Perſönliche Erinnerungen an Ratharine Weißgerber
genannt Schulte Nathrin.
Von Ing. Franz Theodor Schult in Wiesbaden.
Sie hat unſerem Namen Ehre gemacht,
Drum ſei auch ihrer in Ehren gedacht.
In den Kriegsjahren 1870/71 haben viele ſaarländiiche Frauen und Jung-
frauen wie ſpäter im Weltkrieg eine bewundernswerte opferwillige Tätigkeit
entfaltet an Krankenbetten und Sc<hmerzenslagern der Verwundeten wie bei
Speiſung und Verpflegung durchziehender Truppen. Unter der reichen Zahl,
die hier den Beruf echter Weiblichkeit hingebend betätigt haben, iſt noch allen
der Name eines tapferen: Saarkindes, der Schultze Kathrin, bekannt.
Katharina Weißgerber wurde am 10. Auguſt 1817 zu Schwarzenholz im
Kreiſe Saarlouis geboren. Der Vater, ein armer Bergmann, konnte auf die
Ausbildung ſeiner Kinder weniger Gewicht legen, als auf deren baldige Hilfe
im Haushalt. So lernte Katharina wohl leſen, niht aber ſchreiben, noch
Geſchriebenes leſen. Sie bedurfte dazu der ihr jederzeit gerne gebotenen Ver-
mittlung. Der frühe Tod der Eltern ließ die Aermſte ſchon mit 12 Jahren bei
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einem Lanow-rt ihr Brot ſelbſt verdienen. Mit 16 Jahren kam jie nach
St. Johann und war 12 Jahre Kindermädchen im Hotel Guepratte. Sodann
nahm ſie im Hauſe meines Großvaters Karl Schultz -- eines ehemaligen frei-
willigen Lüßowſchen' Jägers -- Stellung an. Nach einem mir vorliegenden
„Geſindeſchein“ war es am 16. März 1845. Im Jahre 1852 trat ſie in den
Dienſt meines Vaters. Unglück ſuchte unſere Familie heim, die Mutter ſtarb
früh, auch unſerer zweiten Mutter mußte die treue Seele die Augen zudrücken.
Uns Kindern war Katharine ſchon damals alles in ihrer aufreibenden Sorge
um unſer Wohl. Sie war Hausgenoſſin und Familienangehörige geworden,
Erzieherin, Beraterin, mütterliche Freundin in voller Selbſtloſigkeit bis zu
ihrem Tode. Ohne an Lohn und Dank zu denken, gehörte ihr mitfühlendes
Herz uns Kindern.
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