Erdarbeit stattgefunden habe. Dann legte man sich an der Böschung der zur
Saar gehenden Gärten auf die Lauer, zu sehen, wer als erstes Opfer die Fall-
brücke passierte. Und sieh da, dies Opfer war der würdige, aber gestrenge Vater
besagter Brüder H . . ., der nach beendetem Dienste gravitätischen Schrittes
den Ge nisenen Penaten zu- und in die Fallbrücke hineinsteuerte. Da er sommer-
lich helle Hosen, die „burzellinene“ (porzellanenen), trug, war nun für ein hüb-
sches Flekenmuster und kochenden Aerger gesorgt. Vom sc<lechten Gewisjen
getrieben, standen plötzlich seine zwei edlen Sprößlinge vor ihm und fagten,
nach Atem japsend: „Guten Tag, lieber Papa!“ Der Gegengruß lautete: „So-
fort nach Haus!“ Was sich dann weiter abgespielt hat, verriet bald ein jämmer-
liches Heulen aus der H . . . schen Wohnung. --
Von sechs ihrer sieben Kinder behauptete meine Mutter, wir seien zwar
immer ungezogen, aber nie ungezogener als in Gegenwart Fremder, also gerade
dann, wenn sie gern Ehre mit uns eingelegt hätte. Dafür folgende Beispiele.
Einmal besuchte eine sehr beliebte, aber selten gesehene auswärtige Tante
die Saarbrücker Verwandtschaft und war an einem der Tage Gast unserer
Eltern zum Mittagessen. Uns Kindern war ein gesittetes Benehmen besonders
streng eingeshärft worden. Während der Suppe ging auch noch alles gut. Der
Tante Lieblingsgemüse waren junge Erbsen, „Zuckererbsjer, kä Kanonekucheln“,
und diese wurden ihr selbstverständlich vorgesetzt, und selbstverständlich wurde
ihr auch die Schüssel zuerst gereicht. Mochte sie nun wirklich gut zugreifen oder
mochte meine älteste Shwester Emilie am entgegengesetzten Tischende bei
gleicher Vorliebe für dies edle Gemüse fürchten, zu kurz zu kommen, kurzum,
letztere rief ziemlich vernehmlich in die gedämpfte Unterhaltung hinein: „Au,
die nemmt se all'!“, worauf sie sich unter Hinterlassung großer Verlegenheit bei
Eltern und Tante im Hausflur wiederfand.
Diese selbige Schwester gehörte zu den vielen Lieblingen des alten, präch-
tigen Pfarrers Zickwolf, der sie getauft, konfirmiert und getraut hat. Eines
Tages gab sie ihm in der Rte hn“ folgendes Rätsel auf: „Herr Parre,
was ist denn das: Von vorne ist's ein zahmes Tier, von hinten ist's ein wildes
Ties 905 Ganze ist ein Parre von hier?“ Mit herzlichem Lachen quittierte der
alte Herr. --
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So verkündete es ein S<hild an ihrer Wohnung.
Als aus dieser Shwester nach
Jahren eine Braut geworden war,
machte ih als Achtjähriger das
Verlobungsessen mit, zu dem erst-
malig Eltern und Geschwister des
Bräutigams bei uns erschienen.
Wiederum hatte unsere gute
Mutter uns Jüngsten eine Fülle
vortrefflicher Ermahnungen ge-
geben und betont, mehr als sieben
dürften niht zu gleicher Zeit
sprechen. Nun hatte sich in jenen
Tagen nicht weit von unserem
Hause eine Frau niedergelassen,
die den ebenso ehrbaren wie nüß-
lichen und menschenfreundlichen
Beruf einer Hebamme ausübte.
So verkündete es ein Schild an
ihrer Wohnung. Diese Betätigung
war mir bis dahin völlig un-
bekannt gewesen; ich hatte meine
Mutter shon immer danach fragen
gewollt, es aber immer wieder
vergessen. Jetzt beim Verlobungs-
essen schien mir der richtige
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