Saarkalender für das Jahr 1929
. Plötzlich schrie die Ordonnanz: „Herr Unroffzier, do kummese, do kummese!“ Und
in der Tat - fünf mächtige Ungeheuer kamen über das Schneefeld auf uns zu und
tippelten drohend in Richtung auf unser Loch. Die Rachen ſchnoben, die Zähne
fletſchten, die Hauer wackelten fürchterlich auf und ab, — entſetzlich rollten die
glühenden Augen und sahen uns von unneruff schääl an. Ich gab in großer Kalt-
blütigkeit den Befehl zum Vorbringen der Gewehre, ich befahl trotz der fürchterlichen
Situation bedächtig Druckpunkt zu nehmen, ich befahl endlich abzudrücken. eng!
Binnnng! Zwei Säue kollerten umher, unsere Geschoſſe im Panz. Eine dritte Beſtie
trollte ſchwer beschädigt davon. Die anderen flüchteten, was haſchde, was kannſchde.
Ein überlegener Sieg war von der Küche errungen.
Ich sehe im Geiſt noch die Reihen der lüſternen Herren vom Stab zungenſchnalzend
um unsere Tierchen herumſcharwenzeln. Sie lobten uns und befühlten im Chorus die
wildſchweinernen Hinterteile, um feſtzuſtelen, daß die Kerle doch verdammt gut
schmecken müßten. Ich bestätigte lebhaft und versicherte, daß die Art des Geſchmacks
von der sie b ten Kompagnie nach vollzogener Atzung dem Stab gemeldet werde.
Es sei ja traurig, daß die Herren nicht ebenfalls mit Säuen zu tun gehabt hätten. Aber
ich gab gern und redlich allen Interessenten Rat, und als mich besonders die jüngeren
Offiziere um Auskunft baten, wo solche Biester zu schießen seien, erwiderte ich pflicht-
sſchuldigst: „Grad do hinne um die Egg.“
Eine klaſſiſche Abschiedsrede. Im Jahre 1886 erhielt der Leiter der Berginspektion 9,
Friedrichsthal, Bergrat Breuer, einen Ruf ins Aachener Revier, dem er Folge leiſtete.
Wir waren um den Verluſt in gedrückter Stimmung, denn Breuer war ein menſchen-
freundlicher Vorgesetzter. Die Beamten beſschloſſen daher, dem Scheidenden in einem
feierlichen Abschiedskommers im Restaurant Schaun kundzutun, welche Achtung und
Liebe er sich bei allen ohne Ausnahme erworben habe. Zum Redner beſtimmt wurde der
Oberſteiger, im Bergfach ein anerkannt tüchtiger Mann, den Breuer zu ſchätzen wußte.
Dem alten Bergmann machte die Abſchiedsrede, wie er sich wiederholt äußerte, eine
große innere Freude. Tagelang schrieb er daran, sodaß die Freunde ihn ermahnten:
„Mach es nur nit zu lang!“ Er entgegnete darauf ſtets: „Was sin muß, muß halt sin!“
Und der Tag kam. Wir sitzen an schön geſchmückter Tafel. Der Oberſteiger erhebt sich
feierlich und beginnt: „Sie kommen und gehen —~ tja – hm, hm. ~ Also, + sie kommen
und gehen – tja – hm (Pause). Na, Herr Bergrat, Sie wissen ja, was los iſt und
darum proſt!“ Der Effekt dieser Ansprache nach achttägiger Vorbereitung läßt ſich nicht
schildern. Alle klatſschten wieder und immer wieder Beifall, und das Bravorufen wollte
kein Ende nehmen. Sooft später unter den Beamten der Inspektion 9 die unter-
haltung auf den Abschiedsabend kam, sagte der Oberſsteiger regelrecht: „Verlangt von
mir, was ihr wollt, aber eine Rede red’ ich nie mehr,“ und er hat Wort gehalten.
Die höhere Tochter.. Ein wohlhabender Landmann wollte seiner Tochter eine gute
Bildung zuteil werden lassen und ſchickte sie auf eine höhere Töchterschule. Von dort
brachte ſie zur Freude der Eltern auch gute Zeugnisse mit, besonders zeichnete sie sich
durch vorzügliche Kenntnisse in der Naturgeschichte aus. Sie geht mit dem Vater aufs
Feld und betrachtet ſinnend das friſche Grün eines Kartoffelackers. „Ah,“ sagt sie be-
wundernd, „das iſt Salat, nicht wahr?“ , Ne“, erwidert der Vater, ſtutzig seine Tochter
betrachtend, „das ſind Grumbieren.“ „Es stimmt,“ entgegnet schlagfertig die Tochter,
„solanum tuberosum, ich meinte ja auch Kartoffelsalat.“
Bibel und Jazz. „Meine junge Freundin,“ sagte der beſuchende Geistliche in ernſtem
Tone zu der jungen Tochter des Hauſes, die am Klavier Jazzmelodien klimperte, „haben
Sie ſchon mal die zehn Gebote gehört?“ — „Pfeifen Sie doch mal ein paar Takte,“ war
die Antwort, „und ich kann es Ihnen gleich sagen.“
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