Saarfalender für das Jahr 1923
9 Die Herrſchaft Ottweiler.
Ottweiler wird im Jahre 1347 zuerſt ur-
kundlich erwähnt, iſt aber, wie der Name be-
weiſt, ſchon in der fränkiſchen Zeit entſtanoen.
Das Schloß wurde im Jahre 1438 der Gräfin
Eliſabeth als Witwenſitz überlaſſen; ſie hat
hier vielleicht die Romane „Hugſ<hapler“ und
„Loher und Maller“ geſchrieben. Die Herr-
ihaft Ottweiler gehörte zur Grafſchaft Saar-
brücken. Im Jahre 1545 entſtand durch Erb-
teilung eine beſondere Grafſchaft Ottweiler,
die Graf Johann I1V. erhielt; ex baute 1570
305 Schloß zu Neunkirchen und - erwirkte
dem Flecken Ottweiler das Marktrecht. .Im
Jahre 1575 führte Graf Albrecht von Naſſau-
Weilburg in Ottweiler die Reformation ein
und erneuerte das Schloß. Dive Verwaltung
den Beſitz der Familie Stumm und wurde
dur. die Tatkwvaft 'des Freiherrn Karl Fer-
dinand v. Stumm. (1836-1901) zu einem der
größten Eiſenwerke Deutſchlands erweitert.
Do2 in dem Kreiſe Ottweiler gelegenen Berg-
injpektionen Heinitz, Körtig und Reden be-
ſchäftigen an 20000 Bergleute mit einer
Förderung von 5 Millionen Tonnen. Die
Grube Reden yat durch ein ſchweres Schlag-
wetterunglück am 28. Januar 1907, das 150
Borgleuten das Leben raubte, eine traurige
B»rühmtheit erlangt. Neunkir)jen war dis-
her mit faſt 40 000 Einwohnern die gceößte
Londgemeinde das Saargebietes. Im Jahre
1921 iſt Neunkir<en . Stadtgemeinde gc"
worden.
Remiaiusturm in KRemmesweiler.
führte ein beſonderes Oberamt. Fürſt Wil-
helm Heinrich errichtete um die Mitte des
18. Jahrhunderts in Ottweiler eine Porzel-
hkanfabrik und baute das 'Shloß Jägersberz
um, das von Goethe im Jahre 1770 beſucht
wurde (Wahrheit und Dichtung, 10. Buch).
1797 wurde Ottweiler mit Frankreich vor-
einigt. Am 7. Januar 1814 zog Blücher in
Ottweiler ein, und durc den erſten Paxrtſer
Frieden wurde das Gobiet preußiſch. Seit
dem Jahre 1815 iſt Ottweiler Kreishaupt-
ſtadt. Von der alten Stadtbefeſtigung 3ſt
noh ein mächtiger fünfſpißiger Turm er-
halten. In der Grafſchaft Ottweiler (Sinner-
tal) wird ſchon im Jahre 1430 der Betrieb
von Eiſenſ<mieden und Kolhlengruben er-
wähnt. 1514 wird eine Eiſenſchmiede bei
Wiebel5kirhen genannt. Am Ende des 16.
Jahrhunderts entſtand das Eiſenwerk än
Neunkirchen, das im Jahre 1728 das
konſiderabelſte von allen Hüttenwerken in
den diesſeits rheiniſchen Landen genannt
wird. Dieſes Werk kam im Jahre 1806 in
3. Stadt und Kreis Saarlouis.
Die Feſtung Saarlouis wurde im Jahre
1680 auf Befehl des franzöſiſchen Königs
Ludwig XIV. 'durch den 'bevühmten Feſtungs-
baumeiſter Vauban auf lothringiſchem Gev»-
biete angelegt, das durch die Reunions-
kammer in VWieß der franzöſiſchen Krone
zugeſprochen worden war. Die Anſiedler ers
hielten wichtige Vergünſtigungen, das Gericht
von Wallerfangen wurde nach Saarlours
verlegt, und im Juli 1683 beſuchte der König
ſeibſt mit: ſeinem Hofſtaat die neue Stadt.
Durch den zweiten Pariſer Frieden (20. Nov.
1815) wurde Sacrlouis an Preußen ab-
getreten und die Feſtung am 30. November
desfſelben Jahres Üübergeben. Die Feſtungs-
werke wurden von der preußiſchen Verwal-
iung ausgebaut, die Stadt wurde Kreis-
hauptſtadt. Im Jahre 1889 wurden die
Foſtungswerke aufgegeben. Nach der franzö-
ſiſchen Beſetzung wurde 'Saarbouis der 'Siß
vo Dberlandeonerimts für das Ganragcblet.
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