Saarfalender für das Jahr 1923
Inäustrie und Bergbau an der Saar.
Zeittafel
zuſammengeſtellt von Paul Brir
Quellen: A. Haßlacher: „Das Induſtriegebiet an der Saar“ (Mitteilungen des Hiſtoriſchen Vereins, Heft 12). =- Prof. Ruppers-
berg: „Die Induſtrie an der Saar“ (Weſtdeutſche Monatshefte). =- Dr. Lauer : „Die Glasinduſtrie im Saargebiet “ -- Außerdem
die „Saarbrücker Seitung“, ſowie verſchiedene moderne Adreßvücher und Nachſchlagewerke.
Industrie
Die Kunſt ider Eiſengewinnung und -Ver-
arbeitung war im Saargebiet, wenn nicht ſchon
in der qaallo-keltiſchem Zeit, ſo doch mindeſtens
bereits unter der Römerherrſchaft bekannt und
geübt. An Zahlreichen Punkten = wie in den
Wäldern bei Lanbdsweiler, Friedrichsthal,
Spieſen, Neunkirhen = 'Fänven . ſich ſog.
„Heidenſchlacken“. Südöſtlich von Friedrichs»
Hal wurde zu Anfang des 19. Jahrhunderts
unter der Decke des Waldboidems ſogar eine
vollſtändige Eiſenſchmelze mit Tiegeln, Zangen,
Sollgkohlen, halbgeſc<hmollzenen Eiſenkuchen und
ausgeſchmolzenen 'Luppen angetroffen.
1430 In einem „Richtungsbnweff“ zwiſchen der
Gräfßin-Witwe Eliſabeth. von Naſſau-Saoar-
brücken umd ihrem Lehnsmann. Friedrich
Greßffenclau von Vollrath tritt letzterer
zugunſten der Lehmnsherrſ<aft alle „iſen-
(chmitten“, die ſcon ſeine Eltern in dem
„Sinderdal umd daumb“ gehabt, ab.
Grof Johamn Ludwig verleiht die Eiſen-
ſchmiede bei Wiebelskirhen an Lux von
Naſſau und Johann von Lichtenſtein im
Erbpacht.
Graf Johann Ludwig verdinagt dem Meiſter
Johann Goldſchmid, Eiſenſc<hmied zu Wa-
dern, „Jſenöfen und Kugeln 3uU Not-
ſchlangen und Schlangem zu wgießen“.
-- In den Eiſſenwerken wurden huwuptſäch-
lich Töpfe, Oefen und Büchſien (Kanonen)
gegoſſen.
Entſtehumg der Eiſenhütte Geislautvern, der
älteſten Eiſenhütte der Gratfſchaft Saax-
brücken.
Entſtehung eines Hammerwerks in Dil-
lingen (Vorläufer der Dillinger Hütte).
Das Eiſenwerk Neunkirchen wird auf
landesherrliche Rechnuma übernommen.
(Erſbe urkundliche Erwähnung.)
Errichtung einer Elashütte nuf dem Bann
von Ludwetler bei Kreukwald.
Die Geislautermer Hütte wird 'umter den
Drangſalen des 30jährigen Krieges ver-
laſſen.
Zerſtörung des Hütter werks Neunkirchen
durch lothringiſchſpaniſche Truppen.
Das Neunkirher Eiſenwerk wird dur<
Schmiede :aus dem Schleildenex Tal (Eifel)
wieder in Gana gebracht.
Gründung der. Clarenthaler Glashübte
dur& Graf Guſtav Adolf von Naſſau-
Saarbrücken.
Gründung eimes Hüttelywerks in Dillingen
durd] Verleihung Ludwigs XIV. an den
Marquis von LEnoncourt-Blainville. Pro-
duktion: Eiſenplatten, Oefen, Gußwaren
und Senſen; ſpäter auch Weißblech.
1707 Die Gebr. Stenger errichten mit anderen
eine Glasbütte an der Lauberbruch.
Bergbau
1429 Ein „Schöffenweistum“ des Kloſters Neu-
münſter bei Ottweiler aus dieſem Jahze
gählt unter den in der Grafſchaft Ottweiber
rechtlich dem Landesherrn in Saarbrücken
zugehörigen Minervalfunden auch die Stein-
kohle auf. Hiernach muß alſo die Vexr-
wertbarkeit der Steinkohle ſhon um dieſe
Zeit in den Saarbrücker Landen bekannt
geweſen ſein und ihre Gewinnung be-
gonnen Haben.
Der Jahresertran der Kohlengrube Sulz-
bach, der bedeutendſten Grube, wird in
einer Urkunde mit 36 Pfennig angegeben.
Graf Philipp zu Naſſau-Saarbrücken er-
läßt eine Zunftordnung für die Kohlen-
gräber der Dörfer Dudweiler und Sulzbach.
Als Verſchiäffungsplat wird zum erſten
Male "die bei St. Johann errichtete
„Kohlrech“ (die ſpätere Kohlwaage“) ur-
kundlich erwähnt.
Die Gräfin-Witwe Eleonore zu Naſſau-
Saarbrücken aibt dem Ertrag der »Kohlen-
gruben der Grafßſchaft Saarbrücken (Zins
der Gruben beji Dudweiler) mit 42-18
Gulden jährlich an. Die Gruben der
Graffſchaft Ottweiler (Welbesweiler) ex-
brachten ſogar nur 6 Gulden.
Nach einem Verwaltungsbericht befanden ſich
in der Grafſchaft Saarbrücken 29 Kohlen-
grubien in Betrieb, davon allein bei Dud-
weiler-Sulabach 16 mit 76 Kohlengräbern,
im Köllertal (bei Rittenhofen, »Lummer-
ſchied, Schwalbach und Engelfongen) 9 mit
48 Kohlemnaräbern, die Übrigen 4 (bei
Geislautern, Fenne und Malſtatt) wuridden
von 8 Kollenoräbern HLztrieben. An
kanbvesherrlichen Grubenrenten erbrachten
dieſe 29 Gruben jährlih 135 Gulden,
wobei auf eingelnen Gruben 3-4 Fuer
(90-129 Zentmwer) Kolhbem gefördert wur-
den. In bier Grafſchaft Ottweiler be-
ſchränkte ſicht die 'Kohlengewinnung im
weſentlichen auf die Umaobuna von
Welleswoiler und auf den Kohlwald bei
Neunkirchen. =- Die Art der Kohlen-
aemmnung war denkbar einfach. Wo die
Kohlen gutage lagen, wurden ſie ab-
meſchürft, wobei natürkich ein planſloſer
Rawbbau getrieben wurde. Eine Ver-
oridmung aus dem aleichen Jahre beſtimmt
daher, daß die Erlaubnis, Kohlen zu
araben, nur gegen eine beitimmte Abgabe
gewährt wird.
Die Friedrichsthaler Glashütte eröffnet
eine Kohlengrube bei Spieſen, ſonfie das
Neumkircher Eiſenwerk eine ſolche im
Woilherbachtal.
1546
1586
1608
1750
RE
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