Saarkalender für das Jahr 1930
„Aben Sie was ßu verßollen??? =“ Jd< wette -- ein jeder von uns, der einmal über
die Grenzen unſeres lieben, vom Völkerbund ſo eigenartig „beſchüßten“ Saarländchens
gefahren iſt, hat ſhon das eine oder andere Geſchihthen mit den Zöllnern gehabt. Im
Abteil zweimal Zweiter! Wir kommen von Merzig allmählich na; Mettla< und
freuen uns über den einen Vorteil, daß wir bei der Zollreviſion nicht wie bei der Einfahrt
auszuſteigen haben, daß der Zöllner ſo liebenswürdig iſt und zu uns kommt . . . .
„Aben Sie was fu verßollen???“ So frug er jeden der Reiſenden und ſteckte ſeine
amtseifrige Naſe in Koffer, Handtaſchen, Körbe uſw. Nun war im Abteil ein altes Frau-
chen mit einem mädtigen Gemüſekorb. Sie kam jedenfalls von irgend einem Markte,
hatte aber ſcheinbar, wie das mürriſche Geſicht verriet, keine beſonders guten Geſchäfte
gemacht.
So kommt der Zöllner auch zu der Frau und ſchnarrt ſein eingedrilltes Sprüchelchen*
„Aben Sie was ßu verßollen, Madame. =- Was aben Sie in dem Korrb???“ Zuerſt ein
langes Schweigen und dann mit einem Blick -- ſo voll Verachtung: „Zundsfutten!“
Der Zöllner aber iſt im Moment verblüfft. . . Man merkt es ihm an, wie er ſeinen
deuiſchen Wortſhaß durchſucht. Dann nimmt er plößlich ſein Buch mit den aufgezetch-
neten zollpflichtigen Gegenſtänden . . . „Andtaſchen . . . Aſen . . . Emd/5:. Oni 5.227"
Schüttelt den Kopf und ſagt: „Undsfutten??? -- Nix ßu verßollen!“ .
Der „Liener“. Der alte K. in Sp. war als Aufſchneider bekannt. Wenn er beim
Sonntagsnachmittagsſhoppen ſaß, ſo hatte er ſich bald in eine Unterhaltung hinein-
gemiſcht, hatte dann viel mehr erlebt, wollte alles beſſer wiſſen uſw., dom mußte er ſich
oft ein Zerzauſen ſeines Geredes und ein Auslachen gefallen laſſen. Zwei ſeiner Auf-
ſchneivereien ſeien hier wiedergegeben.
Die erſte erinnert an das Leſeſtück vom großen Kohlkopf und der Lügenbrücke. „Heit
han ich im Dingmerter (St. Ingberter) Wald 100 Haſe geſiehn,“ ſo begann K. am Bier-
tiſch. „Das 15 ausgeſchloſſe, ſoviel Haſe gebt es gar net mer“, antwortete ſein Nachbar
zur Rechten. „Wenn ich's Eich ſan, es könne awer 70 gewehn ſinn.“ „Biſcht verrickt.“ Aus-
ruf eines vis-a-vis. „Vielleicht waren's a nur 30“, verteidigte ſich K. „Wenn Du noch zehn
geſat häſcht“ ein Dritter. „Zehn Haſe müſſen's awer gewehn ſinn.“ K. gab es nicht auf.
„Quatſc< net ſo dumm, 10 Haſe lafen net z ſamme,“ entgegnete ihm ſein Nachbar zur
Linken, „iwrigens war ich geſ<htern im Dingmerter Wald unn han Rehläppcher geſucht
unn han ke Has geſiehn, die Franzoſe han jo alles abgeſchoß.“ Und was antwortete nun
K.? „Es muß awer e Has gewehn ſinn, ich han geſiehn, wie das Gebiſch ge:vackelt hat.“
Naturgeſchichtliches. „Das Kamel kann acht Tage lang arbeiten, ohne zu ſaufen“,
erzählte Herr X. ſeiner ſehr zungenfertigen Frau. =- „Das iſt noH gar nichts,“ erwiderte
dieſe, „ich kenne ſogar ein Kamel, das acht Tage ſaufen kann, ohne zu arbeiten!“ =- Herr
X. ging ſtill ins Nebenzimmer.
Der unvorſichtige Kirmsbeſucher. Vom alten Juſtizrat L., über deſſen originelle Art
der Verteidigung der Saarkalender wiederholt gemeldet hat, wird mir noch folgender
Fall mitgeteilt. Auf einer Kirmesſchlac<ht wird einem Teinehmer mit einem Bierglas der
Schädel eingeſchlagen. Bei der Gerichtsverhandlung konſtatiert der Arzt: „Der Er-
ſchlagene hatte allerdings eine ganz ungewöhnlich dünne Schädeldecke.“ Da ſpringt L.
auf und ruft: „Aber, mine Herren Geſchworenen, wat hat ſo'n Mann mit ſo'ne dünnr
SchädeldeK uf ner Kirmes zu ſuchen. Da is min Klient dat Opfer vun ſo'nem
Leichtſinn. Der arm Mann kann doh nich für 'ne Kirmes unbrauchbar Schädeldeck ver-
antwortlich gemacht werden.“
Eiferſucht iſt eine Leidenſchaft, die mit Eifer ſucht, was Leiden ſchafft. Eiferſucht,
hier freilich gaanz unberechtigt, führte beim Jean häufig zu unerquicklichen Szenen. Rede und
Widerrede ziteten dabei troß all" ſogenannter Bildung zu derben Wünſchen aus. Wieder
brandete t.,e Galle, und die Gattin wirft ihrem einſt ſo geliebten Jean an den Kopf:
„Du mic<ß auch!“ Worauf ex, vor Eiferſucht raſend, zurückbrüllt: „Sooo? Wer denn noh?“
L.
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Wie. +-=