Troßdem geht es in Gewaltmärſchen im Schneeſturm bei 13 Grad Kälte vor-
wärts. General v. Berrer meldet von dieſen Tagen: „Meine Diviſion hatte bei
der großen Schwenkung den Ehrenplatz! Die Siebziger erreichen bei Neu-
Skardupönen die ruſſiſche Grenze. Es wird Ortsbiwak bei ſchneidender Kälte
bezogen. In den wenigen zur Verfügung ſtehenden Häuſern drängt ſich alles
zuſammen. Der größte Teil der 4. Kompanie hat auf einem
Heuboden Schut geſucht. Infolge der großen Anſtrengun-
gen liegt alles in tiefem Schlaf. Plößlich ſteht das Haus
in lichten Flammen und der Tod hält grauſige Ernte. Als
der Tag graut, iſt das Haus bis auf die Grundmauern niedergebrannt.“ In
den Flammen ſind 38 Mann umgekommen, 27 ſind dur< Brand-
wunden zum Teil ſchwer verletzt. Es ergeht der Befehl, daß die
Kompanie vorläufig von dem Weitermarſc<e zurückbleiben ſolle. An dem Vor-
mittag marſchierten wir an der Unglücksſtätte vorüber und hörten von den
die Brandſtätte umſtehenden Kameraden die Trauerkunde, die in uns allen
Mitgefühl mit den auf ſo tragiſche Weiſe Umgekommenen erweckte.
Das Regiment marſchierte im Gros der Diviſion und überſchreitet die ruſſiſche
Grenze bei Roſchiwken. Weiter geht es unter endloſen Mühfeligkeiten des
ſ<hneereichen Winters bei hartem Froſtwetter, bis wir nach einem Gewaltmarſch
von 25% Stunden unſer Ziel Wladislawow erreichen. Am 23. Februar ſtößt
die 4. Kompanie wieder zum Regiment, das in Twiack liegt.
Näheres hat man etwa über die Urſache des Brandes, der den größten Teil
der 4. Kompanie in dem alten, ſtrohgedekten Hauſe überraſchte, nicht mehr
in Erfahrung bringen können. Auch alle Bemühungen des Saarkalenders
waren vergebens. Einige meinten, das Vorwerk bei Skardupönen, das dem
Feuer zum Opfer fiel, habe den Namen Worſy getragen. Herr Jngenieur
Lievenbrud in München, der den Krieg als Offizier mitmachte, fand in
ſeiner Sammlung die hier veröffentlichten Photos. Er ſelbſt hat ſie nicht auf-
genommen, ſie wurden ihm geſchenkt, ohne daß ſich noch feſtſtellen ließ, von
wem er dies Andenken erhalten. Es wird in den Herzen der tapferen Sieb-
ziger Tage unerhörter Strapazen und Leiſtungen wachrufen, zugleich aber auch
die wehmütige Erinnerung an das bittere Schickſal der Kameraden der 4. Kom-
panie, die hier einem ſo tragiſchen Loſe zum Opfer fielen.
FAS