werd [Güd.] in Kirchewärd
= der Kirchengemeinde gehöri-
ges Land. am Wehr gelegen.
Werg [werg Sb, werk Sulzb.,
Ostertal] n. = Werg, Abfall
vom Hanf. Aus dem Werg
können noch Fäden gesponnen
werden, die sehr ungleich sind.
Aus diesen wurde ein sehr
starkes Tuch gewonnen, das
sog. „wirke Tuch“. Von
diesem pflegte man zu sagen:
„Es is so grob wie Osinge“
/S, d.)
Werk [allg.] n. = 1. Werk:
2. Hüttenwerk. Zu Kompos.
Wer(k)daa. Adv, werdaas =—
werktags. Dieses Adv. wird auch
adjektivisch gebraucht, die „„wer-
daase Schuh‘‘. .
Werr [Sb, Sulzb., Kleinbl.} f.
= Werre, Maulwurisgrille,
Kompos. Werreel n. = Wer-
renöl, zum Blutstillen.
Weschp [Sb, weschpel Kleinbl.]
f. Wespe. Horweschpel
"Kleinbl.] = Hornisse.
Wetter [weder Sb, Sulzb,] n.
-— das Wetter. Rds. „um gut
Wetter anhal’e‘‘ = um Ver-
zeihung bitten. Kompos. Rän-
wetter; Sauwetter. . Der
Plur. Wettere bezeichnet Saar-
bergm. die Luft in der Grube:
gute Wettere, Stickwettere,
Schlagwettere. Wererhufe
[Güd.] sind Haufen, auf die das
werdende Heu abends gesetzt
wird, damit es nicht verregnet,
Wetterverdäler [Sb], Gewit-
terverdäler [Sulzb.] ist ein
großer Hut. Verb. wettere =—
{luchen. schelten.
Wetz [Stennw., Raßw.] m. =
Hahnenfuß.
wetze [Sulzb., Bischm.] verb.
=— '1. wie hochd.; 2. drohen,
auflauern, Rds. „ich hanem ge-
wetzt‘‘ = ich laure ihm auf,
um ihn durchzuprügeln.
wewe [wewe Sb, Sulzb.] verb.
=— weben. Subst. das Webche
(plur.-er) = Spinnfäden. Rds,
„Webcher sihn for de Aue“
— Flimmern vor den Augen
sehen.
Wiche [wiche Sb, Güd., Sulzb.,
Uchtelf.] m. == der Docht in
der Lampe.
Wichsbirscht [Sb, Sulzb.] f. —
Wichsbürste. Rds. [Sulzb.] „bei
der Hand sen wie e Wichsbirscht.‘“
Wicke [wige Sb, Sulzb.] plur.
— Wicken. Rds.. „sich aus de
Wicke machen‘ == sich aus dem
Staube machen.
wickele [wigele Sb, Sulzb.]
verb. = 1. wickeln. Rds.. „do
bischde awer schep gewickelt“
- im Irrtum; 2. tüchtig essen.
Widem {Sb, Sulzb., Kr. Ottw.]
n. = Wittum (Sb, Flurname);
die zur Pfarrfabrik gehörigen
Liegenschaften. S. Scholl 156
Kompos. Parrewidem, Herde-
widem [Sulzb.].
‚wider [Sb, weder Sulzb.] =
wider, gegen; „weder‘die Wand
stelle‘ — an die Wand stellen.
Kompos. Widermut [Sb früher]
m. = Ekel, Abscheu; „er. hat de
Widermut degäje‘‘; wider-
borschtig adj. = eigensinnig.
widig [widig Sb, Dudw., Sulzb.]
adi. = wütend. Auch. als adv.
zur Verstärkung, „widig gäre“
(gern). .
Wies [allg.] f. = Wiese. Bei-
spielevonFlurnamen: Bruchwies,
‚86
wif — Wisfraiche
Glöknerwies [St. Joh.]; [Sulzb. |
Talwies; Weiherwies; Gäl:
wies (Gelbwiese); Bronnewies,
Herdewies; Ellbo(gen)wies
etc. Rds, [Sulzb ] „en de Wies
gehn = in die Binsen gehn.
Kompos. Wiesbaam = Balken
zum PFestbinden des Heus aujf
dem Wagen; Wiesengarten
3. Garten.
wif [wif Sb, Sulzb.] adi. =
ebhaft; franz. vive.
wild [Sb, weld Sulzb.] adj
— wild. Kompos. Wildwachs
n. = 1. Sehnen im Kochfleisch:
2. Wildwuchs am Baume; Wild-
fleisch = Fleischwucherung.
Verb. wildse = vom Wildpret
gesagt, das „Houtgoüt‘‘ hat,
nach Wild schmecken.
willkomm, ‚in Rds. „der is
mr willkomm wie e Sau im
Jüdehaus‘“* [Sulzb.].
Wind [Sb, Güd.] m. = Wind.
Rds.. „Der Wind singt‘ = es
gibt Regen. Adi. windsch =—
windschief.
winken [winge Sb, Sulzb., part.
gewunk, gewonk] verb. =winken.
Rds. „ich han em gewonk‘“ =—
sine Öhrfeige gegeben.
Winkelga’ [Auersmacher] —
Erntefest, insbes. am Schluß der
Kartoffelernte oder des Dreschens
Abzuleiten von Winkelgarbe.
Diese ist nach dem Lothring
Wörterbuch S. 543 die Garbe,
die zuletzt beim Ausdreschen
darankommt.
Winkelhocke [-höge Sb.] m. =
Riß im Tuch.
Winksie [Uchtelf.] = der
zleine Finger. ;
winneweh [Sb] adi. = sehr
weh; „es is mr winnweh‘‘.
Subst. Winnweh ist ein alter
Tanz — 4 Schritt vor, 4 zurück,
eine Polkaart [Sulzb.]. ;
Winter [winder Sb, wender
Sulzb.] m. = Winter. Rds. „das
macht mr aa ke. Wender on ke
Sommer‘‘ [Sulzb.] = das macht
mir wenig aus im Bösen oder
Guten. Verb, wintere; Wetter-
regel: „Winterts nit, so sommerts
nit‘. Adi. winterhäl’ig [Sulzb.]
= winterhaltig, winterlich; „wo’s
winterhäl’ig ist, bleibt der Schnee
lang lJleije‘® = auf. Winterseite
des Berges.
Wippche [Sb, Sulzb. pribche
plur. — r.] n. = 1. Späßchen.
Kompos. Wippchesmacher m.;
2. leichtsinniger Mensch.
wirke [wirge Sb, Sulzb. werge]
verb. = 1. wirken; 2. insbes.
Teig bearbeiten. Kompos. of-
wirke = Teig aufarbeiten. S
anmehre.,
wirsch [Sb früher] adj. = böse.
. Wisch [Sb, Sulzb.] m. = der
Wisch (Büschel Stroh .etc.).
Kompos. Strohwisch m. =
wird als Warnung und Verbot
an Wegen, Feldern und Häusern,
deren Dach neu gedeckt wird,
aufgestellt. Wertswisch [Sulzb.],
auch kurz Weich genannt, aus
allerhand Kräutern und‘ Feld-
früchten (Hafer, Roggen etc.)
zusammengestellt. Er wird am
Frauwischdag ‘oder Werts-
wischdag geweiht und hat
nach dem Volksglauben bannende
und heilende Kräfte.
Wischter [wischderGüd.,Sulzb.,
wischder Bischm., weischder
Ostertal, waischder w. d. Theel]
m. = Scheunenraum zum Auf-
bewahren ungedroschener Frucht.
Wisiraiche. [Bischmish.].n. =
das weiße Frauchen. soll sich
wisse — wolle
1587
zwischen Bischmisheim und
Fechingen zeigen (Sage).
wisse [Sb, wese Sulzb.] verb.
— wissen. Rds. „ich wäß, wo
Hase laafe‘‘; „ich wäß, wo
Schädt leit‘‘. Wortspiel mit dem
Ortsnamen Scheidt, der hier =
Bescheid gesetzt wird. Subst.
Wisse; Rds. „met Wisse on
Wille“ = absichtlich. Adi.
gewiß. „Awer gewiß on sicher!‘
„Kammersfor geweß metnemme ?**
—' als wahr weiter erzählen?
Witmann [Sulzb.] m. — Witwer.
Witfrau [Sulzb., pl. witweiwer!
= Witwe. +
Witsch [Sb, Auersm.] = junges
Fohlen. .
witsche [Sb] verb. = ent-
wischen, Kompos. durch-
witsche, auswitsche = ent-
wischen; verwitsche = er-
wischen. Subst. Verwitscher
[Sulzb.] m. — Nebenform erin-
wutsche == hereinschlüpfen.
wittersch [Kleinbl.] adv. =—
weiter.
Witsweg [Auersm.] = Flurn.
und Weg.
wittere [Sb], in Rds. „es hat
mr gewittert“ = ich habe es
geahnt.
wiwele [Sb, Sulzb.] verb. =
wimmeln. „Es wiwelt un wawelt
(s. d.) vun lauter Ameise‘. Adj.
wiwelig == angegriffen.
Wiwi: [Sb wiwi] n. = Weh
(Kindersprache).
Wo [w9 Sb, Sulzb., Güd.]
1, — Wage.
wo [wö Sb, Sulzb.] pron. u.
adv. — 1. wo? „Wo anne?
— Wo hinaus? 2. Relativ-
Pronomen in allen Genera, Sing.
und Plur. In Sulzb. auch „wo
länger, wo meh“ == je, desto.
Woch I [woch Sb, wuch Sb,
Schafbrücke, Sulzb.] fi. — Woche
Rds. „Wo gehschde hin? —
No Molscht, die Wuch däle“
[ronische Antwort. Auf die Frage.
Wann? antwortet man ironisch
‚Die dick Woch no Pingschte.
wo drei Dunnerschdag drin sin“
Kompos. Wuchehannes in Rds.
„de Wuchehannes werd furtgeleit“
Schafbrücke, Sulzb.]. So sagt
man scherzhaft am Ende der
Woche beim Geläute am Abend.
Wochehannes Personifikation der
Woche; „ene ewek leite“ —
Sterbegeläut für jemand.
Woch I [Dirming], Flurbez.
‚em Woch“.
wo’e [wge Sulzb.] verb. =
wagen, Part.ver wot=—verwegen,.
Wohlverleih [Neunk.] =Pilanze
Dausendgüldenkraut ‘und Wohl-
verleih (armica montana) werden
zu Arzneien verwendet. Die
Blüten von letzterem werden mit
Branntwein angesetzt zum Gären
gebracht. |
wohr [wör Sb, Sulzb.] adj.
—wahr, verstärkthimmelswohr
"Sulzb.]. Rds. „was wohr is,
nuß mr san“ [Sb] = das muß
man zugeben.
Wolf [wolef Sulzb.] m. == 1.
Wolf; Rds. „hungrig wie €
Wolef; „es hat noch ke Wolef
ke Winter gefreßt“ = auf ein-
mal vergeht der Winter nicht.
2. Rds. „große Wölef fihn“ —
übertreiben; „der Wolf verliert
sei Hor, awer die Noube net“
— der Schalk bleibt auch im
Alter Schalk:; 3. Eishaken; 4. Drei-
angel, um Eimer aus tiefem
Brunnen zu holen [alles Sulzb.].
‘ wolle [1. PL. I. Praes. wile Sb,
wele Sulzb.. part. wile Sb, gewelt
f.
3
Wollkraut — Wuwelche
Sulzb.] verb. = wollen. Rds.
„Wann de nit willscht, do
haschde gehatt“. Subst, Wille:
Rds. „mit Wisse un Wille“
[Sulzb.]. Adj. gewellig =—
willig.
Wollkraut [Sb früher] n. =
Kunkelblume, wahrscheinl.. Woll-
gras.
Wolletchen [Kleinbl.] n. =
ein von weißen Weiden gefloch-
tener runder Deckel, auf den
man Kuchen legt.
worfeln [Sb früher] verb. .=—
Getreide mit der Wanne fs. d.)
reinigen.
Wort [allg.] n. = Wort.
Rds. „Uf dem sei Wort kennt
mr e€ Kerch baue, wann Platz
wär“ [Sulzb.] = so vertrauens-
würdig ist er.
Wudder [Kleinbl.] = unordent-
liche Frauensperson.
wuhle [Sb, Sulzb.] verb. —
wühlen.
Wun(dj)er [wuner Sb, woner
Sulzb.] n. = Wunder. Kompos.
Meerwun’ern. Rds. „Mr ment,
do wär e Meerwun’er!“, so gaffen
die Leute, In Sulzb. woner-
wenig = sehr wenig.
wunzig [Sb, Sulzb.] adi =—
winzig.
wuppe [wube Sulzb.] verb. =
wippen, etwa: wupdich! Inter}.
wenn etwas fällt, auch Subst.
= Schwung; „mit änem Wupp-
dich etwas hochwerfen“. Daher
= Schnäpschen. In Sulzbach
Wupphannes = Name eines
Trinkers.
Wurf [Sb, worf Sulzb., Neunk. ]
m. = 1. Wurf, wie hochd.;
2. Fünfzahl beim Abzählen von
Früchten im {früheren Markt-
handel. Wenn man 100 Stück
kaufte, bekam man einen Wurf
drin. 3. Sensenstiel.
wurkse [wurgse Sb, worgse
Sulzb.] verb. = würgen (trans.
und intrans.). Rds, „es wurgsd
mr so“ = es steigt mir im
Halse auf,
Wurm [Sb, plur. wirm, worm
Sulzb.] m. = 1. Wurm. Rds.
„er hat Wirm“ = er ist ver-
dreht; „ich hon em ge’n for die
Wirm“ = Tracht Prügel. Adi.
wurmatzig, wurmensig =
wurmstichig. 2. [Saarbergm.]
= Spindel an den Handbohr-
maschinen.
Wurres [Sb] m. = Wirrwarr,
insbes. verwirrtes Fadenknäuel.
Wurrstroh [St. Joh.] n. —
Abfallstroh. ;
Wurzel [Sb, .wortsel Sulzb.]
f. = Wurzel. Kompos. Wurzel-
welt. Rds. „Das taugt in der
Wurzelwelt nichts“ = gar nichts.
wuscht [Sb wüßst, wuscht
Sulzb., Kleinbl.] adi. = wüst.
garstig, grob. Als Adv. = sehr
AblL. wuschterlich = gräulich.
Subst. Wuschtel == grober
Mann. 5S. Wischter.
wussele [Sb, Sulzb.] verb. =
sich flink hin- und her bewegen.
Adi. wusselig = zapplig. zer-
‚ahren. ;
wutsche [Sb] s. witsche.
Wuftz [Sb, Sulzb.]f. — Schwein.
Dim. Wutzje n. Rds. „än Wutzije
is satt: wann se all satt sin,
gehmer hemm“. So sagt man,
wenn die Mahlzeit zu Ende ist.
und es einem Kinde aufstößt.
Verb. wutzele = im Wasser
pantschen.
Wuwelche [Sulzb.] n. =kleines
Kind.
zackere — Zerwel
RJ
A
zackere [tsagere Sb, Sulzb.,
zakere Bischm., Güd., Kleinbl.
Dudw. Raßw.] verb. == pflügen.
Zackerdriiwer (treiber) m. =
Person, die beim Pflügen vorgeht.
Zackel [Sb] m. = Zacken.
Zackelsberg in Rds. „iwer de
Zackelsberg enaus sin“ = über
das Schlimmste hinweg sein.
Zahn [tsän, :tsand Sb, Plur.
ts&n, tsen; tsand Sulzb., plur.
tsen; tsound Fürstenh.] m. =—
Zahn. Rds. „Aus der Hand in
de Zand!“; „äm die Backezähn
revidiere“ = Ohrfeige geben.
Kompos. Milich-, Aue-, Eck-,
Backezähn; Fangzähn[Sulzb.]
vom Menschen gesagt, der ab-
norm lange Zähne hat; scherz-
haft „mit de Fangzähn lache“
— bein Lachen die Zähne
zeigen. Zänpein [Sbl ff =—
Zahnweh.
Zap’e [tsabe Sb, Sulzb., Uchtelf. |
m. = Zapfen. Kompos. Bouch
zap’e = Zapfen an der Bauch:
bütte (s. bauchen); Zapebrett
= Zapfenbrett : zum Aufhängen
der Schlüssel, Kleider etc. Abl.
Zäpper = Zäpfer in Wirt-
schaften im Gegensatz zu selb-
ständigem Wirt.
zart in Rds. „nore zart, sa’t
der Beck!“ [Sulzb.] = nur lang-
sam, nicht so drängen! ;
Zaub [tsoub Sulzb.] f.-=— weibl.
Hand: Kind.
Zaun [tsun Dudw. - Büchel,
tsoun Sulzb., tsaun Saarbr.] m.
— Zaun. Rds. „der“ oder „die
is: e wahrer Zaun um’s Haus“
— der oder die (tüchtige Haus-
frau) hütet das Haus treulich;
‚wo der Zoun am nidrigste
is, springt jeder driwer“ = d. h.
an der schwächsten Stelle, über-
tragen. Kinderlied: „Wir woll’n
den Zaun binden‘. (S. Kinder-
lieder).
Zazele [Sb] plur. = Fetzen;
verzatzele verb. dazu.
zecke [tsege Sb, Sulzb.] verb.
— zanken. Subst. Zeck [auch
Güd.] f. = zänkisches Mädchen,
zänkische Frau. Adj. zeckig
Zeeb [tseb Sb, Sulzb., plur.
tsöwe, auch Güd.] f. = Zehe.,
Rds. „die Zeewe krumm mache‘
=— besorgt sein; „dem tun die
Zeewe nimmeh weh‘ = dem
Toten: „em uf de Zeewe trete“,
Kompos. Knowelochszeeb f.
—Knoblauchszehe, Teil der Knob-
lauchszwiebel; Geschwister-
zeeb [Sulzb.] in Rds, „mir sin
Geschwisterzeeb‘‘ — humorist.
Bildung nach „„Geschwisterenkel“
auf Frage „siner verwandt?“
Zehnuhre [Sb] n. = Frühstück.
Zeit :[Sb, Sulzb. tseid] fi. —
Zeit. „Ich ha’n Zeit!“, „In Zeit
vor 3, 4 Stun’ is das geschiht“
[Sulzb.]; „wo warschde dann die
währendZeit?“; „sich Zeit aandun“
"Sulzb.] = sich Zeit lassen;
„die Zeit biete“ == grüße. Adv.
zeiteweis [Sulzb.] = zu Zeiten.
Adi. zeitig [Sb, zirig Güd.] ==
reif; vom Obst gesagt. „die Biire
sin zeitig.
zeläds [tseleds Sb] adv. =—
zu leide, zum Trotz, „grad ze-
Jäds!“. S. Läd. ;
Zellerli [Sulzb.] m. = Sellerie
zerche [Sb, Sulzb., Güd.] verb.
—= necken, zanken.
Zerwel [Sb, Neunk] = ein
mehrere Ouadratfuß . großes
4{)
zesammegedatscht -— Zott
Fischernetz in festem Holzrahmen,
um Fische zu fangen, insbes,
aus Hausbehältern zu ‘nehmen.
zesammegedatscht [Sb]. part.
= zusammengeknüllt., ;
Zette [tsede Sb, Bischm.,
Neunk., zette Guichenbach, zere
Güd., Raßw.] verb. = die „Schlä“
(s. d.) des frischgemähten Futters
auseinanderbreiten. Mhd. zetten
= ausbreiten,
Zib [Sb] fi. = unangenehme
Person.
Zickel [Sulzb.] n. = Zicklein.
Dim, Zickelche. .
Ziehbalg [Dudw.] m. = Zieh-
ı1armonika. S. ziehe.
Ziehamriehme [Sb, Dudw.] m.
— Ziehharmonika. SS. ziehe.
ziehe [tsie Sb, tsije Sulzb.,]
verb. = wie hochd.; zu ziehe
= umziehen: „Dreimol gezo is
ämol abgebrannt“; dann „Miel
ziehe“ [Sulzb.] = Miete beziehen;
pass. „gezo were“ = ‚zum
Militärdienste tauglich befunden
werden. Die Musterung hieß
die „Ziehung“. Die Militär-
pflichtigen, die bändergeschmücki
zur Musterung gingen, hießen
„Ziehungsbuwe“. „Wasser ziehe“
‚Fischerausdruck) = den eben
mit aller Macht vorgeruderten
Kahn wieder plötzlich zurück-
rudern. Kompos. abziehe
[Saarbergm.] == Kohlenwagen
abziehen.
Ziehplaschter [Sb, Uchtelf.] n.
= 1. Zugpflaster; 2. [Uchtelf,
=— Zahlungsbefehl. Der Gläubige:
sagt von säumigem Schuldner:
„Wart, euch (ich) hol’ nem €
Ziehplaschter, dann kemmt er“.
S. ziehen.
Ziewel s. Zwiwel.
zingere [Sb] verb. == andauernd
schmerzen, zittern vor Kälte;
„die Fingere zingere mr vor
Kält!“
zinken [Sb, Neunk.] verb. =
in langsamen Schlägen läuten.
Rds. „Es zinkt!“ Früher PFeuer-
zeichen.
Zipel [Sb, Sulzb.] m. = 1.
Zipfel; 2. einfältiger Mensch.
Verb. zipele = zupfen. Komp.
erumzipele an etwas; ebes
auszipele [Sulzb.] == - durch
Halmziehen entscheiden.
zisele [Sb] verb. = fein streuen.
z. B. Zucker.
Zittersch [Kleinbl.] = roter
Ausschlag an der Wange, der
nicht vergehen will. SS, Sitters.
Zitz [Sulzb.] in Rds, „fort wie
Zitz“, „schnell wie Zitz“. Zitz
wohl Stoff, Tuchart.
Zobder [Sb] m. = letzter beim
Klickerspiel,Gegensatzzu „änder“.
Auch allgemein, Rds. „er is
ımmer der Zobder“ == er muß
immer zurückstehn. Vielleicht
zu hochd. Zopf, nd. Top (Schiff),
also äußerstes Ende. S. Kinder-
lieder.
Zodel [Sb, Sulzb.] m. u. f. =
ı. m... Fetzen. Sprichwort:
„Schlop (Schleife) am Zop, Zodel
am Rock!“; 2. f. — leichtfertiges
Frauenzimmer. Verb. zodele,
hin’erherzodele = hinterher-
schlendern. Adj. zodelig =
zerrissen, zerfetzt.
Zollstock ‚[Sulzb.] m. = der
zusammenlegbare Maßstab.
zope [Sb] verb. = zupfen;
davon zobele dass.
Zores [tsares Sb] n. = Pack.
Pöbel. Verb. zorese = zanken.
Zott [Sb früher] fi. = Röhre
an einer Kanne.
zu — zwitzere
1
zu [tsü, tsüe Sb, tsü Sulzb.]
praep. = zu. Wie hochd. Dann
Adv. hinzus, herzus,erofzus;
adi. zue [Sulzb.] zuene [Sb]
m.; zue, zueni f., zue, Zzuene n. =
geschlossen. „E zueni Tür“.
Zucht [Sb, Sulzb.] fi = 1.
Zucht; 2. eine aufzuziehende
Schar Schweine etc.; „e Zucht
Soue“; 3. Lärm; „mache doch
ke so Zucht!“.
zucke [St. Johi] verb. = an
der Pfeife saugen. S. zuckle.
Zucker [tsuger Sb, tsoger
Sulzb.] m. = Zucker. Kompos.
Zuckerdinges n.=Zuckerzeug,
Zuckerschleck in Rds. „das is
ke Zuckerschleck“ = keine
leichte Aufgabe; Zucker wasser-
verein [Sulzb.] — Mäßigkeits-
verein. Adj. zuckerig.
zuckle [Sb] verb. = suckele
3. d.
zufeire [Sb] verb. == zufeuern
= zuschlagen, die Türe.
Zug [tsüch Sb] m. = Zug
wie hochd, Dann Ziig f. =
Kopfkissenüherzug; [früher] sing.
der Zug = Zugstange an der
Vorrichtung zum Anfachen des
Feuers auf offenem Küchenherde.
Siehe Owe.
Zun’er [Sb, tsoner: Sulzb.] m.
— Zunder. Rds. „do es Zoner
on Zeich‘““ [Sulzb.] = da ist
Vermögen. Kompos. Zun’er-
lappe m. == Stück Zunder.
Zuns [Sulzb.] f. = einfältiges
Weib.
Zuversicht, in Rds. „die han
e schcen Zuversicht in ihrem
Haus‘“ [Sb, Sulzb.] = Durch-
einander.
zuviel, in. Rds, „zuviel ver-
reißt de Sack‘‘ [Sulzb.] == über:
spanne den Bogen nicht!
Zwader [Neunk.] = Gewirr.
S. Gezwaddersch. Adj. ver:
zwatert [Sb] = aufgeregt.
zwei [zwen m., Zwo f., zwä-i
n. Auersm., zwei Sb] Zahlwort =
zwei, Rds. „das is das schennschde.
Mäde in de 2 Städt‘ (Saarbr
und St. Joh.). Kompos. Zwei-
spitz [Saarbergm.] = Doppel-
keilhaue; zweischeerig [Sb
irüher] = zweimal zu mähen
(Pflanzen); zweiwächsig =
zum zweiten Male wachsend
S. wachse.
Zweerwand [tsweer Obstert.,
tswäär Uchtelf.] fi. == 1. [Ostert.]
die niedere Wand zwischen Stall
und Scheune; 2. [Uchtelf.] mit
Zusatz viderscht, hin’erscht =—
Vorder- und Rückfront des
Hauses SS. zwieere.
Zwergholz [Ostertal] n. =
Querholz, mit dem vermittels
Rädel (s. d.) und Kette die Wagen:
dielen festgebunden werden
. Zwick [Sulzb.] = ‚großet
Holznagel.
zwiere [Sulzb. tswiere] verb.
= hin- und herüberlegen, hin:
und herprobieren. S. Zweer-
wand.
° Zwinkelche [Sb] n. = ab
geschnittenes Reis. Zweiglein
zwitzere [Sb, Wellesw.] verb.
— eifern; Rds. „zwitzere und
zwatzere‘““ = unruhige Be-
wegungen (durch Erregungen
hervorgerufen) machen; „das
42
Zwiwel — zwölf
Zwitzere und Zwatzere an sich
krie’n‘‘, S. Zwader.
Zwiwel [tsiwel Kleinbl., tswi-
wel Sb, Sulzb.] ££. = 1. Zwiebel;
Kompos. Zwiwelschlode
[Sulzb.] = —Zwiebelröhren;
Zwiwelsupp; Verb. zwiwele
= quälen.
zwölf [tswelef Sb, Sulzbach]
Zahlwort — Zwölf. Rds. ‚das
halt von zwelf bis Medda’**‘ —
das hält gar nicht. Ahd. zwelif.
‚le
:h]
las
Grammatik der Mundart des
Saarbrücker Landes.
Jif.
Quellen.
Freiheitsbrief der Städte Saarbrücken und St. Johann von 1321. Abgedruckt
in Ruppersberg, Geschichte der Städte Saarbrücken, St. Johann etc.
Weistümer des Saarbrücker Landes. Abgedruckt in Ruppersberg, Ge
schichte der Grafschaft Nassau-Saarbrücken, 1901,
Gebetbuch der Gräfin Elisabeth von Nassau-Saarbrücken, Original Ham
burg. Abschrift von A. H. Jungk.
Grabinschriften in der Stiftskirche zu Saarbrücken-St, Arnual.
Die Türkenschatzung von 1542. Abgedruckt in den Mitteilungen des Hist,
Vereins f. d. Saargegend, Heft 9, 1909,
Grävelich Nassau-Saarbrückische Müntz- und Taxordnung von 1623.
Der Huldigungstag zu Saarbrücken am 30. Nov. 1815. Gedicht in Saar-
brücker Mundart. Abgedruckt in Firmenich, Germanias Völker-
stimmen II, 557
Literatur.
Ruppersberg, Geschichte der Grafschaft Nassau-Saarbrücken, 1. und
2. Teil, 1908 ff.
- Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann.
Frisch Peter, Studien zur Grenze des Mosel- und Rheinfränkischen im
Süden des Regierungsbezirkes Trier, 1911,
Graus Adolf Dialektgrenzen im Saarbrücker Land. Saarbrücker Volks
zeitung 1910, Nr. 277, 286, 295 und 298. |
Scholl Klaus, Die Mundarten des Kreises Ottweiler. Untersuchungen
auf lautphysiologischer und sprachgeschichtlicher. Grundlage, 1913.
Schön Friedrich. Wörterbuch der Mundart des Saarbrücker Landes, 1922
Braune, W., Althochdeutsche Grammatik, 1921.
Paul, H., Mittelhochdeutsche Grammatik, 1894.
Michels, V., Mittelhochdeutsches Elementarbuch. 1921
Paul H... Deutsche Grammatik. 1916 ff.
Il. Geschichtliches.
Das Saarbrücker Land wurde früher, abgesehen von den Ur-
bewohnern der Steinzeit, von den Kelten bewohnt und von den
Römern kultiviert. Auf die Römerzelt folgte im Anfange des
5. Jahrhunderts die alamannisch-fränkische Zeit. Die Franken und
Alamannen drangen. wahrscheinlich um 440 ziemlich gleichzeitig
von Nordosten und Südosten her in das Saartal vor, wo sich
ihre Züge kreuzten. Der Sieg, den der Frankenkönig Chlodwig,
wahrscheinlich bei Zülpich, im Jahre 496 über die. Alamannen
errang, gab den Franken die Herrschaft.
So wurde die fränkische Mundart die herrschende inı Gebiete
der mittleren Saar. Und zwar ist es die rheinfränkische Mundart,
die im größten Teile des Saarbrücker Landes herrscht. Der Westen
desselben spricht die moselfränkische Mundart. Kennzeichnet sich
das Westmitteldeutsche, das Fränkische, im allgemeinen dadurch,
daß bei. der hochdeutschen Lautverschiebung anlautendes p un-
verschoben blieb, so erkennt man das Moselfränkische insbesondere
daran, daß es t in den Pronominalformen dat, wat festgehalten
und -rp und -rd zu -rf und -rt weiterentwickelt hat. (Nach Behaghel
Geschichte der deutschen Sprache).
Auf diesen Unterschied werden wir bei der nun folgenden
Betrachtung der ‚literarischen Denkmäler der älteren Saarbrücker
Sprache zu achten haben. Die genauere Darlegung der Mundart
grenze wird weiter unten erfolgen.
Abgesehen von den Urkunden der Grafschaft Nassau-Saarbrücken,
die dem Verfasser jetzt nicht zugänglich waren, ist das älteste
Zeugnis der Sprache des Saarbrücker Landes der Freiheitsbrief
der Städte Saarbrücken und St. Johann vom Jahre 1321.
Die Sprache des Freiheitsbriefes unterscheidet sich im wesent-
lichen nicht vom normalen Mittelhochdeutschen. Und doch zeigt
sie einige Eigentümlichkeiten. die zum Teil der Saarbr. Mda, heute
noch angehören, .
Mhd. u neigt dazu, wie o ausgesprochen zu werden: pont
— Pfund, fonden, den gewonten = den Verwundeten, Scholtis,
das Verbum tun heißt dun und don. Die alten Monophtonge i und ü
sind meist erhalten, ob lang oder kurz, läßt sich aus der Schreib-
weise meist nicht entscheiden; iu erscheint durchweg als u:
irnuwen, edelude, dru = driu. Der Diphtong ou wird ou und ow
geschrieben. Von den Konsonnanten ist altes t erhalten in dat,
das neben das vorkommt. auch in mat — Maß und gesatten —
Jr-
Jen
des
ınd
itig
ich
Ag,
jen
vete
art,
‚ten
sich
ch,
un-
‚ere
ten
1e1.
den
ker
art-
‚en,
aste
jef
21.
ant-
3igt
aule
‚ont
Itis,
d ü
eib-
u:
oW
dat
Grammatik der Mundari
(95
gesetzt ist dieses t zu beobachten, auch in bit here = bisher.
Sonst ist t = d im Anlaut und Inlaut; in punt ist es im Auslaut
arhalten. Beispiele: dages, halden usw., dede = täte usw. Altes
p ist im Anlaut meist erhalten: punt, Pingesten, penninge, perde.
pantschaft, zu plegene, jedoch pfaffen neben paffen. Nach r er
scheint p als f: widerwirfet, widerworfen, Auslautendes b erscheint
in dief und lif (lief) = f, wie es dem Mittelfränkischen in der
ahd. Zeit eigentümlich ist. Der Umlaut ist oft noch nicht durch-
gedrungen. Neben altertümlichen Formen wie baldo und amatlude
sind vielfach schon Verkürzungen zu beobachten: Metild = Mechtild,
na = nach, heilien = Heiligen, wardrehtien, zu genne = zu geben,
geret == geredet, mumperschafte neben mumtberschafte, sont —
sollen, zu dun minnesteme,. zu unseme hornblase(n), halde(n). Es
zeigen sich hier schon Eigentümlichkeiten, die heute der Mda. eigen
sind, wie Elision des ch nach Vokalen, Assimilation von n und d,
verlust des n beim Infinitiv. Die Deklination ist im allgemeinen
regelmäßig. Manche ahd. Formen sind erhalten, so das a in Nom.,
Akk., Sing. und Plur. In zu unseme hornblase ist das auslautende
n abgefallen. Auch beim Verbum, das im allgemeinen regelmäßig
ist, finden sich noch alte Formen, wie vindit = findet. Dieses
i-ist auch in die 3. PI. Praes. Ind. und in den Infinitiv eingedrungen:
beurkundint, solint; befindin, geldin. An Kontraktionen sind
vorhanden: gent = sie geben, Inf. genne (heute gen), son =—
wir sollen, sont = sie sollen, hant = sie haben. Von Formen
der Zahlwörter erscheinen: eins (Gen.), eimo, eime Dat., zwein
Dat., dru = drei (Neutr.), viere, funf (vonif). zhene. einundzwenzich,
druzehnhundert,
Das wichtigste Ergebnis ist das Vorkommen des unverschobenen
;, einem Kennzeichen des Moselfränkischen und des b = f im
Auslaut, das dem Mittelfränkischen und damit auch dem Mosel-
fränkischen eignet. Es ergibt sich also, daß die Sprache des
Freiheitsbriefes moselfränkischen Einschlag hat. Vielleicht‘ ist die
Grenze des Mosel- und Rheinfränkischen für 1321 nach Saarbrücken
zu rücken.
Neben diesem größeren Rechtsdokumente stehen noch die
Weistümer des Saarbrücker Landes. Sie gehören in der
Hauptsache dem 15. Jahrhundert an. Sie gleichen in ihrer Sprache
im wesentlichen der des Freiheitsbriefes, doch dringt das pf für
anlautendes p schon mehr durch; auch im Inlayte ist es einmal zu
beobachten. Das Weistum des Köllertales verrät in einem allerdings
aur einmal vorkommenden halff = halb (neben 2maligem halp;
noch seinen moselfränkischen Charakter, wie es ‚auch‘ sein muß:
denn das Köllertal ist heute in seiner Sprache moselfränkisch.
Das Gebetbuch der Gräfin Elisabeth von Nassau-
Saarbrücken, die von 1429—1442 regierte, ist durchweg rhein-
iränkisch Es enthält das Offizium de ss. Trinitate und ist wohl
‚96
Grammatik der Mundart
von einem Burgkaplan oder klösterlichen Schreiber zusammengestellt.
Es beginnt mit den Worten: „Hie hebet an metten von unser herren
gott, mit namen von der heyligen dreyvaldigkeit“. Es bietet den
Text des Offiziums (also auch die Psalmen) in mhd. Uebertragung
und zeichnet sich durch Gebete von fast poetischer Schönheit aus.
Deshalb wurde es auch wohl von der Gräfin Elisabeth, die ia die
erste deutsche Romanschriftstellerin ist, bevorzugt. Der Roman
„Der Huge Scheppel“ (vergl. die Ausgabe von H, Urtel, 1905)
zeigt wohl Anklänge an die Sprache des Freiheitsbriefes etc., er
zeigt jedoch in Formen wie büsch — Busch, tün = tun, herüs —
heraus etc, Aehnlichkeit mit gegenwärtig alemannisch-elsäßischen
Formen, so daß er für die Betrachtung hier ausschaltet.
Die Sprache des Gebetbuches ist wie gesagt rheinfränkisch.
Das Pronomen das lautet immer das, b ist nach r stets unver-
schoben. Anlautendes p ist hie und da noch erhalten, inlautendes
pp Öfters (schapper = Schöpfer, opper = Opfer). Daneben steht
ungeschepfet und schepferynne. Von dem Worte empfangen
kommen die Formen entpag, enphach und entphehet vor. t erscheint
im Anlaut, Inlaut und Auslaut als d. Neben God steht allerdings
Got. k erscheint im Inlaut und Auslaut als gk. Inlautendes b
erscheint in wewet = webet wie heute in der Sb Mda. als w.
Die alten Monophtonge sind meist noch erhalten, ob lang oder
kurz, läßt sich nicht immer feststellen. Mhd. kurzes u erscheint
meist als o (zonge, gesont, doch auch Orteil, togent N. S., bosch).
öu erscheint in freiden = Freuden in diesem einen Falle schon
wie heute in der Mundart als ei. Bemerkenswert ist von Wort-
iormen lebeda = Lebtag, Lebenszeit. Heute heißt der Ausdruck
in der Sb Mda. lebdaa.
Gräfin Elisabeth starb im Jahre 1456. In der Inschrift auf
dem Grabdenkmal der Gräfin Elisabeth in der Stifts-
kirche zu Saarbrücken-St. Arnual heißt es: „. . ., die starff
‚.. uf sant anthonien Dag“, ‚Hier beobachten wir wieder die für
das Moselfränkische charakteristische Verschiebung von b zu f nach r.
In der Grabinschrift der Johanna von Loen, der ersten Gemahlin
des Grafen .Johann IN. von Nassau-Saarbrücken, die in derselben
Kirche begraben liegt, wird die Gräfin Erffrauwe von Heynßberg
genannt. - So ist also für die Jahre 1459 und 1469 wiederum das
Vorkommen von moselfränkischen Kennzeichen in der Sprache des
Saarbrücker Landes ‘bestätigt. Freilich ist deshalb der Charakter
der Sprache nicht etwa als moselfränkisch anzusprechen. Der
Sprachcharakter schwankt. Die Grenzlinie ist noch nicht so fest
wie heute und verläuft, wo sie die Saar überschneidet, weiter
Östlich, durch Saarbrücken. Für Saarbrücken ist jedenfalls
das Vorkommen moselfränkischer Formen im‘ 14. und
15. Jahrhundert durch die angeführten Formen gesichert.
Die Weistüimer zeigten ja nur in einem Falle eine moselfränkische
allt.
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1he
Grammatik der Mundart
Q”
Form, im übrigen sind sie rheinfränkisch. Da sie aus den ver-
schiedensten Teilen des Saarbrücker Landes stammen, war also der
Sprachcharakter des Saarbrücker Landes im 14. und 15. Jahrh.
ım ganzen rheinfränkisch, wie es noch heute ist. Nur das
Köllertal, das im Westen des Saarbrücker Landes legt, ist als mosel:
iränkisch zu bezeichnen und, wie gesagt, an der Saar ging dic
Cirenze der beiden Mundarten durch Saarbrücken.
Aus dem 16. ‚Jahrhundert bietet das erhaltene Türken-
schatzungsverzeichnis von 1542 einen Einblick in die Sprache
des Saarbrücker Landes dieser Zeit. Dieses Schriftstück bestätigt
den rheinfränkischen Hauptcharakter der Sprache. Es kommt nicht
zin einziges moselfränkisches Kennzeichen darin vor. Bei den
Vokalen beobachtet man den Uebergang vom Monophtongismus
zum Diphtongismus: Für i, das als ie und i notiert wird, tritt in
cbensovielen Fällen ei ein, ü ist als ü oder u meist noch erhalten,
iu tritt einmal als ie auf (dietschen Nickel), daneben steht aber
schon Deutschmann. Meist ist es wie im Freiheitsbrief und im
Gebetbuch = u: lud = Leute, Numunster. Mhd. kurzes u erscheint
wiederum meist als o: of; somma, son, scholtis, Armbroster. Der
Umlaut ist noch nicht ganz durchgeführt. Anlautendes p bleibt
noch oft, manchmal ist es zu pf verschoben. Inlautendes p steht
in küper neben kuffer. t crscheint z. T. zu d erweicht: dut =—
tut, doch steht durkisch neben türckenschatzung und tochtermann.
x im Inlaut wird weich gesprochen: Ketgin, Cleßgin, im Auslautl
jedoch hart: Zugk, Hartwick, Lanckhanns. Der Prozeß der Ver-
kürzungen etc. ist öfters zu beobachten: eydem, eyden neben eidam,
Trentz = Terentius, Britz und Brietz = Brictius, Reymeigs =
Remigius; Gemellich = gemächlich (wie heute in der Mda.), Um-
behend = Unbehend. Von den Deklinationsformen sind die Genetive
der starken ımd schwachen Deklination noch erhalten: des Scheffers
nachkomm, irs sons knecht, Müllers Jacob; Dietschen Nickel, Britzen
Wendlin, Schwache Dative: an der Brücken, by der pforten,
Beim Adjektiv ist der Verlust der Endung in dem Nom. Sing
Masc. bemerkenswert: der alt Wael (Welsche).
Der Verlust der Deklinationsendungen wird ganz deutlich in
der Grävelich Nassau-Saarbrückischen Müntz- und Tax-
urdnung von 1623. Der Lautstand derselben ist im allgemeinen
hochdeutsch, doch trägt sie gerade durch den Verlust der Deklinations-
endungen stark mumdartlichen Charakter. Beispiele: Schwart (N. S.).
Kalbsfüß (N. PL), mit ernster Straff, ein Speich einzuziehen, ohne
Schnür. alles wie heute in der Mda. Noch weitere für die heutige
Mundart charakteristischen Einzelheiten sind anzuführen: Ehl =—
Elle, Botten = mda., Boddem, p = b (wie in einzelnen Fällen
heute) in Weiberbelz, t öfters gleich d: Düncher (neben Teutschen,
Thielen = Dielen). Die Erweichung des t zu d in under scheint
der heutigen Elision vorangevangen zu sein.
‚08
Grammatik der Mundart
Die vollendete Saarbrücker Mundart, die in den Stadtteilen
Saarbrücken, St. Johann und Malstatt-Burbach gleicherweise herrscht,
gibt ein Gedicht von 1815 Der Huldigungstag wieder. Es wird
durch den Vokal- und Konsonantenstand charakterisiert, wie er im
letzten Teil dieser Arbeit festgestellt ist. Im Stadtteil St. Arnual
und im Munde älterer Leute in Malstatt-Burbach herrschen noch
monophtongische Vokalformen. Dieser Lautstand wird durch
folgendes Verschen gekennzeichnet, das insbesondere für St. Arnual gilt:
Geh mr nus Mr kinne Eich nit bruche,
Us unserm Hus! Mr gehn buche!
Das Verb. buche bezeichnet das Waschen mit Holzasche. Ein
zweites Verschen, das die ältere Saarbrücker Sprache wiedergeben
soll. lautet:
O du min Spicherer Abel,
Min lorjebaamner Struß,
Du hugkscht in minem Herze
Un kummscht nie mieh erus!
Loriebaam == Lorbeerbaum, franz. laurier. Man sieht, die
Erinnerung an den alten Vokalismus ist in der Stadt Saarbrücken
noch lebendig. Im allgemeinen aber herrscht die weiter unten
skizzierte Mda.
Il. Mundartgeographisches.
Das Saarbrücker Land umfaßt den Umkreis von Saarbrücken,
das den historischen und kulturellen Mittelpunkt dieses: Gebietes
bildet, insbesondere die Kreise Saarbrücken, Ottweiler und einen
Teil des Kreises Saarlouis. Die Kreise Saarbrücken und Ottweiler
stellen ungefähr den Umfang der ehemaligen Grafschaft‘ Nassau-
Saarbrücken dar. Das Saarbrücker land bildet nun. wie schon
gezeigt, kein einheitliches Mundartgebiet. Es zerfällt in einen
westlichen moselfränkischen und einen östlichen rheinfränkischen
Teil. Die Grenze verläuft nach Frisch (s. Lit.) wie folgt, was die
Hauptunterscheidungsmerkmale betrifft (dat — das, wat -— was,
Korf — Korb): St. Wendel (dat) — Werschweiler (das), Winterbach
— Oberlinxweiler, Marpingen — Remmesweiler, Urexweiler —-
Mainzweiler, Wustweiler — Hirzweiler, Hüttigweiler — Stennweiler,
Wemmetsweiler — Schiffweiler, Merchweiler Dorf — Merchweiler
Glashütte, Holz -— Fischbach, Guichenbach -— Dudweiler, Pütt-
lingen — Ritterstraße, Völklingen — Fürstenhausen, Differten —
Ludweiler, Ueberherrn -— Kreuzwald, Lubeln — St. Avold. Wie
oben gezeigt wurde, ist im 14. und 15. Jahrhundert die Grenze an
der Saar wahrscheinlich durch Saarbrücken gegangen, also weiter
ilen
cht,
vird
im
ıual
och
irch
yilt:
Ein
Jen
die
zen
Ian
‚en,
tes
1en
iJer
‚au-
1on
1en
ıen
die
as,
ıch
er,
ler
ıtt-
ie
an
er
Grammatik der Mundart
. 199
östlich. Die heutige Grenze deckt sich in ihrem nördlichen Teile
z. T. mit der älterer Herrschaftsgebiete, so mit der des triererischen
Amtes St. Wendel und des lothringischen Amtes Schaumburg und
der Grenze der Meierei Hüttigweiler und der Reichsherrschaft Illingen
gegen das Oberamt Ottweiler. Weiter nördlich verläuft die Grenze
westlich des Köllertaler Waldes, der so die natürliche Grenze bildet.
Ein einheitlicher Grund kann also für diese Haudtmundartgrenze
nicht angegeben werden. Nimmt man noch hinzu, daß die Grenze
früher die Saar weiter östlich durchschnitt, so ergibt sich, daß die
Ursache für den Verlauf der Grenze doch wohl noch eine andere
sein muß. Welche das ist. kann im Augenblick noch nicht ange-
geben werden.
Außer dieser dat—wat und Korf—Korbgrenze weist Frisch
noch viele Grenzen für einzelne mundartliche Erscheinungen nach,
die wie ein Bündel westlich der genannten Linie verlaufen. Graus
(s. Lit.) hat ähnliche Untersuchungen für das eigentliche. Saar-
brücker Land veranstaltet. Es ist unmöglich, die reichen Beob-
achtungen beider Arbeiten hier wiederzugeben. Nur eine Grenze
sei noch herausgestellt.
Die neuhochdeutschen Diphtonge au, ei,-eu und äu entsprechen
den. alten Monophtongen ü, i und iu. Wie oben gezeigt wurde.
herschten diese im 14. und 15. Jahrhundert noch im ganzen Saar
brücker Lande. Allmählich treten in den Saarbrücker Sprachdenk-
mälern an ihrer Stelle die neuhochdeutschen Laute. Die Mundart
hat sie jedoch teilweise bewahrt und zwar einerseits im unteren
Köllertal und andererseits im Saar-Blieswinkel, also zwei ländlichen
Gebieten. . Im dazwischenliegenden Sulzbachtal, das durch die Dud-
weiler Straße in direkter Verbindung mit Saarbrücken steht, herscht
ein umgebildeter Vokalismus, wie natürlich ‚erst recht in der
Stadt Saarbrücken (mit Ausnahme des Vororts St. Arnual, deı
an das Saar-Bliesgebiet angrenzt). Genauer läuft die Grenze dieses
monophtongischen Gebietes nach Graus so, daß die äußersten
Orte nach Norden sind: Karlingen, Spittel, Merlenbach, St. Nikolaus,
Emmersweiler, Großrosseln, Wehrden, Völklingen, Püttlingen, Her
chenbach, Walpershofen, Etzenhofen, Ueberhofen, „Guichenbach,
Sellerbach, Engelfangen, Fürstenhausen, Alte Glashütte, Forbach,
Stieringen-Wendel, Spichern, St. Arnual, Güdingen, Bischmisheim,
Dudweiler-Büchel, Rentrisch, Ensheim (i. d. Pfalz). Die Sachlage
ist nun allerdings die, daß nicht im ganzen Gebiete die alten Laute
ü, fi, iu in gleicher Weise und gleicher Aussprache herrschen. . Es
ist vielmehr eine sehr vielseitige Abstufung der Laute eingetreten,
Die Monophtonge werden auch immer mehr von den neuhoch-
deutschen Diphtongen verdrängt, so daß man hier die lebendige
Sprachentwicklung beobachten kann.
Schauen wir auf das Ganze zurück, so ergibt sich folgendes
Mundartbild des Saarbrücker Landes: Der Westen (einschl
200
Grammatik der Mundart
des. Köllertals) ist moseKränkisch. Der Osten ist rheinfränkisch.
Die Monophtongengrenze durchschneidet, wenn man sie von Wal-
pershofen im Köllertal nach Dudweiler-Büchel, Rentrisch und Ens-
heim zieht, das: Gebiet von Westen nach Osten und kommt bei den
beiden letzteren Orten der pfälzischen Grenze nahe. Saarbrücken
bildet dabei eine diphtongische Enklave, in der jedoch noch im
Stadtteil St. Arnual die Monophtonge herrschen. In den übrigen
Stadtteilen ist, wie die oben angeführten Verschen zeigen, die Er-
:nnerung an die Monophtonge noch lebendig.
Aus dem Gesagten ergeben sich also zwei Haupttypen der
Mundart des Saarbrücker Landes: 1. der moselfränkische, 2. der
rheinfränkische. Der rheinfränkische Typus zerfällt wieder in drei
Teiltypen: den rein ländlichen Typus im Saar-Blieswinkel, den Typus
des Sulzbachtales (Industriegebiet) und den Typus der Stadt Saar-
brücken (mit Ausnahme von St. Arnual). Der moselfränkische
Typus hat seine eingehende Darstellung in der Arbeit von Scholl
(s. Lit.) erfahran. Der rheinfränkische Typus soll nun im folgenden
nach seinen drei Teiltypen dargestellt werden. Die Mundart des
Saar-Blieswinkels ist dabei durch Auersmacher (Au.), die des Sulz-
bachtales durch Sulzbach (Sulzb.), die Mundart der Stadt Saar-
brücken durch die des Stadtteiles St. Johann vertreten.
II. Grammatisches.
i. Die Mundart des Saar-Blieswinkels.
(Ort: Auersmacher; nach Angabe des Herrn Lehrers Britz).
Die Auersmacher Mundart charakterisiert sich durch die
Erhaltung der Monophtonge ü, i, iu, (die allerdings eine leichte
Aenderung erfahren), andererseits durch Umbildung resp. Neu-
bildung mancher Laute. Sie hat folgende Vokale: a, a, ä, e, in
betonter Silbe kurz und geschlossen, in nicht oder schwach be-
tonter Silbe „beinahe wie ä gesprochen‘‘, &, e, &. i, I, 9, ö, 9, u,
ü, die Diphtonge au, aou, ei (gespr. el, @), die Konsonanten p. b.
FE w.t. d. z. s. sch. k. gg. 1. h.r.lım. n.
al
A:
A:
Vokale.
Wie hochdeutsch,
Im allg. wie hochd. In bäm, räch, erläwe ist a = mhd. ou
Wie in Sb.
Der Umlaut ä erscheint abweichend vom Hochd. in ärwet =
Arbeit und plätz n. = Platz, In se* = Säge erscheint er als
Laut zwischen e und ä.
0
an
m
M)
r.
ar
r
a4
Ss
"=
6
n
aQ
je
te
1-
In
5
m
Grammatik der Mundart
20
Ohne nähere Bezeichnung, also wohl ohne besonderen
Charakter erscheint das e in besem und bescht = beste.
Kurzes geschlossenes € erscheint hauptsächlich, wo i
vor Nasalen steht: fene, fenger, gewenne, wend, wenter,
doch auch vor Dentalen: met = mit, net == nicht, ge-
kresch = Gekreisch, endlich auch in geb = Gips. In
Gewel ist es gleich mhd. & (g©bel), in ens = mhd. ei (eins).
in enbreche == mhd. i, in frend = mhd. iu (vriunt =
Freund), in emhang, emenaner, enerschlof == mhd. u. Es
liegen also hier meist Verkürzungen der mhd, Laute vor,
Langes geschlossenes e tritt öfter dort ein, wo mhd. ei
vorliegt: ben, ke&mol = keinmal, aber auch in erwe = Erbe
und ge& == gelb. Hier erscheint älteres e gedehnt. In
kefig scheint eine direkte Dehnung des mhd. e in kevie vor-
zuliegen. Kurzes offenes e == ist hochd. e vor Nasal :
eni(de), en(te), wene, doch auch in weder == Wetter, =
hochd. i vor Nasal: blend, doch auch vor rr: crr, gescherr,
Langes offenes e tritt meist dort ein, wo mhd. ei steht:
bläch f., bret. &ch usw. So auch in Sb. In fröd = Freude
ist € = mhd, öu. Sb desgl.
Hochd. kurzes i wird vielfach zu e. Siehe dasselbe! Ferner
wird hochd. i zu ei. S. ei. In den Fällen, wo i erhalten
ist, entspricht es mhd. i: biße, hochziter, bicht, is, fliß, glich
usw. In iter, ficht entspricht es mhd. iu, nhd. eu. In kiwel
entspricht es mhd. ü (kübel), in minsch mhd. e, in imand isf
älteres md. i erhalten. Langes i entspricht meist mhd. I
i: bi, bliwe, isebön usw. In fir == Feuer entspricht es mhd
iu. Ebenso in nin == neun und lit == Leute. In he
lügen ist es = mhd. ü.
Kurzes offenes o erscheint in dron = daran, also =
mhd. a, in kon (Kunde), woner = mhd, u, in zower ==
Zuber == mhd. ü (md. zober), ebenso in herof.und drof
Langes offenes o erscheint in Qnenaner, anfang, Qwed =-
Abend, öder === Ader, also . - mhd. a und ä (äabent, äder).
Letzteres wie in Sb. In ijoar ist das o ein Laut zwischen
o und a. Langes geschlossenes o ist entweder aus mhd,
o gedehnt: dör(n), bö° = Bogen, oder mhd. ä: ödem, röt.
ströfe etc. oder == mhd. a: föne == Fahne, hön «= Hahn
Der Umlaut ö ist in nedig zu langem geschlossenem e ge:
worden. in &we ——= Oefen hat er ‚etwas Anklang an ö*. in
jegel ist er ein Laut zwischen € und 6.
Kurzes u ist meist gleich mhd. @: hus, bruche, us usw..
in bure ==" Brunnen erscheint cs gleich mhd. u. (burne), in
hut == Hut (Kopfbedeckung) aus mhd. uo verkürzt. Langes u
in hüsen entspricht mhd. ü. in hüt == heute mhd. iu. (So
Grammatik der Mundart
früher. in‘ Au., jetzt heit). Anm. hochd. kurzes u erscheint
meist als 0“, S. Diphtong o"; uvorm= es. e
Der Umlaut ü erscheint in Pli(ü — Pflüge, Si(ü)n = Sünde
und Schi(ü)iz = Schütze, Fluraufscher, als „getrübtes i‘°. So
wohl auch ‘in Lid — Leute, das als lit und 1iüd notiert
ist. In schep = Schüppe erscheint ü = e.
2. Diphtonge.
Der Diphtong ei wird wie e-i gesprochen, wobei der © —
Bestandteil bald geschlossener, bald offener erscheint. Nhd.
ei ist vorhanden in drei, zwE&in, ei — Ei, zeier — Zeiger.
In drei entspricht es mhd. i, in zwei mhd. iu. in ei und zeiler
mhd. ei. In deiwel, leich und heit entspricht es mhd. iu.
Die Entwicklung ist vieleicht so vorzustellen, daß die Aus-
sprache des mhd. ei noch ausgesprochen diphtongisch war,
Diese Aussprache erhielt auch das aus mhd. i entwickelte
ei im Anklang an die hochd. Aussprache. In heit ist ei noch
ganz neu. Es hieß früher in Au. hüt. Aehnlich muß es
sich mit deiwel und leich verhalten.
Anm. ei wie € gesprochen, s. &, wie i, s. i, wie T, s. I.
au wie hochd. au ist vorhanden in au — Auge (mhd. ouge),
dau = Faßdaube und hau — Heu. hau entspricht ahd. hawi.
In au und dau haben offenbar die folgenden Konsonanten den
Diphtong geschützt. Sie gingen verloren, und die Diphtonge
blieben erhalten.
Anm, au wie ä gesprochen, s. ä, wie ä, s. ä, wie 0, s. 0.
wie u, Ss. u.
äu: ist nicht notiert.
eu: als solches nicht notiert. Dagegen erscheint es als i, il, €,
& e' und ü. Siehe die betreffenden Abschnitte.
Außer den genannten Diphtongen, die die Auersmacher
Mundart mit dem Nhd. gemeinsam hat, besitzt sie eine Anzahl
von neuentwickelten Diphtongen. Es sind dies: a°, o", oü, q",
in na°" und a®er entsprechen die Diphtonge mhd. iu. Hier-
her gehört wohl auch strau(ou) = Streu = mhd. ströu.
Der Diphtong entspricht als o“ (kurzes u) mhd. u und als
oü mhd. uo. Mhd. u: do"rscht, dro"k == Druck. ho“nd,
ko"mp, sto"n = Stunde, zo"ng; mhd. uo: foüs = Fuß,
Foüder == Futter und Fuder. In hö“nert == 100 ist das o
ausdrücklich als offen notiert. du entspricht mhd. u.
3. Konsonanten.
1. Geräuschlaute. Labiale.
p: Hochd. p ist in Pate und Plätz vorhanden. Aelteres p ist
im Anlaut erhalten in: Pol, Plo&, Pal, Po"nd, Im Inlaut wird
hochd. p wie bp gesprochen: dabper, bobpe = Papa, drobpe,
zabpe. in babir wie b. Auslautend ist p notiert in damp.
OU .
DU:
Grammatik der Mundart
203
ko"mp, also auch hier == hochd. pf. In bo“mp ist p
hochd. p. In manchen Wörtern wird anl. p wie b ge
sprochen. S., b.
Wie hochd. ausl. b in Korb, heb == hebe (Inf. h&we). Anl.
= hochd. p in Bech, Belz, brange, bo"mp. S. & 15 der
Grammatik der Sb Mundart. In blume = Flaumfedern er-
scheint älteres (lat. p) erweicht, in nöper = Nachbar er-
scheint b verstärkt. Elidiert wird b in Dau = Daube. Anm
Zwischen Vokalen wird b wie w gesprochen.
f: Wie hochd.; f wird zu w, s. w; = altem ps. b
w: Wie hochd; zwischen Vokalen wird b zu w: begräwe, bliwe.
gawel, gewel etc. Auch f wird zu w: hawer. Vgl.$ 17 Sb
| Dentale.
t: Tant = In Tante ist anl. und ausl. t erhalten. Anm. t > d
s. d.
im Anlaut wird t oft zu d: Däg, Dann, Düb etc,; im Inlaut
wird t zu d in fenschder. Elidiert wird d vor Nasal: fene.
geschwen etc. Anm. d > s, S. 5.
Im Anlaut: zän, zabpe, zo"ng etc. Im Auslaut Schi(ütz =
Schütze.
inl. d resp. t erscheint als s in fasem = Faden und käsert
= Kater.
sch: nichts bemerkt.
Ss
Velare und Palata.
k: in ek n. als. k notiert; in flok (Floh) = mhd, ch; in ekge
pl. zu ek inl. = kg. Vergl. bp unter p.
Inl. in galge wie hochd.; ausl. wek = weg neben scho'g
= Schuh. Zwischen Vokalen wird g elidiert: begene.
schlön, bö® etc. Wie in Sb.
höch, hecher, am he°chste. In nö = nach, nät. wäse —
wachsen wird ch elidiert.
in familche wird der (faktisch gesprochene) i-Laut weich ge-
sprochen.
h: In Flok ist mhd. ch erhärtet (vlöch) in scho"g ebenso
(schuoch)
gg:
ch:
2. Sonorlaute.‘ Liquidae.
Fr: nichts bemerkt.
]: nichts zu bemerken.
n: wird elidiert in Verbindung mit r: dör (nm), bir(ne). In
e&penner —= Einspänner tritt Elision vor Nasal ein.
30)
Grammatik der Mundart
2. Die Mundart des Sulzbachtales (Grubenindustrie). '
(Ort: Sulzbach; nach Angabe des Herrn Prorektors Blatter, Ottweiler.)
Die Sulzbacher Mundart charakterisiert sich im allgemeinen als
die Uebergangstufe zwischen der rein ländlichen Mundart und der
Stadtmundart. Mit der ländlichen hat sie u. a. die Aussprache des
a nach o hin und das i als e und des u als o gemeinsam, auch
die Dipthongierung des ei zu ei; mit der Stadtmundart verbindet
sie das Aufgeben der alten Monophtonge zugunsten von Lauten,
die den hochdeutschen Dipthongen ähnlich sind: aus ü wird ou,
aus i ei, aus iu ei. Im übrigen gleicht die Sulzbacher Mundart
mehr der Stadtmundart als der ländlichen. Die Sulzbacher Mundart
verfügt über die Laute: a, a, a, a, &, e (kurz geschlossen), c, &.
i, i, 6, o (kurz geschlossen), 9, 9, ü, u, au, ei, ou; p, b, f(v), pf.
t. d. z, s, sch, k(q), g, ch, }j, h, r, 1, m, n.
Vokale.
Langes a entspricht teils älterem langen a, z. B. brächt, oder
älterem kurzem a, das gedehnt wurde, z. B. ärem == arm
adi. Es ist aber auch — wie in Sb — entstanden aus mhd.
ou (urgermanisch au), z. B.: käfe == kaufen (mhd. koufen,
gotisch kaupön). Ein zwischen a und o liegendes 3 ist
entstanden in Wörtern wie: wan, traän, sän. vorän etc., also vor
elidiertem g und vor Nasel.
entspricht zunächst hd. kurz a: Acht, als, balle m. eic. In
awer = aber, zant etc. ist mhd. k. a erhalten. In fatse ist
a = hochd. e.‘ Wie ä ist auch a ein zwischen a und o
liegender Laut. Das a wird zu a vor Nasalen: pan, schwank,
han = haben; sesame, wams, am. Die Mundart kennt auch
ein a, das aus e entstanden ist: anterich (enterich “- anterich
> anterich).
& ist gleich hochd. g. und o. e: he&we; lerche; dann aber um-
faßt es sämtliche entrundeten 1. ö: vegelche etc.
(kurz, geschlossen) ist 1. = hochd. e: ’s bescht — das
beste, 2. = hochd. i, namentlich vor Nasal: bene = binden,
fene, met, Vor andern Konsonanten: Düdweller, Saar-
brege etc. 3. ist e = kurzem ö: z. B. drebse == tröpfeln:
1. = ü: defdele = tüfteln.
entspricht 1. hochd. & und e: Wäg; gel =. gelb; 2. ei: &n-
fach, & ==: mhd. eiz, Geschwür, breit, gemen. So auch in
Sb. 3. ist & Umlaut von a.
i 1. Wie hochd. 2. Hochd. ü erscheint als langes i: glidig.
widig; aus e entwickelt: biwere, zu beben. ;
ı I. Wie hochd. 2. altes i erhalten: Wingof — Weinkauf, bil f.
3. = hochd. ü: Glick, hitche n., hiwel = Hügel etc
0: 5 1. = hochd. 5: döt. nöt 1. etc.
fr
Grammatik .der Mundart
205
Oo (kurz, geschlossen): 1. = 0 und ö: verkomme, knodel.
2. — mhd. u: of, enof, jongk, storm. 3. — mhd. ü:
domele, sich (mhd. tümeln). u — 0 schon im Freiheitsbrief
1321,
Q 1. = mhd. o: bodem, bot m.; 2. — mhd. ä: sellemols: 3
— mhd. u: brgk = brüchig.
3 1. hd. o: bde, dgre == Dorn; 2. — mhd. ä: blöder, jömere,
bröche; 3. == mhd. aw: blö, grö; 4. = mhd, u: bötze —
Vermummter.
a: ü 1. = hd. ü; 2. = mhd. ü: süse, brüs f.
u I. Wie hochd.: hund ete.; 2. = mhd. u: hudele; 3. ver
kürzt aus mhd. ou (ü): gut, blut f.
Diphtonge.
erhalten z. B. in,au n. =.das Auge. Wie in Sb und Auersm
Sanst tritt au als a und ou.auf. S. dieselben
und eu: S. ei.
wird diphtongisch gesprochen: &. 1. == hochd. ei (mhd. i)
peife, wein, bei, eise etc.; 2. — hochd. eu (mhd. iu): leit pl..
Seiier == Scheuer.
1. — mhd. ü: hous, ous; bouch, bouse (mhd. büz), brouche,
gjous, mouer, moul, mous etc.; 2. mhd. u: ounere == Unter-
kunit finden: 3. = mhd. iu: bloul (mhd. bliuwel); im Frei-
heitsbrief erscheint iu oft als u, also iu > u > ou; 4. =—
mhd. 6: dousche == tosen (mhd. dösen).
Konsonanten.
Labiale. .
1. Im Anlaut wie hochd.: Pack, Paß, passe etc. = altem p:
Paff, Palz, perd (ahd. parafrid). Proum. S. Gramm. der Stadi
Saarbrücken, $ 14,
Anm. Sonst wird p zu b, s. d. Ebenso pp > bb.
1. Im Anlaut wie hochd.: bach, bage etc. Im Inlaut wird b
zu w. S. d. Im Auslaut wie hochd.
2.b < p: belz, bech, barik, babe m. = Papa. (Zu bech
und belz S. Sb 8 15). Im Inlaut: abel, daber, debe m. =
Topf, hibe == hüpfen; im Auslaut: kob, damb, grob == Kropf.
. pp im Inlaut wird zu bb: krebbebesser. knabbe.
f(v): wie hochd, £ > w. S. w.
pf: neues pf in empfehlen, empfangen nicht angegeben. aber
sicher vorhanden. S. Sb. ,
1. wie hochd.; 2. < f: hawe==Hafen, Topf; 3.=b zwischen
Vokalen: hewe. iwel, iwer etc.
Dentale.
Im Anlaut vielfach erhalten: tabe, temb3, tibe, tratsche etc.,
in kaput auch im Auslaut. S. Sb.
Anm. Im Inlaut wird t wohl. immer zu d.
€
Grammatik der Mundart
1. wie hochd.; 2. < t: däaler, del, domele refl., död, dün;
füder == Futter, ädglerı — Artillerie; im Auslaut: död, göd f.,
gud.
wie hochd.
1. wie hochd., d. h. es wird wohl wie in Sb nicht zwischen
stimmlosem und stimmhaftem s unterschieden: 2.8 < z'
sesame, planse,
sch: 1. wie hochd.; 2. = st: ascht, bescht = bist, gerascht.
Velare und Palatale,
Im Anlaut vielfach erhalten: kenne, krebbebesser, knabbere,
krenk f. Im Inlaut wird k zu g. S. d. Im Auslaut: schwank,
krank etc., also erhalten.
Il. wie hochd.; 2. = k: glöwe, grob = Kropf, ’guguk,
schrangele, Särbrege, wingof = Weinkauf, bage == backen
Nach Sproßvokal < k: walig = welk.
Anm. g wird vielfach elidiert: Bde, verwdg = verwegen.
. dalg). g > Si
ch: Wie hochd, —
ij: 1. Wie hochd.; 2. < g: berie pl., morie adv., weljere =
wälgern.
wie hochd. In m&ce == mähen, mhd. j erhalten.
Liquidae.
y
f:
nichts zu bemerken.
nichts zu bemerken.
Nasale.
m:
N
nichts zu bemerken.
wie hochd. In nascht, nöwe ist n von einem vorhergehenden
Worte mit n am Schluß herübergezogen. In pla und kör ist
n elidiert (Plane und Koarni
3. Die Mundart der Stadt Saarbrücken.
Die Mundart der Stadt Saarbrücken ist nicht einheitlich. Der
Stadtteil St. Arnual hat noch .die alten Monophtonge ähnlich wie
Auersmacher, In Malstatt-Burbach haben ältere Leute wohl noch
monophtongisch gesprochen. Dagegen sind in Alt-Saarbrücken und
St. Johann die Diphtonge au, ei und eu längst durchgedrungen;
eu erscheint allerdings als ei. Malstatt-Burbach hat sich diesem
Vokalstand angepaßt.
Die Sb Mda. hat folgende Laute: a, a, & e, e, & 1 1, OÖ, 0,
3, 9, U, u; au, ei; p, b, £ (v). pf. w. k (q), g. ch, i (h). t. d. z.
s. sch; r, I; m, n.
Anm, ‘Die phonetische Schreibung ist dieselbe wie im Wörter-
buch; doch ist sie nicht überall — der leichteren Lesbarkeit halber —
angewandt. In diesem PFalle sind die hochd. Lautwerte zu lesen
S 1.
S u.
Grammatik der Mundart
30°
|. Vokale.
Kurzes a. Das kurze a der Sb Mda. entspricht im allgemeinen
dem mhd. a: ab, acht, Ager, Abel, Ascht etc., insbesondere
vor w: awer = aber, Gawel, Hawer etc. Aus mhd, ä ge
kürzt erscheint a in Jammer, han =— haben, lasse.
Laänges a. Die meisten‘ mhd. langen a sind zu langem,
offenem o geworden. S. $ 11.
Einige mhd. ä haben sich erhalten: Aas, Bahr, Gnad.
Graf (aber Gröschaft = Grafschaft), Saat etc.
Meistens ist langes a durch Dehnung des mhd. a ent-
standen: Adel, Art, Bahn, Fadem, Fahne; trä’n = tragen,
sa'n — sagen etc.
Aus mhd. ou ist ä entstanden in: käfe, gläwe etc. Dieses
ä entspricht urgermanischem au.
Kurzes e (ä). 1. Im allg. wie im Neuhochdeutschen.
2. Mhd. geschlossenes e ist erhalten in: Leffel. Hell == Hölle
lesche, zwelf.
In Wörtern, die nhd. ein kurzes ö haben, ist dieses ö zu
e entrundet, z. B. in mecht = möchte. Reg = Röcke.
Werter = Wörter etc.
Langes e (ä). 1. Im allg. wie im Hochd.: Klee, Schnee,
Seel etc. (€ == mhd €); Rätsel, Märche, krähe, mähe etc.;
aber auch bequäm, aangenähm, Schär == Scheere, lär etc.
(ä == mhd, @). Die durch Dehnung aus Kürze entstandenen
e (ä) verhalten sich im allg. wie im Hochd.: elend, Esel.
Meer etc. Vor g@ ist der Lautstand verschieden: Flegel
hege, Kegel, ]&, aber gä® = gegen, bewä® — bewegen.
Wo mhd. & gedehnt ist, steht & auch neben ä: Kehl =
Kehle, Segel, zehn etc. Doch Ärd == Erde, Mähl. Rä'n —
Regen etc.
2. Hochd. ö erscheint entrundet in Fleh == Flöhe, Breetche.
Veegel, Fel, schweere, gewehne etc.
ä findet sich in den meisten der Wörter, die mhd. ei
(urgerm. ai) enthielten. Dieser Laut wurde nach Behaghel,
Gesch. d. deutschen Sprache, $ 7, schon im 7. Jahrh. vor
rn. h, w und im Auslaut zu €. Dieses € war ursprünglich
offen, später geschlossen. In der Sb Mda. erscheint heute
noch langes, offenes e: Bän (b&n), Stän, brät == breit.
Ämer = Eimer, läd, nä = nein, Säl = Seil.
ä findet sich auch noch in träme == träumen. ersäfe —
ersäufen entsprechend mhd, öu. .
In gäre = gern (mhd. gerne), Käre = Kern (mhd kerne)
ist ä durch Ersatzdehnung nach Ausfall des r entstanden.
Anm. In säme {s&me] == säumen entspricht ä mhd. iu
stäwe [SdE&we] = stiäupen, lautet bei Luther steuven.
<
Grammatik der Mundart
Kurzes i@ 1. Immer wie im Hochdeutschen. Ausnahme:
Pärsch [pe&r&] == Pfirsich (Jat. persicum). Mhd. i ist noch
erhalten in: Kisel = Kiesel, nider, siwe == sieben, Stiwel
— Stiefel, wider, Zwiwel.
Aus mhd. i entstanden ist i in Schäreschliffer = Scheren-
schleifer und Öhreschliffer = Öhrwurm,
Aus mhd. ie entstand i in liderlich.
= mhd,. ü ist i in Brig == Brücke, Saachbrige == Saar-
brücken, bige, !ille -—= Füllen, Kimmel, iwer == über.
5. mhd, langem ü in Kiwel == Kübel, iwel == übel.
‚ Aus mhd. & entstanden ist i in gischdere = gestern.
Finschter == Fenster,
Langes I 1. Im allg. wie im Hochdeutschen.
2 = mhd. üe: Brider, biße, griße, blihe. grin, mid, trib eic
=- mhd. ü: Zig = Züge, Bihn = Bühne. Li =— Lüge.
Dir = Türe ete.
Kurzes u. Im allg. wie im Hochdeutschen.
? mhd. u ist erhalten in: hudele, Stub, Jud, truge == trocken,
Sunn == Sonne, gewunn, geschwumm, Summer, ich kumme.
Aus mhd, ü ist u entstanden in: ruwelig = rau [mhd. rü(v)e].
Aus mhd, u0 ist entstanden das u in Hud = Hut, gud == gut
Langes u. Im allg. wie im Hochdeutschen.
Anm. Unter den auf mhd. uo zurückgehenden Wörtern
finden sich einige, die u* enthalten. z. B Kuache =
Kuchen, Pluag = Pflug.
Kurzes @. |. Im allg. wie im Hochdeutschen,
2. In einigen Wörtern hat sich mhd. 0 noch erhalten: Bodem
Boden, Bod = Bote, Howel == Hobel.
Langes, geschlossenes o. 1. Die Wörter, die im Mhd.
langes o hatten (6), haben dies in der Mda. meist behalten:
Bohn, Brot, Floh, groß, Kloß etc. Auch in den Lehnwörtern,
die schon früher im Deutschen die Entwicklung von au zu 6
initgemacht haben, ist dieses ö gebliehen: Klöschter (claustrum).
Mohr (Maurus).
Anm. In Kohl (köl), lat. caulis, hat sich ein langes,
öffenes o entwickelt, in Luriebaam = Lorbheerbaum ein u
‚franz. laurier, lat. laureus).
Mhd. kurzem 0 entspricht das ö der Mda. in Hof,
Honig, Klowe = Kloben. Knote, lowe = loben etc.
II. Langes, offenes o. Dieser Laut, der von der Mda. bevorzugt
wird, geht auf vier mhd. Laute zurück:
Auf mhd. kurzes o: Böe == Bogen, böre = bohren.
Kgale = Kohlen etc.
). Auf mhd. &: hblöse, bröde, Drot = Draht, Frö = Frage.
4A,
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1
N
n
N
Grammatik der Mundart
209
Hör == Haar, Höge — Haken, j9 = ja, Höl = Haken
zum Aufhängen des Kochtopfes (mhd. hähel) etc.
Auf mhd. äw: Kl = Klaue, Pöhahn =— Pfau, blg =
blau (mhd. blä, blawer), grö = grau.
2. Dipthonge.
812. ei. 1. Die Wörter, die mhd. langes i [i] haben, haben fast
durchweg ei: . beiße, bei, Beil, Deichsel, dein, Eise, mein etc.
2. In manchen Wörtern, die mhd. ei (altes ai) enthalten, tritt
sbenfalls ei auf: beize, bleich, Ei, Eid ete.
Anm: Die meisten Wörter mit altem ai haben heute
langes, offenes e [&]. Siehe $ 4, 3.
In vielen Wörtern entspricht das ei der Mda. dem mhd
iu: Heit = Häute, Kreiter = Kräuter, leide = läuten.
Beidel = Beutel, deitsch = deutsch, ‘eich = euch,
Deiwel = Teufel etc.
813. au. 1, Das au der Mda. entspricht meistens mhd. ü: aus.
Bauer, brauche, braun, Braut etc.
Anm. In einigen Wörtern ist mhd. ü noch erhalten:
Müs = Maus in Musdreck (scherzhaft), Büch = Bauch in
einem Kinderliede. (S. unter Matz im Wtb. d. Mda, d. S. Lds.).
2. Mhd. ou entspricht das au der Mda. in: Gaume, dauge —
taugen, Zauwer == Zauber, Zaum.
3. Konsonanten.
1. Geräuschlaute,
Labiale: p, b, f (v), pf,; w.
$ 14. p. Wie im Rheinfränkischen schon im ahd. p im Anlaut un-
verschoben war, so ist es auch noch heute in der Sb Mda.
Der Freiheitsbrief der Städte Saarbrücken und St. Johann von
1321 zeigt im wesentlichen noch dasselbe Bild (mehrmals
paffe neben einmaligem pfaffe). Nur in einigen Wörtern wird
p zu b. S. $ 15. Im Inlaut, insbesondere in der Gemination
(Verdoppelung) wird p immer zu b. Im Auslaut schwankt
die Aussprache. Doch besteht Neigung zu b. Nur in den
Wörtern, die das. pf aus Assimilation entwickelt haben, bleibt
dieses bestehen, z. B. Empfählung. Die Wörter, die p un-
verschoben erhalten haben, sind meistens Lehnwörter. In
manchen Fällen ist auch niederdeutscher Einfluß geltend
gewesen: Paff (lat. papa), Pöl = Pfahl (lat. palus), Palz
(lat. palatium), Parre = Pfarrer (von Pfarre, lat. parochia),
Pö == Pfau (lat. pavo), Peffer (lat. piper), Pärsch = Pfirsich
(lat. persicum), Pund (lat. pondus) etc. (Paul, D. Gramm., $ 159).
b. Im Anlaut teilt die Mda. das b mit den Wörtern, die im
Hochd. b im Anlaut haben. Dazu treten einige, die altes p
haben: Bäbscht (schon mhd. bäbest, aus lat. papa), Belz
(lat. pellicea). Bensel == Pinsel (lat. penicellus), Bech (lat. pix)
Grammatik der Mundart
Anm. basse gehört zu franz. passer, butze = putzen
zu mhd. butzen = Klumpen (nach Weigand).
Im Inlaut wird b zu w. (Siehe $ 17, 3). Ein neues b im
Anlaut ist entstanden in Wörtern, die p im Inlaut hatten:
Bäbä, Babe = Papa, babe == pappen, kleben, Abodek,
Hibodek etc. Insbesondere, wo hochd. mp steht: Klembner,
Klumbe etc. Endlich vor hartem s: Knirbs, Schnabs, knabse,
piebse,
In der Gemination wie im Hochd. Ferner in Wörtern, die
aus dem Niederdeutschen stammen: Knubbe = Knopf, schrubbe,
Schrubber, wibbele, wabbele; == hochd. pp, das aus dem Nd.
stammt: Knibbel, Libbe, schlebbe, Trebbe == Treppen.
(Paul $ 147 und 140). Endlich = hochd. pf, das aus west-
germ. pp stammt: Zabbe, hibbe = hüpfen, robbe = rupfen,
reißen, schlubbe = schlüpfen, stubbe == stoßen, stobbe =
stopfen. Es kann aber auch auf einfaches p zurückgehen,
das erst im Westgerm. verdoppelt ist: Abbel. schebbe —
schöpfen, dabber = schnell (tapfer), Kubber = Kupfer, Hobbe
= Hopfen, Trobbe = Tropfen. (Paul $ 160).
im Auslaut wie im MHochd, Ferner 1. in Wörtern, die
westgerm. pp, hochd. pf enthalten: Kob, Knob, Krob, Zob.
2. = hochd: mp in Bumb.
3. Nach m in Damb, Schimb, Strumb, Kramb, wo hochd. pf steht.
4. in: Le&b == Löwe, Zeb = Zehe, Heb — Hefe,
$ 16. f(v). Im allgemeinen wie im Hochdeutschen. f>w,s.817.4£
$ 17. w. 1. Im Anlaut wie im Hochdeutschen. ;
2. Im Inlaut ist älteres w wohl erhalten in: Buchsekniewes
kl. Junge, der noch kurze Hosen trägt (scherzhaft).
Ahd. kneo, knio, Knie hat als Genitiv knewes, kniwes.
Ferner in hauwe = hauen (mhd. houwen), kauwe =
kauen (mhd. kiuwen), bauwe = bauen (mhd. büwen).
im Inlaut zwischen Vokalen erscheint mhd. b als w: gewe,
näwe [ne&we], läwe [läwe], hewe, Gewel = Giebel etc.,
insbes. nach 1 und r: Milwe = Milbe, Schwalwe (plur.).
gerwe, Pulwe = Pfühl (ahd. phulwo).
In einigen Wörtern ist w = hd. inl. f: Owe, Haäwe.
verzweiwele.
= f. in ursprüngl. lat. oder franz. Wörtern: Käwig =
ahd. kevia aus lat. cavea, Stiwel — mhd. stival aus
mlat. (ae)stivale = Sommerschuh. liwere == liefern aus
Iiranz. livrer.
$
Velare und Palatale.
518. k. Im Anlaut vor Vokalen ist urgerm. k und solches in
Lehnwörtern erhalten: a) Kalb, kalt usw., b) Käwig (lat. cavea),
Kansel = Kanzel (lat. cancellus resp. cancelli) etc. Vorl,r,n
schwankt die. Aussprache; iedoch besteht Neigung zu g:
ıtzen
5» im
tten:
ıdek,
mer,
ıbse.
die
ıbbe,
Nd.
pen.
vest-
fen.
‘hen,
ıbbe
die
Zab.
-eht.
4
wes
aft).
yes
‘We,
MC.;
rc
We_
Aus
aus
in
2a),
nm
Y -
Grammatik der Mundart
21)
kläe = klagen, kläwe = kleben, Kraut, Kribb, Knecht.
Daneben Glöwe = Kloben, Grähnau == Krähenauge (Hühner-
auge), Grimmel = Krümel, Grob == Kropf etc.
Im Inlaut stets g. S. $ 19, auch wenn = hd. ck.
Im Auslaut wechselt die Aussprache; jedoch besteht Neigung
zu g: Stick, aber auch Stig, dick, aber auch dig etc.
$ 19. g. Im allg. wie hochd. g. |
2. Aelteres g ist erhalten in Gätsel |[g&tsel] = das Aus-
gejätete,
Sehr oft ist ursprünglich g verschwunden a) zwischen
Vokalen: am Häne = am Hagen (mhd. Dat. hagene),
Straßenbezeichnung in Saarbrücken, san == sagen, trän =—
tragen etc.; b) vor ausl. t und st: sät, säscht etc.
In Sang-Gehann = St. Johann und Gehannsdrauwel —
Johannisbeere wird | zu g.
3. g = k im Inlaut und Auslaut, insbes. nach n,r, 1: Höge
= Hacken, Schnök, pl. Schnöge = Schnake, rägele
Jrägele] refl. etc.; Dang, denge, krang, merge, starg.
Balge == Balken etc. Siehe auch $& 18. -
g = ck im Inlaut und Auslaut: ‘Dreg, bage, bige.
Saarbrige, guge etc.
ch. Velar (am harten Gaumen), nach a, o, u: Bach, Loch,
Düch = Tuch; palatal (am weichen Gaumen) nach e, i, ä:
breche, ich, Bäch = Bäche. In der Verkleinerungssilbe - chen
wird es nach Vokalen und den meisten Konsonanten palatal
gesprochen: Frääche == Frauchen, Dibche = Töpfchen etc.
Nach f, n, s, z ist ch — j, siehe $ 21.
j- Im Anlaut wie im Hochd. Ausnahmen (ji = g) s. $ 19,
2 und 4. Im Inlaut zw Vokalen mhd. j erhalten in Eijer =
Eier, Meijer = Meier. Aus g entstanden ist das j in: morje.
sorie, Orjel etc., also nach r im Inlaut, aber gesorgt. S$ 32.
g = ch in der Verkleinerungssilbe - chen nach f, n, s. z‘
Aeffie, Männie, Heisje, Fritzje etc.
$22, h. 1. Im Anlaut wie im Hochdeutschen.
Anm. In Wörtern wie eruf, enuf, eriwer, eniwer ist das
h ausgefallen, mit Kürzung des folg. i zu e.
Im Inlaut vor unbetontem. Vokal ist h verstummt: zie® —
ziehen, R&®° = Rehe etc.
Anm. Im heöcher = höher ist alter Reibelaut erhalten.
Der Superlativ heißt hegscht. Von na = nahe heißt der
Komparativ nä®r, der Sup. nägscht. In Häs [hö&s] =—
Hachse ist mhd. h geschwunden.
Dentale.
823. t t verhält sich in der Sb. Mda. ähnlich wie p und k: Im
Anlaut ist es großenteils erhalten. im Inlaut wird es stets
”
£
& 24.
Ss 25
S 76
Grammatik der Mundart
erweicht, im Auslaut herrscht ein geschwächtes t. Im einzelnen
ist zu bemerken:
', t im Anlaut ist stets vorhanden ‘in der Verbindung tr,
sowohl bei altem t als auch altem d: Trän, träte (tröte)
== treten, trenne, Tröscht etc.; trän = tragen, treiwe,
tringe == trinken, trugge = trocken, etc. In Lehnwörtern
'st t =— lat. t, wenn die Aufnahme nach der hochd. Laut-
verschiebung stattgefunden hat: Tafel. (tabula), Trichter
(mlat. tractarius), Teller (it. tagliare), Teppich (lat. tapetum!'
Paul $ 201).
Anm. In den Wörtern tunke, taue, Ton (des Töpfers)
ıst == mhd. t (ahd. d), in Ton (der Musik) ist t = mhd. d.
Im Inlaut ist t stets == d. S. $ 24. In Wörtern wie
un’e, hin’e ist t ausgefallen. Insbesondere ist dies auch
in der Frageform der Verben der Fall: hasch-de, gehsch-de
etc.
Im Auslaut, steht t insbesondere nach r: er schnerrt — er
läuft, fahrt, Art, Bart etc.; ebenso in den Verbindungen
scht, ft, cht, nt: Ascht, hascht;, Kraft, acht, gerennt etc.
Doch ist das t geschwächt, so daß man auch schreiben
könnte: haschd etc,
d. Im allg. wie im Hochdeutschen. Westgerm. d ist im
Anlaut beibehalten in Dag, Dal, Däl (d&l) = Teil, Dochder. Im
Anlaut steht d abweichend in Lehnwörtern, die vor der
hochd. Lautverschiebung aufgenommen sind: Deiwel (lat.
diabolus), Disch (lat. discus).
Im Inlaut steht immer d, wo im Hochd. im Inlaut t steht‘
aröde, röde = braten, raten (in diesen Fällen d = westger-
manisch d), lander, Winder etc. Auch geminiertes. t wird
erweicht: Zeddel, Zoddel etc. t in scht, ft, cht und nt wird
zu d, wenn die Verbindungen in den Inlaut treten: die Laschde,
die Hilde — Hüften, der achde = der achte, der neinde —
der neunte, eijendlich = eigentlich. d wird oft elidiert: der
an’re, Kin’er, En’. = Ende, Hän’ = Hände. In mehnder
‚Kompar. von meh ist d Sproßkonsonant).
z. Der Lautwert des z der Sb. Mda. ist im Anlaut entspre-
chend den bei t und d herrschenden Zuständen = ts, im
Inlaut ds, im Auslaut ts bzw. ds. Das z der Mda:; verhält
sich im allgemeinen wie das des Hochdeutschen, doch wird
z nach I und n zu s. Siehe $ 26.
Anm. in Hirz = Hirschkäfer ist mhd. z erhalten, in
blatsche ist mhd. ts zu tsch geworden, in Schnüt entspricht {
hochd. tz.
s. Die Sb. Mda. kennt keinen Unterschied zwischen stimm-
haftem und stimmlosem s. Das s der Mda. ist immer stimm-
los. Ein kleiner Unterschied ist höchstens im Stärkegrad zu
Inen
x tr,
rete)
We,
tern
aut-
‘hter
“Um )}
ers)
ld,
wie
‚uch
1.dde
Grammatik der Mundart
213
beobachten Im Anlaut, wo im Hochd. hs steht und in der
Gemination (ss) ist ein etwas stärkerer Druck zu beobachten.
3 = hochd. z nach 1 und n: Hols, Sals etc.; gans, planse.
Peffermins etc.
827. sch. Im allg. wie im Hochdeutschen. In den Verbindungen
sp und st wird s zu schp und scht resp. schb und schd:
schbanne, Raschbel, Ascht. hascht. Durscht, Schdän [Sde&n'
Schdadt.
2. Sonorlaute. ;
Liquidae.
$28. r. Im allg. wie hochd., wobei das r als zäpfichen-r gesprochen
wird. Nach Vokalen herrscht Neigung, das r guttural zu
sprechen: Saaehbrigge, Metzgech = Metzger (ch wie in ach).
Anm. Ausgefallen ist rin meh = mehr (mhd. mö6&)
829, 1. Wie im Hochdeutschen.
Nasale.
— er
zen
atc,
A111
im
im
der
lat.
eht:
ger-
vird
vird
1de.
der
der
ITe-
im
nält
ird
n
.mM-
m-
830. m. Wie im Hochdeutschen.
Anm. In den Wörtern Fädem, Boddem ist altes m erhalten
(mhd. bodem, ahd. bodam und mhd. vadem, ahd. fadum).
&31. n. Wie im Hochdeutschen. Dem dentalen n wird im Inlaut
t und d assimiliert: unne = unten, Kinner == Kinder etc. Das
velare n herrscht weitergehend ‚als im Hochdeutschen, z. B.
unggräd == ungerade, aanggefang == angefangen, inggeträi
- eingetreten, ich hang gesät == ich habe gesagt etc.
Anm. Das -n der Endung fällt gewöhnlich aus: fahre =
jahren, treiwe = treiben, die Brige = Brücken etc
Konsonantenwechsel.
& 32. Die Konsonanten b, g, t wechseln mit w, ij, d. Der Wechsel
tritt ein, wenn die Stellung derselben im Auslaut bzw.
vor Konsonanten aufgegeben wird und sie durch hinzutreten-
des -e oder -e + Konsonant in den Inlaut treten. Der Wechsel
findet sich hauptsächlich in der Deklination und der Konju-
gation. Beispiele: Gäb, pl. Gäwe; Farb, pl. Farwe; Leb, pl
Löwe; Sorg, pl. Sorje; Berg, pl. Berie; Zeit, pl. Zeide,
Part. geb, Inf. gewe; gegräb, grawe; gehöb, h&we; gesorgt.
sorie; geborgt, borje. Beim Adiektiv: halb, halwer; iwer-
zwerg, iwerzwerjer; gescheit, gescheider. Bei Zahlwörtern
dr Erscht. die erschde: der zwett, die zwedde.
Il. Flexionslehre.
Deklination.
Substantiva.
8 33. Da die Deklination in der Sb. Mda. sämtliche Kasusendungen
his auf die Pluralendungen -e und -er verloren hat, kann ein
711
Grammatik der Mundart
Unterschied zwischen starker und schwacher Deklination nicht
mehr festgestellt werden. Vom st. Genitiv sind noch einige
Reste in adverbialen Ausdrücken vorhanden: „Rumps un
Stumps“, „kopps greeßer“, „lehns wohne“, die „Sach iß
Sack des Bindels nit wert“. Die Dativendung der st. Mas-
sulina ist noch in der Straßenbezeichnung „am Häne“ (mhd.
hagene) erhalten, Im übrigen haben einzelne Klassen wenigstens
noch ihre Pluralbildung bewahrt. Insbesondere der Umlaut
Jäßt noch ihre Zugehörigkeit erkennen. Doch auch nicht
unbedingt, denn manche Wörter, die früher keinen Umlaut
hatten, haben in der Mundart Umlaut angenommen. Im
ganzen hat bei der Pluralbildung eine Ausgleichung
der Klassen zugunsten des Plural-e stattgefunden,
so daß diese Endung fast die gänze Deklination
beherrscht. Daneben ist als Endung noch -er vorhanden.
Im einzelnen verhalten sich die mhd. Deklinationsklassen. wie
olgt:
Die starken Maskulina (a- und i-Stämme) bilden den
Plural teils wie im Mhd. mit -e, teils ist dieses -e weggefallen,
so daß Sing. und Plur. gleich sind; teils haben sie den Um-
aut angenommen, wobei die Endung -e wegfällt.
Einige Wörter haben die st. Neutralendung -er angenommen.
Beispiele: 1. Hirz — Hirze, Preis — Preise etc.; 2. Bän
.Ben] — Bän, Stän [St&n] — Stän etc. 3. Tram [Traum]
Träm [tr&m], Vogel — Veegel etc. i-Stämme: Ascht — Aescht,
Balg — Bälg,. Plüg — Pliig etc. 4. Rescht — Reschter,
Geschmack — Geschmäcker, Hulan — Hulaner etc.
Anm. Im(be), Käs(e), En(de) haben das -e im Sing. ver-
(oren, z. T. unter Assimilation des vorhergehenden Konso-
aanten an den nächst vorhergehenden.
Die starken Neutra, die vielfach im Mhd. kein Plural -c
haben, bilden den Plur. teils auf -e. teils auf -er mit und
>hne Umlaut,
Beispiele: 1. Schwein — Schweine, Jör (Jahr) — Jöre
etc. 2, Säl [s&l] — Säler (Seile), Faß — Fässer, Platz —
Plätzer. 3. Licht — Lichter, Nescht -— Neschter. Hemd
demder, Bett — Bedder, Stigk — Stigger etc.
Die Ableitungen auf -chen bilden den Plural auf -er
_äppche — Läppcher, Rädche — Rädcher etc.
Die starken Feminina der o-Stämme verlieren im Sing.
das -e. Der Plural lautet wie im Mhd. auf -e (nhd. -en).
Von dem st. Fem. der i-Stämme haben manche noch den
Umlaut, die meisten aber bilden ‚den Plural mit -e. j
Beispiele: 1. Gäb — Gäwe, Miet — Miete, Sach — Sache
etc. 2. Gans — Gäns, Stadt — Städt etc.
3. Burg — Burie, Zeit — Zeite ete.
cht
ge
un
iR
aS-
ıd.
ans
aut
»ht
ut
m
g
Ts
ınm
n.
nie
an
n.
5
AL
ın
n]
ıt,
ar
{ir
a
Grammatik der Mundart
215
In der schwachen Deklination ist bei den Mask. das
Endungs -e im Sing. meist beibehalten (1), bei einigen Wörtern
abgefallen (2), bei den Fem. immer (3), ebenso bei den
Neutr. (4). Im Plur. werfen alle Wörter der drei Geschlechter
das -n der Endung -en ab, so daß alle auf -e enden. Die-
jenigen, die auch im. Sing. auf -e ausgehen, haben also Sing
und Plur. gleich:
Beispiele: I Bage — Bage, Balge — Balge etc. 2
Mensch — Mensche, Firscht — Firschde etc. 3. Gaß —
Gasse, Glock — Gloge etc. 4. Au(ge) — Aue, Ohr —
Ohre etc.
Eine besondere Gruppe bilden noch die Verwandschafts-
namen (r-Stämme). Sie bilden: Vadder — Vaddere, Mudder
— Muddere, Schweschder — Schweschdere, aber Bruder —
Briider, Dochder —- Dechder, Die erstgenannten hängen also
im Plur. -e an. .
So ergeben sich im Hinblick auf die Pluralbildung
folgende Klassen:
1. Plural mit e,
2. Plural gleich dem Singular,
3. Plural gleich dem Singular mit Umlaut
4. Plural mit -er, a) mit, b) ohne Umlaut
Paradigmata.
2. 3: 4a.
Stän Ascht Licht
Nom. Sing.
Gen.
Dat. ;
Acc. n
Nom. Plur.
Gen. “
Dat. „ Hirze 'Stän Aescht Lichdere, Schlessere
Acc. Hirze Stän‘ Aescht Lichder” Schlesser 7
Anm. Der Genitiv wird mit Dat. und Possesivpron. (dem
Hirz sei Fiiß) oder vun umschrieben (Die Fiiß vu'm Hirz).
Der Artikel: Mask.: dr, —, demm (m), de; die, —, de, die.
Fem.: die, —-, der [d&r und d’r], die; die, — ‚de, die.
Neutr: das, -—, demm (m), das; die, —, de, die
Anm. Das Femininum hat keine besondere Deklination
Adiektiva. ;
$ 34. Die Deklinationsendungen der starken Adiektive sind einiger-
maßen erhalten. Der Gen. fehlt durchweg. In Fem, ist die
Endung -iu des Nom. Sing. in Form von 1 erhalten, welches
auch in den Acc. Sing. eingedrungen ist. Neben dieser Form
mit 1 ist noch die alte unflektierte Form erhalten. Die Ad-
jektiva. deren unflektierte Form ehemals auf -i ausging (z. B.
1.
Hirz
Hirz
Hirz
Hirze
Grammatik der Mundart
skoni), haben dieses i verloren. Im Nom. Acc. Sing. des
Neutrums steht in der Regel die unflektierte Form. Der
Plural der drei Geschlechter hat immer die Endung -e wie
die meisten der nicht umlautenden Substantiva. Auch der
N. A. Plur. des Neutrums hat dieses e, trotzdem die Formen
im Mhd. auf -iu auslauten.
Beispiele:
Fem.
gud(N
Nom. Sing
Gen. ;
Dat. " gudem guder
Acc. zude Aud(i
Nom, Plur. gude gude
Gen. — —— —
Dat. » gude gude gude
Acc. # gude gude gude
Anm, Die unflektierten Formen stehen auch in prädikativer
Stellung. In „gemäner Hand“ [gemener] = gemeinhin ist
an starker Gen. erhalten,
Bei der Deklination der schwachen Adiektiva ist der Gen.
ebenfalls geschwunden. Der Nom. Sing. aller drei Geschlechter,
der Acc. Sing. des Fem. u. d. Neutr. haben die mhd. Endung ver-
loren, so daß der Sing. des Fem. ganz endungslos erscheint. Im
Dat. Sing. des Mask. und des Neutr., im Acc. Sing. des Mask.
und im ganzen Plural erscheint die Endung -en zu -e gekürzt
Beispiele:
Mask. Fem.
groß scheen
Mask.
guder
Nom. Sing
Gen. -
Dat. 5 große
Acc, % zroße
Nom. Plur. große
Gen. — — —
Dat. » große scheene liewe
ACC. 2 große scheene liewe.
Anm. Ueber den Konsonantenwechsel vergl. & 32
Zahlwörter.
535. 1. Kardinalzahlen: Die Deklinationsendungen von einer etc.
sind noch ziemlich erhalten. der Gen. fehlt. Neben den vollen
Formen gibt es auch verkürzte. Die vollen stehn absolut,
die verkürzten in syntaktischen Stellungen. Die verkürzten
Formen sind in runde Klammern eingeschlossen.
Mask. Fem. Neutr,
&ner (e) eni (e) Ens (e)
Ss
er
ie
ar
19
n
2
eme T m €
Enem (eme) Ener (ere) . Enem (eme)
äne (e) &nli (e) -&ns (e)
Anm. zu Ener und &ıs gibt es noch eine kurze Form
enner und enns.
Die Zahlen zwei und drei haben nur diese Formen. Die
Zahlen von 4—12 lauten: vier, finef (ahd. Form mit Sproß-
vokal e), sechs, siwe, acht, nein, zehn, elef (ahd. einlif),
zwelef (ahd. zwelif), Stets unflektierte Form. Die Zahlen
13—19 werden wie im Hochd. gebildet, mit einzelnen laut-
lichen Unterschieden: dreizeh, virzeh, fufzeh, sechzeh, sibzeh,
achtzeh, neinzeh. Die Zahlen 20—90 ebenso wie im Hochd.,
doch virzig, fufzig, sibzig, neinzig. Bei der Zuss. mit den
Einern wird das Wort „und“ immer zu „e“ verkürzt, z. B.
sechs-e-zwanzig. Bei sieben erscheint das -n der Endung
wieder: siwen-e-zwanzig. Hun’ert. Dausend.
2. Bei den Ordinalzahlen ist nichts Besonderes zu bemerken.
3. Unbestimmte Zahlwörter wie im Hochd., jedoch nigs —
nichts. genung = genug, ebes = etwas, (mhd. etewaz).
Pronomina.
& 36. Die Pronomina lauten im allg. wie im Hochd. Der Gen. fehlt
Im einzelnen ist zu bemerken:
ich: Der Gen. meiner ist noch in der Rds. „meiner gesechs“ er-
halten (Ausruf der Verwunderung). Der Nom. Plur. heißt
mir. Kurzform des Dat. Sing. mr, des N. A. Plur. se.
du: euch = eich, Kurzformen Dat. Sing. dr.
er: Der Dat. Sing. lautet verkürzt ’mm. Der Acc. Sing. heißt ine
(ahd. inan), verkürzt ’ne.
sie: Der Dat. Plur. heißt ine. Die Acc. Sing. und Plur. lauten
verkürzt se.
es: Der N. Sing. heißt betont &s, verkürzt ’s. Der Acc. Sing.
heißt verkürzt auch ’s.
Von dem einfachen Demonstrativpronomen heißt
der: der. Der Dat. Sing. heißt dem (mhd. däm), der Acc. Sing
denne (mhd. den), der Dat. Plur. ebenso
die: Der Dat. Plur. heißt denne.
das: Der Dat. Sing. heißt dem (mhd. d&m), der Dat. Plur. denne.
Die Demonstrativpronomen dieser und jener fehlen in der
Mda. Dieser, diese, diese wird durch där dg, die dög, das d6
ersetzt. Jener wird durch seller, selli, selles oder durch der
sell, die sell, das sell, ersetzt. sell ist nicht deklinierbar
Die starken Formen deklinieren wie‘ die starken Adiektiva
Vom Interrogativpronomen lautet der Dat. w&m, der Acc.
wenne (ahd. wenan). Von den Pronominaladiektiven
heißen die Possesivpronomina absolut meiner, meinl, meins
und deklinieren im Sing. wie die starken Adijektiva. Der
Nom. Acc. Plur. heißt iedoch mein. Die attributive Form
Grammatik der Mundart
Zr
x
Grammatik der Mundart
des Pronomens lautet im Nom. Acc. Sing., Nom. Acc. Plur.
aller drei Geschlechter mei. Die Formen von welcher heißen
weller, welli, welles und werden dekliniert wie seller. Solcher
etc. wird durch so enner, so enni, so enns ersetzt. Keiner
etc. heißt köner, kEni, kEns oder kenner, kenni, kenns.. Die
Kurzform lautet ke. — Das Rel. pronomen wird durch wo
[wö] ersetzt. (Nach Weigand von Fällen wie „in der Zeit,
wo . . .“ übertragen).
Koniugation.
$ 37.
In der Sb. Mda. sind starke und schwache Konjugation in der
Hauptsache nur noch an den Formen des Part. Perf. zu erkennen.
Der Ausfall der Endung -en an diesen beeinträchtigt die Er-
kennbarkeit der st. Participia nicht. Der Ind. Praes. ist von
allen Verben st. und schw. Konjug. erhalten. Die umlaut-
fähigen starken Verben der Ill.—VI. Klasse und die umlaut-
fähigen reduplicierenden Verben haben im Ind. Praes. keinen
Umlaut. Der Konj. Praes. fehlt. Der Ind. des Imperf. ist bis
auf einige Reste geschwunden. Solche Reste sind das Imperf.
sat zu sagen, vielleicht auch noch ich dädt von dün = tun.
Der Konjunktiv des Imperfekts ist bei einigen starken Verben
der II. IV. und V. Klasse, die im Indikativ a haben und
im Konjunktiv zu ä umlauten, erhalten. Dieser Umlaut erwies
sich als widerstandskräftig, während die Mda. auf die andern
umlautenden Konjunktiviormen verzichtete. Bei allen :anderen
Verben wird der Koni. Imperf. durch Umschreibung mit „ich
dedt“ mit dem Infinitiv ersetzt. Das Perf. ersetzt als erzäh-
lendes Tempus das Imperfekt. Der Konj. Perf. fehlt. Das
Plusq. wird mit dem Perf. von haben „ich hang gehatt“ ge-
bildet, der Konj. des Plusq. regelmäßig mit „ich hätt“ und
dem Part. Perf. Die Indikative der beiden futurischen Tempora
sind vorhanden, die Konjunktive derselben fehlen. Der Plural
aller Zeiten hat nur eine Form. Bei den schwachen Verben
ist der Umlaut stets durchgeführt. Einige wenige Verben
haben die ahd. Praesens-Endung n der 2. und 3. Klasse der
schwachen Verben bewahrt. Dieses n ist auch in einige
starke Verben eingedrungen. Die Endung st der 2. Sing.
Ind. Praes, wird überall wie scht gesprochen. Bei den zu-
sammengesetzten Zeiten werden die Hilfsverben han und sin
in der 1. Sing. Ind. nasaliert gesprochen. also ich hang ge-
hatt, ich sing gewä’n.
Anm. Ein Konji. Praes. ist in dem Kinderliede „Saft, Saft.
Seide“ erhalten, in dem es in der letzten Zeile heißt: „daß
der Saft erauser laaf“, also 3. Koni. Praes. von laafe ==
laufen.
Grammatik der Mundart
1r.
en
er
er
ie
Yo
+
ar
A
“5
)
l. Starke Konjugation.
Paradigmen.
Anm. nemme = nehmen als Beispiel der st. Verben, die sich
noch einen Konj. Imperf, bewahrt haben, greife als Paradigma der
übrigen starken Verben.
Praesens.
Ind.
1. Sing. nemme greife
2. „ nemmscht greifscht
3. . nemmt greift
Koni
1. Plur. nemme greife
Re" m
3 8
Fehlt.
Fehlt
Imperfekt.
nähm (dedt greife
nähmscht dedtscht
nähm dedt
1. Sing
Zu x
Bon
1. Plur.
2. ”
3.
Fehlt. Fehlt.
nähme
dede
Perfekt.
han(g) genomm han(g) gegriff Fehlt.
eic. etc.
alt
Plusquamperfekt.
han(g) genomm han(g) gegriff hätt genomm etc. hätt gegriff etc.
gehatt etc. gehatt etc.
Futurum 1.
wer’e nemme _wer’e greife Fehlt. Fehlt
Fukturum 1. ‘
wer’e genomm were gegriff Fehlt. Fehlt.
han] ‘ han] Participium.
Imperativ. ı Praes. fehlt.
2. Sing. nemm greif Perf, genomm gegriff.
2. Plur. nemme greife Infinitiv.
nemme greife,
Anm. Bei der Inversion treten zahlreiche Veränderungen in
den Verb- und Pronominalformen, besonders im Präsens ein:
greif-ich greife-mer
greifsch-de greifen-er
greift-er greife-se
Die starke Betonung der Stammsilbe bewirkt eine Verkürzung
der Vokale der Pronomina mit Ausnahme der 1. Person. Die
Verbformen werden auch alle mit Ausnahme der 1. Person als ein
220
Grammatik der Mundart
Wort gesprochen. Diejenigen Verben, die die Endung n in der
1. Ind. Praes. haben, verlieren dieses n in der 1. Plur. Ind., wenn
die Inversion eintritt, also z. B. sih’mer == sehen wir, trä-mer ==
tragen wir. ha'mer = haben wir, si’'mer = sind wir etc.
Ablautreihen.
I. Klasse. Mhd. i—ei, 6&— i—I1.
Sb. Mda. ei— —i, 1.
Die Klasse hat wie im Nhd, zwei Abteilungen mit kurzem und
langem i im Part. Perf.
Beispiele: 1. greife—gegriff; peife—gepiff; beiße—gebiß.
2. reiwe—gerib; scheine—geschin; schreiwe--ge-
schrib.
Il. Klasse. Mhd. iu, ie—0u, ö6—u—0.
Sb. Mda. 1 — — 04,5,4
Das mhd. o des Part. Perf. wurde in der Sb. Mda. zu ö, Q, 4
gespalten. .
Beispiele: 1. krieche—gekroch; gieße—gegoß: biede-—gebot.
2. schiewe—geschöb.
3. bie’e—gebö; friere --gefrQr.
]IL. Klasse. Mhd. &, i—a—u-—u, 0.
Sb. Mda. e, & i—u; Q, 9.
Der mhd. Lautstand ist im ganzen geblieben. Im Praes. ent-
wickelte sich neu &, im Part. 3.
Beispiele: 1. Nasalverbingungen: bin’e—gebunn; fin’e—gefunn
(ahd. funtan); klinge—geklung etc. aber auch
schwinıme—geschwumm; spinne—gespunn;
Anm. Zu dieser Reihe ist schille--geschull —
schelten—gescholten getreten.
l- und r-verbindungen: sterwe-—gestorb; verderwe
verdorb; wer’e—worr (ahd. wortan): quelle—
gequoll; helfe; meike. ;
Neue Reihe; befähle[e]—beföl; empfähle—empfgl.
Anm. schmelze bildet auch: geschmelzt; scherre
— scharren bildet gescherrt; gile == gelten hat i
im Praes., Part. gegoll. — Den Konj. Imperfekti
bilden wohl noch fin’e—-fänd, und trinke—tränk
IV, Klasse. Mhd. €, i—a-—ä-—0.
Sb. Mda. 6, &— — 9, 3.
Es entsprechen sich. im Praes. und Part. immer € u. Q,&u. 9
Beispiele: 1. treffe—-getroff; steche—gestoch; nemme—-genomm.
2. st&le (stehle)—gestgl; schere—geschögr.
Anm. nemme hat das mhd. & im Praes. gewahrt, kumme (ahd.
queman) hat im Sing. Praes. u. Imp. das mhd. u bewahrt und in den
Plur. Praes. eingeführt. Das Part. Perf. lautet kum (ahd. aquoman.
1
1
Grammatik der Mundart
22)
altsächs. kuman). Den Koni. Imperf. bilden noch: nemme —nähm,
kumme-—käm.
V. Klasse. Mhd. 68, i—a—ä—6e,
Sb. Mda. e, &, i, 1, ei —e, 6, 1.
Beispiele: 1. esse—geß; messe—gemeß; gewe-—geb (mhd,
geben).
läse—geläs [lö&se--gelös]; träte [tr&te]—geträt
[-trät]; gewä'n [gewän] = gewesen ist part. zu
mhd. wesan.
3. sitze—gesess.
4. sihn—gesihn.
5. lei’e—gel& (liegen—gelegen).
Anm. quädan (zusammengezogen koden) = sprechen ist wohl
noch in kodere [ködere] = lallen erhalten. — Neben gemeß findet
sich wohl auch die schw. Form gemeßd, neben geläs wohl auch
geläst. — In die 1. Sing. Ind. Praes, von sehen = sihn ist die
Endung n der 2. und 3. Klasse der schwachen adh. Verben einge
drungen. -— Den Konj., Imperf. bilden noch: gewe—gäb, (sin) —wär
VI. Klasse. Mdh. a-—1u10-—10— 3.
Sb. Mda.ä, a — — ä a
Die Sb. Mda. bildet wie im Nhd. zwei Reihen: langes a im
Praes. und Part. und kurzes a im Praes, und Part. Die Verben
mit unregelmäßiger Praesensbildung verhalten sich im Part. ganz
verschieden.
Beispiele: 1. läde, geläd; trä’n (trage)—getra; fahre —gefahr‘
schla’n (schlage) —geschlä.
wachse-—gewachs; backe [bage]—geback.
h&we—gehöb; schwere—geschwör: stehn—ge
stann.
Anm. wachsen und backen bilden auch im schw. Part.; schaffe.
wäsche, möle == mahlen sind schwach. In die 1. Sing. Ind. Praes.
von schlagen == schlän ist und von tragen = trän ist die Endung
n der 2. und 3. Klasse der schwachen ahd. Verben eingedrungen.
Ursprünglich reduplicierende Verba.
Sie bilden folgendermaßen: "falle —gefall; blöse — geblös(t);
rufe—geruf(t); heische (heißen) —gehiß; scheide—geschied; stoße
—gestoß; läfe—geläf; hal’e—gehall; salze—gesalzt; spal’e— gespall;
spanne —gespannt; bräte— gebröt; lasse —gelaß(t); röte—geröt:
schlgfe — geschlöf(t); hauwe —gehau; gehn— gang.
Anm. Einige der Verben bilden auch schw. Part., spanne und
salze sind schwach. heische (heißen) bildet das Part. mit 1, falle.
blöse, stoße, lafe, hal’e, bröte [bräde], lasse. rufe. schlöfe haben im
Sing. Praes. keinen Umlaut.
en
UL: Z
Grammatik der Mundart
Il. Schwache Konjugation.
Die schwachen Verben konjugieren wie die starken, die keinen
Konj. des Imperfekts haben. Klassen sind nicht mehr zu unter-
scheiden. Der Umlaut ist stets durchgeführt. Die Participien von
denke(n), brenne(n), kenne(n), nenne(n), renn(e), wen’e (wenden)
heißen also: gedenkt, gebrennt, gekennt, genennt, gerennt, gewendt.
Die Sb. Mda, bildet demnach das Part. Perf, bei diesen wie bei
allen anderen schwachen Verben durch Anhängung von t an den
Praesenstamm, Wie aus den Beispielen zu den Ablautreihen der
starken Verba und aus dem Abschnitt über die redupl. Verba er-
sichtlich ist, haben viele derselben die Neigung, ihr Part. schwach
zu bilden.
Anm. 1. Das Verbum sän (sagen) hat in der 1. Sing. Praes.
ich sän die schwache ahd. Endung n bewahrt. ebenso kriegen:
ich. krie’n.
Anm, 2. Das Verbum bringen hat in der Sb. Mda. ein starkes
Part. Perf. brung. (So schon ahd. brungen neben bräht.)
Anm. 3. Von bringen ist der Konj. des Imperfekts erhalten.
brächt, wohl auch von denken: dächt.
Anm. 4. brauchen bildet einen Koni. des Imperf. breicht.
IL Unregelmäßige Verba.
A. Praeteritopräsentia,
wissen [wisse] Praes. Ind. 1. und 3. Sing. wääß [w6&ß]
2. wääscht, Plur. 1.—3. wisse. Part. gewißt, Konijunkt
Imperf. wißt. Inf. wisse,
taugen [dauche]: wie die schwachen Verba.
gönnen [gene]: wie die schwachen Verba.
können [kenne]: Praes. Ind. 1. u. 3. Sing.: kann, 2. kannscht
Plur. 1.—3. kenne. Konj. Imperf. kennt. Part. Perf. gekennt.
dürfen [dirfe]: Praes. Ind. 1. u, 3. Sing.: derf, 2. derfscht.
Plur. 1.—3. dirfe. Konj. Imperf. dirft. Part, gedirft.
6. sollen [solle]: Wie schwache Verba. Konji. Imperf. sollt.
7. mögen [meche]: Ind, Praes, 1.‘ 3, Sing. män, 2. mänscht.
Plur, 1.—3. meche. Konj. Imperf. mecht. Part. gemäecht.
8. müssen [misse]: Ind. Praes. 1. 3. Sing.: muß, 2. muscht.
Plur. 1.—3, misse, .Konj. Imperf. mißt. Part. gemißt
B. wollen [wole].
Ind. Paes. 1. 3. Sing.: will, 2. willscht. Plur. 1.—3. wolle
(wille). Konj. Imperf. wollt. Part. gewollt. Inf. 1815 noch wille
C. tun, gehn, stehn, sein.
tun [dün]: Ind, Praes, 1. Sing. dün (mhd. tuon), 2. düscht,
3. düt. Plur, 1.—3. dün. Imperf. ich dät wohl noch vor-
handen. Konj. Imperf. ich dät [det resp. ded]. Part.
gedan. Imper. dü.
hen
'er-
’on
2n)
dt.
bei
len
der
er-
ıch
a8
n'
AQ
Grammatik der Mundart
223
2. gehn [gen]: Praes, Ind. 1. Sing. gehn [ahd. fränk. gen].
2. gehscht, 3. geht Part. 1.—3. gehn. Konj. Imperf.
gäng. Imperativ Sing. geh und ge, Plur, gehn. Part
Perf. gang.
stehn [&d&n]: Praes, Ind. 1. Sing. stehn, 2. stehscht, 3.
steht. Plur, 1.—3. stehn. Konj. Imperf. ständ. Part. Perf
gestan. Imperativ: Sing. steh, Plur. stehn,
sein [sin}: Praes. Ind. 1. Sing. sin, 2. bischt, 3. iß (isch).
Plur. 1.—3. sin. Ind. Imperf. war. Konj. wär. Imperativ
Sing. sei, Plur. sin. Part. Perf. gewen.
D. Kontraktionen.
1. lassen. Neben der Form lasse, die wie. die schw. Verba
konjugiert wird, besteht noch der Inf, lon [mhd, län].
haben [han]: Ind. Praes. 1. Sing. han (mhd. hän), 2. hascht.
3. hat. Plur. 1.—3. han. Der Ind. des Perf. ich hatt ist
wohl auch noch gebräuchlich. Konj. des Imperf. hätt. Part
Perf. gehatt, Inf. han (mhd. hän)
Nachträge und Berichtigungen siehe folgende Seiten
Nachträge und Berichtigungen zum Wörterbuch.
Anm. : Die Berichtigungen sind nach denselben Stichworten wie im Wörterbuch
gegeben. Die Zeilenzahl bezieht sich nur auf den betreffenden Artikel
Ausspracheangahen sind immer phonetisch zu lesen
acht passe: Ausprache acht
Sulzb.
Ai: Stichwort muß heißen ai.
Zeile 4 statt „ai, aich“ „ai, aiche“.
Allnichtsguts: Die Rds. lautet:
.Das geht jo wie allnixguds!“
Anrache: Stichwort muß heißen
anrache. Aussprache: änrache Sb.
Apel: Zeile 17 „Abelglods“
statt „Apelglods“.
Deiwel: Zeile 40: „Teuwel-
stark“ ist eine Aussprache, die
dem Hochd. angenähert ist; sonst
„Deiwelstark“. ,
dick: Zeile 13 von. unten:
„Kerjedick, Flurname Elversberg“
(nicht Sulzb.) ; Zeile 6 von unten:
„Dickpänsert“; „dickpänsig“.
Zeile 3 von unten.
dummele: Aussprache in Sulzb
domele
Baam: Zeile 3 „Wisbam Sulzb.“
statt „wisbam Sulzb.“.
Bäätsch: Zeile 3 von unten‘
Bätschau“ statt „Bäätschau“.
besche: Aussprache Sulzb.‘
»eche.
Biir: Zeile 3 von unten muß .
es heißen: „Biirebämcheskraui gehn: Zeile 5 von unten: „Tier
[Sulzb.] = Birnkraut, pirola ro- und Mensch“ statt „Kind und
‘undifolia,“ Mensch“. .
Birscht: Zeile 5: Flurbez. „of Gevatter: „Gevatter stehn“
Jjer Souberscht‘“ [Dudw.]. statt „Gevatter sein“.
Boll: Zeile 8: „Holzlöffel geweit: Zeile 2: „denne“ statt
"esp. — geschirrschnitzer‘‘. „dem“. .
Bollemeischter: ist Scherzbil- Gewel: Die Aussprache gibel
dung in Sulzb., sonst „„Borie- kommt in Sulzb. nicht vor. Die
meister“‘, Rds. „die Gibel abbeiße“ gehört
breche: Zeile 14: „Brechkaul“ wohl unter „Gipfel“,
statt „Brechkant“, gewiddere:Zeile 2: „es“ st. „er“.
brunkig: Die Nebenform heißt Gip: Aussprache im Südosten
örunkelig [Sb; bronkelig Sulzb.]. zw. Saar und Blies: geb.
Nachträge und Berichtigungen
22°
_ grametschele: Aussprache in Kop: Die Rda. Zeile 8 lautet:
Sulzb. grametschele. „Er halt de Kop etc.“
Gras: Zeile 5 muß es heißen kotzele: Das Subst. Kotzel
„Grashetsch“ st. „Grasbetsch“. ist fem.
Krempelmarkt: ist gleich
„Krammarkt“*
Krumbiir: Zeile 5 muß es
jeißen: „gedämpte“ statt „ge-
dämpfte“.
Kuh: Die Zuss. „Kuhpans“
bedeutet: „Fruchtkapsel der
Herbstzeitlose“.
Kuper: Kuperwasser ist
rostiges Wasser, das aus einem
Fisenerzstollen kommt.
Hahn: Zeile 6 von unten: zu
„korallenartiger Schwamm“ ist
hinzuzusetzen: „Clavariaart“.
Hand: Zu den Zuss. von Hand
ist noch zu setzen: Hamfel [Sb,
hamfel Sulzb.] == Handvoll. 5.
Hänfelche.
Hän’sche: Der Ausdruck Hän-
schen für kurze etc. Pfeife ist
Häns’chen zu lesen und gehört
zu Hans resp, Hannes. 5. d.
hart: Der Ausdruck „Hart- läbsch: Aussprache in Sulzb.:
fißler“ heißt im ganzen Sulz- leb3.
bachtal „Hartfiißer“ Land: Aussprache in Sulzb.:
land.
irr: in der. angeführten Rda, lang: Aussprache in Sulzb.‘
muß es heißen: „ihr sin err (st. lang.
er) do!“ lange: Aussprache in Sulzb.:
itriche: Aussprache in Sulzb. lange.
ideriche. Laus: Aussprache in Sulzb.:
tous.
Lerche: Flurn. Lerchesfeld
gibt es in Sulzb. nicht.
Lewekelche: Aussprache in
Sulzb. leweckelche.
Ließ: ist ein Spalt, durch den
Wasser abfließen kann.
los mache: bedeutet 4.: einen
durchhauen.
Kalaumes: bedeutet [in Sulzb.]
verlogenes Geschwätz.
Kamb: Kambhiwel ist die
„Kampfhügeler Höhe“ hei Rie-
gelsberg.
Kamerun: Die Scherzbezeich-
nung „Kamerun“ stammt aus’ der
Zeit, in der Kamerun in aller
Munde war.
Kis: Die Flurbez. Kiselbach
ist in Sulzb. nicht vorhanden.
Klife: Stichwort muß heißen:
klife.
Klumpe: Aussprache in Sulzb. :
zlombe.
Knibche: bedeutet auch: Ende
am Langbrot.
Kompär: statt „N. N. Kompär“
Zeile 4 von unten muß es heißen:
„N. N.’s Kompär“.
Matz: Zeile 4 „geht’s“ stati
„geth’s“.
Name: Aussprache in Sulzb.:
näme. Zeile 6 muß es heißen:
„häng mr dei Name nit uf!“
Die Frage bei der Ortsneckerei
(Zeile 7) heißt genauer: „Wie
heiße die drei hegschde Name?“
neischerig: Aussprache -scherig
TSulzb. 1.
226
Nachträge und Berichtigungen
Nerv: Zeile 4: „gußstahlene“
statt „gußstohlene“
Schneider: Aussprache &neider
Sulzb.
schnibele: Zeile 2: „verschni-
bele“ statt „verschnilele“.
Sellenstein: Der Stein heißt
auch „Spellenstein“ oder „Pille-
stein“.
Spritzgebackenes ist Gebäck,
das entsteht, indem man den
dünnen Teig durch eine dünne
Spritze in heißes Fett fließen läßt
Parre: Die Flurnamen Parr-
widum und Parrwies sind in
Sulzb. nicht bekannt. — In der
letzten Zeile muß es heißen
„Sulzbach“ statt „Sulzboch“.
passe: Zeile 7 ist „sich“ ein-
mal zu streichen.
petze: Aussprache Sulzb. neben
petse petse.
Pile: bedeutet „junges“ nicht Tinte: Ausspr. Sulzb. tende.
‚langes“ Huhn. Totsch: Zeile 4: „Linkstotsch“
pläschtlinge: Aussprache in statt „Linksdotsch“.
Sulzb. pletslinge. Trass ist eine Art Naturzement
Potzhak: Das Adi. dazu heißt vulkanischen Ursprungs (Brohl-
potzhakig. *al-Eifel).
Triesch: Dazu Trischling, m.
— Champignon. '
umgehn: Zeile 2: „Er“ statt
„Es“.
Unglick: In dem angeführten
Spruch sind Zeile 2 und 3 zu
vertauschen.
Saarbrücken: Aussprache in
5b: Säachbrige, nicht Sächbrige,
Sälb: Aussprache in Rentrisch:
selb.
sa’n: Zeile 11: „Penninge“
statt „Pennige“.
Schalauner: Aussprache Sulzb.
Salouner.
schäne: Die Aussprache hat in
Sulzb. kurzes geschlossenes e, Warn: Ausspr. Sulzb. wän.
also Sene statt &ene. So auch Widem: In Sulzb. nicht bekannt
in den Kompositis. Wies: Zeile 7: „in di Wies“
scheele: Aussprache in Sulzb. statt „in de Wies“.
sele. Wippche: Ausspr. Sb, Sulzb
schei: Das Stichwort muß „wibche“, nicht „pribche“.
schep heißen. Wohlverleih heißt lat.: arnica
Scheuer: Aussprache in Sulzb. montana.
Seiler. . ; Wollkraut: ist die Königskerze
Schidung: Aussprache in Sulzb.
schidong Zeit: Zeile 3 „von“ statt „vor“
Nachträge und Berichtigungen zur Grammatik.
8. 198: Die gegenwärtige Form der Saarbr. Mda. kann aus den
Mundartgedichtsammlungen des Verfassers „For Schbaß un for
Ernschd‘“ (1901), ‚„Dehemm in Saarbrigge‘ (1910) und „’s
Saarbricker Herz‘ (1922) ersehen werden.
199: Zeile 7 von oben muß es heißen „Hauptmundartgrenze‘
statt „„Haudtmundartgrenze“.
S. 200: Zeile 17 von oben: „erfahren‘‘ statt „erfahron“‘.
S. 202: Zeile 4 von unten: ‚Pat‘ [pat] statt „Pate“.
S. 203: Zeile 17 v. oben: „fene‘ statt „fene‘; Zeile 17 v. unten:
‚„Palatale‘*“ statt „Palata‘‘.
S. 203: Zum Grammatischen der Auersmacher Mundart (S. 200}
ist noch zu bemerken:
t: hat im Anlaut Neigung zu d: däg, düb f., dir etc. Im Inlaut
durchweg == d: fader, kärde pl., ferröde, Im Auslaut bleibt
t nach Vokalen: hut, gut; nach Konsonanten. wird es zu d‘
wäld — Welt, härd =— hart, kald = kalt.
Im: Anlaut erhalten: kohle, kirch, kop etc. Im Inlaut Mittel
laut zwischen k und g: hökge = Haken, zukger, blakge =
Fleck, drokge = trocken. Im Auslaut ist k erhalten: sak
wälk — welk.
Die Mundart kennt keinen Unterschied zwischen st. und
schw. Deklination. Der Gen. fehlt, Er wird umschrieben:
em babpe sin hut; de Bäm (wohl b&m) em wald; de bläder
am bäm. Pluralendungen sind e, er: bub—buwe, schbichel.
—e, keller, —e; rind—-rinner, schbil—schbiler. Vergl. Sb. $ 33
Der Unterschied zwischen st. und schw. Konjugation ist noch
am Part. Perf. erkennbar. Die Mda. hat nur noch 3 Zeiten,
Präsens und Perfekt und Futurum. Das Futurum wird jedoch
mit „gehen‘‘ umschrieben (wie in Sulzb. s. Nachtrag zu Seite
206). Die Ablautreihen folgen den in der Lautlehre aufge-
wiesenen Regeln. Der Konjunktiv wird umschrieben. Von
gehen ist ein Konjunktiv „gängd‘ (vergl. Sulzb. wie eben)
erhalten. Auch der Konjunktiv der Hilfsverben scheint erhalten
zu sein, z. B. „könnt“. Bei den schwachen Verben ist det
Umlaut stets durchgeführt, also: gewänd, verbrennt.
S. 204: Zeile 3 von unten: „2. altes i resp. i erhalten‘ statt ..2
altes i erhalten‘‘. )
S. 205: Zeile 12 von oben: „mhd, üo‘* statt „mhd. ou (ü)*..
S. 206: Zum Grammatischen der Sulzbacher Mundart (S. 204°
ist noch zu bemerken:
Deklination: Der Genitiv fehlt in, der Dekl. der Subst
und wird wie in der Sb. Mda. durch Umschreibung mit ‚‚von“
oder Possesivpronomen ersetzt. Der Akkusativ wird in
g
N
Nachträge und Berichtigungen
vielen Fällen durch den Nominativ ersetzt. Die Sin-
gularformen sind untereinander gleich wie in Sb. Das Adi.
wird im allg. wie in Sb dekliniert.
Konjugation: Die Verhältnisse beim Verbum liegen
ähnlich wie in der Sb. Mda. Der Unterschied zwischen st.
und schw. Verben ist nur noch am Part. Perf. erkennbar. Die
Reste der Ablautreihen erfahren eine Modifikation gemäß den
lautlichen Verhältnissen der Mda. So bilden z. B. die Nasal-
verbindungen aufweisenden Verba der II. Kl. des Praes. mit e,
das Part. mit o: z. B. fene — gefon. Konjunktiviormen gibt
es im wesentlichen nur bei den Hilfszeitwörtern. Die gebräuch-
lichen ‚sind: han, sen (were), möche, welle, kenne = können,
dün. Die Konjunktive lauten: hed, w&r, möcht, wollt, kennt,
det (det). Das Verbum werden [were] wird vielfach ersetzt durch
get = gibt: er get j&r, das get gemacht. Der Konj. Imperf.
von dun und gen (geben) dient zum Ersatz der verlorenen
Konjunktivformen: ich däts mache, ich g&ts mache. Auch der
Konjunktiv von gehen dient dazu: ich g&ngts mache. In gä&ngt
beobachtet man noch einen Konj. Imperf. eines st. Verbums.
ebenso in ich g&bt = ich gäbe. Das t ist wohl Sproßkonsonant.
S. 222, IIl., A., 4:: Der Plur. Praes. von ‚„‚können‘‘ lautet auch
„kinne‘“, der Koni. Imperf. „kinnt‘“, das Part. Perf, „gekinnt“
und „gekunnt‘“.
S. 211: Zeile 14 von unten muß es heißen: „1 == ch“ statt
„z = ch“
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