daß in den Herzen der Bürgerſchaft ein wilder Haß aufloderte und mit ihm die Sehnſucht nach dem vergleichsweiſe doh milden, alten Regime erwachte. Derſtändlid) wird da auch die Tatſache, daß das Dolk mit der Hergabe ſeines Lekten an Stelle des niedergebrannten glänzenden Sc<loſſes das, heutige baute, um dem ſehnlichſt zurük- erwarteten und ehrli< verehrten Thronerben ein Heim zu ſc<haffen. Iahrhunderte lebte die Bevölkerung unter dem alten Szepter mehr oder weniger erträglich, ſie kannte keine anderen Derhältniſſe. Don ihr gilt das Wort: „Und die Gewohnheit nennt er ſeine Amme“. Au unſere Dorfahren ſehnten ſich nah der guten, alten Zeit, und dieſes Derlangen ſchuf in der größten Uotzeit 1794 ein in ſeinem S<luß- teil uns aus dem Herzen ſprechenden Poem, deſſen Derfaſſer leider nicht genannt iſt. Die Titelſeite lautet: Am IJahrestage der glücklichen Rettung Seiner Hod<fürſtlihen Durchlaucht zu Uaſſau - Saarbrücken aus den Händen der Franken. den 14. Mai 1794. Auf der Rückſeite des erſten Blattes heißt es zunächſt, nict gerade ſchmeidel- haft für die Franzoſen, daß Fürſt Ludwig keine Koſten und Aufopferungen gegen- über Frankreich geſpart habe, um ſi<7 und ſein Land vor Unbilden zu ſchüßen. Dann wörtli<: „Man erwiderte dieſes gute Betragen franzöſiſ<herſeits mit einer artigen und freundlichen Begegnung und der Fürſt verließ ſich ſo ſehr auf die ſogenannte loyaute francoise, daß er ſogar dem Uationalkonvent den Tag ſeiner Abreiſe (na; Baden-Baden) meldete, die auf den 14. Mai 1793 beſtimmt war. Er erhielt ohne Anſtand von der franzöſiſchen Generalität die erforderlichen Päſſe, am feſtgeſezten Tage aber wurde das Jagdſchloß zu Ueunkirhen von einem Militärkommando umringt, um ihn gefangen na< Frankreidh zu ſchleppen. Glück- licherweiſe war er einen Tag früher abgereiſt und der damalige Erbprinz, jetßige Fürſt, der in einem unſcheinbaren Ueberrock an der Tür ſtand, hatte die Gegen- wart des Geiſtes, ſich für eine andere Perſon auszugeben und mit großer Gefahr dur<h einen Sprung über die hohe Gartenmauer ſich zu retten.“ Der Jahrestag dieſer glücklichen Rettung, der in Iugenheim gefeiert wurde, gab die Deranlaſſung zu einem Gedicht, das für unſer Empfinden in ſeinen erſten Strophen zu blümerant iſt. Beſungen wird ſodann der glückliche „Seitenſprung“ über die Gartenmauer, deſſen erfreulicher Ausgang, wie wir erfahren, dem „roſigen Gefieder von Uaſſaus Shußgeiſt“ zu danken iſt. „Sklaven aus der Freiheit Lande Sdchmiedeten der Knechtſchaft Bande Cachend für den Herrſ<erarm; Mit der Freundſchaft Heuchelblike Jauchzte über ſeine Tücke Beimlih ſhon der Frevlerſchwarm, Dody auf roſigem Gefieder Schwebte Uaſſaus Schußgeiſt nieder Auf das edle Fürſtenhaus, Reckte ſtrebend ſeine Rete Durd) der BoSheit ſchwarze Uächte Ueber ſeinen Liebling aus.“ Der darauf folgende Chor fordert das Saarvolk auf: „Stimme froh in unſern Jubel, froh in unſern Hymnus ein!“ Aber dann wird die Sache ernſt, wer möchte oder könnte die vorſtehend im Fakſimiledruck wiedergegebene Strophe ohne VUlit- gefühl leſen! Was uns heute bewegt, unſer Sehnen nah dem Tag des Lichts, das alles erklingt uns in dem mehr als ein Jahrhundert alten Gedicht, als wäre es heute geſchrieben. Aus dem Jahre 1794 tönt hier ein Klang voller Wehmut aus einem bisher unbekannten Scriftſtük zu uns herüber und findet ſein lebenSs- friſches E<ho in unſerer Seele von der erſten Zeile bis zu den Shlußworten des ores: „Glänzewieder, TägderFreude,ſelig, wieSno<keinerwar' D danntretendankend wieder, wir zum heiligen Altar.“ 3»