bewegt eine freundliche Frau, eilte beflügelten Schrittes zur Tür, öffnete
und ließ den nun völlig Verdutten ein.
„Biſchde doh?“ frug ſie nett und auf die geöffnete Küchentür zeigend,
meinte ſie freundlich lächelnd: „Kumm, dein Eſſe ſteht im Backowe! Es werd
fichunn halb verbruzzelt ſinn!“
„J3ojo!“ nickte er zuſtimmend, kratzte ſich dann etwas verlegen am Hals,
ſchaute von untenauf ſeine Frau liebkoſend an und ſprach: „HSerrgott,
war das doch awwer ee mol widder e Sundah gewähn!“
und hing die Gitarre krachend an ihren Nagel!
Darauf herrſchte Stille und der Engel des Friedens flog durc<hs Haus!
Saarlands Deutſhgeſinnung im Vormärz.
Von A. 2.
Der „Saarkalender“ hat es von ſeinem erſten Erſcheinen an als eine ſeiner
vielen ſchönen Aufgaben betrachtet, die alten Dokumente der Deutſchgeſinnung
des Saargebietes zu ſammeln. Mehr als tauſend Jahre hindurch gehört unſere
Bevölkerung zum Deutſchen Reich und iſt ihm treu geblieben in allen Not-
zeiten. So oft ſie auch auftauchen und bitter in unſer Geſchick eingreifen,
nichts vermochte die Volksſeele zu wandeln. Schon ſprachlich und Kulturell
war gegen die Nachbarn eine Kluft aufgerichtet, die keine Gewalt zu Über-
brücken vermochte, ſo wenig vor hunderten von Jahren als heute. Wenn
Wetterwolken im Weſten heranfliegen und ſich in Donner und Blitz über dem
Leben unſerer Heimat entladen, ungebrochen geht ſtets der deutſche Geiſt
aus allem Ungemach hervor.
Eine ſtattliche Reihe bisher im „S.-K.“ veröffentlichter Schriftſtücke ſind
dieſer Tatſache Zeugen. In allen Ausgaben des Jahrbuches konnten Doku-
mente ans Licht gezogen werden, die, zum größten Teile unbekannt und
vergeſſen, durch Zufall entdeckt oder in Archiven unbeachtet in dicken, ver-
gilbten Aktenbündeln ruhten. Was ſie uns erzählen, iſt nicht wegzudisputieren,
nicht dur< noch ſo wortreiches Phraſengeklingel zu entkräften. Sie ſtrafen
die ſchön friſierten franzöſiſchen Schreibereien Lügen, die unentwegt auch heute
wieder mit der Behauptung Krebſen, als ſei die „Saar“ erſt in den leßten
hundert Jahren „verpreußt“ worden. Eine Lüge wird nicht Wahrheit, wenn
man ſie auch, ſcheinbar im Bruſtton der Ueberzeugung, hundertmal wieder-
holt. Der politiſche Zweck ſoll hier das Mittel heiligen, aber jeder Verſuch
der Geſchichtsklitterei wird vom Saarvolk als Beleidigung empfunden. Unſere
Geſinnung zermürbt keine Grauſamkeit, no<h locken uns die ſüßen Harfen-
akkorde Jean Revires. und ſeiner Zunft.
Die Einverleibung des Saargebiets in Preußen im Jahre 1815 wird heute
vornehmlich von den franzöſiſchen Schriftſtellern als ein Gewaltakt gegen die
Bevölkerung hingeſtellt, obwohl das Gegenteil die nackte Wahrheit iſt, in
allen Einzelheiten klargelegt und jedem Kinde geläufig. Wie es in iden vor-
märzlichen Tagen mit dem Deutſchtum unſeres Grenzlandes ausſieht, davon
gibt wiederum ein neues Dokument Zeugnis, das nicht von einem Freunde
der „Saar“ herrührt, aber gerade darum von beſonderem Gewicht bleibt.
Der Verfaſſer iſt der Regierungspräſident von Trier, ein Herr v. Ladenberg,
deſſen Geſinnung nicht als freundwillig und wohgeneigt gegen unſere Vor-
fahren eingeſ<häßzt werden darf. Bei der freieren rheiniſchen Auffaſſung des
34